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183 Tageblatt f-, Unterhaltung »nd Geschäftsverkehr. > Tonnahend den 2. Juli » —«r, 1859. Ersch lägt. Murg. 7 U- — Jnftlate die Spalljnlr S Pf werden dt« Ad. 7 (Sonnt, v. l l—2 Ü j angrnontmen. — Ddonn. PlerMiah, r» Ngr. bei uncnigeldl. Lieferung ir^-Hau«. Durck die Post Viertelt LV Rgr. Einz. Nummern l Ngr. Erpedttwn; Johannes-Allee 6 u. Walsenhautstr. 6 pt. den Garten der Anstalt umgiebt, und sprang von ders.l- den herab. Er gmg dann durch einen Garten, durch ein offenes Wohnhaus, gelangte auf eine Gasse und eylfloh. Kurz darauf stahl er Butter, Semmel und einen Napf mit Fett aus einem Brvdschranke in einem Hause eines Dorfes bei Zwickau. Ferner stahl er ein Stück Leinwand von einem Zaune, sowie ein Paar Pantoffeln. Unterwegs begegnete er einem Fuhrmann, der ihn anhielt. Er warf die gestohlenen Gegenstände weg und entfloh. Dann ver barg er sich jn eine Scheune. In der Nacht vom 13. zum 14. Jan. stahl er aus einem P erdestalle mehrere Effecten. Dann hielt ihn ein Nachtwächter an, mit dem er in Streit gerieth, infolge dessen er vom Nachtwächter geschlagen wurde und ihn wieder schlug, worauf er entfloh. Weiter auf der Flucht versuchte er eine Mutze zu stehlen. Er verschaffte sich eine solche durch Betrug. Ferner stahl er auf der Flucht nach Erbrechung eines BrodschrankeS ein halbes Brod und ein halbes Stückchen Butter. Dann ließ er sich in einem Gasthofe Nahrungsmittel geben, ohne sie bezahlen zu können. Von da ging er den 14. Jan. 1858 früh nach Eallnbcrg zum Flerschermstr. I. F Gün ther. Er kannte Günthern und dessen Ehefrau, da er früher als Soldat unter dem Namen Kutschte N. bei ih nen im Quartier gelegen hatte. Er wußte, daß die Gün- ther'schen Eheleute wohlhabend waren, gab sich bei den selben^ für einen Schmied aus und belog sie, indem er ihnen " sagte, er habe in Müssen Arbeit erhalten, seine Sachen würden mir der Post in Lichtcnstein ankommen und er wolle darauf warten. Er sagte ihnen auch, daß er früher bei ihnen im Quartier gelegen habe, wurde aber nicht wieder erkannt, jedoch freundlich ausgenommen und erhielt Essen und Trinken, wogegen er mehrere häusliche Geschäfte besorgte. Die verehrt. Günther forderte ihn auf, länger bei ihnen zu bleiben, waS er auch that. LagS da rauf früh stand er gegen 7 Uhr auf und kochte Kaffee, den er mit Günthern trank. Er erfuhr von Günthern, daß dessen Ehefrau unwohl fei und in ihrem Bette im Schweiße liege. Er wußte, daß Günther denselben Lag Lieh einkaufen und sofort bezahlen wolle, daß er also im Besitze von Geld (ein müsse. Erldachte, das Geld müsse oben in der Gchlaskammer sein und glaubte, das Geld nur dann erlangen zu t-nnen, wenn rr.die Günther'schen Eheleute tödt« und ihr Geld nehme. Inzwischen kam der Sohn des FleifchermeisterS Friede! und fragte Günthern, ob er mit aufS Dorf nach Vieh gehen wolle. Nachdem Frirdel.sich entfernt hatte, holte Günther einen Korb Hm Zur Nachricht. Mit dem 1. Juli begann ein neues Abonne ment auf die „dresdner Nachrichten" Preis für die Monate Juli, August und September 2V Ngr. bei freier Zusendung ins Haus. Bestellungen werden in Dresden angenom men: Joyannisallee und Waifenhausstraste Nr. 0 parterre. Dresden, den 2 Juli. — (Lebensbeschreibung des am 28. v. M. Hingerich teten Raubmörders Kulschte.) Johann Gottlob Kutschke, Sohn des Leinwebers Johann Gottlob Kutschke und der Johanne Christiane geb. Kitiel in Beyersdmf bei Neu salze, wurde daselbst am 22. August 1831 geboren. Bis zum 15. Lebensjahre bei seinen Eltern in Beyerödorf le bend, hat derselbe die dortige Schule regelmäßig besucht, L.ftn, Schreiben, Rechnen gelernt und ist in der Religion lutherischer Confession unterrichtet worden. Nach seiner Consi.mation arbeitete er theils bei seinem Vater als Lein weber, thcils einige Monate beim Bau der Löbau-Bautz- ner Eisenbahn und ging alsdann nach Dresden zu Hufe land als Brauerbursche, da er dort mehr verdiente. Bei Hufeland arbeitete er ein Jahr, gewöhnte sich dasSchnapS- irlnken an, verließ infolge einer Veruneinigung mit dem anderen Brauerburschen Kirsten seine Arbeit und betrieb, nachdem er einige Monate bei seinem Vetter in Sohland als Bleichknecht gearbeitet hatte, während des WinterS bei siirrer Mutter wieder die Leinweberei. Im Jahre 1852 wurde Kutschke Soldat und stand bei der 1. Compagnie drs 4. Bataillons Brigade Kronprinz in Dresden. Er kam wegen Diebstahls und Betrugs beim Kriegsgericht» zur Untersuchung, wurde zu 6 Monaten Arbeitshaus ver- urlheUt und aus dem Militärstande entfernt. Dann kam er beim Bezirksgericht Löbau wegen Diebstahls in Unter suchung und wurde zu 3 Jahren 2 Monaten ArbeitS- hauSstrafe verurlheclt Er ist vollkommen gesund und nie mals krank gewesen. Am 12. Jan. 1858 entsprang Kutschke aus dem Arbeitöhause zu Zwickau. Dl« Be handlung in der Anstalt war ihm zu streng, er erhielt nach seiner Meinung nicht ausreichende Kost und entschloß sich daher, mit einem andern Sträfling, Schulze, zu ent springen. Beim. Entspringen war er mit seinen Zücht- liNDökleidern bekleidet. Er stieg auf einer aus dem Holz- hoft geholten und angelegten Leitcr quf di^Maüer, welche