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für seine Schafe und trug ihn in den im Hofe besindli, chen Scbasstall, Kutschke ging mit in den Schafstall und Halle sich m demselben eine Axt, die er aus dem Fleisch- lacen genommen, bereit gelegt, um Günthern damit zu er morden, Als Günihcr den Schufen das Heu gab und sich tabei gebückt Halle, schlug Kutschke denselben mit die ser Axt auf den Hinttrkopf, Günther fiel fvfort nieder. Kniscbke gab ihm dann noch einige Schlage mil der Axt ins Gesicht und hielt ihn für lodl. Er li.ß den Leichnam Günthers im Scha'stalle liegen, bedeckte ihn mit Streu und verschloß sodann die Hausthür d.s Günlber'schen Hanfes. Er holte dann ein Bei! aus der Fieii'chkainmer Guiuh.rs und begab sich damit hinaus in die Schlaskam- mer der veiehel. Gümh.r, um dieselbe zu lödten. Er trat an das Bttl der vcrehcl. Günther, welche er wachend fand, und schlag diese mit dem Beile mehrmals auf den Hopf an der Sielle des rechten Schlaf.s, backte auch mit der Schneide des Beiles auf denselben und vcil.tzte ihn dergestalt, daß die verehrt. Günther sofort starb. Er durch suchte nun die Räume in dem Günther'schen Hause, fand die Schlüssel und öffnete damit die verschlossenen Behält nisse, fand in einem Schranke in der Kammer neben der Schlaskammec der verehrt, Günther ca. 900 Thlr. und na, m das sämmtliche gefundene Geld, meist in Silbrr- münze» bcst.hcnd, sowie mehrere Vorgefundene Effecten an sich und bekleidete sich zum Thcil mit denselben. Dann holte er sich auS Günthers Fleischkammer Wurst und aß sic zu dem Brote, daS er ebenfalls in Günthers Woh nung gefunden halte. Nach der vollbrachten Ermordung blieb Kutschke noch bis Nachmittags 4 Ubr im Günther« schm Hause, Geld suchend und den Abend abwartend, um dann in der Dunkelheit zu enifliehen. Hierauf ging er mit dem gefundenen Gelde und den genommenen Ef fecten zunächst nach Lichtenstein, kehrte in einer Schänk- wirihschast em, trank Bier und ließ sich bis Bernsdorf fahren. Dort kehrte er im Gasthofe an der Straße ein und fuhr von da nach Chemnitz, hielt sich in der Linvner'schen Hoppklwinhschaft bis zum 18 Jan. 1858 auf und fuhr an dit!em Tage nach Freiberg, wo er arrelirt wurde.— Die sühnende Gerechtigkeit Hai den Ruch.osen vor einigen Ta ge», wie schon erwähnt, vom Leben zum Tode gebracht. Möge Gott seiner verirrten Seele gnädig sein! -- Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: Bon so untergeordneter Bedeutung auch die in den letzt- v.rgangcneir Wochen zum Verspruch gekommener Straf- rechlsfalle einigen TheilS gewesen sein mögen, so bieten sie doch dem beobachtenden Psychologen und Moralisten m ihre, steten Abwechselung ein immer neues Interesse. DirS bezeichnen wir auch als die Ursache, warum man die in unserem Blatte trotz der die öffentliche Aufmerk samkeit jetzt in erhöhten»! Grade beanspruchenden politi schen Wirren unausgesetzt zum Abdruck gelangenden ge richtlichen Verhandlungen, wie wir mehrfach Horen, mit Bkfrlecrgung aufnimmt. Wir werden damit auch im neuen Quartal in derselben Weise sortfahren, und geben die Ve.sichcrung, daß ein Jeder, der an irgend einer Ver handlung Jnter.sse nimmt, deren möglichst treues Abbild auch fernerhin bei uns finden wird. Wir haben heute abermals nur über eine an und für sich geringfügige Sache zu berichten, auf die aber durch die mit ihr ver bundenen Nebenumstände so manches Helle Schlaglicht siel. Die unverehelichte Hanne Marie Lrübenbach, Fa brikarbeiterin aus Thiemendorf, hatte ein zartes Verhält- n>ß m.t dem Soldat Kempe unterhalten, in dessen Folge ihre körperlichen Umstände immer interessanter zu werden schienen. Da sie aber diese ihrer nächsten Umgebung ver heimlichen wollte, so beschloß sie, sich der gewonnenen Bürde im Dresdner Clmicum ganz in der Stille zu ent ledigen. Jndrß besaß sie weder zur Reist noch für den Aufenthalt in der Residenz die erforderlichen Mittel. Sie faßte daher den Entschluß — ob mit oder ohne Wlder- st.eben, blieb unerörtert — diese sich durch e.nrn Dieb stahl in einem ihr wahrscheinlich bekannten Hause zu verschaffen, begab sich an einem Abende der vergangenen ersten Mä-ztage in die Besitzung des Z mmermanns Neu häuser zu Weydorf und hvlie sich dort aus einer unver schlossenen Kammer des ersten Siocks verschiedene den Töchtern desselben zugehörige Kleider, welche später nach gcrichil cher Taxe über 18 Thlr. gewürdert wurden; eu er Bekannten in Oederan nahm sie ohne deren Wessen und Eilaubniß ein Paar ziemlich neue Schuhe mit. Mit düsen Kleinodien versitzen gelangte sie glücklich nach Dres den und bestritt zum größien Theil aus deren Versitzung oder Verkauf ihre Bedürfnisse. Nachdem sie sich rm Clinieum gemeldet hatte und daselbst bei der sofort er sichtlichen Zweifelhaftigkeit ihrer Schwangerschaft eine Woche lang in Obhut genommen worden war, wurde ihr Zustand nub als eine infolge abnormer weitst.cher Verhältnisse herbeigeführte Geschwulst erkannt, und sie wieder entlassen. Nun aber fehlten ihr wiederum die Mittel zur Rückreise und vielleicht zur Bezahlung indeß ausgelaufener Schulden. Daher bewährte sich an ihr wieder einmal Schillers Won: „Das eben ist der Fluch der bösen That, daß sie fortzeugend Böses muß gebären." Sie beging einen neuen, nach dem Strafgesetzbuch noch härter alö der frühere zu bestrafenden Fehler, indem sie an ihren Geliebten Kempe die Meldung erließ, sie sei eines tobten Knäblrins genesen, unter Hinzusügung der Bitte, er solle ihr Geld schicken. Kempe aber kam selber, um sich nach dem Grund oder Ungrund des Verhältnisses persönlich umzuschauen. Da fand er aber keine Spur von einer stattgesundenen Niederkunft; seine Dulcinea war noch so munter und drall, wie früher, von den Wirthsleuten wußte auch Niemand ein Wort davon. Sie aber beharrtc starr und steif bei ihrem Vorgeben und beglaubigte dies dadurch, daß sie sich von irgend einem unbekannt Gebliebenen ein angeblich von der Direction dcS Hebammeninstituts ausgestelltes Zeugniß anfertigen ließ, zu dessen Bekräftigung sie dasjenige Siegel ausschn tt und ausklebte, welches sich unter dem über ihren einwö- chigen Aufenthalt im Clinicum erhaltenen BeglaubigungS« scheme befand. -Iber Kempe forschte tiefer, und die Fälschung sowie drr begangene Diebstahl kamen an den Tag. Er war natürlich höchst entrüstet über dieses Prello, und wird sic nun woist schwerlich bestachen. Hr. Staatsanwalt Held suchte die von tiefster Reue durch drungen sch ürende Jnculpalin in Ermangelung eines Vertherdigers zwar aus dem Gesichtspunkte angrenzender echter Noch mit der ihm namentlich gegen erstmalige Gc- setzübertretcr eigenen Milde einigermaßen zu entsühnen; es konnte dieses edle Bestreben ind.ß nicht hindern, daß das eiserne Gesetz sie zu fünimonailichem Arbeüshause vcr- ! urtheilte. — An dieses Referat erlaubt sich tue Redac- ' tion eine Bemerkung zu knüpfen, die von ihrem Bericht- i erstatter zwar früher schon einmal gcmacht worden, aber ? seiten des königl. Bezirksgericht entweder nicht gelesen « worden, oder ohne Berücksichtigung geblichen ist. Be kanntlich theilen wir im Interesse des PublicumS in der Regel die bevorstehenden Gerichtsverhandlungen in der Weise mit, wie sie am schwarzen Brete der Flur im Ge- richtöhause angekündigt zu werden pflegen. Dieselben enthalten nur gewöhnlich nichts weiter als die Na men der Jnculpaten, Wohnort und Stand sind in der Regel dort wcggelassen. Wir aber befinden uns nicht in der Lage, dieselben zu ergänzen. Wie leicht sind da nun Verwechselungen und Mißverständnisse möglich, indem be kannter Maßen verschiedene Personen oft rin und densel ben Namen führen. So kam es denn auch, daß rin ge- w ffcr Herr Friedr. Eduard Weise von hier vor ein'Ml Lagen in höchster Entrüstung pnS zur Rede setzte, daß