Volltext Seite (XML)
Tageblütt » k- für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. 86 Sonntag den 27. März 185S. Ersch. tägl. Morg. 7 U. — Inserate die Spaltzeile 5 Pf werden bis Ab. 7 (Sonnt, v. 11—2 U.) angenommen. — Abonn. Vierteljahr 20 Ngr. bei nnentgeldl. Lieferung in's Haus. Durch die Post. Viertelj . 20 Ngr. Einz. Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes - Allee 6 u. Waisenhausstr. 6 pt. Behufs der Zusammenstellung einer ergän zenden Adreß - Uebersicht ersuchen wir Diejenigen, welche zu bevorstehendem Oster-Termine ihre Wohnung verändern, uns bis zum 1. April gefälligst ihre neu zu be ziehende oder bereits bezogene Wohnung schriftlich an;u- geben, um dieselbe, zur Orientirung für das größere Pu blikum, nach dem Namen alphabetisch geordnet, in den .Dresdner Nachrichten" in den ersten Tagen des kommenden Monats unentgeldlich zum Abdruck zu bringen. Die Expedition der „Dresdner Nachrichten." Johannis-Allee 6 Local- und Provinzial-Nachrichten. Dresden, den 27. März. — Morgen findet die diesjährige Prüfung in der hiesigen israelitischen Gemeindeschule und zwar Vorm, von halb 9 Uhr und Nachm, von halb 3 Uhr an statt. — Von Sattlers höchst fthenstverthen Kosmoramen (am Postplatze) wird die dritte Abtheilung morgen aufge stellt. Diese Abiheilung wirs u. A. eine Ansicht vonVe- nedig, das Forum in Pompeji, den Oelberg und das Thal Josaphat, die Hauptfapade des Straßburger Münsters, eine innere Ansicht der Kapelle des heiligen Grabes und der Auferstehungskirche in Jerusalem, den Bosporus rc. enthalten. — Der Thermometer auf der alten Elbbrücke ist in vorvoriger Nacht spurlos verschwunden. Sollte wieder eine frrvilnde und spitzbübische Hand sich daran vergriffen haben? Man kann wohl behaupten, daß dies ein Ereig niß ist welches Erwähnung verdient, da gering gerechnet täglich mindestens tausend Passanten der Brücke nach dem mitilen Pfeiler einbiegen, um sich über den Standpunkt der Temperatur zu orientiren. Vorläufig müssen auch wir auf Angabe des nächtlichen Thermometer-Standpunktes verzichten, den Wunsch anfügend, rS möge recht bald ein Ersatz für diese liebe .Gewohnheit des Daseinö" geboten werden. — Gestern Vorm, hatte sich in der Nähe dcr Ober- seergasse ein Trupp Menschen um ein kleines Mädchen versammelt, welches entkräftet und aus Mund und Nase blutend, stöhnend, scheinbar dem Tode nahe war. Dessen jüngeres Brüverchen schrie um Hilfe, und man erkannte aus dem aufgetriebenen, blau und rothen, bethränten Ge sichte des Kindes, daß es irgend einen Gegenstand ver schluckt hatte, welcher ihm den Athem benahm. Eine hin zukommende Dame erfaßte beide Arme der Kleinen, zog selbe straff empor und so gegen sich, daß deren Kopf tief gesenkt an ihrer Brust angestemmt war. Sogleich hustet« die Kleine und ein blutumzogener Splitter eines zerbisse nen Pflaumenkerns lag in ihrem Munde, welchen sie mit den Fingern hervorholte, dann weirund lächelte und zu ih rem Brüderchen sprang. Wir erzählen diesen Fall mit dem Bemerken, daß eS jedenfalls dem zweckmäßigen Ver fahren der hinzukommenden Dame zu danken war, daß die Kleine von ihrem Uebel befreit wurde, und machen im allgemeinen Jntttessr darauf aufmerksam, bei ähnlichen Vorkommnissen ein Gleiches zu thun Denn wenn der Kopf gesenkt, die Arme cmporgestreckt sind, sich also der Schlund erweitert und sonach von oben hinab kein Luftdruck möglich, ist, wird durch Aufathmung der lästige Gegenstand emporgestoßen. Viele Erwachsene scheinen dies einfache Mittel nicht zu kennen. — ok— Wir warnen vor einer neuen Art de» Schwindels, welche jetzt in hiesigen öffentlichen Localen von einigen dunklen Existenzen betrieben wird. Diese Herren beschäftigen sich nämlich mit dem Verkauf von anscheinend goldenen, sehr sauber auSsehenden Eylinder- uhren, wie solche im Preise von ungefähr 30 Lhlrn. bei jedem Uhrmacher zu finden sind; nur leiden diese Uhren an dem kleinen Fehler, daß sie nicht Gold, sondern schwach vergoldetes Messing sind. Von einem Augenzeugen wird uns berichtet, baß kürzlich in einem Lanzlocale ein jun ger Mann eine solche Uhr für 13 Lhlr. kaufte und ein sehr gutes Geschäft gemacht zu haben glaubte, bis er zu seinem Schrecken von Sachverständigen darüber belehrt wurde, daß er sich recht ordentlich hätte anführen lassen. Der Verkäufer war natürlich schleunigst verschwunden. Schon im Interesse der Uhrmacherinnung sollte auf diese Uhrenhändler mit aller Vigilanz gefahndet und ihnen da» Handwerk exemplarisch gelegt werden. — Frau v. Bock, welche bereits Dresden verlassen bat, ist fest entschlossen, sich ferner allen Mitwirkungen bei öffentlichen Soncertrn rc. zu entziehen. —-vk— Die Natur spielt in der That Schabemak, obschon der Fasching schon zwei Wochen lang begraben ist. Dieser Schabemak war am vorgestrigen Freitag je doch ein so grausamer, daß gar kein Ersatz für ein solches Auftreten zu finden ist. WaS nützt uns an einem solchen Stöbertage alle LagS zuvor aus den Karben deS blauen Himmels in unser Herz ausgenommen« Siegrögewisshrit,