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s' s! I ß«r Platz, den er hatte, sanft van de« Orchester eingenommen zu werden) war mit einigen Blumentöpfen umstellt; darauf lag eine Bibel. Hinter demselben saß der Sprecher Präs. Binder, wel> cher fich nun erhob und begann: „Großer Geist! du Urquell al. le» Sein«! du Aetherquelle führ un» zur Liebe und zur stt>lichcn Kraft. Und du, dessen Namen ich nicht nenne, da er so oft miß braucht wird, an deine Wiege klammern ste fich und an dein Kreuz, drin klares An-estcht besticken ste mit Blut, aber nqchah men wollen ste dir nicht. O du Nazarener I Durch die Liebe konntest du dich GotteS Sohn nennen, und somit hast du auch un< zu Gotte» Söhnen gemacht." Folgten einige fade Reden» arten von „kummerbleichem Gefickt de- Armen, dem man Brot geben fall u. s. w. Demnächst begann der musikalische Thcil der Matinee. Einige Männerstimmen trugen eine Motette vor, deren Trivialität in Bezug auf Compofition, als auch nüchtern» Bortragsweife in dieser Versammlung ganz am Platze erschien; dies» Ohrenqual mit Solo-Quartett und obligatem Baß-Solo dauerte eine volle Viertelstunde, und die Versammlung hatte Muße, fich auf die Rede de» Sprecher» gefaßt zu machen, von welcher e» im Eingangliede hieß: „da kündet im vertrauten Worte de» Freunde» Stimme, wa» uns fehlt. — Und also bat er ih nen verkündet, was ihnen fehlt: „Glückauf! das ist der Gruß des Bergmann», wenn er in den Sckacht fährt, daS Gold zu suchen. Der «ruß ergeht auch an Eie dem großen Geiste (glaubt »an nicht einen Indianischen Wilden zu hören?) den neuen Tempel bauen wollen. Ei- haben mich mit einer Einladung beehrt; ich komme »un nicht, ste zu belehren, sonder» mit Ihnen «in» recht liebe, liebe Stunde zu verleben. (ES geht doch nicht» über die Semüthlichkeit!) Was nimmst du nun, dacht ich heute Morgen, von dem manchen Schönen und Lieben, was in diesem Buche (rer Bibel) steht? Da ging gerade die Sonne auf und schien so hell herein, daß ich mit Freudentlränen dem Strahle Dank sagte und — da war die Stelle gefunden k — (J .r seid da» Salz der Erde — Ihr sei» das Licht d-r Welt rc) — Der Bergmann bereitet fich erst zu seinem Berufe vor, indem er Lickt und Hammer fich schafft, dann erst betet er: Glück auf! denn er kan» auch beten, wenigstens ahnt er, waS daS ist. Wir brauchen zum Beten keinen Tempel. N cht einen Dom aus Holz und Stein, — der M nschhett Dom muß größer sein. Wir beten, wie unser erhabener Meister uns lehrt: Wer i» meinem Namen bittet, d. h. in seinem Geiste, denn sekn Name ist nicht ein Zau« berspiuch, mit dem man mit Hilfe von oben herabcommandirt; Euer Gebet sei darum ein Denken! ES giebt ein Lies, meine Brüder und Schwestern, .Hinauf, hinauf geschaut und auf Gott, auf Gott vertraut." Früher hatte ich da» sehr lieb, j-tzt aber kann ich nur mitleidig lächeln und sagen: Lieber Dichter, warum denn nach oben? Warum von dort dcin Vertrauen hole«? Greif doch in dein Herz, da mußt du e» finden. Einst suchte man hier (auf die Bibel zeigend), nun, da» ist jetzt vorbei; du bist kein göttliche», nein, du bist ein menschliche» Buch, aber dennoch bist du un» ein liebe» Buch. — B>st du Andern wehr, sei'S immer hin, nur wögen ste die rechte Ukbcrsetzung auch haben, nämlich die der Worte in Tbaten; für uns doch bist du viel zu klein — nein, unser Buch muß größer sein." Aller Schöpfung Heer ist unser Buch; das schrieb der Schöpfer selbst und „man soll Bott mehr gehorchen, als den Menschen." Du, meine Schwester, in dem du ein Netz strickst ovcr häkelst, hast cs durch die Spinne erst gelernt. (Folgen Geschichten vom Indianer, der die Jagd von der Spinne, die Schifffahrt vom schwimmenden Baumstamm .lernt.) Go redet unser aroßeS Buch; so redete c» zu dem gro ßen Manne au» Zudäa (?), der große G Ist zeigte fich ihm in ei nem brennenden Busch u. s. w. Diese Männer erzählten e« ihren schwächeren Brüdern, ste glaubten eS wörtlich: so entstanden die Wunder. Sollen wir nun In der Kindheit bleiben? Vor wärts! mit dem Lichte der Vernunft und dem Hammer de» Geiste» treten wir vor da» Buch, e« de» Brüdern zu deute». Geht, da» ist Eure Aufgabe, dann seid Ihr Licht und Salz der Erde. Wie könnt Ihr Licht sein? (folgt eine chemische Erklär ung über die Verbindungen deS Sauerstoff,» rc.) Wie nun di« Flamme all>» Unrein» verzehrt und selbst hell ist, so läut re auch Du Dich in der EikenntniH Flamme, werde ein Mensch, groß und gut; sei ein Sott, der in GotteS Tempel wohnt; verbreite auch uw Dich den Läuterung-stoff de» Denken». Ach, ich sehe die Scheiterhaufen, sehe alle die Gemarterten: da» sollte der Glaube sein, der selig macht? — Nimmermehr I" — (Folgen dir Bekenntnisse einer schönen Seele:)— „Ich Hube riesig gekämpft, ich will rS Ihnen hier nur als Bet- spiel anführen. 20 Jahre lang habe ich studirt; vor 5 Jahren nahm ich in diese Hände den Pflug, da ich an der Welt verzwei felt» u. s. w. Ach, und dann ein» Frau haben, rin« Frau, und fich loSreißen müssen von allem bisher Bestehenden, ihrer Bitte nicht folgen können — nein, man soll Gott mehr gehorchen al ben Menschen, ich habe ihm gehorcht und mich loSgcmacht, ich gottloser Mensch, d. h. in den Augen Andersglaubender gottlos, weil ich den Gort dieser Blätter nicht, sondern den ewigen verehre; eS giebt Willensfreiheit, ich habe eS erkannt. Ich verbrannte in einem heiligen nuto äs le alles Zweifelhafte. Fatalisten d,» Glaubens standen recht-, Fatalisten der Materie links, aber ich faßt» kühn da- Wort: Man soll Gott mehr gehorchen u. s. w. Steht auf, liebe Brüder und Schwestern, in Barbarossa-Geist*), seid das Licht und zeiget Euren Brüdern, wie man fich selbst er löst. Warten ste doch ab, die unS ferne stehe», ehe ste ver dammten. Abwarten! Ihr schließt den Gott in Kirchen ein, wie in Privatlocale, ibr heiligt Sonn- und Festtage, wir alle Tage, ja ein ,dl,S Sein und Streben muß mit unS aufstehen und fich mit unS nieder! gen. Ihr habt Eoit außer euch, wir in u»S; da seht den künstlichen Bau der N rven u. s.w., nun sollt« ich sagen: Ich erbärmlicher nichtsnutziger Mensch, der nur et was wird durch GotteS Gnade? — — E n ander Mal einen gelehrten Vortrag, heute nur einen, der daS Flämmchen anfacht; dann beginnen wir den neuen T mpclbau. Kein Tempi-lbau von Holz und Stein, — Der Menschh>il Dom muß größer sein! — Die Liebe sei die Priest rin — Die That ra» Opferlamm darin." Nachdem es M t der R imerei in dieser Weise noch eine Weile fortgegangen war, sang man einen VerS von „G dankenmorden, vor den n man sicher sei, und vom stolzen Glauben-wahn, der hier wiche." Hiernach trat der Redner nt der auf, sprechend: Nicht die geweihten Hände ve» Priesters können den Segen spen den, sondern die Hände dessen, der d n großen Weltgeist erkannt hat." Nu" producirte er fich al» Dichter und Deklamator, in dem er mit vielem Pathos eine Paraphrase de» V,te> unser» zum Beste» gab (man entschuldigte den AuScruck), gegen welche di« bekannte Wuschei'sche gediegene- Gold ist. Dieselbe war so platt und nichtssagend, daß wir schon jetzt, nach nur wenigen Stunden, außer Stande find, ste auch nur annähernd wiererzu- geben. Zuletzt sang man noch einen VerS, daß „einst alle Tem pel fallen werden", wiewohl dieselben dem ersten Verse nach schon längst gefallen waren Schließlich wollen wir noch eini ger Aenßerungen Erwähnung thun, denen wir im Gedränge de» HinauSgehen» un» nicht entziehen konnten. Einige meinten, die Rede sei zwar schön gewesen, für ste aber zu hoch und größten- theil» unverständlich. Wie wird eS dann werden, wen» erst der versprochene gelehrte Vortrag fich hören läßt! Vielleicht, daß dann viele dieser Leute zu dem Worte zurückkehren, von welchem es heißt „ein Elephant muß drin schwimmen, und doch kann ein Lämmlein drin waten." Daß einem gesunden Ginne Gedanken, wie der Vortrag ste aussprach, doch ferne liegen, erfuhren wir * Das hätte der alte Rothbart gewiß nicht gedacht, daß er, der auf einem Kreuzzuge starb, noch von den modernen Freigemein den als Geist gemißbraucht werden sollte D. R. d. N. Pr. Z. I. «ach Leipzig rr. und vor» dort hierher: Aük- Personen;,lge: «rg». »1/4 sr/, L., (Köln) Vorm. 10 u., Mittag» Ir U-, «ach«. 2»/« U. (Pari») Abd«. «1/4 U.(KSln). - Ank. «kg», »i/d U.. Mitt. 12 (Wim), Nachm. 4 Abd«. S'/e, 10 u. 12r/, U. U. Nach Themnitz u. v. dort hier».» »Hs. Mrg«. a»/,l»., Borm. 10 u., »0. t,l/L u. — Mrgü u., Nachm, »r,, u., «d. 11 u. HU. Nach Tharandt und non dort hierher: Abs. Mrg». 71/,«., Nach«. 2 u. « U., «bd«. «Vr U. - Ruk. «rg«. 7»/« v„ Vorm. S'/r U., Nachm. Lr/i «bd«. 8 U. IV. «ach Berlin «. »»» »ort hiertztnUb s. Früh Sr/« 7i.«U