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Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. 5« Sonnabend den IS Februar 1859. «rlch. ta?l. Morg. 7.— Jnjerati dirLpaNztU» S Kf. w«rden dlS Äd. 7 (Sonnl.v. It—2) angenommen. — Adonn. Vierteljahr20St?r. bei un» ertae!»i. vieserungm'« Hau«. Durch die Post Mertelj. 20 Ngr Lin» Nummern 1 Rgr. Expedition! Johann es -Allee« u. Waisenhausftr. 6 Pt- Local- und Provinzial-Nachrichten. Dresden, den 19. Februar. — Se. M. der König hat in einer dem bisherigen K. Preuß. außerordentlichen Gesandten und bevollmäch tigten Minister Grafen von Redern am 12 d. M. er- theilten Pacticular-Audienz dessen Abbrrufungsschrciben ent gegengenommen. — Ueber den Tod der Erbgroßherzogin Anna von Toscana schreibt man aus Florenz vom 11. Febr.: Wir erhielten gestern Nachmittags die betrübende Nachricht, daß die Prinzessin 15 Minuten vor 10 Uhr ausgekämpft hatte. Warum man so fest an der Hoffnung auf Wieder genesung hielt, wurde am besten durch die ausnahmslose Theilnahme klar, welche das Volk bei dem Lrauerfall be zeigte. Wie es ächten Frauen geziemt, floß still das Leben der Verstorbenen dahin und selten hörte man sie im Ge spräch nennen. Es überrascht somit, jetzt zu sehen, daß die Prinzessin während einer so kurzen Zeit sich so allge meine Liebe erworben hatte. Binnen einer halben Stunde war die Nachricht durch ganz Florenz verbreitet. Die ar men Leute in den Straßen hört man ausrufen: „?otzrins, pverina! e morta uns gran buono siAiwia!^ (Die Aermste I die Aermste! es ist eine so gute Frau gestorben!) Dieses allgemeine Bedauern ist zugleich ehrenhaft für die Florentiner, die ein Herz zu würdigen verstehen, auch wenn es der von ihnen so oft verkannten Fremde angehört. Die Theater sind seit gestern auf drei Tage sämmtlich geschlos sen, so daß man auch öffentlich die Unschicklichkeit wieder gut machte, daß das Militär vorgestern und gestern ohne Rücksicht auf den ernsten Augenblick, von dem man durch die Depeschen in Kenntniß gesetzt war, beim Aufziehen der Wache vor dem Palast die lustigsten Tanzmelodien auf, spielte. Es wird der Carneval nun jedenfalls wenig leb haft werden, selbst wenn man die Masken später noch gestattet. — Dem Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts ist die betrübende Nachricht zugegangen, daß in dem Seminare zu Annabcrg die typhöse Grippe aus gebrochen ist. Um den Herd der Krankheit sofort zu zer- Iprengen, ist das Seminar vorläufig auf zwei Wochen ge schlossen und sind die noch gesunden Zöglinge in ihre Hei- math entlassen worden. Daß in den Lokalitäten der An stalt ein Grund zu der Krankheitserscheinung nicht zu su chen sei, ist von dem Arzte derselben v. Otto, ausgespro chen worden. Um aber Nichts zu unterlassen, was zur Beruhigung der Zöglinge und ihrer Angehörigen dienen kann, ist überdies sofort die Krrisdirrction angewiesen wor den, durch den bei ihr angestellten Mcdicinalrath unter Zuziehung des Anstalttarztes über die KrankheitScrscheinung und ihre etwaigen Ursachen die eingehendsten Erörterungen anzustellen. — Unter dem 14. d. M> hat die Akademie der Wis senschaften zu Paris (Institut Imperial äv kranoe) den Geh. Med-Rath und Leibarzt Sr. M. des Königs, 0. C. G. Carus in Dresden, an die Stelle des Geh. Med.- Raths und Prof. v. I. Müller in Berlin, zu ihrem cor- respondirenden Mitglicde für Anatomie und Zoologie er nannt. — Alle Diejenigen, welche die Grundsteuer auf): r 1. Termin d. I. noch nicht zur Abführung gebracht a- bcn, werden vom hiesigen Rathe nunmehr an deren unge säumte Berichtigung erinnert, da die Nichtbeachtung dieser Erinnerung den sofortigen Eintritt rxecutivischer Maßregeln zur unausbleiblichen Folge hat. — Zu dem Vermögen des hiesigen Restaurateur- Johann Georg Herrmann Günther im Belvedere der Brühl'schen Terrasse ist Seiten des K. Gerichtsamtes für die Stadt Dresden der Concursprozeß eröffnet und Herr Finanzprocura'tor Advocat Küttner als Rechts- und Gü- trrvertreter bestellt worden. — Wenn die edle Tonkunst in ihren unendlichen Nüancirungen unbestritten unter allen Künsten am meisten geeignet ist, das menschliche Dasein zu verklären und das Gemülh zu erheben, so dünkt uns, in ihr stehe wiederum der Gesang an der Spitze, der gute, geregelte Gelang, er erklinge vereinzelt oder im Chor. Ein dem letztgenannten Zwecke gewidmeter, sowohl numerisch als durch gute Stimm mittel bedeutend hrrvortretcnder Verein, dessen Streben dahin gerichtet ist, den gebildeten musikalischen Dilettantis mus der höheren Kunstweihe zuzuführen und dabei nicht blos vorzugsweise ältere und kirchliche Musik, sondern auch die Werke neuerer Componisten zur Aufführung zu brin gen, die Dresdner Singakademie (Chorgesangverein) feierte am vorgestrigen Abende ihr Stiftungsfest in den Räumen des Belvedere durch Aufführung folgender Lonstücke: Ge sang der Geister über den Wassern von F. Hiller, Lob deS Frühlings von F. Mendelssohn, Gruß von G. Reißiger, Schöne Rohtraut von R. Schumann, Frühlingsbotschaft von Nielö-Tade- Diese Gesänge wurden, geleitet von dem als tüchtigen Dirigenten längst anerkannten Hrn. Musik direktor Pfretzschner, von den jugendlich-frischen Stimmen