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,vem »e, 28 Feornur 1Ü20 «»chsisch, «,!»«,,»«««« «, <8 «eil, , Wer rerret nnS aus der Wohnungsnot? , Äon fachmännischer Seit« wild uns geschrieben: Ueber die Woh nungsnot ist »su »aßgebenden und unmaßgcbeuden Stellen ebensoviel geschrieben «nd erwogen, als geplant, vorbereitet und organisiert, viid doch fixe» wir mitte» in dem größten Wohnungselend, und dieses Wird noch eihöht durch die Rückkehr unserer Gefangenen. Das Mittel, was all in hatte Helsen können, die bauliche Tätigkeit, tam nicht zur timvendung. Schuld daran waren im allgemeinen Kohlen- und t'austossmangel, sowie Lerlchrsschwierigleiten. Aber diese hätten be wältigt werden können, wenn man ihnen schnell und entschlossen zu Leibe gegangen wäre. Hier handelte es sich in der Hauptsache um eine Frage praktischen und schnellen Lrganisierens unter Berücksichtigung der anssthlggebenben technischwirtschastlichen Gesichtspunkt«: denn die ganze Wohnungsfrage ist und bleibt letzten Endes eine bauwirlschast- liche Krage, trotz allem, was dagegen gesagt werden mag. Um sie einigermaßen befriedigend zu lösen, galt es, einfach und großzügig vorzugehen und die in Frage kommenden Zuständigkeiten nach Mög- k-bleil tuiainweiuttfassen. Einigermaßen wenigstens wurde nach diesem Grundsatz Verfahren bei dem Ausbau und der Einrichtung der Woh- «ungsablcilung im Wohlsahrtsminifterium. Was aber bei Einrich tung dieser zentralen Stelle versäumt wurde, das war eine genügende Durchsetzung mit höheren technische» Beamten. Das muß unbedingt »achgeholt werden, um die ans Grund langjähriger praktischer Erfah rungen In technischen Dingen sür nötig erachteten Maßnahmen schnell »nd ungekürzt mit dem erforderlichen Nachdruck durchsetzen zu können. In noch stärkerem Maße als dorl mutz ein Auslau in diesem Sinne hei der Bezirksinstanz gefordert werden. Mit der Einrichtung der Stelle» der Bezirkswohnungskommissare hat man zwar einen vielver sprechenden Anlaus genommen. Aber zu Bezirkswohnungskommissare» find >u Preutzen die Regierungspräsidenten Instellt, und diese arbeiten »ach wie vor mil ihren, schwerfälligen Apparat von juristischen Diri genten. Referenten und Dezernenten, mit der Unzulänglichkeit der vor handene» Hilfskräfte »und Einrichtungen und ihrem sehr geringen Ver ständnis für Umfang und Art technischer Arbeit. Statt fhrer sollte «an den Regierungspräsidenten selbständige WohnungSabteilungen heigeben mit einem technischen Leiter als selbständigen Vertreter deS BezlrkSwohnungSkommißarS an der Spitze, ohne snristische Zwischen bilanz. mst einigen technischen Hilfsmitteln aller Art und der freien Befugnis, die geschäftliche Einrichtung der BureauS und die Hand habung des Dienstes nach modernen, mehr kaufmännischen Gesichts- Punkten vorznnehmen. um jederzeit schnell handeln und schnell zugreisen V> können. ES mutz endlich einmal, wenn schnell und restlos Abhilfe « der so wichtigen Frage deS Baues neuer Wohnungen geschaffen Werden soll, aufgeräumt werden mit dem veralteten System allgemein juristischer Vormundschaft gegenüber der sondersachlichen Ark-est. Nach Atnffähriger Kriegserfahrung sollten wir endlich gekernt haben, daß «« Technik ihre Höchstleistung erst entwickelt, wenn man ihr dir nötig« Selbständigkeit gibt. Die sozialen Aufgaben der Akademiker Vor einer sehr zahlreichen Versammlung der sozialinteressierten Studentenschaft Leipzigs ohne Rücksicht aus Partei noch Weltanschau ung entwickelt« Dr. Sonnenschein, der bahnbrechende Führer bei sozialstudentischen Bewegung, in äußerst lichtvoller, tief schürfen der Rede die sozialen Ausgaben der Akademiker. Die Wichtigkeit der Frage macht eine kurze Wiedergabe der Gedanken Dr. Eonnen- kchcinS auch für die Nichtakademiker dringend nötig. Als entscheid h-ndeS Problem stellt« Dr. Sonnenschein das Problem der aka, hrrnischen Führerschaft aus. Vor 1870 hat es kein Problem her akademischen Führerschaft gegeben, da war die Führerschaft de, Akademiker einfach Tatsache, deren drei Pfeiler 1. die Ueberstchtlichkeit des volkswirtschaftlichen Lebens, 2. die volkstümlich« Erziehung des künftigen Akademikers. 8. das primitive instinktive Vertrauen des Handarbeiters zu dem geistigen Wissen und dem Träger desselben waren. Rach 1870 brachen diese Säulen zusammen. Einmal schwand die Ueberstchtlichkeit des Wirtschaftslebens und bedingte setzt ein Fach studium. Anderseits brachte die Industrialisierung und Kapitalist«- rung besonders in den Großstädten eine persönliche Entfremdung der einzelnen Volksschichten namentlich durch die gesonderte Erziehung von früh aus und das Aufhören jeglichen SolidaritätsgesühlcS. Schließ lich wich das instinktive Vertrauen der Handarbeiter einer bewußten Skepsis und Argwohn gegenüber dem Akademiker. So erwächst heute dem Akademiker die Aufgabe, bewußt da» Vertrauen der nichtakade- mischen Volksgenossen zurückzugewinnen. Deshalb muß sich jeder Dnrchschnittsftudent einmal das Maß von wirtschaftlichen und sozialen Kenntnissen aneignen, was der Durchschnittshandarbeiter besitzt, r, muh sich bewußt erziehen zu einem von Liebe getragenen Solidari- tätsgesühl mit seinen nichtakademischen Volksgenossen. Das Pathos der absoluten Schicksalsgemeinschäst des deutschen Volkes vom Anglist 1914 muß ein dauerndes werden und der Kontakt zwischen Universi tät und Volk muß wiedcrhergestell« werden. Das kann nur geschehen durch organisierte praktisch soziale Arbeit am Volksganzen, wie ste 'das svzlalstndentische Programm vorsieht (vgl. „Sächsische VolkSztg." 18. S. 1920). DaS sind' die Wege, die bewußt begangeg werden müssen, um daS akademische Führerproblem zu lösen, um Mitsübrer unseres Volkes zu werden Mit einem warmen Appell an die Stu denten diese Babnen mit starkem, liebevollem Solidaritätsgesühk zn betreten und dadurch den Wiederaufbau unseres Vaterlandes zu be fördern. schloß Dr. Sonnenschein seine glanzvollen Darlegungen, die stürmische» Beifall fanden. I» einem Nachwort unterstrich Prosessor Naumann ans das nachdrücklichste die Ausfühningen Dr. Sonnen scheins. die einen Markstein in der sozialstudentischen Bewegung in Leipzig bedeuten „Psychologie «nd Missisn des Katholi zismus in Deutschland" S Z. Ueber diese- Thema sprach aus Einladung der sozial- studentischen Zentrale Leipzig am Mittwoch den 25. Februar im katho lischen Gcstllenhaus zu Leipzig Herr Dr. Karl Sonnenschein- Berlin in einem formvollendeten Vortrag. Aw Wiederaufbau des zusammengebrochenen^ kranken Stnals- gebäudes. so führte der Redner ans. müssen alle Mitarbeiten: der Ost elbier wie der Proletarier, der Intellektuelle wie der Kaufmann, vor allem aber hat das katholische Deutschland Wertvolles zu geben, zu mal es jetzt seine Kräfte ungehemmter entfalten kann als früher. Daher müssen wir an der Schwelle einer neuen Zeit Klarheit und Ein sicht gewinnen üb-r unsere Psychologie, Tradition und Begabung. Un sere katholischen Akademiker müssen sich ihre Stellung so, wie sie diese zur Kulturkcimpfzcit behaupte« haben, tu den letzten 20 Jahren aber eingebüßt haben, wiedererobern. Dazu bedarf cs der Kenntnis der „Psychologie nnd Mission des deutschen Katholizismus". Nicht dürfen ' wir unsere Mission von anderen Volksgruppen beziehen: sie wird uns zudikticrt von der Geschichte, der Tradition selbst. Katholizismus ist nicht nur Dogma, Ethik. Kultus: er ist mehr, so, wie er sich auspcägt in Kunst und Heiligenleben. Das ist seine Kultur, seine Physiognomie. Vier Hauptzüge lassen sich in diesem „Gesicht der Kultur" erkennen Während in anderen Kultvr- arten daS individualistische Moment betont wird, hebt sich im Katholizismus daS kollektivistische am stärksten hervor. Er erstrebt die Wohlfahrt der Gesamtheit, nicht das Sichausleben, son dern daS Sicheinlelen. Daher trägt unsere Religion besonder- das Siegel der Opserbcreitschast. Die zweite charakteristische Linie im deutschen Katholizismus ist die. Bussassung des Begriffe- vom „Kirchlichen". Das Kirchlich« muß wie Familien- und Wirtschaftsleben als Organismus ausgesaßt werden. Die Kirche ist keine Republik, wo debattiert wird über An sichten, die nicht bindend sind, ne«, die Kirche ist Trägerin einer Ent- scheidungsgewakt. sie ist der durch die Jahrhunderte fortlebende Christus. Unsere Kirche ist drittens etwas Völkische- und Volks tümliches. In ihr findet sich Platz für hoch und niedrig, arm und reich. Sie ist ena verknüoit mit der Kunst, die doch die Sprache alle, Ist, und die jedermann versteht. Mag jetzt an unser« Tore auch ein Materialismus klopfen, dennoch lassen wir uns unsere Kultur nicht nehmen. Endlich ist unsere Kirche grundsätzlich uni versal. Wir sind nicht international wie der jüdische Kapitalismus, die Weltsreimaurerei und daS sozialistische Proletariat. Der Unter schied besteht darin, daß wir zwischen da« einzelne Individuum und die Menschheit die Nation als Ganzes stellen, für die wir un» einsetzen müssen: jedoch ist eS auf der anderen Seite aber unsere Pflicht, an der Gemeinschaft der Kulturen mitzuarbeiten. Das Tharalteristische an der Eigenart d«S deutschen katho- UziSmuS ist der soziologische Querschnitt. Der deutsche Katholizismus ist die Konfession des Mittelstandes und kleinen Manne-, der deutsche Protestantismus umfaßt den besseren Mittelstand und die oberen Schichten, daher ist ihm die breite Masse de- arbeitenden Bolle- verloren gegangen. WaS folgt aus all diesem als Mission für di« Zukunft? Unsere jungen Gebildeten messen sozial denken und arbeiten lernen. Sie find dazu benifen. Mitsührer des Volke- zu werden Aber über die Zusammenhänge mit unserem Volke dürfen wir nicht die geistige Produktivität vergessen. Von den 80 —70. Jahren war der Katholizismus geistige Macht. Kunst und Wissenschaft wurden von ihm beeinflußt Seit den 70. Jahren da gegen blieben unsere Gebildeten im geistigen Schassen nnd Wirken zurück; wir waren nur Großmeister völkischer Organisation. Beide Momente zu vereinigen und zn beleben, ist am Portale der neuen Zeit höchste Aufgabe de« katholischen Akademikers. Lebhaften und reichsten Beifall erntete der Redner für feine glän zenden Ausführungen Theater und Borirttge „Der Fremde." Dr oben, 25. Februar. „Der Fremde" von H » go Kau n. Uraussübrung in der StaatSoper. DaS war kein gutes Zeichen sür Neutöner lleberall im Zwischenakt, sowohl im Parkett wie im fünften Rang, hört man eine Stimme: „Endlich wieder Melodie!" Und eS ist wahr, nach solchen Premier-n muß die Neutönerei hübsch kusch machen Natürlich ist auch Kaun ein Moderner. Im Orchester sogar ein ganz Moderner, aber in seiner Partitur führt die melodische Linie wieder daS andere Feuerwerk schmückt nnnd ziert nur. Der Kompo- Müerne kelrmiM rviQdkkItißvs in tzus.iitz8.h8ll. 8p62.: Vsmon-Mnls!, ttsiDvn-Kvk u. 8pvk1ps!rs. 8»il«iv oifi-8N8 ^vksrtziAuvA 8vvia nervst vsiil ksiiire. 0re5üM-6.. k'ernr'ul 15979. « x Mnxslinks 8tz. »ist Ist »us Umwegen zum Drama gekommen. Zuerst Kanrmennnni und Sinfonie, dann Clwrwerke und Lieder und erst als Vicrund. fünfzigjähriger daS Musikdrama .Snvgho". da« 1!)17 in Leipzi,, »r, nusgcsührt wurde. In Dresden itt der Komponist wehrsoch in de» letzten Jahre» tätig gewesen, auch als Sinsoniedirigem und bter scheint er große Liebe sür unsere immer nach — olle» vor. Berlin kommenden Gerüchten zum Trotz — ans voll»« Höhe stehende Oper empfunden zu haben, daß er ihr sein reifste- Werk annerlraute Tas Bnch stammt von Franz Rauch, der 'einer Dichtung das bekannte Grimmsche Märchen „Der Gevatter Tod" zugrunde legte. Tie „nioen Züge deS Märchens sind weagefallen. Der Fremde ist der Tod. dc, durch Uelernahme der Patenschaft bei dem dreizehnten Kinde eine» Waldhüters Gewalt über dieses erhält. Das Kind Hein wird ein berühmter Arzt. Aber Hein muß der Liebe entsagen Das wird ihm zum Verhängnis. Die Prinzessin Godira. deren Zuneigung er einst errungen, wird schwerkrant. Der Tod Hai sie geküßt und Hein kann sie ihm nicht entreißen. Trotz der Warnung des Fremden, der ein guter Freund des Arztes wurde, küßt Hein die Sterbende nnd muß nun gleich ihr dem Tode folgen. Die Handlung ist sehr lebhaft gestaltet »und erweckt bis zum Schluß Spannung. Auch in der Musil das ist ein bedeutender Vorzug, gibt es keine Länge» Immer siegt der Fluß der Melodik, die auch zum Teil mit recht sinnsätzigen Leit- Motiven arbeitet. Freilich die Einheitlichkeit der Musik wird nicht gewahrt. In. den ersten Akten entsteht oft eine Zerriss mln-il nnd Zn- sanimenhangkosigkeit die anstallend ist. — Die Ausführung kann mit dem Darsteller deS Fremden stehen vd"r fallen. Friedrich Pkaschke sang und spielte Ihn unnachahmlich Ein Dämon aber kein Bösewicht entstand a»s seiner Anstassu ig Taubers yellec Tenor und die unvergleichlich süße Stimme der R e: b l e r q kamen den Partien des Arzte- unk der Prinzessin sehr zustatten, wäbrcnd Burg als König darstellerisch ein wenig verblaßte. Eine moderne Ballettszene «Kamps zwischen altem und neuem- Jahr) hatte Susi Hahl als Gast sehr, geschmackvoll einstndiert. Fritz Reiner leitete die Premiere mit riesigem Schwung. Zck. Dresden, 26 Februar. DaS 8. Große Philharmonische Konzert unterstand der Leitung des Geraer Hofkapcllmeisters Heinrich Lader. Dem Dirigenten geht ein guter R»s voraus, und in der Brncknerschen 6 Sinfonie war innigste Harmonie zwischen Orchester und Leiter vorhanden. Die Aufgabe wurde dem Gaste aller dings insofern leicht gemacht, als Kurt Striegler erst vor wenig Wochen eine Prachtvolle Ausführung dieses klassisch schönen Werkes mit dem selben Orchester heransgebracht hatte. Aehnlich verhält sich es ja auch mit der 3. Leonorenouvertüre. Aber In den Begleitungen konnte man doch den Meister deS Pultes verspüren. Maria Pos-Carlo- forti sang die Arie „Schaut, sie naht!" aus Jl Pensteroso von Händel lehr stilvoll, von ihrem Partner Hermann Jung, der die obligate Flöte hlieS. vorteilhaft unterstützt, und später noch Lieder von Lisa und d'Nlbert. Der. ausgezeichnete Vortrag löste ehrlichen Beifall a»S. Unser heimischer Klabierkünstker Franz Wagner hatte sich den effekt vollen Lisztschen „Totentanz" gewählt, den er mit größter technischer Bravour spielte. Sieger blieb für mich ater Meister Bruckner. Ten vorzüglichen Philharmonikern allerhand Hochachtung sür seine Wieder- gäbe! — E. In ihrem Liederabend bestach Corry Nera durch eine außerordentlich snmpathische Persönlichkeit und durch einen be sonders bei Schubert sehr verinnerlichten Bortrag. Daraus Isi wohl 0»ch der große Beifall zu erklären, den di« Künstlerin erntete. Denn mit den stimmlichen Qualitäten ist es nicht zum Bäte» beschaffen. Die Mittel sind entschiede» da, aber die Schulung ist mangelhaft. Die Töne sitzen nicht fest und kommen oft unrein. 'Am Klavier begleitete Jan Kuiler — — DaS 14. städtische V ol k s s i n s n n i e k o n- zert leitete Siegfried Wagner. Er brachte zwei Werke seine- VatcrS «nd fünf eigene. Zum Schluß entstand eine glänzende Ovation Sollte man damit den Dirigenten gemeint haben? Dann ak-er siche, nur als den Repräsentanten des HmiscS Wahn'ricd. Denn seine eig-n» Musil ist lediglich Durchschnitt. Ganz aübsthe Melodik aber nirgends ein Geistesblitz, nirgends ein Thema das ej„en aiishorchen macht. Die drei Opernvorspiele (Friedensengel" „An allem ist Hütchen schuld" nnc „Sonnenflammen") gleichen im Ausbau wi, ein Ei dem andern Orchestraler Glanz kommt nicht z»m Erstrahlen. In der Holländer- Ouvertüre nahm S Wagner die Tempi ganz unzcwöhnlich langsam. Vermutlich sind das die vielgenannt.'» Vayreutbcr Zeitmaße. Wi, würden »ns mit ihnen kaum aulreunden. Im übrigen scheint d-r Sohn deS großen Meisters nicht gerade gu'-.-nrrud ans daS Orchester zu wirken. Elisabeth Rethberg sang Elsa« Traum an- „Loben- grin" und den Gesang der :Kris au- „Sonnenslammen" mit altta Pracht Ihrer herrlichen Stimme und sichtlich war auch der Dirigent hocherfreut über diesen Borte»! Zck. Literatur Hochland-, MonatSsihrist für alle Gebiete deS Wissen«, der Liier» für »nd Kunst, HeraiiSgegebm von Vr s. Karl M n I h. Jos Köjelsch- Bnchhnndlung, Kempten .in- München Vierteljährlich 6 M Inhalt dci Februarhesies: Der Zerstill de» üeulshe.a Parui- wesen-. Von Dr Eduard Stadtler. — Psychaleckmik: Von Dr Enger Rosenslock. — Goldhunger. Von Beter Dörfler. - Earl Jenisch Bon Dr. Johannes Höing — -».wanken über Märchenbücher. Bo. Dr. Wilhelm Malthießen. — lleb.-r bcroische Lyril. Von Karl Gabne Pseill. — Kleine Beiträge zur Gon, Stunde. Van Dr. Robert Ciein — Kritik: Neue Romane. Von Franz Herwig. -- Dürer-Bü.her. Vor Kvnrad Weiß. — Nnnoschan: Nochmals ..Ilm Rhein und Ehre' . - Heinrich Lammasch ch. — Epilog zum Jesiuiengesetz. — Die ..Jmer nationale deS GeisieS" — Max Danthendeq. — Ueber die Grand- lagen deS ErzahlslilS. — Expressionismus in der Dichtung. — De», deutsche» Fußsoldaten. — Znr Mozariforschnng — Neues vom Büchermarkt. Rosa-Marina Roman von Mel,11 »an H«v« Aut dem Holländische« übersetz« von Le» Lepe van Heenistedk bl Fortsetzung,) DaS Frühstück stand bereit, und Rose-Marie saß mit einer Handarbeit an ihrem gewöhnlichen Platz: ihre Auslegung war ge schwunden sic schien ruhig, selbst ein wenig matt, und sah bleich au», »nk ihre Augen waren schwarz gerändert. „Hast d» gut geschlafen?" fragte Adrichem teilnehmend. ,O ja, über Erwarten. Das kommt geniiß von dep Tropsen." „Wohl möglich." erwiderte er lächdlnd. Sie srühstückten zusammen. Der Doktor erzählte jetzt von seinen gestiigen Erlebnisse nnd wie er später in der Nacht, als er noch auS- ging. von dem Sturme gehört hatte. Als er mit dem Frühstück fertig «or, stand er aus, um ei» paar Besuche im Dorfe zu machen. Rose pellte sich ihm in den Weg. „Onkel " begann sic mit niedergeschlagenen Augen und gesenkten Haupte», in der Haltung einer Schuldigen, „waren Sie mir gestern abend böse weil ich mir so große Unruhe Ihretwegen gemacht habe? Ich war so froh, Sie wiederznsebcn. ich wußte nicht, was ich tat.' Der Doktor lachte freundlich. „B-wahre mich der Himmel. Rose, ich war gar nicht böse; aber um dir die Wahrheit zu sagen, ich hätte lieber gehabt, daß d» dir keine so große Unruhe geinacht hättest wegen eines alten Maiuies." Er streichelte ihr die Wangen und schob sie saust beiseite; ihre Augen leuchteten schon wieder .Und du bist gar nicht böle. Onkelchen?" . Nein, Kind nicht im mindesten!" Dennoch wollte die Last, die Nole Marie« Herz beschwerte nicht weichen; sie fand alle« dunkel nnd traurig. „DaS schöne Wetter ist vorbei," sagte sie zu Jungfer Bol,, die nur mit einein mürrischen Knur ren antwortete: „So schön wie eS war, wird es nie mehr werden . . . - 8»t» - Mit «!«-», «ank> AIS der Doktor zurücklehrte, hatte er noch viel In der Apotheke zu schassen nnd «rank auch dort eine Tasse Kasse«, dann kam er ins Wohnzimmer. „Rose," — er gab sich Mühe, seine Stimme fröhlich klingen zu lassen — „ich habe eine gute Nachricht von Frank erhalten; er verlangt nach dir nnd fragt an, wann er dich besuchen darf." Aber die gute Nachricht schien eine entgegengesetzte Wirkung bei Rose-Marie hervorzubringen. ..Nein nein!" ries sie „Er soll nicht kommen! Ich mag Ihn nicht seteni" „Aber. Kind, wn» fällt dir nur ein? Frank ist dock dein Mann!" „O nein ich kann, ich will ihn nicht sehen! Ich mag Ihn gar nicht leiden Onkel, lieber Onkel, schicke mich nicht sor» Laß mich doch bei dir bleiben, ich hal-e dich tausendmal lieber als ihn." Eie warf sich in seine Arme, barg ihr Angesicht an seiner Brust nnd hielt seine Hände umklammert Er stieß sie nicht von sich sondern machte seine Hände sanft loS. „O laß mich hier bleiben. Onkels Hier fühle ich mich so sicher. Frank versteht mich nicht. Frank ist so .so ganz ander- . . . Warum bin icb nur mit ihm verheiratet? Ich hätte e§ nie tun solle», ich will immer bei dir bleiben. Immer . . . stoße mich nicht von dir Onkel," „Liebe Rose, sei verständig. DaS geh« nicht! Du bist nun ein mal die Frau meines Neffen, er hat dich mir anveriraut. nnd da er dich znrücksordert. muß ich dich gehen lassen, wenn es mir auch schwer wird, denn du bist die Sonne meines eintönigen Lebens geworden." Seine Stimme zitterte vor Rührung: er hob ihren Kops sanft empor. „Und daS. liebes Kind, darf ich von dir z» allerletzt entgegennehmen " „Warum?" fragte sie mit ihren klaren, reinen Augen ihm seht offen in? Gesicht blickend „warum darf ich dich nicht lieben wie ich meinen Vater geliebt bätte? Du bist doch wie ein Vater sür mich gewesen, wie ein wahrer Vater. „Ein Vater sagst du. ein Vater? TS Et gerade dein Vater, der zwischen uns steht. Laß mich, Kind; du weißt nicht, wen du vor dir Seine Eli,»me klang so düster, daß Rose-Marie erschral und uw willkürlich ein paar Schritte zurückwich. „Ich weiß nicht, was dn meinst." stammelte sie bebend. „Wie solltest du es auch misse», da keiner es ahnt von allen die noH leben! ES ist das Geheimnis nwineS Lebens. Rose, das iH dir erzähle» will, denn ich will dich nicht täuschen, ich will dein.-» Glücke nicht im Wege stehen. D» siehst in nur wa- ich nicht bin; das macht dich ungerecht gegen Frank. Dannn ist eS nötig, daß du alles weißt." „Nein, »ei». Onkel sage nichts!" ries sic ängstlich. „Ich werd, dich immer lieb tehalle» ich habe noch nie einen Menschen so qeehri wie bichl" „Gerade deshalb sollst und mußt du alles wissen. Setze dich ans deinen Schemel. Sv. schön, oft hast du so gesessen; aber niemals konntest dn ahnen, daß du hören würdest, was ich dir zu sage» habe. Ich hatte geglaubt >s würse mir erspart bleibe», aber et scheint, daß ich noch nicht genug gebüßt bade. Dieses ist die schwerstt Strafe, vielleicht die letzte . Er fuhr mit der Hand durch die duhien grauen Haare: sie sah ihn an, die großen Angen weit geössiwt. die Hände im Schoß ae, fallet atemlos vor innerer Err-mang üitern). „Dn weißt„ daß ich Arzt aei der Marine gewesen bin." legann er noch ein wenig zögernd. „Nach einigen lurzen Fahrten sollte de« „Albatros" seine große Reise antreten Ich :-mr Arzt uns Seemau,z mit Herz und Seele, aber dazu »in höchst leichtsinniger Patron, ich! hatte einen feurige» Charakter nur heftige Neigungen und Leiden-, schasle». Wen» ich etwas wollte, tonnte ich keinen Widee'i'ru.ch dulden, seinen Widerstand, und es winde mir unendlich schwer, mich den ManneSzuchi an Bord z» p»Ierwers-n. Dein Valer Nase, war mein Kvmmandani Ich ack'lete ihn hoch, aber gerade deshalb war es mry nicht wohl in seiner Nähe. Er behandelte mich außerordentlich strenge, „Ein Doltor muß ein ernster Man.-, i , ' sagte er öfter, .kein Winde beiitell Wie kann man einem Wildsrng das Leben von Hunderttg anverträuenl" And er tat alles, was er »erwachte. >rm r ich zur Ruhe und zur Besonnenheit^ anzuspornen. Ost ärgert"» -n'ch seine ba ' sonders weil er immer recht hatte, urf >»)»!