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M Me res Smlrrs AM Washington. 7. April. Senator Borah hat in Chikago eine Rede gehalten, in der er seine alte These verfocht, daß die Ver einigten Staaten nicht allzustarken Anteil an den Geschicken Europas nehmen sollten. Amerika habe schon mehr als genug getan. Seine Soldaten hätten den Sieg im Weltkrieg er rungen und Amerika hätte für diese Dienstleistung keine Repa rationen und keine Annektionen beansprucht. Ferner habe Amerika durch den Dawesplan die tödlichen, vernichtenden Wirkungen des Versailler Vertrages, den Europa in einer Stunde des Wahnsinnes sich selbst als Lebensgesetz aufgestellt hat, erleichtert. Dennoch mache man den Amerikanern den Vor wurf, sie interessierten sich nicht genügend für das. was außer halb ihrer eigenen Grenzen vorgehe und schlössen sich in egoistischer Isolierung ab. Demgegenüber wollte er betonen, daß Amerika zuerst und vor allen an sich selbst denken müsse. Internationale Ver. pflichtungen müßten anerkannt werden. Dabei dürfe man jedoch nicht soweit gehen, die eigenen Interessen zu vernachlässigen. Nur ein freies und unabhängiges Europa könne mithelfen beim Aufbau eines neuen internationalen Rechtsverfahrens zur Siche rung des Weltfriedens, damit für allemal das Recht an Stelle der Gewalt trete. Die Rechnung wir- prüseniierl Nenpsrk. 7. April. Nnterstaatssekretär Winstone reist Ende der Woche nach Paris und London. In politischen Krsissn wird erllärt, Winstone wicde besonders über die Schulden regelung verhandeln und ans dun gleichen Gründe nötigen falls auch in Nom einen Besuch abstatten. Frankreichs Schulden an England London, 7. April. Ter diplomatische Korrespondent des „Taily Telegraph" schreibt: Abgesehen von dem Rücktritt Ele- mentels, der notioendigeriveise eine Unterbrechung der englisch- sranzösischen Verhandlungen in der Schuldensrage herbeigesührt hat, ist das Resultat des Meinungsaustausches zwischen den Sachverständigen des englischen und des französischen Schatzamtes eine erneute Feststellung, wie groß die Kluft ist, die beide Länder voneinander trennt. Insbesondere bereitet die Frage der Annuitäten, die Frankreich an England zahlen m»g Schwierigkeiten. Die französischen Sachverständigen wai ren der Meinung, daß England mit der Taweszahlung vo« 25 Millionen Psund zufrieden sein würde und die fehlendes 10 Millionen Psund von den übrigen Schuldnern getragen werdest sollen. Auf dieser Grundlage würde sich die französische Zahlung auf etwa 3 Millionen Pfund im Jahre stellen; es ist dies >/, Prozent der gesamten Schuld an England- 'Dieser französischen Auffassung steht die englische gegen- über. Tie englischen Sachverständigen haben ganz eigene All sichten über die Zahlungen, die sie von den verschiedenen Alli- ierten und Nichlallicrrten zu bekommen habe». Alles in allem wird England von Frankreich 20 Millionen Psund verlangen. Wenn Deutschland die vollen Dawesannnitäten in jedem Jahre bezahlte, würde sich die französische Zahlung um di« Hälfte vermindern. Tie Aussichten auf Einigung zwischen den beide» Ländern in der Kriegsschuldsrage erscheinen gegenwärtig wenig günstig. Stk KWs m den Kunden Paris, 7. April. Ter Finanzmiisister de Monzie erklärt«! gegenüber Pressevertretern, daß er bereits heute die noch in Vorbereitung befindlichen Gesetzentwürfe der Kammer unterbreite» nnd sofortige Eröffnung der Debatte beantragen werde. Es handelt sich um zwei bis sechs Vorlagen. Tie erste bezieht sich auf eine mit vier Prozent verzinste freiwillige Ka pitalsanlage (10 Prozent vom Kapital). Renten und kurz fristige Wertpapiere werden in Zahlung genommen. Tie Er klärungen der Anleihezeichner über die Höhe des Kapitals unter liegen keiner Nachprüfung. Ter Ertrag der Anleihe wll zur Amortisiernng der öffentlichen Schulden dienen. Bleibt die zu erwartende Wirkung aus, so wird die Regierung zu ocr ur sprünglich geplanten zwangsweisen Kapitalabgabe schreiten. Ter zweite Gesetzentwurf sieht die Emission von 4 Milliarde» Bank noten vor. Finanzminister de Monzie hat heute nachmittag eine Zusammenkunft mit Direktoren der Bank de France gehabt, um ihre Zustimmung zu dieser Maßnahme zu erhalten. Lindon. 7. April. Tie französische Krise wird heute In London etwas pessimistischer beurteilt. Diese Tatsache kommt auch in der weiteren Abschwächung des Fraukeukurses zum Aus druck, aber im allgemeinen enthält man sich jeglicher Rartei nahme in der französischen Politik. Will Keine Anlmki W KM« London, 7. April. In den Verhandlungen wegen des deut schen Sicherheitspaktes ist, wie das nicht anders zu erwarten war, ein gewisser Stillstand eingetreteu. Einerseits sind durch die Verhältnisse in Frankreich irgendwelche entscheidende Beschlüsse unmöglich, andererseits ist die erwartete Note der französischen Negierung bisher noch nicht eingetrojsen. Weitere Verzögerungs- gründe liegen in der setzt beginnenden süßeren Unterbrechung oer politischen Arbeit durch die Parlamentsscrien zu Ostern und zu Pfingsten. Bis zur Parlamentsvertagung gegen End« Juli müßten die gesamten Provlem« durchberaten nnd entschieden werde», denn am 15. August ist di« Räumung des Ruhr- geebietas durch die Franzosen fällig. KllMS ZllllUW London, 7. April. Austen Ehamberlain sagte ln einer Red« in Birmingham: Im Innern und nach außen müßten Frieden und Zusammenschluß an Stelle der alten Fehden treten. Sechs Jahre nach Unterzeichnung der Verträge herrsche nicht der Friede, sondern die Furcht vor «inein neuen Kriege in Europa. Hinsichtlich der internationalen Fragen scheine es der britischen Regierung, den Vereinigten Staaten und anderen Großmächten, daß gewisse Fragen zu wichtig für die Nationen sein, als daß sie einem Schiedsgericht überwiesen werden könn ten. Die Zeit könne kommen, wo eine Nation vorschnell ge machte Versprechungen vielleicht nicht erfüllen könne. Heute scheine die Vermehrung der Sanktionen ein« Gefahr für die Stellung des Völkerbundes als Friedenswerkzeug zu sein. Die Sicherheitsfrage könne nach seiner Ansicht durch das Genfer Protokoll nicht gelöst werden. Man könne keine Sicherheit erlangen durch Bündnisse mit den Freunden von gestern gegen die Feinde von gestern. Eine Aenderung der FrieLensvertrcige könne erst nach Verlauf von Jahren mit dem Einverständnisse aller Beteiligten in Frage kommen. London, 7. April. In der heutigen Unterhaussitzung will Churchill die Resolution zur Aenderung der LLprozentigen Re parationsabgabe einbringen. Voraussichtlich wird der Regie rungsantrag ohne ernsthafte Diskussion angenommen werden, so daß dos vdn Deutschland und England Unterzeichnete Ab kommen in Kraft treten kann. Im Unterhause teilte gestern Mac Neill auf eine Anfrage mit, daß ein französisches Bataillon aus dem Saargebiet zurückgezogen werden soll. Auf eine weitere Anfrage erklärte Mac Neill, die Regierung habe bisher keine schriftliche Ant wort auf die deutschen Sicherheilsvorschläge abgeschickt. Hin sichtlich des Eintrittes Deutschlands in den Völkerbund habe die Regierung keine weiteren Informationen als die Mit teilung Deutschlands an den Völkerbund und die bekannte Ant wort des Völkerbundes. Mac Neill fügte hinzu, er könne nicht sagen, ob Deutschland noch aus den Bedingungen beharre, die es für seinen Eintritt gestellt habe. Aus eine Anfrage Kenn- worthys ob die deutsche Regierung aus den Gedanken einer Aenderung ihrer Ost grenzen durch einen Krieg verzichtet habe und ob die britische Regierung dies den alliierten Regie rungen klargclegt habe, verwies Mac Neill aus die Erklärungen Chamberlains und sagte zu dem zweiten Teil der Frage, nach seiner Ansicht sei es nicht Pflicht der britischen Regierung, einen solchen Schritt zu unternehmen. Italien für den Füns-MSchle-Pakt Parts, 7. April. Nach Blättermeldungen aus Rom wurde offiziell bekanntgegeben, daß Italien die Unterzeichnung eines Garantiepaktes zwischen England. Frankreich, Belgien. Italien und Deutschland befürworte und vorschlage, sofort Verhand- lungcn zwischen Rom, London und Paris zur Unterzeichnung des Garannepaktes zu erössnen. England führ! den Goldstandard ein London, 7. April. Wie Daily Telegraph berichtet, wicd der Schatzkanzler eine Erklärung abgeben, wonach gegen Ende des Jahres der Goldstandard wieder eingeführt wird. Man nimmt an. daß die endgültige Entscheidung in diesem Sinne bereits gefallen ist. Sie MnlMWhltii I« NIM M Wen London, 7. April. Das Ergebnis der Wahlen in Irland ist folgendes: Regierungskandidaten 32, unabhängige Unioni- sten 4, Nationalisten 10, Republikaner 2, Sozialisten 3. Bauern 1. Dieses Wahlergebnis bedeutet eine Schwächung der Regierungs- Partei. Die Nationalisten haben auf Kosten der Republikaner 7 Sitze gewonnen. Eine Verschiebung der politischen Lage wird jedoch kaum zu erwarten sein. Brüssel, 7. April. Nach den bisher bekanntgewordenen Wahlergebnissen dürsten die Sozialisten 7—10 Sitze, die Kat h o- liken 2 oder 8, die Frontpartei 1 und die Kommunisten 1 Sitz aus Kosten der liberalen Partei gewonnen haben. zel zutage, mag auch zugestanden bleiben, daß diese in der blut getränkten Erd« des Krieges den besten Nährboden gesunden Hane. Das unvoreingenommene Denken hat ja schon zu einer Zeit, in der noch kein Schuß gejailen rvar, den Marxismus ge warnt, dem Volk di« Religion zu rauben. Im „Proletariat" Werner Sombarts heißt es: „Es ist gar nicht zu sagen, ivelchen ungeheuren inneren Zusammenbruch cs bedeuten muß. wenn aus diesem stumpfen, einsörmigcn, qualvollen Leben, das das Proletariat zu sichren verdammt ist, der kindlich- Glaube ge nommen wird. Es ist. wie wenn ein gesunder junger Mensch plötzlich erblindet, wie wenn das letzte Abendrot von den Kup pen der Berge verschwindet und die Welt nun im stumpfen Dunkel der Nacht öaiiegt." So finster scheint es uni uns geworden zu sein, indessen dringt doch ab und zu ein tröstliches Stern-?,esunkel durch den Nebel, der Gedanke der Grohstadtmissionierung taucht auf. Man hört von mutigen Priestern, die in Freidcnkerver- sammlungen schlagfertig den Wortkamps führen, es bilden sich kleine Zirkel in Privathäuiern. wo Männer wie Kralik mit vol len Händen ihre geistigen Schätze an alle austeilen, die empfan gen wollen: unsere kulturellen Organisationen ringen zäh um jede Handbreite Boden, wir bemerken mit heimlicher Freude, wie unsere Pfarrkirchen allmählich wieder voll werden, wir ge stehen uns aber auch, daß wir mit unzulängiick-en Mitteln dem Volk« seinen kindlichen Glauben zurückerobern wollen. Wir können leider den Kirchenübersluß der schwach bevölkerten in neren Stadt nicht auf die dicht bewohnten äußeren Bezirke auf teilen. wo die Arbeiterbevölkerung weite Strecken zurücklegen mutz, um zur nächsten Kirche zu kommen. 14 Kirchen haben wir im Zentrum, und in den Arbeitervierteln müssen die Leute oft eine halbe Stunde vor Beginn des Gottesdienstes in der Kirche sein, weil ein pünktlicher Kirchenbesuchcr nur schwor mehr Einlaß findet. Unter solchen Verhältnissen kann der Ge danke der Großstadtmission nur schrittweise Boden gewinnen, kann die Gesundung der jugendlichen Volksseele nur ganz lang sam «rkoloen. Dr. A. K. Grund. As Mine» Arm Berlin, 7. April. Der preußische Landtag hat den Ministerpräsidenten a. D. Braun zum Ministerpräsidenten gewählt. Der Ministerpräsi dent Braun hat den Skatsminister Dr. Am Zehnhosf zum Staats- und Iustizminister, den Staatsminister Severing zum Staatsminister und Minister dos Innern, den Staats minister HIrtsiefer zum Staatsminister und Minister für Bolkswohlfahrt, den Staatsminister Professor Dr. Becker zum Staatsminister und Minister für Wissenschaft. Kunst und Volks bildung. den Staatsminister Steiger zum Staatsminister und Minister für Landwirtsci-aft. Domänen und Forsten, den Staats minister Dr. Höpker-Aschoff zum Staatsminister und Finanzminister und den Staatsminister Dr. Schreiber zum Staatsminister und Minister für Handel und Gewerbe ernannt. Marx -er „Römling" Von leiten des Rechtsblocks wird versucht, Verwirrung In die Reihen des Volksblocks dadurch zu tragen, daß man Marx als „Schleppenträger der römischen Kurie", „ultramontanen Zcntrumsmann" und „Römling" bezeichnet. Aus die« Weise lasst man besonders demokratische Wähler der Kandidatur Marx ab spenstig zu machen. Ans diese Versuche antwortet das deino-- kratische „Berliner Tageblatt": „Wenn Marx erklärt, daß er als Präsident „den Volksstaat, die Republik" achten und sichern werde, so sind das nicht Köder- werte, nicht Gesälligkeitssprüche, sondern Bekenntnisse einer klaren seit langem abgeklärten Neberzeugung, ans die kein Schatten des Zweifels füllt. Und die „reservatio mentalis" die Methode^ den gesprochenen Schwur mit einem heimlichen Vorbehalt zu begleiten, ist nicht ans der Seite des „Römlings", sondern einzig und allein im Lager der antirömischen Rechtsblöckler, wo man verspricht, „auf dem Boden der Verfassung" zu bleiben und sich dabec ganz etwas anderes denkt. Verfassungstreu« auf Kündi gung. T>e „Jesuiten^ sind nicht inimer dort, wo man sie sticht. — Ist es noch nötig, den ostelbischen Horizont zu mal'»^ die hohe Kultur der Hikenkreuziec und der schwerindnstriellen Presse zu schildern, an die erhaben« Wahrheit zu erinnern, die von deutschnationalcn Kathedern zu der Jugend niederstrigt? Tie dumpfe Luit der eizgen Klosterzelle, von der die Aengst» liehen sprechen, ist nicht nur dort, wo es enge Klosterzellen gibt. Echte Frömmigkeit, die zum Himmel aukblickt. ist jener schmeichlerischen Orthodoxie vorzuziehen, di« sich, wie Graf Zedlitz-Trützschler und andere Memvsicnschreiber uns erzählt tc.be», so strebsam bemühte, die sehr irdische Majestät mit dem Glauben an eine göttliche Sendung zu erfüllen." WWile M WIMM Essen, 7. April. Auf der Zeche Vereinigte Schürbank und Charlottenburg wurde gestern wegen Stillegung die ser Zechen verhandelt. Durch die Slillegung würden rund 600 Mann arbeitslos werden. Um den Betrieb ohne Zuschuß auf- rechterhaltcn zu können, wurde den Bergleuten vorgeschlagen, S Stunden zu arbeiten. Dieser Vorschlag wurde aber abgelehnt. Infolgedessen werden diese Zechen am 1. Mai stillgelegt werden. Tumult im französischen Senat Paris. 7. April. Als Millerand gestern nachmittag wäh rend der Debatte im Senat erschien, erhob sich die Rechte der Senatoren von ihren Sitzen nnd brachte,» ihm eine lange Ovation dar. Auf der Linken wurden die Rufe: Verräter, Renegat! laut. Tcr Lärm steigerte sich und artete ,n einen Tumult aus. Dem Senatsprcisidentcu gelang es erst nach wieder, holten Bemühungen, die Ordnung wieder herznstellen. Eine neue Expedilion nach dem Aor-pol Washington, 7. April. Präsident Eoolidge hat einen Vorschlag des Polarforschers Me. Millan, betreffend die Er forschung des Gebietes zwischen Alaska und dem Nordpol mit Hilfe von Regierungsflugzeugen genehmigt. Man lzosft, dabei den in dieser Gegend vermuteten arktischen Kontinent zu ent decken. Dieses Gebiet ist. wie gemeldet wird, noch der einzige weiße Block auf der Karte des Nordens. Die Expedition wird wahrscheinlich am 1. Juni beginnen. Ein werlvolles Dermächlnis für -ke Universtiäi Jena Philadelphia, 7. April. (Durch Funkspruch.) Der am 29. März verstorbene Herr Hi sprecht vermachte der Universität Jena seine Sammlung babylonischer Antiquitäten und Keil schriften und seine Fachbibliothek. Andere Antiken hinterließ er dem hiesigen Kunstmuseum. Sein Gesamtnachiaß, der auf über 100 000 Dollar bewertet wird, befindet sich in den Händen des Verwalters des fremden Eigentums, da Hilprecht nicht ameri kanischer Bürger war. Al WWe WM« W In Leipzig tagt seit Sonntag der Sächsische Lehrer» verein. Am ersten Tage fand ein Begrüßungsabend im Zoologischen Garten statt. Eine Ausstellung, die Material für die Arbeitsschule zeigt, ist mit der Tagung verbunden. Die Vertreterversammlung faßte eine längere Entschließung zur Steuer» und Gchaltspolitik, eine weitere besaßt sich mit dem kürzlich vom Reichstage verabschiedeten Grundschulgesetz und fordert, daß eine vorzeitige Aufnahme in die höhere Schule nur für wirklich hochbegabte Kinder in Frage kommen dürfe. Zur Frage des Lcmdeslehrplanes nahm eine Entschließung dahin Stellung, daß der Landeslehrplan nur als Rahmenlehrplan auf gestellt werden könne. Unterrichts- und Erziehungsmethoden dürften nicht Gegenstand von Lehrplanbestimmungen sein. Am zweiten Tage wurde die Tagung lebhafter. Die Themen waren aus die großen Schulfragen eingestellt. Das Interesse des E. L. V. geht auch über Sachsen hinaus. Man hatte sich einen Herrn aus München, Rechtsanwalt Sänger, ver schrieben, der den anwesenden sächsischen Lehrern vor dem bay rischen Konkordat und den Staatsverträgen mit der pfälzisch protestantischen Landeskirche und der evangelischen Kirche rechts des Rheins gruselig machen sollte. Er sprach von „Gefahren des bayrischen Konkordates". Es gelte zu verhindern, „daß die Glaubensgesellschaften sich in rechtswidriger Weise in staat liche Angelegenheiten mischen", daß die Freiheit der Lehrerper sönlichkeit durch kirchliche Gewalt beeinträchtigt werde, und wie die klugen Redewendungen weiter heißen. Er wollte Nachweisen, daß das Konkordat gegen die bayrische Landesverfassung ver stoße (was zu verhindern doch u. E. eine ureigene bayrische Angelegenheit wäre und nicht des Sächsischen L. D.), und daß es sich bewußt über die verschiedensten Bestimmungen der Reichsverfassung hinwegsetzte. Weil man offensichtlich außer den allgemeinen Phrasen von kirchlichen „Machtgelüsten" keine ernstlichen Einwände mehr vorzubrlngen weiß, schiebt man die Dinge auf verfassungsrechtliches, also rein formelles Gebiet. Schule und Lehrer würden „kirchlicher Aufsicht und Herrschaft unterstellt unter Hinwegsetzung über die in der Reichsverfassung gewährleistete Glaubens- und Gewissensfreiheit". Wenn man das hört, muß man fast glauben, die Reichsverfasiung gebe dem Lehrer das Recht von seiner privaten Gewissensfreiheit den ihm unterstellten Kindern gegenüber öffentlichen Gebrauch zu machen und andersdenkende Kinder durch die eigene Freiheit in die private Weltanschauung des Lehrers zu zwingen. Wenn die großen Religionsgemeinschaften die weltanschauliche Er ziehung bestimmen und überwachen, dann tun sie das wenigstens nicht privatim, sondern für die Massen ihrer Angehörigen und in deren Namen. Daß diese über ihre Kinder und deren Geistes, bildung zu verfügen haben und nicht der Mille des Lehrers, daß ist u. E. die Grundlage aller Gewissensfreiheit. Jedenfalls zeigte der Vortrag, daß der S. L. V. von einer solchen Ausfassung der Gemissrnssrethett für alle, nicht nur für die Mitglieder der S. L. V. noch recht weit entfernt ist. Das kam auch in dem zweiten Vortrag zum Ausdruck. In dem Bezirksschulrat Wehner, Leipzig, die Ziele des S. L. B. darlegte. Daß dabei natürlich der „dauernde Kampf gegen kirchliche Eingriffe und Hebelgriffe" eine Rolle spielte, ist bei» nahe selbstverständlich. Konfessionalismus auf dem Schulgebiete bedeute Auflösung und der Staat, der seine Hand dazu biete, zertrümmere seine Einheit. Das nur als Lexiprobe zum Be« weis, daß man immer wieder mit jenen tausendmal widerlegten Mätzchen hausieren geht, die längst ihre Schlagkraft verloren haben. Etwas Neues hat man in Leipzig nach den vorliegenden Berichten wirklich nicht gesagt; asserdings hat es auch niemand erwartet. Wenn das zutrisft. was der offizielle Bericht be hauptet, daß fick der Konkordatsredner in sachlicher Weise seiner Aufgabe entledigt hat, so würden wir das gern zur Kenntnis nehmen. Eine vom Borstand vorgelegte Entschließung wurde schließ» sich noch „einmütig" angenommen. Da sie ebenfalls dem bisher über die Ziele und die Einstellung des S. L. D. Bekannten nichts Neues und Beachtliches hlnzufügt. brauchen wir daraus des Näheren hier nicht einzugehen. Mellerbertchl -er Dresvner Wevenoarle Witterunflöaussi<4en für den 7. April abends bis 8- April abends: Vorwiegend heiter, nur zeitweise geringe Bewölkungs zunahme (Lirren und Hmifenwolken), Temperatur nicht wesend» lich geändert, Flachland schwache bis mäßige, hohe Lagen lebhaft«! östliche Winde.