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Sonntag, den LS. April 1V2S. Rr. g«. Seite 5 kN» «nseisr Inklstion! Don zuständiger Steile wird uns geschrieben: Wie aus Eingaben an das Ncichspostministcrium und aus Zeitungsaussntzen hervorgeht, ist in iveiten Kreisen die Meinung verbreitet, bah der Betrieb der deutschen Reichspost trotz der Ge bührenermäßigungen die Ende 1924 und Anfang dieses Wahres in allen Betriebszweigen vorgeuommen worden sind, immer »och hohe Uebcrschllsse abiverse. Diese Annahme kuht anscheinend darauf, daß die Deutsche Reichspost in der Lage ist. Dritten Kre dite zu gewähre». Die Mittel für diese Kredite stammen aber nicht, wie vielfach irrtümlich angenommen wird, aus Uebenchus- sen der Deutschen Nechspost, sondern aus den Guthaben der P o st s ch e ch Ir u n d e n. Diese Guthaben müssen zinsbringend angelegt werden, weil die Zinsbeträge die Kosten des Scheckver kehrs zum grossen Teil decken müssen. Da sie sederzeit zur-ick- verlongt werden könne». lasse» sic sich nur kurzfristig ausgeben und für Zwecke der Deutsche» Rcichspost, die in ihrem Betriebe nur langsristige Anleihe» gebrauchen kann, nicht verwerten. Ganz ausgeschlossen ist natürlich, die Scheckgelder unmittelbar für die Zwecke einer Herabsetzung der Gebühren zu verwenden. Wie verhält es sich nun mit den Ueberschüssen? Als der Deutschen Rcichspost im November 192:) jeder Kredit des Reiches gesperrt wurde, blieb ihr für die Beschaffung der für die Aus rechterhaltung des Betriebes erforderlichen Mittel nur der Weg übrig, die Gebühren herauszusetzen. Es bestanden von vornherein keine Zweifel darüber, dass diese Erhöhungen, sobald und soweit die Verhältnisse cs erlaubten, wieder abgebaut werde» müszte» Dies ist auch im Laufe des verflossenen Rechnungsjahres nach und »ach in gewissem Umfange geschehen. Nach Durchführung der in der Zeit vom 1. Dezember 1924 bis 1. Februar 1925 eingelretenen Gebührenermätzigungen haben die Ausgaben schon stark einge schränkt werden müssen, um sie überhaupt mit den Einnahmen in Einklang zu bringen. Die wirtschaftliche Lage der Deutschen Reichspost ist daher gegenivärtig keineswegs besonders günstig Ucbcr die Höhe der Gebühren ist im einzelnen folgendes zu be merken: Die Postgebühren sind im allgemeinen auf die Vor- kricgsgebühreu umgestellt worden. Berücksichtigt man. das; die Kaufkraft des Geldes heute erheblich hinter dem Vorkriegsstände zurückbleibt, so ergibt sich, daß die Gebühren der Vorkriegszeit in Wirklichkeit wesentlich niedriger sind. An eine weitere allge meine Ermäßigung kann daher nicht gedacht werden. Bei den wenigen Gebühren von fast ausnahmslos geringer Bedeutung, die noch über den Vorkriegsstand hinaus gehen, liegen besondere, durch die Zeitverhältnisse bedingte Gründe vor, sie auf ihrer jetzigen Höhe zu erhalten. Ihre Herabsetzung wird angestrebt, soweit dies im Nahmen einer wirtschaftlichen Betriebsführung möglich ist. Die Telegraphengebühren sind vom 1. Januar 1925 an erheblich herabgesetzt worden. Da die erwartete Der- kehrssteigerung bisher ausgeblicben ist. so reichen die Einnahmen nicht mehr hin, um die Ausgaben der Telegraphenbetriebe dar aus zu bestreiten. Der Fehlbetrag mutz durch die Fernsvrechcie- bühren gedeckt werden, was sich allenfalls rechtfertigen läkt. weil der Telegraph namentlich im Nahverkehr immer mehr durch den Fernsprecher ersetzt wird An eine weitere Ermäßigung der Tele- graphengebiihren kann unter den obwaltenden Umständen nicht gedacht werden Bei einem Vergleiche der seht geltenden Fernsprechgebühren mit den Gebührensätzen, die vor dem Kriege im Ortsverkehr mast- gebend waren, ergibt sich, das; jetzt für einen Fernsprechanschlutz bei der vorgeschriebenen Mindestzahl an Ortsgesprächen trotz der Verringerung der Kauskrast des Geldes um mehr als 40 vom Hundert jährlich nur 39 bis 99 Mark zu entrichten sind gegen 80 bis 120 Mark vor dem Kriege Hiernach ist der jetzige Tarif für diejenigen Teilnehmer günstiger deren abgehender Sprcch- verkehr die Pslichtgesprächszahl erreich! oder unwesentlich über schreitet. Die aus den Psüchtgesprächen auskommenden Gebüh ren decken indes bei weitem nicht die Selbstkosten der Deutschen Rcichspost. Zum Ausgleich müssen deshalb diejenigen Teilneh mer beitragen, die ihren Fernsprechanschlutz häufiger benutze». Diese Regelung ist von den bei der Festsetzung der Fernsprechge bühren beteiligten gesetzgebenden Körperschaften aus sozialen Gründen gesordert worden, uni einerseits zu verhüten, da» o,e durch die Not der Zeit wenig leistungsfähig gewordene» Wur- schastskreise aus dem Besitz des Fernsprechers verdrängt werden, und um es anderseits den Personen die sich einen selbständigen Berus gründen, nicht allzusehr zu erschweren oder unmöglich machen, einen Fernsprecher zu erlangen Tasz ein solcher Tarif für manche Teilnehmer, die ohne zu den wirtschaftlich Starken zu gehören, doch den Fernsprecher häusig benutzen müssen, ge wisse Härten in sich schlicht, ist richtig Tatsächlich hoben oie Melsprecker. die etwa 35 vom Hundert aller Teilnehmer ans- machen. den Gebührenansfall aiik'ubringen Ser durch den uir die Wenigsprecher günstigen Gsbuhrentarif entsteht. Ilm di !e Harten indes möglichst zn mildern, sollen etwaige Gebüh- rencrm ästig nrigen in erster Linie den Vielspre chern zngiite kommen. So ist durch die Hsinbhchung der O"s- gespröchsgebühre» am 1 Dezember 1924 und am i Februw 1925 erreicht, dast jetzt schon bei mehr als 100 Gesnrächen im Mnwt ein Nachlast eintritt und dast bei mehr als 300 Gesvröchcn monat lich jedes weitere Ortsgespräch mit 10 Vlg. berechnet wird Die Gesprächsgebühren im Fernverkehr sind höher als vor dem Kriege. Diese Gebühren waren aber damals lo n'edr.g, dast sie die Selbstkosten nicht deckten Der Fehlbetrag trat im Posthaushalt nicht hervor, weil dieser, als Ganzes g;nomrnn, Ueberschüsse ergab. Jetzt liegen die Verhältnis!,: anders. Tie Ferngebühren müssen nicht nur die Kosten des Fe'n!ei!unas»c->'s und des Betriebes der Fernleitungen, sondern auch de» bei dc» Telegraphengebühre» entstehenden Einnakmeaus!a!I Z-eck-n Da bei ist keineswegs die Erzmliing von Ueberschisi'en heablichck't. Soweit solche ausgekoinnmn sind, sind sie durch Geblihrciicrmäßi- gung der Gesamtwirtschalt wieder zugute gebracht worden. Der Deutschen Neichsvosi wird immer wieder der Not ge geben. nach dem Satze „Groster Umsatz kleiner Nutzen" die Fernsprechgebühren zu ermästigen und dadurch .'ins 'gere Be nutzung der Fernsprecheinrichtungen herbeizuführen Auf dn°e Weise säht sich aber ein günstiges wirtschaftliches Traevn.s nickt erzielen. Denn die kostspieligen Fernlnreckeinrichtungen und das Personal zu ihrer Bedienung können immer nur insoweit ber- it- gestellt werden als es der Umfang des Verkehrs isor.dmt Un benutzt liegende Vorräte sind in den technischen Ein'ichtunccn im allgemeinen nicht vo-handen. I-der Pe-Kebrswgang erfordert daher neue Verkehrcmitiel und weiteres Versonal nnd ucriirsockt deshalb besonderen Kostenaufwand. Der Fernsvrechvsrk'nr »n, terscheidct sich von dc n Verkehr bei der Polt und bei der Eisen bahn insofern als dm S lbstkosten des einzelnen Orts- oder Ferngesprächs durch eine Steioerung des Bert-,2ms »ich? westnt sich beeinllustt werden. Die Bcwenung der Ausgaben wird indee von der Verwaltuvn dan-rno oeno» verl-sint sobald sich hier bei die Möglichkeit einer Herabsetzung der Fernsprechgebühren ergibt, wird die Deutsche Neichsvosi von sich aus ine Erleichte rung in dieser Beziehung eintreten lassen Sparer wählen Äindenburg Denn für den nächsten Krieg muh tüchtig gespart werden. Wer seine Spargroschen aber seinem Älter und seinen Kindern zugedacht hat zu friedlichem Schaffen, kann Nur Wilhelm Marx wühlen! Südwestsachsen Zwickau. Die prioil. Schützengesellschast hat beschlossen, das Vogelschiesten künftig auf dem eigenen Gelände abZnhalten. — Auf der Strecke der Bahn Zwickau—Schwarzenberg wurde der Leichnam eines 15jährigen Burschen gesunden. Kopf und sinke Hand waren abgefahren, der rechte Arm fehlt. — Der Schwimmunterricht ist an den hiesigen Volksschulen eingerichtet worden. Das städtische Iohcmnesbad bleibt darum während des Sommerhalbjahres an den Montagen für den allgemeinen Gebrauch gesperrt. — Die ev.-luth. Freikirche St. Petri ist in de» letzten Tagen eingeweiht worden. — Das Ministerium hat deni Bezi'-Ksverbond 300 000 Mark aus dem Lastenausglcechs- stock gewährt Die anderen Bczirksverbände erblicken hierin eme Bevorzugung und haben deswegen Beschwerde erhoben. — Eine Guisbesitzersehefrau in Helmsdorf wurde zu 75 Mark oder 15 Tagen Gcfänonis wegen Milchsülschung verurteilt. — Beim Stadtrat ist ein Dezernat für Verkehrswesen errichtet morde». — Eine 16jökr:ae Arbeiterin wurde vom Kotflügel eines Autos erlast«, mitoeschleift und an die Wand eines Hauses gedrückt. Die Sckusdsrage ist noch nicht geklärt. Werdau. Drr 75jähriqe Schlosser Alienkirch konnte mit seiner 72jährioen Gattin das goldene Ehoiubiläum seiern, bald darauf begingen das gleiche Fest Fabrikdirccklor i. R. Wötzel und Gattin, sowie Privatmann R. Naundorf und Gattin. Crimmitschau. Das Schadenfeuer in Heyersdorf hat eine Verwandte des betreffenden Gutsbesitzers verursacht. — Die Vigogne-Spinnerei C. G. Kiestling besteht 75 Fahre. Die Han delskammer Plauen überreichte eine Glückivunschadresse. — Eine 35jährige Stenotypistin vergifkte sich mit Leuchtgas, eine 73jüh- rige Fnvosidenrentcnempfänaertn erhängte sich. — Zn Neukirchen fuhren 2 Motorradfahrer ziemlich stark aufeinander. Ein Fahrer wurde schwer, der andere leicht verletzt. Nelchenbach. Rohlinge haben frisch gepflanzten Bäumen auf dem Wege nach Unterheinsdorf die Kronen abgeschnitten. — In das mit der Realschule verbundene Realgymnasium wurden 95 Schüler ausgenommen. — Die Hundesteuer ist auch weiter- hin in einem Termine zu erheben. Netzsckchau. Die Kirchgemeindevertretung wird den Plan, eine Friedholsballe zu errichten, wieder aufnehmcn. 3000 Mark werden zunächst als Grundstock in den Haushaltplan ausgenom men werden. — 10» neue Schüler und Schülerinnen wurden in die Handels- und Gewerbeschule neu ausgenommen. Oelsnitz. Ein Zwillingspaar — zwei Schwestern — hat in guter Gesundheit das 84. Lebensjahr in diesen Tagen vollendet. — Die angefochtene Wahl des Sladtverordn-tenpräsidiums ivar Bc>handlnngsgegenstand des Kreisausschusse?* Zw-ckcra. Dieser hat die Gültigkeit des 1. Mahlganges erklärt. Demnach führt den Vorsitz der Kommunist Dittmar. — Die im Schlosse Voigts- berg seit Jahresfrist stationierte Lapo ist zunächst zurückgezogen worden. Falkenstein. Hier Ist ein Radfahrer In das Motorrad eines Naturheilkundigen hineingefahren: dabei kam der letztere zum Sturz. Der Radfahrer fuhr unerkannt davon, der Motorrad fahrer zog sich eine Verletzung zu. sein Rad wurde beschädigt. Markneukirchen. An dem freien Bahnübergang an der Bismarckstraste stiest ein Personenauto mit der Maschine eines Zuges zusammen. Die Maschine wurde weniger, der Kraftwagen schwer beschädigt. Der Wagenführer konnte den kommenden Zug nicht sehen. Adorf. Ein hiesiger Schneider wurde auf der Straste von einem Unbekannten festgehalten, zu Boden geworfen und seiner Barschaft von etwa 40 Mark beraubt. Es ist gelungen, den Täter, einen Kellner aus Fleitzen, festzunehmen. Pausa. Am Karfreitag stürzte ein Gastwirt aus Wallen- grlin vom Rade und zog sich eine Wunde am Kopfe zu. Jetzt ist der 60jährige an Wundstarrkrampf gestorben. Plauen. Eine Losvertriebsstelle wird am 25. April einig« 100 Luftballons mit Losen für verschiedene Lotterien in die Lüfte steigen lassen. Glück auf und abll — Der Reitklub hat be schlossen, seine Reithalle wieder dem ursprünglichen Zwecke ge- müst zu verwenden. Eine größere Zahl von Pferden kann ver liehen werden. — Die 10jährige Tochter eines Maurerpoliers stürzte 12 Meter tief in eine Sandgrube, wo ein Pferdekadaver lag, den sich die Kleine besehen wollte. Das Kind hat innere Verletzungen erlitten. — Im Walde am Kemmler wurde Sie Leiche eines 70 Jahre alten Handelsmannes gefunden. Man vermißte den Mann schon 8 Tage. Wahrscheinlich hat er sich er müdet ausgeruht und ist währen- des Schlafes vom Herzschlag getroffen worden. Das Gerücht, er sei ermordet morden, be stätigt sich nicht. — Ta. 120 Holzarbeiter der Vomag sind am 23. April in den Ausstand getreten. Geht dieser nicht in Kürze zu Ende, wird ivahrscheinlich die Vomag, die zurzeit 5000 Arbener beschäftigt, ihren Betrieb schließen. — In einer Heringstonne ans welcher er Wasser schöpfen wollte, ist der 4jähriae Sohn eines Barbiers ertrunken. Als die Mutier in den Hof eilte, stak der Körper des unglücklichen Kindes in der halbaeiü't'en Tonne, während nur die Beinchen über den Rand roaten. Lei der war die Hilfe vergebens. — Mehrere Einbrecher sckluoen m einer Bleicherei Fensterscheiben ein und wollten eben ihre Tö'-o. keit beginnen. Der Fabrikwächler verscheuchte durch sein Ko n- men die Eindringlinge, die keine Beute davontrugen — D e Versammlung des Volksblocks >m Prater war sehr out besuch! Sie wurd* zu einer gewaltigen Kundovbung für den Dolksblock- kandidaten Marx. Glück auf zur Wahl. Wie es Euch gefällt Neueinstudierung im slaallichen Schauspielhaus zu Dresden Es ist Tatsache: Bon allen Komöd en Shakespeares hat „Wie es Euch gefällt" am lvenigstin die dauernde Verankerung mit dem Spielplan guter deutscher Schauspielbühne,i durchsetzen können. „Viel Lärm um Nichts" gefiel dem Publikum aller Zellen besser nno noch mehr natürlich der „SommernachtStraum". Und doch bedeutet die 1599 geschriebene Komödie in kuilstästhetischcr und — sagen wir naturalistischer Beziehung ein entschiedenes Plus oen zliletztgenannten Stücken gegenüber. Der Grund scheint mir darin zu liegen, dast das Publikum den rüpelhafteren, sophistischere», „zeitmästigen" Shakespeare für echter hält und ihm weniger gern folgt, wenn er nicht allzu „ausgelassen" und „urwüchsig" ist. Richtig ist, dast wir die übermässige Häufung grotesker Epi sode», dse wir als shakespearlsch zu bezeichnen pflegen und die Veloimng »iuttvill'ge», von keiner Fessel beengten Leichtsinnes I» „Wie es Euch gefällt" nicht finden. Tie Handlung ist an sich zn knapp und einfach, yni dem T»rchsch„ittspublikum die nötige ileberraschuiig zu bringen. Aber die geniale Einheitlichkeit der Grundstimmiing, der CharakterzelHnung, der philosophischen An schauung „nd der gleichmäßigen, nirgends polemisierenden Heiter keit (die dadurch zur Anmut wird) ist ein Etwas, das Shakespeares Wert für den ernsthafte» Zuschauer in höhere Sphären hebt und ihm ein Leben einhaucht, mit dem sich gerade die modernen Menschen, die durch JnpressioniSnmS und Expressionismus hin- durchgegangen sind, besonders gern beschäftigen werden. Tas Stück hat Märchencharakter. Es will nicht Schuld uno Sühne, nicht naturalistische Logik und pessimistische Wahrheit. Und doch deutet eS diese Tinge all« an. Im Märchen ist bekannb- lich alles möglich und fo kann Sühne und Schuld folge», ohne dast Exekutionen und Katastrophen notwendig sind. Tie BSsewtcht« machen überraschend schnell die Schwenkung zum Guten. Vom Sommernachtstraum her hat die Komödie einen Klang übernom- men, der sie bald auf ungeahnte Höhen führt: den Zauber der Waldeinsamkeit. Tie später« Idee eines Rousseau, die Rückkehr zur Natur klingt bereits deutlich an, freilich ohne das schwülstig« Trum und Dran dieses schrankenlosen Dichter». Die Sehnsucht nach natürlicher Einfachheit, die Lust am freien Waldleben beseelt die höfischer Sitte überdrüssigen Personen in den ersten Akten. Zwei Männer und zwei Frauen haben den Hof verlassen, um im «rdenner Wald zusammenzutreffen und dort ein köstliches Leben zu führen. Nicht ungern kehrt man, als sich die Wolken verzogen heben, wieder zur „Kultur" zurück. Ter Herzog sowohl wie der Narr äustern sich in diesem Sinne. Aber man fühlt: diese» Wald- leben war das eigentlich richtige und echt«, die Kultur hatte krank und nervös aemackt. weil sie Unkultur war. Der Wal» wird daun auch der Schauplatz der reizvollen, z. T. komischen, z. T. sehr poesicvolleii Liebesaffären. Rosaiindc und Celia sind ein vor- tresflich gcluugeues Mädckienpaar, das an „Viel Lärm um Nichts" erinnert und ln der Zeichnung so klare »nd bestimmte Züge er halten hat, dast es darin Hero und Beatrice eutscheden übertrirst. Beide sind fraulich und liebenswert: die eine ganz Energie, dir andere ganz Hingabe. Auch die männlichen Personen, von denen immer Paare befeindet sind. Orlando-Oliver und d e beiden Her- zöge, weichen in der Charakterschilderung von der Schablone wesentlich ab. Und eine Person kommt noch hinzu, die weit gehendes Interesse erregt: der düstere Jacques. Man hat ihn melancholisch gescholten, einen Neurastheniker, man hat «hu blasiert genannt. Und dennoch ist gerade diese Hamlet-Natur der Typ, dem man heute alle Tage begegnen kann und den Shakespeare entweder selbst empfunden oder doch weiiigsteiis vorgeahnt hat Ter Narr allein ist „typischer"- Shalespeare, Träger sophistijch-r Spiegelfechtereien. In der Ausführung, wie sie Generalintendant Tr. Reucker uiis gestern vorsetzte, wird die gänzlich unproblematisch Lust- spielide« betont. Tiefer Spielleiter hat, als er noch Direktor in Zürich war, tatsächlich einen ungewöhnlichen Erfolg mit „Wie es Euch gefällt" erreicht und befruchtend auf mehrere andere Bühnen gewirkt, die die Komödie bald darauf in den Spielplan aufiiahmen. Und das Publikum nahm gestern so warmen Anteil und spendete derart hartnäckigen Szenenbeisall, daß man Reuckers Absichten als vollkommen gelungen anerkennen mutz. Er geht in seiner Jnize- nierung davon auS, daß man weder kürzen noch Szenen weglassen oder »erlegen darf, daß man auch verschiedene Schauplätze nicht an einem isutralen Ort spielen lassen darf und dast die Techn k imstande sein must, alle Verwandlungen bei offener, verdunkelter Szene in wenigen Minuten herzustellen. Weiter must alle» von eitel Lust und Freud« diktiert sein, der (scheinbar) spärliche H„- mor mutz völlig ausgekostet werden. Tann wird «S sich zeigen, ob „Wie «S Euch gefällt" nicht den berühmten groste» Komöoien Shakespeares ebenbürtig zur Seit« steht. Dieser Beweis ist also ge lungen und der Bühneuapparat, der wieder einmal seinen großen Tag hatte, hat sich glänzend bewährt. Di« Bilder im Walde «nd ,m Freien spielen sich im Prospekt eines großen Rundbogens ab, der lediglich durch zwei verschiedene Vorhänge perichloslen. die Behausungen des Herzogs und Olivers darstellt. Vielleicht wäre zur Verdeutlichung dieser Jnnenszenen in dein einen FaU? uoch die Maskierung des Bogens am Platze gewesen, denn die beiden Szenen waren schwer zu unterscheiden. Ausgezeichnet ge lungen waren die Waldszenenen, nach Muckers Bekenntnis von Ludwig Richter hergeholt. Alles in allem wird diese Inszenierung Furore machenl Die Darstellung war, wie gesagt, auf völlige Auslastung des Humors eingestellt, der auch das Problem Jacques znm Opfer fiel. Ponto hatte mit dieser beinahe grotesken, jedenfalls ob o- lut unkomplizierten A»ssa!s»lig des an? Lust traurigen Hofma„n?s, dem man freilich die Flucht ins Ktostec „ich! glaubt. unH-inh Sonderbeifnll. Und Jenny Schaffer war lsie liebenswerteste, energsichste »nd doch zärtlichste Rowlinds, die sich nur ben'en lässt Im übrigen war fast in allen Rolle» dee Nachwuchs tnin nicht -,u sagen die zweite Besetzung) an ehrenvoller Stelle. Und es wir hochersrenlich, festzustellen, welch prächtige Künstlerschar wir da besitzen. Maria Rix. Rosse, Liedtke »Harry H e r n > ,b (glänzend als Orlando!), Still mark, G'tela Z'des Lotte Grüner stellten mit Schröder, Tettmer, Lewinsln Müller, Höhn er »sw. ein wahres StaatSewenib e das ,n t großer Lust am Werke war und wohl alte,, Intentionen ruies Leiters gerecht wurde. Tas bege isterte Publikum dicht es nn.tz Schluß mit dem Beifall noch lange aus. Franz Zicller. rsckopsusr k»otsrsn«?sr?rs vüro Orerctvn E.in.d.N. krettsl-potrrksppel. 2 ksrnsprseksr LS»