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Mittwoch, den 15. April 1925 Nr. 80. Selte » Run- um den Rundfunk Geheimjunk — Kurze und gerlchlele Welle« — Das Uebermorgen der Funklechnik Don Hanns Derstorff (Nachdruck verboten.) Wer hat sich nicht schon den Kopf zerbrochen, wie es kommt, daß Tausende von Stationen gleichzeitig senden, und der Emp fänger sich aus diesem Wirrwar von Wellen diejenige aus dem Aether sischen kann, die er hören will. Und doch ist diese Frage verhältnismäßig leicht zu beantworten. Das Prinzip der Re sonanz gibt die Lösung des Problems. Eine Stimmgabel, die an geschlagen wird, bringt von einer ganzen Reihe verschieden obge stimmter Stimmgabeln nur die zum Tönen, die auf die gleiche Echwingungszahl, da» ist auf die gleiche Tonhöhe, abgestimmt ist. Singt man vor dem offenen Klavier einen Ton. so klingt nur die Saite mit. die denselben Ton hervorbringt; die akustischen Beispiele der Nesonnanz, die uns allen geläufig sind, lassen sich beliebig vermehren. Nach demselben Prinzip arbeitet der Radio empfänger: der Empfangsapparat wird aus dieselbe Schwingungs. zahl, dieselbe Wellenlänge abgestimmt wie der Sender, dann spricht der Empfänger nur auf die Welle des Senders an, hört nur die Sprache des Senders, den er hören will, und alle übri gen Sender mit anderen Wellenlängen bringen ihn nicht zum Klingen. Da aber jeder seinen Apparat auf jede gewünschte Wellen länge einstellen kann, da er also alles hören kann, was irgendeine Sendeantenne dem Aether, dem Ohre der Welt, erzählt, so ist es sehr schwer, politische oder militärische Meldungen von besonderer Bedeutung, die von einem Sender verbreitet werdet geheim zu halten. Mühevoll und wenig sicher war seither das Chiffrieren dieser Nachrichten. Es gibt keinen Chisfriercode, der nicht mit der Zeit oder durch Verrat gerade dem bekannt wird, dessent wegen die Nachrichten in stundenlanger mühesamer Arbeit chiff riert werden. Wie oft haben wir diese Erfahrung im Kriege ma chen müssen und wieviel braven Soldaten haben die vom Feinde dechiffrierten Nachrichten das Leben gekostet. Heute ist man aber imstande, die Funkwellen, die den Erd ball umjagen, so zu formen, daß sie nur denen Nachricht dringen, die verabredungsgemäh wissen, wie am Sender die Welle geändert wurde. Kürzlich führte Dr. Pohlein der ersten Hauptversamm lung in der Heinrich-Hertz-Gesellschafi zur Förderung des Funk wesens den im Loboratorium der Funkfirma Dr. E. F. Hulh ent wickelten „Typengeheimschreiber, System Compare" vor. Eine günstigere Lösung als diesen Geheimschreiber, der bei einfachster Handhabung eine hundertmillionenfache Umbildung des Alpha bets herbeiführt, kann nicht gedacht werden. Man sendet im Klartext über eine gewöhnliche Schreibmaschine und der Emp fänger .empfängt ebenfalls im Klartext in Typenschrift. Auf dem Weg vom Sender zum Empfänger aber hat der Klartext eine der hundert Millionen Formen angenommen, die nur emzifferbar, automatisch zum Klartext wird, wenn der Empfänger die ge naue Einstellung kennt, die er seiner Apparatur geben mutz, um aus dem „Wellensalat" eine sinnvolle Nachricht zu machen. Die Uebermiltlung kann — und das ist von gewaltiger wirtschaft licher Bedeutung — über jeden gewöhnlichen Telephonics mder erfolgen. Dabei ist es nicht nötig, daß, wie zum Beispiel bei der Dildübertragung Sender und Empfänger synchron arbeiten, das ist gleich laufen. Das Prinzip ist folgendes: Jeder Tastendruck wird in eine bestimmte Tonfrequenz (Schwingung mit einer Schwingungszahl von 40 bis 20 090 pro Sekunde) umgesetzt. Jede gedrückte Taste der „Senderschreibmaschine" löst kurz nacheinander zwei verschie dene dieser Tonfrequenzen aus. Sie werden aus den Sender übertragen, der sie in den Aether schickt. A ch t solcher Tonsre- quenzerzeuger liegen an einer konischen Walze. So können also an sich schon acht verschiedene solcher Töne erzeugt werden. Da nun für jede Type, jeden Tastendruck, zwei Tonfrequenzen aus gelöst werden, so entsprechen den Typen.der Schreibmaschine 28 verschiedene Tonpaare. Nun ist aber die Lage dieser 8 oben er wähnten Tonpaare zur Walze in 10 Stellungen veränderlich, das heißt es können durch Verschiebung der Walze 10 hoch 8, also 10 achtmal mit sich selbst multipliziert gleich hundert Millionen ver schiedene Gruppen von acht Tönen gebildet werden, was, wie ge schildert, einer Hundertmillionensachen Umbildung des Alphabets entspricht. Ebenso leicht und elegant, wie der Klartext in einen unverständlichen „Wellensalat" verwandelt wird, ebenso mühe los und ohne jede Gedankenarbeit wird diese Chiffre wieder ganz automatisch in verständliche Sätze verwandelt. Diese Arbeit über nimmt in der Empfangsapparatur ein sogenannter Resonanz- transsormator, der acht abgestimmte Eigensrequenzen besitzt, ent. sprechend den acht Grundtönen der Sendeeinstellung. Auf jeden Tastendruck der Senderschreibmaschine spricht ein Empfänger mit den zugehörigen beiden Tonfrequenzen durch Nesonanzwir- kung an. während alle übrigen 99 999 999 ähnlichen Empfänger schweigen. Diese Resonanzschwingung des Empfängers setzt sich automatisch in den Tastendruck des entsprechenden Buchstabens um. Nur wer den Schlüssel der hundertmillionenfachen veränder lichen Abstimmung vereinbarungsgemäß kennt, hört die Sprocke des Senders, die der Aether, jedem anderen unverständlich, trägt. » * » Wunder des Aethers, Wunder der Welt, die von Anbeginn waren, die wir Menschen aber erst mühsam bruchstückweise be greifen lernen! Wie plump sind unsere Maschinen und Apparate, kindliche Nachahmungen des Schöpserwerks. Bis vor kurzem brauchte man viele hundert von Kilowatt (1 Kilowatt gleich rund 1,5 Pferdestärke) Energie, um sich draht los durch den Aether auf große Entfernungen zu verständigen. Nauen sendet aus einer Welle von 18 000 Metern mit einer Ener gie von 460 Kilowatt seine Telegramme um den Erdball. An fang dieses Jahres aber ist es Marconi gelungen, mit nur 28 Kilowatt (rund einem 16tel dieser Energie) ein in England ge sprochenes Wort bis nach — Australien zu übertrugen. Während die seither üblichen drahtlosen Wellen im Transozeanverkehr einige tausend Meter lang waren, bediente sich Marconie der Wel len unter 100 Meter, ja der Wellen von 2—3 Meter Länge. Diese Ergebnisse sind geeignet, eine vollkommene Umwälzung des Na- diowesens herbeizuführen, wenn es erst einmal gelingt, einen Uebelstand dieser kurzen, gerichteten Wellen zu beseitigen, näm lich den, daß sie nur bei Nacht, nach Eintritt der Dunkelheit, große Reichweiten ermöglichen, und bei Sonnenbestrahlung als Diener der Nachrichtenübertragung sehr unzuverlässig sind. Doch die Marconigesellschaft in London hat, wie „The Wireleß World" mit teilt, dem englischen Marineministerium, das von den kurzen ge richteten Wellen nicht sehr begeistert war. mitgteilt, daß die Erfolge der Tagessendungen mit kurzen Wellen von Monat zu Monat günstigere werden und daß cs zweifellos gelingen wird, den störenden Einfluß des Tageslichts vollkommen auszuschalten. Dann aber werden solch kostspielige Maschinenanlagen, solche ge waltigen Antennennetz«, wie wir sie z. B. bei der deutschen Groß station Nauen sehen, unnötig geworden sein. Die Funktelegro- phie wird billiger, schneller und zuverlässiger ar beiten als die Drahttelegraphie. ch Es ist verständlich, daß diese gewaltigen Fortschritte einer verhältnismäßig jungen Technik leicht zu Utopien führen. Wo anders sollen solche — lvenn auch geistvollen — Phantasien frucht bareren Boden finden als im Lande der Technik, dem Lande Edisons, auch heute noch dem Land« der unbegrenzten Möglich keiten, Amerika? Vor kurzem schilderte Gernsbeck, der Haupt- schristleiter einer ganzen Reihe amerikanischer technischer Zeit schriften, die Zukunft der Großstadt. Interessant ist die Rolle, die er der „Drahtlosen" zugedacht, nein, „zuphantasiert" hat. Alle Energie wird nur noch drahtlos übermittelt. Draht los, durch elektrische Wellen, erhalten die Straßenbahnen ihre Antriebskraft, drahtlos werden die Mitzzüge durch die Tunnels tief unter der Riesenstadt gejagd. Drahtlose übermittelte Kraft läßt den Autobus und das Automobil durch die Straßen fahren, drahtlos iverden die Wohnungen mit Licht und Wärme versorgt, die drahtlosen Wellen elektrischer Energie Heizen die Ocsen, las- Die Soldaten -er Kaiserin Roman von Julia na von Stockhauien (55. Fortsetzung.) Die Kaiserin sah sorgenumschattet in den dunkel werdenden Himmel. Im Gemach lag bereits tiefe Dämmerung; der Umriß der Frau am Fenster zeichnete sich schwach ab nur ihr blasses Gesicht und die Hände schimmerten ein wenig. Flüchtig kreisten die Gedanken Maria Theresias um die' Kinder. Marianne wird bei mir bleiben, die Arme mit der schwachen, üblen Brust; aber vielleicht ist es möglich, Elisabeth mit Ver sailles zu verbinden? Oder Antoinette? Der Kontrakt, der Mariä Karoline mit Neapel band, konnte unterschrieben werden, sobald die Trauer beendet war; und was Christine betraf? Die Kaiserin seufzte leicht. Gab es vielleicht irgendeinen Menschen, der noch nicht wußte,'daß Christine den Herzog von SachsSn- Teschen bis zum Sterben liebte? „Enfin", es war keine poli tische Verbindung und vielleicht eine Torheit, aber, und Maria Theresia lächelte: „Warum soll sie nicht glücklich werden, „ma petite Mimi"?" Ob es gelingt, Maximilian den Kurfürstenhut von Köln zu verschaffen? Ich muß mit dem Fürst Kanzler spre chen, daß er bei Modena wegen der Tochter für Ferdinand aus horcht. Sie soll scharmant sein, die Beatrix von Modena. „Es ist gut, Töchter für Europas Throne zu haben," sagte die Kaise rin entschlossen. Und mit einem scharfen Aufblihen: „Er Hot keine Kinder, der Preuße. Ich aber vermähle zehn Söhne und Töchter an Europas Throns? Meine Kinder bilden einen lebendigen Wall um Oesterreich! Mein Sohn Josef aber —" Mit einer herrischen Geste: „Josef muß da stehen, wo ich stand. M u h!" Und Maria Theresia legte fest ihre Hand um die Sessellehne. „Dafür habe ich Josef, meinen Sohn, geboren, daß er The re sie ns Erbe regiert. Josef, damals gingst du wie ein Stern über den schlim men Wolken meiner ersten Jahre auf. Damals trug ich dich unter dem Herzen, das ganz erfüllt war von seinem Königtum. Ach, um die Träume, die ich einst geträumt! Wie jung wir wa ren! Wie geliebt!" Und Tränen In den Augen, flüsterte sie: „Lieb, Lieb, wie du mein warst, mein Lieb! Nie mehr wird ein Mensch mir so gehören, wie du mir gehörtest, Franzi, Liebster!" Und mit jäher, schmerzvoller Leidenschaft stöhnte Maria Theresia: „Nie, niemals wieder!" Ihre Brust hob sich keuchend; sie rang nach Atem, sprang auf. öffnete das Fenster. Kühl schwoll die Herbstluft herein. Die Kaiserin faßte sich. Die Hände auf das Fensterkreuz gelegt sah sie in den Abend hinaus. Der Himmel war voller Sterne. Das Leben geht weiter, weiter. Das ein zige, was bleibt, ist die Arbeit. Man darf nicht müßig sein, sonst würgen die Gedanken das Herz ab. Arbeiten! Mit einem entschlossenen Ruck schüttelte die Kaiserin die silberne Schelle. Der gebogene Rücken des Kämmerers erschien in der Tür. „Lichter!" sagte die Kaiserin kurz. Die Pagen kamen; im Windzug flackerten die Kerzen. Ein später Nachtfalter flog herein und umkreiste schweren Flügel schlags das Licht. „Sch' Er," sagte die Kaiserin In ihrer strengen Art zum Kämmerer, „das unvernünftige Tier kreist um das Licht. So sollten wir Menschen um Gott Kreisen; aber wie viele ziehen es vor, in der Dunkelheit zu bleiben!" „Sehr wohl, Dero Majestät!" Die Kaiserin lachte ärgerlich. „„Sehr wohl" ist ein Unsinn! Wenn Er mir antwortet, antworte Er wie ein vernünftiger Mensch, nicht wie eine Ma schine! Laß Er's gut sein," setzte sie begütigend hinzu, „ich weiß schon, wie Er's meint. Er kann gehen!" Ein zaghafter Page meldete: „Dero Majestät geruhen, Seine Majestät der Kaiser bitten um Gehör!" Eine kräftige Hand schob den Pagen beiseite; der Käm- merer knickte zusammen, Josef trat rasch ein. „Majestät!" Er zog mit tieser Verneigung die Hand der Mutter an die Lippen. „Majestät gestatten?" Er schloß die Fenster. „Majestät werden sich erkälten. Dero kostbare Gesundheit sollten Sie in der Tat mehr hüten." „Unkraut vergeht nicht!" sagte mit schwacher Heiterkeit Maria Theresia. „Sie wissen. Ich habe eine starke Natur, sie hat viel überdauert" „„Ma mere"," sagte Josef leise und innig. Sie sah zu ihm auf, der schlank und sehnig neben ihrem Sessel stand. „Ich kann nicht umhin, es hier kalt zu finden. Majestät, und bitte Sie mich Ihren Kammerheizer spielen zu lassen," fuhr Josef fort, und ging zum Kamin. Er kniete nieder und entfachte mit einem kleinen Blasebalg die zusammengesunkene Glut aufs neue. Die Kaiserin betrachtete nachdenklich das schmale Profil des Sohnes: die hohe, von sorgfältig gepudertem Haar umbauschte Stirn, die kühne Linie der Augenbrauen, die gebogene schöne Nase, die üppige Schweifung der Lippen über dem hartgemei- Kelten Kinn. Und sie fühlte, wie eine Welle von Stolz und Liebe ihr Herz überflutete. Es war ihr Kind! Ihr Sohn Josef! Sie erhob sich und schritt zum Kamin; leicht glitt ihre Hand über sein Haar. »Mama?" Fragend hob er den Kopf. Sie sah starr vor Sie MImssM des Leivrirek 6e»i)ers Mittwoch, den 18. April 4.30— 0,00 nachm.: Märchennachmittag für Kinder. Martina Otto- Morgenstern liest Märchen und die Runüsunkhauskapelle spielt entsprechend« Weisen. 0,45—7.00 nachm.: Funkbastelstunde. 7,00—7,30 nachm.: Bortrag: Karl Bahle, Borsitzender des Ver eins Kanaria, Leipzig, Kristallpnlast: „Der Kanarienvogel als Stubenvogel". Hierauf Konzert edler Kanariensänger, an schließend Tourenerklärung. Refu Emil Käferstein, Leipzig. Weimarer Abend Goethe-Schiller-Abend 7.30— 8,00 nachm.: Bortrag: Heinrich Lilienfein, Schiller-Novelle, gelesen vom Dichter. 8,15 nachm: Musikalische Darbietungen und Rezitationen. 1. Drei Mignonlieder von Hugo Wolf, gesungen von Elsbeth Berg mann. 2. Schiller: a> Nänie, b) Dithyrambe, c> Die Wo'tc des Glaubens, d) die Kraniche des Ibykus, e) Reiterlied. Karl Schreiner. 3. Drei Suleika-Lleder aus dem westöstlichen Di wan von Hugo Wolf, gesungen von Elsbeth Bergmann. a> Hochbeglückt in deiner Liebe, b) Als Ich auf dem Eunhrat schiffte, c) Nimmer will ich dich verlieren! 4. Goethe: a> Die Lustigen von Weimar, b) An den Mond, c> Der König in Thule, d) Der Gott und die Bajadere, e) Der Totentanz, s> Prometheus. Karl Schreiner. 10,60—11,00 nachm: Funkbrettl. Mitwirkende: Anny Mack (Lie der zur Laute), E. Wünschmann (Rezitationen), Konzertmei ster Luh (Violine) und die Rundfunkhauskapelle. sen die Ventilatoren laufen, die Aufzüge steigen, die Telephone sprechen, die „trotoirs roulants" gleiten, erzeugen jede maschi nelle Bewegung — Utopie, vielleicht nur in unseren Tagen noch Utopie, und für unsere Enkelkinder Wirklichkeit. Denn denken wir uns einmal unfern Urahn, der vor 150 Jahren lebte, auf den Potsdamer Platz Berlins, oder in das Zentrum einer anderen Weltstadt gestellt was wird ihm nicht unverständlich, was nicht „erfüllte Utopie" sein? Die Entwicklung der Funktechnik, die Dienste, die di« Nadiowellen den Mcnsclien einmal leisten, dann — wenn sie er kannt und beherrscht sind — sie sind heute noch nicht abzuschätzen. Und: „Die Kultur, die aus dem technischen Zeitalter hervorgehen wird, wird ebenso hoch Uber der antiken und mittelalterlichen stehen, wie diese über den Kulturen der Steinzeit." (Coudenhove- Kalcrgie.) Vermischtes Die Krönung eines Skeletts Ta Zar Peter m. von Rußland, der Gatte Katha rinas der Zweiten, bei Lebzeiten nicht gekrönt worden mar, betchloß sein Sohn Paul, als er nach dem Tode seiner Mutter zur Regierung gelangte, seinen Pater noch nachträglich krönen zu lassen. Man setzte also das Skelett Pauls auf den Thronsessel und todann wurden alle Krönnngszereinonien an ihn« vollzogen wie an einem Lebenden. Auch beim feierlichen Krönung^,zug wurde das Skelett mitgeführt, und dabei mußte Alexi Orlow, oec Peter leinerzeit erdrosselt hatte, vorangehen. —25 000 Franken für das dritte Kind. Eine neue Prä mie für die Vergrößerung der Familie hat die französische Stadt Angers in diesem Jahre ausgesetzt. Es gibt in Angers 300 Ehepaare, die schon 2 Kinder haben, und um diese Familien zur Vergrößerung anzuregen, haben die Stadtväter beschlossen, jedem Ehepaar, dos im Laufe der nächsten 12 Monate ein drittes Kind bekommt, die Summe von 25 000 Franken auszuzahlen. — Weltmeister im Kaffectrinken. Wer mal Sportbericht« gelesen hat weiß, daß es Weltrekorde gibt im Hochsprung, 'r.i-5- kuswerfan uiw. Ten Amerkiansrn blieb es Vorbehalten, d>e Re kordlucht auch aus andere Tinge anszudehnen, so gibt es nun Weltmeister im Tonertanz, Selbstmordversuch, Schnetl'chreiben, Scheiden, Heiraten und neuerdings auch im Kasseetrinken. Ter Handelsminister vom Staate Jersey in Newark, Mr. Hoooer, hat sich an das Handelsaint der U, S. A. gewandt mit der Bitte, ihm die Weltmeisterschaft dieser Kategorie zuznertennen, da er jährlich 3760 Tassen Kassie trinke und niemand kenne, der mehr verschlinge. Ihre Sorgen möchte ich haben. Mr. Hoovcr! vet-k« eine rette, veis-e Neu« u, dtenckens »cköneii leint erlsnxen uns erkslten vUI, vsrck« rick nur mit <ier »Nein eckten «>t« r,Nl«n»i>Nv»>,klr« von öerxm-mn s Co., Ossedeul. sich hin; sie träumte wachen Auges. War nicht sie es. die junge, blonde Frau, unter deren Herzen der Knabe dem Leben entgcgen- reifte? War nicht sie es, die hier vor diesen Gluten gekauert und im zuckenden Schein der Flammen ihre erste» Königsträume geträumt? War nicht sie es, die junge Mutter, die um das Erbe ihres werdenden Kindes wie eine Löwin gerungen? Verse einer langvergessenen Melodie schwankten durch ihren Sinn: „Einig und ungeteilt übernehme ich Oesterreich und will es einig und ungeteilt in meines Erben ritterliche Hände legen!" Die Kaiserin lächelte wie im Fieber; ihre Hand liebkoste den blonden Kops Josefs; sie sprach leise vor sich hin: „Du mußt mich ruhig sterben lassen, Kind. Leben für Oesterreich, ganz deine Pflicht tun!" Und mit starker Aufwallung: „Vergiß Schlesien nie! Nie! Hörst du?" Cie starrte geradeaus: „Alles Unheil kommt von Norden! Hüte dich vor Preußen!" Sie zog mit einer jähen Bewegung seinen Kaps an sich: „Damals, als ich dich trug, habe ich mir keine Stadt gewußt, in der ich dich gebären sollte. Dich, den kommenden Kaiser! Vergiß es nie!" „Mama, liebe Mama!" Und Josef zog, vor ihr kauernd, ihre Hände an die Lippen. Er stand auf. „Sie sind alteriert. Mama, „sil vous plait!"" Und er schob ihr den Sessel hin. Sie ließ sich nieder, ohne seine Hand sreizugeben. „Du hast recht, ich bin müde, traurig, echauf fiert; alle Dinge touchieren mich, es wird keine Ruhe in mir. Zu viel Hab' ich verloren. — Warum kommst du? Es ist ein trau riger Aufenthalt bei einer alten Frau für junges Blut." Josef beugte sich und hob den bronzenen Schürhaken vom Boden, „Ich bin daheim, Mama!" sagte er düster. Die Kaiserin seufzte. Nach einer Weile entschloß sie sich zu antworten: „Du sollst zu Josefa gehen. Sie ist allein, die Arme!" Der Kaiser lachte bitter: „Bin ich es nicht?" Mit müdem Tadel bemerkte Maria Theresia: „Sie ist deine Frau, „mon enfant!"" Josef schüttelte den Kops. „Niemals! Niemals!" sagte er erregt. „Mama. Sie haben so heiß geliebt, daß Sie nicht wisse« müssen, man lebt nur einmal — nur einmal? —" Die Kaiserin seufzte schwelgend. „Mama, begann Josef zögernd, „warum mußte es sie fein? Weshalb bestanden Sie aus dieser Heirat? Ach Mama, und nicht einmal ein Kind, keinen Sohn haben —" „Keinen Sohn," wiederholte die Kaiserin schwermütig. „Es ist wie ein Fluch, Mutter! Warum mußte Isabella sterben? Mutter!?" Die Kaiserin öffnete hilflos die Hände. „Auch er ist hinüber/ sagte sie tonlos. Eine Weile war nur das Krachen und Knistern der Holz scheite vernehmbar. '(Fortsetzung folgt.)