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Rechtsanwalt Justizrat De. Körner, die frühere Krön- ! Prinzessin durch die Herren Rechtsanwälte 1)r. Felix 8ehme-Leipzig und vr. Felix Bondi-Dresden. Die Sitzung war geheim. Um 4^ Uhr wurde das Urteil verkündet. Cs lautet: „Die am 21. November 1801 ge schienene Ehe der Parteien wird wegen Ehebruches der Frau Beklagten mit dem Sprachlehrer Andr« Giron vom Bande geschieden. Die Frau Beklagte trägt die Schuld an der Scheidung. Die Kosten des Rechtsstreites werden der Frau Beklagten anferlegt." Wie bekannt, hatte der Kronvrinz nur den Antrag ans Aufhebung der ehelichen Eeinemschaft gestellt, durch dessen Annahme die Ehe selbst nicht 'nach bürgerlichem Rechte geschieden wird. Da die.8 läge ans Aufhebung begründet erachtet wurde, mußte nach ^ I575 des Bürgerlichen Gesetzbuches dem Antrag der Kronprinzessin ans völlige Scheidung konsequent statt- gegeden werden. Eine Ehe der geschiedenen Frau mit Giron ist allsgeschlossen, da nach bürgerlichem Rech! eine solche zwischen dem des Ehebruchs schuldig erkannten Teil und dem, mit welchem der Ehebruch begangen worden, selbstverständlich nicht eingegangen werden kann. Natürlich können die Entscheidungen des bürgerlichen Rechts und dessen Gesetze die Verbindlichkeit der Katholiken von den Gesetzen der Kirche nicht anf- beben. Nach der Lehre der katholischen Kirche ist die chie eine göttliche Institution, ein Sakrament, welches nicht vier ans Erden von Menschen seiner göttlichen Würde entkleidet werden kann. Die Ehe ist und bleibt für den KMieliten unauflöslich. Von den Pres;stiinmen, die sofort nach Erkennung des Urteils laut wurden, zeichnet sich besonders die des .Dresdner Anzeigers" durch Takt und Anstand ans. Seine LNrie werden gewis; in allen Kreisen, denen Sitte und '.'limand nicht fremd sind, einen wohltuenden Eindruck bervergerufen haben. Derselbe schreibt: Die Tragödie, deren ergriffene Zeugen wir alle waren, bedarf Iciüe> Kommentars, sie findet je nach der Stimmung und dein Muß des Zengen einen sehr verschiedenartigen Wiederhol!. Noch weniger wallen wir uns in die Empfindungen der an der Tra gödie .machst Beteiligten hineindrängen, in deren Brust in den leniei! bangen Wochen sicherlich ein härterer Kampf zwischen dein 7inn für Recht und dem menschlichen Bedürfnis der Milde und des BerzeihenS ansgesochten worden ist, als irgend ein g'ernüehender nur ahnen kann. Trennungen zwischen Menschen, die dnräi die innigen Bande der Ehe und der Elternschaft mit einander verknüpft waren, um ihr gemeinsames Los nur durch die Sand der Vorsehung zerreißen zu lassen, verwunden und Mägen der ^-eele Narben ein, die auch bei demjenigen nicht völlig nerlieilen. dem das Recht sein beruhigendes: Du bist ohne Schuld piilußocr." Das; das bittere Weh, welches in diesen schweren Tagen über den greisen König, den Kronprinzen und das ge samte Königliche Hans gekommen ist, auch von der großen Äebi'whl unseres SachsenvolkeS miteinpfnnden wird, des sind wir gewiß. Wir hoffen jedoch, daß die Zeit, welche schon manchen Kummer und manchen Schmerz gelindert bat. auch hier mit ihrer milden Hand eingreifen und nach den trüben Tagen solche des heiteren Sonnenscheins bringen wird. Tie Schweizer Telegraphen-Agentur meldet, daß Eicon am 11. d. M. von Brüssel nach Lausanne reiste, dort mit Leopold Wölfling zusannnentraf und von da nach biem mhr, um von dem Ausgange des Dresdner Ehe- brozeöes' Kenntnis zu erhalten. Am selben Abend reiste er nach Brüssel zurück. Die Prinzessin soll er im Sana torium La Mfitairie nicht besucht haben. Tie Verhandlungen mit dein Grafen HoenSbroech wegen seiner Kandidatur im 18. sächsischen Reichstags- Lüri,llreise haben sich zerschlagen. Der Gras wird nicht kandidieren. .Gestern abend feierte der Allgemeine Turnverein zu Dresden sein 50. Stiftungsfest in würdiger Weise. 15 jnnge Damen führten ein Keulenschwingen mit großer Gewandtheit und Sicherheit ans. Den Glanzpunkt des bibends bildeten die mit großer Sicherheit, Gewandtheit und Kraft ansgeführteu Gemeinübnngen an vier Barren durch die Vorturner. Daraus wurden noch viele Reden gcichimmgen. Den Schluß des Festes bildete ein schön ver- lam'onor Ball. Rn dem Vortragsabend des Allgemeinen Dresd- ucr Handwerkervereins sprach Herr Kammersänger Ed. Glömme in fesselnder Weise über den dänischen Deiner Hans Christian Andersen. .ins der Klosterpflege schreibt man uns: Der Bund der Landwirte entfaltet eine rege Tätigkeit und hat bereits 50 Wanderredner ans „Gimpelfang" ans- Wiifir, nm Leute zu gewinnen, welche den toten Punkt im Boirand der Mitgliederzahl und der Einnahmen über winden helfen. Hierbei rechnen sie selbstverständlich ans dic unr in ihren Köpfen schnurrende „Rückständigkeit der Beuern". So soll nach Ankündigung im „Kainenzer Tigeblall" ein Herr Lamprecht am 18. d. M. auch in Ewilwih einen Vortrag halten, der sicherlich von „Katho liken freund lichte it des Bundes" triefen wird, weil »um sich gerade in einer katholischen Gegend befindet. So wirds halt gemacht! Man traut den wendischen katho lische,' Bauern ein ziemlich kurzes Gedächtnis zu, wenn der Redner sich der angenehmen Hoffnung hingibt, daß sie auf den Leim springen werden, mit ihrem sauer ver- dienten Groschen sich selbst bekämpfen zu lassen. Der Bund hat sich zum eigenen Nachteil den katholischen Mit gliedern gegenüber zu zeitig demaskiert Aber das tut nichts, vielleicht lassen sich einige „übertölpeln". Die Bauern müssen vor den Wahlen tüchtig „bearbeitet" werden, und schließlich inacht man doch „a Geschäft" Glück zu! So dumm sind wir Bauern denn doch noch nicht. Meißen, 11. Febr. Gelegentlich des Sächsischen Lchiniede-Bezirkstages veranstaltet unter dem Ehren- lwriitz des Bürgermeisters I)r. Ah die über 100 Mitglieder starte Sch miede-Innung zu Meißen und Umgegend in den Tagen vom 18. bis 21. April cr. eine Fach-Aus stellung von Maschinen, Werkzeugen, Gerätschaften, sowie aller einschlägigen Bedarfsartikel für die Huf-, Wagen- und Zchiffsschmiede und den Wagen-, Automobil- und Motor- bau. Als Ausstellnngslokal ist die altberühmte „Geißel - bürg" gewonnen, die sich ganz vorzüglich zu einem solchen Unternehmen eignet, woselbst auch die Versammlungen und ffcstlichkeitcn ans Anlaß des Sächsischen Schmiede-Bezirkö- ! tages stattfinden werden. Fabrikanten und Lieferanten von Artikeln des Schmiedegewerbes, die geneigt sind, diese Ausstellung zu beschicken, wollen diesbezügliche Auskünfte von dem Obermeister der Schiniedeinnnng zu Meißen, Herrn Rich. Kirsten, einholen, als äußerster Termin zur Anmeldung ist der 1. April cr. festgesetzt. Hainitz bei Bautzen, 10. Febr. Der hiesige „Katho lische Männerverein" hielt vor einigen Tagen seine erste Generalversammlung ab. Ans den Jahres berichten ist zu ersehen, daß die Zahl der Mitglieder in der kurzen Zeit seines Bestehens ans 87 angewachsen ist. Unter denselben befinden sich Angehörige ans den ver schiedensten Bevölkernngsschichten. Der Kassenbestand ist, obwohl die Mitglieder das Vereinsabzeichen und das eingeführte (Breslauers „Liederbuch für katholische Vereine" unentgeltlich erhalten, ein sehr günstiger. Deshalb trägt man sich seit längerer Zeit mit der Absicht, den Hinter bliebenen verstorbener Mitglieder ein „Sterbegeld" zu gewähren. Ans den Protokollen sei folgendes hervor gehoben: Das Protektorat über den Verein hat Herr Fabrik besitzer Alfons Porück-Hainitz übernommen. Vorträge haben von auswärtigen Bantzener Herren gehalten: Scho- lastikns Skala über die Aufgabe der Männervereine. Kanonikus Löbmann über die Schönheit der katholischen Kirche, und Schuldirektor Nowack über die Geschichte und Einrichtung des deutschen Reichstages. — Die „Säch- fische Volkszeitnng" liegt im „Fabriksrestanrant", wo der Verein seine Versammlungen abhält, zu jedermanns Beimtznng ans. Oetzsch, 10. Febr. Der Haushaltsplan unserer Gemeinde ist für 1008 ans 74 888,00 Mk. festgelegt. An Deckungsmittel sind 80 048,00 Mk. vorhanden, sodaß durch Gemeindeanlagen 44 100 Mk. anfznbringen sind. Wurzen, 10. Febr. Schwer verletzt wurde ver einigen Tagen ans der Dresdner Straße ein hiesiger Agent anfgesnnden. Ob ein Mord- oder Selbstmordversuch oder Unglücksfall vorliegt, konnte noch nicht festgestellt werden. Chemnitz, 10. Febr. Der deutsche Reichskommissar für die Weltausstellung in St. Louis, Geh. Ober- Regiernngsrat Lewald, wird in nächster Zeit in Ehem- nitz eintresfen, nm mit den Großindustriellen wegen der Beteiligung an der Weltausstellung in Unterhandlungen zu treten. Volksverern für -as kath. DerrtfchlanL. 8 Dresden. Die Herren Vertrauensmänner werden dringend gebeten, die Mitgliederverzeichnisse baldigst anznfertigen und die Beiträge, soweit möglich, beim Ans geben des 1. Heftes auch einznfordern. Die gesteigerten Ausgaben lassen es wünschenswert erscheinen, daß vermögliche Mitglieder des Volksvereins außer Zahlung des jährlichen Mitgliedsbeitrages von < Mark noch ein Uebriges tun, nm durch möglichste Kräftigung der Kasse die Errichtung eines eigenen Sekretariats oder eines Arbeiterbnreans anbahnen zu helfen' 8 Radcberg, 0. Febr. Die gestrige Versammlung der hiesigen Ortsgruppe war gut besucht. Nach geschäftlichen Mitteilungen des Vorstandes richtete Herr Pfarrer Barth an die Versammelten eine Ansprache über die in letzter Zeit erfolgten Anfeindungen gegen die katholische Kirche und das Königl. Hans in unserem Vaterlande. Die Worte klangen ans in ein begeistert anfgenonnnenes Hoch ans Se. Majestät den König Georg. Hieraus brachte der Vor sitzende ein Flugblatt: „Ist die Sozialdemokratie religions feindlich ?" durch Verlesung zur Kenntnis der Anwesenden. Eine allgemeine Debatte rief der beim Punkt „offene Fragen" gemachte Vorschlag betr. Verbreitung der „Sächs. Volkszeitnng" hervor. Nach genügender gegenseitiger Ans sprache beschloß die Versammlung einstimmig, den Ankauf einer Aktie des katholischen Preßvereins für die Saxonia- Vnchdrnckerei durch die Ortsgruppe Radeberg im Volksverein für das katholische Deutschland. Nach Schluß der Sitzung blieben die Teilnehmer noch lange gemütlich beisammen. V. 8 Zwickau, I I. Febr. Herr Kaplan Hottenrott war am vergangenen Sonntag ansgeflogen. Da er mm eine große Verehrung unter den Mitgliedern des Volksvereins genießt, so ist eS auch nicht zu verwundern, wenn gegen 200 seiner Verehrer ihm ans seinem „Ausflug in die Sternen Welt" folgten. In seinen Ausführungen behandelte er die Frage: „Ist die Sternenwelt bewohnt?" Zunächst zeigte er. wie sich die verschiedensten Kulturvölker der ver schiedensten Zeiten zu dieser Frage stellten. Darauf bejahte er die gestellte Frage, natürlich mit den gewissen Ein schränkungen, indem er die Meinungen der größten Astro logen unseres Jahrhunderts anführte. Reicher Beifall be lohnte ihn für seinen interessanten und allgemein verständ lichen Vortrag. — Erhob der erste Redner seine Zuhörer in jene Höhen, wo der Mensch all sein Elend vergißt und anbetend vor der Macht des Vaters niederfinkt, so führte der zweite Redner, Herr Kaplan Jäschke ans Reichenbach, die Zuhörer mitten hinein in die Misffre des irdischen Daseins, wo Menschenhaß und Menschenlist die Kinder des selben Vaters entzweien. An den beiden Schlagwörtern „Ultramontan und intolerant" wies er nach, wie die Verleumdung Zwietracht sät. In treffender Weise stellte er die beiden Begriffe in das rechte Licht. Auch ihm wurde für seinen schönen Vortrag der herzlichste Dank. Darauf sprach Herr Pfarrrer de Lasalle das Schlußwort, welches in ein dreifaches Hoch ans unfern geliebten König ansklang. Während der Pansen erfreute ein Männergnartett die An wesenden durch schön vorgetragene gesangliche Darbietungen. Eine mit Humor kräftig gewürzte Bierzeitung bot in dem zweiten Teile des Abends, welcher der Fröhlichkeit gewid met war. reiche Abwechselung. Auch diese Veranstaltung hat viel dazu beigetragen, das freundschaftliche Band, wel ches die Mitglieder mit einander verbindet, noch enger zu schlingen. x. 8 Schirziswalde, 10. Febr. Vergangenen Sonntag hielt der hiesige Volksverein einen überaus stark besuchten Familien- abend ab. Nach kurzer Begrüßung wurde von der Ver sammlung die Papsthhinne gesungen. Im weiteren Ver laufe des Abends erzählte der Herr Geschäftsführer seine Reise durch die Schweiz, welcher Vortrag mit 50 Licht bildern begleitet war. Eine urkomische Soloszene und ein heiterer Einakter bildeten den Schluß der Unterhaltungen. Die einzelnen Darbietungen waren sehr angenehm durch mehrere Lieder der Volksvereinssänger unterbrochen. Das ganze Programm fand reichen Beifall, und sicher hat dieser Abend dazu beigetragen, die Mitglieder des Volksvereins noch enger aneinander zn schließen. Aus Airche und Staat. ff Bischof Dr. v. KePPler hat ans die Znstinmnmgs- adresse der Geistlichkeit der Diöcese Speper zn seiner bekannten Rede gegen die „Reform-Katholiken" in einem Schreiben geantwortet, ans dem nur folgende charakteristische Stelle entnehmen: „Einig in der Benrtheilnng wie in der Abweisung der falschen Reform, wollen nur noch mehr einig sein in der Einleitung und Durchführung einer wahren Reform, zn welcher die Mahnung des hl. Vaters, das Begonnene eifrig fortznsetzen, uns anfrnft, .... jener Reform, welche, vom eigenen Herzen und der eigenen Seele ausgehend und den gottlosen Kern der „modernen" Kultur abwehrend, andere Herzen und andere Seelen zn gewinnen, zn reinigen, zn erheben sucht. In diesen Zeiten schwerer GlanbenSbedrängniS wollen nur dadurch reformieren, daß nur weder Kampf noch Mühe scheuen, um uns der gefährdeten Seelen anznnehmen und die Mauern des Tempels Gottes, die man teilweise ein gerissen, wieder anfznbanen — wie einst die Israeliten taten, das Schwert mit der einen, die Kelle mit Ver änderen Hand führend. Diese Aufgabe, dieses Schicksal wird jede echte Reform haben. Vollziehen wir sie derart, so können nur getrost sein, mit ihr den Willen Gottes zn vollziehen." Echte Bischofsworte! Soziales. — Ein G emü tome lisch. Die „Schlesische SchulzeiNmg" macht folgende Mitteilungen: Fn Lanrahütte de,fiepen die katho- lischen Volksschnllehrer je noch dein Dienstolter 2" bis 1»0 Mk. weniger Gepolt olS ipre pcoteslontischen Kollegen. Do die wieder holte Bitte nm Gleichstellung bis jetzt regelmäßig obgelepnt wurde, bemühten sich die om meisten betroffenen Lehrer um eine einmolige Tenernngszulage. Sie suchten dos einflußreichste Mit glied der Gemeindevertretung, den Hiittendireklor M. onf und trugen demselben ihre Wünsche vor. Zur AnNvort wurde ihnen unter ondercm folgendes: „Die Lebensmittel seien nicht teurer, die Kartoffeln seien bisher billig. Der Leb rer brauche nicht olle Tage Fleisch zn essen. Hiilscnfrnchte seien ein nahrhaftes Essen; man müsse sich nur daran gewöhnen. Der Lehrer könnte, nm mit der Wohnmig-r-enlschädigmig an-zziikommen, in Arbeiterhänsern wohnen. Die Tätigkeit der katholischen Lehrer sei weniger erfolgreich, das sehe man an dem ungezogenen Benehmen der Kinder ans der Straße. Die Witwen der früh verstorbenen Lehrer müßten auch etwas nebenbei zn ver dienen suchen. Das Gepalt der Lehrer sei für zehn Monate genügend, zwei Monate seien ja Ferien. Eine den Lehrern ge währte Teuerungszulage würde das Volk zum Aufruhr bringen." Wenn diese Angaben richtig sind, dann wird man es den Lehrern nicht verdenken können, daß sie gegen eine so unwür dige Anschauung, ivie sie jener Hüttendircktvr, der wahrscheinlich sich über seinen Küchenzettel jegliche Vorschrift von anderer Seite entschieden verbitten würde, zmn Ausdruck gebracht haben soll, mit Entrüstung protestieren. Insbesondere ist auch nicht einzn- sehcn, warum die katholischen Lehrer schlechter gestellt sein sollen, als ihre protestantischen .Kollege». Weitaus den schärfsten Tadel verdient natürlich die Art der Begründung, die so r n s s i s ch ist. daß es schwer fällt, an die Richtigkeit der vor stehenden Mitteilungen zn glauben. Theater, Aunst und Wissenschaft. — Wir haben bereits früher einmal über das Hans Hagensche Schauspiel: „Lvrenz Heidenreich" eine Rezension gebracht, welche nicht günstig ansgefallen war, weit dasselbe selbst anch vom literarischen Standpunkte ans nicht günstig beurteilt werden kann. Wenn uns damals verschiedene Blätter den Vorwurf einer gewissen Befangen heit oder gar der Parteilichkeit machten, so scheint sich in ihnen jetzt eine gewisse Wandlung in der Beurteilung dieses Werkes vollzogen zn haben. Denn die Dresdner Ausführung von „Lorenz Heidknreich" fand anch bei den dein „Evangel. Bunde" nahestehenden Blättern nicht das erhoffte Lob. Wohl suchten sie durch die mangelnden Dekorationen und die ungeeigneten lokalen Verhältnisse nsw. das wahre Urteil über den Wert des Stückes zn verschleiern. Ter geübte Leser findet aber bald ans den Rezensionen heraus, daß das Werk wohl immerhin für einen Anfänger und Dilettanten eine gewiß anznerkennende Leistung in, zumal es in lauterem protestantischen Geiste geschrieben ist. daß ihm aber in Wirklichkeit ein ökonomischer Aufbau und jene feinen psychologischen Federstriche fehlen, durch welche die Handlungen psychologisch erst erklärt und die einzelnen Teile des ganzen Stückes genau paffend aneinander gefügt werden. Die Hoffnung des Verfassers, einst als >u>Gn Imii-mrOm ans der Menschheit Höhn wohnen zn können und die Bewunderung von Millionen in die Schranken zn fordern, sind also leider nicht in Erfüllung gegangen. Zrrin Todestage Richard Wagners. Am 18. Februar 1888 schloß Richard Wagner im Palazzo Vendramin in Venedig seine Angen — mm ruht ec bereits 20 Jahre in der Gruft im Garten der Villa Wahnfried in Bayreuth. Ruht ans, von den Leiden und Kämpfen seines Lebens und träumt nur noch von den Freuden und segensvottem Nutzen desselben D.'utsch war sein Lieb, Uns deutsch sein Leid. Von letzterem war ihm ein reichliches Maß zngemessen worden. Es scheint wie ein Wunder, das; er sich in den Zeiten, wo zur tiefsten seelischen Depression anch noch materielle Not trat, nicht selbst verlor. Aber er kannte seinen Wert, wußte nm seine Größe und das erhielt ihn sich — und uns. „Das Merkwürdigste bei Wagner ist ja gerade." sagt Spemann im goldnen Buch der Musik, „das die zunehmende Einsicht, das wachsende Wissen, seine Phantasie immer inehr befruchtete, sein Können in einer beispielslosen Weise steigerte, während sonst der zergliedernde Verstand als Todfeind der blütentreibenden Phantasie gilt." — Zur Zeit des „Rienzi" und „Fliegenden Hol länders" schwelgte Deutschland noch in dem süßlich-faden italienischen Opernkram, „es ergötzte sich an dem frivolen Leichtsinn französischer Lustspiele, während die Liebe für E. M. v. Weber und dessen Werke ans ein Minimum be-