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Freitag, den 12. Oktober 1b?3!. M. 107. Leite 2° Mmsler Aäcb^eder 'RaHokEmöag Als^daS von der tavsendköpfiqen Menge mit Begeisterung sMfgenonlmene Hoch auf den. bischöflichen Jubilar verhallt war, betrat der Oischof Dr. DtzristLan KchreLber die Rednertribüne zu folgender Ansprache: Meine sehr verehrten Damen und Herren I Gestern nach mittag ist mir in dec geschlossenen Versammlung Venn Herr» Präsidenten eine Mahnung erteilt worden, ich müsse mir end lich einmal etwas mehr Schonung auferleaen und etwas lang samer tun, sonst würde ich im nächsten Jahre schon gestorben sein. Ich habe mir Sic-je Mahnung sehr zu Herzen genommen und habe versprochen ich wolle mir Mühe geben, etwas langsamer zu mir. Nachdem aber der heutige Dag vorüber ist, nachdem nur noch so laiige Jahre de' Lebens und der Arbeit gewünscht worden sind, da muß ich erklären, daß der Herr Präsident mit seiner Mahnung doch an den Unrechten gekommen ist. Es wird auch fernerhin mein Bestreben sein, zn arbeiten und mich ausjuzehreu für die mir anverir.rnir Herde im Dienst der dienenden Liebe. Ich möchte Ihnen in dieser Stunde erklären, waS daS Bi schofsprogramm, in caritate Dei bedeutet. Cs heißt -n der Liebe Göttis. DaS hat eimn doppelten Sinn: In der Licoe zu Gott und in der Liebe ans Gott für andere. In der heutige» Zeit ist cs für uns alle eine überaus notwendig zu erfüllende Pflicht, das; wir uns in der Gottes liebe immer noch mehr bestärken. Denn die große Schuld unserer Zeit ist die G o t t e n t fr > m d n n g, die i» ihrem Umfange bereits granen- erregcnd geworden ist. Wir wollen unS darüber keiner Täuschung hingegen. Wir wollen unsere Aiigen nicht verschließen vor den Gottesleugnern unter den Intellektuellen und unter den großen Masse». Wir wollen eS unS klar eingestehen, durch mancherlei Verhältnisse ist bereits der größere Teil unseres Vol kes Gott entfremdet worden, ist nicht mehr erfüllt von der GoltesliAbe. Die Ursachen sind uns bekannt. ES ist einmal die ungläubige Wissenschaft aus den Kathedern dei^ Ho ch s ch u l en» die da mein«, nur das sei Wissenschaft, waS dom Gottes- und JcnseitSzlanben Abbruch tut. Dies« st»r>lälibig>> Wissenschaft hat eS zum großen Teil ans dem Gewissen, daß nnscr armes Volk in diese Ungtüubigkeii htneingeraten ist. Dir zweite Ursache der Gottrntsremdung unseres Bolle- ist dir Einstellung» die der Sozialismus, dem die größte Mehrheit der Arbeiter anhängt, in dieser Frage einnimmt. Es ist der mar x i st i s ch e Materialismus. Ick) habe früher vielfach auch in Volks versammlungen gesprochen > nd Hobe schon vor zehn und zwanzig Jahren gesagt, vieles im Sozialismus ist durchaus berechtigt uns wir müssen unS Mühe geben, diese berechtigten For derungen zu unterstützen. Unrichtig ist es aber, zn behaupten, nur der Sozialismus macht sich die Arbeiter interessen zu eigen. Buch in den anderen Schichten hat eS in'mer Männer und Frauen gegeben, die die Zeichen der Zeit« verstanden haben und sür die Brbeiterinteressen eingrtreten sind. S> berechtigt das ist, sür gerechte Arbeiterforüerungen einzutrc- te.i, jo unbegreiflich >>-. e- doch, warum nian diese Forderungen ans Gedeih und Verderb verbunden hat mit dem marxisti schen Materialismus, warum man meint, nur dadurch den Arbeitern helöcn zn können, daß man ihnen lehrt, Gott zu fluchen und die Religion zu hassen, und damit dem in nersten Frieden im Herz?» c»rz«genzuarbeite». In dieser Hinsicht hat der material>?tift.e Sozialismus mit beigetragen zur Golt- entfremdung in unserem Volke, ja damit Hot er die größte Schuld auf sich geladen. Wo solche Kräfte am Werke sind, ist eS unsere Pflicht, dis- wir vom Dasein Gottes und einer Vergeltung im Jenseits übxr- zengt sind, in caritate Dei zu arbeiten am Wohle unseres Volkes für unser armeS, darnicderliegendcL Vaterland. So darf ich Sie auffordern zur Mitarbeit, zur Verwirklichung des Bi schossprogram n>8, zur Förderung des Gottesglaubens und da mit der Gotteslieb- in unserem Voll«. D?r zweite Teil des BischofspragrammS will besagen, in der Liebeaus Gott für die Menschen. ES ist wichtig, daß wir diesen Geist der Liebe auf das Fundament stellen, an» d-m allein er allen Stürmen von außen und innen Trotz bieic» kann. Dieses Fundament ist der GmteSglauben, die Religion des Cbristentnms. der Geist deS Katholizismus. Denn wenn wir Golt hinwegdenke'i, w?nn wir annehmen, der Mensch ist nur ein Produkt dieser Walt, das nur eine Zeit lebt, daun weiß man nicht, wie man die Liebe dauernd erhalten soll. Auf dem Gottesgtauben ruht das Gebot der Liebe. Nur wenn wir ans dem Bode» des Christentums stehen, daS uns lehrt, daß der Sohn Gottes unS das Gebot der Liebe selbst eingeschärst hat, dann stellen wir dix Nächstenliebe auf die rechten und siche ren Grundlagen. Oder hat der Katholizismus nicht wahr. Haft durch alle Jahrhunderte sich ausgezeichnet durch seine un übertreffliche L ' e b e St ä t i g k e i t. Aus der katholischen Reli gion sind die unzähligen Orden und Ordensgenosse», "chti f?^.r hsrvoogawx-'iz. latster Zweck ist, Liebe zu üben a» den Menschen. Das gstt felgst So» b,, schanli chen Orden, die jeden Tag beten, opfern und entsagen müssen sür die Mitmenschen ohne lli'terschied der Religion und der Gesinnung. DaS gilt erst recht von den tätigen Orden. Hier zeigt sich die ileberl-genheit dec christlichen Liebe, in den: Verzicht auf Besitz, miid Familie und Welt und daS gilt >n glei cher Weise auch vom katholischen! Priestertum. Da siebt man, wie die katholische Religion den Geist der Liebe nicht nur predigt, sondern auch erzeugt. Daran ändern auch nichts die Aiisinchineii, die man oft herauSgoeift. Oder willst du dich denn beim Menschen nicht auch auf Menschlichkeiten gefaßt ma che», kannst du nicht verstehen, daß einige doch ihrem eigenen Willen folgen und eigene Wege gehen. Schau hin au-fS Ganze und du mußt gestehen, daS ist der Geist, der die Welt ge- snnd zu inachen vermag, der Geist der dienenden Liebe. In diesem Sinne möchte ich Sie auffordern mitzuarbeitcn. Lassen Sie mich aus der »mierjten Glut meines Herzens heraus Zeugnis ablegen für meinen unverbrüchlichen Willen, nur m'.S d.:' dienenden Liebe tätig zu sein. Lassen Sle mich aber auch ans derselben Glut meines Herzens heraus Sie bitte», neben dem Geist des Glaubens als seine Bekrönung den Geist der Lwbe zu pflegen, den Geist der Liebe zu Golt und aus Gott für die Mitmenscyen. Noch einmal danke ich Ihnen für die vielen Beweise der Liebe und deö Vertrauens. daS Sie mir h"»te entgegengebracht haben. Ich kann Ihnen aber auch ver sichern, das; jeder Tag. seitdem ich Bischof von Meißen bin, die m:r anber-rante Diözese Meißen der Gegenstand meines innig, sten Gebetes ist und daß eS niemand gibt, sür den ich mehr bete als für die mir anvertrauten Diözesanen, daß ich auch bet? sür alle diejenigen, dis nicht zn unS gehören, denen wir aber auch Brüder und Schwestern sind, weil wir einen Vater im Himmel haben. Ich verspreche Ihnen, -aß ich im Geist diese allumfassende Liebe, die allen wohltun will, Weiterarbeit?» werde. Lasst» Sie >inS alle diesen Geist pflegen, nach den Worten deS heiligen .PauluS: ..Tuet Gutes »Lien Menschen, dm meisten aber den Glaubensgenossen." DaS ist der Geist, der nuö alle wieder znsammenschweißen kann zu einer Volks« inh.it, der uns allein wieder emporheben kann aus der Zerrissenheit und gegenseitigen Zermürbnng, das ist der Geist, der un» auch helfe,» wird, wenn wir endlich einmal ernst damit machen und durch unser Beispiel die «uzen weiter Kreise auf unS ziehen. In die- sein Sinn laßt unS weiterarb?iten, weiter ovfern. weiterlebeue- tm Geist der Gottes, uns Nächstenliebe, in earilat» Deik Nach diesen von den Zuhörern mit großem Beifall «rfgr<. besetzte Frauenchor de« ShmphomevereinS in Schumanns >Ka- veste" und Dräseke» herbem .Sonntag am Rhein einen flüssige,, und freudigen Borkrag Der Stil 1-"" '»der Hofluchege- hörten G-D »»Messe kehrte wieder mPembaurs Hymne Aonne gib unö deine Kraft". die m leuchtende» pathetischen *^^unmchr"bestieg der von allen mit froher Begeisterung ke- ° (Pater Dionysius Ortsiefer die Tribüne und hielt -ine glänzende, immer wieder mit unge- heurem Beifall begleitete Schlußrede: . Katholiscbe Männer und Frauen? S,? find diejenigen, die den Namen der Sachsen tragen. Lernen Sie v o „ diesen alten Germanen und übertragen S,e altes n diese CAm- wart. Sie haben in diesen Tagen Eichenlaiubblalter gepflückt. Der alte Sachse ehrte oamit seine Götter. Damit wollte er sagen: Wir kämpfen für das, waS unS heilig ist. Dann nahm er eine. Kohle vom Herd, um damit zu zrigrn: da, wo das Feuer brennt, da fi»t unser Glück, u,'se,c Liebe. Endlich nahm er Erde und legte sie auf den Schild und sagte: Hier unsere Erde, mein Batrr. land! DaS waren drei große gewaltige Gedanken in einem w » ndervollen Drelklang. Wir haben heute ein Reis gebrochen von dem grün?n Sicnime unseres heiligen Glaubens, unserer Kiccke, Wir brachen heute einen Zweig, weil wir als echte Menschen die Tage benutzten, ,un uns wieder klar zu werden, anr welchem Fundament von Wahrl-eit und Schönheit wir unser Leben aufgebaut kxrbcn. Wir brachen einen Zweig im Geiste von jenem Baum der zwar auch in winterlicher Not ein mal seine Blätter verliert, um einen neuen Weg für die Knospen stei zu machen. WaS wir an Gedanken auk unserer heiligen Religion schöpften, die Weih« haute morgen in dem wundervollen Gotteshaus. Ihr hochverehrter Herr Bischof mit dem Silberkranze, die Wahrheiten nnlereS GwiteSglaubcnS, die Gerechtigkeit »no Liebe, die die Grnndqebonken aller unserer Reden und Beschlüsse waren, waren daS nicht Eichzweige, die wir gepflückt Hab?» von» Stamme unseres Glaubens? Sorgen Sie, daß Sie nicht vor« gessen, wozu Sie berufen sind! Gehen Sie nach Hanse, und wenn Sir heim kommen, sagen Sie nur das eine Wort: Gott ich, danke dir, daß ich katholisch bin! Und weiter bab-.n wir heute an den Herd gedacht, der unser Glück ist Eine Kohle mit glühender Wärm? und lachender Rist, nahm der Graf vom Herd. Nnd damit denken wir an das waS' jedes Staates und Volkes Glück bildet. Der Staat begebt Selbst, mord, der daran rüttelt, re greift sein Leben und seine Zukunft an. DaS ist das wohin«abegtr Trcuglttck, daS der Familie und .ihrem Fortbestand gewidmet ist. Von dem Heiligtum der Religion ging so mancher Strahl ,n daS Heil der Familie hinein. Ich sage Ihnen: Vergessen Sie nicht, was das Laienapostolat in erster Linie fordert daß der Geist einer Familie gepflegt, daS Glück der Kinder gehü'et werden muß. Da freut es mich zu hören, wie man hier in sächsischen, in katholischen Kreisen nicht damit einver standen ist, einem Wahnzebilbe moderner Jugenderziehung nach, zulaufen. Die religionslose Schule ist der Dolch, mit dem ,1» Volk sich selber tötet. Nnd denen, die die religionslose Schule fordern und propagiere», rufe ick, zu: Sie erziehen die, die sic einstmals verfluchen werden! Und deshalb sage ich Ihnen» seien Sie kernige Sachsen wie Ihre Allvater, knorrig, wie Ihre Eichen, wenn cS gilt die glühende Kohle des Familienglanbrnö und des Kinderglückcs za wahre»! Nnd wer an der Seele Ihrer Kinder rüttelt, wer Ihnen dies glühende Kohle in den Händen anfaßt, dem müssen Sie zurnfen: Dafür kämpfen wir! Ich bitte Sie um emeS, so sehr wir miteinander als Brüder leb?» sollen, so <ehr wir joden achten in seiner Ueberzeugung (denn glauben Sie, auch in der Kommunistenseele steckt Gold, nur muß dieses Gold heraus»:holt werden), so werden wir uns den noch nicht durch Nachgiebigkeit sondern durch Klar heit festigen. Wir wellen sorgen, daß wir in diesen heiligsten Frag?» um unser höcksstes Recht diese feurige Kohle beux.hr-», aus der Wärme, Kraft und LÄen strömen miuß. An dieser glühenden Kohle, daran rüttele keiner! Katholische Sachsen! Seien Sl- stark und kcst in diesen Fragen. Meine ehrfurchtvollste Hochachtung an dieser Stelle der katholischen Schulorganisation. Zuletzt nahm der Graf eine Handvoll Erde, legte sie auf seinen Schild und sagte: DaS ist Heimaterde, mein Vaterland! Gestern abend hat Ihr Ortspräsident v. WolSkj einen Gruß an die Rhein- und Ruhrländer gerichtet. Ich möchte d-esen Gruß als geborner Kölner und als Sohn des Rheins, dem er täglich mit allem sein:m Leid durch die Seele fließt, erwidern mit dem TreugelöbniS: Meine lieben Katholikrn, wenß von Deutschland auch nur noch soviel übrig bliebe, als in meine Hand hinein geht, so stehe ich dabei und sage: Deutschlands Deutschland über alles! 'Ungeheurer nicht enden wollender Beifall.) Der Gawgrcff nahm cir.e Handvoll Erde mit in Kampf und Rat zum Zeichen, daß sie alle daran hingen, an ihrer Heimaterde, rrik» jH-irr Kwsti ii«s Herzens. Deutschland ist heute ein Land tas jedem Denkenden eines klar macht. — mag er am Rhein ^ oder an der Elbe oder sonitwo wohnen —, nach dem Propheten Jeremias mochte ich eS Ihnen sagen: „Da ist sie, die Stadt, einst der Stolz unseres Volke!-, zi,„, Gespött geworden unseren Feinden." WaS sind wir? — W>r Dentsche seien wir doch ehrlich — wir sind ein Gespött geworden kür die Franzosen und die Belgier^ Nnd warum? Weil der Deutsche kein nationale» Ein- heitSgefühl hat. Ich sage eS offen: Ich wollte, tihs hätte den Mann hier den eS angehl! Wie har man bestimmte Berichte aus Sachsen begrüßt srrgänze: im Ausland? d. Red.) als de» Verfall Drntschlands. Da» wollen Männer fein die behaupten, sie trügen de» Volke» Glück in ihrer Seele! Wo wird Rheinlands- Geschick entschieden? Eine» haben unS die- Feinde brigebracht, abgesehen von der Gruppe, die ich nicht mehr Rheinländer nenne — Ich hasse sie nicht, ich bete für sie — diel ihren Rbeinstrom nm schnSdrr Selbstsucht willen verraten — aber ich sage Ihnen: Was Deutschland sich erlaubt in seiner Uneinig) kett, was Deutschland» Bolksstämme sich erlauben in thrrn Parti« kularisttschen Bestrebungen, da» wirkt sich an» als letzte Welle- dort unten am Rhein. Sagen Sie nicht» wir verließen Deutsch land. DaS ist nicht wahr! Da steh« ich hier als der Anwalt meiner Brüder. Aber jene» eine sage ich: Wenn daS Rheinland verloren geht, wenn wir uns beugen müssen, eS ist kaum Schuld der armen Männer, die dafür arbeite» um zu retten, was z» retten ist. Schimpfen wir nicht über diese Männer deS Parlamentes. WaS nnS schadet, daS >ind vielmehr die Deutschen, die nicht mehr ihr Baierland, sondern nur mehr sicki seIüst kennen. Und waS schier an Zerrissenheit zeigt, dass wirkt sich ans dort unten im Rheinland. Der Feind spekulier j ja ans dies« Uneinigkeit und den Zusammenbruch Deutschlands, damit er da» Rheinland einstccken kann. Darum, meine 'sieben, Katholiken! Verbinden Sie sich mit allen Männern und Frauen u> Ihrem Freistaat- Sachsen — r« «st rin s, naturschönes, srucht- Agende» und indastriereiche» Land — ich bitte Sie machen Sie Jbrv, Einfluß gelrrad nehmen Sie als Frucht dieses TageS rin, tzmdvoll Heimaterde nnd lrgen sie in die Truhe Ihrer Seelez aber »ich« bloß Sichsenrrdr. sondern deutsche Erde. Und dan« sagen Sie stch: Hier sowohl wie am Rhein wird Deutschland» Geschick entschieden. Und darnm muß di« Frucht unsere» Tage» seit» di« «enr Liebe znm Batrr- .. . ERr Katholikrn Sachsens, wir geloben hente frier« stehen ans den Grundsätzen unserer Religion sür Glück der Einheit nnd di« Wohlfahrt unserer Heimat, aber. ^mmenen ».schofsworte»^ der ^ Der Herrgott, dir Familie und die Heimaterde, das ist das wnnderbave Treigestirn» daS von nun an über Ihnen, leuchten muß. Schauen Äe zu ihm aus in diesen Tagen de? Not. Der Herr se> mit »nS, da» srt unser Fichen; lieben wir ua- srrru Glauben. Betätigen wir uns als wahre Apostel, voll Liebe. Neberzeugung nnd Krast. Und dann mit Gott hinein in Sturme» Nach« und Rot, und wenn dir Wolken noch schwärzer werden, sq wissen wir doch, hinter den Wolken steht die Sonne. Darum schließe ick heute: Wir wollen unsere Religion nnd unser Vaterland lieben und innige Brnierliebe Pflegen. „Gott mit unS" sagte der Prenßr, „Providcutiae memor", so laute« der Wahl- sprach der Sachsen. Gott 'mit un», der Vorsehung eingedenk, da» sei da» Siegel, da» der Herrgott drücken möge zum ewigen G--. dächtniS unter die glanzvoM Tagung. DaS gebe der Herrgott in Gnade! Mit diesem wundervollen Schlußwort hatte Patxr Ortsiefer die Sechsen mit den rechten Worten gepackt. Der spontane Bei fall. der schon bei den Höhepunkten seiner Rede die ganze Ver sammlung hinriß. wollt: schier kein Ende finden. Was Pater Ort» siefer in dieses Schlußwort kleidete, war ja das. was heute ft-deö deutsche Herz erfüllt. iraS uns so wehmütig und doch zugleich so stolz Hinblicken läßt gen Westen zu seinem katholischen Kraft zentrum, jener ins geheimnisvollste gestalteten Idee dxS deutschen KacholiziSmus. dem Kölner Dom. Sachsens Katholiken werden den Prediger dieses Dom» nicht vergessen, und auch seine Wort? und Mahnungen nicht vergeblich gehört haben. Diese Tagung auf der „Tatsache deutscher Geschichte", konnte keinen hoffnungs volleren und nachhaltiger.!» Abschluß finden. Als zum Schluß das Niederländische Dankgebet von Eduard Kremser für gemischten Chor mit Posaunenbeglei- tmig erklang, erhob sicl> mit der dritten Strophe die ganze Fest- Versammlung und stimmte machtvoll in den Sang deS Gebete» ein. Wir loben dick« oben, du Lenker der Schlachten, Und flehen, mögst stehen nnS fernerhin bei, Daß deine Gemeind?, nicht Opfer der Feinde, D» Gott bist ja mi. unS: O Herr, m^ch nutz frei. Es schlug di: Mittern^tsstunde, ehe sich die weiten .Hallen leerten und dir Massen der Fettteilnehmer sich in das Dunkel der Rockt Ä.r'iezx«. Der KnchtkeK'ntLs Kar Dicht, Hessin Licht oo» So>in?nwärme. Nun umfängt unS alle wieder die finstere Nacht, der Sünde, der Not und des Todes, die über Germaniens Gauen liegt. Und rückwärtsblickend kommt uns erst der wertvolle Glanz und daS Glück dieses Katholikentages zum Bewußtsein. Was wir geschafft, in diesen Tagen, das sollte uns wappnen, die granen- hafie Finsternis um nnS nicht nur zu ertragen, sondern zu über winden. Dec 6. Sächsische Katholikentag möge uns als wahres Licht- und Kraftzentruin mit seinem Segen geleiten durch die stürmenden Wogen der Gegenwart. Er zeige uns den Weg zu, neuer Gotteskindschaft, zu Gottesfrieden und Gottesglück! Die Jubelfeier im Ron^ertsaak Da der große Festsaal bereits lange vor Beginn der Feier- bis auf den letzten Platz dicht gedrängt gefüllt war, fand im Konzertsaal eine zweite Festversammlung statt. Auch hier herrschte ein übergroßer Andrang. Herr Rechtsanwalt Dr. Hille, Dresden, leitete die Ver sammlung in seiner bekannten schneidigen und jeder Situation gewachsenen Weise. Daß sich der hochwürdige Pater DioiiWus Ortsiefer mit einer gewaltigen R.'de am Nachmittag die Herzen der Katholikentaglcr erobert hatte, bewies aufs neue der lebhafte Vcisallsgruß, der ihm entgegenscholl, als er auch in dieser Abendveranstaltung daS Podium betrat, um der festlichen Gelegenheit das rechte Wort zu reden. Er beglückwünschte uns sächsische Katholiken zu einem solch tatkräftigen und in jeoer Be ziehung prominenten Oberhirten. Der innige Wunsch, daß er uns noch recht lange möge erhalten bleiben, müsse uns aber auch zu der Erkenntnis führen, dazu beizutragen, daß der Bischof, der in seinem apostolischen Eifer immer und überall für jeden Ein zelnen und für jede Gemeinde zur Verfügung stehe, nicht über seine immerhin nur menschlichen Kräfte hinausgehe. Es sei gewiß schön, aber nicht unbedingt erforderlich, daß der Bischof bei jeder Fahnenweihe und jedem Stiftungsfest eines Vereins gebeten werde, persönlich zu erscheinen. Pflicht der Vcreinsleitungen sei es, in dieser Hinsicht eindämmend zu wirken. Pflicht der Geist lichkeit sei es auch, bei solchen und ähnlichen Gelegenheiten den Bischof zu vertreten. Der versierte Redner erinnerte in diesem Zusammenhänge an Goethe, der einmal sagt, daß sein besser Freund ihm dann besonders lieb und wert sei, wenn er ihn auch einmal ein Stündchen allein ließe. Wohltuend war es dann zu Horen, als Pater Ortsiefer erklärte, daß er es nicht bereue, trotz verschiedenseitiger Mah nungen nach Sachsen gekommen zu sein. (Unser engeres Vater land scheint also im übrigen Deutschland nicht den besten Ruf zu genießen!) Ergreifend war der Treuschwur, den er im Rainen seiner rheinische» Brüder mrd Schwestern uns gab. tapfer , »o treu zum einigen deutschen Vaterlailde stehen z» wollen; warn nd war aber auch die Mahnung gerade an u>rs Sachsen, ourch elgenbrödlerische Politik den Eiuhcitsgedaitken am Rhein nicht selber zu zrrtrümmrrn. Wahrlich, nm so packend zn reden, wi der hochivürdige Pater Dionysius Ortsiefer, muß man, wie der Reichstagsabgeordnete Korthaus später launisch al er treffend zugleich sagte, nicht mir selber Rheinländer, sondern dazu noch Domprediger in Köln sein. Die Schlußworte Pater Ortsiefers breiteten über den ganzen Abend eine weihevolle nationale Stimm nng, die erhalten und vertieft wurde durch die nun folgend:» Chöre unter Pembaurs bewährtem Stabe. Besonders sprachen an der Frauenchor „Sonntag am Rhein" und der Mannerchor „Tie Loreley". Der Reichstagsabgeordnete Korthaus, nach seinrm eige nen Bekenntnis ein Sohn der roten Westfalenerd:, betonte in gleichem vaterländischen Sinne den Einl, ettswillen des Ruhrlandes. Auch seine Ausführungen bewiesen und be kräftigten den Eindruck des ganzen Abends, baß die Katholiken wahrhaftig nicht die staatszersetzcnden Elemente sind, als die sie oft hingestellt werden, sondern daß sic den Namen guter Patrioten mit Recht für sich tu Anspruch nehme» dürfen. Stürmisch begrüßt erschien noch spät abends oer bischöf liche Jubilar auch in dieser Versammlung. Herr Rechts anwalt Dr. Hille legte ihm die Glückwünsche der hier Ver sammelten zu Füßen und rief ihm ein freudiges „ad multos annos" zu, das in der Versammlung ein donnerndes Echo wecktZ Der Bischof dankte in bewegten Worten und versicherte aufs neue, wis gern er unter uns weile und arbeite. Auch in Zukunft solle eS rüstig weitergehen mit der Verwirklichung des Bischofsprogramms. Scherzend bemerkte er, eS sei ihm heut: von so vielen Seiten beteuert worden, daß er noch recht lange leben wero:. Wozu also einhalten mit der rastlosen Arbeit, oder wozu ein langsameres Tempo etnschlagen? Nein, es solle weitergearbcitet werden im Doppelsinne des Wortes „in caritate Dei": in der Liebe zu Gott und in der Liebe aus Gott für andere. In dieser Arbeit für die Menschheit müsse man auch ein gut Teil der Postulat« des So zialismus für berechtigt erklären. Ec selbst sei schon für deren Verwirklichung vor zehn und zwanzig Jahren in großen Der- sammlungen eingetreten. Zugleich aber wicS er auf die nn- geheure Kluft hin, die uns vom Sozialismus trennt und s!ir imS unüberbrückbar Ist: dort Atheismus, hi« Theismus. Mit dein gemeinsamen Gesänge „Wir sind im wahre»«'! Christentum" endete die erhebende Veranstaltung. Josef Ganser, cand. jnr.. Scbnitz I. Sa/