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vDieWirkungen des elektrischen Stro mes. Aus Genf wird den ..Münch. N. N." folgendes Er eignis gemeldet: In der Rue de Lyon steht mitten in einem Garten ein kleines Haus, dessen Küche auf die Straße zu liegt. Dorthin kam wie gewöhnlich ein Bäckerjunge mit dem Brot und reichte zum offenen Fenster das Gebäck in die Küche, wo indessen die Köchin arbeitete. Plötzlich vernahm der Sohn des Besitzers, ein junger Rechtsanwalt, einen markdurchdringenden Schrei aus der Küche. Bald erkannte er den Grund des jähen Schreckens, der dem Mädchen den Schrei entrissen hatte: der Bäckerjunge stierte mit glasigen Augen, die schon den Ausdruck des Todes trugen, zum Fen ster herein. Ta er auf Anrede keine Antwort erhielt, be rührte der Rechtsanwalt den Burschen an der Schulter, doch in diesem Augenblick erhielt er einen fürchterlichen elektri schen Schlag, der ihn zu Boden lvarf. Gleichzeitig stiirzte auch der Bäckerjunge bewußtlos nieder. Ter hcrbeigerufene Arzt stellte bei dem Bäckerjungen als Todesursache die Be rührung mit einem elektrischen Strom fest und der Besitzer der Villa machte sich alsbald daran, den Grund der Strom- ablenkung zu untersuchen. Kaum vor dem ominösen.Küchen fenster angclangt. stürzte er selbst mit einem Aufschrei zu Boden, seine Faniilienangebörigen eilen hinzu, um ihn weg zuzerren. doch wurden sie nacheinander zu Boden geschmet tert. Erst als es dem Besitzer gelungen war. seine Hand von einem Eisendraht, den er berührt hatte, zn befreien, konnten sich die Personen, glücklicherweise unverletzt, vom Boden erheben. Am anderen Morgen ließ sich dann die Ur sache der Stroniahleickung feststellen und sie ist wirklich inter essant genug. Die Villa ist auf drei Seiten niit einem Drahtspalier umgeben, das in den Boden mündet und an dem verschiedene Schlinggewächse eniporranke». Ein auf strebender Glyzinienzweig hat nun den Eisendraht an einer Stelle untersangen und bis zur Höhe des Dachgesimses ge hoben, wo er in Kontakt mit der Stromzuleitung von 5,00 Volts Spannung geriet. v Eine Eisenbahn durch den Großen Salzsee. Tie Gesellschaft der Südlichen Paeific-Eisen- bahn ist dabei, eine Bahnlinie guer durch den Großen Salz see zu baue», der als das Tote Meer Nordamerikas bezeich net werden darf. Tie Strecke soll in Ogdcn beginnen und bis Lurin führen, 100 Kilometer lang sein und in weniger als einem Jnlne vollendet werden. Der Zweck ist. den Ab- stand zwischen Newyvrk und San FraneiSco um mehr als 70 Kilometer zu verkürze» und außerdem verschiedene starke Krümmungen und beträchtliche Steigungen zu vermeiden, die bei der Umgehung des Großen Sees auf dessen Nord seite für die bisher benutzte Eisenbahnlinie nötig waren. Die Fnhrtdauer zwischen den beiden Städten wird durch die neue Strecke um mehrere Stunden verkürzt werden. Tie Kosten werde» aus 20 Millionen Mark veranschlagt. Tie neue Linie wird in einer Länge von 07 Kilometer auf Pfahlwerk erbaut werden müssen, das 18 Kilometer weit den Oberbau für sich allein tragen, in den übrigen 10 Kilo metern durch einen Tamm geschützt werden soll. Auf der Strecke, wo der Unterbau nur durch die Pfähle gebildet wird, beträgt die Tiefe des Sees 0 10 Meter. Das Fun dament wird in eine dicke Kiesschicht eingelassen und soll der art gesichert werden, daß der Uebergang von dem festen Damm ans die Hvlzbrücke von den Insasse» des Zuges nicht fühlbar wird. Letztere erhält eine Breite von 4M Metern ! und soll nur ein Geleise tragen. ES mag als ein großes ! Wagnis erscheinen, einen schweren Eisenbahnzug einer ein- fachen Holzbrücke anzuvertrauen, die auf Pfählen direkt auf dem Seeboden ruht. Es ist aber damit zu rechnen, daß sich das Holz im Wasser des Sees sehr bald mit einer dicken Salzschicht überzieht, die eine Zersetzung verhindert. Nach den bisherigen Erfahrungen kann man sich darauf verlassen, daß in den Wassern des Großen Salzsees das Holz seine Festigkeit für unbeschränkte Zeit behält, wie auch Eisen dort nicht rostet. «unft «»> L<terstt«r. Hq>it»lsche Fra,kl» beschäftigen in unserer Zeil weit mehr als früher. d>« Menschheit. Gebilden und Ungebildete, reich und arm. haben längst erkannt, wckch ungemein koitbares Gut. gerade in dem aufreibenden Kampf ums Dasein, die Gesundheit ist. Zahl reiche wissenschaftliche Entdeckungen haben im Verein mit den un geheuren Fortschritten der Technik erst eine wirksame Bekämpfung so mancher Krankheiten ermöglicht, und waS noch wichtiger ist, der medizimschen Forschung wie den Behörden und auch dem einzelne» den Weg zur Verhütung dieser der menschlichen Gesund heit drohenden Gefahren und die zweckmäßigste Art der Lebens führung gezeigt. Freilich sind hygienische Maynahmen so alt wie i die Kulturgeschichte der Menschheit. Wir bewundern die groß- j artigen Einrichtnnge» der alten Griechen und Römer: einzelne > der baulichen Anlagen lassen noch heute i» gewaltigen Ruinen auf j den auSgebildeten hygienischen Sinn dieser Kulturvölker schließen. Mil dem Niedergang der römischen Weltherrschaft sank das Ver ständnis für Hygiene. Selbst das alte mächtige deutsche Reich läßt nur spärliche Anzeichen von öffentlicher Hygiene erkennen, und erst der Neuzeit war der Beginn einer wohlgeordneten staatlichen sozialen Hygiene Vorbehalten, die in der Saiiiläisgesey- gebung ihren allgemeinen und wichtigsten Ausdruck findet. Bei der unbestrittenen Bedeutung der öffentlichen wie privaten Gesund- ! heitSpslege für jedes Lebensalter, für den einzelnen und die Familie, s für Stadt und Land, für Gemeinde und Staat ist eS wohl von > j allgemeinem Interesse, auch über die Geschichte der Hygiene, ihre ! Entwickelung und ihre Fortschritte bei den verschiedenen Kultur völkern. die gesetzliche Regelung in den verschiedenen Staaten usw. näheres zu erfahren. Der im Erscheinen begriffene vierte Band von Herders Konversationslexikon enthält l Heft 03) hierüber alles Wissens werte in einer üverüchtlichen und zuverlässigen Darstellung, die durch eine sorgfältig ausgearbeitetc besondere Beilage unterstützt wird Spsrt. Rew-A«rk» 8. Oktober. Das internationale Aiiioinvl'il-Wktt- reiiuen um den von Vandrrbilt gestifteten 'Gelber über einen 00 Meilen langen dreieckigen Kurs auf Long-Islaud, den die Be werber lO Mal durchfahren müssen, begann heute moigen um 0 Uhr- Die Wagen, die sich au dieser Wettfahrt beteiligen, sind l, Deutsche, lauter Mercedes-Wagen, 0 Franzosen, 4 Amerikaner und 2 Italiener. Ehe die dritte Runde beendet war, brachen einem französischen Wagen die Federn und einem deutschen Wagen die «re; kurz hinterher platzte der Gummireifen eines anderen Mercedes- Wagens, den Georg Arenls führte. Areals sowohl wie sein Maschinist Menzel wurden verletzt; Menzel ist seinen Verletzungen erlegen, die Verletziinae» Arents sind nicht schwer. Büchertisch. „Dir Welt." Illustrierte Wochenschrift für das deutsche Volk. Das dritte Heft »es X. Bandes bringt einen bochinteresinnien Auf satz „Aus der Vorgeschichte des Zarenreiches'' mit Kosilimbildern, Volkstypen und Srädteansichten aus Rußland. Der Artikel be- hundelt hauptsächlich die Geschichte Iwans des Schrecklichen und die Eigenarten des russischen VolkScharakters, die jetzt gerade wieder in Ostasien zutage treten. Ein Kunstaufsatz bchondcll die neuesten Erzcngnisie auf dem Gebiete der Porzellan-Technik: neue Kopeu- hagener Ticrsiguren. In der Rundschau finden wir vor allem zahlreiche aktuelle Porträts: den neuen Kommandanten der zweiten Mandschurei-Armee General Grippcnberg, den neuen Unterstaats- sekretär b. Eonrad und seinen Nachfolger in der Reichskanzlei v. Lvchell: den .Kr»»pri»zei> von Serbien: den Grasrcgeuten Leo pold zur ?ippe-ViesterfeId rc. ,c.: Welt der Frauen: Feuilleton; Lustige Ecke. Das Heft enthält 02 Bilder und kostet nur 15, Pfg. Pr»d«kte»HSrse. Lr«G»«». 10. Okt. Gr»d«ktt»pre1fe in Dresden. Wetter: Bewölkt. Stimmung: Ruhig. Weizen, weißer, alter 180—184 brauner, alter 76—78 k« . brauu.'r. neuer 76—78 kg; 172—176. russischer, rot IS» bis 1V7. d«. weißer amerikan. Kansas 200—20b, argentin. lSb—198. Roggen, sächsischer, alter 74—76 k>- 182—187. do. neuer 74—76 kz; 141—143. do. preußischer, neuer 141—146, do. russischer . Gerste, sächsische 163—168, schlesische und Posener 16» bis 175. böhmische und mährische 185—205, Fullergerste 122—140. Hafer, sächsischer, alter 146—150, neuer 140—143. schlesischer ! , russischer 138—142. Mais. Eiuquantine 158—165, La Plata, j gelber 135—138, do. gelber, abfallende Ware , amerikan. ! mixed 140—145. do. abfallende Ware . Erbsen, Saatware . Funerware . Wicken . Buchweizen, inländischer . do. fremder . Oelsaaten: Winter» raps, trocken, proinpl . do. trocken. August —. September —. Leinsaat: feinste, besatzsreie . feine . mittlere . La Plata . Bombay . Rkiböl pro 100 kß netto mit Faß, raffiniertes 49.00. Rapskuchen pro 100 k^: Dresdner Marken, lauge 12,00, runde 12,00. Leinkuchen pro 100 k^;: Dresdner Marken 1. 16,50, 11. 15.56. Malz pro 100 k^; netto ohne Sack . Weizenmehl pro 100 netto ohne Sack iDreödner Marken,: »aiseranszug 31,50—32.00, Grieslerauszug 30,00 bis 30,50, Semmelmehl 29,00—29 50, Bäckermundmehl 27,50—28,00, Grieslermundmehl 20,50—21.00. Pohlmehl 15,50—16,00. Roggen niehl pro 100 Kx netto ohne Sack «Dresdner Marken). Ar. 0 22.50— 28.00. Nr. 0/1 2l.50-22.00. Ar. 1 20,50- 21,00. Ar. 2 17.50— 18.50. Nr. 3 15.00-16.00 Futtermehl 13.2(4-13.40. Weizen» kleie grobe 10.80—11.00, feine 10.80—11.60. Roggenkteie -1.80 bi» 12.00. Die für Artikel pro 100 kz- notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 Alle andern Notierungen gelten für Geschäfte von mindestens 10000 Feinste Ware über Notiz. Meblpreise verstehen sich exklusive der städtischen Abgabe. * Dr-echeu, 10. Okibr. Schl«rcha»teh»reise «,s»«» Bieh» tzvse 4« Drreldea am 10 Oltbr. 1904 nach amtlicher Feststellung. «»rklhrei« für Tier galuing Nus. trieb Brzrl >vn » W , veten» skchlacht- Gewicht Sllicc Mi Ml. Ochse, 284 I- ». «allfieischige, ansgemäslele höchste!. !)' SäilachiwerieS dis §u » Jahre» . . 8 Oeslerreicher desgleichen :>8—4N 88-7, 8it-4l t»-7l 2) Junge sleischige, »>»>! »uSgemäjlete, — ältere aiic-gemnsleke .-5-85 04-8« 8> Matzig genährte junge, — gm genähne siliere .80-88 an « 4) cOering genährte jeden Altert- .... — 51-54 kalbt» und I) VaUsleischige, ansgeuiäsleieiltalben höch. Nüüe . . . 265 s!»n Schlnchtwerles 80-58 55—«» II» 2) Ballsleischige, ausgemäslele Kühe höch- sie» Erhlachlwerirö bis 4» 7 Jahren . 31 Aelkcre anSgemäslete Miye und 52-55 58-52 wenig gut enlwictkllk jüngere Kühe und Naiven 2>-5t .'4 -50 4> Mägig grnäline Nähe und Nalbkn . . 27—28 50-52 b» Gering genührle.Niihe nnd Kalben . . — 4!» Bullen . , , 241 I' Bollsleischige tiüchsle» Schlaäitwertes . 37—88 58—« 2) Mnjzig genährte jüngere und gm ge nährte allere 82—55 57-M !>> Gering genührle '.-8-8, 52-85 Ktilbcr ... Z_'0 1) Feinste Masl- >VMlnliIchmnsI) und besie Saugkälber 2) Mittlere Musi- und gute Saugkälber . 40—48 70-74 4 —45 87-as 8> vleringe Saugkälber 40 -42 82-04 4» Aeltere gering genährie (Fresser). . . — — Schale, . . . 8.-5 — 72—74 4»" 2) Jüngere Mnslhnmiilel — 70-?l 3j Nettere Maslhamaiel 4) Mäßig genährte Hammel und Gchase — 04-54 (Märzschnsel — — Schweine . . >800 I) ». Boäsleischige der seineren Rassen und 8V' deren Kreuzungen tm Aller diel 41, eiittindeiiivierte) Jahren 40-47 55-0« d. Feltschweine 2) Fleischige 8) Gering enlwickelte, sowie kaue» . . . 48-4!' 60-82 ' Ueber- 44-45 41—4.8 87-58 54-5« Milder. 41 Ausländische ... — — -usamme» ^ !b-05 Geschäftsgang: Bei allen Tiergattungen langsam. Von dem Auftriebe sind 354 Rinder und Ö Kälber österreichisch- ungarischer Herkunft. — !!4 — zufinörn. Mit Spannung erwartete er dabei die Rückkehr von Holdsworth, der mit dem Zimmermann in den Kielraum gegangen war, um nach dem Leck zu suchen. Tie langen glatten Wagen der schweren Dünung rollten inzwischen gegen die Seite des Schisses und warfen eS haltlos hin und her. Das Steuer fungierte nicht mehr. Als Haldswarth, naß und erschöpft, mit dem Var Uebcraustrcuguug fast taumelnden Zimmermau» zurückkehrte, fragte der Kapitän leise aber hastig: „Nun?" „Ich fürchte, die Sache ist basfuungSloS." flüsterte Holdsworth. Das Wasser dringt a» zwölf verschiedenen Stellen ein." „Der schlimmste Leck ist gerade in der Mitte. Man hört cs gurgeln, cs ist aber keine Möglichkeit beranzukammen," fügte der Zimmermann hinzu. „Was ergab die Peilung?" „1l Fuß." „Großer Gott!" stöhnte der Kapitän; „das ist ja eine Zunahme von einniideinhalb Fuß seit sieben Glasen." „Wir werden an die Boote denken müssen," fuhr Holdsworth fort, indem er mit den Augen den Horizont genau abinchte. „Sprechen Sie mir noch nicht von den Booten," keuchte Steel. „Lassen Sie ein paar Stage am Fockmast befestigen, und setzen Sie ein Stagsegel." Ohne ein weiteres Wort zn verlieren, ging Holdsworth nach vorn, um den Befehl ansznführen. während der Kapitän aufgeregt hin und her rannte. Derselbe war sich der Hofsnnngslosigkeit der Lage völlig bewußt, konnte cs aber noch nicht über sich gewinnen, ibr fest ins Auge zu sehen. Der erste Passagier, der ans Deck kam. war der General. Beim Er blicken des Wracks blieb er wie versteinert stehen. Er hatte, wie einige andere, während der Nacht versucht, nach oben zu gelangen, in demselben Augenblick aber, wo sie ihre» Fuß von der obersten Stufe der Treppe ans Deck setzen wollten, waren sie. in des Wortes nmbrstcr Bedeutung, zurückgeblasen worden. Keiner batte daber geahnt, daß der „Meteor" völlig zum Wrack geworden war. Während der General nach Atem, ringend sprachlos dastand, gesellten sich St. Anbin und Holland zu ibm. Auch diese beiden blieben bleich vor Schreck wie angewurzelt stehen. Dann stürzten alle drei ans den Kapitän los. „Sagen Sie um Gottes Himmels willen, was ist geschehen? Was wird ans uns werden? sinken wir?" stieß der Schauspieler hervor. „Mein Gott, alle Maste sind ja fort! Ist es denn möglich, auf solckiem Wrack noch bis Amerika zu kommen?" fuhr Herr Holland dazwischen. „Ja, Kapitän, wir scheinen in eine schreckliche Lage geraten zu sein. Wir sind am Untergeben — was?" rief gleichzeitig der General. „Meine Herren!" schrie der Acrmste. indem er sich mit beiden Händen in die Haare fuhr, „bitte, verlassen Sie mich. Sie machen mich verrückt mit Ihren Fragen." „Sagen Sic wenigstens, ob wir in Gefahr sind," flehte St. Aubin. „Können Sic denn das nicht selber sehen?" platzte der Gequälte ganz außer sich heraus. - — .85 — „Ist cs möglich! Herr Gott, ist es möglich!" stammelte zitternd der Schauspieler. „Ja, cs ist möglich!" schrie der Kapitän jetzt wütend. „Aber ich hoffe, Sie werden sich beruhigen, wenn Sie dorthin blicken und sehen, wie die Leute um ihr Leben pumpen. Gefahr und Ertrinken sind immerhin noch zweierlei. Bitte, mein Herr, beherrschen Sie Ihre Furcht. Eine Panik ist sehr leicht hervorgernfen und Sie werden hoffentlich nicht vergessen, daß wir Frauen unter uns haben." Nachdem er dies gesagt, ging er nach einem andern Teil des Schiffes. St. Anbin brach in Tränen ans und Herr Holland blieb wie betäubt stehen. Der General jedoch folgte dem Davonschreitenden. „Ist unsre Lage wirklich bedenklich?" „Herr General, der Boden des Schiffes ist vorn und hinten leck." „Was gedenken Sie zu tun?" „Das Schiff flott zn halten, so lange ich kann. Und nun, wollen Sie mir einen Dienst erweisen — so haben Sie die Güte, auf diesen winselnden Schauspieler einzuwirken. Ein Feigling macht leicht viele. Wenn wir der Mannschaft das Beispiel der Mutlosigkeit geben, dann ist unser Schicksal be siegelt." Es war jetzt ein Block auf dem Stumpf des Fockmastes befestigt, und ein Stagsegel aufgezogen worden. Holdsworth kam nach dem Hinterdeck und der Kapitän rief ihn an das Oberlicht. Hier beugten sie sich über die Karte, berechneten die Entfernung des nächsten Landes, und beratschlagten mit leiser Stimme die zu ergreifenden Maßregeln. Die Leute beobachteten sie neugierig aus der Ferne, flüsterten untereinander und blickten häufig über die Schiffs- feite. Jeder Mann war sich bewußt, daß ihm das Schiff unter den Füßen versank, und diejenigen, welche an den Pumpen arbeiteten, taten dies jetzt langsam und verzagt, weil sie die Fruchtlosigkeit ihrer Arbeit erkannten. Frau Tennert kam mit ihrem Söhnchen auf Deck und begab sich in die Nähe von Holdsworth. Sie stellte keine Fragen, aber auf ihrem Gesicht war deutlich zu lesen, daß sie auf das Schlimmste vorbereitet war. Bald daraus erschien auch Frau Aschton. Diese erhob ein lautes Jammergeschrei, als sie den entmasteten Schiffsrumpf erblickte und klammerte sich krampfhaft an ihren Mann. Ihr Dienstmädchen, welches ihr bebend gefolgt war, starrte niit weit aufgerissenen Augen wie eine Wahnsinnige umher. Totenstille legte sich auf das Schiff, sie wurde nur unterbrochen durch daS Knarren der Pumpen und das unablässige Rauschen des über die Schiffsseitcn strömenden Wassers. Es war jetzt halb neun Uhr. Kein Lüftchen kräuselte die Oberfläche der See. welche sich unter der mächtigen Dünung hob und senkte. Ein paar schwere Wolken hingen unbewegt am Himmel; in kurzer Entfernung ging aus einer derselben ein Regenschauer nieder, und schmückte das Wasser mit einem kurzen, aber farbenprächtigen Regenbogen. Holdsworth rief dem Zimmermann zu, er solle wieder die Pumpen peilen. Dies geschah, und der Befund ergab, daß das eindringende Wasser nicht zu bewältigen war. Bei dieser Meldung schien eine stumme Verzweifelung den Kapitän zu erfassen. Wie aus Stein verwindet starrte er hinaus in die weite Ferne.