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Sonntag, den V. Januar 1924. Nr. 8. Seile 8 kulturelle Umschau WWW Dre könicistaq Ri'chard Mann. Berlin. Der Tag der Heiligen drei Könige — 6. Januar — schlickt die von Weihnachten bis Win 6. Januar dauernde, an Feiertagen rcicütc Zeit des JahrcS ab. I» früheren Zeiten war der Drei- kenieStag auch in den protestantischen Ländern Deutschlands ein Feiertag. der für manche Gegenden, sa für Berlin und die Mark Brandenburg, besondere Bedeutung deshalb hatte, weil mit ihm die Karnrvalfesllichkeitcn ihren Anfang nahmen. I» allen Län dern mit vormiegend katholischer Bevölkerung hat er sich als kirchlicher Feiertag erhalten. DaS Stcrusiugen mit dem Auszug der heiligen drei Könige, das man heute »och verschiedentlich auf dun Lande anlrisjt, mar früher allgemein in Deutsch'and ver teilet'. Für eine DreikönigSseier in Weimar im Jahre 1781 dichtete Goethe sein berühmtes Gedicht „Epiphaniae", daS mit den bekannten Versen beginnt: Die heilige» drei Könige mit ihrem Stern, sie essen, sie trinken und bezahlen nicht gern. — In den allen DreilönigSspielcn stellte der schwarze König aus Morgenland namens Kaspar gewöhnlich die komische Figur dar. AuS ihr hat sich allmählich das Kasperltheater entwickelt. Bei den alten Germanen war der 6. Januar der Tag, au dem sie das Fest der Wintersonnenwende feierte». In den, Bestreben, einen christlichen Feiertag an seine Stelle zu sehe», schufen ihre christlichen Bekehrer das Fest der heilige» drei Könige, um die sich etwa um das fünfte Jahrhundert schon eine Menge Legenden spannen. Die heiligen drei Könige, daS sind die Männer, die nach den, biblische» Berichte dem neugeborenen Jesuskinde ihre Hul digung darbrachteu. Was die geschichtliche Forschung über sie ermitielt bat. ist nicbt eben viel' sie sicht in ihnen Vertreter der damals höchst entwickelten Religion des Ostens, der Lehre Zoro- asterS, die durch die Huldigung symbolisch mit dem werdenden Christentum znsammcngestcllt wird. Allein die KönigSwürdc will die Forschung den heiligen drei Königen nicht anerkennen. Tat sächlich spricht man von ihnen als Königen allgemein erst seit dem 12 Jahrhundert! der Kirchenvater Tertnllian war eS wohl, der als erster diese Bezeichnung gebrauchte. Vorher aber hiesteu sie, wie auch i» der Bibel, Weise und Magier. Legenden und Dichter wissen über Herkunst und Leben der heiligen drei Kö nige viel wehr zu berichten; freilich gehen hier die Berichte weit auseinander. Schon über die Namen der heiligen drei Könige und über die Länder, deren Herrsch'! sie waren, gibt cs Mei- nnugSberschiedcnheite». Beda VenerabiliS <7. Jahrhundert) be hauptet, eS seien die Könige von Persien, von Nubien und Saba gewiesen. Nach einer anderen Legende sollen die Könige Ver treter der Stämme Cham, Sem und Japhel gewesen sein, wäh rend wieder eine andere christliche Legende Nubien, Gedolien und ThorsiS als ihre Reiche nennt. Ein weitverbreitetes deutsches Volksbuch daS aus eine Dichtung Johannes von Hildesheim <14- Jahrhundert) .zurückgeht, erzählt, das; die drei Könige, die von der Weissagung BalaamS gehört hatten, die Ankunft des Messias betend ans dem Berge Vans in Indien erwarteten. Die Erlebnisse der heiligen drei Könige in Palästina schil dert daS Volksbuch in, Einklang mit dem biblischen Berichte; weiter ober weis; eS von ihnen, das; sie auf der Heinireise in al len Ländern predigte!,, und es gibt ihren Lebenslauf bis zu ihre», Ende an: die drei Könige siarben in der Stadt Stulln am Berge VanS und wurden dort nebeneinander begraben. Chrysostomus weis; sogar zu berichten, das; die heiligen drei Könige bald nach dem Tede Christ, mit einem der Jünger zusainmengetrosfen seien: der Apostel Thomas begegnete ihnen, erzählte ihnen vom Leben und Leiden Christi und taufte sie. Sie predigte» dann noch lange Zeit daS Evangelium, bis sie alle drei de» Marlcr- tod erlitt-». Nach dem Tode der heiligen drei Könige knüpst die geschichtliche Forschung wieder an. Was mit ihren sterblichen Neste» z,machst geschah, weis; sie nicht; die tleberlieferung gibt an, die Kaiserin Helena habe ihre Gebeine von einer Wallfahrt i», Morgenlandc nach Stnmbul mitgebracht, und von dort seien sie durch den Bischof Eustorins von Mailand an seinen Bischof sitz überführt worden. Im Jahre 1188 wurden in der Kirche des heilige» EnstcriuS, die vor den Toren Mailands lag, drei Särge mit Reliquien entdeckt, die man allgemein für die Ge beine der heiligen drei Könige hielt. Der kostbare Fund wurde in eine Kirche der Stadt übergesührt, und als 5 Jahre später die Stadt erobert wurde, verschenkte Kaiser Friedrich Reliquien an verschiedene Bischöfe. Erzbischof Rcinhold von Köln war es, der die Reliquien der heiligen drei Könige nach Köln über- fnhrte; 1164 kamen sie dort an; sie würden im Dome des he iligen Petrus niedergelegt, lind über ihnen ist auch der heutige Dom errichtet worden. Demgemäs; wird da? Dreikönigsfest auch in Köln am gros;- d artigsten begangen. ES beginnt mit der Ausstellung dcS kost bare» DreiköniaSschrcins, in welchen, die Reliquien der drei Wei sen a»,s dem Meroenlande seit ihrer Uebertragnng ans Mailand nach Köln unter Erzbischof Reinhold van Dassel im Jahre 1164 ihre würdige Ruhestätte gefunden haben, in der Ocfsnung der Doinscbatzkommer hinter dem DrcikönigSaltar, während ei» Lich- terstern die Wallfahrt der bcüigen drei Könige „ach Bethlehem versinnbildlicht. Die Dreiköuigen-Oktav wird durch eine Kom- -mniiwnSmcsse an, frühen Morgen eröffnet. Nach Beendigung der Ehorgcbete beginnt das feierliche Pontisikalaint mit großer Assislen;. Noch dem Evangelium verkündet ei» Domherr „ach alten. Brauch die Helsen Feste deS Kirchenjahres, während nach Sebtns; des Pontifikalamtes in feierlicher Weise vom Pfarraltnr aus der päpstliche Segen erteilt wird unter den, Bollgcläntc der Demgtocken Von der Kanzel ans wird diese Segenspendnng durch ein Mitglied des Domkapitels den, Gläubigen verkündet. Roseiikranzgebet und Feslprcdigt beschließe» den ersten Tag der Dreikönigenoktav, während jeden Morgen eine heilige Messe am Dreikönigenolinr und abends Segenandacht zur Verehrung der heiligen drei Weise» gehakten wird. Im Königreich Sachsen war der DrcskönigStag, der dort Hvhnenjahr genannt wird, früher ein staatlich anerkannter Feiertag. In, Jahre 1918 beschloß der Landtag im Einverständ nis mit der sächsischen Handelskammer und den protestantischen kirchlichen Behörden, ihn als Werktag zu betrachten. Die säch sische Negierung trat dem Beschluß erst 1920 bei. In Schles wig-Holstein erinnert in Brauch und Volksglauben „och man ches an ihn. I», Kirchspiel Norderlngum (NordschlcSwig) kom men iwcb alliäbrlich am 6. Januar alte Familien zusammen, NN, de» Tag festlich zu begebe». Auf den gemeinsamen Kafsee- tisch wird ein Kuchen gestellt, der mit drei Lichtern geschmückt ist, die die drei heiligen Könige vorstellcn. ES werden alte Reime und Lieder gesungen oder Voractragen, die sich ans das Fest be ziehen. Allgemein wurde früher a», Vorabend de? DrcikönigS- tagcs ei» dreiarmiges Kerzenlicht, das Dreikönigslicht, angezün- det, da? später ans den Weihnachtstisch gekommen ist, wo cs hier und da aus dem Lande »och gebräuchlich ist. Weit verbreitet war früher der Umzug der sogenannten Sternläufer, die als Mohren verkleidet und unter dem Nein,»,, Kaspar, Melchior und Balthasar bekannt waren. Zum Drehen de? bunten Sterns san ken sic gabcnheischcnd ein Wnnschlied. Nach dein Volksglauben ist am 6. Januar die Zunahme der Tagcslänge zuerst bemerkbar — sie beträgt einen Hahnentritt. Mit der Feier deS Dreikönias- tagcS waren ehemals alle Weihnachtsfeierlielikeiten vorüber. St. Knud — der^Kalendcrtag des 7. Januar — sa sagt man in, Nnr- Klrchltckie Iahrerrund^chau Ans der fast unendlichen Fülle deS kirchliche!, Leben? ragen Jahr für Jahr bestimmte Erscheinungen — Ereignisse oder Kund- geünngcn — hervor, wenige im Vergleich zur Gesamtheit dee Geschehnisse, vielleicht auch nicht, jede nur für sich genommen, von weitgehender Bedeutung, aber Erscheinungen, die mehr „IS andere die Richtung angeben, welche die kirchliche Entwick'iing nimmt, und die Ausgaben bezeichnen, zu deren Lösung die Kirche gerade jetzt berufen ist. Wir möchten hier ans zwei Gruppen solcher Geschehnisse der jüngsten Vergangenheit Hinweisen, die, wenn auch durchaus nicht die einzig'», so doch besonders hcll- lcnchtcnde Wahrzeichen für den Kurs deS kirchlichen Lebens sind. Die erste dieser Gruppen zeigt eine starke Bewegung Außenstehender zur Kirche bin an. ES ist richtig, was Fr. Fachs (.Hochland, August 1928, S. 419 -467) beobachtet bat: eS sei eine starke Rückkehr zur Religion bemerkbar, und diese Rückkehr äußere sich praktisch als Rückkehr zun, P a p st t n in. Fuchs beähränkt seine Wahrw'hiiinngeil ans die oberen Schichten. Sie wird aber bald von allen BevölkeriiiigSklassci, gelten. Wir dürfen in diesen, Insammciilciiig darauf Hinweisen, bas; die Katholiken Skandinaviens i», Jahre 1928 zum erstenmal seit der Reformation einen päpstliche!, Kardinaklegaten, den Kai'dinalpräfckt der Propaganda van Rossiim, ans heimot- licbe», Boden begrüßten. Ter Zeitpunkt war gut gewählt. Ge rade jetzt richten sich, besonders in Dänemark, die Blicke vieler auf sie katholische Kirche. Eine starke Koiircrtitenbcwegnng hat dort eingesetzt. Weitaus am stärksten aber ist die,e Bewegung kn Hol land. Ihre großzügige und vollkommen zeitqnnöße Organim-- tlon von katholischer Seite mit vorbildliche», Zusammenarbeiten von Priestern und Laien, der Hunger der Außenstehenden nach katholischer Wahrheit, der ciu-Z der Bewegung spricht, gehöre» zinn Erhabensten in, kirchlichen Leben der letzten Jahre. In England steht die Kirche, wenn wir dem dortigen katholischen Parlamentarier und Schriftsteller Hilaire Belloe glau ben dürfen, jetzt nach den, Krieg vor ganz neuen Verhältnissen. Reichtum und Selbstsichecheit der Nation sind geschwunden. Ge schwunden ist auch der puritanische Geist, und damit gewiß manche Heniinnng der öffentlichen Ilnsittlichkeit, aber auch der Nährboden nnchristticher Härte und Scheiiibeiligkeit und die Quelle feindseliger Gesinnung gegen alles „Papistische". Tic leitenden Kreise sind freilich nicht kathilikenfrenndlich. Anders aber daS Volk. ES liegt religiös brach und ist nnfnahnicbednrstig; seinen tiefste» religiösen Nöten entspricht gerade dci-S Katholische. Ein Drittel der Geistlichen der Hochkirche predigen setzt schon ganz katholisch. ES braucht über England nur noch eine schwere nationale Heimsuchung zu kommen, dann dürste eS eine reiche Ernte für die katholische Kirche bieten. Denselben. Weg zum KatholiSmnS, wenn auch viel, viel langsamer, mag vielleicht auch Japan gehen. ES ist jedenfalls bezeichnend, daß im Land der schwersten Kirchenvcrsolgnng der Neuzeit, daS in den letzten 86 Jahren seine Kiiltnrsoat vom religionslosen Kulturboden EnrovnS empfangen hat, fast wie von selbst ein Sehnen nach katholische», Leben sich sühlbar macht. Als im Parlament die Errichtung einer japanischen Botschast beim Hl. Stuhl verhandelt wurde, fand die katholische Kirche Worte höchsten Lobes und voller Anerkennung. An der Waseda- Univeesität bat sich unter Nichtchriste» ei» Verein ziim Studium der katholischen Religion gebildet. — Ilnterdessei, hat das furcht bare Erdbeben auch die katholische Kirche dort schwer getroffen. Die päpstliche Delegat»,', sechs Pfarreien und sechs Schulen in Tokio und Yokohama sind zerstört, zwei Missionare und elf Schwestern »ms Leben gekommen. Doch das bedeutet materiellen und weniger »loralqchcn Verlust. Tic Hoffnungen, die man katholischerseit-S vor zwei Jahren für Rußland hegte, möge» »icinrhc» enttäuscht haben. Statt der Erfolge eine Verfolgung alles Religiösen, oie an Graiisamkeit und Wahnwitz mit der französischen Revolution wetteifert. Die selben Szene» wie dort und noch Schlimmeres ist die planmäßige Verführung der Jugend zu Unglaube und Unsittlichkeit. Indes dürfen Mir nicht übersehen: wenn oie Sowjets cs den Ehristen- vcrsolger» gleicht»», dam, stehen auch die Christen nicht- hinter den Blutzeugen früherer Jalirlniiiderte zurück. Man lese die Gerichtsverhandlungen über die Priester, die Pin? Xl. tu seiner Allokntion vom 28. Mai 1928 als GlanbenSzenqen namentlich ausgcsührt hat, an ihrer Spitze Erzbischof Joh. Bavtist Cieplak, der zu lebenslänglichem Kerker verurteilt ist, und sein Gcneral- vikar Bndkicwicz, der am 36. März i», „Blntlellcr" der Tschrc- zwntjchajka erschossen wurde. — PiuS Xl. hat sich durch die Ver folgung in seiner Liebcstätigkeit für Rußland nicht beirren lassen. Tatsächlich sind auch genaue Kenner der russischen Bcrbältnisse, auch Orthodore, der Aiisfaisnug, gerade der katholischen Kirche stehe trotz allein ein weites ÄrbeitSseld und eine reiche Ernte offen, besonders in Weslrnßland. Auch in Deutschland ist die Zahl derer, die zur Kirche zurück- kehren, so groß, doß »ne eine VeeglcichSperiode bloß in dee Zeit vor 100 Jahren finden. Immerhin handelt e-S sich n», einzelne, keineswegs um Massen. Aber die Zahl der Außenstehende», die unseren Glauben und unsere Weltanschauung kennen lernen wollen, ist gewaltig gestiegen. Tenn einmal hat das Versagen alter irdischen Werte »no Hoffnungen in den letzten traurigen Jahren Hunger »ach unbedingt sicherer religiöser Wahrheit und nach übernatürlichen Gütern geweckt. Tie sucht ma» eben in der katholischen Kirche. Dazu kommt aber noch ein anderer Umstand, der nicht z» imterschätzen ist. ES bat Vewnndernng erregt — in anderen Kreisen freilich auch Neid: und daher die wicder- cintretende Verschärfung des konsessionekken Gegensatzes von seiten der Protestantenzu sehen, wie die katholische Kirche am Ende van zwei Jahrhunderte», die ans ihre Vernichtung anS- gingen wie keine Zeit zuvor, in dem Augenblick, wo die staatlichen und sozialen Schöpfungen dieser beiden Jahrhunderte versagen voce zniamnienstürzeii, festgegründct, ruhig und stark dasteht, besser als je gerüstet, »n, in allen Erdteile» Völker für Gottes Reich zu erobern. Nicht Selbstüberhebung, sonder» die einfache Anerkennung dieser Tatsache hat PinS Xl. in seinem Rundschreiben „Urbi areano" vom 28. Dezember 1922 zu der Erklärung ver anlaßt: „Selbst die Stürme, des Kriege? haben den Glanz ocr Kirche nicht verdunkelt' sondern wunderbar erhöht. Diese Tat sache ist eS, die so viele zu Kirche und Papsttum aufblicken läßt. Die zweite Gruppe von Erscheinungen im kirchlichen Leben deutet einen Prozeß an, der überall und immer stärker einsetzt und die Durchdringung des öffentlichen Lebens, auch der Politik, mit katholische», Geist zum Ziele hat. Nicht bloß, das; eigene Kongresse abgehalten werden, um zu den politischen und sozialen Fragen von, katholische» Standpunkt Steilung zu nehmen: wir denken an den intcrnati'onalen Kongreß in Konstanz (Januar 1928) für Führer der katholischen Arbeiterbewegung ». a. Auch ans den allgemeinen katholischen Z'lsanimeiiknnsicn wie Katho likentagen und Encharistischen Kongressen steht daS Thema „Die katholischen Grniidsätze und daS vsfentliche Leben" fast immer im Mittelpunkt der Erörterungen. In den romanischen Ländern vermehren und verstärken sich die Vereine gegen Blasphemie. Wir brauche» in gicichcr Weise einen entschiedenen Zusammen schluß der Katholiken gegen die öffentliche Ilnsittlichkeit i„ jeder Form. Wo ist z. B. die. katholische Frauenwelt, die durch die Tat gegen da? GeimidlieiiS- und Siffcnschädiocnde der jetzigen ' " daß Papst PinS Xl. ? in seiner Enzyklika „llrbi areano" vor aller Welt Klage erheben mußte. — Unsere h'ttw- lischen Jugendorganisationen haben als Kern ihres Programms anfgcslellt: Keine Trennung zwischen Religion v.-.j isjei,Nahem Lebe». Nie haben die Massen der Katholiken so bewußt wie gerade jetzt Stellung genommen für die katholische Slnile. Durch eine Reihe bon Stauten Nordame,-k.,s. wo die Katholiken eigene Schulen yaltt-n können, ohne freilich oeShnlb von der Siener für die religionslose StaatSschn'e frei zu sein, ging eine fcei- maurerischc Werbung für die staatliche religionslose Zwangs- shule. Sie hat in Oregon leider ihr Ziel erreicht, Kct.'.r aber in den anderen Staate» um so vollständiger versagt. In JtnUen sind die Anfänge gemacht zur Wiederverchristlichnng der Schule. Nicht bloß will man Religionsunterricht, der vom Priester ge geben werden soll, der ganze Unterricht soll christliche:, Charakter trage». AIS in Spanien vor Jahren NomanaueS den Reli gionsunterricht vom Witten d-r Erziehungsberechtigten ab hängig machte, konnte man die Ettern, die ausdrücklich Befreiung ihre- Kinder von der religiösen Unterweisung verlangten, an den fünf Fingern einer Hand abzählen. Auch die katholischen Universitäten mehren sich. Tie hol ländische» Kalholilen konnten die'eS Jahr eine allen Erfordern»»'» der Wilsenschnst entsprechende Universität in Nimnvege» eröffnen. Wie sotten unsere Studierenden und spätere» Führer die latholische Wellnnschaiimig klar erfasse» und an ihren Sieg g'anbe», wenn die Hochschulen diese Weltanschauung nicht kennen oder bettiwp: n? Wie traurig hier die Verhältnisse in Europa liegen, wissen wir. In den Veccinglen Staaten besitzen di,: Katholiken 15 Hochschulen, doruiiter eine katholische Universität in Washington. Aber erst 19 666 von den 46 666 katholischen Akademikern be suchen dort die katholischen Hochschulen. In diesen, Zusammenhang: Durchdringung d?S öffentlichen Lebens mit katholischer Auffassung können wir an den jüngsten politischen Ereignissen in Italien und Spanien nicht vorüber- gehen. In Spanien bedeutet de RiueeaS StaaGresonn eincn Sieg der katholischen Sache. De Rivera ist selbst überzeugter Katholik, ans seinem Programm spricht ein offenes k.itholZehes Bekenntnis. (An der Ertonbtheit seines Staatsstreiches zwei felt daS katholische Spanien nicht: alle wäre,, darin einig, daß Spanien vor der Revolution nur »och durch einen starken katholischen Politiker gerettet werden könne, der den Mut habe, da? allgemeine Wohl als das Ziel aller Gesetze und jeglicher Verfassung zu verfolgen, diese also iciic», itnle,„ordnen 1 Hinter Nlveras Programm steht ein Volk, in o.psen überwtiegcndcc Mehrheit der katboliiche Glaube tiefer wurzelt alS sonstww Den ergreifendsten Ausdruck hat der Sieg oer katholischen Jocc in Spanien gefunden am 19. November in dem Augenblick, als Papst PinS Xl. im Konsistor'iensanl des Vatikans, umgeben von den höchsten kirchlichen und spanischen Würdenträgern König Alfons XIII. »ach desten von katholischer B--geisternng dnrclp- glühicn Rede unter Frciideiitröiicn in seine Arme schloß. Nicht so klar und durchsichtig wie in Svanien liegen die Verhältnisse in Italien. Das Fai.histenvroqraiii», enthält 'Pnnlte, die sich mit der katholischen Auffassung nicht vereinbaren lasse,,: eine ins Krankhafte gesteigerte Verehrung, säst Vergötterung der Nation nna des Nationalen — und daS Recht der Macht, dte auch rücksichtslos gchandhabt Ivird. Mussolini will nun gewiß die katholische Kirche zur inneren Reform Italiens heranziehe:>, wei, ec siebt, daß er ohne ihre sittlichen Kräfte sein Zie! ni.ht erreichen wird. Man kann sich freilich de-S Eindruckes nicht erwehren, daß ihm die Kirche zu sehr ober nur Mittel znm Zweck ist. lind wenn Mussolini ganz die latholische Einbettung gewänne, ivttroe ihm seine Partei folgen? DaS katholische Be wußtsein bat geraae in den führende» Kreisen Italiens seit Mozzinis Zeiten, bcsonoers durch die religionslose Schule seit 1870, schwer gelitten. Mussolini würde auch seinen Stolz darein setzen, das Werk zu vollbringe», das bis jetzt keine», italienischen Politiker ge lingen ist, nämlich de» gordischen Knoten der italienischen Po- liiik, die „rvmiscl'e Frage" zu lösen. ES ist übrigens nicht bloß vi-'rsönlicher Ehrgeiz, der ihn dahin lenkt. Tie Wegnahme des Kirchenstaates voc 50 Jahren war daS Wahrzeichen der LoSlSsnng des üfscntlichei, Lebens von der Kirche. N»ii sieht Mussolini klar, daß ein Znsamw.enarbeitei, von Kirche und Staat i» Italien aus die Tauer ohne Löinng der römischen Frage unmöglich ist. Var einem Jahre wnroen tatsächlich Stimmen laut, die Lösung stehe unmittelbar bevor. Wirk.i-rh kam am 23. Dezember 1922 eine Erklärung von höchster Stelle, vom Hl. Voter selbst in der Enzyklika „Urbi areano". Sie hat jene Er wartungen enttäuscht. Sic sagt: bis jetzt habe weder die gött liche Vorsehung ein Mittel angegeben, „och menschliche Klugheit ein solches gesnnben, das znm Schal; der Freiheit und Unab hängigkeit deS Hl. Stuhles den früheren Kircbenstaat voliwerttg ersetzen könnte. Bei oieser Erklärung ist cs bis jetzt geblieben, trotz allen Anpocbens der Presse. Man kan» sicb de? Eindrucks nicht erwehren, das; in Jtqlien die römische Frage vielfach mehr als rein italienische Angelegenheit ansgesaßt wird. Sie ick aber mehr. Sie ist eine Angelegenheit der katholischen Weit, und die Belange der Weltkirchc verlangen eine Löinng, die »ns vor einem neue», diesmal italienische» Avignon bewahrt. Sott eine Lösniig befriedigend sei», so muß sie nicht bloß tatsächlich die Voile Freiheit und Unobliängialeit des Hl. Sinble- gewähr leisten, sie »ins; diese Unabhängigkeit auch augenfällig in Er scheinung trete» lassen. Nur so kann die für das Wirken vee Kircbe notwendige päpstliche Autorität bei allen Nationen und nntee alten llnißlinden gewahrt werden. DaS ist die Formel der römischen Frage bom kirchlichen Standpunkt. Seit den Tagen Maechiavellis hat sich da? viscnt:!c''e Leben mehr und mehr ans der Verbindung mit der Kirche losgelöst. .Heute hat dieser Loslöiungsprozeß seine» Höhepunkt erreicht. „Die Geschichte de? jüngsten Europa ist eine G'schi.ckie der Emanzipation von Gott und Christentum, namentlich ans dem Gebiete der Politik." Ein doppelte? Sittengesetz für dos Leben deS Einzelnen und der Gesamtheit, oder vielmehr keine? für daS der Gesamtheit, heißt die göttliche Weltordnnng umßoßeii. Die christliche Ethik bleibt immer wenigsten-? mittelbare oder negative Richtschnur auch des politischen Leben?: die Politik dar? nie gegen ihre Grundsätze handeln. Deshalb hat der Papst, als Oberhaupt der Kirche Christi, „über die Heiligkeit des Völker recht? zu wachen uno alle Rechte Gottes ans da? gesettschastliche Leben der Menschheit za schützen" So hat eS PinS Xk. zu Negimi de-? JahrcS 1928 in dem schon erwähnte» Rundschreiben ausgesprochen. Jan Bewußtsein dieser Aufgabe het cs dort jene Partei- und Klasienvolitik verurteilt, die daS allgemeine Wohl der Partei oder Klasse opfert, und ans die größeren Gefahren des in sich gewiß erlaubten parlamentarischen Regierungssystems hingewiescii. Später hat der Papst im Niihrbricf für die augen blicklich heikelste Frage, der europäischen Politik, die Neparations- fraae, diie cbristlichen Richtlinien angegeben. Es sind drei: Der Gläubiger darf vom Schuldner nicht verlangen, was dieser nicht geben kann, olme die eigene Dai.'inSmöglicbkeit und schließlich auch die de? Gläubigers zu gefährden. Ter Gläubiger dars keine Maßnahmen treffen,' welche oie Gesamtheit, z. B. ganz Europa, neuen schweren Erschütterungen aussetze» könnte». Okkupationen sind keine geeigneten Mittel zur Lösung der Reparationssrage. Diese Richtlinien sind einfach der Widerhall ees großen Gesetzes der mittelalterlichen WirtschaftSorannng: Besitzrccht und Macht bereich des Einzelnen und der Völker müssen Rücksicht »el'""'K