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Dienstag, de» 25. Dezember 1920. ----- - > > -- » >>—> MltWijhMll llttf dem ssjfkklenlllartit! Po» unsere«» Vertreter bei der Berliner Börse. Tie Besitzer de» Industrie- und sonstigen Wertpapiere» «vrrden nicht sonderlich erfreut sein, über die Aussichten, die in atlerliächster Zeit auf dem gesamten -Aktienmärkte sich ergebe». Wir stehe» vor nichts geringere«», als vor einer grundlegen» d e >l ll in w ä l z n n g im Aktien- » » d Effektenwese n schlechthin. Diese Bewegung steht im engsten Zusammenhang mit der Umstellung der K n r's n oiie r n n g. Sie geschieht zwar in Dik tionen Prozent, kommt aber im Effekt bei der gegenwärtigen Stabilität der Mark >,»d der Devisenkurse auf eine Notiz in Goldprozenten heraus. Jetzt erst, nachdem das Zahlengesliinmer gewichen ist, erkennt man daS geradezu groteske Mißverhältnis zwischen den Kursen von einst und jetzt. Indessen ist dieses Miß verhältnis absolut' nicht so unbegründet, wie eS vielkach erscheinen konnte. Diejenigen Unternehmungen, die ihren Snbstanzwert in« Laufe der letzten Jahre erhalten »nd gar erheblich vermehre» konnten, sind sehe dünn gesät. Be« all den übrigen Unterneh mungen «»erde», wenn erst einmal die Geldrechnung eingesührt ist, sich schwerwiegende Enbstanzvcrlnste ergeben. > Und diese Goldmarkreebnnng, diese jetzt auch von den Ak- tieugesellscha'ten geforderte Ausstcllnna von Goldbilanzen wiiK-erst recht den Wahn und die Täuschung zerreißen, die bis her «über dem Effektenmärkte lagerte. ES werden dann aber auch die K oiisegu e n z e n gezogen werden müssen, hinsichtlich der B-ioertnng und der Notierung der Industrie- und sonnigen Wertpapiere in Goldproeenten. Wenn man daS aber tut, dann wird man ganz von selbst von dem gegenwärtigen SÜ'ickeliingö- spsiem abkommen müssen. Entweder wird man zu einer Zu- s a m m e n ! e g n n g v o n Aktie n allergrößten Stiles kommen, so daß eine Vielheit von Attien in etwa dem 1000-Mark-Gold- grniidwert gleichkäme, oder aber man muß die Aktien denominie ren, in -hrem Nennwerte also herabsetzen. Tann aber werde» wir Aktien von 1090 Mark Nennwert kaum besitzen, man wird vielmehr hernntergehen müssen mit der Stückelung bis in untere nach hnnd-rten Mark lautende Zonen, ja man wird noch unter hundert Mark Nennwert herunterziiachen s'cki genötigt sehen. Mau braucht sich ia nur einmal die heutigen Kurse der meiste» Effekten auch seihst solcher, von solider Basis anznsehcn, um zu erkennen, daß es Paniere mit hundert Mark Goldwert nicht son derlich viele gibt. Wenn beule eine deutsche Bankaktie oder eine Aktie des Norddeutschen Llobd zu ie tausend Mark heute kaum hunde-ck Goldmark wert ist. wie wird dann erst die riesige Schar von Trabanten auf dem Industrieaktienmarkt bewertet werden müsse». Ganz von selber werden wir z» der kleinen Aktie eng- l'bheii und amerika»Ucheii Stiles nach dem Muster der SbareS, also in einer Stückeliina von 20 Marl oder einem englischen Pinnd kommen. Aber s--lbit diese Grenze ilt ftir eine ganze bi übe von Paviercn noch zu bocb. Man braucht sich nur einmgl den Kurszettel gerade am Markt der uniwlierteii Paniere anziisehen, die in der Mehrzahl bei weitem noch nicht 20 Goldmark koste», von den Nentenvavieren ganz zu schweigen. Wie im Geldwesen überbanvt, sa müssen wir auch auf dem Spez-nl« biet des Efsekt-uwesens zur Wahrheit und Klar heit kommen. Wir müssen wieder mit realen, also wirklich vor handen-» gold- und goldwcrten Vei'inöaenSob'ckten rechnen ler ne,,. Das bedingt aewiß tief einschneidende Eingriffe und wird siir ui le Ei'sektenbesitzcr eine herbe Enttänschnng bedeuten. Aber die. vwb-n Besitzer, der in unheimlicher Masse aiisoeeehenen jiin- g-n Aktie», die im Zeichen der Geldentwertuna am Tage der Eiuz-'blnng schon keinen roten Pfennig mehr kostete», und die ii-tfach in diesem sellien Zeisb-n derart verschleudert winden, daß da?- Papier einer solche» Aktie den Kanlpreis um ein viel fach--? nb.-rwog, w-rde» sich im Ernste nicht der Erwartung bin- o tzen können, dafür nn» iKoldscibslanz znrückzuerbalteii. Man w rd allen Bcntzorn von Wertpapieren, welcher Art sie auch seien, seht nur daS Drinalichste ancmpfehlen können, sorgfältigste Nachschau unter ihrem Besitz zu halte». Es muß eine g-'ünd- liche M-inigiina der Effekten vorgenommen werden, die gewiß in nächster Zeit auf daS ganze KuiSnivenu emvsindlicb drücken wird. Man soll sich nicht von der Erwartung leiten lassen, daß im Januar eine große Aiiswertiingshaiisse „ganz sicher" sei. Man muß 'vielmehr bedenken, daß die allgemeine Wirtichafts- und Fi nanzlage des Reiches, auch trotz der zu erwartenden Steiiercin- gän.-e „„gemein trübe bleibt. Die Besitzer von Wertpapieren müssen sich weiter darüber im k'-iren sein, daß sie eine Verzin sung ibrcr derartig«.«, Anlagen nicht erwarten können, denn wenn jetzt die Aktiengesellschaften lind sonstigen Unternehmungen ihre Bi'aii.z auf Gilda, »iidlaae ziehen, wird sich sehr rasch erg-ben, daß von der Zahlung von Dividenden, die einem Zinsertrag glcichkäme. gar nicht die Rede sein kann. Di-- Umstellung ans Gold wird aber auch weiterhin dazu führe» müsscn, daß die be treffenden Ikiiternchiniinacn ihr wirklich vorhandenes Gold- k,i n i t a l erneut errechnen, und dieses Kapital wird dann maßg'bend sein kür die Bewertung der im Verkehr schwimmen den Aktien. Man braucht nur diese Tinge zu erwägen, um sich i ein annäherndes Bild über die Folgen und Wirkungen solcher schwerwiegender, aber unvermeidlicher Reinigung zu mache». Diese Dinge werden aber eine weitere Rückwirkung auf die ganze Struktur unseres heutigen Bank- und Ak. ticnwesenS haben. Die Banke» werden einen Abbau per- sonctler und materieller Art vollziehen müssen, gegen de» der Rcichsabban verschwindet. Gute Berechnungen lassen erkennen, daß mindestens die Hülste der gegenwärtig im Banksach beschäf tigten Beamten und Angestellten durch die Umstellung entbehr lich werden. Mau wird aber auch i» sachlicher Beziehung unge mein abbauen müssen, und es wird wieder die Zeit kommen, in welcher der solide Bankier und Geschiistsmanii kraft dcS gegen wärtigen VcrtraueiisvcrhältnisscS zwischen ihm und den Kunden sich durchsetze» wird. Dieser Säiiberuiigsprozeß wird auch eine ganze Reihe derjenigen zahlreichen und vielfach wilden Bank geschäfte ans der Strecke sehen, die in den letzten Jahren unter dem Zeichen der Inflation so herrlich gedeihen konnten. Man wird künftighin aber bei Neiigründmigeii solcher Art nur nach den strengsten Voisichtsmaßregetii verfahren dürfen. Die bevorstehende Umwälzung auf dem Effektenmarkt wirst heute schon ihren Schalten voraus. Man wird gut tun, seine Disvositioiien, die in gcscbästlichcr und betrieblicher Hinsicht ans Goldbasiö ohnehin schon gestellt sind, mich in der Betrachtung und Beurteilung seiner Engagements gegenüber Börse und Essekten- maikt unter dem Gesichtswinkel der goldivertcn Beurteilung zu treffe». M riikilnE-lvMliiilie HM Wie man uns ans Berlin mitteilt, sind die Verhandlungen über die Schassung der sogenannten rheinischen Goldnotenbank auch zetzt noch nicht abgeschlossen. Im übrigen wird diese Bank den Titel führe». N Heinis ch - W estfäli sch e Bank. Die NeicbSbank legt Wert darauf, daß im Hinblick auf die zu schassende Goldnotenbank, auch in der äußeren Chaiaktcri- siernng dieser Bankgründnng keine Bezeichnung enthalten ist, die zu Verwechselungen Anlaß geben konnte. Von großer Bedenlnng ist die Tatsache, das; Frankreich sich jetzt schon ziemlich ver bindlich bereit erklärt bat. nach Schassung der Nheinisch- Weslsäliscbeii Bank, die dinglichen, also hypothekarischen Siche rungen für die Renten mark znzulaß'eii. Damit würde die Rentenmark eine breitere Basis erhalten und der in Reserve ge haltene 800-Millionen-Kredit kür das Reich könnte dann praktisch bewert-t werden. Dieser Kredit würde freilich zum größten Teile für die Bcsatzii.-iaskosten und die Entschädigungen für die 'Bevölkerung Verwendung siiidcn mäße». — Das jetzt zu schaf fende. und von den Kommunen und Städten zu garantierende wertbeständige rheinische Notgeld ist gleichfalls von der inEralliieoten Rheinlandkommission zngelassen worden. Wie dringend die Geld'aoe der besetzte» Gebiete einer Nendernng be darf, gebt ni'S der Tatsache hervor, daß an ungedecktem Notgeld in den belebten Gebieten heute nicht weniger als 188 Tril lionen Mark heriimschwimmeii. wöhrend der aesamte Umlauf an solchem Notgeld im aanzen nnbck-'tzl-n Deutschland knapp 90 Trillionen ausmack't. Die Stadt Düsselderf bat allein 8 Tril lionen Mark Notgeld ansgegeben. In ihren Tresors liege» aber noch -18 Trillionen bere-ts gedrucktes Notgeld. Die Wirkungen sind kaum vo-stollbar, die eintrelcn w-rdcn, wenn die Entwicklung auf diesem Gebiete in dieser Form weiterginge. Mlihrrre der Hkniliiiimk! NnS Iviit-chaftliche» Krei,en wirk nn? g-sch rieben: Un sichtbar einer breiteren Oes'cutlichkeit vollzieht sich gegenwärtig hinter den Bör'e»- nnd F-i»g»zkn!isseii ein heftiger Kamps alter d'i'jeingen, ob: ei» Interesse au der Sabotage der Renten», irk haben. Die F n s l a t t o n g e w i n » l c r sind freilich durch die gesamte Stabilitätsepoche ans da? schwerste in ihrer fragewiiidlgen E iste»; bedroht. Es ist bei der gegenwärftgen Lage für sie nicht mehr möglich, »il'ihekos ailsb'iiterßche Ge winne zu machen, auf deren Kosten es sich herrlich leben ließ. Aber auch die geivt'senlo en A a r e n s u e k n l cr >, t e » Und durch die gegenwärtige Situation arg ins Gedränge gcroten. Ihnen kommt eine Periode der Ruhe und Ordnung und der Stetigkeit der wirtschaftlichen Entwickln»«; sehr ungelegen, denn jetzt bat die Wareinurückhciltuiig keinen Zweck mehr, im Gegenteil, die Not- wendigieit der Beschaf'nng flüssiger M-I!el nötigt zur Lockerung der Warenbestände. Der allgemeine Preisabbau, der die notwendige Folge dieser Stabilität war nnd der sich in dem Maße dnrcb'etzen muhte, als in den Goldknr.sen eine Beruhig»!,g ciiitrat, als insbesondere die Nisikoprümie für Zahlungen immer Vv» neuem sich entwertender Papiermark keine Berech tigung nichr hatte, zwingt vielmehr zur Abgabe auch unter Verlusten. Ans dielen. Kreisen kommt niiii der Versuch der Sabo tage der N e ii t c n m a r k. Man sucht die Nentenmark nnd ihre Grundlage lchkecbt zu mache», wo immer es nur gebt. Man wag« sreilich oft lehr risikoreiche Transaktionen, die e'ne Be günstigung der Papiermark vor der Neuteiimark Vortäuschen sollen und nlmliches. .Gier heißt es für die beteiligten Stellen scharf anspassen inio scharf zu packen. .Ne. L66. Seil-- 1« Vermischtes Bedrohunq zahlreicher Kitttenorte an der Ostsee Wieder einmal drohen zahlreiche Ortschaften an der Ostsee- käste dem geiräßigen Meere zum Opfer zu satte». Alles waS Mcnschcnjleip, und Technik der See in miihsamel, jahcelingec Arbeit abgcrungen haben, hat der N o r d w e st st n r m, der dieses Jahr an der ganzen Lstseelüste mit besonderer Heftigkeit gewütet bat, wieder zunichte gemacht. Ter Sand, der im Lause der Zeit an Land getrieben worden war und sich nach der letzten Sturm flut wieder zu Tünengelände gefügt halte, ist ei» Opsec deS Meeres geworden. Kein Wunder, daß da von allen Gegenden der Ostseeküste aus HiobLvosten über Hiobsposten einlansen. So droht dem Fischerort Nowe im Gebiete des Garde scheu Sees schwere Gcsalr. Tie Sand- und Lehmdünen vermögen nach der diesjährigen Sturmflut kaum noch lange da? stäche G-Iände, ans dem die Ortschaft steht, vor der tleberslntiing zu schützen. Ilm 20 Meter ist daS Meer a» dieser Stelle in de» letzten Jahren im Gar de scheu See vorgcdrnngeii. Ebenso wird das Dorschen Damkerort, das ans einer schmalen Nehrung zwischen dem Bnkow-See und der Ostsee liegt, in nächster Zeit nnrelilar ein Opfer der See werden, falls mit Ileberschntzbante» zur Ge winnung von Düiiengelände nicht bn'd eingesetzt wird. Weniger gefährlich ist die Lage de? -Ortes Nest der cbensalls aus einer Nehrung zwischen dem IaSmnnder Sec und der Osts'e liegt, w.'ibrcnd dem Ausflugsort Elysium bei K o I b e r g das Schichsas droht, bei einer nächsten schweren Flut an den Rand de? Mecr-S »ersetzt zu werden. Tie letzten Manerrcste der Kirchenrnine bei Hofs werden lnild ganz im Wasser versinken: vor 60 Jahren lag diese Kirche noch Kilometer landeinwärts. Ebenso ge- sährdct sind Küstenstriche bei Koserow und der nördliche Teil der Insel Hiddensee. Schon sahrbnnderte'ang neht dieser Kampf der Küstenbewoh- »er gegen die Ostsee. 1501 bereit? wurden im Stralsiindcr Ge biet D-ichbanten ansgesührt; bei Zingst wurde nach einer Stnrm- slnt tOOO mit großen Strandbefestigun-zen begonnen. In Ki'nler- pommern «egte man um lOOO die Nordküsts der Insel Wallin durch Psäl'lc, Strauchwerke nnd Fangzännc fest, um die Mccr- strnße Wollin-Kolberg zu erhalten. All diese Userarbeit'n wurden aber damals bei Beginn des Miäbrigen Krieges vorzeitig unter- brockien. ein ilmstand, dessen unheilvolle Folgen sich noch bis ans unsere Tage fühlbar machen. Der kälteste Winker in nes^iehkkiker Heit Im spanischen Erblolgekrieg war Frankreich trotz dauern der Niederlagen, zuletzt bei O u d c n a a r d e, zu einem Frie- denSsch'nß »inst zu bewegen. „Gatlia pertinay" wurde eS wegen seines standhaften NnshaltcnS genannt. Da vor,lichtete der Winter 1708 09 die ganze Ernte, so daß Frankreich an den B-ttelstab geriet und Ludwig XIV. sich genötigt sah. selbst die schwersten Demütigungen, unter denen die Abtretung de-? Elsaß mit Straß, bürg, ans sich zu nehmen, um nur Fri--Le» zu gewinnen. In diesem Zusammenhang ist der Wint-r sogar ii» kleinen Ploetz erwähnt: ..Strenger Winter in Frankreich" heißt es da sakoni'ch. In Wirklichkeit war der Winter für ganz Enrova der sch'-n,niste, den dieser Weltteil in gesch-cl-tlicher Zeit erlebt hat Am 5. Januar setzte die Kälte ein. und l>iS zum 18. Januar war-'» alle F'nlse und Binnenseen bis zum Grunde erstarrt. Auch das offene Meer war so weit zngelrore». das; ied- Scb »i-il -.t lnhmgcl-'gt wurde. Die furchtbare Kälte bielt bis Mit!- Mär; an. wo ein Under Südwind die erstarrten Flüsse wieder schmelzen li ß. Die Kalle betrug „81 lös 80 graduS", wobei zu b merken ist, das; die drei uns heute gelan-igen Therinom-ter^allen noch nicbt v r- banden waren; wahrscheinlich ist »ist einem Tiermom ster der Aeademie del Ermciito gemessen worden. Ei»:e!»e noch kältere Taae sind spät-r noch beobachtest; so sab der Boianik-r Gmelin 1730 in Jrnisscisk „den Merkur nach Fabrenbeit bis 1200 unter Null sinken", und der Naturforscher Pastas beringst- in, Winl--r 1772. a»S Krasnojarsk, das; dort „Onecksilber zu EiS wurde, so daß man eS biegen »nd Hämmer» konnte" f Die vrrtilsttiriiigendni narmrgischen E'se-Pstm-ir Eine soeben in Etiristiania abgehgliene Jahre.stitznng o.-r Berirstinngc» der iiorivegilclie» S t a a t s e, s en b a b n e n c-eiat. daß ivährent, de.? vergangene» Fahre-? bei fast sämtlichen Linie-! dee norwegi sch m Stnat-c-ei'envabncn größere -'der ktrinere Pertn'tc zu verzeichnen g-wc'en sind. Es sind mir zwei Eiicnbahn- linic-ii, die eine Ausnahme machen, die Nac« ak Linie und die Bratebc-rg-Lane; d'ese beiden zeig.'«« etivas h ihere Ei iinrbme» als Ausgaben, während bei allen übrigen Linien die A.ic-gaben die größeren waren. Um di'oe Nnlerbilanzen zu beheben, wnrdc bei der Fabrestitzung beschlösse», we'iere bedeutcuvr Einschrün- klingen eintreten zu lajseu. — Also dieselben Schmerzen wie bet »nS. Verantwortlich sür den redakiionrilen T il: V. May Dom schke. Dresden. Für den Jiiseratenlcil: Joses Foh. m an», Dresden. dertcn iiitcrcssiert von eine», Gegenstand zum andern. „Durchaus nicht," antwortete Ehristian Hvfsstee». „Mein Vater ist auf dem Mehibo-den. Ich werde ihm Bescheid sage», daß ick» fortgehe, denn die-? ist ja gerade kein Empfcingci-.ilo»." Sein Blick glitt flüchtig über, den Rciidrcß des Grasen. Dieser überlegte einen Astgenblick. „Allerdings, zum Plaudern ist die Mühle kein Ort. sie fällt einem mit einem gewissen Zorn in die Rede, «Es wollte sie lagen: Do man Wat!" Er lachte, und auch der MnllerSsohn lächelte flüchtig. Dieser rief dann seinem oben schassenden Vaicr zu. das; er fortgehe, nnd verließ mit dem jnngcii Grasen die Mühle. Sie schritten langsam über den Platz zwischen Mühle »nd Wohnhaus und unterhielten sich über die newescne Ernke. Der Graf erzählte von de», lii-ccklrnbiligischen Gut seine? Vater-?, und eS war schwer zu entscheiden, ob eS Zufall oder Absicht war, das; er Vergleiche zwischen »lecllenbiiigischcn und schleSwig holsteini schen Zuständen zog. „Ich sübtc mich da nicht wob!," sagte er. „Man darf als Gutsherr noch nicht mal ein fieundlicheL Wort zu Hinnerk oder Joche» sagen oder man kommt bei seine» Staiidesgenosseu in Verdacht, ein Outsider, ei» halber Sozialdemokrat zu sein, lind die Leute selbst, denen inan ein aistes Wort gönnt, wch'e» auch nichts damst anziisanqcn. Sic sind mit diesen sklavischen Per- hältnissen so völlig ein-? geworden, daß sic sich »'»»der», w- nn ein anderer To» nn ihr Ohr dringt, nnd ihre Dankbarkeit änstert sich dann entweder darin, daß sie sich am liebsten in den Stznil, würfen oder einen Ton an>chln»en, der mir seiner Vertrauüchkeii wegen auch nickst paßt." Er sah ordentlich mißmutig an?. Ala Christian Hofssleen sich ansschwicg und mir durch ein Kopfnicken, seine Zustimmung zu erkennen gab, fnbr der Graf fort: „Ich haste nicht übel Lust, bald „ach Groteseld znrückznkehren. smckste aber, hier nickst daS Betätigungsfeld in sinden, da? m>r enstre- bciiSwcrt erscheint. Der alte Herr ist immer noch sehr nnEr» nehmiingSlniiig »nd arbestsfroidig — Gott sei Dank! — ober ich will auch nicht Objekt sein, nnd zum Bummeln fehlt mir daS Talent." Er sah den inngen Mann offen, aber forschend an. „Was batst du davon, Christian';" „Ja. da läßt sieb schwer raten," meinte jener anS-neichend. „Ich möchte aber meinen Anzug wechseln; wenn Bestick« da ist. rann icb doch nicht gut in der Mchtjacke herumlauscn." „Warum denn nicht? Mo'nctwegcn geniere dich absolut nickst. Im übrigen habe ich «nick« noch aar nickst nach dem Be finde > deiner Braut erkundigt. Gebt eS ihr gut? Wollt ihr bald heiraten?" „Danke für die gütige Nickn'rage." lind mit einer gewissen Lebhaftigkeit stgnd Christian Hosssteen Liede und Antwort. .. .... «a , lSortkevuna ^ie Sckwlle Non,an von Georg Julius Petersen. (17. Fortsetzung.) «Ich erkenne deine Gesinnung an, Hans," lauteie die Ant wort, nno unter d-n buschige» Brauen blitzte eS warm und liebe voll ans. „Ich inöchte aber an den Herr» Verteidiger die Frage riclsten, wie er sich, die weitere Entwicklung dieser Sache denkt. Was mcinon S:e Hcfistcen, wollen wir meinem Sohn vorläufig daS westere überlaßen?" „Mit Christian möchte ich noch selber sprechen," sagte der Müller ruhig »nd best mmt. „Aber, wem« ich Sie bitten darf, erst dann, wenn ich meinen Anftrag anSgefühil bale!" rief der junge Gral. „Nicht wahr, Herr Kwssstee» das tun Sie mir zn Gefallen." Diesem liebenswürdige», fast strablenden Blick war schwer zu widerstehen. „Nun. «rein« Sie so viel Wert darauf legen, Herr Graf, d. n«i meinelwegen." antwortete Holfsteen loiiasam. Damit war die Sack«-- abgetan. Der Müller grübelte »och dan'ib r nach, aber er mußte gegen seinen W llen der Gesurächs- riclstung folgen, die der alt« Graf mit d"r überlegenen Sicherheit de-Z W-ltinanncs emschlng: er tan« allmählich auf die Politik und nöliote seinen Besucher zu einer Stellungnahme. Aber was bstdon sonst flnrei'nng bot, wurde heute einseitig emvfnndcn: der Graf v-rtesdscste seine konserbat've Anschauung, «Ene bei dem nationalliberaleii Müller sonderlich Widerspruch zu finden. Endlich erhob sich Hosfsteen. Der Graf reichte ihm die Hand. „Nochmals vielen Dank für Ihren Besuch, lieber Hofsstcen. Und grüßen Sie zu Hause." Grat Kwny gab dc,n Gast daS G?l<Zt bis zur Freitreppe. „Ans Wiedersehen moraen, Herr Hossstccn," fa-ste er lä chelnd. „Und malträtieren Sie nkir den armen Christian nicht allzu sehr." Am nächsten Tage kam der Mawralserbe inS MüllcrShanS und wurde hier wie ein lieber Gast voll Herzlichkeit, wenn auch durchaus respektvoll begrüßt. „So, da bin sch. Frau Hoffst-cn." sa-'te er und schüttelte der MüllerSsra» nachdrücklich die Hand. Und mit der gleichen Fröhlichkeit begrüßt« er Wühelmine Hvststecn. -Er wurde :n die beste Sinbe gebeten, wo er sich wie ei» alter Freund des Hanfes bewegte. Er «ragte nach allein, was ihn int-'ressierie, und ihn interessierte schlechthin alles, waS in der Wsthse.tiyrging. , . ^ „Ich bleibe bi'S Montag abend, sagte er im Gespräch. «Hgf» ! fenllich kommt Gottfried am Sonntag mit Herrn und Frau Dr. Hosfsteen auf Bestich; ich habe die Herrschaften lange nicht ge sehen." Frau Hosfsteen erzählte »nd beantwortete alle an sie ge richteten Fragen. Plötzlich erboü sich der B-nichcr. „Ist Christian in der Mühle, Fra» Hosfsteen?" Ilnd als eine beiahende Antworr erfolgte: „dann entschuldigen Eie mich wohl, aber ich will Ehristian eben guten Tag sagen. — Ich komme bernach noch mal nieder, »m mich von Ihnen zu veravichieden." Er reichte der' MüIIcrSirau die Hand und wcmdle sich an die Tcchtc« ded Hauses: „Na, Fiäiiiciii Hossstcen, feiert man ans der Mühle nicht Haid mai wieder eine Pcrlobung? Man wird von Tag zu Tag schöner und der Gärtner kommt immer »och nicht, die Blume zu pflücken." Wiihelmine Hof'stee» ver'or merkwürdigerweise ihre ganze Sellstl'cbcrrlcl'iinq Sonst batte sie derartige Scherzfragen deS junge» Grasen immer geschickt zu parieren gewußt. Sie wurde rot bis über d«e Ohren und blickte verlegen zur Seite. „Kommt alles zn seiner Zeit," nabin statt ihrer die Mutter da? Wort, „osscii gestanden: ich möchte Wilheliniiie auch noch nicht s»-rgcbeii." „Glaub' ich, Frau Hoffstecn, glaub' ich. Aber danach wird ein F-reierSiiianii ja wenig fragen, „llnd nochmals ei» Ab- fchiedSn'ort äußernd, ging Graf Hans. Er traf seinen Jugendfreund Christian, wie erwartet, in dor Mühle. Ter iiingc Mann tauchte aus einer Lust auf, die von Mohlsiaub weiß gefärbt war. „Gilten Tag. Christian!" Der jiiiige Graf mnßte den Anruf wiederhole», denn der MülleiS'nkm hörte »übt: da? intensive Geräusch der rastlos arbei- tei den Mühle hatte den Gruß verschlungen. Christian Hosfsteen blickte endftch ans und gewahrte den An kömmling. Er erwiderte den Gruß, vermied es aber auch dies mal, von seinem ihm ausdrücklich ziigcstandencu Recht, die Duz- form auzuwcnde». Gebrauch zu machen. Nur wenn eS nick't zu uniaohcii war, beaueinte er sich dazu. Er hatte schon häufig darüber nachgcdacht, warum er jedesmal wie vor einer Hürde stand, die er nicht ohne Anlauf nehmen konnte, wen» die Not wendigkeit an ik» hcrmftrat, den Grasen Hans »»reden zu müs se». Der Jngciidkrcund batte es ihm beinahe „befohlen", die alte vertrauliche Form beiznbehalten. ALer hier verspürte er trotz seiner freie» Anschauung etwas von dem, waS ihm über kommen war von Ah» »nd llrahn: der tiefe Respekt vor dem Schlösse nnd seinen Bewohnern. „Ich störe dich wohl?" sagte der Majoratserbe, der mit altem Vergnügen in dieser Atmosphäre weilte; seine Angen.lyan-