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Nr. 843, «eite , > . id, den 8. Dezenckec IN:!. Mt«--- - ' - - —«»E»»— - . ^ Gk-aulie» M Mit Von Frl. A., Altenburg. lieber der lauten, hastenden, hungernden und sorgenden Welt ist wieder der Adventssonntag aufgegangcn wie ein stilles, lliebeS Licht, daS schon einen Dust von der seligen, heiligen Weih, nacht trägt. Und a»lf leisen Flügeln geht sur alle innerlichen Menschen und für alle, die eS werden wollen, das grosse Wort vom Wegbcreiten! Denn „Advent" heißt Ankunft, Gott selber will in unfern Herzen Einkehr halten, — und zu dieser An« kunst sollen wir unsere Seelen bereiten. Wie eine Mutter, die ihr Kindlein erwartet, viele Wochen, bst monatelang vorher sorgt und alles bedenkt und bereitet, da mit das Kindlein wohl geborgen ist, wenn es kommt, so sollen wir unser Herz zur Krippe bereiten, das; eS eine würdige Ruhe statt für das Himmelöreich ist, voll warmer Liebe und Herzens- reinheit. — Und wer das nicht vermag, der kann keine Halme sammeln für diese Krippe, die Halme der kleinen opfer-' und liebevollen Äcdanken und guten Taten. Das Christkind will nicht in der ljarten Krippe zu Bethlehem bleiben, sondern eS will in der warmen Krippe unseres Herzens ruhen. ES wartet ans »ns und geht uns nach durch daS ganze Leben. DaS ist das Geheimnis der abgrundtiefen Liebe Gottes zu unS. Er ist sne uns gekommen und er liebt jeden, als ob er der einzige wate', »ach dem er verlange. Ist »nS diese Liebe nicht soviel teert, das; wir ihr unsere Herzen offnen? Lassen wir diese AdventLzeit uns zum Segen werden, vielleicht ist es unsere lebte! Bereiten wir den Weg für den Gast, wie eine Mutter für ihre Kinder. Drei lange Wochen haben wir noch. Wochen der stillen Einkehr. Auch die Kind-w innßien schon an dieser Stille der Einkehr teilnehme». ES ist jetzt nicht mehr die Zeit, alles Sinnen und Trachten der Kinder ans gros;e Geschenke zu richten, dazu sind wir zu arm! Aber gerade heute, gerade iu dieser Zeit alle Gedanken auf die eine, proste Gottesgabo cinzustellen, die uns die Weihnacht gibt, Gott selbst! Wie verschwinden dem, der sich in diese Wahrheit versenkt, daneben alle kleinen Erdendinge, die gar zu oft und zu leicht unfern Sinn von dem Grasten und Wichtigsten ablcnkten! Auch die Armut ist eine Gabe, die uns wieder zum wahren, tiefen Sinn der Weihnacht zurücksührtl Möchten wir die Gnadcnzeit alle so benutzen, das; wir dann, trotz aller äusteren Armut eine übcrselig reiche Weihnacht feiern können! — Mm in der Miipsliüd Ossener Brief au unsere bayrischen Freunde Von Fritz Günther, Leutersdorf, (O.-Lans.) ES ist für die Schnlverhältnilse des Reiches ein großer Vorteil, das, iu Artikel 146 der R-V. ein NeichSgrsetz iu Aus sicht gestellt ist. Unbedingt ein Vorteilt Eie Volk, ein Reich, eine Schule. Diese drei Begrifft hängen Innig mit- einander in Verbindung: sie gehöre» zusammen, weil sie mit einander in Wechselbeftehnngen stehe». Es war eine Großtat allerstcn Ranges, als in Weimar seinerzeit d'eft Bestimmung in die Verfassung ausgenommen wurde. Gerade wir als Anhänger der Zentrnmspartei haben allen Grund, uns das vor Augen zu Halle» und anzuerkennen. Unsere Führer sind dem Willen des Volkes entgegengekommen und haben dafür gearbeitet, daß Kiew Bestimmung festgelcgt wurde. Das ist ein Fortschritt gegen früher. Wer sich näher über Einzelbeiien unterrichten unkst der lasse nur das Material ans sich wirke», das Oberregicrnngsrat Dr. Heß-Koblenz in einer der Broschüren der Schnlorganisation znsammengetragen hat. Ein Ncirhsrahmengesetz ist aber auch eine Sicherung der katholischen Diaspora, Was wird ans Sach sen, Thüringen, Braunschweig werde», wenn sie ohne Schutz vom Reiche bleiben sollten? Wir in Sachs:» haben da« zur Genüge ansgekostet und hnngcrn förmlich nach den reichsgcsetz- lichen Bestimmungen. Freilich ist es bedauerlich, daß man 'dieses so notwendige Gesetz noch immer nicht unter Dach nnd Fach hat. > So untergräbt man das Gerechtigkeitsgefühl des Staates. Es ist kein Geheimnis, wenn man es hier ansspricht, daß das N e i ch S s ch n l g e s e h schon lange in Kraft wäre, wenn, ja, wenn -dabei Verzicht geleistet würde auf die Bekenntnisschule und man sich auf die weltliche Schule einigte. Doch das ist ausgeschlos sen. Im Parlament ringen zwei fast gleichstarke Hülsten mitein ander. Lassen sich aber Weltanschanungssragen parlamentarisch -Entscheiden? Nein. Es hilft nur gegenseitiger guter Wille und die Absicht, zu einer Verständigung zu kommen. Das fehlt vor stllem bei den Vertretern der Linken. Ost genug ist'S ausgesprochen itvordcn, daß man heute den Schnlartikeln in der Neichsvcrfnssnng chicht mehr znstimmen würde. Man fühlt eben nur z» deutlich, daß die Stimme des Volkes sich nicht durch agitatorische Phrasen vejchwichtlgeu läßt und sucht deshalb vor der vollständige» Er- »iichtermig noch mancherlei „alte Wünsche" zu befriedige». Wir ermesse» daran- die angesichts der radikalen Umstürzlereie» ,» Sachsen, Braunschweig »sw., nach der Revolution bis znc Siede hitze gebrachte Stimmung ln Weimar. Was haben unsre alte» Mecken Gröber, Burlage, Mausbach und Rhein länder nicht zu vergesse», damals gearbeitet und waS haben sie der deutschen Kultur für Werte erhalte,,! Ans ewig unvergessen! Tie nichtsozialistlschen und besonders die katholischen Abgeord neten könnten keinen größeren Fehler machen» als diese klare Linie z» verlassen. Das scheint bei dem von der B a y r i s ch eu V o l k s p a r t e i eingebrachten Anträge aber der Fall zu sein, wenn es in Punkt 9 heißt: „Tie Regelung beS Schulwesens soll durch die Länder erfolgen. Dem Reiche bleibt die Anordnung der allgemeinen Schulpflicht und ihrer Dauer Vorbehalten. Ebenso die Grnno- satzgesetzgebung zur Sicherstellung des Religionsunicrrichts n, den bekenntnissreien Schulen» die Sicherung des Elternrechts auf die Bestimmung der Gesinnungserziehnng ihrer Kinder, sowie auch Errichtung von Privatjchnlcn ans staatlicher llnbw- stütziingspflicht." Dieser Antrag überrascht und ruft in der katholischen Diaspora große Enttäuschung hervor. Die Verwirklichung dieser Wünsche wäre einzig und allein, daß — nm einen oft angeführten Vergleich anzusühren — »och mehr Kautschuk und Gummi in die Schnlgcsetzgebung hineinkäme. Man stelle sich doch einmal vor, wie dann die katholischen Schule» bei spielsweise in Bayern und kn Sachsen anssehen würden! Gottbewahre nnS davor! Woher rühren denn dl: Schnlknmpse in Sachsen? Doch nur daher, weil die Reichsvcrfassnng tatsächlich eine zweifache Auslegung zuläßt. ES werden „ach Jahren Deutungen ausgeklügelt, an die der Gesetzgeber beim beste» Willen nicht gedacht hat. ilnb die Wirkung? Fragt die katholischen Eltern in Sachse», fragt die Lehrer! Soll dieser Zustand der Unsicherheit verewigt werden? Nein, und abermals nein! Es müssen endlich klare, eindeutige Richtlinien ausgestellt werden, die solche Vorkommnisse wie in Sachsen ei», für allemal un- lt möglich machen. Das Netz muß so eng gezogen werden, daß eS kein Entschlüpfen gibt, bet dem man sich wr ezum Hohne »och auf dieselbe RetchSversassung beruft. Die Seele eines katholischen Kindes in katholischen Gebieten ist gieich- ivcrc der in der Diaspora, und Elternrecht in Südbentschland wiegt ebenso schwer wie in Norddeutschland. Wenn Länderregie- rnngen da Schwierigkeiten machen, muß das Reich genaue Norme» geben, die dann eine »ichtsozialtstische Negierung immer »och anders beeinflussen können als eine sozialistische. Ter Krieg und die Revolution haben dem deutschen Volke mancherlei Ideale zerstört. Wir kämpfen um ein neues: um de» christlichen Volks st aat, der die christliche Er ziehung bedingt. Nach Lage der Verhältnisse obliegt der Schul erziehung der Hanpteil daran. Die christliche Erziehung muß srei und unbehindert wirken können, Qualitätsunterschiede gibt es nicht. Tarn», ergeht an unsre bayrischen Freunde, die doch Blut von unserem Blute sind, die Bitte und der Notschrei: „Helft ihr uns in der Diaspora dazu! Ihr könnt es nicht vcrantworten. wenn wir erdrosselt würden! Das geschieht aber, wenn die eiiizelnen Länder das Schulwesen regeln. Denkt an das gemeinsame Ziell" , Weilkkt Anträge des S.p.y.-parteitngk» Tresdnk, 6. Dezember. Auf dem Landesparteitage der sächsft scheu Sozialdemokratie wurde »ach Berichten der sozialistische» Blätter außer den bereits gemeldeteu noch folgende En ts ch l i ßung angenommen: „Ter Landespartettag 4vählt einen Ausschuß, der die wichtigsten Ereignisse >n Sachsen während d:r NegicrungS-, tätigkeit Tr. Zeigners in zeitlicher Reihenfolge zusammen- stellt. Mit diesem Material soll in allen Parteikreisen i» Denlschland die Wahrheit über die wirklichen Ereignisse verbreitet werden. Dabei soll die Stellung des PnrlelvorslandvS und der NeichStagSfraktion gegen Sachsen gekennzeichnet werden. Gleichzeitig soll die Stellung oer sächsischen Partei zur große» Koalition, zum Ermächtigungsgesetz nnd zum ArbeitSze'tgeck setz dargelegt und begründet werden." In den Ausschuß wurden die Abgeordneten Arzt, Graupe, Ebel, Müller (Chemnitz) und Krahner (Leipzig) gewählt. —, Weiler nahm man folgenden Antrag an: „Ter Landespartettag fordert Landtagsfraktion und Ne gierung ans, dle von den früheren sozialistische» Negierungen! eingeleitcte r e p n b l l k a » i s ch - s o z > a l d e o k r a , i s ch e B e a m l e u p o l i t i k mit aller Energie weiterznsühren und die Staatsverwaltung von allen reaktionären Elementen zu säubern, insbesondere müssen die entscheidende» Spitzen der Behörden, vor allem die Staatskaiizlei, mit zuverlässigeil Ver trauensleuten der Regierung besetzt werden." Ter Antrag des Arbeitsausschusses wurde In folgender Fassung angenommen: „Die LaiideSversammliiiig beschließt, daß LandtagS- sraktion und Landesinstanzen in Sachsen gemein sam über Frageil dec Regierungsbildung, der Grundsätze des Regiernngsprogranims, die Bernsung der Ministzr u. übe: Streit fälle, die den jeweiligen Regierungskurs maßgebend beeinflußen, beraten und entscheiden. — Dabei hat ein Fünftel der Landtagsfraktton Stirnmrecht." Tie Zusnmmensetziliig obigen Ausschusses, die »ngeschmünkti Bezeichnung der Beamtenpolitik als republikanisch-sozialdemokra tisch »ad die Entrechtung der Landtagsfraktton, c>ie ihre politische Bewegungsfreihcit damit verloren hat, beweisen nochmals den „Esolg" des PateltageS ürr die radikalen Veranstalter, wein: eS eines solchen Beweises noch bedurft hätte. Liebmonn verteidigt seine Nrichswehrspstzeleien Wie nicht anders zu erwarten war, mußte auf die Ver öffentlichung der „Leipziger Neuesten Nachrichten" Minister Lieb ln,»»» prompt antworten. Er tat dies einem Redaktionsmitglied der „Dresdner Votkszeitnng" gegenüber. Aber, wie bereits gegen über der Bekanntgabe der Abmachungen Liebmanns mit oeni Kom munisten Renner, bleibt auch in diesem Falle oeur sächsischen Innenminister nichts anderes übrig, als >n der Volks,zettnng" den Tatbestand zuzngeben nnd ihn mit der angeblichen Nats Wendigkeit zum Schutze der Republik zu umkleiden. So be hauptet er, daß bei allen Beobachtungen von Wasfentransvorten, Wafscnlagern, Munitionslagern nsw. bestimmte Spuren zur Reichs wehr gesührt hätten. Er zählt dann einige Fälle von Waffen sunden an nnd spricht von zahlreichen Einziehungen von Zivil personen und militärischen Hebungen auf den Truppenübungs plätzen. Man begegnet dabei wieder den alten, längst ricktigge- steilten Argume»ten Zeigners. Trotzdem ist es ein müßiges Unterfange!,, zu beweise», daß eS Pflicht einer Landesregierung wäre, eine Neichsinstitntwn zum Schutze der Republik z» bespitzeln. Lächerlich wirkt die Behauptung, daß d«e ganze umfangreiche Spitzeltätigkeit „nebenbei" von pflichtsrendigen nnd repnbliktrenen Beamten geleistet worden wäre. Für dis Reichswehr zu sorgen, ist Sache des Reiches nnd nicht der sächsi schen Regierung, die mit allen Mitteln Material gegen den Ans- nahmcznstand aus dein Boden zu stampfen sucht. Eine Interpellation über Liebmann im Nrrchstaq Bcrliik, 7. Dezember. Die Fraktionen der Deutschen Volkspa riet und der D e m o k r a t i s che n Partei in, Reichstage haben folgende Interpellation eingebracht: Neuerliche Ermittlungen in Sach'en sollen, wie Zeitungen berichten, z» folgenden Feststellungen gesührt haben: 1. Ter sächsische Innenminister Liebmann hat der Kom munistischen Partei schrifttich zugejichert, daß die im sächsische» Nachtragsetntsknvitcl 49 ansgcworsenen Summen zur Bekämvsnng besonderer Unruhen nur bei der Vckämpsnng von Angrisse» von rechts her verwendet werden solle». 2. Ein Teil der L a » d e s p o l i z e i, insbesondere die Regtenmgskommissare, ist seit Jahr und Tag dazu verwandt worden, nicht nur „rechtsgerichtete" Persönlichleiten und Lrgcnnsa- Die Scholle Roman von Georg Julius Peterse». (9. Fortsetzung.) Der Maler, der in diesen zehn Tagen in der Mühle wie gu Hanse gewesen war und die Bewohner schützen gelernt hatte. Wandte sich plötzlich dem Arzt zu. „Herr Doktor, wenn ich mir „un einen kleinen Scherz-er- lanbt hätte; wenn ich mich »un versprochen und statt zweitau send dreitausend gesagt hättel" Ein scharfer, beinahe mißtrauischer Blick traf ihn. „Ein IKünstlcr darf sich nichts herunterhandeln lasse», Herr Pranger, ebensowenig wie ein Arzt." ^ „Ich sagte ausdrücklich: wenn ich mich versprochen hätte. Mnd ich habe mich auch versprochen. Wenn Sie daS Bild habe» Wullen, überlasse ich eS Ihnen für zweitausend Mark." , Ihre Blicke kreuzten sich. >" „Gut, dann gehört daS Bild mir." Und die Besitzerfreud« rötete das Gesicht. ! „Das nenn' ich einen Handel!" sagte der Mütter und sah seinen Bruder mit einem Gemisch von Staunen und Befremden an. Seine Frau, die dabei stand, sagte nichts. Der junge Chri stian aber rief lebhafter als es seine Art war: > „Onkel, daS ist famoS. Nun besuch' ich dich noch inal so gern." Doktor Hosfst-een lachte; der Junge hatte daS Original täg lich vor Augen und sehnte sich nach dem Abbild! — In der Folgezeit war Christian Hoffsteen häufig init dem «Maler zusammen, sie machten gemeinsame Ausflüge, und auf diesen Wegen gab der eine dem ander». Der junge MüllerS- soh» kannte die Gegend bis in die letzten Winkel. Er konnte seinen Begleiter an Stellen lenken, die sich dem Fremde» nicht ic/hrie weiteres offenbarten. Und er wiederum lernte auf diesen Wanderungen überhaupt erst seine engere Heimat kennen oder vielmehr so sehen, wie ein Künstlerauge sie gewahrte und halb -realistisch, halb idealisiert auf seine Leinwand bannte. Auch ihre -Gespräche unterschieden sich vom Alltag, Der Altersunterschied, der zwischen ihnen bestand, störte sie nickt. Dem Maler machte «s Freude, von seinen Reisen im In- nnd Anslande zu erzählen. Weltausstellungen zu beschreiben nnd dem einfachen LandmnnnS- isohn einen Blick hinter die Kulissen der großen Welt zu ge» statten. Dies« Schilderungen reizten Christian Hofssteen nicht eigentlich. Er trug kein Verlange» »ach einem Leben, da» von dem seinigen allzu sehr abwich. AVer der Wandertrieb regte sich in ihm. daS unruhige Blut des Urahn schien in ihn, zu glühen. War er dann wieder allein, saß er am geöffnete» Fenster in lsjiner St»l>« nnd genoß mit andächtigen Sinnen die königliche Pracht der untergehenden Sonne, glitten seine Blicke über Wald nnd Tal, deren abendliches Schweigen alle Wünsche stillegte, dann mochte er den Gedanken, einmal fort zu müssen, nicht zu Ende spinnen. Dann fühlte er sich mit so starken Fesseln an die Heimat gebunden, das; er glaubte, nicht ohne sie leben zu können-. Aber nun war ein Zwiespalt der Empsindungen in ihm, und daraus quoll die Unzufriedenheit mit Wett und Menschen in ihm auf. Alz er eines Abends an seinem Schreibtisch saß und einen Brief an seine Braut schrieb, trat der Maler ins Zimmer. Chri stian hatte das Nahen der Tritte nnd das Anklopse» gänzlich überhört. „Störe ich?" Christian sprang erfreut auf. ES war da? erste Mai, baß er den Besucher in seiner Behausung empfing. „Aber nein, Herr Pranger, gewiß nicht." Und er bat ihm einen Stuhl an. „Ihre Mutter sagte mir, daß Sie oben seien, und da wagte ich es." Sein freundliches, sprechendes Ange ruhte ans dem Gesicht des jungen Freundes. „Wenn Sie noch schreiben wollen, lassen Sie sich nicht stören, Herr Hofjstee»; ich habe Zeit." Da mit trat er ans Fenster und genoß schweigend den Frieden des Abends. Christian Hosssteen verschloß de» Brief und stand ans. „So, Herr Pranger, nun stehe ich ganz zu Ihrer Ver fügung." sagte er mit einem treuherzige» Blick. „Dann wolle» wir ein wenig zu Ihrer Mniter gehen und mit ihr plaudern. Ich fühle mich dazu verps ichtct, denn Sie opfern mir allzu viele Ihrer Freistunden und knappen sie den Ihrigen ab." Als er sich der Tür zuwandte, gewahrte er die Bibliothek. „Sieh dal" sagte er überrascht nnd überslog die Rücken der Bücher. „Sie treiben Bolkswirtsci-ast. wie ick sehe, nnd sind Bodcnresormcr! Oder nicht?" Als Chris! an nickte, fuhr er fort: „Davon haben Sie mir ja noch gar nichts gesagt. Erb recht und Pachtverträge, las er von dein Titelblatt einer Bro schüre. Lntifnndienwiitichait und freier Bauernstand, stand auf einem andern Heft. „Warum denn so abstrakte Themnta, Herr Hoffsteen?" „Nun, ich habe Ihnen doch schon erzählt, Herr Pranger, daß wir nur Erl'pächter sind," sagte Christian mit verschlossenem Gesicht. Lchlobsln'H« 49 iE HÄ ll-cukslcldk ->^,oi.:,irc, Täglich LS, Täglich -a» bekannt» »»vzügttch «»»erwählte 7tondtrsr«lbns«tt z» toliden prellen „Ah, deshalb!" Ein langer, prüfender Blick schoß zu dein jungen Man» hinüber. Tann begriff er: „Leiden Sie etwa unter diesem Verhältnis zu dem Grafen?" Christian Hoffsteen zögerte >.inen Augenblick mit der Ant wort. „Ja," sagte er dann. Pranger schwieg. Seine weißen, gepflegten Finger glitten mechanisch durch die Schnurrbartenden, währenddessen er den Blick gesenkt hieN: „Hm. Herr Hofssteen, Sie sollten sich doch nicht mit solchen Dinge» abplagen." sagte er endlich fast herzlich. „Sie leben hier alle so glücklich, so zufrieden, und wenn erst Ihre Verlobte, dies prächtige junge Mädchen, dauernd um Sie ist. werden Sie über Ihre nutzlosen Grübeleien von Herzen lachen." „Meinen Sie, Herr Pranger? Ich fürchte, nichtz" Es klang fast mutlos. „Aber gewiß meine ich das!" rief der Besucher. „Wer stört denn Ihre Beziehungen zum Hcrrenbanse? Kein Mensch! Der alte Graf ist in der Tat von einem Charme, von einer Rit terlichkeit. die ich in seine» Kreisen nur selten gefunden habe. Seit drei Tagen sitze ich in seinem Park und male, wie Sie wissen, die alten Partien des Schlosses. Der alte Graf weicht kaum von ,»einer Seite und erzählt und erzählt. Ich kenn« schon beinahe die ganze Geschichte seines Hauses, und »nenn er von der Familie Hoffsteen spricht, ist eS gerade, als spräche er von einem Zweig seines eigenen Geschlechtes." „ES ist daS Prinzip," murmelte Christian Hoksstecn. Der Maler lachte halb belustigt, halb ärgerlich ans. „Prinzip, Prin- zipl Geben Sie mir mit den sogenannten Prinzipien! Einer kann Mor archist sein nnd doch den Träger irgend einer Krone Perabschenen, und umgekehrt: ein Republikaner verehrt unter gewissen llinständcn die Monarchie." „Aber bier liegt ein großes Nurecht vor," behorrte der Mül- lerSsohn. „Hundertundsünszig Jahre sitzt meine Familie auf diesem Boden und kann ihn doch nicht erwerben." Pranger sann eine» Augenblick nach. „Gut, ich gebe zu, daß eine gewisse Härte, meinetwegen ein Nnreckt darin liegt; aber wir Menschen können doch nicht mit dem Kopf durch die Wand. Glauben Sie mir, ich habe der lieben Sonne chon so häufig die geballte Faust cntgegengchal- ten, wenn eS mir nicht gelang, einen von ihr hervorgernfencn Farbcnton zu treffe», lind eS ist ihr nicht eingefallen, mir z» Willen zu sein." „Sie wollen mir Mut znsprecken, Herr Pranger," sagt« Christian Hoffsteen mit schivachem Lächeln. Der Maser nutzte dies Lächeln au». „DaS will ich, weiß Gott, da? ist mein« Absicht! Sie sol len erkennen, wie töricht Mre Gedanken sind." Ec hatte sich eilig wieder der Tür genähert. ,.Kommen Sie. Herr Hossstesih. kommen Sie. und lassen Sie Ihre Sorgen oben." tÄortsetzu«, folM.1