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Mttlwoch den tö. Juni tt-^t llcr, 130, e^eiie 2 Tie Verhar diuuxv i Aalt»«»«,»» mit Loucheur (Eigener Drnhibericht der ..Lochs. V o l k S ze itg.") Berlin, Ib. Zu»,. !>k M Sni nisler De. :üat Henau ist gestern w'°dir in Birttn eingei offen- Im ReiäiStaciSgelSude trat «ach- mi taas toi Kabinett c» einer 2 tznni zusammen, an der sich auch dir Wiedcrausbamn Mer bctnli«le. Man nniechielt sich vor allem über die Wiesbadener Verhandlungen m t Loucheur. Berlin, 14. Juni. Äon zuständiger Stelle erfahren wir: Die Verhandlungen zwischen den Ministern Nathenau und Loucheur wurden gestern vormittag und nachmittag in Wiesbaden fortgesetzt und zwar nur zwischen den beiden Mini lern persönlich ohne Hinzu ziehung von Sachverständigen. Der Zweck der gestrigen Besprechung war, ein ArbeitSprogramm ar fzustellen, das die verschiedenen Fragen der Nachlieferung, Arbeitsleistung und Finanzierung grundsätzlicher Vereinbarung entgegenführrn soll. Die Einzelverhandlungen werden deutscherseits von der Kriegslastenkommission in Paris geführt werden — Beiderseits ergaben die Verhandlungen di« entschiedene Absicht, ein beschleunigtes Tempo der Arbeiten hrrbeizuführen und Deutschland an den Wtederaufbauarbeiten in erheblichem Maße zu beteiligen Beide Minister haben gestern abend Wiesbaden verlassen Paris, >4. Juni. Im heutigen Ministerrate hatte Minister Loucheur über seine Zusammenkunft mit Dr. Nathenau Bericht erstattet. Wie der „Temps" mitteilt, ist zwischen den Ministern vereinbart worden, daß sich Sachverständige am Freitag den 24. Juni in Paris zusammensinden, um ein neues endgültiges Wiedcraufbauprogramm zu beraten. Dev „Temps" schreibt: Der französische Minister für die befreiten Gebiete sei sehr befriedigt über diese erste Beratung. Er habe in seinem deutschen Kollegen einen in allen wirtschaftlichen und finanziellen Fragen sehr unterrichteten Mann kennen ge lernt, der den aufrichtigen Wunsch habe, zu einem Ergebnis zu gelangen, und mit vollkommener Offenheit spreche. Die Zah lungen in natura können anscheinend ein Fünfzehntel ter Zahlungen in Geld nicht überschreiten. Die Beratungen hätten nur den Zweck gehabt, zu prüfen. Minister Loucheur-habe Ra thenau eine Anzahl Fragen vorgelegt, über die er Nachdenken solle, um am Tage der Wiederaufnahme der Verhandlungen be stimmte Antworten erteilen zu können. Paris, 14. Juni. Neichsminister Dr. Nathenau hat dem Mitarbeiter des „Matin" seine Genugtuung über den guten Willen Loucheurs zum Ausdruck gebracht. Ein einziges Blatt sagt, daß Nathenau die ganze Wiederherstellung zu sehr als ein Geschäft und weniger als eine deutsche Verpflichtung aufsasse. „Le Peuple" hält Nathenau für viel bedeutender als Loucheur, der sogar beschuldigt wird, den Wiederaufbau hinans- znzögcrn. Ter „Populaire" glaubt, daß Hilfe durch deutsche Arbeitskräfte und Material unbedingt notwendig sei. Nathenau soll die schwache Stellung des deutschen Kabinetts anerkannt haben. Verschiedentlich warnt man hier dagegen, ihm gar zu weit cntgegenzukommen. * London, 14. Juni. Der Pariser Berichterstatter des „Man chester Guardian" schreibt über die Zusammenkunft Rathe naus und Loucheurs, wenn das furchtbare Hindernis „Obcrschlesien" überwunden werden könnte, dann wäre es nicht voreilig, zu erklären, daß Frankreich zum ersten Male seit dem Kriege sich endgültig in der Richtung eines wirklichen Friedens mit seinem geschlagenen Nachbarn bewege. London, 15. Juni. Der Oberste Rat wird auf Ersuchen Loucheurs wahrscheinlich Nathenau einladen, seine Pläne per sönlich oder durch seinen Vertreter in der nächsten Sitzung des Obersten Rates weiter zu erörtern. Loucheur habe von den Vorschlägen Nathenaus einen sehr guten Eindruck erhal ten, der allen Wert darauf lege, die Pläne durch Nathenau oder in seinem Namen nochmals unterbreiten zu lassen, damit sie geprüft werden können. In Londoner Geschäftskreisen erblickt man in diesem unerwarteten Schritt den Beweis, daß nun end lich kommerzielle und wirtschaftliche Auffassungen sich Bahn brechen. Eine Bedingung für Deutschlands Zahlungsfähigkeit Berlin, >4. Juni. Während seines Besuches in Deutschland bat Oberst Honse in einer Unterredung mit dem hiesigen V rtretcr de« „Philadelvhia Ledger" Conger sich über die Frage geäußert: W rd TeuUchland an die Alliierten zahle» wollen und töuucn. Houie verweist in seine» Ausführungen darauf, daß zahl lose Imponderabilien der VolkSsiimmung bei dieser Frage von Be- diliiiwg sei.n. Trotzdem glaubt House, daß Deutschland unter den b.stehcnl cn politischen Verhältnissen zu leisten bereit ist und leisten lann Er führt u. a. an, eine Bedingung für Deutschlands Lcistung«- iähiekeit sind dauerhafte Negierungen in Frankreich und Dent chland. Damit in Deutschland ein Kabinett im Amte bleiben und mit Erlolg arbeiten kann, ist e« notwendig, daß es Ergebnisse voruiwnsen vermag, die den Reichstag ermutigen, e« im Amte zu icssin. In dieser Beziehung können Frankreich und Großbritannien Denlschiand unterstützen. Tirard gegen Tirard Wiesbaden, 14. Juni. Der französische Oberkommissar der Nhcinlande hat hier in Gegenwart der Munster Loucheur und Verard die französische Kunstansstellnng mit den« üblichen mili tärische» Pomp eröffnet. Obwohl die rheinische PcvöU'crung zur Ausstellung geladen war, waren die Franzosen u. S ihre Dorlcnfrcnnde nnier sich. Das ist zweifellos ei» Erfolg, den die Veranstalter der Ausstellung, die Alliance Francalse, nicht erwartet hatten. Denn der Zweck der Ausstellung sollte doch gerade der sein, nnier dem Scheine des Kunstsinnes der fran zösischen Propaganda zu dienen und auf die rheinische Bevölke rung im französischen Sinne einznwirken. Allerdings sagte Tirard in seiner Ansprache, Frankreich habe keine dunklen Ab sichten auf das Rheinland. Demgegenüber muß aber erklärt werden, daß derselbe Tirard in seinem Buche über die franzö- üscbe Rheinlands-Politik bedauert, das; er nur dem Widerstande Wilsons zuznschreibcn sei, daß der Rhein »ich- Frankreich? Grenze wäre. Derselbe Tirard, der weiter heroocgchoben hat. daß Frankreich alles tun müsse, um während der Zeit der Be- setznng das Nbeinland auf seine Seite zu bekommen, um nach Jahren das Ziel zu erreichen, daß Frankreich von Anfang an huisichilich des NheinlandeS gehabt hat. Dieser Absicht dient auch die französische Kulturpropaganda, die schon zweimal die bildende Kunst in ihre Dienste gestellt hat und zwar in Zwei brücken und in Saarbrücken, in beiden Fällen allerdings mit negativem Erfolge, so daß man zwei Jahre gebrauchte, um zctzt in Wiesbaden diesen Versuch zu wieoechalen. Saarkohlen für die österreichischen Staalsbahnen Saarbrücken, 14. Juni. And i>.m Koh'rnüberflnß der Saarbergwerke, -die bekanntlich zum Ermye v'c ,m Kriege zer störten nordfranzösischen Gruben an Frankreich übergeben wur den, werden nunmehr an österreichische EtaatSbabnen im Juni, Juli und August je 80 000 Tonnen abgegeben werden. Da m- fnlge per von Deutschland ans dem Nnhrgebiet gelieferten, Re- paxakioiiskohle an Frankreich Kohliasiberstul; herrscht, hat Frankreich für die Saarkohle keine Berme»öün.z. Die..Sgar- grnben schütteten deshalb einen großen Teil der geförderten Kohle auf die Halden, legten Feierschickiien ein und nahmen Be. tricbseinschränknngen vor. Der Versuch Taarkohle für Deutsch land zu' erlangen, scheiterte, da Frankreich' für d>e Lieferung nach Süddentschland hochwertige Muhrk-chle in gleichen Mengen beanspruchte, während Deutschland diese' Lieferungen bezahlen sollte. Auf dieses Verlangen konnte Deutschland nicht eingehen, da nachweislich von Frankreich hochwertige Rrvnrationskoble an daS Ansland weiter verkauft wurde. So erfreulich die Tatsache ist. daß ein Teil der Saarkohle jetzt indirekt dem deutschen Volke zugute kommt, so' handelt es sich doch um etwa eine Tagesförderung im Monat, die also eine wesentliche Besserung der wirtschaftlichen Lage der Eaarbcrglcute nicht bnngen werde. Während also die Bergwerke an der Saar infolge Aisaßmangels für Saarkohle »och immer Feierschichten verfahren müsien. leidet die deutsche Wirtschaftslage fühlbar unter Kohlen Mangel. Die Berliner Bouifatius-Tirgmtg Berlin, 14. Juni. In diesen Tagen beging die fürstbischöfliche Delegatur Berlin ein« selten« Jubiläumsfeier, da» Fest ihres 100jährigen Bestehens. Der Fürstbischof von Breslau, Kardinal Bertram, war selbst nach Berit» geeilt, um inmitten der Geistlichkeit und der Gläubigen dem Feste besonderen Glanz und besondere Weihe zu verleihen. Eingcleitet wurde die 100-Jahr- feier der fürstbischöflichen Delegatur durch ein feierliches Pon tifikalamt in St. Hedwig, der Propsteikirche Berlins und der erftgebauten katholischen Kirche der Reichshauptstadt seit der Glaubenstrennung. Der hohe kirchliche Würdenträger brachte in eigener Person unter Assistenz des fürstbischöflichen Delega ten Prälat Deitmer, des Delegatursekrelärs Dr. Ba nasch und des Pfarrers von St. Michael Kaller in Gegen wart der Pfarrgeistlichkeit von St. Hedwig daS hl. Opfer dar. Am Abend des Sonntags fand die große Begrüßungsfeier im Festsaale von St. Hedwig statt. Ans allen Gemeinden der De legatur Berlin waren Vertreter herbeigeeilt, die Geistlichkeit war überaus zahlreich vertreten, ebenso viele führende Persön lichkeiten im katholischen Leben der weiten Delegatur. Von Parlamentariern waren erschienen der Vorsitzende der Zeniruins- fraktion des preußischen Landtages Vizepräsident Geheimer Justizpat Dr. Pörsch, Unterstaatssekretär Wild ermann und die beiden Zentrumsabgeordneten für Berlin, der Reichs- tagsabgeordnete Dr. Pfeiffer und der Landtagsabgcordncte Dr. Faßbender. Der Chor von St. Hedwig unter Leitung seines Dirigenten Herrn Organist Kalt verschönte die Feier. Der Delegat Propst Deitmer begrüßte die Gäste. Er hob dabei hervor, daß in Verbindung mit der 100-Jahrfeier in Ber lin eine Bonifatiusvereinstagung veranstaltet werde. Er freue sich darum, den zweiten Vorsitzenden des Bonifatiusvereins, Herrn Weihbischof Hähling bon Lanzenaue r, und den Vorsitzenden des Bonifatiusvereins der Diözese Breslau, Kano nikus Professor Dr. Nickel-Breslau, begrüßen zu können. Ansprachen wurden gehalten vom Fürstbischof Kardinal Bert ram, der vornehmlich allen den Delegaten seinen Dank aus sprach, die jemals in der Delegatur gewaltet haben, vor allem dem Prälaten Dr. Kl ein ei dam und dem gegenwärtig seines Amtes waltenden Delegaten. Denn er trage ein schweres und verantwortungsvolles Amt auf seinen Schul tern, das viel Voraussicht erfordere und manche ernsten Sorgen mit sich bringe. Weihbischof von H ä h l i n g - Paderborn sprach sodann einige Worte des Dankes an den Kardinal für die gütige Einladung und einige Worte der Freude darüber, daß auch der BonifatiuSverein in der Hauptstadt gehört werde und zu Worte komme. Kanonikus Professor Nickel spricht über die Arbeit des Bonifatiusvereins in der Diözese Breslau und in der Dele- gatur. Den Schluß bildet ein llebcrblick über die Geschichte der Delegatur, der in ausgezeichneter Weise vom fürstbischöflichen Delegaten Deitmer gegeben wird. Der zweite Tag fand eine würdige Einleitung durch ein feierliches Pontifikal-Requiem in der Kirche von St. Hedwig. Danach fanden nach einer kurzen Pause im großen Gemcindesaale von St. Hedwig eine Reihe von geschlossenen Versammlungen statt, in denen wichtige Fragen besprochen wurden. Der Weih bischof von H S h l i n g-Paderborn sprach über „den Boni- fatiusverein, seine Aufgaben und Notwendig- keit seines weiteren Ausbaues." Er hob darin vor nehmlich das Zusammenwirken der sürstbischöflichen Behörde mit dem Bonifatinsverein hervor, wodurch das große Werk mit dem Ziel des Aufblühens des katholische» Lebens gelungen sei, ein Werk, auf daS das katholische Deutschland mit innigster Ge nugtuung und herzlichster Freude hinzublicken in der Lage ist. Der Fluch de» Saargebiet» Köln, 18. Juni. Mit den wirtschaftlichen Verhältnissen deS Saargebicts beschäftigt sich in einem gut orientierten Artikel die Rheinische Zeitung. Sie unterstreicht darin, daß der Fluch des Saargebiets, der es nicht znr wirtschaftlichen Ruhe kommen läßt, der französische Franken ist. Sie deutet weiter die dunklen Wege an, die zur Einlührung der Frankcnwährung führten und stellt zum Schluß ausdrücklich fest, daß einer allgemeinen Einführung nicht nur der Friedcnsvertrag tm Wege stehe, sondern auch der Umstand, daß daS Hauptabsotzgebiet de« saarländischen Handels und der Saarindustrie Deutschland sei. Wie der Zustand jetzt sei, komme da« Saargcbiet aus den wirtschaftlichen Kämpfen nicht heraus. Dem Fluch, mit dem eS beladen sei, danke eS denen, di» zuerst die Einführung de» Franken propagierten. Die Einreise ln da» besetzte Gebiet Frankfurt a. M., 14. Juni. Das deutsche Publikum hat heute mehr denn je die Pflicht, dem schwerbedrängtcn Rheinland« seine Teil nahme und brüderliche Zugehörigkeit nicht nur durch leere Proteste, sondern durch Tatsachen zu beweisen und zu diesem kommt in erster Linie der Besuch der durch die Besetzung ohnehin schwergcschädigten, zudem vorwiegend auf den d.ntschcn Fremdenverkehr angewiesenen rheinischen Bäder. Die zur Einreise erforderlichen Formalitäten sind zu dem e nfachcr als allgemein angenommen wird. Erforderlich ist lediglich ein bei der Ortspolizei deS Wohnsitzes erhältlicher Personalausweis, d.r ein Lichtbild tcS Reisenden enthalten muß. Eine Konti olle an der Grenzstation findet nicht statt. Zusammenkunft der Finanzministcr der Entente London, 14. Juni. Reuter meldet aus Rom. daß der italienische Finanzministcr heule abend nach London zur Teilnahme an der Kouscrciiz der Finanzminiller der Entente abreiscn werde. Annahme der Resolution Porter Washington, 13. Juni. Das Repräsentantenhaus hat mit 805 gegen 61 Stimmen die Entschließung Porter angenommen, die den Kriegszustand mit Deutschland und Oesterreich beendet, ohne, wie die Entschließung Knox, die Kriegs, erklärung zu widerrufen. Die Angelegenheit geht nun an den Ver- kandlnngsauslchuß beider Häuser. Im Neprälcntantenhanse stimmten 40 Demokraten und 1 Republikaner gegen die Resolution Porter. Einer der Unterschiede zwischen der Resolution Porter und der Resolution Knox ist der, daß die letztere den Vereinigten Staaten ausdrücklich alle Rechts vorbehält, die sie auf Grund des Waffenstillstandes erworben haben, und bestimmt, das beschlagnahmte deutsche und österreichische Eigentum solle beschlagnahmt blerben, bis die Verträge i» beiden Ländern ratifiziert sind. Depeschen aus Washington besagen, eS werde geraume Zeit dauern, bis der Verhandlnngs- aussckinß beider Häuser über eine endgültige Fassung der Friedens- resolution sich geeinigt haben werde. — .Neuyork Herold" meldet ans Washington, wenn die Herstellung des Textes deS Verhand- lungsausschnsteS sich lange verzögere, so prophezeiten mehrere Republikaner, daß als nächster Schritt über einen Friedcnsvertrag hauptsächlich kommerzieller Natur mit Deutschland verhandelt werden würde. - - ' - - - ' - ' - England und die Kriegsprozesse ' London. 14. Juni. Im Unterhaus erwiderte tzest^n auf eine Anfrage betreffend Fretkprrchung de» U-voot^Kom- mandanten in Leipzig der GeneralstaatSanwalt GordonHe« ward, daß die deutschen und englischen Gesetze verschieden seien. Nachdem deulschen Gesetze sei ein« vollgültige Entschuldigung, wenn jemand unter, höherem Befehl gehandelt Hab«. Die» sei nicht der Fall nach englischem Gesetze, wo jeder Beteiligte verantwortlich srt. Die amerikanische Ausfuhr nach Deutschland Varl», 14. Juni. Nach Meldungen, dt« di« Chicago Tribun« au» Washington «rhiel», betrug die amerikanische Ausfuhr nach Deutschland zwischen dem Juli IS^V und dem April 1SS1: SSO Millionen Dollar gegen Isl Millionen tm aleichen Zeitraum des Vorjahres. Auch die Einfuhr ist mit 81k00coo Dollar auf 77 Millionen für die angegeben« Zettperlode von 1020 bis 1S2t »«stiegen. Dank gebühre all den treuen Männern und Frauen, die an die sem Rieseinver: niitgeholfc» haben, Tank gebühre auch der katho lischen Presse, die sich jahrzehntelang mit allem Eifer in den Dienst dieser Diasporafragcn gestellt habe. Er spricht weiter über Fragen der Organisation und gibt dabei seiner Freude Ausdruck über den großzügigen Plan, im Bezirk der Pfarrei Berlin-Schönc- berg vom Bonifatinsverein aus ein Säuglingsheim zu errichten. Er geht des näheren ans die kommenden Schulverhältnisse ei» und ermahnt das katholische Volk gerade nach dieser Richtung hin die Augen offen zu halten. Pfarrer Dr. Piontek zeichnete so- dann „Die bes anderen Aufgaben des Bonifatius vereins in der märkischen und pommerschen Dia spora". Hauptaufgabe des Bonifatiusvereins in Berlin sei es, dahin zu wirken, daß der Kontakt zwischen Seelsorger und Gemeindemitglied enger gestaltet werde. Nach einer mehrstün- digen Mittagspause referierte zu Beginn der Nachmittagssitzung zunächst der Vorsitzende der Berliner Binzens-Vereine Professor B l ü m e l über „Bonifatinsverein und Laienhil sie." In der sich anschließende Konferenz für Geistliche behandelte Erz- priestec Wahl-Stralsund das Thema: „Wie errichte ich einen Bonifatinsverein und wie erhalte ich i h n n m Leben?" Am Montag abend fand sich daS katho lische Berlin im Saale der Philharmonie zu einer aewaltigen Kundgebung zusammen. Die Zahl der auS ganz Groß-Berlin hcr- bciströmcndcn Menschenmasscn war so groß, daß der große Saal der Philharmonie wegen Ueberfüllung schon vor 8 Uhr geschlos sen werden mußte.' Es fand darum eine Parallel-Bersammlung im Beethoven-Saal statt. Unter den Ehrengästen sah man u. a. den früheren Reichskanzler Fehrenbach und den ersten Vize präsidenten des Abgeordnetenhauses Dr. Porsch. AlS erster sprach Pfarrer Lich ten'b er g-Charlottenburg Über das Thema: „Wie können die einzelnen Vereine am Bonifa- tiu swerk mit helfen?" Nach ihm zeichnete Fürstbischof Kardinal Bertram das Leben deS hl. BonifatiuS, wie er uns Vorbild sein soll im Eintreten für die Kirche, für die Rein heit des Glaubens und der Familie sowie im treuen Festhalten an dem Hl. Vater. Als letzter nahm ReichstagsabgeordneM Dr. Fleischer das Wort zu einem Weckruf an bas katholi sche Deutschland. Sein Thema lautete: „Bonisatiusarbeit und Wiederaufbau." Er wies darauf hin, daß aus der Lebensarbeit eines Bonifatius sich die ganze christliche Gesell schaftsordnung des Mittelalters gründe, die an die Stelle der zusammengebrochenen Antike getreten sei. Heute brauchen wir wieder eine Erneuerung der christlichen Gesellschaftsordnung, die das neue Heidentum ersetzen muß. Nur durch Entsagung und Opscrarbeit kann das Vaterland wieder aufgebaut werden. Vo- nifatiusgeist muß uns wieder beherrschen, dam: wird es möglich sein, eine dem Volkswohl nützende Gesetzgebung neu zu schasse». Die Jugendkraft der katholischen Kirche ist heute noch so unge brochen wie damals, als sie aus den Katakomben ans Licht trat, so ungebrochen, als Winfried seine Arbeit begann. Wir brauchen darum nicht zu verzweifeln, denn der Hl. Bonifatius lebt. Er steht am Throne Gottes und wird uns nie vergessen. Verschönt wurde diese gewaltige Kundgebung durch Vorträge des Kirchenchors von St. Hedwig und durch zwei Soli des Herrn Kammersängers Eornelius-Bronsgeest von der Slaais- oper. Da sich auch der Beethoven-Saal als noch zu klein er wiesen hatte, wurde für eine dritte Versammlung der große Saal des nahen Gesellenhauses bereit gestellt. Diese gewalti gen Massenversammlungen der Groß-Berliuer Katholiken mönm beweisen, daß unsere Weltanschauung und unsere Religion den Kampf sieghaft bestehen wird gegen alle Mächte, die sich n,r hemmend in den Weg stellen. Französische Vereinbarung mit Korsanty London, 14. Juni. Die Times berichtet, daß am 11. Juni Korsanty mit dem französischen General Craiier eine Nnl rrcdnng hatte. ES se! vereinbart warben, daß die Polen am 14, Juni d s Gebiet von Gleiwitz räumen, während die Deutsch.», am 15 Inn! Annaberg verlassen und sich über die Oder zurückziehc-, sollen. Die Insurgenten würdrn ihre Rückzugsbewegung forisctzen, we> n die Interalliierte Kommission eine Amnestie für alle am Aufruhr Beteiligten erlasse. Ferner sollen die brutschen Truppen bi? zum 22. Juni aufgelöst werden, mit Ausnahme der Polizei in ve» Städten. Die Auflösung des deulschen Selbstschutzes (Eigener Drahtbericht der .Sachs. V olkS ze: t g.") Breslau, Ib. Junt. Der Zwölfer-Ausschuß der deut chc» Partei in Oberschlesten begab sich gestern zu General Lerond, um ihm die bereits bekannten Bedingungen für die Auflösung des Deutschen Selbstschutzes zu überre chen. Lerond forderte darauf die Räumung deS AnnabergS. einer für den Deutschen Selbst chutz m lttärtsch außerordentlich bedeutsamen Stellung, deren Ecobmmg viel tapferes deutsches Blut gekostet Latte. Nach genauer Prüfung kam der Zwölfer-Ausschuß zu dem Beschluß, daß für die Säuberung?» aktion die Notwendigkeit zur Räumung des AnnabergS nicht bestand, und daß die Forderung deS General« LerondS daher nur ein sicht bares Entgegenkommen gegenüber den Insurgenten bedcute. Aus diesem Grunde hat der Zwöifer-AuSschuß und der Führer des Selbst schutzes General Höfer diese Forderung abgelehnt. Aus der Tat sache, daß die Polen überall den Rückzug eingestellt haben, läßt sich mit Bestimmtheit schließen, daß General Lerond mit der For derung der Räumung des AnnabergS eine Bedingung der Jnsur- genten erfüllen wollte. Wie aus zuverlässiger Quelle veriauict, trifft Korsanty heut», Mittwoch, wiederum in französischer Osfiziers- uniform in Oppeln «In, um mit General Lerond zu verhandeln, Oppeln, 14. Juni- Die Kunde von der Einleitung von Ver» Handlungen mit der Interalliierten Kommission über den angeoxdneten Rückmarsch de» deutschen Selbstschutzes habe» die über- schlesische Bevölkerung sehr erregt. Man ist allgemein der Ansicht, daß di« Regierung hier gänzlich versagt hat. von ver« schiedencn Seiten wird offen für «ne Trennung von Berlin agitiert, Man erlläit, beim Reich zu bleiben, aber nichts «ehr von den Berliner Stellen wissen zu wollen, die di« vitalsten Interessen der Oberschlefler aus parteipolitischen Rücksichten verraten und verkauft haben. Diese Anschauungen finden Nährstoff i« den Nachrichten über die Lage de» deutschen Selbstschutz«». Leit fünf Woche« befinde« sich die Mitglieder de« Selbstschutzes a« der Front, ohne abgelöst zu werde». Zwar strömen von alle» Seiten Freiwillig« herzu, aber sie werde« an der Grenz« de» Abfti»munargebIeteS aufgehalttn. Insasse» der nach Oberschlesten kommenden Züge Verden kontrolliert und verdächtige Personen ohne weitere» ab-eschobe». Haftentlassung d«r Grasen vppersbnrs (Eigene, Drahtbericht der .SSchs. volrtz«itg.'s Part«, 16. Juni. Nack einer Meldung de» Jsnrnal» an» Oppeln tft der bekannt« Graf Franz Oppersdorf i« vtrgangen^ Monate von d«n deutsch«« Behörden vrrhaftrt und «wächst in Ratibor, dann tn Oberglogau tnt«rni«rt «ord«n. Inf Ersuch«» der interalliiert«« Kommtsst,» «st Opp«r»dorf sitzt tn -r«ihett -«sitzt worden und soeben tn Oppeln «ingrtroffen. Mord an eine« deutsche« Oderln-eul««* Opp«l», 14. Junj. Wt« au» KvntgShüttr g»m«ld«t »irb, tft die Jntrralltierl« Kommission in Oppeln verständtst »ord«u von einer grauenvollen Mordtat, de, der Obertngenieu» Ja«-«»? Prokurist der Torzower Stickstoffwerk« zum Opfer -«fallen ist. Zu der Mordtat werden folgende Einzelheiten »ekannt; Der Oberingrnieur Iaeger war am v. Juni nachmittag« nach «lawentzttz gefahren, um seiner dort in ihrer Sommerwohnung lebenden sech»- töpstgrn Familie da» für den LebenSuntcihalt notwendig« Geld zu bringen. NnierwegS wurde er von polnischen Ausrührern überfallen, verschleppt »nd alsdann in einem Walde ermordet. Nachdem ihm da» Geld abgenommcn worden lstz soll er verscharrt worden sein.