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MI L»S 2V. Jahrg. . Frr»sprech«r: ^edaktt«« 32723 - GeschLstsstelle 32722 Postscheckkonto: Dresden Nr. 14707 ÄöcklWw Mittwoch, 15. Junk 1921 Redaktion und Gesch«st,st,>«r Dresden-A. 16, Holbetnftrake 4S v«,uaSt>r«is, Ltert«lj!thrlich frei Hau, «„»gab« 1 mit illustrierter Beilage 1».VS s», «„»gab« » 1I.SS ^ etnschlteblt« Postbestellgetd Die SKchlisch, BolkSzeUung erscheint an allen Wochentagen nachm. — Sprechstunde der Redaktion: 1t btS IS Uhr vorm. «n,eigen, «„nahm, von «oschiiftranzeigen bi» 10 Uhr, von Familienanzeigen bi» II Uhr vorm. — Preis skr dt Petit-Spaltzetl« aller Anzeigen 1.10 im Reklameteil S.LN^k. — Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher aufgegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit sür die Richtigkeit de» Texte» nicht übernehmen Italien und der Vatikan Allen Bemühungen und Protesten der Päpste zum Trotz ist dos Verhältnis zwischen Italien und dem Vatikan heute noch dasselbe, wie es vor 60 Jahren durch die Vergewaltigung vom 20. September 1870 geschussen wurde. Nach einer Reihe von Wvrtbrüchen, die ja gerade bei der terza Jtalia zum volitisäien Handwerkszeug gehören, hat man geglaubt, mit dem famosen Garantiegesehe, das ja auch bis heute toter Buchstabe ge blieben ist, die Sache ein- für allemal erledigt zu haben und mit der Hartnäckigkeit eines italienischen Maulesels hat man 'ich seither allen Tatsachen zum Trohe auf den Standpunkt gestellt: 1. Es gibt keine römische Frage, und 2. die nicht existierende römische Frage ist keine internationale, sondern eine inner- politische Frage. Inzwischen haben auch andere Leute, als etwa nur die Katholiken erkannt, daß es nicht nur für Italien, son dern für alle politischen Mächte von grösster Bedeutung ist, das; der Papst nicht von einem einzelnen Staate abhängt und stch dadurch, daß er ein italienisches Staatsgesch, das ihn selbst zum Gegenstand hat, anerkennt, zu einem Untertanen und Werkzeuge einer politischen Macht erniedrigt. Der Papst bedarf seiner vollen Freiheit und Unabhängigkeit und durch die Haltung, die er seit 1870 einuimmt, hat er sich wenn schon nicht die erste, so doch die zweite so sehr gewahrt, das; heute auch Frankreich wie der zu ihm gekommen ist, um gleich allen anderen Ländern, die Vertretungen bei ihm unterhalten, sich seines Einflusses zu bediene». Wäre dieser Einflns; durch eine italienische Fessel ge bunden, würde der Papst in Italien eine über ihm stehende Macht anerkennen, die befugt ist, ihm ihre Gesetze vorzu schreiben oder aufzucvlegeu, so läge eben der Schlüssel zu seiner Macht nicht mehr beim Vatikan, sondern beim Quirinal, auf der Konsulta. Damit wäre aber auch der Zerfall der katholischen Kirche in nationale Kirchen besiegelt. Sonnino bat ja mit sei nem famosen Artikel 18 des Londoner Abkommens den; Papste noch eine weitere Fessel anlegeu wollen, die vornehmlich dem strtente» Bestreben der italienischen Staatsmänner seit Crisvi entsprang, das Oberhaupt der Kirche seiner SouveränitätSreckte ;n entkleiden und zu berauben, aber der Versuch ist, wie sich beute zeigt, vollkommen mistlungen. Die Souveränität des Papstes ist eben nicht in der Anerkennung durch weltliche Mächte oder in ihrer Zuerkennung seitens solcher, sondern sie ist in der Stiftung des Papsttumcs 'begründet und besteht, ob nun Teile der Menschheit sie anerkennen oder nicht. Ein Teil von ihr, und zwar ein heute nicht inehr zu übersehender, erkennt sie aber unbedingt an, nämlich die 800 Millionen Katholiken und da bei ihnen diese Anerkennung im Gewissen begründet ist, also durch kein weltliches Machtmittel beseitigt werden kann, heisst cs eben, sich mit dieser Targnoe abfinden. Aus der Er kenntnis heraus, das; es heute überall in der Welt Katholiken gibt, insbesondere auch dort, wo Frankreich die Fangarme seiner irdischen, politischen Interessen hin erstreckt, nämlich im Rhein land, in Elsaß-Lothringen, in Bayern, in Obcrschlesicn, in Palästina, in Syrien, in Amerika und Ostasicn (die Aufzählung ist der Pariser Begründung der Wiederherstellung der Botschaft beim Vatikan entnommenl), hat die Negierung der franzost- schen Republik nach 17jährigcr Abwesenheit die diplomatischen Beziehungen zum Papste wieder ausgenommen. Frankreich „durfte" von einem so wichtigen Mittelpunkte internatio naler Interessen nicht mehr ferne sein, es ,. m us; te" sich dort vertreten lassen, wo alle seine Konkurrenten bemüht sind, sich dieser Einflüsse zu ihrem Vorteile und zu Frankreichs Nachteil zu bedienen. Jonuart selbst hat diese Begründung gegeben, die ja durchaus natürlich und so selbstverständlich ist, daß es gar nicht verwundert, wenn wir dieselben Gedankengänge heute seiten? der italienischen Presse an Italien selbst gerichtet finden. Das Problem, schreibt der „Messnggero", da? vor 50 Jahren abgeschlossen schien, ist wieder in Be wegung geraten, und zwar in einem Sinne, der es er möglicht, heute darüber zu reden, ohne das; man zu befürchten braucht, das; das Ansehen des Staates darunter leide. Noch im vorigen Jahre musste der Berichterstatter Noblemaire in der französischen Kammer sich mit den geänsterten Befürchtungen befassen, die Aussöhnung mit dem Papste sei geeignet, seitens Italiens Misttrauen nnd Widerspruch zu erwecken, aber er konnte darauf verweisen, dast auch dort bereits ein anderer Wind wehe. Wenn nun gerade der „Mcssaggero" den Anfang damit macht, seit einem halben Jahrhundert zäh verteidigte Stellun gen aufzugeben, so must das nachdenklich stimmen, denn er ist da» Sprachrohr jener Kreise, die bisher sich am allerentschie densten jedem Gedanken eines Entgegenkommens gegen den Standpunkte de» Papstes widersetzt haben, da sie darin eine Gefährdung des Staates erblicken. Sie willen, das; die Einheit Italiens nur auf Kosten der päpstlichen Macht zustande kam nnd könne» sich daher nicht vorstellen, vast das begangene Unrecht sich ohne Schädigung des Ansehens nnd Besitzstandes des Königreiches wieder gutmachen lasse. Wenn nun von jener Seite Plötzlich der Wind umznschlagen beginnt, so beweist dies, daß da» französische Beispiel nnd insbesondere die französischen Gründe ihre Wirkung zu tun beginnen; es beweist, das; man anfängt, den alten verbohrten Standpunkt prciszugebcn und sich Vernunftgründen zugänglich zu zeige». Es beweist, dast die Einsicht allmählich sich festzuschen beginnt, dast man noch lange kein Feind Italiens zu sein braucht, wenn man sich Gründen nicht verschließt, die zu einer Annäherung und vielleicht durch diese zu einer Aussöhnung führen können. Inzwischen ist der ersten Stimme eine zweite gefolgt, die der „Jdea Nazionale", des Organes der Nationalisten. Es sei zutreffend und gut, daß die sektiererischen Vorurteile zu fallen beginnen, die so lange Italien einen verfehlten Weg geführt haben, und das Blatt stimmt den Aeusterunge» des „Messag- gero" in allen Teilen zu. Es schließt sich insbesondere den Aeusterungen des katholischen „Corriere d'Jtalia" n», der dazu rät, die Dinae am bellen sich selbst z» Überfällen, falls sie eine rein journalistische Erörterung überschreitende Gestalt nn- nehmen sollten, damit solche Fäden, die in ihren Anfängen be sonders zart und gefährdet sind, nicht durch unkluges Drcin- reden zerrissen würden. Es liebt der Gedanke nahe, das; die Stimme» bezwecken, seither vielfach in entgegengesetztem Sinne beeinflusste off, siche Meinung allmählich umznstinimen und möglichen Wa lungen in dem Verhältnisse zwischen Kirche und Staat den Weg zu ebnen und Widerstände zu beseitigen. Man fühlt, dast es ein Unding ist, daß, wo zahlreiche nichtkatholische Staaten sich beim Papste vertreten lassen, ein seiner Konfession nach ganz katholisches Land mit 30 Milt. Einwohnern im Vatikan durch vollkommene Anwesenheit „glänzt", zu seinem Schaden und anderer Leute Nutzen. Als Zeichen der Zeit müssen solche Stimmen signalisiert werden; sie beweisen, daß der Ge- danke der Bedeutung des Papsttums immer stärker sich durch setzt und selbst ihm widerstrebende Kreise zunehmend in seinen Bann zieht. Friedrich R. von Lama. Wohin das polnisch-französische Ein vernehmen führt Das polnisch-französische Einvernehmen wird von neuem verständlich, wenn man die französischen Blättermelduugen der letzten Tage sich vergegenwärtigt. Neben den militärischen und politischen Klauseln enthält dieses Bündnis eine Reihe bedeo- tungsvoller wirtschaftlicher Bestimmungen und natürlich sür Frankreich besondere Vorzugsrechte, so unter anderem da? Vor recht der Meistbegünstigung. Französische Geschäftsreisende sollen danach in Polen besondere Privilegien geniesten. DaS sind immerhin wertvolle Eiugestäuduisse, die die schon längst be kannte Tatsache eines geheimen Einverständnisses zwischen Warschau und Paris auch tu der oberichlesische» Frage von neuem grell beleuchten. Dieses Einverständnis lässt Frankreich so fest an seinem Vertreter in Obcrschlesicn, dem Vorsitzenden der Interalliierten Kommijsion, halte», und ohne weiteres er scheint glaubwürdig, was ein polnisch orientierter Geistlicher, nämlich Pfarrer Kuli! i» Ehrum.'stu, Kreis Oppeln, in einer Unterhaltung äußerte, nämlich, das; Korsanty lediglich ein Werk zeug Lcronds sei, mit Wissen und Willen Lercmds den Aufstand ins Werk gesetzt habe und sich zurückziebcn werde, sobald Lerona es wünsche. Korfantp handle nur auf vorheriges Einvernehmen mit Lerond und dieser wolle und wünsilie, eas; Oberscblesien zum grössten Teile cm Polen komme. Lerond handelt natürlich — das ist wiederholt schon an dieser Stelle, wie von der gesam ten deutschen Presse, aber auch von objektiven englischen, ameri kanische», wie italienischen Blättern dargestellt worden — ledig lich im Interesse der französischen Nationalisten, Industriellen und Finanzleute. Von Unparteilichkeit kann bei ihm nicht die geringste Rede sein, und deshalb können wir die Forderung der oberschlcsischen Bcpölkerung nur zu gut verstehen, die auf eine Entfernung Leronds drängt und seine Ersetzung durch einen Engländer oder Italiener wünscht. Frankreich? Prestige wird ja nun nicht dulden, dast die Entente dieser an nnd für sich berech tigten Forderung nachgibt. Aber auf der anderen Seite haben Engländer wie Italiener cs in der Hand, den deutschen Ober schlesiern wenigsten? einigermnsten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, nrn schon im eigenen Interesse das laut in die Welt schreiende Unrecht, was den Deutschen in Oberschlesien zuge- sügt wird, wenigstens nicht offcn vor aller Welt zu dulden und autzuhcisten. Es ist immerhin erfreulich, das; der neue englische Kommissar Sir Harald Stuart sich gegen die neutrale Zone ausgesprochen hat. So lange die polnischen Bauden Kor- fantys den Jiidustriebezirk besetzt halten nnd ebenfalls, wie schon sein Vorgänger, der Engländer Percival, min auch zu der Ueberzeugnng gekommen ist, das; die Verbündete» die Polen zu nächst zwingen müssen, die Waffen niederzulegen nnd das von ihnen besetzte Gebiet zu räumen. Fast einigermaßen naiv klingt es, wenn die französische Presse gegen diese Frankreich wenig genehme englische Ansicht Stellung nimmt, und die „Li- berts" voran erklärt, „wenn die Franzosen dieser polenfeind lichen Anregung uachgebcn würden, würden sie ja gegen die Sache Polens Stellung nehmen. ES könne der unmögliche Zu stand eiutreteu, das; französische Soldaten ans polnische Insur genten schießen nnd sie sicb sogar mit de» Truppen des Gene rals von HSfer zu einer Aktion vereinigen würden". Wer »och nicht gewusst haben sollte, weshalb überall da, wo die Franzosen die Besatzung haben, die polnischen Insurgenten bewaffnet ein- herschreiten und sich alle mögliche» Ausschreitungen gegen Leib nnd Leben und Eigentum der deutschen Bevölkerung erlauben und die Autorität der Interalliierten Kommission mit Füge» treten, dem dürste daS bei solcher Veröffentlichung der fran zösischen Meinung ohne weiteres klar sein wenn Korfantp droht, nicht gutwillig daS Industriegebiet zu räumen, sondern eö sii Trümmer und Asche zu verwandeln, falls c-S nicht polnisch bleibt, das heisst also, falls er nicht mit seinen Insurgenten dort bleibt; so ist dies von seinem Siaudpuukte aus schon immerhin erklär lich. Aber wenn die „Liberia" selbst die Polen zu emer solchen Zerstörung auffordert, indem sie schreibt, die. Polen würden sich nicht gutwillig kügen und Zerstörungen im Fndustriegelnct und VerwaltnngSmastregeln an der deutschen Vcbölkernng wären die Folaen davon, so ist dies ein neuer Beweis, wohin die natio nalistische» Treibereien und die polnische Frcnndsthalt Frank reich letzten Endes führen, sind es ist ei» gewagtes Stück, dast ein führende? französisches Blatt derartige Veröffentlichungen Europa und dem ansterenropäischen Anstande vorznsetzen wag'. Man sieht, wie weit die deutschfeindliche Verblendung Jranl-eich getrieben hat. Ern englisches B kerminrs LD»bo», 13. Juni. Der Sonderberichterstatier des „Man chester Guardian" schreibt ans Oppeln: Die neutrale Zone sei ein Mist, erfolg. Die alliierten Truppe» sind an verschiedenen Punkten zwischen den Insurgenten und den deut schen Selbstschutz geschoben worden, aber zwischen diesen Punk ten geht der Kampf weiter. Die Deutschen erleiden dauernd fast unerträgliche Herausforderun gen von seiten der Insurgenten, die ein Interesse daran haben, das; die Deutschen wieder angreifen. Die Alliierten müsse., ihre Bemühnngen fortsetzen, »m den deutschen Selbstschutz so viel wie möglich znrückzuhalten nnd sie müsien ausschliestlick damit beschäftigt sei», an der Front die Feindseligkeiten zn Verkündern. Nicht der deutsche Selbstschutz, sondern die Franzose» selbst bilden daS Haupthindernis sür eine dauernde Lösung. Die Franzosen, die für den Aufstand vceant- wörtlich sind und offen ihrer Shmpathie für den Aufstand Ausdruck geben, sind auch für seine Fortdauer verantwortlich, da sie alles tun, um jede Aktion, die den Aufstand beenden könnte, zu verzögern oder abzuschwächen. Dem Sonderberichterstatter wurde von italienischer Seite erklärt, die eigentlichen Unterschiede in der Ansicht zwischen den Franzosen und den Führern der Aufständischen bestehen darin, dast die Polen den Aufstand erst nach der Entscheidung des Obersten Rates über die neue Grenze wollten, während die Franzosen sür ein frühe res Losschlagcn gewesen seien. Der Aufstand wird nicht eher zu Ende gehe», als bis die Engländer und Italiener in der In teralliierten Kommission die Vorherrschaft haben. Selbst ein britisches Armeekorps werde gegenwärtig keine Aenderuuig her beiführen, denn augengblicklich würden britische Truppen dort hingesetzt, wo die Franzosen sie haben wollen und wo sie Kor- fcmtp am wenigsten lästig sind. Aus dem Reichstage Berlin, 15. Juni. An, Diensiag den 14. Juni nahm der Reichc-tag seine Av- beiten wieder auf. Die Unabhängige» brachten gleich zn Beginn der Sitzung ihre Interpellation über die Ermor dung des bayerischen LandtagSabgeordneten Ga reis ein. Sie wünschen bei der von ilmen betonten Wich tigkeit des Gegenstandes eine möglichst beschleunigte Antwort der Regierung. Neichsiiinemiiinister Tr. Grad »an er ver spricht baldige Beantwortung, erklärt aber, das; erst mit den Ländern eingcleitete Besprechungen abgewartet werden müssten, da ibr Resultat bei der Behandlung des Jnterpellaiionc-siosses notwendig sei. Man darf wohl damit rechne», das; die Jater- pellaion srübestenS am Donnerstag beantwortet werden wird. Den ersten Punkt der Tagesordnung bildet eine Serie von 8 1 A n s rag e n. Das Geschäft der Beantworiung dauert zwei Stunden. Ter Reichstag weist während dieser Prozwur eine g,i! »ende Leere ans. Tcmach tritt das Haus in die zweite Be ratung des Gesetzentwürfe«- über die Regelung de? Ver kehrs mit Getreide ein. Dazu nimmt als erster Rei'bs- cruähruugsmiiiister Tr. Hermes zu längeren ein ehcudeu Auösübrungeu da.S Wort. Nack, der Vorlage sollen im Wirt schaftsjahre 192l'L2 aus dein Jntaude drei Millionen Tonnen Getreide im Wege der Umlage aufgebracht werde». D e Lander haben die Umlage nach ihrem durchscimitttichen Eiote- ertrag von 1006 bis 1020 anfznbringen. Von den Ländern ist die Umlage ans die Kommunalverbände und Gemeinde,, und von diesen ans die Erzeuger zn verteilen. Die Länder haften dem Reiche für die rechtzeitige Lieferung. Die letztgenaon'e Bestimmung ist jedoch vom Reichsrate gestrichen worden. Es war selbstverständlich, daß Reichs-Minister Dr. Hermes diese Dinge eingehend behandelte. Er hov hervor, das; auch im Wirischasts- jahr 1921/22 dec versorgungsberechtigten Bevölkerung die bis herige Mehl- und Vrostnenge zu erschwinglichen Preise» sicher- gestellt werden müsse. Die Fortführung der Zwaugswirlichast bieie dg,zu keinen geeigneten Weg. Sie wird von der Landwirt- schast und den verarbeitenden Industrien nnd Gewerben sonne auch von einzelnen Verbraucherkreistn einmütig ab--!ehi,t. Außerdem beeinträchtige sie die Freude des Landwirtes an der Steigerung der Gctreideprodnktion. Jedoch könne eine vö '!, g : Freigabe der G e t r e i d eb e w t r t s ch a s t n » g gezen- wäriig noch nicht verantwortet werden. Denn bei der Freigabe der Wirtschaft würde das Ziel, die Sicherung des löcherigen Bedarfes zn erschwinglichen Preisen, nicht erreicht werden. Der Preis für einheimisches Getreide würde sich nämlich in diesem Falle dem Welimarkti-ceise anschließen nnd der Niehl- und Brot- preis würde sich' nach den gegenwärtigen Einstandspreisen des ausländische» Preises auf daS Zwei- bis Zweieiubalbta.he des bisherigen Preises erhöhen. Die Freigabe der Getre-dewin- schaft könne erst erfolgen, wenn entweder die Jnlaudserstmgnng auf oder über den Friedensstand gehoben sei oder wenn eS ge lingt. die Einfuhr der Fehlmengen ans de». Anstande zu sichern. Das sei noch nicht der Fall. Darum müsse für die Broiversor» gnng daS Steuer noch scst in der Hand behalten werden. Man sei deshalb zum U ,» l a g e s p st e m gekommen. ES biete die besten Aussichten zur Erfassung de? JulandsgetreideS. Der Mi nister geht ausführlich ans das Spstem des IlmlageversahrenS ein und betont vornehmlich, das; dabei ans die Haftung der Län der ohne Gefährdung der Ilmlageansbringnng nicht verzichtet werden könne. Diese Neberzengnng habe auch der Reichswirt, schaftsrat geteilt, ebenso der Ausschuß des Reichstages und die Neichsregiernng. Für die Rechte erklärte der Abg. Edler von Braun, das; sich seine Freunde von dem Umlagebersabren Gsi- nen Erfolg versprächen. Das; die Sozialdemokraten die Nase lümvfen würden, war zu erwarten; sie schwören auf Vranniche Methode». Aber so viel steht einwandfrei fest, fast alle ihre Voraussage», die sie ans agitatorischem Bedürfnis bezüglich der Ernähriingspolitik macken zn müssen glaubten, niemals auch nur annähernd in Erfüllung gegangen sind. — Abg. Schmidt (Köpenick, Soz.s: Kartoffeln und Fleisch können nicht atS Pa rallele» kerangezogen werden. Brot ist das einzige Nahrungs mittel, das absolut nicht entbehrt werden kann. Die Sozial demokratie hat die Zwangswirtschaft nicht verlangt. Sic ist aus nationalen Gründen eingeführt worden. Jetzt müssen nur die Beibehaltung der Zwangswirtschaft fordern, denn di« geplante ttmlage wird ihren Zweck nickt erfüllen. Gewiß müsse eine Steigerung der Produktion erfolgen, aber ich glaube nicht daran, dast e-s dabei ohne etwas Zwang abgehen wird. (Aha! rechts.l Dieienigcn, die ihre Pflicht nickt Inn, Ackerboden bracb lieaen lasse», gegen die Pflann-nkran-beiten nicht Vorgehen nsiv., müs sen eben zu ivren Pflichten gezwungen werden. Wenn der Sprung in die freie Wirtschaft noch nickt gewagt werden kann, dann must das- Nötige durch Gesetz erlasst werden. Dazu reicht aber die Vorlage nickt ans. In den Körperschaften sür die Vec- brauchsreaelui'g müssen auch Arbeitervertretcr sitzen. Der Widerstand der Rechten gegen den Achtstundentag ist nicht berechtigt. Im Anslande erstrebt man ?ür die Arbeiterschaft ähnliche Erfolge. Unsere Arbeiterschaft isi aber ber.it, mit der Landwirtsclinst sich in dieser Frage zu verständigen. Die Beratung dieser Materie wird rniniwhr abgebrochen und der Gesetzentwurf über die Gewährung von Beihilfe» an Rentenempfänger ans der A n g o st > l l t e » Ver sicherung ohne Debatte an den Soziale» AuSichnst üoer» wiesen. Schluß ««gen 0.30 Uhr.