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Eomwbciid den 13. März 1915 Sächsische Bolkszemmg Nr. 69 — Seite 6 übt, so darf es doch im vorliegenden Falle ohne weiteres das Sicherheitsgefühi haben, das; den Interessen des Vater- landeS und den eigenen Interessen nicht besser als durch eine rege Beteiligung an der Zeichnung auf die Kriegs anleihe gedient werden kann. Krieg den Sperlingen Unter dieser Ueberschrist bringt die letzte Nummer der Lantnoirtschastlichen Zeitschrift die nachstehenden bemerkens werten Ausführungen: Tie Kriegszeit erfordert es. daß die Erträge der Felder in ihrem ganzen Umfange unter mög lichster Vermeidung aller Verluste gewonnen werden. Da- her erscheint es notwendig, auf einen Schädling aufmerk sam zu machen, der durch seine Gefräßigkeit und Zer störungslust auf den der Ernte entgegenreifenden Feldern den bedenklichsten Schaden anrichtet. Das ist der Sperling. Wenn es auch nicht ganz gelingen dürste, diesen schlauen Vogel völlig auSzurotten, so ist es doch möglich, ihn so weit zu dezimieren, daß er in seinem schädlichen Treiben ge hindert wird. Als Hauptmittel zur Vertilgung ist die Zer störung der Brut und der Gelege zu empfehlen. Die Stellen, wo der Vogel nistet, find ja sattsam bekannt, diese müssen jede Woche revidiert und die Nester ausgenommen werden, an den Außenwänden der Scheunen und Ställe bringe man abnehmbare Nistkästen an, bei denen die Hinter- wand fehlt: dadurch wird das Ausnehmen erleichtert und ein guter Erfolg verbürgt. Den in wilden Wein- und Efeuwänden nistenden gehe man mit engmaschigen Netzen zu Leibe: diese tverden in der Dunkelheit vorsichtig über die betreffenden Wände gezogen und der Fang wird gut lohnen. Wer mit dem Gewehr umzugeben vorsteht, richte Futter- Plätze ein und schieße — mit polizeilicher Genehmigung — mit Vogeldunst, auf nicht zu nahe Entfernung, damit die Streuwirkung der Patrone voll zur Geltung kommt. So gibt es noch manche Mittel, um den unliebsamen Gast fern zu halten, aber die oben angeführten werden genügen, um den angestrebten Zweck zu erreichen. Wenn man auch nicht verkennen darf, daß der Sperling als Insekten- und Naupenvertilger viel Nützliches leistet, so ist doch der Scha den, den er anrichtet, bei weitem größer. Zur Vertilgung der Raupen haben wir unsere zahlreichen «Nngvögel, deren Schuh nicht genug empfohlen werden kann. Die amerikanische Mlilärzeilschris über Deutschlands Uubefiegbbarteit Angesichts der dreiverbandfeindlichen Haltung eines großen Teiles der Amerikaner, der den aus London, Paris und Petersburg kommenden Meldungen Glauben scheust, verdient ein Aufsatz der führenden amerikanischen Militär- zeitung „The Army and Navy Journal" besondere Be achtung, da ein militärischer Fachmann in ihm die Heber- legenheit Deutschlands gegenüber seinen Feinden mit klaren und daher um so eindringlicheren Worten nachweist. DaS Wort des Großadmirals Tirpitz, Deutschland brauche Kitcheners Millionen nicht zu furch- ten, besteht nach Ansicht des Amerikaners zu vollem Recht. Schon Englands Rekruten waren nur teilweise felddienst fähig: »ich konnte im September mit eigenen Augen sehen, daß höcl-ftens 75 v. H. der in London Angeworbenen zu brauchbaren Feldsoldaten auSgebildet werden konnten". Das englisch Expeditionskorps war gut ausgerüstet und belief sich nach den „Times" auf 400000 Mann, war also doppelt so groß, als inan allgemein annahm. Doch die Regimenter der Territorialarmee wiesen beträchtliche Lücken auf, und ihre Reserveabteilungen waren zum Militärdienst überhaupt nicht zu gebrauchen. Erst allmählich wurden die Lücken durch Rekruten gefüllt. Diese Territorial - Regi menter mußten dauernd Mannschaften abgeben, deren Aus bildung noch nicht vollendet war. So gingen mehrere Divisionen nach den Garnisonen Indiens und Aegyptens, nach Malta und Gibraltar. Was zurückblieb, wurde noch mals durchgesiebt, und die besten Bestandteile wurden un verzüglich nach Frankreich geschickt, wohin auch die wenigen Peomanry-Regimenter (beritttene Freiwillige) kamen. Auf diese Weise lvaren in den Kolonien eine Anzahl Regimenter des stehenden .Heeres frei getvordcn, die in Frankreich Ver- Wendung fanden. Das Ziel der englischen Rekrutierung geht nun darauf hinaus, für je 6 im Feld stehende Soldaten mindestens 3 Ersatzmänner in der Heimat zu haben. Bei einem Feldheer von einer Million Mann wenn es so viele sindl — müßte also das in der Heimat weilende Er satzheer 600 000 Mann zählen, die gleichzeitig zur Verteidi gung des Landes dienen sollen. Außerdem hat Lord Kitchener am 0. Januar im Oberhaus die Rekrutierung von 3 Millionen Mann gefordert, während der Führer der -Opposition, Eearl Earson, die Zahl der zur glücklichen Be endigung des Krieges noüvcndigen Truppen auf noch drei Millionen schätzte. Ltttchenes „neue Armee" war Ende Januar (um diese Zeit ist der Aufsatz des „Army and Navy Journal" geschrieben), noch nicht völlig ausgebildet, auch fehlte es an Uniformen und anderem Kriegsmaterial. Bei der Ankunft in Frankreich sollen die Verbände der neuen Die Freunde unseres Blattes bitten wir, überall dasselbe empfehlen und zur weitesten Verbreitung mithelfen zu wollen. — Probenummern stehen jederzeit zur Verfügung. Armee den aktiven Truppen angegliedert werden, denen sie infolge ihrer Ausbildung mit der Zeit auch gleichkommen dürften. Besondere Territorialverbände gibt es bei den im Felde stehenden Truppen nicht mehr: den aktiven Brigaden ist vielmehr je eine Territorialbrigade angegliedert. Ueber welche Streitkräfte verfügt nun Deutschland? Es begann den Krieg mit 872000 Friedenstruppen, zu denen 1 180 000 Reservisten. 970 000 Landwchrleute ersten, 1 000 000 Landwehrleute zweiten Auf gebots und 875 000 ausgebildete Landstürme! bis zum Mter von 45 Jahren traten. Diese 4 897 000 Mann sind voll kommen ausgebildete Soldaten. Die Zahl derjenigen, die sich bei der ersten Ausmusterung hatten zurückstellen lassen, betrug im Jahre 1911, dem letzten Jahre, über das genaue Zahlenangaben vorliegen. 1 271 000 Mann. Bei Ausbruch des Krieges waren es eher mehr, statt weniger: sie wurden zur Ausbildung eingezogen. Weiterhin schätzt man die Mannschaften der Ersatzreserve und des unge dienten Landsturmes ersten Aufgebotes auf 3 000 000 — wahrscheinlich sind es mehr! — wozu noch 1000 000 junge Männer unter 20 Jahren als dienstfähig kommen. Das sind die Soldaten, die Deutschland seinen Gegnern cntgegenstellen kann, von denen nur England durch sein Rekrutensystem die Zahl der Streiter beliebig erhöhen könnte: die anderen Mächte sind durch das Menschenmaterial (Frankreich und Belgien) oder durch die wirtschaftlichen Verhältnisse (Rußland) beschränkt. Die überwiegende Mehr beit der deutschen Kräfte ist bereits ausgebildet, die anderen können an jedem beliebigen Tage einberufen werden. Eng land dagegen muß seine Truppen nicht nur ausbilden, es muß sie erst anwerben, untersuchen und entsprechend ein reihen. Was die mögliche Dauer des Krieges be trifft, so wird Deutschland wahrscheinlich am letzten wegen etwaiger Erschöpfung um Frieden bitten. Betrachten wir zunächst seine Schulden im Vergleich zu den anderen stieg- führenden Staaten. Die Fransteichs belaufen sich auf 6 286 435115 Dollars, die Rußlands auf 4 556 544 650 Dollars, die Großbritanniens auf 3 624 032 140 Dollars und die des Deutschen Reiches auf 1 076 630 294 Dollars. Oder, wenn man die Schuld auf den Kopf der Bevölkerung berechnet, entfallen auf jeden Franzosen 158,74, Briten 79,88, jeden Russen 27,28, jeden Deutschen aber nur 16,68 Dollars. Man sieht ohne weiteres, wer am ehesten borgen kann. Und über die Kriegskosten sei nur gesagt, daß Deutschland fast ganz Belgien und einen beträchtlichen Teil Fransteichs seit Kriegsbeginn besetzt hält. Es kann diesen beiden Ländern einen Teil der Kriegskostcn auferlegen, während Fransteich nicht nur die eigenen Ausgaben, son dern auch einen Teil der deutschen bestreiten mutz. Für die Herstellung von Kriegsmaterial läßt Deutschland neben den Kruppwerken mit ihren 90 000 Arbeitern auch die belgischen Werke in Lüttich mit 10000 Leuten arbeiten. Es hat erst jüngst für den österreichischen Landsturm 1 000 000 Gewehre geliefert, muß also noch reich lich Kriegsmaterial besitzen. Auch ist das Waffenmonopol von Krupp und Ehrhardt beseitigt: die gesamte Stahl- und Eisenindustrie hat sich in größerem und kleinerem Umfange der Herstellung von Waffen zugewendct und nichts deutet darauf hin, daß es vorläufig an den dazu nötigen Roh erzeugnissen mangelt. Lord Kitchener soll auf die Frage, wie lange der Krieg dauern wird, geantwortet haben: „Das weiß ich nicht. Doch ich kann ihnen sagen, daß er im Mai erst richtig beginnt." Nun, nach der Ansicht des Army and Navy Journal" brauchen wir auch den längsten 5stieg nicht zu fürchten. „Deutschland" — so schließt es seine Ausführung — „hält die innere strategische Linie, und seine Bevölkerung ist in völliger Einigkeit zur Verteidigung des Landes bereit. Es ist seinen Feinden in der Kriegsausrllstung, in der schnellen Beweglichkeit der Truppen und raschen Ausbildung neuer Mannschaften voraus. Me diese Umstände wiegen schwerer äls bloße Zahlen. Wenn England und Fransteich schon bei Kriegsausbruch gerüstet waren, wie schlecht muß es erst in einem agrarischen Lande, wie im Reiche des Zaren, um diese Dinge bestellt sein, da dieses von der Industrie des Aus landes, vor allem der Vereinigten Staaten und zum Teile auch Japans abhängig ist!" (Germania.) Deutsches Reich Dresden, den 12. März 1915 — Au de« LandtagSers-tzwahleu tu Sechsen ist zu bemerken, daß sich dieselben unter dem Leichen des Burg- friedenS vollziehen werden. Die Mandate gehören auch ohnedies zum sicheren B-fitzstand der betreffenden Parteien. Die dieSbe üasicken Zahlen lauten: Im Wahlkreise Dresden III wurden bei der Hauptwahl 19l15 Stimmen abgegeben. Davon erhielten: Sozialdemokraten 6082, Nationalliberale 9502, Reformer 35l3; in der Stichwahl siegte der Nationalltberale Ander» mit 12 906 Stimmen, der Sozialdemokrat Starke er- hielt 6131. Im Wahlkreise Leipzig VII fiel die Entscheidung schon bet der Hauptwahl. Im ganzen wurden 18 75Ü Stimmen abgegeben. Davon entfielen auf den Sozial- demokraten Keimling 11 609. aus den Nationalliben 4S0l, den Konservativen 2324 Stimmen. Keimling hatte dem- nach unter Berücksichtigung non 26 zersplitterten Stimmen eine absolute Mehrheit von 4259 Stimmen! Der 44. ländliche Wahlkreis (der größte TeU der Amtshauptmannfchast Plauen i. B. und ein Teil der Amt», hauptmannschaft Auerbach) muß bereits zum zweiten Male fett der Hauptwahl im Jahre 1909 eine Nachwahl vor- nehmen. D«r zuerst gewählte konservative Rittergutsbesitzer Sieber starb plötzlich gegen das Ende der zweiten Session. Sein Nachfolger wurde der nun ebenfalls verstorbene PrtvatuS Sammler aus Straßberg. — Bei der Haupt- Wahl wurden 10 427 Stimmen abgegeben. Davon erhielt der Sozialdemokrat Jrmlcher Zwickau 2653, der Rational- liberale 2371 und der Konservative 5890 Stimmen. Letzterer war also schon in der Hauptwahl gewählt. Gemeinde- und Vereinsuachrichteu 8 Dresden. (Kath. Ge s e l l e n v er c i n.) «m Sonntag den 21. d. M. früh ^8 Uhr hält der Verein, ge- nieinsam mit dem Jünglingsverein, am Jgnatlusaltar? der Hofkirche seine diesjährige Osterkommunion. Der Vor bereitungsvortrag hierzu findet am Freitag zuvor abends 9 Uhr in der Gesellenstube statt, wozu auch unsere sieben Schutz- und Ehrenmitglieder herzlichst eingeladen sind. Wenn in jetziger Zeit das Vereinsleben überhaupt stark in Mitleidenschaft gezogen wird, so ist dies ganz besonders der Fall betreffs des Kathol. Gesellenvereins mit seinen jugend lichen Mitgliedern. So mußten bereits 135 seiner Mit- glicder dem Rufe des Vaterlandes folgen, was N der ge- samten Mitgliedschaft bedeutet. Dennoch war es mögliw. die regelmäßigen Montagsversammlungen aufrecht zu er- halten und zur großen Freude sind dieselben von dm Schutz- und Ehrenmitgliedern des Vereins, sowie den lieben Mitgliedern des Meistervereins zahlreich besucht worden. Von unseren im Felde stehenden Mitgliedern haben wir schon mehrere Beweise von ihrem Mut und ihrer Kühnheit erhalten. So wurden die Mitglieder Konst. Kahraß, B. Le- wandowski mit dem Eisernen Kreuz und gleichzeitiger Be- förderung zum Unteroffizier, Karl Schocke ebenfalls mit dem Eisernen Kreuz und Karl Böker mit der König-FriedriL- August-Medaille und durch Beförderung zum Unteroffizier ausgezeichnet. Den Heldentod starben nach den bisherigen Nachrichten 3 Mitglieder auf dem westlichen Kriegsschau plätze. Durch regelmäßige Sammlungen, sowie durch frei- willige Spenden war es möglich, des öfteren Liebesgaben unseren Mitgliedern ins Feld zu senden, ebenso sandten wir ihnen regelmäßig das Kolpingsblatt. Unsere gefallenen Mitglieder empfehlen wir dem frommen Gebete der Gläu bigen. Möge der Verein unter der so rührigen Leitung des hochw, Herrn Präses Kaplan Englert und des Herrn Vize- Präses Schuldirektor Dünnebier in dieser schweren Zeit nicht nur glücklich weiterbestehen, sondern auch in Zukunft zum Segen des Handwerkes blühen und gedeihen. t 8 Leipzig.Zentrum. (Kath. Arbeiterverein) Am Sonntag den 21. März findet tm Hochamte die gemeinsame heilige Kommunion statt. Am Abend desselben Tage« ist Monatsversammlung im Saale des Katholischen G-iellen- hause», Wtesenstratze 23. wobei Herr Redakteur F. Wenzel von der Le'pziger Filiale der Sächsischen Volkszeitung einen Vortrag über Unterseeboote halten wird. Zu diesen Ver- anstaltungen werden die verehrten Vereinsmitglieder dringend gebeten, recht zahlreich zu erscheinen, sowie auch die Neben Familienmitglieder mttzubringen. 8 Schiretswulde. (Kath. Jungfrauenverein.) Dem Ernste der Fasten- und KriegSzeit batte der Kath. Jung srauenverein hier in seiner Theateraufführung am 7. März Rechnung getragen. „Im Krieg ist Heil" hieß das Stück von Dr. Faust, das die Zuschauer in die Zeiten der Königin Elisabeth von England und der Maria Stuart veffetzte. Anerkennenswert waren Sprache und Ausdrucksform der Darsteller. Die ernsten und zum Teil gemütlichen Szenen wurden packend wiedergegeben. ES gehörte allerdings ein gewisses Maß von Reife und Urteilskraft dazu, dem Stücke volle Würdigung zuteil werden zu lassen. Ueber die Schwierig keiten waren die Darsteller dank ihre« Eifers Herr gewor- den. Der Liebenswürdigkeit des Herrn Scbaffhtrt hatte man die eigen« für da« Stück gemasien Kulissen zu ver- Zlein- unck örsunkolilen x örLunliolilen-örikettt » Vür Oauorbrancköksn: u. kür Og,8A0usrs.tvrvo, 8 Ilrsüdavr ni>4 soiüvsüioi»» io Usutk-olÜLaü Asdroobso, sorgkSsilAst AvrvioiAt unü »utdorsitot cvostkLiisoks unck soblosisobs Mim- Mt- mul Wrseitwerlie Kurtm 8elmlre, 8.m. künsternvsi'en Kammwsnen * I. KSppsI » llmtiii >, Odengeudeu 3 ttsmenrei- Strsve 22 fei-nspi-eeken 1S612 ' ,c>.