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-rr.I T , i-rettag de» 3. August 1VL! Sächsisch« «,lk»z»ttung Nr. 177. Seit« S ^en dm rasfu.ier.e Mache der Schund- n»d Schmutzliteratur, des Echuudk.-os, des Tingeltanzels. des Vergnügungsparks. Ge rissene Macher, denen es daraus ankain, durch Spekulation <nsi die incderen Jnsiinkie der uubewahrteu Jugeudlicheii den eigenen G 'dbeutcl zu füllen, haben sich am Mark der deutschen Jugend ve- lzuiaugeii gesucht. CS gibt ein Tier, das nennt inan Vampir. Vo, diesem gekn die Sage, das; cS sich des Nachts an andere Tier' bange und ibnen die Kraft auasage. Solcher Vampire gab es ii anchr im Vaterland, besonders in unseren großen Städte». Ofl genug führten sie daS Schlngwort ..Kultur" im Munde und deckt.» ihr Treiben mit dein Vorgeben, sie standen im Dienste der hehren, cheien Kunst. Als -.b der Schund, den sie der Jugend beten, etwas zu tun gebubt hatte mit jener gewaltigen Mach- die den Menschen über sieb selb» hinaus,;nhebc» berufen ist und ihm den Weg zur sittliche» Höbe weisen soll! Die ihm ver klärend hineinlcuchteu sack in d>e barten Müden des Alltags und ihm die Sebwcre des Lebens mit dem lichten Schimmer der gctlenlstammteu Scbrnbei! nmslrahlen! Nein, das war keine Kunn, das war Niederträchtigkeit, Geschnstsspekulatiou, das auch nui'erer Jugend die Seele nicht bereichert, das Leben nicht ver. schauert: daS bat ihr vielmehr die Seele arm und niedrig ge macht, ibr die Schwingen gebrochen, das; sie unfähig ward, sich zur geistigen Ebbe ;u erheben, ihren Willen gelähmt, das; sic in l' .sabr war. in der Niederigkeü des Daseins zu verkommen Crwec-er Krieg mußte kommen, uns aus den Vanden solcher Cr- schlass:ng ;u befreien Wir werden aber auch unsere Kraft daranzuschen haben, unsere Jugendlichen wiederum zu erziehen zur rechten Ir ende am Lebe n s k a m p s e. DaS neue Geschlecht, das hcranwächst, fall an uns Aelteren wahrbattc Väter und Erzieher finden. Wi-' iitaueh einer bat draußen im Foloc still geschworen, das; er in Zl-kunft seine aanze Krasi daranwtzen will, Vater seiner Fcimi- lie ;n sein. Das srll.n anr alle uns jetzt geloben, da unser Volt in die Diese gestürzt ist. Die Familie ist die lebendige organi'che Zelle eines Volkes. Nicht aus Cii'zclmesen. sondern an-' F-n,ni!ie» baut sic!» daS Volk auf. lind wenn ihr a!S Veite'' und Sielwertreter GalteS ichcnft in der Familie, als Ergebe.- u>td Wcanu'iser des ncncn Geschlechts, dann dient ihr dein Vatec- lande in ivahrbast i-alional.-m Sinne. Da soll eS denn unser aber Sorge sein, das; das junge Geschlecht heranwächit in Ar- luitslrendigkeil, in lriesundnng an Leib und Seele, das; der Geist der Selbstbeherrschung, der echte christliche Geist der Herrschaft über das niedere Jnstink'sleben, ein Erbaut werde, das der Sohn bei» Vater empfängt und an den Enkel weitergibk. Da soll in de>' innigen Wechselve-iehiing zwischen Vater, Mutter und Kin der!' jene; Leben erblühen, an dein die Jugend an Leib und Seele und Geist erstarke» and für graste Znknnftsanfgaben fäbia werde» kann. Mi! dem Familiensinn soll auch daS Be wusstsein der Veraniivortlichkeit für das junge Geschlecht in einem jeden Bürger deS sich > mgestallenden und zugleich sich wieder anfrichienden deutschen Vaterlandes neu erwacht sein mi die Freude an erleuchtetem und kraftvollein Schaffen. S. K. Urlaub in Südbeulschland Aerienbriefc u >G Ilt. „O eres Z ck. - M i t a r b c i t e r S «u»zwal>>, o Heimat!" Dunkle Wälder, Ihr wieget In Einen Häuptern, wie wir, Träume, Duftige Bilder Immer grünender Hoffnung. Ader im kühleren Schatten Eurer Herzen Feiert Schon des gestillten Lebens Ach so erquickende Ruh! Freiburg im Breisgau, 31. Jul:. Es ist mir di« ganze Meise wie eine Sphärenmusik ge wesen. Tie Schönheit der göttlichen Natur ist ja dem Musik, der sie zu empfinden vermag. Leicht hätte ich meine den ge schätzten Lesern gewiomelen Reisebricfe mit musikalischen Ueber- schriften versehen können. Denn eS war eine Sinfonie, was 'ch empfand und fühlte. Dir Reichhaltigkeit des Stoffes indessen und die Scheu vor Phrasenkl»igeleien hielt mich von dieser Ab sicht ab. WaS ich aler heute am Schluß der schönen, wunder- sciöncn Tage in Süddeiitschland noch zu berichten habe, ist ein Andaiiie von besonderem StinimungSgehalt. Ich kam von St. Blasien her in diese» herrlichste aller deutschen Mittelgebirge und war bald so überwältigt und hin gerissen von all dem Schönen, das die Natur dem Auge dcS Wanderers bietet, daß meineStimmung, die doch schon immer hoch ging, den Siedepunkt erreichte. Ich kann mit meinen schwa chen Worten gewiß nicht schildern, wie überaus erhaben der Eckwarzwald im tiefsten deutschen Süden die Schönheit unseres Vaterlandes feiert. Dazu gehört ein Dichter, einer, dem daS Gefühl über die Form geht. Denn über dem Schwarzwald liegt, daS lässt sich nicht leugnen, ein leise Melancholie. Wer des i» neren Trostes bedarf, wer im Grohstadtbetriebe seelisch zer fetzt und mit sich selbst uneins geworden ist, für den wird der tonnenumkränzte Schwarzwald ein Balsam von weitgehender Wirkung sein. Für den von Haus aus Schwermütigen und für ten Herzkranke» ist er vic.Ieicht nicht der geeignete Aufenthalt, denn, wie gesagt, eS liegt Melancholie über diesen Bergen und auf die Menschen da drunten im Tal ist sie übcrgcgangen. Die Alemannen haben Reste von Kelten und Römern in sich. Sie sind schöne und kräftige Menschen, tief religiös, intelligent, aber sehr bedächtig und »vhig. Die Hast des Alltages kennen s-e nicht. Wenn man als Fremder zu ihnen kommt, wird man wie ein liebes Familienmitglied behandelt und man erlebt bestimmt in. Kreise dieser lieben, braven Menschen einen Feiertag. Frei lich zu de» Bildern, die einem so dunkel aus Berthold Auer- backs Dorfgeschichten noch vorschwebe», fehlt heute ein wichtiges Motiv: die schöne, kleidsame Tracht des SchwarzwaldcS ist am Anssterbcn! Es ist sehr anerkennenswert, daß sich überall Ver eine um die Erhaltung der Tiacht bemühen, aber der Erfolg dieser Bemühunge» scheint mir fraglich zu sein. Ich habe zwar nur einen kleinen Teil des Schwarzwaldes gesehen, jedoch Trachten fast gar nicht. Hier enimal einen allen Bauer, dort ciinnal ein schmuckes Mädli. Bei festlichen Anlässen sollen in inanchen Gegenden die Trachten noch üblich sei». Immerhin hat das den guten Eigenschaften der Schwarzwälder wenig Ab bruch getan, während man bei anderen Stämmen meist mit dem Schwinden der Volkstracht auch einen Verfall der Sit'?n in Zusammenhang bringen kan». Ein besonderes Kapitel ist die Heimatsliebe der Schwarzwälder. O Sckwarzwald, o HeimatI Mit zwei einleitenden Worten hat der Dichter eigentlich schon alle» g:sagt, was er an Stimmung erschöpfen kann. Und ich bin überzeugt, wenn der Schwarzwälder in der Fremde dics-.S Lied smst, dann tritt ihm eine Träne in die Auge». Auch sein Alemann-.sch liebt ee über alles. Mir mußte das um so me): auffaVei', weil ja bekanntlich der Sachse im Gegensatz dazu all?-) tut, seinen Dialekt in der Fremde zu verbergen. Sehe mit Unrecht übrigens. Ich gebe zu, dost der Einfall in den Schwarzwald von St. Blasien her e:waS Ungewöhnliche'? ist und daß der enragiec'-. Tcurist mir diese Roi-.te kaum verzeihen wird. Dennoch bot sich mir auf n-.e'-ner kurzen Wanderung gerade durch die Wahl dies:S Weges eia, willkommene Steigerung. — Ueber St. Blästen selbst ist nichts Besondere» zu sagen. Viel Mode, viel — - Berlin! Ter lanzg-frreckte Schluchsee gab schon mehr. Und hier war ei auch h'nstchtlich der Preis,: recht erträglich. Das ist im Sckwar.^«lv charakteristisch: kn.ik der Schönheit der Gegend wächst d<- Pren'. Die Fremden sind natürlich für dieses Kul« tvrereign'A bahnbrech''rH gewesen. Im schönen Nadelwald auf wärts zu wandern ist eine einzigartige Wonne.. Es scheint, a') ob die Riesentannen wie lauter ^ite bekannte grüßten und al» ok> sie mit an» wanberten. Nie tue Flug« tst der Uelbberger- ?of. da» höchst gelegene Hotel Deutschlands, erreicht. Der Karl- Egon-Weg fuhrt uuS zum Festste« etwa SOO Meter hinab. Fast alle Touristen ließen keuchend und schiiaufend diesen Abstecher weg. Ein junges, voll lauter Schwarzwald-Glückseligkeit jauch zendes Pärchen und ich waren die einzigen Besucher. Und doch ist dieses malerische Fleckchen so außerordentlich lohnend! Wir haben dort gemeinsam bi» zum Abend geschwärmt und sind dann endlich mit der frohen Hoffnung auf einen recht schönen Lvn« nenanfgang auf dem Fcldberge gelandet. Ter Feldberg selbst ist gewiß nicht eine berühmte Nalur- sckönheit. Von unten nimmt er sich weit imposanter aus. s: ne Kuppe ist ein Rascnfclt und daher soll auch sei» Name stammen. Aber die Aussicht ist die berühmteste im ganzen südl'chen Schwarzwald. Und wen» man Glück hat, eröffnet sich einem ein Blick, dessen Majestät schwer;» überbietcn ist. Wie früher schon ssiehe Brief II) blühte mir auch diesmal wieder ein großes Glück. Es hatte tags zuvor geregnet und die gereinigte Luft gestattete einen völlig freien Ausblick ins Schwei,zcrlaiid, während die Vo gesen ihre Nebelhaulcn angezogen hatten. Das neue Jrank- rcicki wollte sich offenbar der Betrachtung durch die ..deutsche 1 Hunnen" entstehen. Schließlich ist ja aber die Schweizer Aus sicht die wichtigere. Jcl, sah über das BiSiiiarckdenkmcil hinunter leas Abbenzeller Land mit Hohcnrasten und Drei Schwester», denn wieder den Säntis, den R'gi und Pilatus, das Berner Oberland mit dem Faisteraarhorn, die Fischerhörner, die Jung- sinn mit Eiger und Mönch. All das mit bloßem Auge! Man e-.zählte mir, das; dicse Aussicht nur Lieblingen der Güster zu teil werde. Mit dem Glase eud'ieb war unschwer der De»t du w'di, die Diableacts und endlich sogar der breite, massige Memt- lnoiic zn erkennen. Lange dauerte freilich die Herrlichkeit nicht. Schon nach etwa zehn Min tten war der Montblanc bcrsehwn» de», kurz nachher alles-. Eine Fata inorgana von gewaltiger Schönheit »nd mächtig ans lie Stimmung wirkend! Ueber die Jägermatte und Bärenicil hinab zum Titisee zu wl ndcru ist ein Hochgenuß. Tw Taimen werden immer größer, je mehr man sich dem Hvll.nttal nähert. Am Titisee machte ich wieder Station znm — — Schwärme». Er nimmt es mit man chem unserer Atpensecn ans. Der Feldberg als Hintergrund ist von hier gesehen am schönsten. Mir waren von Dresden aus Direktiven uiitgegcben worden, mein Herz Hüpfen zu lasse». Von jemand, dessen Herz hier zu Hüpfen gewohnt ist. ES ge- lcng mir trotz mancher Widermärtigkeik. Hier verschandeln nämlich tatsächlich die Schieb:r die Gegend! Mit brillantenbesäten Fingern am setibelcidenen Schlnnmerttsch genießt hier der neue ..Adel" die Namrschönbeiten. Und benimmt sich »vch übel dazu. Nicht nur, daß man in beängstigender Weise KnS Messer durch den Mund zieht, man macht auch Lärm und ist betrunken und os'enbart dann sein wahres Gesicht. Ich mußte zwei von sol chen Schlemmern angcpöbeste Touristinnen i» meinen Schutz nehmen, wobei nicht viel zn cincr wüsten Schlägerei gefehlt hätte. Tenn das Schiebergcsindel ist äußerst aggressiv. Ich kann de» Lesern versichern, daß es- mir nicht leicht geworden ist, »nieder zum Schwär,ne» zilrückzukehren. Aber gelungen ists doch. Durch das romantische Höllental und über Freiburg, ans da) ich noch zurüctkoinme, bin ich schließlich nach Badenweiler gepilgert. Und ich halte recht mit meiner Einteilnng der Tourl Badenweiler war 'er Höhepunkt! Der berühmte Badeort gehört z.i den vornehmsten Kurorten des ganzen Schwarzwaldes. Wenn man nur die Schönheit der Natur im Auge hat, rangiert er an erster Stelle. Das Bad in eine Therme von 26 Grad EelsinS und wird besonders erfolgreich gegen Rheuma ange- - wendet. Ich habe mir die schönen Anlagen von innen und antzen angesehen, auch die noch sehr gut erhaltene Ruine des aus dem 2. Jahrhundert n. Ekr. stammenden RömerbadeS, die vorneh me» Hotels, aber was ist das alles gegen die wundervolle Lage Badenweilers! Ta kann Baden-Baden, St. Blasien usw. nicht mithalten. Von der noch sehr gut erhaltenen Ruine auf dem Sck'loscherg — er liegt mitten in den Kuranlagen — hat man einen Uebcrblick ans das ganze Badenweiler mit Ober- und Nicderweistr und jener Hartgesottene, dem hier nicht das An dante eindringlich ins Gemüt geht, tut mir leid. Mir wurde das Andante noch dazu von einem besonders guten Virtuosen gespielt: eine liebeiiLwürd'ge Dresdner Dame, eine gebürtige Badenwcileriii. zeigte mir hre schöne Heimat. Und — ob sie Wellie oder nicht — auf dem Schloßberg kain auch sie ins Schwärmen! In Niederweüer habe ich dann noch die lieben Schwarzwaldmcnschen eingehend kennen und schätzen gelernt, Freundschaften geschlossen, von denen ich mir Tauer verspreche, und dabei dein echten Markgräfler Bescheid getan, dessen feurige Reize mich umstrickten und den ich gegen jede Verunglimpfung künftig energisch in Schutz nehmen werde. Schwer habe ich mich da trennen köinen und jene leise Melancholie, die der Sckwarzwald anSatmet, hat auch mich beim Abschied befangen, so daß ich über daS Ende meines Urlaubes wetterte, das mir kategorisch die Heimfahrt andcsahl. Viel hätte nicht gefehlt und auch inir wäre eine Träne '»S Auge getreten, so weich hatten mich Land und Leute gestimmt. Frciburg, die schönste Stadt des „Muschierläudles", ver- dient, daß man sich einige Tage »i ihren Mauern aufhalte. Die Lage, am Eingänge des DreisnmtaleS, am Fuße des Schloß- bergeS und des Broneberg-s, oie herrliche» Waldspaziergäuge, vcn denen mir besonders gut der Weg »ach der Luisenhöhe ge fiel. die prächtigen Bauten der Universität und des großartig eingerichteten, keiner bedeu-ende» Bühne nachstehenden Stadt- tbeatcrs, endlich aber die historische» Baudenkmäler deS schön sten und stilreinste» gotische» Münsters in Deutschland, der herrlichen, von der S'.adt sorgsam erhaltenen Tore und Muni- ztpalhäuser, all das sirmp.lt Freiburg zur Perle des Schwarz- waldeS. Hier muß sich die studierende Jugend wohl fühlen. Ir. Freiburg lebt auch Prinz Johann Georg mit Gemahlin, die sich mit ihren Sigmaringcr Verwandten oft herüber und hin über besuchen. Gcgeiiwnrttg hat Frciburg große Tage. Im Dreisamtal draußen, in der Nähe der idhllischcn KartauS, wo Hansjakob zu Hause war, haben die Gebrüder Faßnacht eine Freilichtbühne eröffnet, die in ihrer riesigen Ausdehnung einzig dastcht. 9060 Zuschauer finden dort Platz. Man gibt daS Pas- sicusspiel. Angelkhut an die Oberammergauer Darstellung der Leidensgeschichte Ehristi will man die erschütternde Tragödie in der herrlichen Natur unmittelbar wirke» lassen, während in Oberammergau die Handlnng dem gottesdienstlichen Charakter näher kommt. Der enorme Priliit, der hier entfallet wird, die Massenszenen und packende Realistik erreichen die ideelle Ab sicht der Freiburger Pnssionssbiele, eine Volksmission darziistel- lcn, wo jedermann unter -er Wucht des Erlöserdramas im tief sten Innern erschüttert wird, aber auch Stärkung für seine Seele findet. Die besten Kruste des Freiburger StadtthcaterS spielen die Hcillptrolleu. 1500 Statisten sind zur Darstellung des Juden- und Römeevolke» gewonnen. Versäume keiner, der nach Frciburg kommt, sich bie PassionSspicle anziisekcn. Ich muß scheiden ES tut diesmal wirklich web, aus dem herrlichen Scliwarzwald, von den lieben Menschen in den grauen Alltag zu gehe». Aler c?- gibt sa ei» Wiedersehen. Leb wohl, du Tannenparadies! Z» Ende ist dein liebliches Andante. Ich grüße nochmal-? deine stolzen Höhe» und will dich mit goldene» Lettern i» mein Herz eiugcabe» — Die Kililmsstadl Würzburg als Tagungsort der st. 6sc»eral Versammlung des katholischen Frauenbundes Deutschlands. Nach längerer Pause wird in den Tage» vom 7.-12. Sep tember der große katholische Frauenbund Teutschlands eine Gene ral-Versammlung in Würzburg abhallen. Seinen Mitgliedern, die sich zur Fahr! oahin rüste», aber auch anderen Katholiken dürfte» einige Mitteilungen über die alte Frankenmetropole nicht uuwillkommcii sein. Wer Würzburg kennen will, muß in dessen Vergangenheit grabe», und wer Würzburg nicht kennt, kennt auch nicht die Ge schichte der Katholiken Deutschlands. — Als Chlodwig, der große Osterfranke seine Trinmphzüqe immer weiter dehnte, die Reiner brach und den Galliern der Franken Namen gab, da hörte er in Aufrichtigkeit auf de» Reinigius Wort: „Beuge, stolzer Zt- gambrer, den Nacken, bete a», was du verachtet; verachte, wa du angebetet." — Es war die Koiistantinsstiinde des Ehnsieii- tiiins im dcntschen Fraiikenland. Die Chroniken sagen, daß Clstod wig treubesorgt in Birteburch (oder UebürziS, wie sie Athaum» nennt) und andern seiner Frühresidenzen durch Ziiwendmigek und Stiftungen da» Christentum zu befestigen und ansznb, eiten versucht habe. Ten Geist des Christentums vermochte er aber ß> wenig den reisigen Osterfranken einzuslößen, wie er ihn selbsi erfaßte. Ties bekundete u. a. seine Erklärung — „hätte er zu jener Zeit gelebt, er hätte allen Juden die Köpfe abgeschlagen, west sie den Herrn Jesuin so grausam gemartert." ES fehlte vor allem an genügenden Glaubensbote». Deck fanden der irische Wanderbischof Kilenna und Gesich-ic! schon bereitetes Feld, sie hätten ja uninöglich sonst in den ku ,? 2—3 Jahreil ihres Würzburger Verweilens Herzog Gozbert, sim, Großen und vieles Volk im Christentum unterrichten und an> nehmen können. So hatte die Familie des Grafen Ilverich vor (Veits) Höchheiiii, einer uralten, einst mit vornehmen Höfen ge schmückten Vorstadt Würzburgs, seine Tochter, die hl. BiUnlkne eine Ahnin des Herzogs Gozberts, Radegundis n. a. Sttcchle: einer christlichen Frühsonne ans die Wege der Marthrerbvten „e wvrsen. Aber nicht widerstandslos fand die herbe Predigt ,ii lenncis Aufnahme. In Abwesenheit seines Zöglings und töst: uers Gozbert erlag er und seine Gefährten der Rache der g: stürzten Götter und Gailana's, der nnrechtiiiäßigen Gattin Herzogs. Bald senkten sich wieder die finsteren Schatten de- Heidentums über Osterfranken, bis Bonifatius für Würzburg der hl. Burkardiis als ersten Bischof bestellte. An 50 Jahre nwi, V lennas von der Geschichte noch nie eiiiwaiidfret aufgekläricn Nord, wurden nach der Legende durch Offenbarung an 3 Knaben, sei Wiedererlangung des Augenlichts eines erblindeten Priester. M. long niid auf Betreiben der fränkischen Hk. Gertrud, einer no.nz. Pipins, die Todesstätte entdeckt. Unversehrt fand man die !g Leiber samt den kostbaren, mitvergrabenen Büchern und Evauge- lien. Eine heilende O.nelle entsprang zugleich: Wunder ans VNn- der folgten. St. Bnrkardns errichtete die erste Kapelle zn dein, Ehre». Ter Ruhm und die Verehrung Kilians verbreiteten sic» mit Blitzesschnelle landauf und ab. Reiche Schenkungen und lviivau Religuiarie», Tome und Kirchen erstanden auf seinen Nnnnn!, besonders auch im Paderborner Westfale»la»d, welches die Aur: burger Bischöfe zn missionieren hatten. Kanin möchte ein Heilsicr in Deutschland noch solche Volkstümlichkeit erlangt haben, wi- Kilian. Würzburg aber ist gleichsam als „Kiliansstndt" mit ,h,r identisch geworden, »nd bei seinen Franken, die nimmer chn-m hl. Patron abtrünnig geworden, die jährlich am 8. Juli in alteü Sitten und Getreuen zu ihm, zu ihrem Heiligtum wallsabmi, bleibt er lebendig fort und fort. — „Dich lobe», Dir danken - Deine Kinder in Franken — Sankt Kilian!" In wechselndem Geschick, doch imitier eng mit Kirche und Kaiser verbünde», waren die Jahrhunderte dahingerauschi Wc mancher seiner Vorgänger, so verweilte besonders der in Wmst'nrg so volkstümlich gewordeiie große Schwabe, Kaiser Barbarei, s a oft und gerne daselbst, Ivo er sich durch Tausch sogar eine» eigenen Hof erworben, zum „Katzenwicker" genannt. Hier feierte er 1157 mit großem Gepränge seine Hochzeit mit Beatrir von Burgund, während er die folgenden stillen Flitterwochen in be,n «edaktl P- nvch stehende» Pavillon beim „Römischen Kaiser" (Schloßgaist verbracht haben soll. Auf dem Konzil zu Würzburg setzte er die bekannte Papstwahl durch; im Jahre 1168 berief er dahin einen großen Reichstag, wobei er Otto von Wittelsbach mit Bayern belehnte und dem Bischof all die großen Rechte, Herzog liehe Gewalt und Rang, die schon Karl Magnus dem Herzog- Bischof verliehen, von neuem verbriefte und ihm dies in einer massiv goldenen Bulle überreichte. Im Jahre 1184 zog Bischof Gottfried von Spitzenberg, „ach dem er erst seinen Dom restauriert und neu geweiht hatte, mit dem alternden Kaiser, mit Tausende» fränkischer Ritter und dem: Knappen — fest entschlossen, Gut und Blut der Ehre des Crlview zu opfern — ins ferne Morgenland. 150 000 Mann erkämpstw sich den Durchzug in Ungarn, Bulgarien, Griechenland, Auen. Syrien. — Jäh wurde aber der Christen Hosfnnng zerstört, Var barossa ertrank im Flusse Soleph. Bischof Gottfried lind viclc viele seiner Franken starben an der Pest in Antiochia. — Ter am dem Morgenlande überkommene Luxus und Reichtum der Ritter und Vornehmen hatten christlichen Sinn und Verantwortlichkeiis gesühl verwischt, die Sitten verdorben. — Da erschien der junge Pfeifer (Musiker) Hans Behaim von Niklashausen a.d. Taillier Er glaubte sich von oben inspiriert und predigte »nter »„endlickciv Zulauf aus offenem Markt, auf einer Kufe stehend. Es mag ln-nie nicht uninteres ant sein, seine Lehre zn hören. Er sagte: jedermann müsse sich jedweden Luxus' begeben; es werde in Zukunft weder Papst, noch Könige und Fürsten, noch Obrigkeiten geben, jede, deS andern Bruder sein, keiner mehr Vermögen besitzen, wie de: andere, sondern sich durch eigene Handarbeit sortbringen. Me Stenern würden aufhören, Wald, Feld und Wasser, kurz alles und jede» würde jedem gehören. Diese Art Kominunisiiliis lonnie der Regierung in Würzburg nicht gefalle», umsoweniger, als de, Pfeifer immer größere Scharen um sich versammelte, oft 40 gyn Menschen und mehr. (Die jungen Mädchen schnitten sich die stövse ab und widmeten sie ihin als Opsergabe.) Durch List ließ üw der Bischof ergreifen und am IS. Februar 1477 aus dem soge nannten Sckwtteiianger verbrennen. — Seine Lehre aber nnrlie fort, bis sie besonders in Würzburg bei der Empörung der lang unterdrückten Bauern 1525 in hellodernden Flammen sich ans lebte. — Fort und fort zunehmender Sittenverfall, Auistänbc. Pest und Verarmung hatten den neuen Glaubenslehre» gebeib- lchen Sumpsbodei, in Würzburg und Franken bereitet. Hoffnungs los sah es ans in der alten Heimat. Aber St. Kilian erinnerte sich seiner Stadt. Zur rechten Zeit sandte er den großen Julias Echter. Es erübrigt sich, Katholiken von JulinS zu crzähten keiner, der den Wicdcrherstellec unseres Glaubens, de» Stiiiec seiner Alma Julia, seines Juliushospitales nicht kennt. - N ' sehr ihm sein Werk, für das er 44 Jahre gearbeitet und genügt, gelitten und gckänipst hatte, am Herzen lag, das beweis! seia Stistungsbrief, in dem er eindringlich vor Zerstörung seiner LArtc warnte. Wenn du aber durch Frankens lauschige Törser wandein und ein spihschlankes Türmchen das ineist bescheidene Gottesbaa- übcrragt, so wisse: hier ist Julius gewesen; die hübschen, himnie!- ragenden Dachreiter und Türmchen sind das Charakteristikum d- - sogenannten Juliusstiles. — Jni Jahre 1803 läutete das Sterbeglöcklein der Ostern uck-'i und Würzburgs Herrlichkeit. Die Stifter wurden nusgehoben: R'< Pole»» I. belohnte damit die Getreuen seiner Heersolge. V,n»' > erhielt Würzburg. Schmerzlich wurde Franken zerstttckt und a einer nimatürlichcn Zerrissenheit »nter 4 Länder verteilt 7>>n Monate darauf sanken in der Säkularisation viele seiner weltt-- rühmten Abteien, ihre stolzen Münster und To»»', ihre nneiscc- tichen Kiliistschätze und Bibliotheken in Staub und Asche. Vvnll'.'r — vorüber! Aber das ewige, das reichste Kilianserbe der Franken. H- katholischer Glaube, ihre katholische Treue konnte nicht nntergebc . Des sind wir heute in ganz Deutschland Zeugen. DaS katlwtiick? Würzburg besann sich, sammelte sich. Im Jahre 1848 fand dcijclv'k die erste Versammlung aller Bischöfe Deutschlands statt, die - läuferin der großen Katholikentage, deren Würzburg schon zw i bet sich sah. Gastfrei öffnete als erstes das geistliche Seminar d.'» junge», vertriebenen Theologen der Kultiirkaiiipfzcit seine 7o-e. Biele berühmte Männer, wie Kardinal Bertram in Breslau n n. erinncrteu sich später noch dankbar der Bildungsstätte, an der sie zn Füßen von Denzinger, Hettinger, Hergenröther und Ran- iliiiger usw., die den Glanz der Würzburger theologischen Fawl- tat über die ganze katholische Wett verbreiteten, ihre Bildung er langen dursten. sind ist eS vielleicht etwas Geringes, wenn heute Würzbinq die Vertreterinnen von 220 000 katholischen Frauen ans aU.n deutschen Ländern empfangen darf, die wieder hinaustragen di« Eindrücke, die Anregungen von Würzburg, ausstreuen werden gol dene Samenkörner in die Herzen der Jugend, der Zurnckgeblie, benen zum segensvollen Neubau unseres Deutschlands? — Nein, die Kiliansstadt soll bleiben ein Pfeiler, ein Eckstein der Katholiken Deutschlands, wert, beachtet, besucht »nd studiert zn werden. lpeziia»» Dt« Eöck D i» den großen f er Rci des Nc aufgeze vornhei schieden der St> Umsatz! 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