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Sächsische Volkszeitung : 04.08.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192108047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210804
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-08
- Tag 1921-08-04
-
Monat
1921-08
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.08.1921
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sich nicht durch dir Dokumente für gebunden zu halten, die der früher« Ministe: des «rußeren offiziell unterbreitet hat. Jetzt feien die Sachverständigen des Kriege» fatt und bemühten sich, «ine Linie durch Einzeichnung der Stimmen gemeindeweise fest» ul'gen, ohne sich durch die Entstehung eines Zickzacks beirren zu assen. Pertinnx schreibt, die Sachverständigen könnten die Schwierigkeiten nicht lösen. Des „Journal" dagegen sagt in einer kurzen Betrachtung: Die Widersprüche, die vor einigen Tagen noch vorhanden gewesen eien und das Problem unlösbar zu machen schienen, würden ver» chwinde», je mehr die Arbeiten der Sachverständigen vorwärts chrittcn Dem „Temps" zusolge soll die mit der Prüfung der ober- schlesischen Frage beschäftigte Sachverständigenkommission bis zum 7. August ihre Arbeiten abgeschlossen haben. Italic» und Oberschlesien (Eigener Drahtbericht der „SSchs. B o l k s z e t t g."s Rom, 3. Auaust. Im AuSwärtigcn Ausschuß in Rom wurden gestern die oberschlesi'chen Fragen besprochen. General de Marini betonte in seiner Aisivrache dort, daß die unierirdischen Schächte in Oberichlcsicn durch dar Grenzgebiet liefen und einen technischen Zu sammenhang de» Industriegebiete» herstelle. der eine Teilung uu» möelich mache. SO Piozent der dortigen Bergwerke und Fabriken seien außerdem im Besitz von Deutschen. Es wurde auch begrüßt, daß Deutschland angebotcn habe, italienische Arbeiter in de» dortigen Bezirken zn verwenden. Man ist der Ansicht, daß »ach der Ermor dung von italienische» Soldaten durch die Polen eine Zusammen arbeit der Italiener mit den Pole» unmöglich iei. Da» einzige Zugeständnis, das anscheinend Italien zu machen gewillt ist, besteht in der Znerkennurig de« Grenzgebiete« Myslowitz an Polen. Der Außenminister Torelta enthielt sich in seiner Red« jeder genaueren Angabe der italienischen Ziele. An» seinen Ausführungen war jeooch erkennbar, daß Italien sich durch die vuticuropäische Pol tik Frankreich» gezwungen fühle, sich dem Standpunkt Englands anzuschließen. Di« tschechoslowakischen Ansprüche ans Oberschlefien (Eigener Drahtbericht der „Sächs. Volkszeitg." Prag, 3 August. Anläßlich einer JnIerveSationsbeantworliing erkläite Außenminister Dr. Binesch, die Grenze der Tschechoslowakei! mit Oberschlefien für unbefriedigend. Sowohl strategische, wie Zoll- grenzrücksichien foiberten dringend ihre Berichtigung. Besonders Wichtig sei für die Tschechoslowakei die Erwerbung von 16 Gemeinden mit Trottau (an Troitau grenzt der rein deutsche Kreis Leobichütz). Die tschechoslowakische Regierung ermangle nicht bei jeder günstigen Gelegenheit auf ihre Ansprüche himmmisen. Die Wahl des ge eigneten Augenblicks und die geeigneten Mittel bleiben einem späteren Zeitpunkt Vorbehalten. Frankreich entgegenkommender? Berlin, 2. August. Der Pariser Korie'ponbent der „B. Z." hat aus Gesprächen mit mehreren führende» politischen Persönlich keiten Frankreichs den Eindruck gewoi ncn, daß die französissie Stellung in der oberschlesischcn Frage etwas entgegenkommender geworden sei. Der Grund dafür sei die Erkenntnis, daß die letzten dplo- matischenNklionen praktisch nicht glücklich waren. Man wolle Deutsch land cntgegenkommrn und sich auf die zweite Sforzalrnie -n einigen versuchen. Diese Linie wird verschieden anaegrben- Sie würde aber immer den Verlust Beuchen» und einiger Werke in der östlichen Umgebung von Kaltowitz und Königshülte. mbm dem Ver- lust von Vleß, Tarnowiy und Rqbnik bedeuten. Um aber Deutsch land die Annahme dieser Entscheidung zu erleichtern, wäre Frankreich geneigt, daß Zugeständnis zu wachen, denr Industriegebiet für mehrere Jahre eine gemeinsame deutsch-polnische WirtichaitSr gieriiua, allenfalls mit einem EntenteschiedSmann zu geben, da die polni'che Verwaltung zugestandenermaßen viel schlechter sei als die deutsche, und da die Gefahr bestehe, daß der polnische Teil de» Industrie gebiet.» sehr bald verkommen würde. Paris, 3. August. Briand hat die Einladiingen an die ver schiedenen Mächte die im Oberste» Rat vertreten sind, zu dessen Sitzung am S. d. Mi», noch nicht abgcsandt. Er wartet noch die Festsetzung der Tagesordnung ab, um zu wissen, welche Mächte zu dieser Beratung mit den vier Gioßmächten zu berufen sind. In zwischen fehl die Interalliierte Sachvcrständigen-Komunssio» die Prüfung der obe'schlesischen Frage im Gehe men for . Das Kabinett Wirih und Oberschlefien Hammrg, 2. August. Die Neue Hamburger Zeitung ver- öffentlicht ei« Zuschrift von sülirender parlamentariicher Scite. worin zur Frage de» Rücktritt» der Kabinett» Wirth Stellung genommen wird. Unter Berufung auf die bekannten Aeußerungen de» Reicb»- ianzler» und de» NeichSjusti,Ministers stellt die Zuschrift fest, daß sich das Ministerium vollständig klar über die Notwendigkeit seine» Rück tritt» sei, falls er in der oberschlesische» Frage und in der Angelegenheit der Zwangsmaßnahmen keinen Erfolg erzielte- Es wird hinzugesügt. da» Parlament teile in seiner übergroßen Mehrheit den Standpunkt der Regierung und werde nichts tun, um die Folgerungen hinlanzuhallen, die die Regierung selbst z» ziehen entschlossen sei. Wörtlich beißt er dann: Von der Entscheidung über Oberschlestm und die Sanktionen hänge also da« Schicksal des Kabinetts Wirt>i, da» Schicksal Deutschland» und darüber hinan» eines grobe» Teiles der Welt ab. Diele Eutscheidung würde aber »ine vernichtende Wirkung nicht nur ausüben, wenn sie zuungunsten Deutschlands und der Gerechtigkeit erginge, sondern auch wenn sie ganz oder zu einem wesentlichen Teile hinauSgezögert würde. Eine Weiler« Verschleppung, sei eS eurch Verschiebung der Konferenz, sei e» auch durch internationale Verwaltung de» Industriegebietes unter Aussetzung der endgültigen Zuteilung, wäre ebenso unerträglich, wie eine positiv« ungünstige Entscheidung. Der hl. Stuhl und Oberschlefien Ter »Schief. Voltszrg." wird von ihrem Mitarbeiter anS R v in hierzu folgende« geschrieben: Tas Nittr nahestehende, kirchenpoliiisch oft sehr gut untec- richiete Blatt „I l P a e s e ", gibt uns in seiner Stummer vom L8. d. Mt«, unter dem Titel .Schiffbrnch der Politik des Kardinals Ratti" Kenntnis von den überspann ten Forderungen der Polen, womit diese den Hl. Stuhl drangsalieren. Wenn der Vatikan entscheiden würde — bemerkt mit Recht das erwähnle römische Mvrgenblatt — wie die Polen es be gehren: Exkardinatwr.' eines Teiles Schlesiens von der Diözese Breslau, dann würde er einen politischen Akt von solcher Trag weite vornehmen, daß seine Neutralität dadurch in Frage gestellt würde. Die Zusammensetzung der Diözese Breslau, wie sie vor dein Kriege bestand, heißt es weiter, sei nicht mehr nach dem Geschmack der schlesischen Polen, die weiterhin nicht mehr von dem deutschen Kardinal, Fürstbischof Bertram, abhängen wollen. In Rom sorge nun die französische Politik dasür. daß die An liegen der Polen Oberschlesiens kräftig unterstützt würden, was natürlich den Hl. Stuhl in nicht geringe Verlegenheit setze, da er solange nicht über die Festlegung der kirchlichen Grenzen Schle siens eine Entscheidung zu treffen gedenke. bis nicht die euro päischen lkkichte sich endgültig über das Sch'cksat dieser reichen und vielumstrittenen Provinz geeinigt hätten. Di« durch die Pariser Umtriebe in ihrem Vorhaben bestärkte polnische Regie rung habe zwei kategvrisck»« Wünsche dem Hl. Stuhl vorgelegt. Der erste ziele darauf hinaus, daß der Papst den polnischen Klerus „begünst-gen" möge; das zweite Verlangen der polni schen Regierung handle sich um die „Substitution de» allzu deut schen, pangermauistischen Kardinal» Bertram und seines Weih- -ischofS Msgr. Wojeieck". Der Pichst — so erklärt da« „Paese" — habe aber die beiden Anliegen nicht in Betracht ziehen können, wie sehr sie auck> vom Botschafter. Senaior Jonnark befürwortet worden »eien; Benedikt XV. habe vielmehr jede Entscheidung über Ober schlesien bi» zu jener Stunde vertagt, in der der Oberste Rat der interessierten Rationen Ach über die endgültige Losung der heiklen Frag» schlüssig geworden sei. Di« polnische Presse sei natürlich wütend darüber, sie greif« den Papst, La» Staatssekre tariat und die ganze Politik de« Hl. Stuhle« an. die sie als treu» lo» und deutschfreundlich bezeichn«. „So hat nun" — heißt e« am Schluß --> „ave« da», wa» man unter der „trefflichen Politik" de» Apostolischen Delegaten, de« heutigenKavdinal» Achill« Ratti verstand, eitel Schiffbruch gelitten an den Klippen der noch nicht erfolgten Austragung der oberschlesischen Frage und an den unersättlichen polnischen Gr« lüsten! Daß die» so kommen mußte, war Schicksalsbestimmung." Ein weiterer Beweis dafür, daß die poinische Politik beim Hl. Stuhl nicht durckge^rungen ist, besteht in der Versetzung des beim P-.?st beglaubigten polnischen Gesandten Wjerusz Kowallki nach dem Haag. Der Diplomat ist in Abschiedsaudienz vom Hl. Vater empfangen worden. Vor dem vierten polnische« Aufstand BreSla», 8. August. Wie au« zuverlässiger Quelle verlautet, hat einer der bekanntesten oberschlesischen Magnaten einem seiner politischen Freunde mitgeteilt, daß der vierte Aufstand der Polen unter eifriger Unterstützung der Franzosen voraus sichtlich in den allernächsten Tagen beginnen werde. Es bestehe die Befürchtung, daß es bei diesem Aufstande nicht blei be» werde, sondern daß die Polen die Gelegenheit benutzen, nun mehr mit ihrer regulären Armee in Oberschlesien einzumarschieren. Weiter wird gemeldet, daß die Polen unter freundschaftlicher Assistenz der Franzosen und ruhigem Zusthauen der Engländer in das Schloß des Herzogs von Ratibor eindrange». Sie gaben vor, den denischfrenndlichen Erbprinzen gefangen nehmen zu wol len. Die polnischen Banden plünderten das Schloß und gingen sogar so weit, die anwesende» Damen des wenigen Schmuckes, den sie trugen, zu berauben. Einer der fürstlichen Frauen, die ans dem Schlosse ihrer Verwandten zn Bestich weilte, wurde der Trauring vom Finger gezogen. Nur das Herannahen italieni scher Hilfe bewahrte die Familie vor weiterem Unheil Polnische Drohungen Die „Telegrafen-Union" verbreitete eine Meldung aus Warschau, wonach in Beantwortung einer Jnierpellation der Pouiische Ministerpräsident in dorligcn Reichstag (Sejm) er klärt haben soll, daß der „augenblickliche Stand der oberschle sischen Angelegenheit nicht dazu angetan sei, Polen zu befrie digen. Wenn der Oberste Rat in seiner Sitzung am 4. August eine Enftcheidnng treffen sollie, die den Bestimmungen des Ver sailler Vertrages znwidcrliufe und die polnischen Interessen gefährden, sähe sich die poln'sche Negierung gezwungen, sich hin sichtlich der Erfüllung der Entscheidung des Obersten Rates über Oberschlcsie» freie Hand vorzubchaltcn." Nach polnischer Auffassung läuft natürlich jede Entschei dung den Bestimmungen des Versailles Vertrages zuwider, die nicht den Wünschen des polnischen JmpcrialiSinns entsprechen, das heißt, die nicht den weitaus grössten Teil Obcrschlesiens, vcr allem das Jndustriegebwt, entgegen der Abstimmung Polen zusprcchcn. Sollte diese Erklärung des polnischen Ministerprä sidenten sich bewahrhiiten. 'o dürfte sie zweifellos ans enttäu schende Mitteilungen KorfanipS aus Pari-Z znrückzuführen sein, denn die Abfuhr, die. sich Korfanip in Paris geholt hat, war doch zu deutlich »nd schmerzlich. Im übrigen aber scheint der französische Rat an Kcrfantp, nicht wieder den Weg des bewaff neten Widerstandes z» besstreiten, in Warschau wenig Einoruck zu machen. Die Worte des polnischen Ministerpräsidenten Witos zeigen aber auch wieder, wie unberechtigt die Anschuldigungen Briands in der letzten Note an Deutschland sind und wie be rechtigt die deutsche Note uni ihrem Hinweis ist, daß die Gefahr füi Oberschlcsie» und in Oberschlesieu lediglich von polnischer Seite droht. Man darf 'aher ans den neuen gemeinsamen Schritt Englands und Italien?-, der sich nach den neuesten Mel dungen dem französischen Schritt in Berlin anschlieszen soll, recht gespannt sein. Die Meldungen, die darüber vorläufig nur aus französischen Quellen fließen, sind immerhin mit einiger Vor sicht zu genießen. Die Tagung des Obersten Na*es Paris. 2. August. Lloyd George und Lord Cnrzon treffeu bereits am Sonntag in Paris ein. Auch Marschall Wilson wird au der Konferenz teilnelnnen, während Balfour verhindert ist. Außer Frankreich, Großbritannien und Italien werden, nach Informationen des „Maiin", noch Belgien, wahrscheinlich auch Südslawien »nd R u m ä n >' c n eingeladen werden. Wenn das Oriciitprvblem zur Svrache kommen soll, soll auch Griechenland gehört werden, lieber die einzelnen Frage» nrrteilt der „Matin" in folgender Weise: O b e r sch lc s i e n, das wichtigste Problem, wird wahrscheinlich nur eine pro visorische Lösung durch die Annahme des englisch-italieni schen Vorschlages für die vorläufige Teilung und die engere Ab grenzung des besetzten Gebietes erhalten. Frankreich könne aber auf diesen Vorschlag nur dann eingesten, wenn die Abstimmung?« ziffern der so geteillen Gebiete bei der endgültigen Lösung berück sichtigt würden, lieber die Sanktionen heißt es wörtlich: Frankreich erkennt an, daß nach der Einsetzung der Garantiekom mission die wirtschaftlichen Sanktionen und die Zollgrenze am Rhein dem allgemeinen Kontrollshsteni angepaßt werden können, das seit dem Ultimatum zur Annahme gekommen ist. lieber die Bestrafung der K r i c g s b e sch n ld i g t e n solle auf Wunsch Belgiens gesprochen werden. Paris, 2. August. Der Londoner Vertreter de-Z „Newhork Herald" teilt mit: Trotz der optimistischen Haltung, die Llotzd George gestern zur Schau getragen habe, heiße es, er sei sich vollkommen bewußt, daß hinter mehreren Punkten der Tagesord nung deS Obersten Rates viel Explosivstoff verbor-t gen sei. Er beabsichtige jedenfalls, in Paris dabei zu sein, selbst wenn die irische Frage diese Woche geregelt werden sollte. Es sei wahrscheinlich, daß die Bekanntgabe der Regelung bis zur Rückkehr des Premierministers aufgeschoben werde. Die Kohlenlieferungen Pari«, L August. Die Rev aratI o nS kommt ssi o n hat den Grundsatz ausgestellt, daß die Alliierten hinsichtlich der »ach dem Frieden-Verträge von Deutschland zu liefernden KoLle berechtigt sind, die Qualität der Kable in demselben Vckhälliii» zu verlangen, wie sie in Deutschland selbst verbraucht wird. Außerdem dürfen nach einem Beschluß der Kommission die Alliierten gewisse Kohlensorten, für die sie kein Bedürfnis z» haben glauben, durch andere auStanschen lassen. Nach einer Mitteilung de» TempS hegt da» französische Mini sterium iür öffentliche Arbeiten seit längerer Zeit den V'an, zwischen den franzäsischen Verbrauchern und dem deutschen Syndikat direkte Beziehungen Herz,«stellen, und hat bereit» eine Zusammenkunft zwischen den beideiseitigen Vertretern veranlaßt. Die Kohlenlieserungen sollen jedoch unter Kontrolle de» Büro» der geschädigte» Kohlengrubcn bleib.n, um Hebelsteuerung »nd ungleichmäßig« Behandlung der verschiedenen Berbranchergruppen zu vermeiden. Di« Konferenz »er alliiert««» Fiaanzministe» Pari«, 2. August. Die bereit» mehrmals angeregte Kon. der alliierten Finanzminifter wird anfangs nächster Woche, wahrscheinlich am kommenden Dienstag, in Pari» „isammentreten. Auf der Tagetordnmig der Konferenz steht die Berteilung der deutschen Entschädigung. Eft»e amerikanische «bordnuns in Pari» Pari«, 2. August. Briand empfing heute vormittag eine amrrikanische Abordnung der Internationalen Handelskammer, die eben erst von einer Reise durch Deutschland zurückgekommen war und gestern mit Doumer und Loucheur Besprechungen gehabt hat. Man zlaubt, daß im Laufe dieser Besprechungen folgende Fragen ange- chniiten worden sind: Flüjsigmachung der deutschen Schuld, Regelung der interalliierte» Schulden, Stabilisieruni der Wechselkurse in Mitteleur»pa. Die Hungersnot in Rußland Kopenhagen, 3. August. „Politiken" berichtet au» Riga: Amtlich wird mitgeteilt, sie Cholera im Gouvernement Sa mara wüte furchtbar. Allein in der Stadt Samara kämen tag. lick 400 neue Fälle vor. Eine ungeheure Anzahl flüchtender Eltern Lat ihre Kinder znrückgelassen. Im Gouvernemcnt Ca- mdra gibt es bereits über 40 000 solcher verlassener Kinder. Trotzki erklärte in einer Unterredung, daß das verbreiicie Gerücht von einer Mobilisierung Sowjetrnßlunds gegen Polen, Rumänien und Lettland eine freche imperialistische Lüge sei, sa die rote Armee zurzeit drei- bis viermal schwächer sei als vor acht Monaten. Dagegen würden viele neue Offiziersschule» ec- richtet, um die Schlagferligkeit des Heeres zu verbessern. Weiter veröffentlicht „Politiken" eine Petersburger Mcl. düng, wonach dort Gerüchte verbreitet seien, daß die Sowj-l« rcgierung gegenüber den Menschewiki erklärt ha «, daß sie der Lage in Rußland nicht gewachsen sei. Sie 'ei bereit, mit allen Parteien das Schicksal Rußlands zu bestimme» und verlange, daß das eingesetzte Hilfskomitee, worin die Bolschewik! nur schwach vertreten seien, die Macht übernehmen soll. Das Moskauer Blatt „Jswestija" meldet: Die Zahl der hungernden Bewohner Ostrnßlanks, die auf Moskau mae. schieren, beläuft sich auf über sechs Millionen. Sie überschwcni. men die Gouvernements Tanibow, Pensa und Woronesch »nd bewegen sich ohne Aufenthalt vorwärts. Am 20, v. MtS. erreich, tcn sie die Stadt Tambow. Nachdem sie die ihnen entgegenge. sc »dien Truppen in die Flucht geschlagen hatten, plünderten sie alle Vorräte und töteten sämtliche Pferde der Kavallerie, Feuer» wehr und Droschken. Eine Untersuchung ergab, daß die Trug. z«n, denen der Schutz der Stadt anvertraut worden war, sich weigerte», auf die Menge zu schießen. Das Ende der Sowjet-Regierung Kopenhagen, 2. August. „Poliliken* veröffentlicht eine P ter»« burger Meldung, wonach dort Gerüchte verbreitet seien, daß dt« Sowjet-Negierung gegenüber den Menschewiki erklärt habe, daß sie der Lage in Rußland nicht gewachsen sei. Sie sei lnrcit, mit allen Parteien da« Schicksal Rußland» zu bestimmen, und ver- lange, daß da» eingcsetzle Hilfskomitee, worin die Bolschewist nur schwach vertreten seien, die Macht übernehmen solle. Amerikanische Hilfe für Rußland London, 8. August. Hoover erteilte dem in London wei lenden Leiter des amerikanischen Hilfswcrkes für Europa den Auftrag,.sich sofort nach Riga zu begeben, um mit den russisc! :n Sowjetbehörden über die Einleitung eines amerikanischen Lc« beiismitteltransportcs für Rußland zn verhandeln. Hoover iciüe mit, daß die Lebcnsmittelsendungen über Danzig gingen. Si« könnten im Einvernehmen mit Rußland sofort beginnen. Er schätzte 8i« Aufwendungen, die das amerikanische Hilfswerk », Rußland erfordere, auf —1Z6 Milliarden Dollars monatlich. Die erste Lebensmitielsendung gehe wahrscheinlich nach Peicio» bürg. Außer Lebensmitteln würden auch Arzeneien gesandt werden. Unterschlagung (Eigener Drahtbericht der „Sächs. VatkSzig.l Berlin, 3. August. Ein Slandal, der allem Anschein rech ans die nach dem Uuabhänaiaen Parteitag in Halle entstand»,en Differenzen zwischen Unabhängigen und Kommunisten zurückzuistlrcn ist, ist von der Berliner Gewerkschastskommissioil cmfgedeckt wowcn. Wie sich jetzt herausstellt, haben zwei kommunisisiche Treuhänder Karl Eckert und Kan Hagen da» gesamte Vermögen der Nntcr- stütziingskommiision in Höbe von 845 000 Mk. unterichlagen und zu diesem Zwecke die Bücher und den Geschäftsbericht gefälscht. Eine rvsktere Heraufsetzung der Mieten (Eigener Drahtbcricht der „Sächs. VolkSzeitg.") Berlin, 3. August. Wie aus Essen gemeldet wird, bemerkt in einem Bescheid an den Verbandspräsidenien des Siedlnngs- bezirkes Nuhr-Köln-Bezirk der preußische Minister für Volks- Wohlfahrt, daß durch neue Steuern sich voraussichtlich noch ui diesem Jahre eine ganz wesentliche Heraufsetzung der Miele» nicht wird vermeiden lassen. Um so mehr müßten jetzt auch mit Rücksicht für die bevorstehenden schweren Allgemeinlasten f>> >- zicllcr Art alle Belastungen vermieden werden, die nicht nutze, dingt notwendig seien. Hierbei hat der Minister die Erhöhung der Miekzuschläge im Ange die jetzt allerorts erstrebt wird. Die Helgoländer Denkschrift Wir haben vor einiger Zeit bereits auf die Bestrebungen Helgolands nach Selbständigkeit hingeiviesen. Jetzt hat die 62ec Kommission der Insel Helgoland eine Denkschrift über die Gründe des Selbständigkeitswillens der Insel vorbereitet. Es worden zunächst die Schwierigkeiten der Helgoländer geschildert und Bescherwe geführt über das „Unverständnis und den Bureautratismus der Berliner Regierungsstellen". Gewiß ist znzngeben, daß besonders die Helgoländer schwer unter dem Kriege und seinen Folgen gelitten haben. Aber daö alles recht fertigt nicht die Art und Weise des Vorgehens der Helgoländer, die sich in der Denkschrift zu ganz unzweideutigen Drohungen Hinreißen lassen. Es heißt da u. a.: „Wer auf die Insel kommt, ist erstaunt über den Umfang der täglich anwachsenden Erlnite- rnng und Entfremdung gegenüber Deutschland. . . . Der Helgo länder verliert den Glauben, daß er von Deutschland Würdigung seiner Sorgen und Nöte erlährt. DaS wirbln Folgen führen, die das deutsche Reich zu spät bedauert, wenir sie in Erscheinung treten. . . . Bei den Helgoländern schlägt es jetzt 12, nur Einsicht in letzter Stunde kann verhüten, daß ein heftiger und endloser Konflikt unabsehbare Wirkungen nach sich zieht. Die „Deutsche Zeitung bezeichnet dnS Verhalten der Helgoländer als eine glatte Drohung mit Hochverrat und ruft nach dem StaalS- anwalt. Man darf erwarten, daß die RcichSregierung alsbald zu dieser Angelegenheit in der Oeffentlichkeit Stellung nimmi. Selbstverständlich kam: nicht entfernt davon die Rede sein, daß Helgoland dem Urtwl des Völkerbundes oder einzelner auswär tiger Nationen unterstellt wird. (Die Helgoländer selbst haben die englische Regierung angernfen. D. Red.) Der Schritt, dc,.i di. Helgoländer getan haben, bleibt ein schwerer Fehltritt, selbst wenn man ihnen die Erregung über die schlechte Behandlung, die ihnen zuteil geworden ist, zugute hält. Kleine Nachrichten Ju der Bielefelder Industrie sind infolge'vou Ausschrei tungen gelegentlich des inwriiationalc» Jngendiagcs 9000 Ar- beiter anSgesperrt worden. Berlin. Unter der Leitung eines Vertreters des Reichsar- beitsministeriunis finden in Aachen erneute Einigungövcrhand- lungen zwischen Arbeitgebern und Angestelltenverbänden des Steinkohlenbergbaues statt. Nürnberg. Der seit einigen Tagen tu der Nähe de» Zoll hauses wütende Waldbrand konnte noch nicht gelöscht we.ocn. Wenn e» nicht gelingt, des Feuers Herr zn werden, droht den Bewohnern in der Nähe des Schießplatzes Gefahr. Bietigheim (Württemberg). Hier sind acht Wohnhäuser und vier Scheunen niedergebrannt. Der Schaden wird ans eine Million geschätzt. Wien. Eine Blättermeldung ans Aussig besagt: Im Verlaus» einer von 160 tschechischen Legionären veranstalteten Protest« Versammlung kain e« zn Ausschreitungen gegen deutsche Passanten, die von den Tschechen mißhandelt wurden, ohne daß die Polizei rinschritt.
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