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Nr. LW 20. Jahrg. Fsvmsprecher: Vidakt«,n 32723 - Geschäst»st«ve 32722 Postscheckkonto: Dr«»de« Nr. 14797 SüÄllsctie Donnerstag, 4. August 1921 Redaktion «nd veschiiftoftetler Dresden »A. 16, tzolbe'nftrast« 4O ve,u,»t»r«t»« vt«rte»lt»rllq sr«l Hau» «u»«ab« L mit illuslrlerter Dellag» 1«7S s». «»»gab« « »1.S8 ^ «i»lch>i«b>tch PollbeslrUgcld. Prei» der Einzeln,minier SN Die Söchsilchs BolkSzeiiinig «icheint an allen Wochentagen nachm. — Eprechslunde der Nednttion: S bi? 0 Uhr nachm. Anzeige», Annahme von GelchiistSan,eigen bi» IN Uhr, von Familienanzeigen bi» Il Uhr vonn. — Prei» sür dl« Pettt-SvaUzcile aller Anzeigen ISO im Neklametetl Ü.SO^l. — Für undeutlich gelchriebene, sowie durch Fernsprecher ansgegebcne Anzeigen lünnen wir die Verantwortltchleit für dt« Richtigkeit de» Lexte» nicht übernehme» PlWMlMUW dkl KMkSMlik Von einem parlamentarische!: Mitarbeiier wird uns ge schrieben: Wohl kaum eine andere Partei im deutschen Vaterlands ist durch die Revolution nnd die nach ihr folgenden politischen, parlamentarischen und wirtschaftlichen Umgestaltungen so sehr ir> Mitleidenschaft gezogen worden, wie die Mehrheitssozialdemo- kralie. Sie ist äußerlich und innerlich gespalten, und der Zer- setzungsprozes; hätte einen viel größeren Umfang genommen, wenn nicht die harten Gesetze des Krieges die zersetzende Agi tation, die von den aligesvlitterten Gruppen betrieben wurde, erheblich eingeschränkt hätten! Es konnte auch nicht ausblei- bcn, daß gerade die Sozialdemokratie die schwersten inneren Wandlungen durchmachen mußte, nachdem sie gezwungen war, ihre Theorien i» die Praxi» umzusetzen. Das Gros der alten Sozialdemokraten hat den demokratischen Gedanken unter vielen Widerwärtigkeiten hochgehallen. Die Schwierigkeiten vervielfäl tigten sich aber in Betrachtung der Tatsache, daß die Sozial demokraten früher in reiner Oppositionsstellung standen und dadurch auf die Pflege dieses demokratischen Gedankens keinen Wert legten. Da» rächte sich nun bitterlich. Von der sozial demokratischen Masse verlangte man nun eine plötzliche Neu orientierung, die nach aller voranfgegangenen Agitation, wie überhaupt nach der politischen Orientierung der Wählerschaft ohne schwerste innere Krise gar nicht herbeiznführen war. Da zu kam, daß eine unreife Wählerschaft sofort von der Sozial demokratie geradezu politische und wirtschaftliche Wunder er wartete, daß sie «S gar nicht verstehen konnte, daß die Sozial demokratie, nun einmal zur une.ngeschränktcn Macht gelangt, nicht die Fähigkeit haben sollte, alle sozialdemokratischen Wünsche und Forderungen gegen Bourgeoisie und Kapitalismus in die Tat umzusehen. Keine andere Partei hat es schmerzlicher erfahren als die Sozialdemokratie, wie bitter es ist, theoretischen Wünschen und Forderungen die reale Tat folgen zu lassen. Die radikalen Gruppen .diejenigen, die glaubten, die Macht nützen zu sollen ,und zu können bis zur restlosen praktischen Verwirklichung ein- gebildeter oder wirklicher Ansprüche, schieden sich unter heftigen Kümpfen von der Mutterpartei. Die schiefe Bahn, die einmal betreten war, führte immer weiter abwärts. Und so sehen wir «üben radikalen Gebilden überradikale Formationen entstehen, die sich gegenseitig in wildem, gehässigem Kampfe befehdeten und die alles daran setzten, uni die Massen durch Ueberbieten in radikalen Forderungen zu übertreffen. Wir erlebten dann die Propaganda der Tat, den Kommunismus, den Bolschewismus, nnd alle zusammen arteten schließlich in Anarchismus und Shn- vitalismus aus. In solche aufreizender und aufpeitschcnder Strömung, die das gesamte politische, aber auch wirtschaftliche Gebiet umfaßt und durcheinander schüttelt, suchte die Sozialdemokratische Par te» durch neues Programm sich festen Boden unter den Füßen zu schaffen. Das Erfurter Programm mar gewissermaßen ein Glaubensbekenntnis, aber es bildete kein Mittel für die prak tische Arbeit. Es gab Richtlinien, mehr agitatorischer Natur, dw gut sein mochten zur Jnteressierung, Gewinnung und, mag man auch sagen, zur Begeisterung großer, zu ebenem Urteil un fähiger Massen. Daß die kleinen Geister der Sozialdemokratischen Partei diese Richtlinien zu einer Auspeitschung und Aufhetzung der Gemüter benutze», soll ihnen nicht ohne weiteres verdacht werden. Sie alle find mit diesem Beginnen heute unter die Räder gekommen. Nun will die Sozialdemokratie sich für ihre pelilischparlamentarische. wirtschaftliche und Var allem ugitaz torische Arbeit im Lande und Volk», feste Ziele stecken, die den veränderten Verhältnissen angepußt sind. Die vor allem der Tatsache Rechnung tragen sollen, daß heute die Sozialdemokratie eu> mitbestimmender Faktor in unserem gesamten politischen und wirtschaftlichen Leben geworden ist. Ob wir das beklagen oder nicht, steht hier nicht zur Rede, wir müssen mit festen po litischen und wirtschaftlichen Tatsachen nun einmal rechnen. Aber schon der Versuch, eine solche Basis für praktische Arbeit sich zu schaffen, ist für die Sozialdemokratie ungemein schwer geworden, ja. man darf den ersten Versuch, der sich jetzt in der Abfassung eines Programms äußert, als gescheitert be- tiachten. Dieser erste Entwurf ist nur von de» sogenannten Parteigrößen angefertigt und begutachtet worden. Seine Ber- ösfentlichung hat nicht nur bei den Parteiorganisationen nnd der Parteipresse, sondern selbst bei führenden Persönlichkeiten der Mehrheitssozialdemokraiie eine herbe Kritik erfahren. Man sah mit einem Male, wie wm,iz Verbindung diese Programm sätze mit den lebendigen Kräften des Volkes, und, vom sozial demokratischen Standpunkte aus gesehen, mit den Anhängern der Sozialdemokratie im Laude nnd ihren wirtschaftlichen, sozia le», politischen und kulturellen Wünschen halten. Die Sozial demokratie beabsichtigie, dieien Pcogrammentwnrf schon auf ihrem diesjährigen Eörlitzer Parteitage zur Debatte und zur Entscheidung zu stellen. Sie ist jedoch inzwischen von diesem Wane abgekommen, denn man hat eingcsehen, daß eS »»mög lich ist, ei» solches Programm, das mehr oder minder ei» Misch masch von Phrasen darstellt, einer immerhin nach Millionen zählenden Wählerschaft anfzupfropfen. Man wird daher auch jetzt noch keine Entscheidung über das sozialdemokratische Pro gramm vornehmen. Vielmehr wird der Görlitzer Parteitag nur mit den Grundlinien dieses Programms sich beschäftigen. Diese werden dann den Parteiorganisationen im Lande zur Diskussion uud Begutachtung vorgelegt, und die Summe der Aeußerungen Md dann zur Basis für das endgültige Programm genommen. DaS Schicksal, das die Programmbcratiingen innerhalb der sczialdemokratischcn Partei nehmen, ist ungemein lehrreich, und zwar für alle. Parteiprogramme stampft man nicht aus dem Boden, Programme verfaßt „aiin nicht, Programme diktiert man nicht, Programme werden. Sie werden von innen heraus, dus dem ganzen Geist der Verhältnisse nnd ans ihrem ursäch- l'ckien Zusammenhänge. Der Sozialdemokratie wird es linge- diein schwer, von den alten Traditionen, namentlich aber auch von denen ihrer Agitation sich frei zu machen. In dieser .Hin sicht schleppt sie Ketten mit sich, deren sie auch durch ein »och sowohl gefaßtes Programm nicht ledig werden kann. Es be- deutet geradezu ein politi'ches Problem, wie die Sozialdemo- ktaiie mit ihren Programmschnierzen zuwege kommt, und wie sie, entgegen einer fruchtlosen, »ppositionellen und nur nicder- rcißenden Kritik von ehedem das Verhältnis zu ausbauender praktischer Arbeit Kn Staate und nicht allein für die Partei, sondern für das ganze Volk gewinnt. Ultimatum und Deutsche Volkrspartei Unter obiger Ucberschrist ergreift nun auch der Führer der Deutschen Voltspartei, Abg, Dr. S t r e s e m a n n, das Wort, tun zu den von ihm gel geistlich des Londoner Ultimatums geführten Verhandlungen mit der englischen Botschaft bezw. der englische» Regierung, Stellung zu nehmen. Abg. Slresemaun betont dabei u. a., das! von einem Briefwechsel zwischen Lloyd George und ihm, wie es in der amerUauischeii Darstellung, der bekannten Veröffentlichung des „Ney?>ork Harald", gelautet hat, keine Rede sein könne, ebensowenig von Unterredungen zwstchen Lloyd George mit ihm noch mit einem anderen deutschen Poli- kiker oder Staatsmann. Es habe sich lediglich um einen Aus tausch von Fragen und Antworten n> der Form eines Memoran dums gehandelt, das au die Berliner englische Botschaft gerich tet und von dieser an das Auswärtige Amt in London weiter geleitet worden sei. Tw Antwort selbst sei dann einen Tag nach der Annahme des Ultimatums ihm, dem Abg, Stresemann, von dem Berliner britischen Botschafter mündlich erteilt worden. Da diese Antwort in der nächsten Zeit, besonders bei der bcvor- sicbenden neuen Botschafterkonferenz doch immerhin noch von Bedeutung ist und auch bei vieler Gelegenheit nnd vielleicht noch, wenn es Frankreich gelingen sollte, die Sanktionen noch weiter aufrecht zu erhalten, künftig eine gewisse Rolle spielen wird, so möchten nur sie doch nach den Ausführungen des Abg. Stresemann hier anfügen: „Die Antwort war in Bezug auf die Stellungnahme der englischen Regierung zu der Frage der Auf hebung der Sanktionen einwandfrei zufriedenstellend, betonte bezüglich Oberschlesiens die Bedeutung der wirtschaftliche» In teressen, deren sich England bewußt sei, nnd verwies im übri gen ans eine lovale in.d gerechte Anwendung des FrievenSvcr- tiageS von Versailles. Zufriedenstellend war, was die englische Stellungnahme anbetrifft, weiter die Antwort der britischen Regierung wegen der weiteren beiden Fragen, die sich auf wirt schaftliche Bestimmungen des Ultimatums bezogen." Doch das nur nebenbei. Uns interessiert an de» Aus führungen Stresemanns das, was er über die Stellung des Zentrums zum Ultimatum sagt. Nach seiner Darstellung ist voll ihm „die Anregung", festi'.istetn'n. ob bei Annahme dev lUtiui»- tnins Zugeständnisse der Entente, namentlich wegen Aufgabe der Sanktionen und betreffend Oöerschlesieii zu erlangen sei» wür den, erst in der interfraktionellen Besprechung am Sonntag den 8. Mai zur Sprache gebracht worden. Als „aus den Erklä rungen des- Zentrums in duster Sitzung hervorging, daß die Zen- trnmssrakiion geschlagen für die Annahme des Ultimatums selbst als gesichert anznsehe» war, emoiabl ich", so führt Abg. Slresemann weiter ans. .zum mindesten nicht bedingungslos das Ultimatum hinznnehmni, sondern über vier von mir ge stellte Fragen eine Antwort der Entente herbeiznführen. Da der Vorschlag leider nicht allgemeine Zustimmung fand, son der» aus den Verhandlungen hervorging, daß die ZentrnmS- fraktion ihr Ja anssprechea würde, wurde diese Verhandlung nicht seilen? der Recoe'.ang.-barreien o.' nbm, sondern es Mi"v mir nur übrig, persönlich eine Slcllungiiahme herbeiznsühre», soweit dies innerhalb der zur.Verfügung stehenden Zeit noch möglich war." Diese erfolgte dann, wie schon oben erwähnt, d> rch Vermiltlung des ersten Botschaftsrates der englischen Botschaft: — der Botschafter selhst, Lord d'Abernon, war damals gar nicht in Berlin anwesend. Was »nn die Annahme des Ultimatums durch das Zentrum aulangt, so hat sich allerdings elu großer Teil der Partei für die Anuayme ausgesprochen, aber eine euogültige Stelluugualuue hatte sich die Partei, das war — soweit ovir unterrichtet sind -- der Wunsch aller Abgeordneten, Vorbehalten, »nd ein endgültiger Beschluß wurde tatsächlich erst am Mittwoch vormittag gefaßt. Man ging im Zentrum von dem Gesirlstspiiistte aus, daß eine Ablehnung des Ultimatums nur noch schlimmere Folge» für Deutschland haben und größere Repressalien »ach sich ziehen würde und daß Deutschland unter dem Druck der Entente schließlich doch nachgeben müßte, womöglich noch unter wieder verschärften Bedingungen. Dann dürfte man sich aber andererseits sagen — und das ist, soweit wir unterrichtet sind, nnch die Ansicht der gesamten Zcnlrnmsfraktion gewesen, und bei den Erörterungen wiederholt in die Debatte geworfen worden — das mit Annahme des Ultimatums das Pariser Abkommen mit seinen in Gejolg- schaft getretenen Sanltio >en von selbst hinfällig wurde, also die Annahme des Londoner Ultimatums automatisch die Aufhebung dieser Sanktionen nach sich ziehen wurde. Es war dies, wie nur aus der später eingetrofsenen Antwort der englischen Regierung ersehen, eine berechtigte Aunalstne. deren Verwirklichung bisher gegen den Willen Englands nnd Italiens nur durch Frankreich verhindert wnrde. Wenn nun aber der Abgeordnete Stresemann betont, daß die Zent» umsfraktion, wie ans den Verhandlungen im interfrak tionellen Ausschuß am 8. Mai hervorging, uneingeschränkt ihr Ja anssprechen würde, so kann dies - gewollt oder ungcwotlt - doch zu leicht zu Mißverstänanissen führen, nnd noch nachträglich geeignet erscheinen, die damalige Zentrnmspolitik in ein schiefes und falsches Licht zu rücke». Das Ultimatum, das am 6. Mai von der Entente Deutschland überreicht wurde, stellte bekanntlich sechs Tage Frist bis zur Annahme nnd betonte zu wiederholten Malen, daß die deutsche Regierung „ohne Vorbehalt und ohne Bedingungen" ihre Entscheidung innerhalb dieser sechs Tage wis sen lassen müßte. Es konnte also nur von einer Annahme oder einer Ablehnung des Ultimatums die Rede sein, und ans eine Annahme unter Bedingungen oder unter gewissen Vorbehalten würde sich die Entente, daS haben doch ähnliche frühere Vorkomm nisse gezeigt, gar nicht eingelassen haben. Es war also vom Zen- tnim die einzig richtige Politik, wenn es einmal zu der Ansicht gekommen war, daß bas Ultimatum angenommen werden müßte — nnd dieser Weg hat sich bisher nicht al» verfehlt gezeigt — aiese Annahme uneingeschränkt »nd bedingungslos vorzunehnien. Alle anderen Wege hätten nnr >» einer Erschwerung der Situation und einer weiteren Verwirrung der Lage gesührt. De»» wir müssen auch bedenken, daß es in stenen Tagen galt, möglichst schnell ein Kabinett zu sichern, da die alte Regierung Fehrenbach die Geschäfte ja nnr provisorisch führte. Diese Kabinettsbildung hätte sich aber zweifellos durch offizielle Unterhandlungen mit der Entente, oder hier besser gesagt, „bedingte Annahme de» Ultimatums" noch weiter verzögert und die Lage selbst wäre noch weiter unnötig erschwert worden. Daß zudem hinter den Kulissen ebenfalls im Sinne der Streseinannschen Fragestellung unverbind liche Unterhandlungen zwischen den Vertrauensleuten beider Par teien geführt wnrden, das darf man wohl als sicher annehmen. Es blieb also — daS sei nochmals betont — für das Zentrum in jenen Tagen nur eine bedingungslose Annahme oder eine strikt« Ablehnung des Londoner Ultimatum? übrig. Und hier war eS immerhin ein großes Opfer der Partei, aber auch ein großes Ver dienst um das deutsche Vaterland, daß sich die Zentrumspartei, wenn auch schweren Herzens, sür die Annahme des Ultimatums anssprach. Das bei dieser Gelegenheit nochmals zu betonen, dürste gerade gegenüber den obigen Veröffentlichungen Strese- manns geboten erscheinen. Eine Rede des Reichskanzlers in Bremen Breme», 2. August. In einer von etwa 5M> Menscheil be suchte» öffentlichen Versammlung, die von der Handelskam mer Bremen einbernfen war, sprach heute Reichskanzler Dr. Wirth über die wirtschaftliche und politische Lage. In kurzen Vegrüßungsworten drückte Vizepräsident der .Handelskammer Neb elthau die Freude ans, den südbeut? scheu Landsmann und höchsten Beamten de» Reiches in Bre men zu sehen, der durch sein Erscheine» das Interesse sür die alte Hansestadt am Weserstrom und damir für die kommerzielle Weltstellung Deutschlands bekunde. Die Stunde sei überaus ernst, Viele der Gegner versuchten, das deutsche Streben, durch Arbeit und Pslichtcrsüllung wieder emporzukommen, neuerlich zu vereiteln, Bremens Bürgerschaft sei bereit, sich um die Neichsregiernng zu scharen und mit ihr in die Welt hmanszurusen: Das deutsche Volk will sein gutes Recht, nicht mehr. Hieraus ergriff der Reichskanzler bas Wort zu fol gende» Ausführungen: Ich will keine Rede der Resignation, son der» der Ermnnternng halte». Die Losung heißt: Durch Arbeit zur Freiheit! Es handelt sich nicht um vergangene Illusionen der Macht, son dern um die tlcberzengnng, daß der Kern der Weltgeschichte ein moralischer ist. Breme» muß der Ausgangspunkt auch sür die Ge sundung des Welthandels sein. TieieS Wiedcransblühen ist nur möglich unter dein Gedanken des Rechtes, nicht unter dem Ge danken der Macht. Wohin der Machtgedanke führt, zeigt das traurige Schauspiel O b e r s ch l c > i e n s. Jede Stimme des Rechtes begrüßen wir mit Dank, ob sie von jenseits des Ozeans oder von jenseits des Kanals zu uns herüber kommt. Mit Dank barkeit höreil wir, daß ans de»! Munde fremder Staatsmänner der Gedanke von Glück und Wohlfahrt der Völker wieder ein mal össentlich zum Ausdruck kommt. ES wäre eine Sabota ge des großen demokratischen Ideals der Welt, wenn n i ch t d a S Recht, sondern die Diktatur nor - fantys in Oberschlesien zur Geltung käme. Alle Mächte moralischer Nainr rnten mit eherner stimme i» die Welt hinaus: Rettet de» Gedanken der Selbstbestimmung der Völker, der Demokratie und dee Freiheit, wenn ihr das un glückliche Europa nicht endgültig dem Untergang weihe» wollt! Sieben Fahre sind dahin gegangen seit der Uiiglückostnnde jenes ersten Ultimatums. Toll das »e»e Ultimatum neue Zerstörungen über Europa bringen? Europa kann nicht noch einmal durch neuen Wirrwarr hindurch gesührt werden. Todesschatten lagern über dem Kontinent, der der Bringer des Lichtes nnd der Frei heit sür die ganze Welt sei» müßte. Leider regieren in Warschau politische Leidenschaft und grenzenloser Hochmut, der die Welt nicht zur Ruhe kommen lassen will. Bremen war einet der Orte, von denen die deutsche stnliur nnd deutsche Arbeit in die Länder des Ostens getragen wnrden. Deutsche »nitur, deutsche Zivili sation nnd deutsche Wohlsaliriseiiuichtnngcn stehen in Oberschlesien ans dem Spiel. Oberschlesien hat unter der dcntiche» demokra tische» Freiheit andere Tage gehabt, als unter der Herrschaft polnischer Ncuwnnlisteu. Breme»? Arbeiterschaft nnd Kaufmann- schast muß zusamnienstehen mit der Reichsregiernng in der Ver teidigung der großen »nd cinhestlich.n Richtlinien der Reichs politik, die geleitet.sind von dem Gedanken der Erfüllung nnscrcr Verpslichlungen gegen das Ausland, geleitet von dem großen Gedanken der Arbeit, dcS Rechtes und der sozialen Wohlfahrt, Das Vertrauen Dcnlschlands, daß mit ibm ein saires Spiel getrieben wird, das Vertrauen in die europäische Solidarität, das gemeinsame Interesse aller Völker an Freiheit und Demokrati? darf nicht enttäuscht werden. Die Verhandlungen über Oberschlesien Paris, 2. August. Pertinax vericlnel »der die Verhandlun gen des S a ch v e r st ä n d i g e u - A u s s ch n s s e s, der die Auf gabe hat, die deutsch-polnische Grenzsrage zu be raten. Die Sachverständigen erörterten den Text des Vertrags und prüften die Arbeiten derer, die sich vorher mit der Frage besaßt hatten, a. h. den ersten englisch italienische» Vorschlag von General Marin« nnd Oberst Perewa!, der von den: Gedanken ans geht, daß die Industriezone nicht geteilt werden könne, serner die Vorschläge Kvrsanths und Leronds, die den vorgenannten Grundsatz zugunsten Polens anwenden, endlich de» Vorschlag Sforzas, der zwei Lösungen vorschlägt, erstens diejenige, welche die Einheit des Gebiets anshebt, und die andere, die den größte» Teil Oberschlesiens den Deutschen zusprechen will, Dir Sachverständigen gelangten nicht zn einer Einigung. Am Gvnnabend mach- tcn die englischen Sachverständigen einen Grenzvsrschlag, de« wenig verschieden sei vom ersten englisch italienischen Vorschläge und z» den Bezirken von Rhbnik und Pleß noch Teile der Kreise Ratibor, Lnblinitz »nd Rosenberg den Polen Zuschlägen wolle. Man sei also z u m B o «schlage Sforza z u r ü ck g e k e h r t, der doch am günstigsten sei. Gestern nntcrbreiteten die französi schen Sachverständigen Vorschläge, die sich wenig von denen Ssorzas unterschieden. Die englische» Sachverständigen sini» Vom gegenwärtigen Minister des Aenßeren ermächtigt worden.