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Nr. 1»«. Mittwoch den 21. August « Jahrging. MchMeMksreituW ZMMZ-SWLMI »MW», S>BW » »chW.«».jr,W I Pillniyer Ltrake 4.1. — Kenilprecher Nr. l»6«. Die soziale Arbeit de- Verbandes rathol. kaufm. Vereinigungen Deutschlands. Dresden, den 20. August. Die alte Handelsstadt Danzig hat in diesem Jahre die 30. Generalversammlung des Verbandes kathol. kauf männischer Vereine beherbergt. Diese Tagung bewies in eklatanter Weise, daß unsere kaufmännischen Vereins nicht nur ein nützliches Glied in der Gesamtorganisation sind, sondern das; sie sich auch bemühen, ganz auf der Höhe der Zeit zu stehen. Wir bringen an einer anderen Stelle eine kurze Darstellung über den Verlauf der ernsten Beratungen und die dabei gefahten Beschlüsse. Diese verdienen ganz besondere Aufmerksamkeit, weil sie von einer paritätischen Organisation, die Prinzipale und Angestellte umfaßt. be- schlossen wurden. Man erblickt es so selten, daß beide Teile des Erwerbslebens sich in einem Vereine redlich bemühen, den wirtschaftlichen Ausgleich der beiderseitigen Interessen zu finden. Daher sei an dieser Stelle nochmals ein kurzer Rückblick auf den Kongreß getan. Dem Kongreß wurde in Danzig gemäß seiner sozialen Bedeutung eine freundliche Aufnahme zu teil. Die Ver- treter der Stadt wie die Behörden nahmen an den Ver> sammlungen hohen Anteil. Wir teilten gestern unseren Lesern die Ansprache mit, die Oberpräsident v. Jagow an die Versammlung hielt; er sah sehr richtig den Zweck der kathol. kaufm. Organisation in der tüchtigen Schulung der Mitglieder, um in der Oeffentlichkeit die christlichen Grund- iätze vertreten zu können. Der Kaufmannsstand von Danzig brachte ebenfalls dem Kongreß hohes Interesse entgegen. Der große Saal des Schützenhauses vennochte die Anzahl der Zuhörer nicht zu fassen, als Abgeordneter Erzberger in einem Referate die Diskontopolitik der Neichsbank behandelte und die Heilmittel für Erzielung eines angemessenen Zins- fußes erörterte. An dieser Versammlung nahmen fast alle Behörden, eine große Anzahl von Beamten und sehr viel Kauflente teil. Aus diesen Anzeichen zeigte sich schon nach außen, welche Bedeutung dem Kongreß beigemessen wi d. Die von ihm gefaßten Beschlüsse rechtfertigen auch dieses cntgegengebrachte Interesse. Da fanden zunächst die Anliegen der Handelsangestellten eine objektive Würdigung und Berücksichtigung. Wenn einzelne meinen, der kath. Handlungsgehilfe finde in dieser Organisation nicht sein Recht, so beweisen die Beschlüsse, daß ihre An nahme irrig ist. Der Kongreß stellte sich in den Fragen des unselbständigen Kausmanntzstandes auf einen solch weit- herzigen und entgegenkommenden Standpunkt, wie er nur gedacht werden kann, und da die Prinzipale diesen Reso- Intionen allesamt zustimmten, so gewinnen sie doppelten Wert. Wir heben nur den Beschluß in Sachen der Konkurrenzklausel hervor; cs wurde zwar nicht deren Ab- schaffung gefordert, aber für die Abänderung folgende Leitsätze ausgestellt: a) Konkurrenzklauseln mit Angestellt-n. welche ein Gehalt von nicht über 3000 Mk. beziehen, sind nichtig; b) Die vereinbarte Konventionalstrafe darf die Hälfte des Jahresgehaltes nicht übersteigen; o) Die Be- schränkung ist auf die Höchstdauer eines Jahres begrenzt. Durch diese Entschließung ist den gesetzgebenden Faktoren ein wertvoller Fingerzeig gegeben, wie den Härten und Un gerechtigkeiten so vieler Vertrüge entgegengewirkt werden kann. Eine Reihe von Prinzipalen selbst beronte mit aller Entschiedenheit, daß so manche Verträge gewisser Firmen einfach unanständig seien und gegön die guten Sitten verstoßen. Höchst bedeutsam ist die Stellungnahme zur Pensions versicherung der Privatbeamten. Seitdem nämlich KrieMuftschiffe und „Haager Friedenskonferenz". Bon Reinhold Kemnitz, Dresden. (Nachdruck verbolc-n.) Im Jahre 1899 war aus dem damaligen .Haager Kon greß der Beschluß unter den europäischen Großmächten ver einbart worden, daß in zukünftigen Kriegen keine Geschosse und Sprengstoffe ans Luftballons geschleudert werden dürfen. Gegen alle Ertvartnng wurde dieser Antrag, der abge- lanfen und nicht erneuert worden ist, auf dem tagenden Kongreß im Haag voir den belgischen Delegierten wieder gestellt. Nach langen Kämpfen ist mit einigen Abänderungen dieser Antrag endlich auch angenommen worden. 29 Staat.» waren dafür. 8 dagegen, darunter Deutschland, Oe ste r re i ch u n d F ra n k r e i ch. Sieben Staaten ent- bielten sich der Stimmabgabe. Ein englisches Amendement, das Verbot bis zum Ende der nächsten Friedenskonferenz anfrechtznerbalten, erzielte ein ähnliches Stimmenverhält nis. Wer glaubt aber wohl, daß dieses nicht einstimmig angenommene Gesetz, wenn es dereinst zum Kampf zwischen ztvei europäischen Großmächten kommen sollte, befolgt würde? Wer erinnert sich nicht der furchtbaren Mittel, die von den Russen im letzten Krieg vor Port Arthur gegen die Japaner angewendet wurden, z. B. an die Wolfsgruben, die doch auch gegen alle Völkergesetze waren? Und so wird es auch fernerhin bleiben. Wir würden uns auch wundern, wenn eine Macht an die FriedenSschalrneien, an die schönen Pläne der „Ab bekannt geworden ist, daß zur Erreichung dieses Zieles recht namhafte Beiträge geleistet werden müssen, flaute die Begeisterung sehr stark ab; Prinzipale erklärten sich als Gegner, und mancher Angestellte meinte, datz 5 bis 10 Prozent Beitrag doch ein sehr hober sei. In Danzig hörte man hiervon garnichts; beide Teile forderten trotz der sicher zu erwartenden hohen Lasten die baldige Einführung der Versicherung; eine Neide von selbständigen Kaufleuten betonte, datz sie gerne diese Lasten tragen und daß bald etwas geschehen müsse. Man einigte sich auch über gewisse Grundzüge der Versicherung, die olle Privatbeamten unter 9000 Mk. Jahreseinkommen umfassen soll. Die Leistungen der Kasse faßte man dadin zusammen: Nach 120 Beitragsmonaten sind zu gewähren: a) eine Invalidenrente bei Eintritt der Bernfsinvalidttät; diese ist dann anzuerkennen. wenn der Versicherte wegen körperlicher oder geistiger Gebrechen nicht mehr in der Lage ist. inner halb seiner BernfSsphäre die Hälfte stineS durchschnittlich n Jahreseinkommens während der letzten 10 Jahre zu ve»- dtenen. Die Invalidenrente ist so abzuflnfen, daß sie nach 480 Beitragsmonaten mindestens 90 Prozent des Durch- schnittsgehaltes der Versicherten beträgt; b) eine Altersrente nach Vollendung des 69. Lebensjahres Tie Altersrente mutz der dem Versicherten zastehendcn Invalidenrente gleich sein; o) im Falle des Todes des Versicherten eine Witwen- reute in Höhe von 40 Prozent der dem Verstorbenen zn- stehenden Invalidenrente. Die Witwenrente erlischt im Falle der Wiederverheiratnng; cl> Waisenrente: snr jede Waise 10 Prozent der Invalidenrente, für jede Doppel waise 20 Prozent der Invalidenrente. Die Witwen- und Waisenrenten dürfen zusammen nicht drei Viertel der Invalidenrente übersteigen; o) Heilverfahren: wie solches für die noch dem Jnvalidenversicherungsgesctz vom 13. Juli 1899 versicherten Personen in den Paragraphen 18 und 22 vorgesehen ist. Die Kosten solle» zur Hälfte von tun Unternehmern und zur Hälfte von den Angestellten ge- tragen werden und 10—12 Pozeitt des Jahreseinkommens nicht übersteigen. Dieser Beschluß ist höchst wertvoll und bedeutet einen großen Schritt vorwärts. Hier hat inan nicht nur Forderungen aufgestellt, sondern sich auch für Zahlungen bereit erklärt. Wie selten findet inan eine solche Konseguenz auf Kongressen! Es ist der christliche Kauf- mannsgeist, der hier waltet; er weiß, daß man nicht nur fordern darf. Die übrigen Beschlüsse, die wir an anderer Stelle Mitteilen, lassen erkennen, wie auch die Interessen der Prinzipale eine kräftige Vertretung fanden. Besondere fleißige Arbeit wurde auf den Ausbau des Verbandes ver- wendet. Wir können nicht energisch geling bitten, überall in Sachsen, wo eine größere Anzahl katholischer Kauflente wohnt, an die Gründung kaufmännischer Vereine heran- zntrcten. Bisher haben, soviel »vir wissen, bloß Dresden und Leipzig katholische kaufmännische Vereine. In manchem Orte ist der Boden für eine solche Organisation günstig. Und den bestehenden kaufmännischen Vereinen stehen noch pieke Kauflente fern. Die Danziger Tagung zeigt, daß der Verband die volle Unterstützung aller katholischen Kreise verdient. Mögen daher alle katholischen Kanflente und Handelsangestcllte sich in Vereinen znsciwmenschließen; sie nützen damit sich selbst und ihrem Stande! Politische Rundschau. Dresden, den 20. August 1907. — Der päpstliche Nuntius Eapiito in Müncl'/eii ist neuerdings so bedenklich erkrankt, daß sich eine Fortführung der Gesckxifte der Nnntiatnr für ihn verbietet. In den rüstuiigsfrage" glauben wollte? Und daher will sich auch keiner die Hände binden lassen. Sehen die Vorbereitungen, die die Mächte auf mili tärischem Gebiete treffen, etwa nach Frieden ans? Es ist noch gar nicht allzu lange her, als in Frankreich für Nen- üenxiffiiniig der Artillerie über 209 Millionen Franks be willigt wurden. England hat beschlossen, noch 3—4 von den größten Panzern der Welt „Fürchtenichts" — Pro Stück zirka 40 Millionen — zu bauen. Italien hat nie so ge waltige Summen für Armee und Marine in den Etat ge stellt als wie im letzten Jahre. Tie Folge hierboil Nxir wieder, daß sein treuer „Bundesgenosse" Oesterreich. . . gezwungen sich sah, ebenfalls sofort an erster Stelle (Europäische Mittelmcerpolitik!) seine Marine besser ans- zurüsten und das stehende Heer der Marinesoldaten zu er höhen. Deutschland darf sich doch aber nicht übertrumpfen lassen und Plant, daS stehende Heer der Marine auf 90 000 Mann zu bringen. Was Japan anbelangt, das heute und vielleicht schon im nächsten Krieg eine noch viel bedeutsamere Nolle spielen wird, so soll es nicht weniger wie 1 Milliarde im Geheimen entschlossen sein, für Kriegszlvecke anfzulvcnden. Plant doch das kluge Jasvin, von der Bedeutung der Lnftschifsahrt ganz besonders in zukünftigen Kriegen über zeugt. nicht weniger wie 20 Luftschiffer-Dctachements. Selbst das gewaltige Preußen hat erst eins in Tegel bei Berlin. Sachsen überhaupt noch kein einziges! Was nun die europäischen lenkbaren Kriegslnftschiffe anbelangt, so ist auch nicht der geringste Zweifel mehr, daß diese Waffe eine ganz bedeutende Nolle in zukünftigen Kriegen spielen werden. In Frankreich ist längst ans allernächsten Tagen erfolgt bereits die Abreise des Prä laten. Die „Tifcsa" nennt als Nack-folger Msgr. EapntoZ den apostolischen Delegaten für Kuba, Msgr. Aversa. Tic Bischosskvnscrcnz in Fulda. Heute Dienstag be ginnen in Fulda die diesjährigen Verhandlungen der preu ßischen Bischöfe. Unter den Verhandlnngsgegenständen befindet sich auch ein solcher, welcher sich mit der neuen kirch lichen Belegung in Deutschland, der Laienorganisation, der Jndersache nsw. befassen wird. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Frucht der Verhandlungen des Episkopats in einem gemeinsamen Hirtenbrief niedergelegt wird. — Zur Tranerseier für Professor Tr. Joachim am 19. August in der Hochschule für Musik in Eharlottenbnrg waren erschienen als Vertreter des Kaisers und der Kaiserin Prinz Friedrich Willwlm von Preußen, weiter Vertreter des Reichskanzlers, des Kultusministeriums, verschiedener Städte und Kunstinstitnte. Die Beisetzung erfolgte auf dein Friedhofe der Kaiser - Wilhelm ° Gedächtniskirchen- gemeiiide an der Seite seiner Gattin. Während der Traner seier wurde Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen von einer leichten -Ohnmacht befallen und mußte, da das Un wohlsein sich nicht lwb, von mehreren Adjutanten und Offi zieren ans dem Saale geleitet werden. Er begab sich daraus im Wagen.^nach seinem Schloß in der Wilhelmstraße zurück, ohne das Ende der Tranerseier abznwarten. - Das Verfahren wegen Hochverrates gegen den Ge nossen Karl Liebknecht ist nunmehr vom Feriensenat des Reichsgerichtes in einer Sitzung vom 9. August beschlossen nvrden. Es handelt sich um eine Broschüre über den Mili tarismus. — Die 30. Generalversammlung des Verbandes katho- lischer kaufmännischer Vereinigungen Deutschlands in Dan zig setzte am 17. August ihre Beratungen fort. Es wur den die letzten Anträge des Abschnittes „Soziale Forde rungen im Interesse der Angestellten" erledigt. Der Kon- givß sprach sich ans für die allgemeine Einführnirg deS 8-Ubr-Ladenschlnsses und für die Nichtigkeit von Ab machungen, die die Gehaltszahlung in Krankheitsfällen ganz oder teilweise unterbrechen (8 63 H.-G.-B.) Mehrere An träge, die sich für die Einführung einer Filialstener nach dem Geschäftsumsatz anssprechen, werden der Verbandsleitnng als Material für eine Eingabe überwiesen. Ueber die übermäßig große Zahl der fruchtlos verlaufenden billigen wird folgender Beschluß gefaßt: „Ter Kongreß er sucht die Verlxwdsleitting, Mittel und Wege zu suchen, um die vielen erfolglosen Pfändungen zu lx'rhindern: insbe sondere wünscht der Kongreß eine Aendernng der Gerichts- vollzieherordinmg. welche das Interesse der Gerichtsvoll zieher an einer erfolgreichen Erledigung der ihnen erteilten Aufträge wieder lxltt." Es folgte eine Diskussion über die Frage der Zweckmäßigkeit eines Einkilopaketes. Der Kon greß erklärte sich dagegen, nachdem von den verschiedensten Seiten dargelegt war, daß die Neueinrichtung dein Mittel stand nichts nütze, die Versandgeschäfte ans Kosten der All gemeinheit begünstige und die Zuverlässigkeit des Post- paketverkebrs gefährde. Es sprachen u. a. die Abgeordneten Erzberger und Han lecher. Anträge betreffend Porto- eriiiäßigiiiigen wurden zurückgezogen, weil die Anssprackie ergab, daß die Rentabilität des Postbetriebcs dadurch in Frage gestellt und neue Steuern für die notwendige Auf besserung der Postbeamten ei'fokdl'rlich würden. In einer Resolution wurde dem österreichischen Verband katholischer ka»fmänniscl>er Vereine (Sitz Bregenz) die wärmste Sym pathie und die Bereitwilligkeit ausgesprochen z» gemein- sckxutljchem Vorgeben in allen kaufmännischen Fragen. Zur Förderung der Stellenvermittelung wurde beschlossen, jedem geprobt, daß diese Kriegsliistschifsc im Ernstsall dereinst 2—300 Kilo Sprengstosse an Bord mitsühren können. In Berlin will man sich mit 30 Torsxdos ü 30 Pfund an Bord erst begnügen. Doch aller Wahrscheinlichkeit und vielen Nachrichten zufolge lxstellt schon wieder Aussicht, das; die gesamten lenkbaren Ballons von Fliigmaschinen bald über trumpft sein werden. Aus Paris und St. Petersburg kommen Nachrichten, daß die vielgenannten Gebr. Wrigtlio ans Amerika soeben Verhandlungen mit den dortigen Re- giernngen Pflegen, ihre Maschine, mit der schon 49 000 Meter ohne Olas znrückgelegt sein sollen, zu verkaufen. Wrigltto verlangen nicht weniger wie 29 Millionen für ihre Maschine. Wer von den Staaten das Geheimnis des Systems 10 Monate besitzen will, soll 2 Millionen .zahlen. Auch in England bank man jetzt ans Kosten der Re gierung die erste Flngmaschiiie, da man weiß, daß unsere „lenkbaren Gasballons", die über 1900 Meter Höbe schwer oder gar nicht mehr operieren, von den modernen Geschützen, die bis 9— 6 0 00 Meter Höbe noch gut treffen, nur allznleicht hernntrrgeswossen würden. Die Fliigmaschinen allein werden sich, unabhängig selbst von stärkeren Windslrömnngen in jeder Höhe be wegen können, vor den feindlichen Kugeln also allein sicher sein. Auch werden die modernen „lenkbaren Ballons" ihrer kolossalen Form wegen nie mehr wie höchstens 40 90 Kilo meter per Stunde zurücklegen. Mit den Flngiiia'chinen wird man spielend den Rekord von 20—30 Meter per Sekunde sckxiffcn, die deutsche Meile also dereinst in 9 Minuten zurücklegen. I M I