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10V Jahre Archäologisches Institut 5Iu§ «irr l.suLi1r Jwelmallge Notlandung eines Flugzeuges . Kamenz. S. März. Das am Mittwoch notgelandete Flugzeug D 564 der Linie Halle—Leipzig—Breslau konnte, nachdem es zum Start mit Schneekufen versehen ivorden ivar, am Freitagmorgen seinen Flug sortsetzcn. Derselbe sollte allerdings das Flugzeug incht weit sichren, denn nach einem Flug von etwa 16 Minuten muhte es gegen 1^12 Uhr in Bulle ritz abermals ein« Notlandung vornehmen. Wie uns von dort berichtet wird, setzt« der Motor wegen eines Defektes am Magnet aus. Di« Landung erfolgte auf einem der Felder hinter dem Orte. Die Landung erfolgte getroffenen Berliner Monteure konnten noch rechtzeitig zurück- gehalten werden, so dah die Wiederinstandsetzung sofort in An griff genommen werden konnte Gewaltige Schneemassen im millellausitzer Bergland B«ut»en, 8. März. Die Befürchtungen wegen zu erivartender Hochwasser gefahr bei der bevorstehenden Schneeschmelze werden vielfach als übertrieben angesehen- Wer in diese» Tagen aber selbst einmal Ge legenheit hatte, dem Lausitzer Gebirge und besonders dem Mittel lausitzer Bcrgland einen Besuch abzustatten, wird die Ueberzeugung mit nach Hause genommen haben, das; diese Befürchtungen und die von den beteiligten Stellen bereits in großzügiger Weise vorberei teten Hilfsmaßnahmen leider vollauf berechtigt sind. Der Fern stehende kann sich keinen Begriff davon machen, welche ungeheuren Schncemcngen hier vorhanden sind. Tausende von Kubikmetern Schnee sind hier vorlumden, und zivor sowohl in dem ausgedehnten Hohivald-Hiebiet bei Neukirch wie im Gebiet von Czorneboh, Bicle- boh, Mönchswalder und Klosterberg bei Dcmitz-Thuniitz. Eine cno- lose Schnee-Eben« von beträchtlicher Stärke breitet sich im Gebiet von Neukirch — Sieinigtwolmsdorf — Schirgiswalöe — Sohland — Neusalza. Durchschnittlich dürste die Schneedecke 50 bis 60 Zenti meter stark sein, oft mißt ste jedoch «inen Meter und darüber. Hun derte von Kubikmetern lasten allein auf den Bäumen, die unter der Last des Schnees ost zusommenbrechen- Auf den Kämmen der ein zelnen Bergzüge bieten sich gar groteske Gebilde. Selbst die Acste starker Bäume sind wie dünne Rute» fast senkrecht zur Erde ge bogen und schnellen befreit i» die Höhe, wenn sie von den riesigen Klumpen befreit werden. Auch der Boden des Hochwaldes ist stun denweit mit einer über halbmeterhohen Schneedecke bedeckt. Es liegt aus der Hand, daß hier ungeheure Wassermengen gebunden sind, die bei plötzlicher Schmelze zur Katastrophe führen müssen. Es liegt nur im Interesse der Bevölkerung, sich mit der Größe der sich hier aus ergebenden Gefahr vertraut zu machen. Bei eine,» günstigen Verlaus der Schneeschmclze kann diese Gefahr sich in gewissen Gren zen halten, es ist aber doch notwendig, allen Möglichkeiten von vornherein zu begegne», soweit das »ach menschlichen! Ermessen überhaupt möglich ist. Todesfall. Nach schwerem Leiden starb auf Schloß Tel- schen im 65. Lebensjahre Fürst Dr. Jaroslaw v. Thun und Hohnstein, «ine der markantesten Persönlichkeiten des nordböhmischen Hochadels. Er war tm alten Oesterreich Reichs- und Landlagsabgeordneter, Mitglied des Herrenhauses und Vormund der Kinder des ermordeten Thronfolgers Franz Ferdinand. tz. Die Frage der Bereinigung der beiden Freiberger Gym nasien. Die Frage der Bereinigung der beiden Gymnasien in Fretberg ist noch immer nicht erledigt. Bekanntlich hatte das Stadtverordnelenkollegium di« Vereinigung mit knapper Mehrheit abgelehnt. Der Rat hat nun beschlossen, die Stadt verordneten nochmals zu ersuchen, der Bereinigung der beiden Gymnasien zuzustimmen, nachdem das Finanzministerium sich bereit erklärt hat, der Stadt finanziell noch mehr entgegen- ukommen. Es will eine Klasse mehr bezahlen (bisher 13. jetzt 4s. und zu den Baukosten will es etwa 30 660 RM. Beihilfe bezahlen. Bisher hatte es die Beihilfe abgelehnt. Leipziger Sender Sonntag, 10. März: 8.30 Uhr: Orgelkonzert aus der Leipziger Universitätskirche. 0 06 Uhr: Morgenfeier. 11.66 Uhr: Karl Arndt, Dürrenberg: „Vom Salzbergbau". 11.36 Uhr: Reg.-Rat Dr. Buchwald, Jena: „Zehn Jahre Volks- h-chschnle". 18.60—13.66 Uhr: Volkstümliel>es Orchestcrkonzert. Anschließend: Zeitangabe. Iin April diese» Jahres wird da» ..Archäologisch« Institut des Deutschen Reiches'^ seinen hundertsten Geburtstag feiern. Die Leitung des Institutes hatte die Presse zu einer Vorbesprechung eingeladen, auf der der Direktor, Prok. Dr. G. Rodenwaldt, einen kurzen Ueberblick über die Grün dung gab. Im Februar des Jahres 1820 ging von Nom ein Manifest an Kunstfreund« und Gelehrt« der ganzen Welt aus. das die Gründung eines „Institrrto cli Loirospanru Xielisolo- gicu" ankündigtc. Unterzeichnet war das Manifest von dem da maligen Gesandten Preußens beim Heiligen Stuhl, Karl Iosias von Bunjen, dem Meister der klassizistischen Skulptur Ber the! Thorwaldsen^ dem Uebersetzer der Werke Mnckel- manns ins Italienische Carlo Fra. Baron von Stackel be r g. Freiherr» von Rnmohr, August Kestner, und am -21. April wurde das Institut unter Leitung Bunsens in einem Saal des Palazzo Lasfarelli auf dem Kavitol begründet. Wilhelm von Humboldt und Winckelmann waren dl« großen Stützen des Unternehmens, das durch ihre Förderung und tätige Mitarbeit zum Zentrum der archaologycken rvinen» schaft wurde. Auch Schinckel und Rauch gehörten zu den Mitgliedern des Institutes. Die Arbeit, die in diesen hundert Jahren geleistet wurde, bestand darin, Material zu sammeln, zu erfassen und mit den Mitteln der ständig sich verfeinenchen Reproduktionstechnik miederzugeben. Wenn auch das klassisch« Altertum im Mittelpunkt der Tätigkeit stand, so waren dach auch Aegypten und Orient sowie die nordischen Länder in die Ar beitsfelder des Instituts hineingenommen worden. Prof. Roden- waldt gab dann einen interessanten Ueberblick über die hundert jährige Geschichte des Archäologische» Instituts, zeigte feinen Aufgabenkreis arif. tat d»r, wie das Unternehmen wuchs und Einfluß auf das Geistesleben gewann, wie durch di« Zusammen arbeit aller Nationen ein fruchtbares Forschen und ein ergie biges Studium möglich waren. Wie aus keinem anderen Gebiet« haben sich schon ganz kurz nach dem Krieg« die Nationen in dem einen Interesse der Archäologie wieder zusammengefunden. Darauf gab Pros. Rodenwaldt das Programm der ge planten Feierlichkeiten zum hundertjährigen Jubiläum bekannt. 7^-- tbouvtsektakt kilchet im Dlenavi'iknnassaale des Reichstages am Abend des 21. April, des Eründungsiages des InKttttte» statt. Am Montag, den 22. April wird für di« deutsche inter nationale Eelehrtemoclt, die sich zu dem Jubiläum versammelt, e>n Empfang im Pergamon-Museum stattsindeu. Di« großen Säle, die den peraamenischen Alters und ausgewählte 13 00 Uhr: Dr. von Lübbecke, Erfurt: „Schädlingsbekämpfung im Winter und Frühjahr". 13.36 Uhr: Dr. Anton Arland, Leipzig: „Neue Erfahrungen mit der Saatgutboize" I. 14.66 Uhr: Stimmen der Auslandspresse. Danach: Auslandssp'egel. Anschließend: Sprachest,« des Deutschen Sprachvereins. 15.06—16.60 Uhr: Schallpiattenkon' >t. Anschließend: Funkiverdenachrichlen. 16 66 Uhr: Hans Reimann spricht aus eigenen Werke». 17.66 Uhr: Tanztee. 18.60— 1966 Uhr: „Das Problem des Einheitsstaates." (Deutsche Weile. Berlin.) 10.66 Uhr: Dr. Max Steinitzer, Leipzig: „Aus meinem Kunst- erlebon". 10.30 Uhr: Heiterer musikalischer Abend. 2166 Uhr: Als Dendespiel: Die Lästcrschule. 22 36 Uhr: Pressebericht und Sportsunk. 23.60— 00.30 Uhr: Tanzmusik. Montag. 11. März: 12 00 Uhr: Schallplattenkonzert. 14.06 Uhr: Funlnverbcnachrichcen. 15.60 Uhr: Frostmeldungen. Anschließend: Dr. Arno Schirokauer, Leipzig: Literaturdenk mal des Frontsoldaten. 16 30 Uhr: Konzert. 17 45 Uhr: Funkiverbenachrichte» 18.65 Uhr: Werbevortrag von Prof Dr. Sigmund, Stuttgart- Degerloch: „Die Ursachen des Haarausfalls und seine Beein- flussnng durch Dakrysol". 18.20 Uhr: Wettervoraussage und Zeitangabe. 18.30—18.55 Uhr: Studienrat Friedet, Lektor Mann: Englisch für Anfänger. (Deuttck Welle, Berlin.) 18.55 Uhr: Arckeitsmar. iveis. 19 60 Uhr: „Bon der Arvc, sstätte." I.: Porzellanadbeiler Georg Schanze. Meißen. 19 30 Uhr: Max Naumann, Grimma: „Mitarbeit der Schule an der Unfallverhütung". 20 00 Uhr: Moderne Rhythmen auf zwei Klavieren, vorgetrage» von Arthur Uoung und Geoffrey Gaunt. 21.15 Uhr: Lieder der Arbeit. Stil«« antiker ArMitekknr «„«halten. werven vts dahin vollendet sein. Am Dienstagabend findet in Verbindung mit den Iubiläumsfeierlichkeiten dir erst« Tagung der „Gesellschaft für antike Kultur" statt, bei der der Präsident dieser Gesellschaft, Staatssekretär Dr. Povitz, di« Festrede und Prof. Werner Jäger einen Vortrag halten werden. Die Stadt Berlin ver anstaltet im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten Mittwoch abend ein« Festvorstellung in der Städtischen Oper, und di« Hoch schule für Leibesübungen wird Donnerstag Aufführungen ver anstalten. Bon Montag bi» Donnerstag findet im übrigen eine internationale Tagung statt, di« in etwa 60 Vorträgen führen der Gelehrter aller Nationen über di« bedeutendsten Ausgrabun gen der letzten Jahre berichtet. Während der Iubiläumsfeierlichkeiten wird die Gesellschaft für antike Kultur ihre erst« öffentliche Tagung abhalten. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die antike Kultur für unsere gesamt« geistig« Bildung fruchtbar zu machen und mit dem Leben innerer Zeit in neu« Verbindung zu setzen. Während der Tage wird auch das Pergamon-Museum zum erstenmal geöffnet sein, um den Teilnehmern der Tagung Gelegenheit zur Besich tigung seiner reichen Schätze cnrtiker Architektur zu geben. vatikanisch« Grenzziehung. Dieser Tag« hat estre gemischte Kommission über die genauer« Grenzführung zwischen der Vati kan isst>en Stadt und dem übrigen Rom an Ort und Stelle ge- tagt. Sie bestand aus dem italienischen Iustizminister Giuri- at i. dem Advokaten Pacelli, Mons. Mariani, dein römischen Gouverneur Fiiflt Boncomvagni-Ludovist und einigen Beamten. Es wurden di« technischen Vertreter des italienischen Eisenbahn- amtes und die Ingenieur« des Vatikans hinzugezogen. Beson ders «Ergehend besichtigte man die Örtlichkeit hinter dem Hospital von Santa Maria, wo bekanntlich di« Stadttnaucrn di« Grenze des neuen päpstlichen Staates bilden, und wo die neue Eisenbahnstation für den Heiligen Stuhl erbaut werden soll. Vertragsgemäß müssen die Baupläne und di« gesinnte Aus führung von italienischer Seite geliefert werden. Man rechnet damit, daß di« Beratungen bald alrgeschlossen sein werden, und daß mit dem Bau raschestens begonnen werden kann. Leider sind gerade an dieser Stell« nur wenig gute Straßen vorhanden, so daß auch in dieser Beziehung noch gründlich Wandel geschaf fen werden muß. Der Bahnhof selber wird durch einen langen Viadukt mit der Station von San Pietro verbunden werden. 22.0» Uhr: Zeitangabe, Schneebericht, Wettervoraussage, Presse bericht und Sportsunk. Anschließend: Unterhaltungs- und Tanzmusik. 6emem6e- unc! VefeiN5V-e§en H Katholischer Deutscher Frauenbund, Dresden. Am 5. März halte der Katholische Deutsche Frauenbund im Johanneshof sein« inonailiche Zusammenkunft. Ein Mitglied des Vereins, Frau Ecker man n, hielt einen Vortrag über ihren Uebertritt zur kath. Kirche. Schon in ihrer frühesten Äugend hatte sie große Neigung zum Katholizismus. Im Ausland besuchte ste fleißig die kalholl Missionsniederlaffungen. Nach ihrer Heirat mit einem katholischen Herrn ist sic dann katholisch geworden. Der Vortrag wurde von der Versammlung mit Interesse und Beifall ausgenommen. Marienthal (Klosterkirche. Fcrnspr. Nr. 334, Postscheckkonto 463 Dr sdcn).Patroz. Mariä Himmelfahrt. Kirchweihfest Sonntag nach Mariä Geburt. Frühgoliesdienst an allen Tagen um 6 Uhr, vor und nach demselben Gelegenheit zur hl. Kommunion. Haupt- gottcsdienst wochentags vorm. 8.M Uhr, Sonntags gegen S Uhr. Herz Mariä-Briidcrschastsaiidochl an allen Sonn- und Feiertagen abends 6.30 Uhr. Im Monat Mai außerdem wochentags 7 36 Uhr Zipsendorf. Wcrklags: 7 Uhr hl. Messe. Sonntags: 7 30 Uhr Frühmesse mit Predigt, 16 Uhr Hochamt, 3.30 Uhr Nachmittags andacht. Beichtgelcgenheit: Sonnabends von 7 bis 8 Uhr abends und Sonntags früh von 6.30 bis 7.30 Uhr. Wirtschaftlich« BicrteljahrShefte. Herausgeber und Verlag: Verband kath. kaufm. Vereinigungen Deutschlands. Essen. Aus dem Inhalt des 1. Heftes (5. Jahrg.): Ucber Merkmal« und Ent stehung der sozialen Klassen. <H. Lechlape.) — Wirtschaftswissen schaft und Famtlienkiiiidc. (Dr. O. Meister.) — Zeitfragen. — Viertcliabrsumschmi. Volk und Reich. Politische Monatshefte. Verlag Berlin W. 30, Mobstraße 22. Aus dem Inhalt des 1. Heftes (5. Jahrg): Sonderheft über das Burgenland: Aus der Geschichte des Burgen- landes. — Burgenland und Elsaß. — Dl« politische Gliederung des Burgenlandes — Die Landnahme. — Sieben Jahre Aufbau arbeit ini Burgenland. — Dir Stellung des Burgcirlandes in der deutschen Kultur. » Das Wolfsrudel Von Julius Regt» 142 Fortsetzung.! Als er eiiitrat, fühlte er einen Augenblick sein Herz unruhig schneller schlagen. Warum stand sie so still? War sie ihm wieder entglitten? Aber sobald er die Tür geschlossen Halle, kam Leben in sie. Sie streckte ihn, die Hände entgegen. „Oh, daß du kommst! Wie ich auf dich gewartet l-abc!" Die Stimme klang tief und ivarm. Sie trug dasselbe weiße Kleid, wie doinals in Lowestoft, dessen duslig« Helle ihre dunkle Schönheit hob — und wieder hakte er eine Vision von blitzenden Augen unter südlicher Sonne, von Spitzenmantillen und wogenden Fächern. Ein entzückendes Rätsel war sie noch immer! Mil einer stolzen, graziösen Bewegung bot sie ihm ihre Lippen und überließ sich ihm in einem Kuß. Besiegt und siegreich hielt er ste in den Armen. „Mein!" flüsterte er. Uid mehr, viel mehr flüsterte er noch; seine Worte küßten das kleine, weiße Ohr, das fein Mund säst berührte. Mit einem lächelnden Seufzer bog sie sich in seiner Umarmung zurück. Sie mußten vcrnünfiig sein! Sie hatten so viel zu be spreche»! „Du bist nicht böse über das, was ich dir gestern sagen mußte?" fragte er zärtlich. „Lconie, wenn ich dir weh getan habe — es war ja, weil ich mußte — habe ich -ich traurig gemacht?" Während sie ihm in di« Augen sah, schüttelte ste langsam den Kops. „Nein — doch, vielleicht — etivas! Du l>ast mir alles ge nommen, worauf ich mich stützen konnte. Wenn du mich verläßt — habe ich nichts mehr!" „Ich werde dich nie mehr verlassen. Wir müssen uns vielleicht für kurze Zeit trennen, Leonie, ober glaube an mich! Vertraue mir! Was auch geschieht, ich komme wieder und beschütze dich!" „War auch geschieht?" Sie wiederholt« leise seine Worte. „Wä hnst du vor?" „Leonie, höre mich an. Ich habe einen unerschütterlichen Enk. schluß gefaßt. Gleich, in ein tzaar Augenblicken, gehr ich zu mei nem Vater und sage ihm —" Sie legte blitzschnell ihre schmalen Finger auf die Lippen. „Nein, nein, ich will nichts wissen!" „Tut es dir tvch, daran zu denken, was geschehen kann?" „Ich weiß nur —" Sic schwieg, als ob sie einer Inneren Stimm« lausche. „Ich fühle, daß du reckt hast. Mer versteh mich — ich sehe, daß du cs tust — ich wage nicht, es klar auszudenken!" Sie war seinen Armen entglitten. MS sie ans Fenster ging und sich dort hinsetzte, folgte er ihr. „Ich möchte dich um etwas bitten", sagte sie. „Ja? Was ist es denn?" fragte er. Ihr Ton sagte ihm eine un bestimmt« Furcht ein: wollte sie für den bitten, den sie ihren Bru der genannt hatte? Aber ste blickte ihn ruhig an. ,WaS du auch tun willst, laß mich aus dein Spiel- Laß mich so passiv bleiben, wie ich es bis jetzt Ivar." „Ja?" Er verstand nicht recht, worauf sie hinaus wollte. „Du weißt, daß ich gewissermaßen hier mehr Freiheit genieße als du — obwohl vielleicht nicht so viel, wie du glaubst. Slber es wäre mir möglich, «inen Brief abzuschicken, zu telephonieren — oder sogar jemand aufzusuchen. Verlange das nicht von mirl Hast du darauf gerechnet? Sage, daß du es nicht von mir verlangst!" Die Möglichkeit, von der ste sprach, überrascht« Urban; daran hatte er noch gar nicht gedacht. Einen Augenblick kämpst« er mit einer großen Versuchung. Das war ein Weg aus dem Labyrinth, sollte er sie nichi überreden? Aber bei näherem Nachdenken ent schied er sich für dos Gegenteil. Im Wolfsrudel beivachte einer den anderen. Ein Versuch Leonies, selbständig etwas zu unterneh men. konnte Mißtrauen wecken und geradezu verhängnisvoll wer den. Nur der Gedanke, sie dem Haß ihrer Umgebung auszusetzen, ließ Ihn schaudern. „Nein, das verlange ich nicht von dir." Sle dankte ihm mit einem strahlenden Blick. ,/Sichst du, ich will nicht, daß mich jemand — wer es auch sein möge — eine Verräte rin nennen darf —" Sie richtete sich auf und horchte hinaus. „Still", flüsterte sie, als er sprcckM wollte. „Ich höre ihn — er kommt die Treppe herauf! Ob er hierher will?" Sie atmete schneller. „Ach, Urban, fühlst du nicht, welche Unruhe um uu» ist? Wenn nur nicht» geschieht, war — da ist er!" Die Tür ging auf, und Leon Dulac erschien. Er trat mit schwe ren Schritten rin, hielt den Kops gesenkt, wie «in gereizter Stier, nnd lehnte sich mit den Händen in den Taschen gegen den Tür rahmen. Die Muskeln sein« Kinnbacken bewegten sich. Unter den halbgesenkteii Augenlidern ließ er seine Blicke zwischen Urban und Leonie hin und her gehen, bis sie auf ihr hasten blieben. „Schwester!" sagte er. Es war das zweitem«!, daß Urban diese Anrede auffiel. Dulac sagt« das Wort in einem leisen Ton, der gleichzeitig trotzig und demütig klang. ,Waz willst du von mir?" fragte sle. „Du sollst Wegreisen, Schwester." ,Wegreisen?" Sie zuckle zusammen rock vermied cs, Urban an- zuschcn. ,Wohin?" „Du sollst nach Amerika reisen." „Nach Amerika? Ich verstehe nickt?" Dulac fuhr langsam fori: „Du darfst nicht hier bleiben. Ich will, daß du nach Neuyork fährst. Hier gibt cs Krach. Nerz und Feilmacher sind verhaftet worden." Er ballte die Hände in den Taschen „Melville ist hinter uns her. Der Chef hat di« Ab sicht, den ganzen Betrieb zu verlegen. Wahrscheinlich bekommst vu Gesellschaft an Davidsons." „So plötzlich?" Sie strich sich über die Stirn. .Wann —?" „Es kann jeden Augenblick sein. Ich will Nachsehen, wann die Dampfer fahren. Je eher, je besser. Mach dich bereit." Urban und Leonie tauschten einen Blick. Diese überraschende Neuigkeit war wie ein Echo ihrer Unterredung. Urban nickte, und ihre Augen antworteten, daß sie ihn verstanden habe. Das war das beste, was geschehen konnte. „Ich werde reisen", sagte sie. ebensosehr zu Urban, wie zu Dulac. Der Franzose schwieg. Mit halbgeschlossencn Augen und nnbe. wcglichem Gesicht starrte er die beiden unentwegt an. Er mußte den Blick gesehen haben, den sie gewechselt Hallen — wie mochte er ihn deuten? Nach ein paar Sekunden machte er eine Bewe gung, alz ob er hinansgeiieii wolle, besann sich aber. Er kam wet. ter ins Zimmer, schlug die Augen nieder und blieb mit gesenktem Kopfe stehen, als ob er nachdenke. Da raps trat er an den Tisch, nahm eine Zigarette und zündete ste an. „Haben Sie vor, zu van der Moon zu gehen, Gregory?" fragte er Urban, ihn scharf in» Auge fassend. Es war seine gewöhnliche Trompetenstimm«, kalt und klar. „Ja." „Dann kommen Sie mit. Ich gehe setzt hin Kommen Die mit. Gregory, ch« e» zu spät ist!" sFortsetzi ng s,I,t ) -