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8puk auk Kivero k^reto Wie zwei schweigende Wächter ragten di« Palmen vor der Veranda in die sternenbesäi, Nacht. Di« sckzwarze Dienerin setzte lautlos zwei winzig« Lätzchen schwarzen Kaffees auf unse ren Ti sch. „Schmeckt Ihnen der Kaffee?" forschte mein Gastgeber. „Vorzüglich! Im Heimatland des Kaffees trinkt »ran keinen besseren." „Pah." sagt« der Pflanzer verächtlich. „Sie meinen im Orient? Drei Viertel des „türkischen" Kaffees stammt aus Brasilien." „Ich habe also in Kairo vielleicht das Gewächs Ihrer Pflanzung gekostet?" „Warum sollt« es undenkbar sein? All« Kaffeeländer auf sechs Meilen im Umkreis gehören zu meiner Besitzung." „Sie sagten, bah Sie das Gut vor wenigen Jahren erworben hoben. Was könnte den sniheren Besitzer veranlassen, es zu verkaufen?" „Das Spiel und di« Frauen. Das ist der Nu in der Guts besitzer dieses Landes. Di« Fremden ernten, di« von dtefen Lastern frei sind." „Welches E-nd« nahm der Bankrotteur?" Er wurde vor drei Jahren in ein« Irrenanstalt in Sao Paulo eingeliefevt. Sein« Familie ist unter merkwürdigen Um ständen zu Tod« gekommen." — Auf dem Parkweg« blitzte der Scheinwerfer eine» Kraft wagens auf. „Kommen Sie," der Pflanzer erhob sich, „wir wollen »ach Sao Paulo zurück.'' Mir kam ein merkwürdiger Gedanke. „Könnten wir nicht einmal ein« Nacht hier ««bringen?" „Das Haus ist nicht für Gaste oingerichiet," sagt« der Pflan zer ausweichend. „Ganz im Gegenteil," widersprach Ich, „es ist mit allen« Komfort ausgestairet. Schlafen Sie selbst denn niemals hier draußen?" „Nein, nie! Aber," fuhr er zögernd fort, „wenn Sie großen Wert darauf legen, eine Nacht in diesem Hause zuzu- bringon, so will ich den Wagen fortschicken." Der Entschluß des Besitzers rief unter der Dienerschaft offen sichtlich Sensation hervor „Sie müssen schon gestatten, datz wir gemeinsam schlafen, denn es gibt nur ein Zimmer im Hause, das wirklich bewohnbar ist. Seit fünf,«shn Jahren hat kein Mensch mehr in diesen Räu men gewohnt. Ich empfand, datz dem Besitzer mein Wunsch sehr ungelegen kam. Das Hau;-, das mehr einem Schloß als einem Guishof glich, «var im prunkvollen Stil des Rokoko erbaut und im Inneren mit verschwenderischem Luxus ausgestattet. Aber die Orna mente der Fassaden .zerbröckelten, und aus den Prunkmübeln und den mottenzerfressenen Seidenstühlen strömte ein schwerer, modriger Dust, der sich beklemmend auf di« Brust legte. In aller Eile wurde das Schlafgomach instandgesetzt. Herr F. drängte, daß es Zeit sei, zu Bett zu gehen, und wir ent schliefen auf unseren damastenen Decken lange vor der gewohn ten Zeit. Mitten in der Nacht, es mochte gegen 12 Uhr sein, er wachte ich mit dein deutlichen Gefühl, es müsse jemand ins Zinn» nier getreten sein. Ich hob den Kopf und lauschte angestrengt in das halbdunkle Zimmer. Nichts rechte sich. Das Mondlicht lag unsicher auf den alten Tapeten und zeichnet« seltsame Schatten hinein. Plötzlich schreckte ich hoch auf. Ich hatte ganz deutlich ge hört, wie dicht an der Tür ein leise schlurfender Schritt über den Boden strich. Ich wußte bestimmt, daß wir die einzigen Be wohner des Hauses waren, denn die Dienerschaft hatte sich nach Vollendung ihrer Arbeit zurückaezogen, und der Besitzer hatte die Tür mit eigener Hand verschlossen. Es mutzten Einbrecher sein! Ich entzündet« Licht und trat leise an das Bett des Pflanzers Da sah ich. daß dieser mit weit offenen Augen dalag. und daß aus seinem Gesicht jede Farbe ge wichen war. Sein Aussehen beunruhigte mich mehr als mein« Wahrnehmung. „Haben Sie gehört?" Er nickte. „Geben Sie mir Ihren Revolver, ich werde öffnen und Nachsehen, ob jemand drautzen ist." Er deutete wortlos auf die Waffe. „Sie werden nichts finden", sagte er langsam, „aber nebmen Sie sich in acht, datz Sie nicht aus Versehen auf sich selber schießen, wenn Ihnen merkwürdige Dinge begegnen sollten." Ich nahm die Waffe und öffnete vorsichtig die Tür. Drautzen war nichts zu sehen; das Mondlicht siel breit durch die Fenster und beleuchtete jeden Winkel des alten Flurs. Ich durchschritt das Vestibül und blickte auf den Balkon hinaus. Drautzen regte sich nichts, und die Palmen ragten wie unbewegte Wächter in die Luft. Aber was war das? Das angelehnte Fenster tat sich von einem unsichtbaren Windhauch auf. War es vielleicht die Katze, welche die Ballustrade erklommen hatte und mit dem Fenster ihren Schabernak trieb? Die Winkel de» Zim mers waren zu dunkel, um die Ursache der Bewegung zu er kennen. In diesem Augenblick fiel breit und deutlich ein schwarzer Schatten neben mir auf das Parkett. Da war es um meine Fassung geschehen. Ich ritz das Fenster vollends auf und machte Lärm. Ein Hund schlug in der Ferne an. ein Nachtwächter er schien drautzen und schrie, was los sei. War es der Moderduft dieses Hauses oder di« Erregung, welch« mein« Keble zu schnürte, ich brachte keinen Ton über di« Lippen und winkte ihm, weiterzugehen. Ein Geräusch ließ mich auffahren, und al» ich mich um kehrte, stand unter der Tür eine weiße Gestalt. Ich erhob den Revolver: in diesem Augenblick erkannte ich meinen Gastfreund,» der meinen Schrei gehört hatte und mich suchte. „Warum schlafen Si« denn nicht?" „Aber um Gottes willen, was für ein Hau« ist denn da»? Gehen hier di« Begrabenen um?" „Mag sein." „Nicht eine Minute länger bleib« ich unter diesem Dach«! Befehlen Sie den Wagen, wir wollen nach Sao Paulo!" Ohne ein Wort zu erwidern, willfahrte der Hausherr meinem Wunsch. Eine halbe Stunde später rasten wir auf der nächtlichen Landstraße Sao Paulo entgegen. Meine Nerven waren jo überreizt, daß ich jeden Augenblick das Gefühl hatte, als springe ein Schatten neben mir auf den Wagentritt. Wir hatte» uns ties in unsere Mäntel eingehüllt, denn die Nacht war kühl und mein Begleiter erzählte umständlich und stockend die Geschichte der Fazenda Rivero Preto und ihrer Bewohner. „Dieser Ort heißt Quilembo, das ist Zuflucht der Sklaven. Hier war vor hundert Jahren noch undurchdringlicher Urwald, »nd die Neger, welche der Arbeit entflohen waren, versteckten sich hier vor der Rache ihrer Herren. Baron de Souza, welcher zu jener Zeit Distriktshauptmann von Campinas war. ließ den Urwald roden und legte eine riesengroße Kaffeeplantage an. Die Unternehmung de Souzas war von seltenem Glück be günstigt und er wurde in kurzer Zeit einer der reichsten Kafsee- besttzer des Staates So Paulo. De Souza hatte einen einzigen Sohn, Federigo, welchen er mit der Nachsicht aufzog, die man einem einzigen Kinde zuteil werden läßt, und der die väter lichen Erwartungen vollauf zu rechtfertigen schien. Aber als dei dem Tode seines Vaters der ganz« ungeheure Besitz in seine bände siel, ändert« sich mit einmal sein bisheriges Betragen. Es zeigte sich, datz er von einer unbändigen, grausamen Ge- Vor» Usxeiu»»» miitsart war und nur aus geschickter Berechnung zu Lebzeiten seines Vaters Sittenstrenge geheuchelt hatte. Sein« erste Handlung war. die väterlichen Verwalter durch rücksichtslose Wüteriche zu ersetzen, welchen er in der Behandlung der Sklaven die äußerste Vollmacht gab. Obgleich die Sklaverei durch Staatsgesetz abgeschafft war. nahm er auf die Freiheit seiner Arbeiter nicht die mindeste Rücksicht und bestrafte Wider setzlichkeit mit der Folter oder mit dem Tod. Seine Gattin, die aus einer der ersten Familien des Lander stammte, be leidigte er. indem er sie vor dem Gesinde beschimpfte und sein« Nächte bei Trank und Spiel verbrachte. Die Negierung de» Landes, welcher dt« Aufführung de Souzas zu Ohren kam. entsandt« eine Untersuchungskom- mtssion auf da» Besitztum de» Barons, welche die Wahrheit der Klagen an Ort und Stelle nachprüfen sollte. De Souza be waffnete seine Knecht«, ritt den Abgesandten entgegen und be drohte sie mit dem Tod«, wenn sie es wagen sollten, die Gren zen seines Besitztum» zu überschreiten. Die Kommission kehrt« unverrichteter Dinge zurück und die Regierung wagte nichts Ernsthaftes gegen den mächtigen Mann zu unternehmen, wel cher Freunde in den höchsten Stellen besaß. Souza fuhr fort, die Arbeiter mit der Peitsche zu züchtigen, ihnen ihren Lohn ungerechterweise vorzuenthalten und Widerspenstige mit der Waffe zu bedrohen. In dieser Zeit hatte de Souza an der Pariser Akademie eine Stelle als Hauslehrer ausgeschrieben und glänzende Be dingungen gestellt. Unter den zahlreichen Bewerbern siel seine Wahl auf einen jungen Kandidaten der Theologie, welchem die EeleZenheit willkommen war, ein Jahr in ländlicher Mutze seinen Studien widmen zu können. Im Frühling 1908 trat Eduard Laroche seine Stellung auf Rivero Preto an. Seine Schüler waren ein Knabe von 13 Jahren und ein Mädchen von 14, die aus den Händen ihrer Erzieherin kamen und die er für den Bedarf der guten Gesellschaft Herrichten sollte. Laroche hatte mit seinen Schülern keinen leichten Stand. Der Knabe war von leichtsinniger, aufbrausender Gemütsart und hatte so sehr die Gewohnheiten seines Vaters angenommen, datz er in übler Laune gelegentlich seinen Lehrer mißhandelte. Das Mädchen hatte sanftere Sitten, besaß aber jenes gefährliche südländische Feuer, welches einen Mann ergreift, um ihn zu verzehren. Eines Nachts brach in einem entfernten Flügel des Schlosses Feuer aus. Laroche, welcher noch über seine Bücher gebeugt satz, bemerkte als erster den Feuerschein und drang nachdem er Lärm geschlagen hatte, in das Zimmer des Mädchens ein, um die vor Schreck Ohnmächtige auf seinen Armen ins Freie zu tragen. Sie erwachte in seinen Armen und die Küsse, welche die beiden Menschen in diesem Augen blick wechselten, besiegelten ihren heimlichen Bund. Wegen irgendeines Zwischenfalls, dessen Anlaß ich vergessen habe, wurde nicht lange darnach dem jungen Manne die Kün digung zugestellt. Er blieb im Lande, um dem geliebten Mädchen nahe zu sein und nahm eine Stellung auf einem Gute der Nachbarschaft an. Damals widerjetzte sich das Mädchen dem Befehl ihres Vaters, einem ungeliebten Manne ihre Hand zu reichen, und das Gerücht von ihrem heimlichen Verlöbnis erreichte sein Ohr. Aber weder Bitten noch Drohungen ver mochten ihren Mund zu öffnen, da sie wohl wußte, wie ihr grausamer Vater in seinem Zorn mit dem Verlobten verfahren würde, selbst wenn er bis an das Ende der Welt geflohen wäre. ,«»»»> »»»< cker krüelre kranr Vlugia. Manchmal muht du ln die Ties« schauen Wie die Wellen rasch von dannen treiben. Nirgends ist ein Warten und ein Bleiben, Und enttäuscht wird manchmal dein Vertrauen. Und so müssen alle Tage fliehen, Immer rasch und schnell von deinem Leben. Und Gestalten hörst du leise schweben, Die nach jedem Tag ein Tor verschließen. Auch di« Nacht kann keine Ruhe bringen, Und di« Wellen müssen immer rauschen Durch die fernen» tiefen Dunkelheiten; Manchmal tönnen sie wie sanftes Singen — Dann muh dein« Seele sinnend lauschen, Bi» die letzten Klang« sanft entgleiten. Der Vater sperrt« seine Tochter in ein abgelegene» Zt«««L dessen Fenster er verrammeln ließ. s, datz weder Licht noch Lust Zutritt batten. Schließlich lietz er ihr al» einzig« Nahrung einen Teller mit Net» und einen Krug mit Wasser verabreichen, und al» auch die, nicht hals, griff «, ,u dem »utzersten Mittel: Er schickte einen seiner schwarzen Diener mit dem Befehl zu ihr, st« zu töten. In dieser äußersten Rot gestand sie und bezeichnet« Laroche al» ihre« Geliebten «nd di« Ursache ihrer Weigerung. Run veranstaltet« de Souza et« große» Fest, zu welchem er alle seine Freunde und Bekannten «tnluo; au« sein ehemaliger Hauslehrer Laroche erhielt die dringend« Aufforderung, zu er scheinen. Schwere Bedenken mahnten den jungen Mann, der Einladung nicht Folg« zu leisten, denn er schwebt« über da» Schicksal der Freundin in banger Ungewißheit und kannte de» Vaters gefährliche Gemütsart. Aber zuletzt siegt« die jugend liche Unbekümmertheit, und an einem Herbstmorgen fuhr er mit anderen Geladenen vor dem Schloß des Barons de Souza vor. Zu Beginn der Festtafel erhob sich der Hausherr und teilte den erstaunten Gasten mit, datz er fi« zu der Hochzeits- frier seiner Tochter geladen habe. Laroche traf diese Ankündi gung wie ein Donnerschlag: er wußte, oatz sie für ihn nicht, Gutes bedeuten konnte. Das Essen hatte sein Ende erreicht, als ein schwarzer Diener erschien und Laroche im Namen des Hausherrn aufforderte, ihm zu folgen. Sie schritten durch wohlbekannte Korrioore. bis sie an da« Schlafzimmer des Mädchens gelangten. Der Neger öffnete die Tür de» Zimmers, dessen Fenster vermauert war. Eine Kerze brannte, aus dem Tisch lab er «inen Dolch, einen Strick und einen Becher. ^Jn einer halben Stunde müssen Sie sich entschieden haben, welche dieser drei Todesarten Sie wählen wollen. Si« vermeiden er dadurch, unter Martern zu sterben." Der Neger verschloß hinter sich die Tür. Laroche sah sich im Zimmer um. Sein Blick fiel auf das Bett, welches von einem Blumenflor wie ein Sara bedeckt war. Zwischen den Blumen schimmerte bleich das Antlitz der Geliebten. Laroche setzte sich an dem Todeslager nieder und wartete schweigend, was sich noch enthüllen sollte. Aber es geschah nichts. Als nach einiger Zeit der Hausherr die Gäste in das Zimmer führte, war sein Kopf auf das Laaer herabgesunken und der gleiche Blumen flor umhegte das Antlitz des schönen Mädchens und des Fremdlings. Diese Geschichte ist verbürgt, und ich selbst habe mit einem der Gäste gesprochen, welcher jenem seltsamen Hoch zeitsmahle beiwohnte!" Wir fuhren durch die nächtlich schweigende Vorstadt von Sao Paulo. „Dort" sagt mein Begleiter und wies auf ein stattliches Gebäude, dessen Fenster im Mondlicht wie mensch liche Augen schimmerten, „hinter diesen Fenstern sieht der Vater seiner Auslösung entgegen, körperlich und geistig gebrochen von dem unerbittlichen strafenden Schicksal!" „Und der Spuk von Rivero Preto?" „Nach jener Tat wich das Glück von der Seite de Souzas. Der Sohn, auf welchen er nach dem Tode der Tochter seine ganze abgöttische Liebe geworfen hatte, entartete und wagte es eines Tages, die Masse gegen den eigenen Vater zu er heben. Er wurde nach Europa verbannt und irrte mehrere Jahre ziellos durch die Welt. Bei seiner Rückkehr ereilte ihn sein Schicksal: Er wurde von einem Kolonisten, dessen Vater er einst in einem Anfall böser Laune niedergeschossen hatte, mit einem Holzpflock wie ein Hund erschlagen. Tags daraus war es mit der Fazenda zu Ende. Der tobende Vater schwor, sämtliche Kolonisten mit Stumpf und Stil auszurotten, und diese flohen in allen Richtungen der Windrme auseinander. Der alte Baron, welcher deutliche Spuren von Wahnsinn zeigte, wurde von seinen Verwandten in sicheren Gewahrsam gebracht, und hinter den Mauern dieses Hauses, welches Sie gesehen haben, wartet er, bis sein Körper der Verwesung anhetmfiillt. Der tief verschuldete und völlig verwahrloste Besitz wurde von mir erworben und in wenigen Jahren wieder auf die Höhe seiner alten Leistungsfähigkeit gebracht. Die alten Kolo nisten sind größtenteils zurückgekehrt da sie humaner Behand lung gewiß sein können, und der Fluch scheint gebrochen zu sein Nur das Herrenhaus, welches Zeuge der Verbrechen zweier Menschcnalter war, läßt sich nicht entsühnen, so oft auch schon ein Priester darüber seinen Segen gesprochen hat. Ich bin ein aufgeklärter Mann und glaube nicht an Spukgeschichten, aber ich traue meinen gesunden Sinnen und weiß datz in dem alten Schloß merkwürdige Dinge vor sich gehen, die nicht von Wesen von Fleisch und Blut herrühren. Klauben Sie mir, wenn ich einem meiner Kolonisten die Wahl ließe, in diesem Hause zu schlafen oder in die Flammen zu springen, so würde er ohne Bedenken das letztere wählen. Wenn ich morgen das Haus verschenken wollte, so fände sich keiner, der es umsonst nähme, es sei denn, um es abzubrcchen und das Material zu verhandeln. „Und warum tun Sie es nicht selbst?" fragte ich. „Die Toten müssen auch eine Wohnung haben", sagte er ernsthaft. Wir waren vor seinem Hause angekommen, und das Licht der Toreinfahrt warf einen friedlichen Schein über das nächtliche Pflaster. Oie Kunst ckes 8el»enkens Es gibt offee Kunst -»es Schenkten,»! Sie ist sichtbar gewor den« Liebe. Und kann nicht — erlernt worden. Nur — ge- weckt werden . . . Wie man ja auch die Lieber selber nicht ler nen kannl Darum ist diese Kunst so selten. Ei n Geschenk soll wie ein Vag«! sei n, der aus der ge öffne- ton Haitld fliegt: man schaut ihm segnend nach und gönnt ihm seine — Freiheit I Also auch die geschenkte Gabe: si« wird dem Empfangenden zu eigen, der über sie keine Rechenschaft geben soll. Ein Geschenk soll sein wie ein Ring, der ins Meer ge worfen wird: unwiderruflich; ein Opfer ohne Wiedersehen! Sonst wird es nur sein: wie Weihrauch, der zur — eige nen Verehrung -rennt. Oder wie ein — Tauschgeschäft, -ei dem ein jeder im geheimen zu gewinnen hofft. Oder ist nur eine — gesellschaftliche Phrase, über di« man bald stöhnt und bald lächelt. Oder soll gar ein — Vorwurf für den Dinpfan- genden fein: „Sich, so bin ich . . ." Es ist nicht gleichgültig — was man verschenkt und erst recht nicht — wie man schenkt! An dem Was erkennt man die Kul tur des Gebenden: an dem Wie seine Güte . Man braucht nicht — reich zu sein: und kann doch so viel geben; man braucht nicht Künstler zu sein: und kann so fein sinnig schenken Vo» N»o. Wirt, Man mutz nur au» — Gift« geben: nicht an — sich dabo« denken, sondern an den — andern! Dann ist beides ein« selige Freud«: da» Schenke» und da« Beschenkiwerden . . . Das Wetter im Jahre 1S2S. Die berühmte Pariser Wahr, sage rin, Madam« de Thebes, hat aus die Frage, ob das Jahr 1929 der Menschheit Glück und Frieden bringen werde, eine ausweichende Antwort gegeben: dagegen hat sie sich über die Wettervevhäiinisse geäußert. Si« erklärte, datz der diesjährige Winter laiva und streng sein werde. Noch im März würden zahlreiche Schneefälle zu verzeichnen sein. Der April werde einen plötzlichen Wärme» mschlag bringen, so datz man für di« ersten Mäiiage bereits die Sommerkleider werde vorbereiste» können. Der Sommer wird reich an Gewittern, warm und schön sein. Die diesjährige Ernte wird ausnehmend günstig Schlangengift als Heilmittel. Die Kobraschlang« enthält eines der furchtbarsten Gift«, das sogar in noch mehr als hundertfacher Verdünnuiy, tödlich wirkt. Um so überraschender ist die Mitteilung in der Zeitschrift „Natur und Kultur", nach der Sir Jagadis Lhunder Bose gefunden Hai, datz dieser Gift stoff ein sehr wertvolles Medikament darskellt. Zwar muh man zu seiner Verwendung das Schlang.-,>Mt erst aulf das 100000-- sache verdünnen. In dieser Form zoll cs aber da» Herz -o stark wnregen. datz ern bereits unbt dem Tode ringender Patient zu nonoin Loben erwachs ja selbst dann noch, wenn die Herz tätigkeit schon kürzer« Zent erloschen war. Es bleibt abzu- warten. ob diese Angaben Bose« auch von anderer Seit« ihre Bestätigung finden wenden