Volltext Seite (XML)
Liechlenslein Zum Tode des 88jShrigen Fürste« In einer Zeit, in der Weltverkehr. Handel und Industrie riesige Fortschritte gemacht haben, in einer Zeit des Nat onalis- mus und der Annexion, muten uns die wenigen Zwerg staaten Europas, die sich bis zu unseren Tagen erhalte» haben, wie rin Stück Mittelaller an. Am jungen Rhein, zwischen der Schweiz und Oesterreich mitten im Alpengebiet, liegt das souveräne Fürstentum Lieibtenstein, das eine Größe von 15,g Quadratkilometern ausweist und etwa 11000 Einwohner hat. Für uns Bürger eines modernen Erotzstaates mutet der Anblick de» idyllischen Alpen- lciNdckens fast w e ein gemütlicher Holzschnitt von Ludwig Rich ter an. Kern hält der weitgereiste Wandersmann hier Rast und gibt sich dem Zauber längst entschwundener Romantik hin. Die Bewohner des Ländchens sind alle kerndeutsch — Liechtenstein ist der einzige Staat, dessen Bewohner zu ION Prozent deutschsprachig sind — und sprechen einen von der Tiroler Mundart stark abweichenden allemanntschen Dialekt. Das Fürstentum, das einst re chsunmittellbar war und später dem Deutschen Bund angehörte, war schon am 12. No vember d. I. 70 Jahre lang von dem Fürsten Johann II. regiert der trotz seiner 88 Jahre bis zu seinem soeben erfolgten Tode von einer selten geistigen und körperlichen Frische ist. Der alte Fürst, der noch Mitglied des Deutschen Bundes war und mit seinem Ländchen 1806 am Kriege gegen Preußen teilnahm, war der einzige lebend« Monarch jener Zeit und der älteste regierende Herrscher der Welt, sowohl in bezug aus sein Alter wie aus seine nunmehr 70jährige Regiernngszeit. Im Jahre 1806 stellte das Land als Mitglied des Deutschen Buntes vertragsmäßig eine ..Militärmacht" von 0 Mann gegen Preußen auf. und mit Behagen erzählt man sich heute immer noch gern, daß das kleine Ländchen damals boim Friedensschluß verg«ss«n wurde und sich somit eigentlich bis aus den jetzigen Tag mit Preußen im Kriegszustände befindet. Seitdem ist Liechtenstein vollständig selbständig und ohne jegliches Militär. Vom Weltkrieg und von der Revolution blieb das Land ver schont. Es blieb alles beim alten, und das Volk hält nach wie vor an seinem populären Fürsten. Früher stand Liechtenstein mit Oesterreich in engen zoll politischen und postalischen Verbindungen. Auch die Kroaen- wäbrnng hatte cs mit dem großen Nachbarstaat gemeinsam. Im Jahre 1020. als die österreichisch« Währung zerfiel, trat das Ländchen mit der benachbarten Schweiz in eine Zoll und Mllnz- union. Das sympathische Völkch«n hat eine wohlgeordnete Staats verwaltung und Verfassung. Der Landtag, der aus Grund des allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechts gewählt wird, zählt 1 5 A b g e o r d n e t e. In diesem Landtage gibt es eine geradezu musterhafte Disziplin Kommunisten und Sozial demokraten sind nicht vorhanden. Die ganze Opposition besteht aus einigen Demokraten, denen es jedoch mit dem vornehmsten Artikel der Licchtensieinschen Landesverfassung: „Die Person des Fürzen ist geheiligt" genau so ernst ist wie allen anderen Lan- desk'ndern. Var dem Kriege zahlten die glücklichen Liccktenste'uer keine direkten Steuern. Doch sind die Staal-si-ediirfnist« inzwischen gestiegen. und auch die Bewohner dieses Miniatur- staates müssen jetzt Steuern zahlen, die allerdings geringer sind wie in allen Nachbarstaaten. Der Staatshaushalt beträgt in Einnahmen und Ausaaben etwa 800 000 Schweizer Franken. Die Schuldenlast des Ländchens ist nur ganz gering. Eine Z i v i l l i st e hat der regierende Fürst nie gehabt. Er besieht bis heute keinen Pfennig von seinen Untertanen. Im Gegenteil der gutmütige Fürst hat seinem Staat« erst vor einigen Wochen eine Million Franken geschenkt und weiter für die Sanierung des Landes eine beträchtliche Garantiesumme zur Verfügung gestellt. Ganz Liechtenstein hat nur dreizehn Schulen, an denen einund'wansig Lehrer unterrichten. Auch eigene Briefmarken und Münzen bat das Ländchen. Doch gibt es in ganz L'ecksienstcin nur fünf Post ämter. Das Hauptpostamt in Vaduz ist in einem mittel große" Stübchen untergebracht. Wie schon oben bemerkt, gilt seit 1020 in Liechtenstein die Schweizer Franken- und R a p pe n w ü h r u u g. Doch tragen die in der schweizerischen Münze geprägten Geldstücke das wol'lgetrosfene Bildnis des nun fast oojährig-n Laudesf'rstoi sowie das Licchtcnsteiusche Wappen und somit ist auch hierin die Selbständigkeit des Landes gewahrt. Trotzdem das kan» im Weltkriege neutral war. hatte es doch unendlich >» leiden. Sofort nach Kriegs-ansbruck sverrten de beiden Nachbarstaaten. Oesterreich wie die Schweiz ihre Greinen. Die Vrötknapnhelk war var» bbrecklich. da »a« aebirpig« Ländchen selbst nicht genügend Brotgetreide erzeugt Dazu fehlte es au Fett. So mußten die Bewohner bnld Hunge, leiden. Einmnl gclong es. von der Schweiz etwas Brotgetreide hereinzubekommen Doch wurde dieses von den Franzosen sofort verboten, damit das arme, ausgehungerte Ländchen ja nur kci» Pfund Mob! nach Oesterreich und Deutschland Weiterverkäufe» konnte. So herrschte tatsächlich in Liechtenstein eine größer« LcbensmiUelkiiaovüeit als in Deutschland und Oesterreich. Dann kam der Frieden. Doch da Liechtenstein damals mit Oesterreich in Miinzunion war. bescherte er auch diesem Länd chen die Inflation. Alle Liechtensteiner haben dadurch den größten Teil ihres Varverinögens verloren. Einzelne wechselten sich deutsches Geld ein. da sie zu Deutschland mehr Vertrauen halten. Doch ging auch dieses Geld später durch die deutsche Inflation verloren. Auch jetzt noch hat es der Liechtensteiner schwer. Denn di« wirtschaftliche Krise ist in Liechtenstein mindestens ebenso groß wie in den Nochbarstaaten. Dazu kommt, daß rings um das winzig« Ländchen Paßgrenzen errichtet sind. In Oester reich. der Schweiz wie in Deutschland gelten die Liechtensteiner als Ausländer und unterliegen überall den Bestimmungen über Ausländer. Das gebirgige Ländchen vermag jedoch nicht alle sein« Landcskinter zu ernähren. So muß ein Teil auswandern, vor allem auch die gebildeten Berufe. Es ist aber für einen Liechtensteiner schwer, in den Nachbarstaaten unterzukommen, da natürlich jedes Land in erster Linie für seine eigenen Untertanen sorgt. Man ersieht hieraus, daß es ln mancherlei Hinsicht durchaus kein Vorteil ist. Untertan eines derartigen Zwergstaates zu sein. Im Sommer 1926 macht« ich anläßlich einer Siideuropa- und Nordafrikareise auch einen Besuch in dem Fürsten tum Liechtenstein. Von Feldkirch (Tirols ous fuhr ich mit dem Auto zunächst nach Schaan, einem schmucken Dörfchen von 1400 Einwohnern, wo ich zunächst Stadion mochte. Dieser Ort. der bereits im Fürstentum liegt, wird von derDrei- sck, westerngruppe, einem Gebirgszug von 2l00 Meter Höhe, überr-igt und macht einen überaus freundlichen Eindruck. Nm nächsten Tage machte ick mit dem Poltauto einen Aus- Ein neues Wirtschaftssystem? So überschreibt Gustav Gund lach S. I. lm Fobvuarhcft der „Stimmen der Zeit" <Freiburg im Vrcisgau, Herder) einen Aussatz, der sich mit dem „kooperativen Wirtschaftssystem" aus- einanldcrsctzt, dessen Richtlinie» Professor Dcsiauer auf dem Kölner Zentrmrs-Parteitaq gezeichnet lprt, Gundlach begründet eingehend seine Meinung, daß dieses kooperative Wirlickraslssyslem sachlich ganz mit dem „sozialen Arbcitssystein" zusaimnensällt, wie es Heinrich Pesch in seinem „Lehrbuch der Nationalökonomie" darstellt. Dessen Salidarilätsprinzip erheb« die gleichen Forderungen wie Dessinccr, wenn er von einem in katholischem Boden nuirzcnbde» Wirtschasls- snstcm verlangt, daß cs die Mille zwischen kapitalistischem Indi vidualismus urrd kapitalistischem Sozialismus ei»l>altei, müsse. Fer ner findet Gundlach auch im Grundbegriff. den Tessauer vorn »stellt. Ucbercinstmimung zwischen ihm urrs Pesch: „Dieser Grandbcgrifs ist bei Pesch die Arbeit. Mittelbar und unmittelbar kommt der selbe Gedanke bet Tessauer zum Ausdruck. Der Kernpunkt seines Nc'evates scheint nämlich darin zu liege», baß im Gegensatz zu Ver gangenheit und Gegenwart der Schwerpunkt unserer Bemühungc» um das Wirtschaftsleben in der WirtschaftS-, also in der Pro- Suktions- »i d nicht in der Sozialpolitik liegen müsse: Mann kann arich sage», daß es in Zukunft für Politik und Parteien mebr um di« Einwirkung der rechtlich-organisatorischen Seite der Volkswirtschaft auf die Produktions- und Absatz- späre als auf die VerieilungSsphäre geht. Steigerung und rechte Richtung der prcduktiven Kräfte der Nation muß die zukünftig« Sorge der politischen Stelle» in erster Linie sein. Wir sind nun der Meinung, daß dieser Punkt bei Pesch durch die Her vorhebung des Moments der Arbeit in der Formulierung „sozia les Arbeiissystem" überaus glücklich auSgcdrückl ist. Die rentner- haslen, von der entsprechenden Leistung absehcnden Ansprüche auf einen gesicherten Anteil am Sozialprodukt der deutschen Volkswiri- schast sind gerade vor dem Geiste des „sozialen Arbcitssystcins" nicht zu rechtfertigen. Mißstände In dieser Richtung, die unerr Sozialpolitik in der Arbeiterschaft und die Organ-isations-, vor allem die Karl eil polllik beim Unternehmertum zeitigten, widersprechen dem Arbeils- und Leislungsgedoiikcn dieses Systems. Es ist auch in die sem Zusammenhang daran zu erinnern, wie der verstorbene Alt klug nach Vaduz, oer Residen» de, Mrstentnms. «mein netten, sehr malerisch gelegenen Eebirgsdors von 1400 Eimvoy» nern. Städte gibt es in dem Ländchen nicht. Der Ort liegt überaus reizend am Fuß« eines mächtigen ^L^iMb^veks. umrahmt v m vrachtoollen Götten und l«b->" cnn Baumonlagen. Um die Häuser — zum Teil sind es noch alt modische. uralt« Holzhäusck^n — wallt dos Rausche» alter Wal nuß- und echter Kastanienbäume. In den Gärten blüht und duftet es allenthalben. Ein trautes, gotisckzes Kirchlein vervoll ständigt das schmucke, überaus anziehende Bild. Durch schattigen, uralten Buchenwald schreiten wir auf stei lem Bergpfad zur fiirstlick-en Burg empor, die den Ort roman tisch überragt. Die ältesten Teile des Schlosses sollen noch aus der Römerzeit stammen. Sehenswert sind die alten Sammlun gen, vor allem die Wasfensammlung des Fürsten. Auf den Bergen, von denen man herrlich« Aussichten ge nießt. sind einige ruhige, idyllische Sommerfrischen entstanden. Wer sich in wundervoller Gebirgsgegend von den Strapazen und Sorgen des Alltags einmal gründlich erholen und Ferien vom Ich halten will dem rote ich. nach Liechtenstein z» fahren, wo man woblfeil leben kann und bei dem freundlichen Völkchen gut aufgehoben ist. Liechtenstein hat sogar eine eigene Blume, die nach dem Fürsten benannt ist und „Luzula Joannis Vrin- cipis Murr" heißt, d. h. ous deutsch: „Des Fürsten Johann Hainsimse". Das Land verdient diese Bezeichnung: denn nir gends wird die Blume bester geschützt wie hier. Es gibt in Liechtenstein ein Blumengesetz, besten wichtigsten Inhalt man auf Schlldern und Plakaten liest. Es ist genau vorgeschrie ben. wieviel jede Person von dieser wie von jener Blum« pflücken darf. In der Eben« gedeiht der Nuß- und Feigenbaum sowie di« liebliche Rebe. Auf den Höhen erfreuen Alpenrosen. Enzian, Alpenprimel. Edelweiß und andere selten« Blumen und Pflan zen das Auge. Hochinteressant ist auch di« alpin« Tierwelt, düdler um kreisen die Felsgrate. Gemsen setzen in schwindelnder Höhe über die Abgründe, und manchmal kreuzt das selten«, scheue Murmel tier den Psod oes Wanderers. Das klein« Ländchen wird von einem freundlichen, sympa thischen Menschenschlag bewohnt. Hier ist es noch geblieben, wie zu der Väter Zeit, und überall tönt dem Wandersmann das gemütlich«, biedere „Behüt Di" oder „Grüß Di" als Gruß entaegen. Sein Wahlspruch heißt nicht umsonst: „Klar und fest !" l)r. llsveetrlc/. meister der Nationalökonomie es stets vermied, die Forderung de» Familienlohncs allein auf die Vedürsnisnorm zu stützen, sondern immer eine theoretische Vciknüpftcnq mit dem Leistungs- bzw. Ar beit sgebanken suchte (vgl. Lehrbuch V 610 fj.). Schließlich war auch bei Pesch die Betonung des für den volkswirlschiafllichcn Pro'«st entscheidenden Ziel momenlcs, der causa sinalis, nämlich der Volks wirt schaftlicken Bedarfsdeckung im Sinne der materiellen Wohlfahrt aller, niemals als Mftcdcrbclonung der bewirkcuden Ur sachen, also der Entnsichlunq der produktiven Wirtschaftskräfte des Volkes, verstanden. Ein derartiges Mißverhältnis zwischen Aiel- uud Wirkursache bedeutete ja auch Iheo re lisch einen Wdecsin» und Pünktlich de» Sterbeprozeß der Volkswirtschaft. Wenn Pesch vom Ziclgcdanlen die volkswirtschaftliche Belvachlung ausgehen läßt, so war für ihn der philosophische Grund maßgebend, daß Lcbcnscrschci- nungen, also a»ch das Leben der VolkSivirtsckxrft, nur teleologisch von der Theorie gemeistert werden könne», und daß sich aus d cscr Grundlage auch die Erkenntnis praktischer Fovscrungen am teichie- stcn ergibt. Bei Des sauer schienst theoretisch die Bedeutung teleolo gischer Betrachtungsweise zugunsten der Hervorhebung der bewirken den Ursachen des volkswirtschaftlichen Geschehens etwas zurückzntrc« len, wen» naiürkich auch seine praktischen Anwendungen vom Ziel» gedankt» der Volkswirtschaft ausgchcn und ansgelien muffen. Irden, falls liegt aber nicht schlechthin eine Neueinstcllung der Th-ori« gegenüber dem Wirtschaftsleben vor, wenn Dcssauers .kooperatives Wirtschaftssystem" in Zukunft das Schwergewicht der gesellschaft. lichcn Einflußnahme von der Sozialpolitik ans die Wirtschaftspolitik, von der Vcrtcftungs- aus die Produklionssphäre, kurz, vom Anspruch des einzelnen a» die Volkswirtschaft auf seine Leistung für die Volkswirtschaft verlegen will." Warum denn so viel? Um die gleiche Anzahl Tassen zu füllen, braucht man heutzutage statt 2—3 Pfund Mal-Kasse« cder Bohnenkaffee nur 1 Pfund Quieta. Dies bedeutet für die Hausfrau eine jährliche Ersparnis von 100 Mark, mit der sie sich inonchen Wunsch erfüllen kann! Man spart seihst dann noch, wenn man den neuen verfeinerten Quieta seinci.i gewohnten Kasse« znsetzt! Quieta überrascht außerdem scder- mann mit seinem angenehmen Geschmack und seiner Bekömm lichkeit! Lyrische Werste Stefan George, Das neue Reich, Verlag Georg Bondi, Berlin (broschiert 5,50 Mark). — In der Gesamtausgabe der Werke Stefan Georges, die ieit 1927 in endgültiger Faflung hcransgegcben wird, erscheint alz 0. Band die Sammlung der seit 1903 entstandene» Gedichte. George hat das bleibende Verdienst, in einer Zeit, da die Formaesctze der Kunst von stvssbegeistcrlcn Dichtern rervcsscn und verachtet wurden, den Adel und das Maß gehaltener Poesie für die uknnst bewahrt zu labe». Für die'e unvcrgleichlick« Zucht der orm ist die vorliegend« Sam-mlunq, die zum 60. Geburtstage de? Dichters erschien, ein neues Beispiel: Für den Zeitraum von zlvan- zig Iallren wird ein« sparsame Ausn-ahl geboten: wcnine ater ge haltvolle Stücke. Darunter die berühmte» Dichtungen „Der Krieg" und „Ter Dickster in Zeile» der Wirren". Hier wird auch die Idee, um die sich die Sammlung gliedert, am klarsten: Wcgbereitung für das koimnciid« Geschlecht, „das <n,S geweihtem träumen, tun und dulden den einzigen der Hilst den Mann gebiert... Er führt durch sturm und grausige signale des frückrots »einer treuen schar zum werk des wachen tags und pflanzt das Neue Reich." Die eigenwillige Art des Schreibens und Zeichensetzens, die diese Probe zeigt, ist ja ans den früheren Werken Georges bekannt. So seltsam nie dic'es äußere Bild ist manches an seinen Gedanken. George ist gebürtiger Katholik, aber der kirchliche Kathol k wird viele» seiner Ideen nicht sv'gen können. Vor allem der Idee des Priester Dichterin» s nicht, von der aus George sein Leben gestattet Hai. Das hindert ater nicht, Georges Zünstlertnm als ein« der wertvollsten Kräfte in der deutschen Dichtung der Gegenwart zu würdigen. Orpheus. Altgrirchische Mystcriengesänge. Ans dem Urtext Tberlragcn und erläutert von I. O. Plasimann. Mit 12 Ab- bildniwcn antiker Kunstwerke. 1028. Jena, Eugen Ticdcrichs Ver lag. (Geheftet 1.50 Mark ) — Ein altes, wertvolles Dokument der griechischen Kultur sind d e'« Hymnen. Sie stammen ans der Zeit des Ueterganges vom ckstatich-wilden und orgiastischcn Neinigungs- kult zum dionbsi'ch ausgeglichenen LetenSgcfübl Es ist das Ver. dienst I. O. Plassnanns, di« Hymnen durch eine ganz neuartig« Ucbcrtragung poetisch wieder erweckt und sprachlich so bclebt z» hoben, daß die Wucht der Diktion, die Ursprünglichkeit des Natur» rmpsiiLenz und der mylhcsche Zcmber des Originals aus deutschem Svmchgeist heraus in eigenartiger Weis« lebendig wird. Eine über sichtliche Einleitung führt in den orplüsckcn Mythos und in das wcnige ein, was wir über di« antiken Mysterien wissen. Was bis her nur in engsten Fach- und Wissenschaftskreisen bekannt >var. wird hier in klarer und lltngeildcr Sprache, die das Nalurhaslc d«r Lic. der wiedcrgibt. lebendig. Alt Mexikanisch« Hymnen. Nachd chtungen von I. W. Schottelins und Richard Freund. Mit 8 Abbitduiwen altaztckischer Kunstwerke. Jena. Eugen Diedcrichs Verlag. (Ge testet 1,50 Mark.) — Die All-Mcrikanifchen Hymnen sind um 1520 von einem spanischen Mönch lantgetrcu nach der altaztekisehen Sprache, die sich in den kultischen Lickbcrn durch niüisdllche Ucbcr. lic'crung «rhallcn halte, ausgezeichnet worden. Die Sammlung um saßt «29 Kutll «der und dramatische Gebete die im Mas'cn'chmiick ge'ungen und getanzt wurden. Die Nachdichtungen von I. W. Schollellus und N. Freund osscnbaren das geistig-seelische Erlebnis der Menftten, des in diesen Lickern der Fruchtbarkeit, des Wer dens nid Vergehens und der unerbittlichen Schicksalzbcstimnncng alles Daseins lebendig ist. In bildhaft blumenreicher Sprache kün den sie ihrer Sänger höchstes Erkenntniserlebnis, In magischen Bilderrcilen rorgcstcllt: Allen Daseins Leben ist das Geschenk ge opferten Lebens. Ausführliche Einleitungen über den llrtcxt und die Bedeutung der Hymnen sind dcn Liedern vorangcstrllt. Ein höchst merkwürdiges Denkmal verklungener und von höheren For. men verdrängter Nebigiösilät. DaS prolctarlschr Schicksal. Ein Querschnitt durch die Arbet. tecksichlung der Gegenwart. Hcrausgcgeben von Hans Mühle. Leopold Klotz Verlag, Gotha 1929. — Ein lleberblick über die Lyrik von Dichtern, di« aus dem Arb öfter stände hcrvorgcgangcn sind, darunter bekannteste Nomen wie Lersch. Pebold, Engclke, Br», ger, O. M. Glas, ober auch ganz unbekannt«. Ein Teil der Dich tungen sind Orlginalbeiträge. Tie Gedickte sind nicht nach Autoren, sondern nach Stosfkrcisen zusammengestellt. So erhält der Leser starke stvsslick« Einvrücke. einzelne Ubschinlte (zum Beispiel „Revo lution") erscheinen allerdings aks sehr schtvoch. Die meiste» Ge dichte bleiben im Stossiichen verfangen, nur wenig« erheben sich zu innerer Freiheit von den äußeren Bedingungen, zur großen Kunst. Ein sehr lehrreiches und in mancher Hinsicht erfchütlenrdes Buch. Das fröhliche Buch. Bon Ferdinand Avenarius. Erneuect von Hans Vöyin. Mit Zeichnungen deutscher Meister. Herousgegeben vom Kunstwort. 171.—176. Tausend. München. Verlag Georg D. W. Callwey (Ganzleinen 7.50 M.) — Ta ist es also wieder, das fröhlick)« Buch, das uns so viele Stunden stiller Heiterkeit geschenkt >>at. Zuletzt noch sahen wir es in der bescheidenen Feldausgolre, jetzt aber hat es wieder stattlich an Umfang gewonnen und möchte nicht nur dasselbe, sondern mehr bieten als die Auflagen der Friedenszeiten. Hans Böhm hat behutsam den von Avenarius geschossenen Bestand ergänzt, im allgemeinen glücklich. So ist anch die neue Auflage ein Seljatzkäsllcin deutschen Dichterhumors, geordnet nach Lebens- Kreisen und Lebensiverlen. Die einzelne Dichterpersönlichkeit muß nach dem von Avenarius geschossenen Prinzip zuriicktreten. So wird man Lücken verschmerzen, vor allem das Fehlen so vieler katholischer Humoristen. Warum n'chts von Abra ham a Santa Clara, nichts von Thomas Murner, warum ist Eichendvrffs hinreißende Fröhlichkeit nur mit einem schwachen Stück. Grillparzers galliger Humor nur mit einer Probe ver treten? Andere werden in der Rubrik „Zeitgenossen" die Satire auf modern« Zustände vermillen, von Ningelnatz etwa ist nur ein allerdings entzückendes Gedicht da. Namen wie Neimann. Scher, Tuck olsky. Kinndt fehlen ganz. Skber das sind kleine Schönheitsfehler, die bei einer neuen Auflage (die wir dem Buch bald wünschen) leickl zu beseitigen sind. Daß bei der Vildauswahl nur die G-a-hik berücksichtiot wurde, erweist sich wiederum — nsie schon beim „Balladenbuch" als Gewinn. Auch in der neueis Gestalt wird das Fröhliche Buch großen Erfolg haben und viel Freude schassen. HanLAdler, Assentheater. Gedichte. Neue vermehrt» Auflage. Leipzig, E. P. Tal u. Co. 1929. — Es ist immerhin ungewöhnllch. wenn in dieser aller Lyrik allgewandten Zeit ein Bord Gedichte die zweite Auflage erlebt. Freilich erst nach neun Jahren, und der Autor selbst scheint wenig entzückt von seinen Erfolgen: „Aus meinen Liedern blüh'n mir keine Renten", heißt es in dem neuen Einleilungsgedicht. Dies« Verse, teil weise schon vor Jahrzehnten in den Kabaretten vorgetragen, entspreckien treffender als alles ander« der mocklsiden. an alten Genüssen abgestumpften Stimmung, die heute einen Teil der „Kulturmenschheit" erfüllt. Und sie hätten sicher noch größeren Erfolg gehi'bt, wenn ihnen nicht jede entschlossene Lebens bejahung fehlt«, nsie wir sie käst überall in merkwiivdi"ec Ver bindung mit jener blasierten Gemütshaltung finden. — Die s^chs Gedichte, die dem Bündcken neu eingefügt sind, zeigen gleich elegante Form und gewählt« Sprache wie -ie früheren, aber es fehlt ihnen völlig jener besckw ngte Humor in Gedanken und Rhythmus, den man an den besten Stücken unter den Erst» lingen dieser mondänen Mus« einst bewundert«.