Volltext Seite (XML)
- Dresdner Ausstellungen »»Der Erzbischof mtl den sechs Frauen- Grit «inlgtr Zeit geht eine mysteriöse Geschichte aus Polen durch die Blätter. Es ist von einem „Erzbischof" die Rede, der unter religiösem Deckmantel sich an eine» Reihe junger Mädchen vergangen haben soll und den man jetzt endlich vor Gericht gestellt Hobe. In Berliner Zeitungen waren sogar schon Photographien der angeblichen „mißbrauchten Nonnen" und der „sechs Frauen des Erzbischofs" mit entsprechendem Text erschienen. Eine sonst ernst hast« Zeitung, wie die „Frankfurter Zeitung" nahm sich ausführ lich in Feuilletons der Sache an. wobei sie im Gegensatz zu jenen Berliner Morgcnblättern sich auf die Seite des Erzbischofs stellte und Partei gegen das Gericht nahm, das stier gegen eine gänzlich harmlose, eine neue Menschlichkeit predigend« Neligionsbcwcgung in brutaler Weise vorging. Ta ein Erzbischof ein Amt der offiziellen Kirche vertritt und da Polen katholisch ist, mußte jedermann annehmen, daß es sich um einen Prozeß gegen einen unwürdigen katholischen Erzbischof handelt. Dem ist ober nicht so. Die polnischen Mariaviten sind eine Sekte, die schon 1906 durch den Vatikan verurteilt wurde, und die seitdem ein dunkles, nicht immer zwcifelfreiez Leben führt. Vor dem Kriege verdankte sie ihre Existenz vor. allen Dingen den Russen, welch letztere sie dazu benutzten, um einen Keil in da» katholische Pole» zu treiben. Während des Krieges fanden sie, wie berichtet wird, merkwürdigerweise einen Interessenten im Evangeli schen Bunde (wohl auch aus politischen Gründen), und man kann nur annchmen, daß die mit den Mariaviten arbeitenden deutschen Stellen sich in völliger Unkenntnis über die nähere Beschaffenheit dieser Sekte befunden haben. Als die Bolschewiken 1920 in Polen einrücklen, gingen ihnen die mariavitischen Priester mit Brot und Salz entgegen, da sie anscheinend von den Bolschewiken (anstelle des Zaren) einen neuen Aufschwung erwarteten. Als dann Polen die Bolschewiken vertrieb, zogen sie sich lautlos auf ihr inneres Kloster leben zurück. Man ist erstaunt, daß dieser Prozeß i» Plock einen Widerhall in ganz Europa findet. Das Mißtrauen, das jeder gesunde Men schenverstand gegenüber sogenannten „mystischen Liebes ehen" hegt, wurde durch die Gerichtsverhandlung nur bestätigt. Auf Grund der Zeugnisse von Nonnen und Priestern, die sich durch Fluch, dem Mariavitcnklostcr entzogen haben, verurteilte das Gericht den „Erzbischof" Kowalski wegen sittlicher Verfehlungen zu vier Jahren Gefängnis. Der Prozeß soll das höchste Gericht in Warschau noch beschäftigen, aber man kan» sich nicht denken, daß diele Gericht anders entscheidet. Die „Vossifche Zeitung" meint sehr richtig, daß die gerichtliche Verurteilung Kowalskis wegen sittlicher Vergehungen die Sekte sogar weit mehr treffe als ihre Verurteilung durch den Vatikan wegen ihrer abweichenden Lehren. Wir fügen hinzu, daß die Verfehlungen und diese gerichtliche Verurteilung nur die naturgemäße Folge abwegiger Lehren u»d deren Verurteilung, durch die ordentliche Kirche gewesen sind Die Gedenkfeier bei Eger Dresden, 26. Oktober. Die Schaufenster der Firma Robert Eger u. Cohn in der Iohannstraße, dis die Wandlung der Herrenmode in den 75 Iqhren seit Bestehen dieses Konfektionshauses in vortreff licher Weise Wiedergaben, finden beim Publikum das leb hafteste Fnteresse. Aus Anlaß des Jubiläums hatte die Firma gestern einen Kreis treuer Freunde des Hauses zu einer wür digen Gedenkfeier versammelt, in der Walther Eg er die Gäste herziichst vegrüßte. Di« Stadt Dresden wur durch Sladtrat Ncichardt und Siadlrat Knute vertreten. Im Mit telpunkt der Feier stand die Ehrung von zehn Angestellten, die ihre Dienste teilweise schon länger als ein Menschenalter der Iubelsirma gewidmet haben. Dr. Qu eck von der Dresdner Handelskammer händigte den Iubilarcn unter herzlichen Glück wünschen die Ehrenzeichen der Kammer aus. Mit dem silber nen Ehrenzeichen für 10jährige Tätigkeit wurde der Schneider Julius Graefe ausgezeichnet. Das Ehrenzeichen in Bronze erhielten die Herren Heinrich Uhlig, Josef Kuznia, Gustav Meh- nert, Karl Frantik. Max Büchner, Otto Just, Otto Prätor, Willi Zetzsche und Joses Hübl. Im Namen der jetzigen Inhaber sprach Walther Eger den Iubilaren Dank und Glückwünsche aus. Endlich ergriffen noch Vertreter verschiedener Fachorgani sationen das Wort, um sich den Glückwünschen für Firma und Angestellte anzuschließen. Gerade die Ehrung der Angestellten bedeutete für die Firma an ihrem Iubeltage in sozialer Hin sicht eine schöne Anerkennung ihrer Arbeit und Einstellung. : Wohlfahrtsmarke». In der Zeit vom 15. November 1928 bis 81. Januar 1929 werden durch die Postanstaltc» und die Deutsche Nothilfe WohlsahrtSmarkcn mit Ländcrwappcn zu 5, 8,15, 25 und 50 Die grobe Dresdner Funk-AusfleUung Dresden, 26. Oktober. Tic Aufbau-Arbeiten für die Große Dresdner Funk ausstellung, die am Sonnabend, den 27.'Oktober 1928, vor mittags 11 Uhr vor geladenen Gästen eröffnet wird, sind fast be endet. Gegenüber den, Eingang erhebt sich das große Standbild der Deutschen Welle. Hieran schließen sich die einzelnen Händler- ständc, die die Erzeugnisse der Industrie in mannigfacher Ausffih- ruug zeigen. In dem Saale des Funk-Vereins Dresden e. V. wird in einer Sonderschau das Wese» und die einzelnen Apparale für die kurze Welle gezeigt. Außerdem stellt hier das Institut für Schwoch- stromiechnik der Technischen Hochschule Dresden einen Kurzwellen, sender im Betrieb aus. Eine andere Koje zeigt die Reichweiten des Neichspfcnnig, sowie eine Wohlfahrlspostkarte zu 8 Rcichspsennig znm doppelten Nennwert (die Wertzeichen zu 8 Reichspfennig für 15 Rcichspsennig) vertrieben werden. Die Wertzeichen sind bis Ende April 1929 znm Freimochen von Postsendungen im Jnlands- und Auslandsverkchr gültig. Dresdner Schlachkviehmarkk vom 2S. Okk. Austrieb: 8 Bullen, 621 Kälber, 27 Schafe, 811 Schweine, zusammen 1560 Stuck. Die Preise betrugen nach amtlicher Fest stellung für 50 Kg. Lebendgewicht in Reichsmark: 1. Rinder: Keine amtliche Notiz. 2. Kälber: 1. —,2. 83—89, 3. 75—82, 1. 60—70. 3. Schafe: Keine amtliche Notiz. 1 Schweine: 1. 80—82, 2. 78-79, 3. 71-76, 1. 71—73. Geschäftsgang: Kälber gut. Schweine schlecht. Ueberstand: 5 Rinder (5 Bullen), 86 Schweine. Äircheirnachrichke« Nachtrag zum St-Denno-Dlatt Kohschenbroda (Christ-König-Kapelle, Vorstr. 11, Tel. 1016). Sonntag, 28. Okt. (Christkönigssest, Tilularfest der Kapelle): Früh 7.30 Uhr erste hl. Messe, 9.30 Uhr Fcstgottesdienst, abends 6 Uhr Segensandacht. Wochentags täglich srüh 8 Uhr hl. Messe; täglich bis 31. Oktober abends 7.30 Uhr Noscnkranzgebet; Mittwoch und Freilag abends 7.30 Uhr Scgensandacht. Beichtgelegcnheit vor jeder hl. Messe und jeden Sonnabend nachm, ab 5 Uhr. — Allerhei ligen: 1. Messe früh 6 Uhr, 2. hl. Messe früh 9 30 Uhr; abends 6 Uhr Segensandacht. — Mittwoch, 31. Okt-, nachm 3 30 Uhr Jungmänner- vcrein. Bautzen. (Liebsrauenbirche.) Sonnabend 6 Uhr Beichte Sonntag (Königsfest Christi): 7.gg Uhr hl. Messe, 9 Uhr Hoch amt. 11 Uhr Schulgottesdienst, 1 Uhr wendische Vesper, 6 Uhr Christenlehre, Segen. Wochenmesse täglich 7 Uhr. Donnerstag (Allerheiligen): 7.30, 9, 11 Uhr hl. Messen. Keine wendische Vesper und-Christenlehre. Freitag (Allerseelen): HI. Messen 6. 6.30, 7 Uhr, Neguiem 7.30 Uhr. Mittwoch, nachm. 3 Uhr, Stif tungsfest des Elisabeth-Frauenvereins im Gesellenhaus. Don- Die Enkwiekelung -er LandKarie Au»fl«ll«»g lm Sa«plstaal«,rchiv Dresden, 26. Oktober. Wer sich heute über Irgend eine Gegend unseres sächsischen Vaterlandes genauer unterrichten will, dem stehen Sonder karten in reicher Fülle zur Verfügung, von den Karten an, die daS ganze Land in großem Maßstabe auf einem oder nur wenigen Bläh tern darstellen, bis zu den 156 Meßtischblättern im Maßstabe 1: 25000 und verwandten Karten. Wunderbar spiegelt sich in ihnen di« Erdoberfläche wider mit allen ihren Einzelheiten, jedem Hause, jedem Wasserlaufe, jedem Walde und Waldstücke, jeder Wiese, jedem Wege und jeder Wegbiegung. Von Jugend auf lernen wir in der Schule und auf Wanderungen diese Karten lesen. So vertrant wer nerstag: Männerverein. Freitag, abends 8.15 Uhr, Versamm lung der Vertrauensleute der Pfarrei. Bautzen. (Kapelle der Franziskanerinnen.) Sonntag 8 Uhr: Predigt, Hochamt. Herz-Iesu-Weihe, Tedeum, nachm. 6 Uhr Predigt, feierlicher Segen, 7—8 Uhr Volksanbetungs stunde. Dresden. (Iosephinenstiftskirche.) Sonntag, 28. Oktober, nachmittags 3.30 Uhr, Versammlung des 8. Ordens. Annaberg i. Erzg. Sonntag, 28. Oktober: 7 Uhr hl. Messe, 9 Uhr Hochamt mit Predigt. Leipzig-Neudnitz (Fricdrich-Wilhclm-Straße 22. Fernruf 61290). Sonntag, 28. Oktober von 6 Uhr an Bcichtgclcgenheü, 7 Uhr Frühmesse, 9 Uhr Predigt, Hochamt und Segen. Nachmittag; 15 Uhr Segensandacht, anschließend Taufen. Wochentags heilige Messe 7 Uhr, Dienstag und Freitag 7.15 Uhr Schulmesse. Dienstag 19.30 Uhr Rosenkranzandacht. — Allerheiligen: 7 Uhr Frnlmiess!, 930 Uhr Predigt, Hochamt und Segen. 19.30 Uhr Predigt und Andacht für die armen Seelen. — Allerseelen: 7 Uhr Neguiem. l. Pfleg« des Chorales. Zur besseren Pflege des Valilm« Nischen Chorales werden seit einiger Zeit in den meisten Cäci« lienchören Sachsens Choralkurse abgehalten. An zwei Abenden werden Sängerinnen und Sänger von P. Romuald Jor dan (Grüssau) in die musikalischen Schönheiten des Chorals eingesührt und sodann praktische Hebungen im Singen desselben vorgenommen. Bautzen wird zudem noch den Vorzug haben, daß am Sonntag, den 28. Oktober, vormittags 9 Uhr im Tons ein Choralamt gesungen werden wird. Wkllerberichk -er Dres-«er Wetterwarks Witterungsaussichten. Umgestaltung der Wetterlage. In den nächsten beiden Tagen Uebergang zu unfreundlicher Spät herbstwitterung. Bewölkungszunahme, zeitweise Regen. Nied rigere Tagestemperaturen bei geringem Unterschied zwischen Tag- und Nachltemperaturen. Im Gebirge rauh. Südwestliche bis westliche Winde besonders in höheren Lagen meist lebhaft. Kurzwellenicnders PEJJ in Einthosen und seine technischen Ein richtungen. Der Bastelkursus des Funk-Vereins Dresden e. V. zeigt den Werdegang des Lübben-Superoudion-Gcrätes von der Bohrlehre, Wickelvorrichlung für Spulen bis zum vollständigen Ge räte sowie die hierfür nötigen Blaupausen und Schallskizzen. Auf einer großen Tischfläche werden die prämiierten Bast ri tz eräle ausgestellt. Der Arbeitcr-Radio-Bund zeigt neben seinen Bastelgeräten den Bildfunk in seinen einzelnen Phasen. Hieran schließt sich der Ruheraum, der von dem bekannten Dresdner Kunst maler Walter Gasch durch seine Capri-Bilder belebt wird. Die Blumendekoration hierfür ist von der Firma Rülcker. Die daran an schließende Halle bringt die sächsische Funkpresse und Funkliteratur. Als Sonder-Veranstaltungen während der Großen Dresdner Funk-Ausstellung sind zu nennen: Sonnabend, 28. Okt., abends 7 Uhr im Planetarium Vortrag des Herrn Prof. Dr. Esain „Die Ultrakurzc Welle". Eintritt freil Sonntag, 28. Oktober, nach, mittags 1 Uhr im Konzertsaal des Ausstellungspalastes: „Funk- Tanz-Tee". Sonntag, 28. Oktober, abends 7 Uhr !m Planetarium Vortrag des Herr» Prof. Siegelt: „Was jedermann vom Rundfunk wissen möchte". Eintritt frei! Montag, 29. Oktober, abends 7 Uhr im Plaiietarium Vortrag des Herrn Felix Sarnow aus Berlin über „Sclbsibauempfänger mit Wcchselstromheizung und Schrlngitter- töbre". Eintritt frei! 31. Ott., abds. 7 Uhr im Planetarium Vortrag Ing. Färber: „Der Bildfunk". Eintritt frei! Donnerstag, 1. Nov., Anfang abends 8 Uhr, Funkball im Konzertsaal und den an schließenden Räumen des Ausstellungspalastes. den wir mit ihnen, daß wir bet dem Betrachten des Kartenbildez die dargestellie Landschaft lebendig vor uns sehep. Uns erscheint die gute geographische Kart« als eine Selbstverständlichkeit. lind doch ist sie erst ein Erzeugnis der Neuzeit. Mr brauchen bloß 3 bis 1 Jahrhunderte in die Vergangenheit zurückzugehen, um auf die Anfänge der Entwicklung zu stoßen. Das Mittelalter hat sich ohne alle genaueren geographischen Karten beholfen. Wie dies bei de» schwierigen, verwickelten Territorial-, Flur-, Rechts-, Wittschap?- und Verfassungs-Verhältnissen möglich war, ist rätselhaft. Erst i« Reformationszeitalter versuchte man hin und wieder, schwäche eographisch« oder landeskundliche Dinge bildlich darzustelle,,. M? er Bildkarte entwickelte sich allmählich das Kartenbild, iw? mit der zunehmenden Verbesserung des Vermessungswesens immer vollkommener wurde, von gewissen Rückschlägen, wie sie be! alle» Entwicklungen zu beobachten sind, abgesehen. DaS Hauptstaatsarchiv zu Dresden besitzt in sei. ner Riß- und Kartcnabteilung (übrigens einer der größten Sammlungen namentlich handschriftlicher Karten, sogenannter Risse, i» Deutschland und wohl der ganzen Welt) reiche» An schauungsstoff. Es beabsichtigt, eine Auslese von Rissen und Karten, die die Entwicklung des sächsischen Kartenwesens bis zur Gegenwart veranschaulicht, in einer So überaus st ellung zu zeigen, dir Dienstag, den 13. November bis mit Donnerstag, den 15. November von 9 bis 1.30 Uhr für jedermann unentgeltlich im Haupistaalsarchw (DreSden-N-, Düppelstraße 11) geöffnet ist. Wünsche auf besondere Führungen möchten rechtzeitig der Direktton mitgeteilt werden. Eine Schöpfung eines reichbegabte» und geistreich schaffenden Tonsetzers, den leider schon die Kühle Erde birgt. Packend ge stattet durch die exotische Färbung, blendend behandelt in neu zeitlicher Orelwsterlechiiik. Allerdings umrahmt das kühn hin- geworsene Werk einen Klavierpart von widerhaariger Schwie rigkeit. Und damit kommen wir auf di« Solisten. Lydia H o f fm a n n - B e h r e nd ließ den klavieristischen Teil tech nisch und in geistreicher Ausfassung in prachtvoller Geschlossen heit und blendender Wirkung vorübcrrauschen. Eine ebenso aus gezeichnete Künstlerin lernte man in Maria Ierabek von der Münchner Slaalsoper kennen. Die klangschönen stimmlichen Qualitäten werden getragen von einem seelenvollen, blut warmen Ausdrucksvermögen, einer vorzüglichen Schulung und einer klaren Texiaussprache. Auch sie fand — gleichfalls wie die Pianistin — begeisterten Beifall. Mit dem „Meistersinger"- Borspiel klang der interessante Slbend aus. der einen noch besseren Besuch verdient Hütte. Eduard Mörike war allen Werken ein berufener und temperamentvoller Führer, und die Philharmoniker leisteten ihm werlvolle Helfersdienste. -Ist- Palmengarten Dresden. Inierellant mar das Programm, das Lore Korneil (Berlin) zusammcngestcllt Halle, ohne weiteres. Der erste Teil brachte Lieder von Chr. W. Gluck. Beruh. Klein, H G. Nägcli, Ioh. Fr. Reichalbt, alles Gesänge, die man vielteicht in unserm Jahrhundert noch garnicht oder nur als Seltenheiten gehört hat. Sicher ist es reizvoll, solche ver gessene Lieder zu hören. Dann folgten noch Schumann, Schubert und Wolf. Daß die Künstlerin dabei vorwiegend Männerlieder ausgewählt hatte, kann natürlich keine Veranlassung zu ein schränkender Kritik geben. Etwas anderes Ist es aber mit der gesanglichen und gestaltenden Linie. Lore Kornell besitzt Ge schmack und Feinemsifindung. Aber sie spitzt diese Qualitäten dis zur Maniriertheit und Künstelei zu. Sie singt Schumann — aber nicht den deutschen, gemütstiefen. Ihr Schumann wird dekatent. mit französischer Puderquaste betupft und mit Lippen- und Augenbrauenstift nachgeholsen. Nicht viel besser ergeht es Schubert. Mo» spürt Kaborettmilieu. Wenn auch in .zarter Paslelltönung. Dieser auskliigelnde Gestaltungswille schadet ober auch der ^onreinheit und Klangschönheit. Auffällig ist weiter ein Herauf- und Herunterschleifen der Intervalle und ein zu langes Derweilen auf den Konsonanten. Sicher ist Lore Kor nell eine Sängerin, di« die Kunst Hochernst nimmt, ober sie ist zu stark mit der Vernunft dabei »nd zu wenig mit dem Herzen. Und so bleibt man selbst kalt bei aller Tüftelei und Künstelei. Daß Eduard Mörike mit in diesen Strudel gezogen wurde, ist erklärlich, obwohl er auch als Begleiter von seinem musi kalischen Feingefühl reichlich Proben geben konnte. —lt— Palinengarten. Vor der Zukunft echter deutscher Kunst möchte einem bange werden, wenn man den Tatbestand buchen muß, daß der erste Klavierabend des Beethoven- Zyklus von Max Pauer sehr lückenhaft besetzt war. Was der hervorragende Pianist mit den Sonaten in G-Dur (Werk 11 Nr. 2), D-Dur (Werk 28) und E-Moll (Werk 96), außerdem dem Rondo in C-Dur (Werk 51 Nr. 1) und den Variationen mit Fuge in Es-Dur (Werk 35) an erhabener und weihevoller Kunst in den Konzertsaal zu tragen berufen war, ist nur wenigen Auserwählten beschieden. Durchreiste und abgeklärte Gestal- tung. Klangpoesie und höchstes Feingefühl fesseln an Pauer in gleicher Weise wie seine feinzisclierte und kristallklare Technik, die nicht di« geringste Note verloren gehen läßt. Der Künstler wurde mit begeistertem Beifall gefeiert. —Ist— Der Julius-Otto-Bund, Dresden (Leitung Kapellmeister Edwin Lindner) veranstaltet Sonnabend, de» 27. Oktober 1928, abends 8 Uhr, in den Festsälcn des Zoo ein Konzert, das hauptsächlich Chöre enthält, mit denen der Bund zum 10. Deutschen Sängcrfcst tu Wien so übergroße Erfolge errungen hat. Zur Mitwirkung sind Pianistin Frau Sigrid Winkler-Pursürst und Konzcrtsängerin Irl. Johanna Knappe gewonnen worden. Nach dem Konzert läuft der Film vom 10. Deutschen Sängerbundessest in Wien, der erst malig in Dresden gezeigt wird. Dresdner Lichtspiele Prinzeß-Theater: „Sein letzter Befehl" mit Emil JanmngS (zweite Woche verlängert). — Capitol: „Ariadne in Hoppegarten", bearbeitet nach dem gleichnamigen Roman der Berliner Jllustrirten. — Ufa-Palast: „Adam und Eva" mit Rcinhold Schünzcl. — U-T.- Lichtspiele: „Der Präsident" mit Iwan Mosjukin. - Kammer-Licht- spiele: „Die letzten Tage von San Franzisko". — Zentrum: „Groß, stadtjugend". — M-S-Ltchtspirle; „Donnerwetter Monty Banks" und „Der fliegende Teufel". — F»-Li.: „Der Tonzstudent". » M.-G.-Lichtsplel«. Aus dem Film „Der fliegende Teu fel" kann man lernen, was Bankangestellte für tüchtig, Leute sein können. Richard Talmadge präsentiert sich uns nämlich in diesem Berufe und beweist zum Entzücken aller weiblichen Zuschauer, daß er ein gewandter Angestellter, ein tüchtiger Boxer und ein zärtlicher Liebhaber ist. — Nicht weniger tüchtig ist ein anderer Kollege Ri chards, bei dessen Heldentaten selbst der Film-Autor ausruft:' „Donnerwetter, Monty Banks!" Auch hier handelt e? sich um eine junge Dame und eine angesehene gesellschaftliche Posi tion, die der Filmheld »ach mancherlei Fährnissen, Kämpfen mit untreuen Vormunden, Straßenräubern und ähnlichen liebenswürdi gen Leuten erringt. Zwei Filme voller Spannung und Humor. Kammer-Lichtspiele. Der Untergang von San Franzisko, her« vorgerufen durch die Erdbebenkatastrophe von 1906, läßt dem Film für die Bearbeitung unbegrenzte Möglichkeiten. Wenn die Ameri kaner mit dem Film „Die letzteü Tage von San Fran zisko" auch kein historisches Dokument geschaffen haben, so ist ihnen ober eine in allen Teilen spannende Filmgeschichte gelungen, die darauf hinausgeht, die Katastrophe als Fügung des Himmels zu pointieren. Als Ausgang hat sich der Film die Entdeckung de» „Goldenen Tores" durch das spanische Adelsgeschlecht Vasquez ge nommen, das schließlich durch den rasenden Aufstieg der Stadt San Franzisko immer mehr an Geltung verliert und verarnit. Den wir kungsvollen Gegensatz zu diesen Edelleuten und ihrer idyllischen Be sitzung gibt das Chinesenvicrtel mit seinen dunklen Existenzen und Lastern. Die Kontraste konnten nicht spannender gestaltet werden. Don den Darstellern ragt neben Dolores Castell», Josef Swickard, Werner Oland, Anna MaH Wong in der kleinen Rolle einer fanatischen Spionin hervor. Zentrum-Lichtspiele. Harry Liedtke und Moria Paudler he«' weisen in dem Film „Großstadtjugenü" erneut ihre Beliebt heit bei jung und alt. Wer nun glaubt, diese beiden Schauspieler würden ollen Ernstes das Problem der Grobstadtjugend beleuchten,, irrt sich gewaltig. Denn Harrh Liedtke und Maria Paudler zeigen sich in einer launigen Fabel als sportbegeisterte Kinder der Groß stadt, die sich noch den üblichen Film-Irrungen und -Wirrungen, die manchmal etwas gewaltsam anmuten, aber Ihre komische Wir kung nicht verfehlen, heiraten. — In die eigentliche Lustspielhand lung ist — wahrscheinlich um in etwa den Titel zu rechtfertigen — daS betrübliche Kapitel der moralischen Entgleisung eines Groß« stodtprimanerS eingcflochten. — Szenerien und LandschaftSaufnah- men find ohne Tadel. Beim Publikum findet das ganze großen Beifall.