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Die Kölner VerbrecherjagS Johann Keivger bei -er Festnahme löblich verletzt — Bier Todesopfer -er Morbbuben Köln» 25. Oktober. Der bisher vergeblich gesuchte Bandit Johann Heili ger konnte heute morgen in dem von der Polizei belagert gewesenen Viertel Oppenheimstrah« und Riehlrrwall-Nieder. länder-User in einem Keller des Hauses gestellt werden. Zwischen dem Räuber und der Polizei entspann sich wiederum «in lebhaftes Feuergesecht. Die Polizei sah sich ge. zwungen, den Banditen mit Handgranaten zu bekämpsen. Hierbei wurde Heidger schwer verletzt. Er ist in das St.-Vinzenz-Krankenhaus eingeliefert worden. Kegen A8 Uhr heute vormittag war Heidger durch ein ossenstehendes Fenster in di« Villa des Generaldirektors Dr. Oertel von der Colonia-Berficherungsgesellschast an der Ecke Richterwall-Niederländerufer ringedrungen; in den unteren Räumen wurde er vom Hauspersonal entdeckt, das um Hilfe ries. Heidger brachte es jedoch durch Bedrohung mit dem Revolver zum Schweigen. Trotzdem konnte eine in der Nach barschaft besindliche Polizeipatrouille benachrichtigt werden; sofort wurde ein grotzrs Polizeiaufgebot an Ort und Stelle ent sandt. Der Raubmörder hatte sich inzwischen in di« oberen Räume des Hauses zurückgezogen. Di« Polizei rückte nach, und im Fremdenzimmer entspann sich ein lebhafter Feuerkamps bei halbgeöffneter Türe; durch zwei Hand granaten wurde di« Tür de, Fremdenzimmers zum großen Teil zerstört, und der Verbrecher konnte sich nur noch hinter dem Rest der Tür verstecken. Cr gab von hier au« Schuß aus Schuß auf di« Beamten ab und ergab sich erst, »ls er vier Schußverletzungen und Handgrana« ienverwundungen davonaetragen batte. KSln, 28. Oktober. Der im Vinzenzhaus mit schweren Verletzungen eingelieserte Raubmörder Johann Heidger ist heute abend gegen acht Uhr an Herzlähmung gestorben. Der bei der Belagerung des Raubmörders Johann Heidger heute vormittag schwer verletzte Polizeioberwachtmeister und Durch die Oesfnuna sah man in einen Wandspiegel und in diesem spiegelte sich ein Bett und am Fußende des Bettes dahinter Heidger, der dort kniete und eine Pistole auf den Bettrand aufgelegt hatte. Während die Beamten versuchten, die Tür weiter zu sprengen, sah man durch den Spiegel, wie Heidger sich mit dem Federbett und einer Matratze zudeckte. Die Beamten riesen ihm zu: „Sie find im Spiegel zu sehen. Kommen Sie heraus. Hände hoch! Es wird nicht geschossen!* Darauf schoß Heidger den ersten Schuß, der durch die Tür öffnung in die Wand ging. Nun schossen die Beamten durch die Türöffnung nach Heidger. Der Oberwachtmeister Maiboom hatte sich in den Gang gelegt, parallel zur Wand und zur Tür und schob sich nach der Türöffnung hin. In der Linken hielt er einen Kugelpanzer vor den Kopf. Als er an dem Kugel, panzer rechts vorbeisah, schoß Heidger zum zweiten Male und traf den Beamten in die Stirn über dem rechten Auge. Vom Gange her forderten die Beamten jetzt Heidger noch mals auf, sich zu ergeben, und drohten mit Handgranaten. Heidger riß nun den Spiegel herab, durch den man ihn sehen konnre, und verbarrikadierte sich hinter Möbeln. Er feuerte Schuß aus Schuß durch die Tür auf die Beamten. Jetzt wurden Handgranaten geworfen. Dir erste sprengte seine Tür, die zweite wurde in die recht« Zimmerhälste, die dritte in die linke geworfen. Nach der dritten Handgranate rief Heidger. der im dichten Qualm nicht zu sehen war er wolle sich ergeben. Die Beamten riefen ihm zu: „Hände Hochstrecken, sonst kommt die vierte Handgranate!* Heidger streckte die linke Hand an der Tür heraus. Die Be amten riefen: „Auch die rechte!" Dies tat er nicht. Darauf sprang ein Beamter der Schutzpolizei vom Gang in die Tür und schoß seine Pistole mehrmals aus ihn ab. Heidger brach zusammen, die Pistole in der rechten Hand. Er wurde aus eine Bahre gelegt und nach dem Vinzenz-Hospi- tal gebracht. Man fand zwei Pistolen bei ihm, die Pistole des getöteten Vollmer und eine Mauserpistole, 7,65 Millimeter, wie sie auch sein Bruder gehabt hatte, ferner etwa 40 Patronen dreifach verschiedenen Kalibers. Heidger hat in der linken Bruklleite einen Sckuß mit Ausschuß. Die Wunde Dr. Eekeners Pläne Neuqvrk, 25. Oktober. Bis heute abend ist „Graf Ieppe« lin" noch nicht zum Amerikawestflug gestartet. Falls der Start nicht bis morgen früh 10 Uhr möglich sein sollte, wird wahr scheinlich auf den West fl ug überhaupt verzichtet werden, weil Eckener unter ollen Umständen Anfang der nächsten Woche zurücksliegen will. Eckener müsse sein deutsches Programm einschließlich des Besuches von Berlin unter allen Umständen einhalten, da es infolge der Wetterverhältnisse nicht mehr weiter verschiebbar sei. ist nicht gefährlich. Cr hat einen zweiten Schuß in der Magen gegend. Die Kugel ist noch nicht gefunden. Auch diese Wunde ist nicht unbedingt tödlich. Er hat ferner eine Menge kleiner, nicht gefährlicher Handgranatenoerletzungen. Der Oberwachtmeister Maiboom liegt im Marinehospi tal. Die Kugel des Stirnschusses ist entfernt. Es besteht schwere Lebensgefahr, doch ist die Hoffnung, ihn am Leben zu erhalten, noch nicht aufgegeben. Bei Heidger find Briefe ausgefunden worden, die er auf Bogen aus Schreibblocks, die sich in dem Zimmer befanden, während der Belagerung geschrieben hat. Diese Briefe sind an den Vater, au die Geschwister und an di« Etaatsanwaltfchast gerichtet. Die Abfchie-sbriefe -es Raubmör-ers Der an seinen Vater gerichtet« Brief des Raubmörders lautet folgendermaßen: „Lieber Vater, die Zeit eilt. Sie kommen schon. Ich will Dir noch schnell danken für alles Gute, das Du mir getan. Du warst so gut, wie ein Vater nur sein kann. Sei der Mutter niemals Löse und helfe sie durch Güte, diesen Schicksalsschlag zu ertragen. Lebe wohl, Papa! Dein Sohn Hans." An die Geschwister schrieb er: „Liebe Geschwister, wenn ihr mir verzeihen könnt, f> verzeiht. Ich habe so viel an euch gesündigt. Aber ich strauchelt« von einer Grube in die andere. Immer, immer tiefer. Daß ich mal zum Mörder würde, hätte ich nie geglaubt. Lebt wohlfi Ich bin ja doch euer Bruder, lebt wohl! Heinz, Dich schadet«; ich vielleicht am meisten. Aber auch Du wirst dem L«t«» W«N verzeihen, was Du dem Lebenden nicht kannit.-. ' ^ Ossizieranwärter Maiboom ist heute abend gegen 16 Uhr seinen Verletzungen erlegen. Das Schuld konto der Gebrüder Heidger hat sich damit auf vier Todesopfer fein Kassenbote und drei Polizeibeamte) erhöht. Der Pottzeibericht „ . , Köln, 25. Oktober. Zu dem Komps mit dem Raubmörder Heidger meldet der Polizeibericht: Die Kölner Polizei hatte an ihrem Verdacht festgehalten, daß Heidger aus den Häusern zwischen Niemer Wall, Kaistr-Friedrich-Ufer und Oppenheimstraße nicht entkommen durch dauernde Streifen wurde dieses Häuserdreicck wntrolliert. Am 25. d. M. hörte eine dieser Streifen in der Oppenhennstraße Schüsse vom Rheinufer her; sie lief zum Kaiser-Friednch-Ufer. Dort rief sie der Hausmeister des Grundstücks Kaiser-Friedrich-Ufer 5 nach seinem Hause. Heidger sei dort. Die Beamten sperrten das Haus ab. Ein Ueberfallkommando von privater Seite angerufen, war sofort zur Stelle und gleich darauf trafen der Polizeipräsident und der Regierungs-Vizepräsident, sowie Kriminalbeamte und Beamte der 3. und 4. Bereitschaft ein. Etwa einhundert Be amte sperrten das Haus und begannen die Durchsuchung, nachdem alle Zivilpersonen das Haus verlassen hatten. Man begann im Erdgeschoß und kam allmählich zum dritten Stock. Dort fanden die Beamte» am Ende eines Ganges drei ver schlossene Türen. Noch am Morgen hatten in diesen Türen Schlüssel gesteckt, die jetzt fehlten. Man drang in das Zimmer am Kopfende und in das Zimmer zur Rechten, fand aber keine Spur. In der Tür zur Linken steckte Papier im Schlüsselloch. Diese Tür wurde eingetreten, ging aber nur etwa eine Hand breit aus. Sie war von innen durch Möbel versperrt. Albrechk von Thaer Zum 100. To-eskage -es Dakers Seine historische Leistung „Er hat ganze Provinzen gegen die Gefahren periodischer Hungersnöte gesichert", dieses Wort aus dem Nachruf aus Älbreckt Thaer in den „Landwirtschaftlichen Annalen von 1828 ist keine Ilebertreilning. Kaum jemals in der Geschichte der Menschheit sind Landbau und Ernührungswirtschaft so grundstürzend umgestaltet worden, als durch die Abkehr von der bis dahin üblichen uralten Dreifelderwirtschaft — Wintertonr, Sommerkorn, Brache —, bei gleichzeitigem Ucbergang zum intensiven Fruchtwechsel vermittels Hackfruchtkultur, insbeson dere des neu aufkommenden Kartoffel baues. Thaer war es, der den Kartoffelbau, der bis dahin nur im Garten und nur in ganz geringem Matze auf dem Felde betrieben wurde, in den Mittelpunkt der neuen Wirtschaftsweise rückte und sich für einen Anbau im Großen, namentlich auf leichten Böden, einsetzte. Nach Thaer ist nicht das „zeitweilige Ausruhen" des Bodens — die Brache — das Wesentliche, sondern der Ersatz der verbrauchten Vodennährstoffe, die Wahl der Fruchiart und die Anpassung der FruchtfoIge. Innerhalb weniger Jahr zehnte, das heißt bis kurz vor Thaers Tode, war durch sein unermüdliches Wirken der Kartosfelbau zu einer Höhe und Ausdehnung gestiegen, di« der große Land- und Volkswirt, seinen eigenen Aeußerungen zufolge, nicht geahnt hatte. Die Gefahr völliger Mißernten und Hungersnöte, wie sie in frü heren Jahrhunderten ganze Provinzen und Länder zeitweilig erschreckt hatten, war damit gebannt. Albrccht Thaer hat nicht nur die von den Naturwillenlckaiten ausgestellten Geseke mit -er Landwirlschafrswifferrfchasr seltener Klarheit auf dl« Landwirtschaft'angewandt, hak! auch Rechnungsführung und Wirtschaftsplan nach Wissenschaft^ lichen Grundsätzen bei der Landwirtschaft eingeführt, er ha« den Begriff des Roh- und Reinertrags auf das Bestimmtestem entwickelt, kurz er hat die moderne, intensiv« Landwirtschaft! und mit ihr die Landwirtschaftswissenschast begründet. Daniel Albrecht Thaer wurde am 14. Mai 1752 in Telle (Hannover) geboren und war ursprünglich Arzt. Er. unterhielt aber gleichzeitig eine kleine Landwirtschaft vor den Toren seiner Vaterstadt und gründete hier im Jahre 1802 das erste landwirtschaftliche Lehrinstitut. Im Jahre 1806 wurde die schnell berühmt gewordene Schule als höhere landwirt schaftliche Lehranstalt nach Möglin in der Mark verlegt und später (1819) §ur „Königlichen Akademie des Landbaus" er hoben. Das literarische Hauptwerk Thaers, -er im Winter auch an der neugegründeten Universität Berlin lehrte, erschien von 1809 bis 1812 in vier Bänden unter dem Titel: „Die Grundsätze der rationellen Landwirtschaft". Es wurde bald in alle Kultursprachen übersetzt. Im Park von Möglin, wo er am 26. Oftober 1828 starb, fand „Vater Thaer", wie ihn seine zahl reichen Jünger nannten, seine letzte Ruhestätte. Auch in Gesetzgebung, Verwaltung und Behördenorgani sation hat das Wirken Thaers unvergängliche Spuren hi'nter- lassen. Er war einer der Hauptmitarbciter am Werk Stein- Hardenbergs, betreffend die Neugestaltung der Grundbesitz- Verfassung rn Preußen (Aufhebung der Erbuntertänigkeit, Bauernbefreiung, Flurbereinigung usw.). Nach doppelter Richtung hin hat er also den Landba-u von den ihn einschnüren- den Kekieln befreit. *" Im Moor Novelle von Haus Eschelbach. (6. Fortsetzung.» Wie's ihn quält«, wie's ihn drückte! Wie sollte er es nennen? Was wußte er? Aber all das Widerwärtige, all das, was ihm den Mm nahm: zertreten wollte er's, vernichten... mochte es knirschen, mochte es! Damals, als er zuletzt hatte ins Gefängnis müssen — so lange, so unerhört lange! — da war's zuerst über ihn gekommen. Es lricb ihm die Elaste ins Blut, es nahm ihm die Lust, es drückt« ihm die Brust ein. dies Gefühl, dies widerwärtige Gefühl! War cs die Demütigung, seinen Meister gefunden zu haben, immer wieder besiegt worden zu sein? War cz die Gefängnislust, der stille fressende Groll und der Durst nach Rache? Oder waren es die hilflosen, unglücklichen, geängstigten Augen seiner Frau? Wie ein Gespenst hatte es nachts in der Gefängniszelle auf »einem Strohlager gekauert, es hatte ihm auss Hirn gedrückt, und er halte mit ihn, gerungen stumm und grimmigg durch all die qual vollen Nächte, wenn das Leichcnhuhn schrie oder wenn von fern junge Burschen sauge». Und als dann endlich die schwere Gesang. niSttir krachend hinter ihm zugeschlagen, als er den ersten Schritt In die Freiheit getan, da hatte er aufgeatmet wie ein Erlöster, da »var es. als läge es gefesselt hinter ihm in der Zelle, worin die Sehnsucht ihm die Seele so wund und müde gemacht. Und nun »var es ihm doch nachgeschlichen, nun trug er es mit In die Heimat, cs saß ihm !m Nacken, daß er ihn unter der unsicht bare,> Last beugte, und es schnürt« ihm die Kehle zu, daß er stehcn- bleibcn mußte, um nach Atem zu ringen... Er nun rascher gegangen, als er beabsichtigte. Weit hinter ihm lagen die Felder und die armen Kotten mit ihren moosbeivachscncn Strohdächern. Schon ging der schmaler werdende Weg mitten durch die Heide und zeichnete sich mit seinem fast weißen Sand scharf von vcn ticfgrünen, starren Büschen des Bcsenginstcrs ab, die ihn um- seiumie». Die Glockenheide ringsum war bereits verblüht und hier und da von den Weibern der Bcsenbinder geschnitten; aber die Moorhcidc blühte noch in voller Pracht und auch die kleinere Sand heide erschloß ihre lieblichen Glöckchen. Er riß sich einige Zweige av, warf den Knotcnstock fort und sah siuncnd über die weite Ebene deren zartes Viüienrot seinen Augen Wohltat. Wie sehr er diesen unbehinderten Blick in die Weit« entbehrte, fühlte er erst jetzt ganz klar. Unzählige Bienen, welche die Imker zur Honigwcidc gebracht, summten durch die Lust; wie schwarze Striche schwirrten sie förm lich vor den Augen, wenn inan lange nach dem tiefblauen Him mel sah... Erschrocken fuhr Schramm empor; ober dann lachte er: es war ja nur eine Biene gewesen, die ibn in den Hals gestochen. Er be. trachtete auch das als einen Gruß der Heimat. Wenn einmal fremde Landmesser oder Blumensammler In die Heide kamen und von Bie nen gestochen wurden, schwoll ihnen die Haut gleich zu Beulen. V« Ihn» und den Bewohnern des Moors machte das nichts, cS schwoll kaum an; er war darauf geeicht, wie er Fremden oft lachend ver sichert hatte. Ter Bienenstich hatte sein« Stimmung entschieden gebessert. Er dachte an seine eigenen Bienen und schritt weiter. Fünfzehn Stöcke hatte er gehabt; im ersten Jahre seiner Ehe hatte ein einziger Stock fünfzig Pfund Honig gebracht. Sein kluger Junge, der erst fünf Monate alt war, als er damals gepackt wurde, hatte den Honig so gern von seinem dicken Finger gelutscht. Er lächelt, als er daran dachte, er sah dabei ganz anders aus als sonst. Ter weiße trockene Sand wurde mißfarbig-braun und überzog ihm die Schuhe und die Hosen bis ans Knie mit einer matten, rot braunen Staubschicht. Es war der Torf, der sich hier schon unter den Sand mischte. Schramm wußte das und pfiff ein Lied vor sich hin. Weiter links lagen astch schon hohe Haufen Torfstreu, die in der Sonne trockneten. Schramm blieb stehen. Zwei Steinwürfe von ihm, umgeben von hoffnungsvoll aussehenden Aeckern, lag hinter hochstämmigen Birken ei» Bauernhaus, größer als sonst die ärm lichen Kotten in der Gegend. Eben ließ ein Mann in Hemdsärmeln an einer langen Stange einen Eimer in den Vrunnnen. Schramm Pfiff ihm auf den Fin. gern'und winkte. Der Mann zog den Eimer in di« Höhe, stellte ßhn neben den Brunnen und kam dann in seinen großen Holzschuhen schwerfällig dem zwischen den Birken auf ihn Wartenden entgegen. Er grinste vergnügt, als er den Leimkehrenden erkannte. „Daantje!" sagte Schranrm zur Begrüßung und reichte dem alten Knechte die Hand. „Schramm!" antwortete dieser und hielt ihm den Tabaks, beutel zum Stopfen hin. Schramm lehnte dankend ab. Er sprach holländisch mit dem Kncckte und fragte ihn, »vaS cS Neues gäbe. Der Alte spritzte den Saft seines Kautabaks in kühnem Bogen zwischen den. Zähnen heraus, warf die alte Prieme weg und zeigte auf ein halbwüchsiges, braunes Fohlen, das neben einer Stute wei- deie. „Ist schon verkauft. " ,/Sonst nichts?" „Die Händler aus Preußen kaufen in diesem Jahre unfern Honig für sieben Groschen das Pfund." ,1lnd ..." Schramm hustete einmal. „Und der Klein?" .Mein?" „Hat er sich nicht hier hcrumgelricbcn oder... an meinem Hause, als ich weg war?" „An Eurem Hause? Warum?" „Ich... ich meine nur so." „Seit Ihr fort wart, sah ich ihn nie in der Gegend." Schramm atmete auf. „11m so bester. Er wird bald Wind be kommen, daß ich wieder hier bin. Merkt Ihr was... nun Ihr wißt ja!" Der Knecht nickte, schnitt sich ein neues Stück Kautabak ah und schob es in den Mund. „Mso, Daantje!" „Wird besorgtl" sagte der Alte und ging schlürfenden Schrit« tez dem Brunnen zu. Schramm seht« seinen Weg fort, ohne im Gehöft selbst vor« zusprechcn. Der Baas war um diese Zeit sowieso nicht da, und Weibergcschwätz war ihm jetzt zuwider. „Also nichtI" Er sagte das laut vor sich hin; die Lust schien ihm wenige» schwül als vorher. Der Sand verlor sich, der Boden wurde feuchter. Hier und da dehnten sich große Tümpel mit fettglänzendem, schwarzem Wasser, aus dem Igelkolben und Binsen ragten. In den Weiden sang ein einsamer Rohrsänger sein verzagtes Lied; ein schwarzes Blüßhiihn schwamm in unstäten Wendungen über das ölige Wasser. Der Weg schien sich zu verlieren — das geheimnisvoll brodelnde Moor wa» erreicht. Schramm ging schneller. Er strich mit der Hand über die raschelnden Binsen, di« hier in der Heide den Platz streitig machten, und über die Riedgräser, als wären cS alte Bekannte, die er grüßte. Auf dem filzigen, blaßgrünen Torfmoos ging sein Fuß fast unhör» bar; nur hin und wieder quirlte das Wasser. Das Wollgras ließ»' seine silberweißen Fahnen in der Sonne glänzen, verkrüppelt nickt» nur hier und da ein Wacholderbnsch neben schmächtigen Birken, denen man ansah, wie ungestüm die Herbst- und Winterstürme sie zausen mochten. Schramm pflückte sich einige Wacholderkörncr und kaut« sic mit sichtlichem Wohlbehagen, obschon sie noch nicht reif waren;; er lat es nicht nur, weil sie nach Genever schmeckten. (Fonsetzung folgt.)