Volltext Seite (XML)
(kemnitr. rvicksu. PIsuen .tz. Mißglückter Fluchtversuch. Ein Strafgefangener, der «m Montag vom Aucherbacher Amtsgericht nach der Coldih.-r Anstalt transportiert wurde, ging l,inl«r Ser Station Pölbitz in Len Abort, den er verriegelte. Dort entkleidete er sich unt warf die Kleidungsstücke aus dem fahrenden Zuge, Dann ze> schlug er das Fenster und versuchte, zu entkommen, wurde aber noch im letzten Augenblick erfaßt und überwältigt. Er wur'N' gefesselt seinem Bestimmungsort, notdürftig in Decken qehlllll isugeführt, tz, Tod durch Starkstrom. Im Umspannwerk Etzdorf Dpi Roßwein war am Montag bis 3 Uhr nachts eine große Maschine repariert worden. Sie wurde darauf wieder unter Spannung gesetzt und das Betreten -es Raumes verboten. Der Werkschlosser Hoffmann aus Riesa vermißte plötzlich seinen Schlüsselbund und begab sich deshalb nochmals in den gesperr ten Raum. Dabei scheint er irgendwie mit der 60 000-Voli- leitung in Berührung gekommen zu sein, denn man fand ihn nur noch als Leich« auf. tz, Erdstoß Im Vogtland. Am Sonntagmittag wurde im Vogtland ein ziemlich starker Erdstoß verspürt. Gegen 2 Uhr fetzte plötzlich ein heftiger Stoß ein, dem sekundenlang eins rüttelnde Bewegung folgte. Man bringt diese Erscheinung io Zusammenhang mit größeren Bewegungen der Erdoberfläche G Anderen Gegenden. tz, Todesfall. Der Mitbegründer der Andi-Horchwerke in Werdau, einer der ältesten Autofahrer Sachsens, der Eiicnciie'erei- besitzcr Walter Hertel, ist gestorben, tz, Todesfall. Nach schwerem Leiden starb hier iin 77, Lebens jahre der Eisenhüttenwerksbesitzer Horst Edler von Otnersnrth. Ehrenritter des Johannitcrordens, Er ivar über 50 Jahre lang In haber und Leiter der Firma Earl Edler von Oueriurth, einer der bedeutendsten, bereits seit 1575 bestehenden Eisengießereien des Erz gebirges, 6u§ 6er l.3U5!tr Die neuen Glocken der Marienkirche Zittau, 5, Dezember, Die neuen Glocken für die St, Marienkirche sind am Freitag vergangener Woche in Apolda bei der bekannten Gießerfirma Gebrüder Ullrich gegossen worden. Die katholische Gemeinde hatte zu diesem interessanten und denkwürdigen Ereignis eine Vertretung entsandt. Die neuen Glocken, ein großes, dreistimmiges Geläut, werden in etwa 14 Tagen hier eintrefsen. In der Christnacht, j^-12 Uhr werden sie zum erstenmal erklingen. Das Geläut wird in dieser Stunde aus den Rundfunk übertragen, I, Das Flugzeug „Zittau" ist nach kurzem Aufenthalt in Bautzen wieder in Zitlau cingelrosfen, Bereich- abmontiert und in den Werkstätten gilt untergebracht, bleibt das Flugzeug dort bis zum Frühjahr, um dann-auf dem inzwischen mit einer Hall« ausgerüsteten Flugplatz Großporitzsch neue Flüge auszusühren, l. Die alljährliche Weihnachtsmesse in Bautzen ist in diesem Jahre wieder in der „Krone" für die Zeit vom 4, bis 6, De zember, l. In Wilthen konnte im Nahmen einer gediegenen Feier der neue Anbau des Rathauses unter reger Beteili gung der Ocffentlichkeit seiner Bestimmung übergeben werden. Die neuen Räume bestehen aus dem Bürgermeisterzimmer im Erdgeschoß, dem Standeeamtszimmer, dem Absertigungsraum für das Publikum, der Gemeinde- und Steuerkasse und dem Be- ratnngszi innrer. Im Obergeschoß ist neben dem Saaale ein Zimmer für den Gemeindebaumeister und ein Fraktionszimmer eingebaut. Die Krankenkasse konnte dadurch in den alten Vau übernommen werden, wo auch die Wohnung des Gemeinde- arbeitcrs eingebaut wurde. Die Räume der Sparkasse wurden nur ausgebaut. l. Dreister Ranbübersoll. Ein unglaublicher Naubübcrsall wurde am Montag auf den Beamten der Stationskasse in Sing- w i tz bei Bautzen verübt Zu dem Beamten, der allein im Dienst- raum anwesend war, trat plötzlich ein Unbekannter mit vorgchaltc- ncm Revolver ins Zimmer und forderte die Herausgabe der Sta- liouskasse, Ter Beamte lieferte darauf seine Blechkasse mit etwa 2(1 Mark ab, womit sich der Räuber aber nicht zufrieden erklärte. Durch seine weiteren Drohungen mit Erschieße» nötigte er den Be amten, noch seine Privatmittel von 45 Mark herauszugebeik. Dar auf konnte der Räuber unerkannt entkommen. Die polizeilichen Er mittlungen sind einncleitet l. Zweites Opfer einer Familientragödie. Ein zweites Opfer hat eine Familientragödie in Bautzen gefordert, die sich vor etwa Die Tagung -es DFB. Vundespoval-Zwischenriiiide In Hannover not Eiderleid Wichtige Beschlüsse Der erweiterte Vorstand des Deutschen Fußball. Bundes trat am Sonnabend und Sonntag in Berlin zu sammen, um brennende Fragen einer Klärung zuzusühren. Der erste Teil der Sitzungen war von der Besprechung der Richtlinien in Anspruch genommen, die für die Hand habung des Weimarer Beschlusses über die vom Bunde zu ge nehmigenden Lehrspiele mit Berufsspielern er- ia'verlich waren. Die Beratungen verliefen durchaus sachlich. Ille anwesenden Vertreter der Landesverbände beteiligten sich an deiüelben und einigten sich schließlich auf folgenden Be schluß: „Der D. F. V, genehmigt gemäß dem Weimarer Beschluß für das gesamte Bundesgebiet in diesem Spieljahre sechszehn Spiele gegen Berufsmannschnften — die gleiche Anzahl wie im Vorjahre — die den CH -akter der Lehrspiele tragen müssen. Diese Spiele können von den Landesverbänden, von Städten und Vereinen b'aviragl werden Nur solche Anträge werden genehmigt, die Rückspiele unter denselben finan ziellen Abmachungen vorsehen. Erst nach Erledigung des Rückspieles kann dem Antragsteller ein weiteres Spiel ge nehmigt werde» Der Bundesvorstand genehmigt nach den An trägen der Landesverbände für das laufende Spieljahr folgende Spiele: für Süddentsiblnnd l>, für Mitteldeutschland 3, für Brandenburg 2, für Siidostdevtscbland 2. Seitens der Verbände Westdeutschland. Norddeutschlaud und Valtenverband wurden keine Anträge gestet." An Länderspielen wurden für 1329 vier festgelegt: Gegen die Schweiz am 10. Februar in Mannheim, gegen Schweden am 23. Juni in einer rheinischen Sladt, gegen Finnland in Altona und gegen Italien in Italien, lieber den Zeitpunkt der beiden letzteren Spiele schweben noch Verhandlungen: ebenso sind die Verhandlungen über das Spiel, das gegen eine englische National elf i» Berlin aus- netragen werden soll, noch im Gange. Das Rückspiel gegen -ialien 1930. sowie das Vorspiel gegen Norwegen im gleichen »ihre wird in Mitteldeutschland bzw, Südastdentschland aus- getragen. Außer mit diesen beschlossenen Spielen beschäftigte sich der Vorstand noch mit Einladungen zu Ländcrwettspielen von seiten Dänemark. Norwegen und Ungarn, denen aber in diesem Jahre nicht entsprochen werden kann, da dem Bunde für das nächste Jahr nur füns Termine zur Ver fügung stehe». Auch die Einladung Hollands mußte aus dem gleichen Grunde aus ein Jahr verschoben werden. Auch einer Bitte der deutschen Vereine in Ame rika. eine größere Anzahl von Spielen gegen eine deutsch- om^i-ikaniickie Mannickatt in Deutschland au veranstalte», konnte nicht entsprochen weroen: so gerne man den 7E»„>ch de, Deutschamerikaner erfüllt hätte, so war es mit Rücksicht auf die hohen Kosten der Finanzierung der Reise dem Bunde nicht möglich, diesem Plane zuzustimmen. Turnführerlaguiig ln Mel Die technischen Führer der Deutschen Turnerschasl hielten in Kiel ihre Jahresta-gung ab. In vertraulicher Sitzung wurde zu den Wahlvorschlägen für den Deutschen Turntag in Berlin Stellung genommen, wobei als Ergebnis zutage trat, daß in der Leitung der D. T, eine erhebliche Aenderung eintreten wild. Der Hauptpunkt der Tagung war jedoch die Besprechung des Verhältnisses der D. T. zu den Sport- und sonstigen Verbänden für Leibesübungen. Zu einer ab schließenden Stellungnahme des Turnaussckiusses kam es jedoch nicht, immerhin hielt es die Versammlung als unbedingt für die D. T. erforderlich, daß diese an der reinlichen Scheidung fest hält. Allerdings können Ausnahmen ge macht werden, die jedoch bestimmten Voraussetzungen unter liegen. Uebcr die Beteiligung von Studierenden an D. T- Veranstaltungen wurde folgender Beschluß gefaßt: „Stu dierende deutscher Hochschulen und Universitäten dürfen an Wett kämpfen der D. T, als Vertreter der Hochsckmlen teilnehmen mit dem Einverständnis des Kreises, dem der Veranstalter angehört. Die Meldung hat durch das zuständige Amt für Leibesübungen der betreffenden Hochschule zu erfolgen." Die Frage der zwei jährigen Austragung der Meisterschaften wurde der Entscheidung der Kreiswarteversammlung 1929 überlassen, nachdem sich der Volksturnausschuß gegen die zweijährige, der Schwimmausschuß für die zweijährige Austragung ausgesprochen hatte, letzterer allerdings mit Ausschluß der Wasserballmeisterschast, die nach wie vor alljährlich stattfindeu soll. Beschlossen wurde weiterhin die Einführung eines einheit lichen Meisterschaftsabzeichens für sämtliche An gehörige von D T.-Meisterschaften auf allen Gebieten. Mil der Ausstellung des Planes für die Kreiswarteversa-mmlung im März in Mannheim. Besprechungen über den Lehrgangsbctrieb an der Deutschen Turnschule, mit der Ausstellung von Richtlinien für Lehrgänge in den einzelnen Turnkreise», die wieder, wie in jedem Jahre von der D, T. finanziell unterstützt werden, schloß die arbeitsreiche Tagung. Ihr folate im Kieler Rathaus in Anwesenheit der städtischen Behörden noch eine kurze Feier stunde. 14 Tagen in der Familie Jaurich zugetragen hat, Jaurich verlctzte dabci seine Ehefrau im Laufe des Familienstreilcs durch Axthiebe sehr schwer, doch konnte die Frau damals am Leben erhalten werden, Jaurich selbst stürzte sich von der Kronprinzenbrncke ins Sprcctal herab und blieb tot liegen, Nun hat auch die Ehefrau ihrem Leben ein Ende gemacht, indem sie sich mit Sublimat vergiftete. Schwer mut und körperliches Siechtum infolge der schweren Verletzung waren die Ursachen zur Tat. vohnbewennnq in -er böhmischen Texlilinduskrie Rcichenberg sBöhmen), 5. Dezember. Bekanntlich waren letzte Woche die Forderungen auf Lohnerhöhung in der nord böhmischen Textilindustrie, wobei es sich um rund 60 000 Arbei ter handelt, nicht angenommen und nur eine einmalige Bei hilfe gewährt worden. Darauf ist der Vertrag nunmehr teil weise gekündigt worden. Auch in Ostböhmen haben die Ge werkschaften bekanntgegcben. daß sie den Vertrag zum 31. d. M, kündigen. Am 1. Januar tritt daher in der ostböhmischen Tex tilindustrie ein vertragsloser Zustand ein. Es handelt sich in Ostbohmen um rund 52 000 Arbeiter. Dresdner Lichttpüele Die Fürstenhof-Lichtspiele zeigen ab Donnerstag den Film „Die Geliebte des Gouverneurs" mit Fritz Kortner und Magda Sonja in den Haupirollen. — Mittwoch, den 5. Dezember, nach mittags 3 Uhr. kommt für die Kleinen das Märchen: „Der ver lorene Schuh" (Aschenbrödel) zur Vorführung. 6emein6e- un6 Verrin5veLen H Dresden. Marianische J»»gsra»enko»grcgation „Mari« Notburga". Im dichtgefllllten Saale des Kolpinghauses saus am Sonntag die öffentliche Feier unseres 20. Stiftungsfestes in Form eines Adventsabends statt. Und es war sicher ein Adventserlebnis für alle Anwesenden. Das Theaterstück, äußerlich schlicht und ein fach, doch voll tiefen Gehalts, voll religiöser Weihe, von den Dar stellern innig erlebt und durchdacht, kindlich fromm geboten, — die kurze und doch stark eindrucksvolle symbolische Szene der Entzün dung des siebenarmigen Leuchters durch die Adventsengel, — dn Ausklang des Abends in der 3stimmigen Motette „Mso hat Gatt die Welt geliebt", — alles das gab dem Ganzen ein vornehmes, stil volles Gepräge. Die Vorstandsmitglieder und die jungen Darsteller werden sich durch das sibersüllle Haus und den schönen Erfolg stir alle Mühe reichlich entschädigt sehen, Herr Pfarrer Mübr Volta) überbrachte als Bezirkspräses der Iungsrauenvcrein« und Kongre gationen die Glückwünsche der anderen Gruppen. — Unseren Mit gliedern sei hiermit noch zur Kenntnis gebracht, daß die stir dkn 9 Dezember festgesetzte Generalkommunion in -er Kapelle aus der Käusferstraße ausfällt. Wir schließen uns, wie immer, am ttveücg Sonntag der gemeinschaftlichen hl. Kommunion der Jungsmieit. vereine in der Hofkirche an. Mj, Redlichkeit. ..Warum bettelst du, Knabe?" — „Vater tot »ich Mutter tot." — „Nimm diese Mark. . . Aber nein, deine Mutier hat ja den Produktenkellcr drüben, nur dein Vater ist tot." - „Fummßig Fennig reluhr." Zm langen Bruch. Ein jagdlicher Kriminalroman von Hainz Alfred von Byern. ecoprinirlit Veriee albert deine, LoUbi». 12. »orijeyuiig. Noch einmal ries er sich alle Einzelheiten ins Gedacht», zurück. Sie war frisch und liebenswürdig gewesen, der gut, Kamerad von ehedem, gewiß, aber mehr auch nicht! Und dm Lied? Hatte sie es absichtlich herausgesucht, mar es ein Zufall- „Es war einmal!" Das klang beinahe wie eine Ablehnung es war — aber das Gewesene ist nicht mehr. — Nein, 'er wurdc nicht klug aus dem Mädel! Und allgemein in der Nachbarschaft hieb es, sie würde ihrer Vetter heiraten, vielleichc»war sie schon heimlich verlobt: denn wenn Kurt Steinrück seiner Sache nicht sicher gewesen wäre, würde er sich ausfälliger um sie bemüht haben. Lieber Himmel, der Dcmminer, schön war er ja nicht unk über seine sonstigen Elgenschasten konnte man geteilter Meinung sein, aber schließlich, er erbte soätcr einmal Steinrück, hatte von Haus aus ein sehr ansehnliches Vermögen und würde in dc> Gesellschaft eine erste Rolle spielen, das konnte ein junges Mädchen schon reizen! Freilich. Hertha würde sich nie und nimmer verkaufen, die kühle, stolze Hertha schenkte sich nur dem Mann, den sie liebte: wenn sie überhaupt einer Leidenschaft fähig war. Eigentlich hätte man cs annehmen müssen. Als Kind konnte sie ofi jähzornig sein, und dann wieder so weich, so hingebcnd. Und damals, am „Langen Bruch" Lühe sah wieder ihre dunklen, blitzenden Augen auf sich gerichtet, in jenem Augenblick hatte sie ihn gehaßt, leidenschaftlich gehaßt, aber — Haß und Liebe sind Geschwister und, „wem nie von Lieb- Leid geschah geschah von Lieb' auch Liebe nie!" Ein halbverweluer Schrei, dröhnender, regelloser Susschlan ver Wallach spitzte die Ohren und schnaubte ausgeregt durch die Nüstern, Jochen sukr aus seinen Träumereien empor. Und schon kam cs heran über die Heide, wie ein Phantom ein Ravve mit flatternder Mähne und schleifendem Trense» illgel. Schaumslockcn sprühten um das Gebiß, wild schlugen die Hufe den Boden und auf dem nach links verrutschten Sattel hing mehr als sie saß eine Frauengestalt im langen, dunkelblauen Neitkleid — Hertha! Sekundenlang war Liilis wie erstarrt, aber dann erkannte ei bie Gefahr: dort drüben, kaum kaufend Meter entfernt, lagen dir Steinbrüche, fünfzig, sechzig Klafter tief, fast unsichtbar in der dicht wuchernden Dinstergestrüpv: mit einem Ruck riß Locke, den Vollblüter herum, fetzte die Sporen ein, hochaus bäumte das Pferd, dann schoß es wie ein Pfeil davon, — Herthas Haar hatte sich gelöst, gleich einem wehenden, wallenden Mantel flatterte es im Luftzug es war eine tolle, wahnsinnige Jagd, eine Jagd um Tod und Leben! In raumen, federnden Ealovpsvriinacn griff Lühes Wallach aus, wie oft batte ihn Jochen in Karlshorst und Strausberg zum Siege gesteuert, Zoll um Zoll gewann er Boden, kam näher, immer näher. Ganz ties hatte sich Lühe auf den Hals des Pferdes herab- aebeugt, er stand in den Bügeln, ging maschinenmäßig in halb- wkundenlangen Zwischenräumen im Sattel aus und nieder, gab Kreuz- und Schenkelhilfen und wieder und immer wieder bohr ten sich die Sporen in die fliegenden, schweißbcdeckten Flanken, klatschte Hieb um Sieb auf die Kruppe des Tieres. Der Boden war bedeckt mit Karnickellöchern. Jochen achtete nicht daraus, nur vorwärts, immer vorwäns! Jetzt tauchte eine niedrige, grüne Linie auf, die den Stein bruch umsäumenden Ginsterbiische, ungefähr vierhundert Meter entfernt, und etwa zwanzig Längen trennten Lühe von Hertha, deren scheu gewordenes Pferd bereits deutliche Zeichen von Er müdung verriet. Jochen preßte die Zähne zusammen, wie Eisenklammern schlossen sick seine Schenkel um die Rippen des Wallachs. Zehn Langen als wüßte er, worum es ging, streckte sich der Vollblüter, fünf Längen, aber schon konnte Jochen die gähnende Tiefe erkennen. Eine Länge! Lühe schrie vor wahnsinniger Erregung, feucht klebte ihm das Haar an der Stirn, an seinen Schläfen traten die Adern gleich dicken, Llauschwarzen Strängen hervor, als wollten sic zerbersten. — Nur noch fünfzig Meter, eine halbe Länge! — Mit dem Rest seiner Kräfte warf Jochen das Pscrd nach vorn. Hals Kopf jetzt faßte seine Hand mit eisernem Griff den schleifenden Zügel. ein, zwei kurze Paraden, ,m denkbar kürzesten Winkel bog er nach links ab, die Hufe des Wallachs schrammten in fliegender Fahrt die Zweige der Ginsterstauden, — zitternd und schweißbedeckt landen die beiden Pferde, kaum füns Meter von dem Rande es Steinbruchs entfernt. Im Nu war Lühe aus dem Sattel gesprungen. „Um Gottes willen, Gräfin, sind Sie verletzt?" Aber er bekam keine Antwort, wachsbleich, mit geschlossenen lugen glitt der Körper des jungen Mädchens zu Boden „Hertha! Gräfin Herthal" Der lange Jochen war niedergekniet und bettet« ihren -covf in seinen Schob, ratlos blickte er auf den kleinen, blasse«. schmerzlich verzogenen Mund durch den blitzendweiß die spitzen Zähnchen schimmerten, er nahm die kleinen, eiskalten Hündchen in seine großen, roten Fäuste und rieb sie. „Hertha! — Liebe, liebe Hertha!" Doch jetzt ein schwacher, kaum vernehmbarer Atemzug hob die Brust des jungen Mädchens, die Wimpern zuckten, nun ösf, eten sich die großen, blauen Augen, ein mattes Lächeln irrte iib.r die bleichen Züge. „Jochen!" „Gott sei Dank! Gott sei Lob und Dank!" Lühe atmete aus, ties, ganz tief, wie von Zentnerlasten befreit. „Gott sei Dank!" sagte er noch einmal. Hertha Steinrück machte einen schwachen Versuch, sich emporzurichten. „Wo bin ich denn?!" „Bleiben Sie ruhig liegen. Gräfin. Sie sind außer Gefahr!" Beim Klang der bekannten Stimme sprang Seriha aus, schwankend, eine jähe, dunkle Röte überflutete ihre Wangen. „O Gott! Herr von der Lühe, was — was müssen Sic nur von mir denken!" Plötzlich brach sie in haltloses, schüttelndes Schluchzen aus, die furchtbare Erregung der letzten Minuten, die kaum Uberstandene Lebensgefahr hatten ihre Nerven bis zum Zerreißen angespannt, mit einer rührend unbeholfenen Be wegung zog Jochen das junge Mädchen an sich, und sie bettete wie ein verängstigtes Kind, ihr Köpfchen an seine Schulter. Etwas Rauhes, Feuchtes fuhr über Herthas Gesicht. „Brrr!" sie schreckte zurück, neben ihr stand „Fullada". di« Rappstute, und ihre Zunge fuhr liebkosend Uber Henhas Wange, Lühe konnte schon wieder lachen. „Ja, nun will der Racker Abbitte tun!" „Ach nein." das junge Mädchen klopfte den nassen Hals de» Pferdes, „Fallada" konnte wirklich nichts dafür, sehen Sie nur hier," Hertha wies aus eine stark angejchwollene Stelle dicht über dem Auge, „ein Sornissenstich!" „Kleine Ursachen, grobe Wirkungen, viel hatte nich! geseblt, dann lägen wir jetzt beide da drunten!" Hertha wandte sich, steil wie eine Wand siel senkrecht der Steinbruch dicht vor ihren Füßen ab, d»s junge Mädchen fuhr zurück, todblaß, in ihren Blicken stand das Entsetzen. „Herr von der Lühe! Grober Gott! Und das haben Sie gewagt, um — um meinetwillen?!" ^ Er lächelte nur. aber da trat sie an ihn heran und sagte seine beiden Hände. ^ „Wie — wie kann, wie soll ich Ihnen danken?! (Fortsetzung folgt.)