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Diözesannachrichien Mit Wirkung vom 1. Oktober d. I. wird in Kunners- H»» f bei Bernstadt ein eigenes Seelsorgeamt errichtet V«d dem bisherigen Kaplan an der Liebfrauenkirch« zu Leipzig- Llnbenau, «lo,s Scholze, libertragen. Gleichzeitig werden angestellt: Alfred Böhm, Kaplan in Ostritz, als solcher in Riesa; Georg Feuer er, Kaplan an der Propsteipfarrkirche St. Trinitatis in Leipzig, als solcher in Schirgisivald«; Theodor Gunkel, Kaplan an St. Johannes Nepomuk in Chemnitz, als solcher an Liebfrauen in Leipzig- Lindenau; Christian Köhler, Neupriester in Hildesheim, als Kaplan an St. Johannes Nepomuk in Chemnitz: Felix Mru - galla, Kaplan in Schirgiswalde, als solcher an der Propstei- pfarrkirch« in Leipzig. Franz Wörner, aushilfsweise an St. Trinitatis in Leipzig tätig, wird als Kaplan daselbst fest angestellt. 0r«6rn unö Umgebung Polizeivorführuugen ln -er Jahresschau Dresden, 17. September. Am Dienstagnachmittag veranstaltet dos Polizei. Präsidium Dresden auf dem Konzertplatz der Iahres- schau Deutscher Arbeit eine Reihe von Vorführungen. Der Poli zeioberleutnant Thierig wird Polizeidiensthunde in Ihrer viel seitigen Tätigkeit zeigen. Darnach werden sportliche und gym nastische Uebungen von Polizetbeamten unter der Leitung der Oberwachtmeister Dietze und Schmidt geboten. Im Lichtspiel theater der Iahresschou gelangt am Mittwoch und den folgenden Tagen ein Film, der die Tätigkeit der Dresdner Frauenpolizei schildert, zur Aufführung. Der Film ist mit Zustimmung des Polizeiprädiums und unter Mitwirkung hiesiger Polizei- bevmtinnen ausgenommen worden. Verban-stage in Dresden Dresden, 17. September. Am Sonnabend nahm der Hauptvorstand der Vereinigung der leitenden Angestellten zu den brennenden sozialpolitischen und arbeitsrechilichcn Fragen Stellung. In der Frage der Altersver sorgung der leitenden Angestellten wurde der Standpunkt der Vcla wie folgt einstimmig festgelegt: Der Haußivorstand Mt die bald möglichst Lösung der Frage einer ausreichenden Alt ersver arg» ng der leitenden Angestellten für dringend er- orderlich. Er sieht die geeignetste Durchführung dieser Altcrsver- orgung in der Schaffung einer reichsgesehlich zu verankernden Reichsversorgungsgemeinschaft zwischen den Spihenverbänden der Arbeitgeber und der Vela als Spitzenorganisation der Verbände der leitenden Angestellten. Sollte eine feste Zusage seitens des deutschen Unternehmertums auf Gründung einer Reichsversorgungsgemein schaft in nächster Zeit nicht zu erzielen sein, so hält ez der Haupt vorstand der Vcla für notwendig, eine reichsgesctzliche Lösung der PensionSveriorgung der leitenden Angestellten herbeizuführen. An gesichts gewisser, dem Reichstag vorliegender Gesetzentwürfe, die aus eine Ausdehnung der Krankenkossenversicherungspflichtgrenze hin- zielcn, spricht sich der Hauptvorstand einstimmig ganz entschieden gegen eine weitere Ausdehnung der Kranken- kafsenversicherungs psiichtgrenze aus. Der Haupt vorstand stellt mit Entrüstung fest, das; die berechtigten Wünsche der leitenden Angestellten auf eine Vertretung im Reichswirt» schaftsrat auch in dem Gesetzentwurf über die endgültige Zu sammensetzung des ReichSwirtschastsrates nicht berücksichtigt worden such und fordert mit aller Entschiedenheit vollberechtigte Berücksich tigung der wirtschaftlichen Sonderschicht der leitenden Angestellten beim Ausbau des endgültigen Neichswirtschaftsrotes. In Dresdcn tagte in den letzten Tagen fecner die Detvag Ncviswnsvercinigung, Deutsche Wohnungssürsorge A.-G., die von rund 300 Delegierten und zahlreichen Gästen besucht war. Es wur den insbesondere Fragen des Wohnungsbaues beschlossen. In einer angenommenen Entschließung wird gesagt, daß die Zahl der feh lenden Wohnungen 1 Million beträgt. ES ist ein Reichs- Wohnungsbauprogramm für einen mehrjährigen Zeitabschnitt sest- zusctzcn. Zur Erleichterung der Geldcrlangung für den Wohnungs bau sei eine Senkung der Kapitalertragsstcucr notwendig. Die Ge meinnützigkeit der Bauvereinigungcn ist reichsgesetzlich zu regeln. Im Saale der Dresdner Kaufmannschaft trat am Sonnabend- Vormittag der Dritte Kongreß des Internationalen Bundes der Privatangestellten, bei dem 16 Länder duich ihre Delegierten vertrete,, sind, zusammen, die Begrüßungs ansprachen, sowie -!c Prüfung der Mandate brachte. Nach einer Be grüßung am Sonnabensobend tn den Fcsträumcn des Neuen Rat hauses, wo Oberbürgermeister Dr. Blüher die Tagungsteilnehmer namens der Stadt Dresden willkommen hieß, wurden die Verhand lungen des Internationalen Bundes der Privatangestcllten am Sonntagvormittag im Hause der Kausmannfchast fortgesetzt. Der Generalsekretär Smil-Amsterdam erstattete den Geschäftsbericht. Es wurde eine Reihe von Satzungänücrungen genehmigt und Entschlie ßungen gefaßt. Tagung -er -eukschen Dolkskun-ler in Dresden Dresden, 17. September. Der Verband der deutschen Verein« für Volks- künde hält gegenwärtig in Dresden seine Abgeordnetenversamm lung ab, die am Freitag mit einem Begrüßungsabcnd des Laiches vereins Sächsischer Heimatschuh eingeleitet wurde. Nach einer ge schäftlichen Sitzung der Abgeordneten in der Alten Technischen Hoch schule am Sonnabendvormittag und nach einem Frühstück, das der Rat der Stadt Dresden den Tagungsteilnehmern gab, fand am Nachmittag eine öffentliche Sitzung statt, in der anschließend an die Begrüßung des Verbandsvorfihenden Prof. Dr. Hübner- Berlin einen Vortrag über „Der Atlas der deutschen Volkskunde" hielt. Später fand noch eine Vortragsveranstaltung statt, die die volkskundliche Vorbildung der Muscumsbeamten zum Gegenstand hatte und In der Museumsdirektor Prof. Dr. Lehmann-Altona und Museumsdirektor Prof. Dr. La u ff e r - Hamburg Vorträge hielten. Ein zwangloses Beisammensein im Italienischen Dörfchen beschloß den Tag. : Der Dresdner Feuerwehrfilm im großen Ausstellungssaalc wies am gestrigen Sonntag «inen besonders lebhaften Besuch auf. Die Abendvorstellungen waren ausverkauft. Die Bildstelle des Zen tralinstitutes für Erziehung und Unterricht in Berlin hat den Dresdner Feucrwehrfilm besonders lobend begutachtet und für den Besuch durch Volks- und höhere Schulen besonders empfohlen. Der Film wird weiter täglich abends 6.30 Uhr und 830 Uhr im großen Ausstellungssaale — Eingang Stübelallee — vorgesührt. (Eintritts karten für das Ausstcllungsgelände werden hierzu nicht benötigt.) Die musikalische Begleitung stellt weiterhin in unverminderter Stärke das bekannte Feiereis-Orchester. : Folgenschwere Zusammenstöße. Am Sonnabendmittag ereignete sich an der Ecke der Markgrafen, und Luisenstraße ein Zusammenstoß zwischen einem Krankenauto der Reichs-rehr und einem Motorrad, wobei zwar die Fahrer unverletzt blieben. Auch der Sachschaden ist gering, jedoch geriet das Krankenauto beim Ausweichen auf die linke Gangbahn der Straße und über fuhr dabei den Händler Claus. Dieser wurde zu Boden ge schleudert und so schwer verletzt, daß er ins Friedrichstädter Krankenhaus-geschafft werden mußte. Weiler wurde eine Frau Albrecht umgerissen und ebenfalls am Kopfe leicht verletzt. Sonntag früh stießen auf dem Schillerplatz zwei Kraftdroschken zusammen, wobei ein Fahrgast leicht verletzt wurde. : Ocffentliche unentgeltliche Impfungen finden statt: Links der Elbe: Reichenbachstroße 1, Erdg. links, an jedem Werktage — außer Sonnabends — von 16—16 30 Uhr; Marschallstraße 21, 10. Volksschule, Donnerstag, den 20. und Freitag, den 21. Sep tember, 13—15 Uhr; Carolastraße 4, 2. Volksschule, Donnerstag, den 20. und Freitag, den 21. September, 12—15 30 Uhr; Seminar straße 11, 48. Volksschule, Montag, den 24. und Dienstag, den 25. September, 13—15 Uhr; Silbermannstraße 5, 51. Volksschule, Mon tag, den 24. September und Dienstag, den 25. September, 12 30 bis 15.30 Uhr; Markgraf-Heinrich-Straße 24, 52. Volksschule, Donnerstag, den 4. und Freitag, den 5. Oktober, 12 30—15 30 Uhr; Junghansstraße 15, 31. Volksschule, Dienstag, den 16. und Mitt woch, den 17. Oktober, 13—15 30 Uhr; Reicker Straße 89, 45. Volks schule, Mittwoch, den 26. September, 13—15 Uhr; Nöthniher Straße 6, 55. Volksschule, Dienstag, den 18. und Mittwoch, den 19. September, 13—15 Uhr: Bünaüstraße 32, 35. Volksschule, Don nerstag, den Ä)., Freitag, den 21. und Donnerstag, den 27. Sep tember, 13—15 Uhr; Hebbelstraße 20, 12. Volksschule, Dienstag, den 18- und Mittwoch, den 19- September, 13 30—15 30 Uhr. — Nach dem Reichsimpfgeseh ist jedes Kind vor Ablauf des auf sein Geburtsjahr folgenden Kalenderjahres, sowie jeder Zögling einer öffentlichen Lehranstalt oder Privatschule innerhalb des Jahres, in dem er das 12. Lebensjahr zurücklegt. der Impfung mit Schuhpocken zu unterziehen, sofern das Kind nicht nach ärztlichem Zeugnis die natürlichen Blattern überstonden hat oder mit Erfolg geimpft wor den ist. Insoweit wiedcrimpfpslichtige Schulkinder in dem bereits stattgefundcnen Termin der Schulimpfung noch nicht wiedergeimpst Leipziger Sender ' Dienstag, 18 September: 14.15—14 45 Uhr: Leseproben aus den Neuerscheinungen aus dem Büchermarkt. 15.00 Uhr: Musikalische Kaffeestunde mit Funkwerbung. 16 30 Uhr: Konzert. (17.00—17.55 Uhr: Uebertragung auf den Deutschlandsender.) Operettenmusik. Leipziger Rundfunk. Orchester. 18.05 Uhr: Frauenfunk. Frau Eleonore Späing, Düsseldorf: „Die Frauenkultur und der Zweckmäßigkeitsgedanke". 18.30—18.55 Uhr: Lektor Elaude Grander, Gertrud van Eyseren: Französisch für Anfänger. (Deutsche Welle, Berlin.) 19 00 Uhr: Waller Salzmann: „Vogelzug über Helgoland". 19.30 Uhr: Prof. Dr. Walter Hofsmann, Freiberg i. Sa.: „Bul garischer Tabakbau". 20.15 Uhr: Richard Dehmel, der Lyriker in Wort und Lied. 2115 Uhr: Eellosonaten. 22.00 Uhr: Pressebericht und Sportfunk. 22.15 Uhr: Tanz- und Unterhaltungsmusik. oder nur vorübergehend von der Wiederimpfung befreit wurde», lim- nen auch diese in einem der vorstehend ausgeführten Termine unent. zeitlich geimpft werden. : Krimtnalbiologische Tagung. Die Kriminalbiologische (N, sellfchaft hält vom 30. September bis 3. Oktober in Dresden ihre Iahrestagung ab. Aus diesem Anlaß findet am 2. Oktobu in den Festräumen des Neuen Rathauses ein gemeinsam vom Sächsischen Justizministerium und den städtischen Körperschaften veranstalteter Empfangsabend für die Kongreßteilnehmer statt. Theater un» Musth Staatsoper. Es ist wohl sehr erklärlich, daß sich die Sänger an unserer Oper die Gelegenheit nicht entgehen lassen wolle», wieder einmal wirkliche Musik zu singen. Mag auch dir „Manon Lescaut" von Puccini viele Schwächen haben, der eine große Vorteil, daß sie eine blühende Melodik in sich trägt, ist ihr nichb.abzusprechen. Daher singen eben die Künstler ihre Partien mit einem hörbaren Wohlbehagen, und man kann ihnen nachfühlen, daß ihr Herz bei solcher Musik warm wird. Die zweite Ausführung der Oper brachte eine ganze Sieche Neu- bez. Umbesetzungen. Angela Kolniak stellte eine ganz entzückende und liebreizende Manon aus die Bühne und der silbrige, schmeichelnde Klang ihres klaren Sopranes vermischte sich mit der marinen, biegsamen Tenorstimme von Max. Lorenz, der den Grieux zum ersten Male sang, zu einem prachtvollen Wohlklang. Auch Paul Schäffler stellte seinen weichen, farbigen Bariton geschickt in den Dienst des Sergeanten Lescaut und gewann ihm darstellerisch allerlei individuelle Züge ab, obwohl diese Rolle nicht allzu dankbar ist. Rudolf Schmal- nauer faßte den Gcronte mit Routine an, und die kleinen Umbesetzungen waren bei Julius Putt IItz und Robert Bus se l in besten Händen. Der Besuch war auch diesmal gut, und der Beifall bewies, daß das Publikum sich nach einer wirk lichen Musik zurücksehnt und des atonalen Schwulstes müde ist. -lst- Sendestelle Kugelhaus. Die Lautsprecherübertragung am Sonnabendabend galt einer Reihe von Liedern des Rumburger Tonsetzers Johannes Bammer. Sie waren geordnet nach: Kinderlieder, 5 Gesänge nach Gedichten von Rainer Maria Rilke. Warum hat man aber in diesem Jahre mit der Gepflogenheit gebrochen, der Presse die Programme vorher zugäugig zu machen? Es kann der Fall eintreten. daß bei der jetzigen teilungsart die Referenten keine Vortragsordnung in die Hände bekommen. So ging es mir am Sonnabend. Das erschwert die Arbeit und kann auch Anlaß zu allerlei Irrtiimcrn geben Es wäre daher zu begrüßen, wenn die künstlerische Leitung im nächsten Jahre wieder zu der früheren Einrichtung zurück- kehren würde. Zu den Liedern ist zu bemerken, daß sie eine gewissenhafte Arbeit verraten und daß sie zeigen, daß der Ver. toner sich in den Charakter der Musik der jüngsten Tage gut eingelebt hat. Freilich haftet ihnen eine gewisse Gleichförmig keit an. und man wird nicht warm dabei. Die gesangliche Linie ist zwar vornehm gehalten, ober undankbar. Immerhin begegnete man den Gesängen mit Interesse, zumal Hildegard Bach (Leipzig) sie mit tiefer Einfühlung und sympalhische» Stimmitteln zu Gehör brachte und Erich Lieber mann« Rotzwiese ihnen ein feinfühliger Begleiter war. Wenn auch der Klang des Lautsprechers an manchen Stellen noch der Schönheit entbehrt, so war er doch von dem Platze vor dem Kugelhaus diesmal einwandfreier. Das Grab von Jovana Roman. Von Sans Schmidt-Peschell. (19 Fortetzung) „Aber, Herr Professor," unterbrach Jufso plötzlich, „um keinen Preis, wN könnten wir Ihnen so etwas zu« trauen?" „Leicht gesagt, Jufso,. versetzen Sie sich einmal genau tn die Lage und bedenken Sie alles das, was ich Ihnen eben gesagt habe. Nehmen Sie doch einmal an. Sie wären anstatt einem ernsthaften Forscher einem Lustmörder aus gefallenster Art in die Finger gefallen. Dann hätten Sie nach Ihrer jetzigen Meinung es ungeheuer schwer gehabt, den Mörder zu entdecken und ohne Frage einen Unschuldi gen verurteilt. — Welch unerhörter Zufall kann auch bei der Ergreifung des Europäers mitgespielt haben? Viel leicht hatte er sich in der Wüste verirrt —. " > „Und das Bild —?" fragte Juffo kurz. „Auch gut, er kann in Orijansoka von uns gehört haben, eine Zeitung gelesen, den Artikel ausgeschnit ten und sich auf die Suche nach uns begeben haben." „Ausgerechnet zur Nacht, und der Wal! sollte nichts davon wissen?^' meinte Juffo ganz recht. „Das sind Umstände, über die man streiten kann. Jedenfalls aber können wkr ihn durch unseren Ueberfall derart verärgert haben, daß er erst mal eine ganze Weile schweigt, damit wir Zeit genug verlieren, um dem wirk lichen Täter überhaupt nicht auf die Spur zu kommen." „O, das finde ich alles sehr unwahrscheinlich, Herr Professor." „Heute ich ja auch mehr und mehr, Juffo. Aber das waren so meine ersten Gedanken, von denen ich mich nur schwer zu befreien wußte. Ich muß immer wieder be tonen, daß seine Geradheit, sein glaubhafter Blick, mich dazu verleitet hat." — In dieser Weise unterhielt sich Schuckmann mit seinem eingeborenen Gehilfen bis in den frühen Morgen. Plötz lich drangen Rufe zum Zelt. Wie vom Blitz getroffen «Men die beiden Männer zu ihren Waffen und traten hinaus. Da vernahmen sie deutlich das Hufstampfen eines Pferdes, das näher und immer näher kam. Sie blickten beide in die Richtung des Geräusches, stierten förmlich dorthin, bis das weiße Gewand eines Reiters grau durch den verschleierten Morgen drang. Entschlossen gingen Schuckmann und Juffo ihm entgegen. Da aber der Heran rasende keinerlei Anstalt zur Schießerei machte, empfing ihn der Forscher mit aller Ruhe und Freundlichkeit. Der Reiter sprang vom Pferde und meldete sich als Kurier des Mali, mit der Nachricht, daß der Europäer dem Ge fängnis entflohen sei. Der Wali hätte gewiß früher eine Nachricht gesandt, wenn er nicht gehofft hätte, den Flücht ling zeitig einzufangen und den Forscher vor unnützer Er regung bewahren zu können. — Irgendwo im Morgengrauen aber saß Harry Pohl mitten in der Einsamkeit der Wüste. Er träumte nich bei den unheimlichen Melodien der Eeistermusik. sondern er hockte auf einem Stein mit der Ruhe einer Bildsäule und schaute durch sein Glas weit aus. Was der Feldstecher einfina. waren einige Felsstücke, die den Auslauf des ersten Ganges bedeuten mutzten. Dann suchte er die weite Ebene ab. Plötzlich entdeckte er eine Gestalt, die irgendwo lang sam aus dem Boden wuchs, sich dann aber rasend davon machte. bis hin zu den Felsstücken, hinter denen sie ver schwand. — Vis zum Mittag schlief Harry Pohl eil' .'n ruhigen und gesunden Schlaf. ----- ^ Einige Stunden später. Brütend lag die Nachmittagssonne ..3er der grün« immernden Oase. Pohl saß vor der Hütte auf einer attigen Bank. Ermüdend fiel ihn die Schwüle an und drückte ihm hin und wieder die Augen zu/ Da kam der Alte hastig des Wegs, als ob er von einer großen Neuig keit zu bekunden hätte. Fast atemlos kam er heran und ließ sich keuchend auf der Bank nieder. „Desperpause?" fragte Pokl ihn. „Nein, nein, Herr," quälte der Alte hervor und schöpfte tief nach Luft. „Heute morgen," fuhr er nach einer kleinen Pause fort, „heute morgen Hab ich schon etwas munkeln hören. Die Wasserträger vom Grab erzählten, daß zwar wieder alles gut gegangen sei, der Gefangene in Orijansoka sich aber aus dem Gefängnis befreit hätte. Und jetzt, Herr, sind sie da, eine Patrouille ist von der Stadt herüber ge kommen, zehn Mann stark, vier davon reiten die Grenze der Oase ab und die anderen sechs durchsuchen die Wohnungen. Außerdem noch fahnden sie nach der Tochter des Aus gräbers, die sie immer noch nicht wiedergefunden haben. Ja, Herr, das wäre ein arges Stück, wenn sie den Ver brecher in unserem friedlichen Brunnenhain finden sollten, Die Ausländer sind in großer Erregung, weil sie befürchten, daß man ihnen Schwierigkeiten machen könnte." „Ach ?" meinte Pohl gelassen. „Wissen Sie, Alter, mich könnte so etwas nicht in Aufregung bringen. Warum auch und wmu, wenn alles an einem Ort in Ordnunn ist. Aber ich hasse es, mich von Leuten durchsuchen zu lassen, di« in der Heimat die gewöhnlichsten Dienste für mich ver richten. Mich widert so etwas an, zumal mir ähnliches in Europa noch nie passiert ist. Ich werde deswegen einen kleinen Spaziergang unternehmen und irgendwo im Grünen die Zeit abwarten, bis daß die Bande verschwunden ist. Mich ärgert so etwas, und wenn es öfters vorkommt, dann werd ich schnellstens meine Koffer packen und dort hinziehen, wo man mir meine Ruhe läßt." „O, mein Herr," winselte der Alte, „Sie müssen noch bei mir bleiben. Es ist schon sehr lange her, daß etwas Aehnliches vorgekommen ist. Nein, nein, Herr, so etwas gibt es gewiß nicht alle Tage bei uns. Aber gehen Sie ruhig spazieren, ick werde schon mit den Leuten sprechen, wenn sie kommen. „Tun Sie das, Alter, und sagen Sie ihnen, daß sie im Irrtum seien." Dann schlüpfte er in die Hütte, um noch einmal seine Taschen flüchtig durchzusehen und zu ver schwinden, so weit und so schnell als möglich. Und ihm war's, als ob ihm die Faust eines Soldaten bereits am Kragen säße. Fluchtartig suchte er im großen Bogen den Weg zum Eingang der Oase, von wo di« Patrouille ge kommen und wo die ersten Durchsuchungen bereits vor- genommen worden waren. In der Hand hielt er ein großes Buch mit weißen Blättern, und wenn ihm jemand in den Weg kam, oann blieb er vor dem nächsten x-b«liebigen Baum oder Strauch stehen, skizzerte die Formen der Blätter und nahm die Blüten und Früchte auf. (Fortsetzung folgt)