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Sächsische Volkszeitung : 18.09.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192809180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280918
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280918
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-09
- Tag 1928-09-18
-
Monat
1928-09
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 18.09.1928
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Die Aussprache »i« fich nach einer kurzen Mittagspause an die Referate anschloß. Band durchweg aus beachtlicher Höhe. Uedrreinstiminend kam der Wille zum Ausdruck, den Gegnern des Zentrums einmütige Abwehr entgegenzustellen. Die Methoden für diese Abwehr und «ir den inneren Ausbau der Partei wurden von einzelnen Rednern sehr klar herausgearbeitet. Anders (Reichenau) und Maier (Dresden) wiesen auf «inzelne Mängel hin, die die Werbekrast des Zentrums schwächen. Insbesondere betonte Maier, das; eine engere Füh lung zwischen Partei und Jugend notwendig sei. — Der Vor sitzende machte anschließend von den Bemühungen Mitteilung, die in dieser Richtung unternommen worden sind und stellte mit Genugtuung fest, daß bereits dieser Parteitag einen ansehnlichen Prozentsatz jugendlicher Teilnehmer aufweise. Psorrer Kirsch sReichenbach) machte markante Ausfüh rungen Uber den Grundcharakter der Zentrumspartei. Gewih sei das Zentrum eine staatserhaltende Partei, aber das sei kein Kennzeichen, das es von anderen großen Parteien unterscheide. Das Zentrum sei in seiner Gestalt historisch bestimmt durch die katholisch« Weltanschauung, aus der es entstanden sei, und dieser Tradition müsse es sich bewußt bleiben Waraczewski (Dresden), der Bezirkssenior der katho lischen Gesellenocreine Mittelsachsens, betonte, daß die katho lische Jugend, soioeit sie in den Gesellenvereinen stehe, keines wegs politisch Indifferent sei. Vor und bei den Wahlen habe sic das klar gezeigt. Nötig sei, staatsbürgerliche Schulung, in dieser Richtung würden in Zusammenarbeit mit der Partei geeignete Schritte getan. — Auch Gewerkschaftssekretär Scheffel (Bautzen) betonte die Notwendigkeit, die Wähler politisch zu erziehen und die Gewissen zu schärfen. Die Notwendigkeit einer vernünftigen sozialen und wirtschaftlichen Gesetzgebung müsse von allen Kreisen erkannt und anerkannt iverden.. — Dr. Tacken sWurzen) wies darauf hin, daß der 30. Mai in einer Reihe van sächsischen Wahlbezirken, so auch in Wurzen. Stim mengewinne gebracht habe. Er ging dann im einzelnen auf die Schwierigkeiten und Methoden der Parteiarbeit ein. Müller sDresden) gab seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß für die Mehrheit der Zentrumswühler In Sachsen das katholische Verantwortungsbewußtsein der entscheidende Faktor sei. In der sächsischen Diaspora sei für die Zentrumspartei noch ein reiches Arbeitsfeld. — Grohmann (Ehemnitz) kennzeich- netc die Haltung der Deutschen Volkspartei gegenüber dem Schulgesetz und wies auf die Wichtigkeit der Wohnungsfrage hin. — Dr. Hilpert zeigte, wie wichtig die Akademikerfrage für die Partei sei. Weiter erörterte er Fragen der Steuer- und Wirtschaftspolitik und charakterisierte die „Leistungen" der Wirtschaftspartei auf diesem Gebiete. Negierungsrat a. D. Dr. Flügler machte Mitteilungen über die Lag« .und die Arbeit der Z e n t r u m s p<i r t e i In Sachsen. Gegenüber der Landlagswahl von 1926 habe die Reichstagswohl keinen Rückschritt, sondern eher einen Fort schritt gebracht. Der geringe Stimmenrückgang erkläre sich durch den Ausfall, der durch die Liste der nationalen Minderheiten im wendischen Gebiet entstanden sei. In der Kreishauptmann- fchaft Bautzen sei infolgedessen die Stimmenzahl von 8968 auf 6273 zurückgegangen, dafür sei sie aber in allen anderen Bezir ken gestiegen, nämlich in der Kreishauptmannschaft Dresden von 6701 auf 7711, im Wahlkreis Leipzig von 3933 auf 4411 und im Wahlkreis Chemnitz-Zwickau von 4492 auf 6124. Diese Zahlen zeigten, daß die Zentrumswählerschaft sich in Sachsen gut gehal ten Habs. Es werde allerdings noch vieler Arbeit bedürfen, bis die bei der ersten Reichsvräsidentenivahl erreichte Stimmenzahl von 31 438 wieder erreicht wird. Angesichts der Tatsache, daß den Stamm der Zentrumswählerschaft in Sachsen die Katho liken bilden, sei das Verhältnis von Zentrumsftimmen und Katholikenzahl interessant. Dabei müsse man allerdings beden ken, daß ein sehr beträchtlicher Teil der Katholiken in Sachsen die deutsche Staatsangehörigkeit nicht besitze und daher nicht wahlberechtigt sei. Immerhin sei es auffällig, daß die Zen trumsstimmen in verschiedenen Orten Sachsens zwischen 49 und S Prozent schwankten. Am besten sei das Verhältnis in Neichen bach, in Schirgiswalde und in Wurzen. Die großen Unterschiede In diesen Prozentzahlen zeigten, daß durch intensiv« Arbeit noch viele Stimmen für die Zentrumsvartei in Sachsen gewonnen werden könnten. Wichtig sei es für die Partei vor allem, die Jugend politisch aufzuklären und zu gewinnen. Von besonderer Bedeutung für Sachsen sei die Schulsrage, der die Partei auch dementsprechend besondere Aufmerksamkeit widme. Reichskanzler a. D. Dr. Marx würdigte in seinem Schlußwort den außerordentlich erfreulichen Verlauf des Parteitages. Es habe sich wieder gezeigt, wie klärend und fruchtbringend derartige offene und vertrauliche Aussprachen wirkten. Auch die Fraktion habe sich mit den gleichen Fragen beschäftigt, denen der Parteitag seine Aufmerk samkeit gewidmet habe. Auch die Fraktion sei der Ueber zeugung, daß die weltanschauliche Grundeinstellung der Partei sehr stark betont und herausgeardeitet werden müßte. Wenn die Betonung des Weltanschaulichen in den letzten Jahren manch mal etwas zurückgetreten sei, so liege das vielleicht daran, daß mit der Berfassung von Weimar die Katholiken auf einmal «ine große Reihe von Rechten erhalten hätten, um die sie jahr zehntelang vergebens gekämpft hätten. Man könne jetzt bei- nahe sagen: „Es geht uns Katholiken viel zu gut, deshalb geht es uns so schlecht." Man müsse sich ober trotz aller Erfolge darüber klar sein, daß der Kampf um Christentum oder Nichtchristentum keineswegs zu Ende sei, und daß gerade die Gegner, die überhaupt jede Bedeutung des Christentums für das öffentlich« Leben leugneten, nur auf ein Ermatten des Zentrums ivarteten. um mit größerer Wucht ihre Angriffe führen zu können. Cs sei von überragender Bedeutung, daß der katholisch« Klerus und die katholischen Organisationen sich überall darüber klar seien, daß es eine politische Neutralität praktisch aarnicht gäbe. Indifferenz in unseren Reihen ist Arbeit siir die Gegner. Notwendig ist vor allem auch die Zusammen arbeit mit den Akademikern. Unsere Organisationen müssen sich klar werden über die politischen Dinge, sonst sind wir bald am Ende der Organisationsarbeit. Wenn wir uns aus die Kirche beschränken, dann beschränken wir den Bezirk des katho lischen Lebens. Dann bedeuten wir für die Welt nichts mehr. Die Welt aber braucht uns. Es ist notwendig, die katholische Weltanschauung in der Öffentlichkeit zu vertreten. Man braucht nur einmal zu beachten wie folgerichtig die Gegner des Christentums zu arbeiten verstehen. Auch wir müssen im öffent lichen Leben, angefnngen von der Arbeit in den Kommunen, unseren Mann stellen. Ein Wort auch a» die Arbeiter: Die christliche Arbei terschaft hat gewaltiges geleistet, sie darf aber nicht in den Ge danken verfallen, sie könnte alles allein leisten. Wenn wir früher leider oft beobachten mußten, daß die Akademiker viel fach die Arbeiter abgelehnt haben, beobachten wir jetzt, daß viel fach die Arbeiter den Akademiker ablehnen. Wir brauchen aber Zusammenarbeit, wie wir sie früher in musterhafter Weise im Volksvereiii für das katholische Deutschland gehabt haben. Auch persönliche Gehässigkeiten und Verkleinerung dürfen in unseren Reihen keinen Platz haben. Es ist erfreulich, daß gerade in der Diaspora dos Zusammenarbeiten unserer Anhänger okne Unter- fchled des Standes ein so gutes ist wie in Sachsen. Unser Volk hat die Zentrumsvartei notwendig, die Idee der Zentcunispartei wird auch In Sachsen ihre Werbekrast weiter bewähren. Me Reoe von vr. Marx (Fortsetzung von Seite 1) Was von den besetzten Gebieten im Westen seit zehn Jahren an »aiioualem Pslichtbewußtsein- bewiesen wird, steht un vergleichlich da in der Wellgeschichte. Die neuen französischen Ma. »öllel in ihrem »och nie dagcwcsencn Umfange müssen auss neue menschlich durchaus bercchliglc Aufregungen und Ingrimm in die Bevölkerung des Westens hincinlragen. Unbegreiflich ist die Be teiligung der Engländer, die bisher doch bestrebt waren, ein erträg liches Verhältnis mit der Bevölkerung dieser Ländcrstreckcn herbei- zusüdren. Mit weichen Hoffnungen begrüßen zahlreiche Nationen die Pläne des Staatssekretärs Kellogg zur Aechtung des Krie ges. Kurz vor der Unterzeichnung des Paktes zerstörte ein geheimes Mili'tärabkomckcn zwischen Frankreich und England in wcitcm Um sange die frohen Aussichten. Der Abschluß des mit hohem Grdankrn- slug unternommenen Frieden spaktes wurde geradezu zu einer Farce erniedrigt. Geradezu ungeheuerlich war für jeden, dem es ernst ist mit der Verständigung und der Aussöhnung der Völker, die Rede, die der französische Außenminister Briand vor rilligen Ta gen in Genf gehalten hat. Mit Recht betrachtet die objektiv urteilende Presse der ganzen Kn tnrwelt diese Rede als einen Rückschritt stärkster und bedauerlichster Ar« auf dem Wege, den die Völkerbunds« ol-tik und die Politik von Lo carno vorgezeichnet hatte. Das Mißtrauen, das schon das sogenannte geheime Abkommen zwi schen Frankreich und England hcrvorgeruscn hatte, wurde iveiier verliest. Auf absehbare Zeit ist das Vertrauen zu der ernst- lichen Friedensabsicht unserer französischen Nachbarn vernichlei. Wie werden wir unsere Politik diesem schwer wieder gut zu machenden Mißgriff Briands gegenüber ein zurichten haben? Nicht, indem wir uns, wie so manche rcchisgcnch- Icte Blätter, höhnisch freuen über die Absage, die die entschiedene Rede des Reichskanzlers Müller gefunden hat. Das ist nicht national, sich zu freuen, wenn die Bemühungen eine« Kanzlers, gleichviel welcher Partei er angchört, nicht zum erwünschten Ziel geführt haben. Mir werden nickt vo>, einer Niederlage der deutschen Regierung sprechen und ihrer Publik! Eine Niederlage hat der Fried ensqedanke erlitten, und weit mehr scheint mir das Ansehen Frankreichs in der Welt gelitten zu l>aben, als das Ansehen DentschlandS. Wir werden nicht die Verhandlungen mit der französischen Re gierung »hbrcchen, wie manche rechtsgerichtete Prcffestiniinc» wünschen, wir werden dir Verhandlungen weit er - führeu, weil dies der einzige Weg ist, „in die endliche Be freiung unserer Brüder im besetzten Gebiet und eine Befriedung der Welt zu erreichen. Scheitern die Verhandlungen, dann werden die Bestimmungen de? Versailler FricdensvertrageS über die Räumung der zweiten und dritten Zone in Geltung treten. Wir haben schon lange gewartet darauf, daß nach Billigkeit und Recht uns geschähe. Wir sind stark genug, auch weiter zu warten. Jedenfalls soll der deutschen Nation nickt der Vorwurf gemacht werden können, daß sie einen für die Wohlfahrt der Menschheit so wertvollen Zeitpunkt, der vielleicht so bald nicht wiederkommt, übel angewendet habe. Was unsere Innenpolitik anlangt, so hat ble Bil dung des neuen Kabinetts schwere Kämpfe vcr rsacht. Welche Verwicklungen die kommenden Monat« mit sich bringe > wer den, wer vermag eS zu sagen. Soll aus der jetzigen losen Verbin dung der hinter der Negierung sichen Parteien «in» fester i cfügte Koalition werden? Soll Las Zentrum die Bildung einer solchen Koalition anregcn? Dir Zentrumsfriktion des NeichstngeS wirb zu gegebener Zeit darüber zn entscheiden haben. Es scheint mir der Stimmung weite, Aentrumslreisr zu entsprechen, wenn die Fraktion die biSH. zn, Regierung und den anderen Parteien beobachtete Distanz!?, run, auch noch fernerhin festhält. Das Zentrum will kei. neu Sturz der gegenwärtigen Regierung. Die Wähler haben esiw be- trSchtliche Stärkung der sozialdemokratischen Fraktion hcrbeigciuhrl. Diese muß »ach demokratischen Grundsätze» nun auch die Last die Negierung weiterführen. Die Zcntrumspartei kann in aller Ruhe über ihre politischen Maßnahme» Rechenschaft oblegen. Sie hofft, daß in immer weiteren Kreisen -er Wählerschaft die Ueberzeugung sich befestigt, daß ihre Politik gesunde staatserhalte »de und des Volkes Wohlfahrt erzielende Arbeit ge wesen ist. Die kommende Cessio» des Reichstages wird mit schwierigen Fragen der Innen- und Außenpolitik zu tun haben. Im Vorder gründe wird auch im kommenden Reichstag die Vertiefung und Verbesserung der sozialen und Steuergesetz gebung stehen. Mit schmerzlichem Bedauern mutzten wir im An fang des Jahres fcstftellen, daß rin Schulgesetz für das Reich noch Immer nicht zustande zu bringen war. Die Regierungserklärung des neue» Kabinetts enthält den Ausdruck der Geneigtheit, eine neue Vorlage den, Reichstag zu bringe», die der Verfassung und auck den berechtigten Wünschen des katholischen Volks teils entspricht. Ich weiß, daß gerade in Sachsen der Erlaß eines Ncichsschulgesehcs von weiten Kreisen mit aller Dringlichkeit gewünscht wird Wenn von d e u t sch »a t i o nal e r Seite be- rciis ei» formulierter Gesetzentwurf als Initiativantrag eingebracht worden ist, so kann ich das aus formalen Gründe» nur aufs äußerste bedauern! Leider versuche» mcuiche Kreise der Dcnlschnaiionalen und gewisse Zeitungen, die auf dcutschnationalem Bode» stehen, in die christliche Elternschaft Zweifel darüber zu ver- breite», ob das Zentrum noch geneigt sei, ein den Wünschen der christlichen Eltern entsprechendes Schulgesetz ziistandezubrin- gc». Ich muß ans genauester Kenntnis der Dinge eine solche Unter stellung auf das entschiedenste zurückweisen »nd gegen eine solche Be hauptung ernsteste Verwahrung einlcgen. Ich halte die Einbringung des dcntschnationalen Antrages für einen schweren taktischen Fehler. Ans einem so schwierigen Gcsehgcbungsgcbiete, wie auf dem der Schule, kann der g u t e W i l l e a ll e i n nicht aüsreichen. Es muß sich e i n e M ch r h e i t finden, um ein solches Gesetz wie jedes andere Gesetz zustandezubringen. Ohne eine Verständigung mit Andersdenkenden ist angesichis der Varteiverhältnisse des jetzigen Reichstages die Durchdringung gestellter Anträge einfach aussichts los und kann nur mit der Bezeichnung Agitation gekennzeichnet werden! . Auf Grund der Aussprache nahm der Parteitag einstimmig folgende Entschließung an: . ^ . Der in Chemnitz am 16. September versammelte Zentrums parteitag sieht in dem Ergebnis der Wahl vom 2V- Mai eine ernste Mahnung zur Sr l b st besinnung und Sammlung der Kräfte. Der Rückschlag, den die Stimmrnzahlcn der Zcntrumspartei bcl die ser Wahl erlitten haben, muß um der großen kulturpolitischen Auf gaben de» Partei willen rasch und völlig überwunden werden. Rrichstagsfraktio» und Reichspartcivorstand sind dir berufenen Füh rer zu diesem Ziele. DaS öffentliche Austragen persönlicher Streitig keiten zwischen hervorragenden Parteimitgliedern und tür einseitig« Betonung wirtschaftlicher Standesinterrssen haben der Partei viel geschadet. Nur eine entschieden weltanschaulich orientierte Politik, die unter völliger Einmütigkeit der Partei und nach jeder Richtung hin selbständig geführt wird, kann wieder unter der Fahne des Zentrums alle vereinen, die der Welt anschauung »ach zu ihnen gehören. Die parlamentarischen Vertreter einer solchen Politik müssen Persönlichkeiten sei», die auf Grund ihrer weltanschaulichen und gesamtpolitischen Einstellung, nicht etwa nur auf Grund ihrer Standeszugrhörigkeit Vertrauen genießen. Eine Reform des Wahlrechts, die in dieser Hinsicht bessere Vor aussetzungen schassen würde, wäre zu begrüßen, doch dürften bei die ser Reform die Verhältnisse der Diaspora nicht auher Acht gelassen werden- Der sächsische Zentrumspartcitag richtet an alle Parteifreunde in Sachsen die Aufforderung, überall mit Eifer und unter Anpassung an die lokalen Verhältnisse de» Ausbau der Parteiorganisation weitcrzuführen. Der Parteitag spricht die Erwartung aus, daß die gesetzlichen Hemmungen, die dem Zentrum vor der letzten LandtagSwahl entgegrnftanden, in Kürze beseitigt werden, damit daS Zentrum sich künftig unter gleichen Bedingun gen wie die anderen Parteien an sächsischen Landtagswahlen betet- ligen kann. Es folgte dann noch eine kurze vertrauliche Beratung. Gegen 17.30 Uhr: wurde der Parteitag von dem Vorsitzenden mit Worten des Dankes an olle Teilnehmer, insbesondere an - Reichskanzler a. D. Dr. Marx, geschlossen. Der Tornado in Illinois Rocksord (Illinois), 1ö. September. Die Zahl der bei der Tornado-Katastrophe getöteten Personen wird heute früh auf mindestens 76, die der Verwundeten auf das Dopeplte geschätzt, und man vermutet, daß eine große Zahl Opfer noch unter den Trümmern von Fabriken und sonstigen größeren Gebäuden begraben liegt. Der Tornado erreichte die Stadt am späten Nachmittag mit un erhörter Plötzlichkeit und Heftigkeit. Der rasch sich ver dunkelnde Himmel war die einzige Warnung. Auf den mit furchtbarem Getöse vorüberziehenden Wirbel sturm folgte ein Wolkenbruch, der das allgemeine Thaos noch erhöhte. Spät nachts waren Hunderte von Freiwilligen damit be schäftigt, die Opfer aus dem Trümmerhaufen zu befreien. In einer einge stürzten Möbelfabrik wukden allein über hundert Personen verschüttet. Nach Schil derungen von Augenzeugen wurde das Fabrikgebäude buchstäb lich in Stück« gerissen. Zuerst verschwand das Dach, dann gab unter dem unverminderten Luftdruck von innen die Wand nach, während der Winddruck von außen die Insassen unter einem Hagel von Ziegelsteinen begrub. Glücklicherweise verhinderte der Wolkenbruch den Ausbruch von Bränden, was dir Net- rungsarbett einigermaßen erleichterte. Entsetzlich« Szenen spielten sich während der Bergung der stöhnenden Verwundeten aus den Trümmern ab. Automobile wurden mehrere Hundert Meter weit durch die Luft getragen. Elek trische Drähte und Trümmer füllten die Straßen, so daß dir Rettungsarbeit behindert wurde. Die aus San Juan noch immer spärlich einlaufenden Nachrichten lassen erkennen, daß die ganze Insel durch den Tornado mehr oder weniger verwüstet worden ist. Der Kanzler der Universität Portorico erklärte in einer kurzen Meldung, daß die Bevölkerung vom Hungertod« bedroht sei. Noch lange nachdem der Tornado vorübergezogen war, wurde» Triimmerteil« vom Sturm mit maschinengewehrähnlichem Ge räusch durch die Lust geschleudert, und die Straßen waren daher kaum passierbar. Unter den zahlreichen mehr oder weniger zer störten Gebäuden blieb nur einigermaßen ein TafL erhalten, das „Fels von Gibraltar" heißt. Große Besorgnisse hegt man für mehrere Dampfer, von denen noch immer jede Nach richt fehlt. Desgleichen ist man in banger Sorge darüber, welchen Weg der Tornado einschlagen wird. Sach verständige sind der Ansicht, daß sich der Sturm in nörd. licher Richtung bewegen könnte, ohne daß er notwendigerwelle die nordamerikanisch« Küste berühren müßte. Havanna, 15. September. Gestern abend lag hier noch keine Nachricht vor von dem Dampfer „Orcoma", auf dem sich Chamberlain und sein« Familie befinden. Di« „Orcoma" ist am 12. September von den Bermudasinseln nach Havanna abgefahren. Beamt« ver Echiffsgesellschast sind der Ansicht, daß der Dampfer sein« Route geändert hat, um aus dem Bereich de. Stürme z« kommen. Za» vergwerk verschüttet Benthe«, 15. September. In der Nacht zum Freitag wurden auf den Richter schächten in Siemianowittz. die zu den Bereinigten KSnigs- und Laurahiitten gehören, zwei Bergleute durch ZuLruch- gehen einer Streck« von etwa 60 Meter auf der 450-Meter- Sohle verschüttet. Di« Bergungsarbeiten sind mit außer ordentlich großen Schwierigkeiten verknüpft und dürften mehrere Tage in Anspruch nehmen. Bon Revierbeamten des Bergreviers Süd-Eleiwitz wurde mitgeteilt, daß im Betrieb« der K ö n i g i n - L u i s e - G r u b e, Hermannschacht, zwei Heuer insolge eines Eebirgsschlages getötet wurden. Wegen Nachstürzens weiterer Kohlenmassen mußten die Bergungsarbeiten vorübergehend eingestellt wer den. Die auf der Unfallstelle anwesenden Sachverständigen glauben nicht, daß die Berunglückten lebend geborgen werde« können. Di« Beraunasarbeite« sind «och nicht abgeschlossen. velgrad erkevut die albanische Monarchie an Belgrad, 15. September. (T U.) In einer Unterredung zwischen dem jugoslawischen Minister präsidenten «nd dem stellvertretenden Außenminister ist be- schloff«« worden, di« Monarchie in Albanien «nzuer« kennen.
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