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„Wiener Abend in der Sächsischen Schweiz» vr«<>rn un«i Umgebung Kampf der Auko-Raferei! Dresden, 4. Sepien,der. Das Presseamt des Polizeipräsidiums Dresden teilt mit: Nachdem sich in jüngstereZeit die Klagen über zu rasches und rücksichtsloses Fahren von Kraftsahrzeugen und über Ge räusch- und Geruchbelästigung durch Motorräder gemehrt haben und nachdem zugleich die Zahl der Unfälle erheblich gestiegen ist, hat das Polizeipräsidium Dresden in gleicher Weise wie die Polizeipräsidien anderer Großstädte an zahl reichen Straßen und Plätzen der Stadt seit Juli d. I. Ge schwindigkeitskontrollen und Kraftradkon - trollen zur Nachprüfung der Ordnungsmätzigkeit der Fahr zeuge vorgenommen. Bei den bis Mitte August stattgefundenen 60 Geschwindig keitskontrollen mutzten gegen 90 Anzeigen erstattet werde». Da vereinzelt mit Geschwindigkeiten bis zu 90 Stunden kilometern (!) gefahren worden ist, während nur 35 Stun denkilometer zulässig sind, sieht sich das Polizeipräsidium genötigt, mit den schärfsten Strafen gegen derartig rücksichts lose Fahrer vorzugehen, um diesem gemeingefährlichen Ver halten wirksam zu steuern. Die Kraftradkontrollen, die bisher in 13 Fällen vorgenom men worden sind, haben zu 79 Anzeigen geführt. Bei diesen Kontrollen wird an Ort und Stelle durch einen Sach verständigen des Instituts für Kraftfahrwesen an der Tech nischen Hochschule die technische Nachprüfung des Kraftrades vorgenommen. In 67 Fällen mutzten die Krafträder wegen un- vorschriftsmäßiger Beschaffenheit beanstandet werden: außerdem wurden 12 Fahrer ohne Führerschein betroffen. Es kann jedem Motorradfahrer nicht dringend genug angeraten werden, sich Uber die ordnungsmäßige Beschaffenheit seines Kraftrades, für die er verantwortlich ist, zu vergewissern. Insbesondere müssen beim Betriebe des Kraftrades die Vorrichtungen zur Schall dämpfung unbedingt den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend wirksam sein. Der Fahrer muß auch bei ordnungsmäßiger Be schaffenheit seines Kraftrades durch seine Fahrweise eine unzu lässige Geräuschbelästigung vermeiden. Das Polizeipräsidium er-wägt, wenn ferner die Störungen der Allgemeinheit durch Geräuschbelästigung seitens rücksichtsloser Motorradfahrer nicht unterbleibt, jedes Kraftrad, dessen Beschaffenheit unzu lässig ist, sofort zu beschlagnahmen und außer Betrieb zu setzen. Die Kontrollen werden unter stetem Wechsel der Straßen und Plätze auch weiterhin fortgesetzt. Ein Einsteigevieb feskgenommen Dresden, 4. September. Var einiger Zeit wurde des Nachts auf der Menagerie straße ein dreister Ein steigediebstahl verübt. Der Täter mar durch das osfenstehende Abortfenster gestiegen und hatte sich nach dem Schlafzimmer geschlichen. Hier entwendete er, während der Wohnungsinhaber schlief, aus dessen Hosen tasche das Geldtäschchen mit Inhalt. Der Verdacht, den Dieb stahl ausgeführt zu haben, lenkte sich bald auf einen im gleichen Hause wohnenden 19 Jahre alten Arbeiter, der bereits wegen Diebstahls in einer Anstalt untcrgebracht worden mar und seit dem nur zeitweise die elterliche Wohnung aufsuchte. Am ver gangenen Sonnabend gelang es einem Beamten des 4. Polizei bezirks, den Verdächtigen aus dem Hohentalplatz festzu- nehmen. Auf der Wachsbleichstraße unternahm der Fest- gcnommene einen Fluchtversuch. Er wurde aber von dem Be amten eingeholt und nach der Wache gebracht. Hier gab er den Diebstahl zu. Das leere Geldtäschchen hatte er noch in seinem Besitz. — Von der Kriminalpolizei konnten dem Burschen noch mehrere derartige Einsteigediebstähle, die er in, gleichen Grund stück und bei einem Gutsbesitzer in Weißtropp ausgeführt hatte, nachgewicsen werden. : Die Sommerwohnung eines DiebcSpimrcS. Vor einigen Tage» in den frülien Morgenstunden unternahmen mehrere Beamte des 27./M. Polizcibezirks aus den Loschwikcr Elbwicscu eine Razzia. Hierbei stöberten sie in einem Wcidengcbüsch versteckt ein Liebcs- pärchcu auf, das schlief. Das Pärchen hatte sich durch Zusammcn- binden von Wcideiiz-weigen, Abdccke» mit Dachpappe und zusammen- gctragcnem Heu ein lintcrlommcn geschaffen, in dem es bereits sei! 12 Tagen hauste. Außerdem wurden 1 Spirituskocher, mehrere Schlasdeckcn und eine Menge Nahrungsmittel vorgesunden. Es konnte ermittelt werden, daß die Sache» von einem Einbruch in eine Sibankwirtschast in Loschwiß hcrrichricn, der von beiden ge meinsam verübt worden war. Das Pärchen wurde fcstgenommen. : Die Secmannsvorschule im eigenen Heim. Am Sonntag fand der Einzug der Seemanns-Vorschule Dresden in das eigene Heim in der Lüttichaustraße statt. Pfarrer Schumann Der Landesoerein Sächsischer Heimatschutz schreibt uns: „Sächsische Schweiz: Großer Wiener Abend, verbunden mit Waldsest, Konzert, einzigartige Beleuchtung des Waldes und des Weihers während des Festumzuges. Große Ueberraschungen, Tanz vorführungen, Cesangsvortrüge usw., anschließend Festball." Also stand es zu lesen in den Tagesblättern in regel mäßigen Zwischenräumen während des Sommers! . . . So weit wären wir nun. Die Erschließung der Säch sischen Schweiz macht Fortschritte. Fremdenindustrie und Wirt schaft! — Wie wurde doch bei Eröffnung der Eilautolinie Dres den—Pirna—Bastei so schön gesagt? „An die Bergeinsam keit wollen wir die Menschen heranbringen". . . . Es gibt Leute, die damals schon sich ihre Gedanken hierzu machten. Die eingangs wiedergegebene Anzeige erhellt die Sach lage wohl zur Genüge. Die heimatliche Natur, eines der aller höchsten Besitztümer unseres arm gewordenen Volkes, muß heran. Von rührigem Geschäftssinn wird sie mit Beschlag belegt: Unternehmungsgeist und Erwerbstrieb einzelner Menschen macht sie sich dienstbar. Es ist schwer für den Heimatfreund, bei solchen Erschei nungen Gleichmut und Ruhe zu bewahren. In den Kreisen unserer Gesinnungsgenossen gehen die Wellen des Unmuts hoch, und wir verstehen das. Wir treten darum heute vor die Oeffent- lichkeit hin und erklären mit aller Entschiedenheit, daß wir es in den Grund hinein verurteilen müssen, wenn unsere herrliche Sächsische Schweiz ein Opfer geschäftlicher Ausbeu tung im angedeuteten Sinne werden soll! Unzählige Menschen suchen in unserem Felscngebirge heut zutage das, ivas ihnen die Stadt und deren nähere Umgebung nicht mehr bieten kann: Ruhe, Entspannung, Kräfti gung. Von weit kommen sie hergepilgert, unter Opfern an Geld und unter Ueberwindung mannigfacher Reisebesckiwerden. — Und wenn sie dann da sind und ihre Seele die Schwingen breiten will zum beglückten Flug über das gottbegnadete Eiland — was -ringt an ihr Ohr, was legt sich erkältend auf ihren Frohmut? Das Geräusch des Alltages, die Plattheit städtischer Darbietungen und Vergnügungen: doppelt abgeschmackt wirkend inmitten einer Natur, die zur Ehrfurcht mahnt und zum Stau nen. Genügt es nicht mehr, daß der Durchwanderer seine Seele stärkt am Rauschen der Wälder, am Verbluten des Tages im Westen, am feierlich ernsten Heraufsteigen des Mondes über Klippen und Hörner? Muß die Natur „verstärkt" werden durch „stimmungsvolle Beleuchtung des Waldes" — der gerade durch die Majestät seiner nächtlichen Ruhe so gewaltig zu wirken vermag? Mit Groll und Trauer muß der Besucher seststellen, daß ihm wieder etwas geraubt ist und in den Staub getreten. In böser Absicht nicht, das wollen wir glauben! Der Un- hiclt die Weiheredc. lieber Sinn und Ausgabe der Seemanns-Vor schule sprach Kapitänlcutnant Kruse. Die Zöglinge der Schul« jolllen zur Kameradschaft, zur militärisch-strammen Pflichterfüllung und zu allerlei Wissenschaft zum SeemannStum angcl,alten werden. Der Schule wurden u. a. Geldspenden und eine Schulsahne gestiftet. : Die Hygiene in der „Technischen Stadt". Bekanntlich finden auf Veranlassung des Aerztlichen Bczirksvercins Dresden jeden Miiiwoch und Sonnabend ärztliche Führungen durch verschiedene Damen und Herren des Aerztlichen Bczirksvcreins durch die Jah- rcsschau statt unter dem Titel „Die Hygiene in der technischen Stadt". Versammlungsort ist jeweils der Sudcingang der Halle 28 (Hygiene). Für den kommenden Mittwoch und für Sonnabend, den 8. September, haben die Führungen übernommen Dr. Thiersch und Dr. E. Salinger. Die Führungen finden an den genannten Tagen von 16 bis 18 Uhr statt. : Der Sozialausschntz des OrtSauöschnsscs Dresden der Deut schen Jugcndvcrbiindc hält von jetzt ab jeden Mittwoch von 5—7 Uhr in der Geschäftsstelle, Elbberg 9, össentliche Sprechstunden ab. Alle Auskünfte, den Sozialausschuß betr., werden dort an di« Mt. glieder der Bünde und an jedermann erteilt. : Der Einbrecher als Kavalier. In Annaberg waren am Donnerstag bei einem nächtlichen Wohnungseinbruch dem Täter etwa 2000 Mark Bargeld und eine silberne Uhr in die Hände gefalle». Ein der Tat verdächtiger 22 Jahre alter Schweißer, der seither flüchtig war, wurde gestern durch einen Dresdner Kriminalbeamten in einem hiesigen Hotel betroffen und fest genommen. Der Dieb hatte sich vollständig neu eingekleidet und trug Frack und Zylinder. Ein Teil des Geldes wurde ihm , wieder abgenommen. ternehmer solcher Wiener Nächte mutz doch die Erfahrung gemacht haben, daß es Leute gibt, denen er eine Freude mit seiner Idee bereitet. Aber, und hier kommt unser Einwand: Leute, die es nicht fertig bringen, sich in unseren Bergen einen seelischen Ruck zu geben: die zur inneren Aufmunterung auch hier des geliebten Jazz nicht zu entbehren vermögen und die bestenfalls durch unnatürliche, gekünstelte Efsekte sich in eine kitschige „Stimmung" hineinbringen lassen, die gehören im Grunde gar nicht in ein Gipfelwirtshaus. Die finden ihr „Milieu" schneller und leichter in der Großstadt. Aber wir wollen gerecht sein. — Der kleine Feriengast und Wandersmann, er hat es leicht, froh zu sein und es zu bleiben. Er ist durch seine Marschleistung ein Sieger, ein heiterer Bezwinger aller der Höhen. Sein Blut rinnt leicht durch die Adern, sein Herz schlägt frei. — Wie anders der Mensch, der durch die modernen Verkehrsmittel herangebracht wird. Wenige Viertelstunden nur ist er aus dem Häusermeer heraus, da hat er das Ziel schon erreicht. Ohne Einsatz einer persönlichen Leistung ist er auf der Bergeshöhe angelangt, sein Blut fließt im gleichen Tempo durch die Lidern, sein Herz geht im gleichen Rhythmus, wie in der Stadt. Was Wunder, daß es einein solchen Reisenden nicht gelingen kann, sich so bald um zustellen? Daß er städtisches Denken und Fühlen, geschäftliches Sorgen nicht vergessen kann aus seiner bequemen, sausenden Fahrt? Und wenn der Wanderer wohl mit Zorn kehrt macht am Eingang einer Bergwirtschaft, in der die Tonzschlager der Neuzeit „steigen" — der arme mühelos Zugereiste läßt sich's gefallen. Er ist ja eben innerlich gar nicht herausgekommen aus dem Dunstkreis der Stadt. — Man sieht, ps gibt auch eine Tragik des Luxus und der „Freimachung dchkch-die Technik". Durch solche Besucher also hauptsächlich ist der Wirt wohl aus seine unternehmenden Gedanken gekommen. „Der Stadt mensch braucht städtische Genüsse" schließt er und handelt danach. Daß er dabei vielen Naturfreunden die Freude an der heimi schen Bergwelt vergällt, bedenkt er leider nicht. Und doch könnte man das von ihm verlangen. Denn Bergwirt sein, ist ein Amt voller Verantwortung! Ein Bergwirt soll sein der verständnisvolle, schonende Heger und Bewahrer all der Hsimatherrlichkcit rings um sein Haus. Durch deren ungeschändete Erhaltung erhält er im Grunde ja auch sein Ge schäft und Erwerb. — Eine ernste Pflicht erwächst bei der Ver gebung von Bergwirtschaften übrigens auch den zuständigen Behörden, Gebirgsvereinen und Grundbesitzern. Die nämlich, darüber zu wachen, daß die Verwaltung der Ilnterkunftshäuser in die geeigneten Hände gelegt wird, daß aber auch der Wirt nicht durch allzuhohe Pachtsummen dazu gezwungen wird, dem „Geschmack" gewisser Besucherkreise gar zu bereitwillige Zu geständnisse zu machen. Das Wohl unserer Heimat ist unser oberstes Gesetz 75 Jahre Dresdner Alberkbahn Dresden, 4. September. Die einstige Dresdner Albcrtbabn, die heutige Lokal strecke Dresden—T harandt, kann am 12. September d. I. aus ihr 75jährigcs Alter zurückblicken. An diesem Tage erfolg!« vor einem dreiviertel Jahrhundert der erste Spatenstich zu jenem Eiscn- strang, durch den der Plauenschc Grund mit seinen schon damals wich tigen Kohlengruben an das deutsche Eisenbahnnetz angcschlosscn wurde. Der durch mancherlei Terrainschwicrigkcilc» teuer gewordene Bahnbau der 13,56 Kilometer langen Strecke führte am 28. Juni 1855 zu dessen Vollendung und Inbetriebnahme. Tie von einer Privatgesellschaft unter nicht geringen finanziellen Opfern erbaute und in Betrieb gehaltene Albertbahn ging darauf an: 1 Juli 1866 in den Besitz des sächsischen Staates über, der später daun noch die verschiedenen Zweig- und Flügclbahnen, besonders nach den Kohlcu- schächten in Hänichen, Gittersee und Zauckerode gebaut hat. : Festnahme eines Taschendiebes. Am vergangenen Sonn- äbend besorgte in einem Geschäft aus der Seestraße eine Frau mehrere Einkäufe. Unmittelbar neben ihr stand ein unbekann ter Mann, der, ohne etwas zu kaufen, plötzlich dos Geschäft ver- ließ. Als die Frau bezahlen wollte, mußte sie wahrnehmen, daß ihr Geldttäschchen aus der rechten Manteltasche fehlte. Sie eilte sofort dem Unbekannten nach und stellte ihn auf der Breitc- straße. Zunächst spielte er den Unschuldigen. Als er zu flüchten versuchte, wurde er von der geistesgegenwärtigen Frau fcstgekal- Ehrenvolle Berufung Kur» Slrleglers Dresden. 4. September. An den Dresdner Staatsopernkapellmeister Kurt Striegler, der bekanntlich für die Reformierung des türki schen Musiklebens und der Konservatorien bereits Im Borjahre ins Auge gefaßt wurde, und der auch in diesem Sommer während der Dresdner Opernserien wieder In der Türkei weilte, um an Ort und Stelle Studien zu machen, erging neuerdings die Auf forderung, jährlich einige Monate sich dem planmäßige» Ausbau des türkischen Musiklebens zu widmen. Es ist zu hassen, daß es Kurt Striegler, der ja vertraglich der Dresdner Staatsoper als Kapellmeister verpflichtet ist. möglich sein wird, einen Modus zu finden, um dem ehrenvollen Anerbieten in irgend einer Form Folge zu leisten. In Angora In der Türkei fand in diesem Sommer während der Dresdner Opernferien eine Aufführung der Fest ouvertüre „Türk Ismi r" mit abschließendem großen Volks hymnus von Kurt Striegler, dem Dresdner Staatsopern- kapellmeister, statt. Das Werk, das durch das türkische Ghazi- Orchester unter Seki Bey in Anwesenheit des Königs von Afghanistan mit großem Erfolg aufgeführt wurde, wird am 27. September d. I. im Dresdner Ausstellungssaal im Rahmen der Iahresschau Deutscher Arbeit zur ersten öffent lichen Aufführung in Deutschland gelangen. Der Dresdner Sinfoniechor wird in der Ausführung den abschließenden Hym nus in türkischer Sprache singen. Kurt Strieglers „Blumenritornelle". Dichtung von Adolf Frey für Singstimme mit Kammerorchester, wird unter Lei tung von Alexander Schaichet zur Schweizer Erstaufführung gelangen. Ferner wird in Kronstadt (Siebenbürgen) Kurt Strieglers A-Moll-Sinfonie durch Kapellmeister Paul Richter zur Erstausführung für Siebenbürgen dezw. Rumänien gelangen. Desselben Komponisten Männerchöre „In der Fremde" und „Geh an die Sonne" endlich sollen in der kommenden Saison in St. Louis (U. S. A.) unter Leitung von Hugo Anschütz aufgesührt werden. Stadttheater Plauen. 5. 9.: Die Zauberflöte (8): 6. 9.: Kleine Komödie (8): 7. 9.: geschl. Veranstaltung: 8. 9.: Unter Geschüftsaufsicht (8): 9. 9.: Nathan der Weise (8). „Wissen Sie schon?,» Die neue Schwarz-Revue im Zentralthcater. Dresden, 3. September- Ist der Stern der Revue im Sinken oder hat das Publikum für die neue Spielzeit noch nicht die rechte Einstellung? Komisch, der bekannte Revuebeifall wollte nicht so recht zum Flusse kommen. Erst am Schlüsse steigerte er sich zu größeren Ausmaßen. Oder sollte den Feinschmeckern die augenblickliche Revue zu „angezogen" sein! Das wäre immerhin ein Vorteil für die Wandlung der Revue. Eine Konzentration erfährt auch die Revue insofern, als sie sich nun scheinbar doch mehr auf eine bestimmte Linie festzulegcn bemüht. Man scheidet das völlig Nackte mehr und mehr aus. Nur in ver schwindendem Maße fleht man in der Revue .Missen Sie schon" den so gut wie unbekleideten Körper. Natürlich müsse» wir auch diese sporadischen llebcrbleibscl der ersten Revuen ablehnen. Also eine Linie bekommt die Revue. Tanz, Humor, Kostüm pracht — denn man kan» jetzt schon wieder mehr von Kostüm reden — und Musik. Die Musik bewegt sich, dem Zug der Zeit ent sprechend, freilich noch sehr im Fahrwasser der Jazzmusik. Und das Jaulen und Heulen der Jazzinstrumente fällt nun doch schon auf die Nerven. Aber, wie lange »och! Man merkt auch kster schon die Uebersättigung. Denn gerade der „Donamvalzer" des Walzerkönigs wurde vom Publikum mit besonderem Wohlbehagen entgegcngenom. men. Und die reizenden Kostüme der Altwienerinnen fanden eine große Gegenliebe. Daraus sollten die Revueversasser lernen, und hier ist ein Fundament zum Weiterbauen . . . lieber Humor verfügt die neue Revue zur Genüg«. Freilich unterläuft auch hier noch so manche Zweideutigkeit. Weg damit! Eine Notwendigkeit dazu besteht nicht. Darum wirkten auch die Kostüme der Girls mit einer Gesichtsmaske auf dem Körperteil, den man für gewöhnlich nur zum Sitzen gebraucht, nicht gerade ge- schniackvoll. Und Humor ist das nun gerade auch nicht! . . . Bei den Kostümen hat man es an Pracht nicht fehlen lassen. In den Bildern „Symphonie in Blau", „Einzug der Revue", „Kaust Schals!" und im „Finale" kommt das Auge reichlich aus sein« Kosten. In diesen Bildern haftet das Auge besonders auf den Kleidungsstücken, die die genügende Stofsmenge'haben und die dem zufolge von besonderem Reiz sind. Ein großer Raum wird der Tanzkunst gewährt. Phantasic- und Grotesktänze wirbeln i» buntem Reigen durcheinander. Be sonderes Interesse sichert sich Sonny Jones, ein Neger, der einen Kautschukkörpcr zu haben scheint. Die Gelenkigkeit dieses Tänzers ist fabelhaft. Grazie, Eleganz und Scharm verbinden Kattüecn Zammit und Fidi Grube, Rassigkcit atmen die spanischen Tänze von La bella Maru. Die weiteren Tanzcinlagen flott und geschickt, sehr stimmungsvoll im Waldidyll, was man aber von den nackten Frauenlcibcrn auf den Bäume», deren Zweck lediglich Sinncsrausch ist, verschonen sollte. ... ES ist schade, daß es ohne diese Konzessionen nicht geht! Eine Belustigung, an der auch das Publikum teiluehmeii und sich dadurch Preise erwerben konnte, der „Puhsball". Es mangelt an Raum, auf alles eingehen zu können, was die neue Revue in Ilebcrsiill« bietet. Von den Mitwirkcndcn müssen aber noch die mo». däne Lo Ethosf, die lustige Melitta Kiefer, die graziöse Maly Podszuck, Hugo Jischer-Koeppe, der unverwüstliche Komiker, Max Menslng, Boby Vincent, die Girls erwähnt werden, denen wir die anderen Darsteller, die an die Hundert hcran- kommen, gleichermaßen anreihcn. Die von Emil Schwarz und Bruno Hardt-Warden verfaßte, von Fritz Lehn er, -er gleichzeitig flotter musikalischer Leiter war, mit Musik umrahmte und von den übrige» szenischen Hilfskräften mit viel Aufwand betreute Revue sticht von vielen ihrer Vorgängerinnen wenigstens lm Gcsamteindruck vorteilhaft ab. Zu einer Anerkennung dieser Art von Bühncnkunst kann sie uns aus prinzipiellen Gründen nicht be wegen, obwohl nicht verkannt werden soll, daß man sich um die Ab stellung mancher früherer Uebcl und um eine Milderung zu grotes ker Entartungen dieser Gattung wenigstens bemüht. Leider noch nicht mit restlosem Erfolg, lind das Negative ist auch in Dosen nicht annehmbar. Dem Abende >var auch äußerlich ein besonderes Gepräge gegeben, da mit dieser Vorstellung die Leitung des Zcniral- theatcrs pachtweise an die Apollothcatcr-A.-G. in Düsseldorf über, gegangen ist. Fahnen und Girlanden schmückten die Außenseite, der Kassenraum zeigte prächtigen Blumenschmuck, die Schließerinnen präsentierten sich in kleidsamer Pagcntrachl, und der Jnncnraum trug das Gepräge einer umfassenden Reinigung. Auch einen beson deren Vorhang hat die Revue, der jedoch mit dem von Ungcr ge malten bekannten Zentraltheatcrvorhang nicht in Vergleich gezogen werden kann.