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Die Postbezieher der „Sächsischen Volkszeitung" seien nochmals daraus hingewiesen, daß die Bezugserneuerung für Juli jetzt allerschnellstens erfolgen mutz, wenn Lieferungsunter» brechungen vermieden werden sollen. Uebrigens erhebt die Post bei Bestellungen, die nach dem 25. elngehen und bei denen Nachlieferung erforderlich, eine Sondergebiihr von 3V Pf. Darum: Sofort erledigen. zuerziehen. Diese Ausbildungsarbeit zeigt die dritte Uebung. Ls steht zu erwarten, das, gerade diese erste Sondervorführung der Polizei weit und Kreit großes Interesse finden wird. : Borübcrgeheude Einstellung des Betriebes der Kraftomnibus linie B- Wegen Nohrlcgungsarbeiten auf der Dresdner Straße in Gittersee muß ser Betrieb der Oinnibuslinie Coschütz—Gittersee von Dienstag, den 19. d. M. ab aus die Dauer von 10 bis 14 Tagen eingestellt werden. : Der Deutsche Braumeister- und Malzmeistcrbund hielt in Dresden seine erste Hauptversammlung nach dem Kriege ab. Dem Brgrüßungsabend wohnten zahlreiche Ehrengäste, darunter di« Ver treter der staatlichen und städtischen Behörden, des Wehrkreiskom. nrandos, der Technischen Hochschule usw. bei. Am Sonntagvormittag wurden auf der Hauptversammlung interne VerbandSangelegenhci- ten erledigt. Am Montag fand «ine Fahrt in die Sächsische Schweiz statt. Der Dienstag bringt Besichtigungen der Dresdner Brauereien und Malzfabriken : Straßenbrneunung- Der Rat hat beschlossen, im Stadtteil Mockritz die Straße E (ab Gostritzer Straße, zur Zeit nur bis Hschcrtnitzer Straße ausgebaut) „Julius-Scholtz-Straße" zu be nennen. : Immelmann-Gedächtniöspende. Vor zwölf Jahren ist im Lustkompse Max Jmmelmann, der hervorragend« sächsische Kampf- sliegcr gefallen. Die Ehrenpflicht, ihm eine würdige Grabstätte zu schassen, ist noch ungelöst. Ein unter dem Vorsitz des Handels- kammcrsekretärs Dr. Adler gebildeter Arbeitsausschuß wendet sich heute niit einem Ausruf zur Sammlung einer Jmmclmann-Gedächt- nisfpendc an die Ocfsentlichkeit. Mit ihrer Hilfe soll auf dem Grabe des Kampffliegers im Dresdner Urnenhain ein Ehrenmal geschasfen werden. Erbringt die Spende mehr, als die Errichtung des Ehren mals erfordert, so sollen diese Beträge zur Förderung des Lustfahrt gedankens sowie zur Unterstützung würdiger und bedürftiger Flieger dienen. Zahlungen sind an die Dresdner Bank und deren sächsische Filialen auf das Konto Jmmclmann-Gedächtnisspendc zu leisten. Die Sammlung ist von der sächsischen Regierung genehmigt worden. Der »Zoologische Garlen" zu Dresden Dresden, 19. Juni. Die Verwaltung des Zoologischen Gartens schreibt uns: Die Halbjahrhundcrtseicr, die unser Schivesterinstitut in Leipzig soeben festlich begeht, und zu der mir unsere besten Wünsche darbringen, hat Veranlassung zu einer Reihe von Artikeln ge geben, die den derzeitigen Stand und besonders die weitaus schauende» Unibauplüne des Leipziger Gartens würdigen. Bei manchen Dresdner Lesern scheinen dies« Artikel arge Verwirrung angerichtet zu haben, insosern nämlich, als man meint, so grund legende Resorinen müßten doch auch hier in Angriff genommen werden, um Leipzig gegenüber nicht .ins Hintertrefsen zu kommen. Da diä betreffenden Zuschriften ohne Namensnennung erfolgten, bleibt nichts übrig, als in der Oeffentlichkeit eine Erklärung hierzu abzugeben. Zuerst muß berücksichtigt werden, daß der Leipziger Zoo aus einem winzigen Privatunternehmen ganz allmählich hervorgegangen ist. Der ursprüngliche Fett- viehhof, der sogenannte Pfafsendorfer Hof. erhielt durch seinen Besitzer, den späteren Kommissionsrat Ernst Pinkert. eine An zahl kleiner Käfige mit lebenden Tieren. Durch Hergabe eines Streifens vom Rosenthal gab die Stadt diesem unternehmenden Manne die Möglichkeit, sich weiter auszudehnen. Aber erst, nachdem er die Gründung einer Aktiengesellschaft erreicht hatte, wurde ihm die Errichtung größerer Baute» ermöglicht, die das verfügbare enge Gelände bald dicht bedeckten. Wenn jetzt das ursprünglich bebaute Gelände um mehr als das dreifache durch weitere Hergabe seitens der Stadt, die feit 1920 Eigen tümerin des Unternehmens ist. vergrößert wurde, so ergeben sich für die Verwaltung des Gartens natürlich nicht nur Möglich keiten zu einem planvollen Um- und Erweiterungsbau, sondern es ist direkt ein Gebot sür sie, nun eine zielbewußte Neuanlage zu schaffen. Daß diese etwas Hervorragendes werden wird, tsl bet den Fähigkeiten der Leitung und bei der Bewilligungs freudigkeit der städtischen Kollegien (mehr als zwei Millionen Mark) außer Frage. Bet uns liegen die Verhältnisse von Grund auf anders. Unsere Gesellschaft hat vor nunmehr 67 Jahren sechseinhalb Hektar Gelände als Eigentum erworben und zu einem Park umgewandelt; außerdem vom Großen Garten dazu sechseinhalb Hektar erpachtet und aus diesem Gesamtgelände nach wohldurchdachtem Plan einen Zoologischen Garten angelegt und gleich von Anfang an mit der Erbauung größerer Häuser begonnen. Dieser Plan kann jetzt nicht mehr umgestoßen werden; es müßte denn mehr als das Doppelte des Geländes vom Großen Garten hinzukommen. Alles, was jetzt getan werden kann, ist, den ursprünglichen Plan, der im Laufe der Jahrzehnte leider vielfach durchkreuzt wurde, (z. B. durch den Bau des Konzerthauses und vieler kleinerer Bauten) nach Kräften wieder herzustellen und mit modernen Anlagen zu be leben. Daß ober hierin Dresden voriveggegangen ist, wird wohl niemand ernstlich bezweifeln. d. Tagung der MessersckMiede und Schleisermeifter. Vom 7. bis 10. Juli findet in Pirna der 5. Reichsverbondstag Deutscher Messerschmiede und Schleifermeister sowie der 15. Sächsische Ver- bandstag der gleiche» Branche statt. Neben der üblichen Tagesord nung dürsten die vorgesehenen Vorträge und die Reklamefachaus stellung eine besondere Anziehung ausüben. d. Gesunkener Elbkahn. Auf der Talfahrt stieß bei Aussig ein Elbkahn gegen einen Brückenpfeiler und sank. Die Besatzung konnte sich retten. Der Schaden wird auf 70000 Kronen beziffert. l-eiprig unä Umgebung Tagung -er Bücherrevisoren in Leipzig Leipzig, 19. Juni. Der Verband Deutscher Bücherrevisoren r. V. hält seinen 19. Verbandstag in Leipzig ab. Nachdem am Sonnabend und Sonntag eine Reihe von Beratungen interner Natur abgewickelt worden waren, war die gestrige Festsitzung durch die Teilnahme einer überaus großen Zahl von Vertretern staatlicher und städtischer Behörden, öffentlicher Körperschaften und prominenter Persönlich keiten aus Wissenschaft und Wirtschaft ausgezeichnet. Die Begrü ßungsansprache hielt der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Bücherrevisoren, Friedrich V ü n g er - Leipzig; den Glückwunsch dieses Verbandes an seinen Bezirksverein Leipzig, der sein 25jäh- riges Bestehen feierte, erstattete Dr. Sch o u r p - Essen, der erste stellvertretende Vorsitzende, — In den vielen Ansprachen der Ehren gäste wurde immer wieder deutlich, daß inan im deutschen Verwal- tungs-, Rechts- und Wirtschaftsleben der Entwicklung des Standes der Bücherrevisoren größte Aufmerksamkeit widmet und daß man neben der rein kontrollierenden Tätigkeit des Revisors auch seine betriebswirtschaftlichen Erkenntnisse und Beratungen sich immer mehr dienen läßt. Unbestritten sei das große Verdienst des Standes der deutschen Bücherrevisoren um den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft. An diese Kundgebungen schloß sich eine Ansprache des Bücher revisors Willy Schütze, des Vorsitzenden des jubilierenden Ver eins Leipzig, und schließlich ein längerer Vortrag des Verbands vorsitzenden Bünger über „Die Stellung und die Aufgaben des beeidigten Bücherrevisors". Zu -em Verkehrsunglück in -er Eisenbahrrslratze Leipzig, 19, Juni. Der Kraftwagcnsührer Otto Fiedler. der den UnglückSwagcn steuerte, ist am Montagvormittag der Staatsanwaltschaft zugeführt worden. Fiedler ist schon 7 Jahre Berufskraftfahrer, war also durch aus kein Neuling. Zugegeben hat er, daß er in sehr schneller Fahrt gewesen sei, als das Sperrzeichen vor ihm aufgctaucht sei. Er lgibc angenommen, daß eine Baugrube unmittelbar folgte und habe des halb den Wagen »ach links gerissen. Ms er auf den Bürgersteig ge raten sei, müsse er den Kopf verloren und statt die Bremse aus- zuiöscn noch einmal Fußgas gegeben haben. Noch in der Nackt wurde der Kraftwagcnsubrcr von einem Arzt untersucht, man konnte aber keine Feststellungen machen, daß er etwa betrunken gewesen sei. Zu den, Unglück . mi durch einen Zufall auch der Schwager des Krastwagenführers Fiedler, ohne daß er wusflc, daß ein Verwandter am Steuer des IlnglückSwapens gesessen hatte. Deshalb legte er auch der Feststellung zweier Krastwagenführcr kein Gewicht bei, die sich davon überzeugten, daß die Laterne an dem Spcrrschild nicht brannte, und auch nicht etwa cbcn verlöscht lein konnte, da sie völlig kalt war. Jetzt erscheinen ibm diese beiden Kraftwagcn- ftihrer als Zeugen aber sehr bedeutungsvoll; sie werden deshalb gc- Die Internationale fozial-earllative Doppetwoehe welche vom 1. bis 13. Juli 1928 in Paris stattsindet, umfaßt ins gesamt folgende Kongresse: 1. Den Internationalen Wohnungs« und Städtebaukongreh. 2. Den Internationalen Kongreß für öffentliche und pripate Fürsorge. 3. Den Internationalen Kin» derschutzkongreß. 4. Die Iniernationale Konferenz für Wohl fahrtspflege und Sozialpolitik. Den Katholiken, die aus den verschiedenen Ländern an dieser Konferenz teilnehmen, wird es zweifellos erwünscht sein/ mährend ihrer Anwesenheit in Paris zugleich Gelegenheit zu haben, mit den anderen an den Tagungen teilnehmenden Katho liken Fühlung zu nehmen. Um dies zu erleichtern wird ein ständigesBüro, Paris 17, rue Chateaubriand, während der ganzen Dauer der Quinzaine Sociale eingerichtet. Schon jetzt ist ein von den französischen Katholiken geschaffenes Seine- tariat, Paris Vce, 4, rue des Fossös-Soint-Iacques, gern bereit, in allen Angelegenheiten der Quinzaine Sociale und der in ihrem Rahmen stattfindenden Kongresse Auskunft zu erteilen, sowie auf Wunsch auch Wohnung und Verpflegung sür die Kon- greßtage zu vermitteln. In letzterem Fall ist der Betrag von 100 französischen Franken im voraus einzusenden. Desgleichen ist auch die Zentrale des Deutschen Caritasverdondcs in Frei- burp i. Br. für die katholischen Teilnehmer aus Deutschland jederzeit zu Auskunft bereit und würde es begrüßen, wenn alle katholischen Teilnehmer ihre Adressen und die Zeit ihrer An. Wesenheit in Paris baldmöglichst mittcilen würden. beten, sich in der Kanzlei des Rechtsanwalts Dr. Melzer, Leipzig, Gottschedstrotze 27, zu melden. Die noch in den Krankenhäusern liegenden Verletzten sind sämtlich auf dem Weg« der Besserung; auch -er lebensgefährlich verletzte Mann namens Ziller scheint gerettet zu sein. Ein To-esurlett gegen Daker un- Sohn beskäkigk Leipzig, 19. Juni. Der 2. Strafsenat des Reichsgerichts bestätigte gestern durch Verwerfung der Revision das Urteil des Schwurgerichis Neuruppin vom 16. April 1928, demzufolge der Arbeiter Willi Peest und dessen Vater, August Peest, wegen Mordes zum Tode verurteilt worden waren. Die beiden hatten am 1. De zember 1926 den Invaliden Walter Sünder, der dem alten Peest als künftiger Schwiegersohn nicht paßte, unter dem Vor- wand, gemeinsam eine Tanne zu hauen, in den Wald gelockt, wo ihn Willi Peest durch Axthiebe erschlagen Hot. Vater und Sohn haben dann zusammen den Leichnam verscharrt. Das Schwurgericht hotte gemeinsame vorsätzlich« Tat und volle Ileberlcgung angenommen: eine Feststellung die schon einmal mit dem Rechtsmittel der Revision von den Angeklagten an gegriffen worden war. Auch diesmal stützte sich die Revision wieder darauf, daß nur Totschlag hätte angenommen werden dürfen, wenn ihnen nicht sogar der ß 53 St. B. G. (Putaiivnot- wehr) zugute gehalten werden müsse. Sünder habe ja immer gedroht, er werde die ganze Familie auffliegen lassen, wenn er die Tochter des Peest nicht bekomme. — Zur Verwerfung der Revision kam der Senat mit der Maßgabe, daß das Schurgericht den genauen Sachverhalt erneut geprüft Hab«, und einwandfrei zu der Uederzeugung gelangt sei, daß die beiden Angeklagten bis zur letzten Minute in voller Ueberlegung und in durchaus klarer Uebereinstimmimg zur Tat geschritten seien, nachdem Willi Peest bereits am Tage vorher allein nicht den Mut zur Ausführung gesunden habe. ) DI« Stützungsaktion sür den Leipziger Bankverein. Der Aufsichtsrat und Verwaltungsbeirot der Bank sür Handel und Gewerbe, A.-G., in Leipzig, haben sich, wie die L. N. N. melden, in den am 18. Juni abgehaltenen Sitzungen bereit erklärt, eine Sftitzungsaktion für die Einleger und sonstigen Gläubiger des Leipziger Bankvereins durch Bevorschussung der Liguidations- guote in Höhe der Hälfte der anerkannten Guthaben durchzu- ftihren. Durch diese Maßnahme, die im Interesse der Beteilig ten lehr zu begrüßen ist. können die Gläubiger des Instituts bis zu 50 Prozent ihrer Forderungen Kredite bei derBahag in Anspruch nehmen. Die Stützungsaktion erfolgt unabhängig davon, ob die zur Eröffnung des Vergleichsverfahrens eriorder- ttchen Majoritäten crrcickt werden ) Herbstmesse und Eiscnbalmvcrkchr. In Nürnberg fand eine internationale Eisenlmhnkonscrenz statt, um die sür den Lcipzioer Sonderzugvcrkehr zu der kommenden Herbstmesse zu entsendenden Züge festzustcllen. Bei der Tagung waren sämtliche deutschen Ncichs- bahndirektionen und vom Auslande Frankreich, Belgien. Holland, Leistungen -er Technik 1927 Es wurde mit Recht darauf hingcwlesen, daß die lieber, fliegung des Atlantischen Ozeans -urck einige Akro baten in praktischer Hinsicht eine so gut als wertlose Leistung ist. Gänzlich vergessen hat man auch, daß solche Ileberfliegungcn bereits im Jahre 1919 gelungen »varen, was allerdings damals in Deutschland geflissentlich toigcsckwicgcn wurde, während man sich setzt denen gegenüber, die ja eigentlich frühere Leistungen nur wiederholten, in so hysterischer Weise aussührtc, daß es einer öffentlichen Blamage gleichsam. Der Luftverkehr hat auch im Jahre 1927 keine überragende Bedeutung gewinnen können. Die Luftverkehrsgesellschaften sind auch siuanzicll nicht aus Rosen gebettet. Es ist nicht zu denken, daß dies im Jahre 1928 anders werden sollte, den» ein Bedürfnis nach Lust- ucrkchr besteht eigentlich nur In wenigen Ausnabmesällen. Für eine Unzahl von Reisenden ist es völlig gleichgültig, ob sie ein paar Stun den mehr zur Reise benötigen oder nicht. Der Geschäftsmann, wel cher den nächtlichen Schlafwagcnzug zur Reise benützt, reist mit dem D-Zug schneller als mit dem Flugzeugl Man sollte daran den ken, die Schnelligkeit der D-Züge zu steigern, was durchaus möglich wäre durch solideren Ausbau der Hauptstrecken. Korrigierung der zahlreichen fehlerhaft angelegten Streckenführungen (Verminderung der Slcignngen. Beseitigung von Kurve» ufw.), Verbesserung des Lokomotivmaterials hinsichtlich dessen Deutschland durchaus nicht an dcr Spitze marschiert. Stark vermehrt haben sich Automobile, und zwar besonders auch dicicnigen ausländischen Fabrikates in Deutschland. Diese Zahl wird sich auch 1928 noch wesentlich steigern. Hier ist Amerika Vorbild und soll es auch sein. Auch darin, daß die Motorräder, die eine wirkliche Landplage bilden un- als Verkehrs mittel nicht viel bedeuten, möglichst durch das Automobil verdrängt werden sollten. ES muß gesagt werden, daß die deutsche Automobil- industrie nach wie vor im ganzen zu teuer arbeitet, ohne daß die Qualität ihrer Ware deshalb guten aiiSländischen Waren überlegen wäre. Trotzdem die Weiterentwicklung des Automobllwesens jeder mann leicht vorausschen kann, geschieht sür dir Verbesserung des Straßenbaues in Deutschland so gut als nichts. Wäre dies anders, so könnte man daran denken auf zahlreichen deutschen Kleinbahnlinien den Verkehr aufzugcben und an Stelle dessen den K ra ft wa g e n v erk ehr zu sehen. Was die Seeschiff fahrt anlongt, so besteht der Wunsch nach, größerer Schnelligkeit un. vermindert fort. Die Hoffnungen, welche man aus den Dieselmotor gesetzt hatte, scheinen sich nicht zu bestätigen. Auf der positiven Seile zu buchen ist di« Tatsache, daß Telegraphen- und Telcphonleitungcn mehr und mehr in den Erdboden verschwinden. Dagegen werden die gcsährlichcrcn Starkstromüberlandlcitungen immer mehr, wiewohl auch hier die Möglichkeit unterirdischer Verlegung vielfach bestünde. Die Bildtelegrophie ist zur Einführung gelangt, aber, wie es scheint, hat niemand Interesse daran. In der Tat besteht sür eine solche höchstens auf seiten der Kriminalbchördcn Bedürfnis. Als überflüssige Uebcrircibung erwies sich auch -er Telephonverkehr aus fahrenden Zügen, dcr wohl wieder abgeschasst werden wird. Sowohl in -er Schweiz als auch schon in Deutschland Hot man heute so viele Wasserkräfte ausgcbaut, daß man für sie, be sonders des Nachts keine Verwendung mehr findet. Man hat be gonnen, in Nachtarbeit dos unter Tags berabgeschosscne Wasser wie der zum Staubecken hinaufzupumpen, eine Tätigkeit, welche lebhaft an gewisse Leistungen der Schildbürger erinnert. Wir würden Vor schlägen, die überschüssige Energie als billige Hcizkrast abzugeben. Positive Leistling ist die Einführung und bessere Ausgestaltung der Kohlenstaubfeuerung. Von den großen Ferngasversorg ungsprosekten verlautet nichts mehr. Mit Recht, denn die durch Finanzpolitik der Werke zur Zeit unmöglich gemachte elektrische Heizung wird doch eines Tages die Gasheizung beseitigen. Die „Ko hlcnverflüssigung" wird in Deutschland nickst geübt. Das in den Lcunawerken geübte Verfahren geht nicht von der Koble aus. Eine positive Leistung ist endlich die Einfübrung des rostfreien Stables. Auch die von Frankreich zu uns gebrachte Hauöhalt-Kühl- moschine ist eine schöne Neuerung. Die Bestrebungen, den Hausbalt zu technisieren, baden in Deutschland lm Jabre 1927 keine wesent lichen Fortschritte gemacht. Es gibt zwar eine ganze Reihe zweck mäßiger Hilssapparate der Hausfrau (die Staubsauger gebören fast sämtlich nicht dazu), allein ibre Einfübrung scheitert an den niedrigen Gehältern und Löbnen. welche In Deutschland >m Gegensatz zu Amerika gezahlt werden und ibr Betrieb an den unerhört hohen Strompreisen, welche man den Werken zu fordern erlaubt. („Natur und Kultur", Throlia, Innsbruck.) Neue Romane Wtltfeber, der ewige Deutsche, die Geschichte eines Heimor- suchers von Hermann Burte. Verlag H. Hacssel. Leipzig (Preis 4 Mk.). — Das Buch liegt im 40. Tausend vor. Ein Beweis sür seine innere Güte. Eigenartig ist der Stil, der überraschend viel neue Worte bringt, fast durchgängig mit gutem Erfolge. Burte weiß darzustellen wie ein echter Dichter voll innerer Glut und Wärme, durch treffende Bilder und Vergleiche. Er setzt sich mu all den modernen Problemen auseinander, die nach dem Kriege in den Köpfen so vieler spukten, weiß aber auch den Spießer zu zeichnen wie er in Wirklichkeit ist Wiit- seber kämpst zwischen dem Zwiespalt des körperlichen und geisti gen Genusses, sucht seine Heimat, vermag sie aber nicht zu finden. Ein Spiegelbild der rauhen Gegenwart, das so manch tief veronlagle Menschen irre werden läßt an der Sendung des deutschen Volkes, das in der Hast des Lebens seine Seele aufgibt und iaisckien Götzen nachjagt. Daß Burte diesen Roman schon 1911 schrieb, dabei doch die Ietztzcii trifft in seiner Cha rakterisierung, ist von außerordentlichem Reiz sür den Leser, aber auch ein Beweis, daß die Krankheit nicht erst von gestern ist. So mahnt Burte zur Selbstbesinnung auf deutsche Eigenart und deutsches Wesen, und daß Wiltsebcr so tragisch scheidet, ist mehr als eine spannende Szene, wie auch das Suchen noch dem reinen Christ. F. G. D. Mercschkowskij, Der MessiaS. Historischer Roman, aus dem Russischen übertragen von Johannes von Günther. Ganz leinen 9 Mark. Verlag Grcthlein u. Co. Leipzig und Zürich. — Mercschkowskij. der russische Meister des historischen Romans, er zählt hier die Lebensgcschschle des ägvptischcn Königs Echneton, dcr als erster ln diesem ältesten Kulturlande an die Stell« der Vielgötte rei den Glauben an einen Gott setzte. Das Buch ist mit der ganzen inbrünstigen Hingabe geschaffen, deren vielleicht nur die russische Seele fähig ist. Ein Liebender, ein in das Wunder Aegyptens Ver liebter, bat dieses Buch geschrieben, — ein Kämpfer aber Hai es er dacht und erfühlt, ein Kämpfer silr die Lehre Cbristi Denn dieses Buch Ist nicht nur ein historischer Roman, cs ist mehr, viel mehr: Es ist einer der tiefsten religiösen Romane aller Zeiten; iälft doch auf die heldisch-menschliche Gestalt des Träumers Eckmaton bereits der Schotten des Messias, der da kommen soft. Es ist der Roman des ersten Vorläufers Ebrißi. ein Roman, dcr gerade in unserer zer rissenen Zeit von großer Bedeutung ist. — „Sein oder Nichtsein deS Christentums?" so schreibt Mercschkowskij als Nachwort zu seinem Buch: ,Mcnn diese Frage zeitgemäß ist. donn ist mein Buch zeit gemäß. Ich brauche die Vergangenheit, um die Gegenwart zu ver stehen und um die Zukunft zu erraten. Ein Schwert für den zu künftigen Kampf Ebristi mi! dem Antichrist, das ist eS, wa? ich ge funden. und es ist mein Wunsch, daß auch meine Leser cs in den messianischen Mnungen finden möchten, deren erster Prophet auf Erden der König Echnaton war." — Würdig setzt dieses Werk dir Reihe der großen historischen Roman« des Dichters fort, deren größ ter Erfolg bisher der „Leonardo da Vinci" tvar. Diese Dichtung steht formal vielleicht nicht mehr ganz aus dcr Höbe des „Leonardo", aber sie ist das dichlerisch verklärteste und menschlich ergreifendste Werk Mcreschkowskijs.