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Das Wiederaufleben -er Landstratze Hauptversammlung -er StudiengeseUschaft für Aukomobitstrafjenbau Johannes Schilling 11828 - 23. Juni - 1928). Dresden, 22 Juni. Vor 100 Jahren erblickt« der berühmt« Dresdner Bildhauer Johannes Schilling, der mit seinen Kollegen Rietschcl und Hlihnel gleichsam einen klassischen Dreibund in Dresdens Kunst geschichte bildet, als Sohn eines einfachen Kaufmanns im sächsischen Mittweida das Licht der Welt. Er kam als lljähriger auf die Dresdner Kunstakademie, wurde u. a. einer der Lieblingsschüler Nietscheis, gewann die Freundschaft eines Höhnet, durfte mit einem Reiscstipendium nach Rom fahren, um von dort 1856 wieder nach jener Stadt zurückzukehren, in der er bis zu seinem am 21. März 1910 ersolgien Tod« als 81jähriger und in den letzten Jahren seines Lebens als erblindeter Greis gelebt hat. Johannes Schilling ist nicht umsonst Ehrenbürger von Dresden gewesen, das ihm eine ganze Reibe schöner Denkmäler zu verdanken bat, die heute noch die Be wunderung der kunstsinnige» Fremden Hervorrufen und vor allem auch das dankbare Angedenken der Einheimischen verdienen. Dazu ge hören die Gruppe der „Vier Tageszeiten" — Morgen, Mit tag, Abend und Nacht — auf der Treppe der Vrühlschcn Terrasse, deren Originale sich freilich seit 1907 in Chemnitz befinden und an deren Stelle seil dieser Zeit bronzene Nachbildungen getreten find, weiter das R i e t sch el-D e »k mal auf der Terrasse selbst, dos prächtige König-Johann-Denkmal aus dem Theaterplatz, der einzig schöne Kindersrirs und eine allegorische Gruppe, beide im Vorbau des Zwingermuseums, deren Gestalten die niederländische und deutsche Kunst darstcllen. u. a. m. So mancher kennt vielleicht auch das schöne Christus-Denkmal im Hosterwitzer Schlostpark und den künstlerischen Gicbelsries an der ehem. Dawisonschen Villa an der Chemnitzer Straße in Dresden. Von den meisten dieser Dresd ner Denkmäler Schillings besitzen wir noch die Handmodclle in dem kürzlich äußerlich wie auch innerlich erneuerten Schilling-Mu seum an der Pillnitzer Straße, das jetzt unter städtischer Verwal tung steht und dessen Räume de» wertvollsten Teil des reichen Kunst- schatzcs eines deutschen Meisterbildhaucrs bergen, den die ganze Welt als den Schöpfer des deutschen National-Denkmals aus dem Niederwald kennt, das Schillings monumentalstes Werk war. Er schuf cs in 10 arbeitsreichen Jahren (1876—1886). Nach seiner Einweihung im Oktober 1883 huldigte man seinem Schöpfer in Dresden wie einem Fürsten im Reiche der Kunst durch einen gewaltigen Fackclzug, was sich dann später »och einmal in ähnlicher Weise bei der Ucbersührung von des Meisters sterblicher Hülle von seinem Alterssitz in Klotzsche durch sein geliebtes Dresden hindurch und am Schillingsmuseum vorbei nach dem Tolkcwihcr Friedhof hinaus wiederholt hat, als man an einem sonnigen März, tag den greisen Meister dort zur ewigen Ruhe bettete, dessen 100- jährigen Geburtstag wir heute in dankbarer Erinnerung begehen. E. H. Iungmänner heraus! Die Rheinlän-er kommen! Am nächsten Sonntag, den 21. Juni kommen ca. 130 west deutsche Gcmeinschaftsfahrer nach Dresden. Alle Iungmänner des Stadtbezirks Dresden werden ausgefordert, sich vollzählig zum Emp fang cinzufindcn. Die Rheinländer treffen 17.30 auf dem Haupt bahnhof ein. Wir kommen um 16 Uhr in unserem Altstädter Jugend heim, Schlohstraße 32, zusammen und ziehen dann gemeinsam zum Bahnhof. Dort löst sich jeder eine Bahnsteigkarte. Wir begleiten daun unsere Gäste in die Quartiere. Um 19 Uhr ist Tressen an der Straßenbahnhaltestelle Zoologischer Garten. Tiergartenstrahe, zum Gang durch den Großen Garten in kleinen Gruppen. Dieser Spazier gang soll dem persönliche» Vckanntwcrdcn und Kcnucnlcrucu dienen. 2015 Uhr ist im Amalienhaf. Amalienstraße, Abendessen. Am Mon tag soll in Hcllerau ein Johannisfcucr sein, bei dem außer Herrn Dr- Baum auch unser Gcneralpräses sprechen wird. Wir müssen entweder um 20 Ubr in Hellerau, Platz der Bildnngsanstalt, sein oder ihr trefft euch gemeinsam um 19 Uhr auf dem Schloßplatz zur gemeinsamen Fahrt. Wir wollen unseren rheinischen Brüdern einen fröhlichen Empfang bereiten, deshalb streift einmal eure behäbige Gemütlichkeit ab und kommt alle! Wir laden auch unsere Brüder ans dem Lande, besonders aus Dresdens näherer Umgebung ein. Dienstag früh fahren wir dann nach Neiße! Auflösung -es Wils-ruffer Zollamts Wilsdruff, 22. Juni. Wie mitgeteilt wird, ist damit zu rechnen, daß das hiesige Zollamt am 1. Juli ausgelöst wird. Di« endgültige Zu stimmung des Reichsfinanzamtcs liegt zur Stunde zwar noch nicht vor, doch ist an ihrer Erteilung kaum noch zu zweifeln. Die Gemein den Wilsdruff, Koufbach, Kcsselsdorf, Grumbach und Herzogswaldc kommen damit zum Hauptzollomt DrcLden-A., alle übrigen Gemein de» des Wilsdruffer Bezirks bleiben beim Hauptzollamt Meißen. Die beiden Zollbeamten werden In andere Orte verseht. Lediglich eine Schlachtsteuer- und Stempclsteucr-Einnahmcstelle würde bestehen bleiben. — Das hiesige Zollamt hätte in wenig Jahren sein 100- jähriges Bestehen feiern können, denn im Jahre 1835 trat durch den Anschluß an den preußischen Zollvcrband in Wilsdruff ein Unter steueramt in Wirksamkeit. : Ermäßigte Paßgebühren. AuS Berlin wird gemeldet: Auf Grund von Verhandlungen zwischen der Reichsregicrung und den Länderrcgierungen ist eine Einigung dahin erzielt worden, die Ge bühr für die Ausstellung von Pässen von 5 Mark auf 3 Mark herab- zuschen. Diese Gebühr gilt sowohl für Einzelpässc wie für Familien pässe, in die die Ehefrau und die noch nicht 15jährigen Kinder des Paßinhabcrs milcingctragen werden. Die Geltungsdauer der Pässe beträgt regelmäßig 5 Jahre. Die Neuregelung tritt bereits am 1. Juli 1928 in Kraft. : Einzelhandel und Autoliidrn. Die Sächsische Einzelhandels- Gemeinschaft, geschäftsführender Vorsitzender Professor Dr. Kästner, M. d. L., hat sich in einer Eingabe an die zuständigen Ministerien dafür eingesetzt, daß auch die sogenannten Autoläden, die immer mehr namentlich in ländlichen Gegenden sestzustellen sind, der Wan- derlagerstcuer, deren Erhöhung bereits ebenfalls beantragt und zu erwarten ist, unterworfen werden. : SountagSIartenverzeichniS. Der Verkehrsausschuß des Dresd ner VerkehrsvcrcinS teilt mit, daß das bekannte Sonntqgskarten. Verzeichnis in 21. Aussage erschienen ist. Es enthält die bis Ende April in Dresden aufgelegten Sonntagsrückfahrkarten. Ms neue Karten erscheinen darin die nach Leisnig und nach Niedersedlitz. Neu Ist ferner, daß die in Dresden Hauptbahn hos auSgegebe- nen Sonntagskarten nach Kipsdorf auch nach oder von Bärenhecke- Johnsboch gelten. Das Verzeichnis ist an den Fahrkartenschaltern und im Dresdner Verkehrsverein zu haben. : Preisausgabe. Die Sächsische Landeswohlfahrtsftist ung hat beschlossen, in diesem Jahre zur Förderung der wissen- säxrstlichc» Bearbeitung wohlfahrtspslegerischer Fragen folgende Preisausgabc zu stellen: Die Straffälligkeit Minderjähriger nach Benrlaulning oder Entlassung aus der Fürsorgeerziehung. Für die beste Lösung -er Preisarbeit wird ein Preis von 1000 RM. «rusgesetzt. Senbestelle Kugelhaus. Morgen Sonnabend nachmittags 6.15 Uhr, findet «in Konzert mit Liedern von Robert Franz statt. Aussührenöe: Opernsängerin Ltorgarethe Dreßler, am Flügel: Sigrid Urbach. Dresden. 22. Juni. Die StudiengeseUschaft für Automobil, ftrahenbau, die vom 20. bis 22. Juni in Dresden ihre 4. Hauptversammlung abhielt, trat am Donnerstag in Anwesen heit zahlreicher Ehrengäste und Vertreter der an Automobil, siraßenbau und Unterhaltung interessierten Behörden und Ver- bände, von Händel, Industrie, Gewerbe, Wissenschaft und Presse zu einer öffentlichen Tagung zusammen. Nach einer Begrüßungsansprache des Vorsitzenden der Gesellschaft, Gelieim- rat Prof. Dr.-Ing. h. c. Brix und begrüßenden Worten des sächsischen Finangmmisters Weber und des Vertreters der Stadt Dresden, Stadtbaurat Dr. Lesbe, schilderte der erste Referent, Oberbürgermeister a. D. Dr. Heymann, Beigeordneter des Deutschen Landkreistages, die großen Auf gaben, die den Landstratzenverwaltungen durch den Automobil- verkehr erwachsen sind. Von der noch dem Kriege zunächst auf. getauchten Meinung, daß man zu einer gesetzlichen Einteilung der Wege nach Klassen schreiten müsse, sei man abgekommen. Die Trägerschast der Unterhaltung könne in Deutschland un möglich schematisch verteilt, sondern müsse in jedem einzelnen Falle abgewogen werden. In dieser Erkenntnis Hobe sich im Wege der Vereinbarungen ein erheblicher Uebergang von Stra ßen größerer Bedeutung aus den höheren Verband (z. B. aus Länder und Provinzen) vollzogen und sei weiter im Gange. Die erforderlichen Gesamtkosten der Durchführung der von den Wegeboupflichtigen ausgestellten mehrjährigen, für größere Be- zirke zusammengesoßten Umbauprogramme lassen sich heute auf 4,8 — 5 Milliarden Mark ergeben: sie umfaßten rund 100 000 Kilometer des gesamten Londstraßennetzes von 180 000 Kilometer. Die Verzögerung des Umbaues würde eine 'Verschwendung und zugleich eine Verteuerung der Betriebs- und Unterhaltungskosten der Automobile bedeuten. Darum sei auch die Verweigerung von Ausländsanleihen für den Wegeumbau durch die Beratungsstelle für Auslandskredite aufs höchste zu bedauern. Staatssekretär a. D. Dr. Julius Hirsch stellte seinen Ausführungen über „F i na n z i er u n g s- Probleme von Deutschlands Verkehr" den Ersah, rungssatz voraus, daß Verkehrsmittel zwar Kapitalaufwand ver ursachen, aber durch ihre Leistung in unverhältnismäßig größe rem Ausmaße wieder zusätzlich Kapital schaffen, eine Talsache, die man bei den heutigen Erörterungen über die Kapital- besä)asfung für Verkehrsmittel offenbar vergessen habe. Der Redner schildert die beispiellose Entwicklung des letzten Jahr hunderts aus dem Gebiete des Verkehrswesens und kommt auf Grund umfangreichen Zahlenmaterials zu der Feststellung, daß etwa ein Sechstel des deutschen Volksvermögens d e in Verkehr dient. Der Redner teilt nicht die amtlich ver tretene Meinung, daß der Ilmsang des Verkehrs nicht mehr stark zunehme. Dos große Kennzeiä>en der neuesten Entwicklung sei das Wiederaufleben der Landstraße, denn die Not- nxmdigkeit der stärkeren Antomobilisierung Deutschlands sei öffenbar. Die Produktivität des Kraftwagenverkehrs für die Aus der JenIrumsparLei Dresden- Die Mitglieder des Vorstandes der Ortsgruppe werden nochmals auf die V o r sta » d s fl h u n g aufmerksam ge macht, dieFrcitag, de» 22. Juni, abends 8 30 Uhr im Studcntcn- zimmer des KolpingshauseS ftattfindct. Gasverbrauch un- Gaspreistarise Dresden, 21. Juni. Die Gasversorgung Ostsachsen Aktiengesellschaft (Gosag), Hauptbureau und Ferngaswerk in Heidenau, führte vor etwa zwei Jahren einen Grundgebührentarif ein, der sich unter den wirklich gasvcrbrauchenden Abnehmern g.»t bewährt hat. Auf Grund dieser Tarifersahrnngen will die Gosag ab Juli dieses Jahres ihre Tarife weit beweglicher gestalten, indem sie die Anschluß- und Grundgebüh. ren etwas senkt und als Gaspreis erfreulicherweise einen sehrgün. stigen Staffeltarif einsührt. Nebenbei ist ein Kleinstabnch- mertarif mit einer sehr niedrigen Grundgebühr geschaffen worden. Dieser Tarif kommt für solche Abnehmer in Betracht, die natur gemäß nur einen sehr geringen Mvnatsgasverbranch haben. Infolge der In letzter Zeit eingctretcnen Kohlenpreis-, Lohn- und GchaltS- steigcrungcn mußte leider auch eine kaum merkbare Erhöhung ein. kalkuliert werden. Man darf hoffen, daß die von der Gosag in Aus. sicht genommenen Tarife bei der Abnchmcrschaft freundliche Auf nahme finden. Der Bevölkerung sei aber immer wieder ans Herz gelegt, sich des Gases recht rege zu bedienen. Nur so können sich die Gas werke günstig weitercntwickcln und Tarife durchführen, die allen bissigen Ansprüchen der Abnehmcrschast Rechnung tragen. l.ripLig unrl Umgebung Teuere Dollarnoken Leipzig, 22. Juni. Das Leipziger Schöffengericht hat gestern den Bäckergesellen Gustav Hörner aus Berlin wegen Münzverbrechens in fortgesetzter Handlung zu drei Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehren- rechtSverlust und Zulässigkeit der Stellung unter Polizeiausfichl ver urteilt. Hörner ist in der Inflation in Berlin, Stettin und Leipzig als „Baron Hessen" aufgetreten und hat den Leuten amerikanische Dollarnoten an geboten. Nach diesen wertbeständigen Gekdsorten wurde natürlich gerne gegriffen und Hörner wurde seine verdächtig großen Vorräte daran mit Kußhand los. Er hatte sogar einen so bedeutenden Betrieb, daß er noch einen Reisenden in Dollarnoten anstelle» konnte. Dieser Reisende namens Wappler aber wurde dem Hörner zum Verhängnis. Auch er war ein Bäcker, wurde aber beim Unterbringen seiner Dollarnoten sehr bald fcst- genommen, weil man herausgefunden hatte, daß diese Dollarnoten falsch seien. Wappler hatte damals eine empfindliche Strafe bekom men, die er inzwischen verbüßte. Des Hörners konnte man lange nicht habhaft werden und erst in der allerletzten Zeit ist er fcstgc- nommen worden. Er leugnete vor Gericht mit dieser Sacke über haupt je etwas zu tun gcbabt zu haben, aber der Wappler. sein frü herer Reisender erkannte ihn ganz genau- So kam das Gericht zu dem eingangs erwähnten Urteil, obwohl der Staatsanwalt eine nur geringe Gefängnisstrafe gegen Hessen, den Bäckcrdaron, beantragt hatte. ) De» MelneidSprozetz Meyer—Münch vertagt. Der Meineids- und AktenbeseitigungSprozeß Meyer-Münch (cs handelt sich um den Leipziger Rcchisantvali Dr. Münch) wurde gestern, nachdem vierzehn Tage lang verhandelt worden war. unlcrbrochcn, weil der Vor sitzende, Landgerichtsdirektor Dr. Horn, einen Nrrvrnzufammcnbruch Steigerung der Volkslcistung sei im Ausland anerkannt. Ge- länge e», für die Erwerbstätigen Deutschlands durch bequemere Beförderungsmittel und zumal durch Kraftwagen im Durchschnitt eine halbe Stunde Arbeitskraft am Tage zusätzlich zu gewinnen, so wäre das ein Zuwachs an Arbeitszeit, der sich über 4 Milli arden Mark im Jahre berechnen ließe. Tie Heranziehung von Auslandskapital fiir den Ausbau des deutschen Straßen netzes, der übrigens ganz hauptsächlich mit deutscher Arbeit, deutschen Rohstoffen und in Deutschland hergestellten Maschinen zu leisten sei, sei von iedem Gesichtspunkte aus unbedenklich. Für völlig wirkungslos hielt der Redner die Kapitalabsperrungs politik der Reichsbank. Die Finanzierung des Verkehrswesens in Deutschland erfolge zu einem viel zu kleinen Teil durch Be schaffung auf dem Kapitalmarkt. Die Kapitalbildung aus dem Preise und aus der Steuer verteure die Kosten des deutschen Verkehrs außerordentlich. Vor allem aber verwandele die Um wandlung des jetzt als Arbeitslosenunterstützung hingegebenen Kapitols in Betriebsmittel für Straßenbau die zehrende Not der Arbeitslosen in wirkende Kraft und in künftig Nutzen tra gende Kapitalanlage. lieber die „G e o p o l i t i sch« n Faktoren beim Aus- bau des deutschen Hauptstraßennetzes" sprach Pros. Dr. Obst-Hannover. Den besonders georteten Grundfoktoren Deutschlands, das mit seinem ausgesprochen parallel gesci>alteten Flutznetz und mit dem quer darüber gelegten Wall der deutschen Gebirge statt einer Raumeinheit eine ausgesprochene Zellenstruktur darstelle, müsse man auch in Zukunft Rechnung tragen und sich vor einem künst- lichen Zentralisieren beim Ausbau des Hauptstraßennetzes hüten. Notwendig, um uns im Herzen Mitteleuropas zu behaupten, fei die Ueberwindung der Kleinstaaterei und end lich ein planmäßiger Ausbau des Hauptstraßennetzes. Das Gesetz der wachsenden Räume, dos unserem Zeitalter den Stempel luifdrückc, verlange kategorisch für Wirtschaft und Verkehr die Schaffung von Großraumverbänden. Der Redner schilderte die Verschiedenartigkeit der einzelnen Ver kehrslinien, die Deutschland durchziehen, und setzte sich sür den einheitlichen Ausbau der drei Nord-SU d-Straßen mit den von ihnen berührten ungemein verkehrsreichen Wirtschafts gebieten als Hauptautostraßen ein: das sei unter allen Umstän den im Interesse der Weiterentwicklung der deutschen Wirt schaft gelegen. Auch die W e st-O st-L i n i e verbinde große Wirtschafts- und Verkehrsbezirke. Der Redner trat schließlich noch sür die Anlage von Autohauptstraßen auch im Osten ein, allerdings mehr aus volkspolitischen als aus wirtschaftlichen Erwägungen und unter dem Gesichtspunkt der Notwendigkeit einer großzügigen Siedlnngspolitik im Osten. lieber den Vorschlag zum Netz der deutsäien Hauptstraßen, der von der Studiengcfellfchaft ansgearbeitet worden ist. er- stattete der Beigeordnete des Ruhrsiedlungsverbandes Dr. Rapvaport eingehend Bericht, während Ministerialrat Dr.- Ing. Speck-Dresden das Landstraßenbauvroblem erörterte und Prof. Langer-Nachen über „Dynamische Straßenwer- tnng" sprach. erlitten bat. Die Leipziger Neuesten Nachrichten nehmen diesen Vor fall zum Anlaß, um an dem Personalst,stem in der sächsischen Justiz eine sehr scharfe Kritik zu üben. Die Ueberbürdung der Richter in Sachsen sei so groß, daß durch sie die Rechtspflege gefährdet lei. ) Vom Baugerüst gestürzt. Während der Arbeit am Neubau in der Antonienstraße stürzte am Donnerstag der Schlosser Frist Keil aus einer Höbe von 15 Meter vom Gerüst ab und zog sich dabei so schwere innere Verletzungen zu. daß an seinem Wiederauffomiiicu gezweifelt wird. ) Der Posträuber nach Halle überführt- Ter vor einigen Tagen bei einem Raubversnchc in der Eisenbahn scstgenommcne Gärtner Karl Spieß ist nach Halle gebracht worden, wo man die Unter suchung über seine etwaige Beteiligung an anderen Straftaten sori- schen will, über die der Verhaftete jedoch noch kein Geständnis ab gelegt hat. ) Jubelscier der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt. Die Deutsche Buchhändler-Lehranstalt zu Leipzig begebt in den Tagen vom 23. bis zum 25. Juni die Feier ihres 75jährigen BestcbcuS. Nach einem Begrüßimgsabcnd am Sonnabend wird am Sonntag vormittag um 9 Uhr eine Gedenkseier sür die gefallenen Lcbrcr und Schüler am Kriegerdenkmal des deutschen Bucklmndelz abgcbalien werden. Ihr folgt ein Festkonzert im Gcwandbaus. Ein Festakt, der den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildet, suchet um 5 Ubr nach mittags im großen Saale des Deutschen BuchtzändlerbauscS statt. Den Abend beschließt ein Festmahl im großen Saal des Zentral- thcaters. Die Jubeltagc werden am Montag mit einen, gemeinsamen Ausflug nach Graßdorf bei Taucka beschlossen. Gehorsamsverweigerung vor versammetter Manniebast Leipzig, 22. Juni. Vom Landgericht Königsberg ivar der Kanonier August Goctz von der 5. Batterie der in Königsberg garnifonierien Neichswehrtruppe wegen hartnäckiger Gehorsamsverweigerung vor versammelter Mannschaft zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden. Goetze hatte anläßlich einer Schießübung den Auftrag bekommen, mit einem anderen Kanonier zusammen die Pferde zu bewachen. Er ließ diese aber unbewacht und betrank sich in der Kantine mit Schnaps. Er widcrsetzle sich iveiter den Befehlen seines Vorgesetzten Unteroffiziers und ent- gegncte diesem auf den Besehl. sein Singen einzustellcn. ..das ginge keinem Nachtwächter bei Tage etivas an". Ferner wiegelte er seine Kameraden zum Ungehorsam aus und benahm sich in ihrer Gegenwart auch weiter noch unanständig. Da» Gericht stellte fest, daß einmal zirka sieben Mann, im letzten Falle etwa 15 Mann zugegen gewesen mären, und daß sich der Angeklagte seines .Handelns bewußt gewesen sei. In der gegen dieses Urteil cingereichten Revision mochte der Angeklagte geltend, daß es sich nicht um eine Ge horsamsverweigerung vor versammelter Mannschaft gehandelt habe. Dieser Auffassung trat der Reichsamvalt auch teilweise bei. Er stellte fest, daß es sich zwar zweifellos um eine sehr schwere Gehorsamsverweigerung handle, doch lasse das Urteil nicht erkennen, daß der Begriff „vor versammelter Mannschaft" ergeben sei. Das Urteil spreche nur einmal davon, daß etwa 7 1>ezw. 15 Mann zugegen gewesen seien, cs stelle aber nicht fest, daß diese Mannschaften im Dienste Zeugen der Gcßorsanis- verweiaernnq geworden seien. Die Gesctzesnovellc non 1926 setze aber die Anivcsenheit von mindestens 7 Mann in dienst licher Eigenschaft voraus. Dieser Auffassung schloß sich auch der zweite Strafsenat des Reichsgerichts in seiner heutigen Sitzung an und hob das llrtcil mit folgender Begründung ans: Soweit die -iS 92 und 91 des Militärstrasgesetzbuches angenommen wor den seien, Hobe der Senat gegen das Urteil keine Bedenken. Dagegen sei nicht genügend festgestellt, daß der Ungehorsam vor versammelter Maniischaft erfolgt sei. Die Feststellungen seien nicht so genau, wie es das Gesetz verlange, deshalb müsse das Urteil aufgehoben und z» neuer Verhandlung »nd Feststellung an die Borinstanz znrückvcrwicscn werden.