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Dresdner Sladlverordnetensitzrmg (kemnik. Lviclrsu, Klsuen Wethe einer grotzen Turnanlage! Meerane, 22. Juni. In Liesen Tagen beginnen die Feierlichkeiten der Weihe des riesigen Hauses der Turngemeinde, e. V., Meerane. Die Turnstätte mit ihren prächtigen, parkartigen Turn- und Spiel plätzen gehört zu den grössten des ganzen sächsischen Turnkreises. Das neue Turnerheim, das am Sonn abend und Sonntag ossiziell geweiht werden wird, ist 73 Meter lang, ohne die Terrassen 21 Meter breit und 15 Meter hoch. Es enthält einen großen Turnsaal mit neuzeitlicher Bühne und ver senktem Orchester, der zugleich als großer Festsaal verwendet werden kann, einen kleinen Turnsaal, einen kleinen Festsaal mit Bühne, zwei große Gostwtrtschaftsräume, Sitzungs-, Gesell- sclmsts- und Berwaltungszimmer, groß« Garderoben, Umkleiüe- raume. Wasch- und Duschräume sür Turner und Turnerinnen, drei Wohnungen, eine große Küchenanlage sowie vier unter den Terrassen gelegene Kegelbahnen. Das gesamte Haus besitz! elektrisches Licht, Dampf- und Warmwasserheizung und ist voll ständig neuzeitlich eingerichtet. Acht Meter unterhalb der Erd terrasse befindet sich der große Turn- und Spielplatz. Prome naden,vege und herrliche Baumgruppen geben der ganzen An lage ein parkartiges Gepräge. ! tz Verhaftung von Taschendieben. Einer Diebesbande, die seit Wochen Zwickau, Glauchau, Werdau und wahrscheinlich auch andere Orte unsicher gemacht hatte, ist die Zwickauer Kriminal polizei auf die Spur gekommen. Nach umfangreichen Ermitte lungen wurden drei Mitglieder der Bande verhaftet. Es handelt sich um einen 25 Jahre alten Reisenden, einen 27 Jahre alten Bergarbeiter und eine gleichaltrige, von ihrem Manne getrennt lebende Frau, die sämtlich aus Schlesien stammen. tz. Geschohsunde. Im Radiumlxrd Oberschlema wurden im Flößgraben zwei Handgranaten, ein Nevolverkanonengeschoß, eine 7.5-Zentimeter-Granate und eine kleine Granate aufgefun den Die Geschosse sind noch vollwertig, lieber ihre Herkunft fehlt jede Spur. tz. Schwerer Unfall im Bergbau. Auf oem Vertrauens schacht bei Zwickau ereignete sich ein neuer schwerer Unfall, nachdem erst vor wenigen Tagen der Bergarbeiter Martin töd lich verunglückte. Zwei Bergarbeiter wurden durch Bruch schwer verletzt, dabei trug einer einen schweren Schädelbruch davon, so daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Die Verletzten wurden dem Krankenstifr zugeführt. tz. Tagung der deutsche,. Klavierindustrir. Die Vertreter der deutschen Klavierindustrie kamen in den Tagen vom 14. bis 18. Juni 1928 im sächsischen Staatsbad Elster zusammen, wo in den Räumen des Kurhauses die Vorstandssihung und die ordentliche Hauptversammlung des Verbandes deutscher Pianoforte-Fabrikanten e. V wie Vorstandssikung und .Hauptversammlung des Reichsver- bandcs der deutsche» Klavierindustrie und verwandter Berufe statt fanden Auch die Berussqenossenschaft der Musikinstrumentenindü- strie batte ihre Ausschuß- wie Vorstandssitzung und ihre ordentliche Jahreshauptversammlung nach Bad Elster einberuken. Da an der Tagung über die Sitzungen hinaus auch die Damen teilnahmen, schlauen sich verschiedene gesellschaftliche sowie künstlerische Veran staltungen und Ausflüge in die Umgebung an. tz. Spaßhafte Leute. Eine kleine Enttäuschung erlebte man in Frankenstein bei einer bauliche» Veränderung eines Grundstücks am Ring. Man entdeckte dort an der Wand eine hohlklingcnde Stelle und fand nach Oeffnnng der Mauer eine Nische, in der ein grauer, am oberen Rande mit einem kupfer roten Streifen abgesetzter unglasierter Bunzeltopf stand. Statt des erhofften wertvollen Inhalis fand man auf dem Boden des Tuches nur einen Zettel, auf dessen einer Seite zu lesen stand: ..Hir könte 28 900 Gold ligen. Johann Neumann, Theresia Mie- kitz". Auf der anderen Seite stand: „Der Bau Herr und Mauer wahren svaßhafte Leite. Anno 1776 September." Ein Aulo vom Zuge erfatzk und zerlriinrmerl Weida, 22. Juni. Ein Lieferwagen der Baufirma Fietsch aus Gera, auf dem sich außer de», Führer der Inhaber und ein Arbeiter befanden, wurde in der Rübe des Bahnhofes Groß-Ebersdorf von -er Lokomotive eines nach dem Bahnhof fahrenden Zuges ersaßt und in einen Gra ben geschleudert. Fietsch erlitt einen Schädelbruch und war sofort tot. Der Krastmagensührer kam mit leichteren Quetschungen davon, während der Arbeiter i» besinnungslosem Zustand ins Geraer Kran- kenlniis geschasst werden mußte. Die Schuldfrage ist noch nicht ge- kftch Das Auto wurde vollständio zertrümmert. Dresden, 22. Junl. Eine Tagesordnung von 73 Punkten ist keine Kleinigkeit. Selbst dann nicht, wenn ohne große Agitation gearbeitet wtrd. Die Linke bekam zunächst «ine Freude offeriert. Der Rat ist vor dem Verwal- tungsgericht mit seiner Klage auf Aufhebung des Stadtverordneten- bcschlusses betr. die Zuständigkeit sür die Festsetzung der Pflegkosten sähe in den städtischen Krankenanstalten, abgewiesen worden. Der Rat hat, einem Ersuchen der Stadtverordneten folgend, di« Gültig keit der Dauerkarten für das Güntzbad auch auf das Georg-Arn- Hold-Bad ausgedehnt. In den Verwaltungsausschuß des Arbeits amtes Dresden wurden folgende Stadtverordnete gewählt: Böfen- berg (D. Vp->, Rösch (Soz.), Werner (Kam ) und Kunhsch (Wirtsch.). Die anderweitige Unterbringung der Höheren Mädchenschule Blase witz soll mit möglichster Beschleunigung betrieben werden. Dann wird die Beratung des Haushaltplanes beim Kapitel „Wohlfahrtsamt" fortgesetzt. Bemerkenswert war die Haltung des Stv. Franke (Soz.) zur Anstaltsseelsorge. Seine Fraktion wolle niemand hindern, geistlichen Zuspruch in Anspruch zu nehmen. Aber öffentliche Mittel dürften dafür nicht in Anspruch genommen wer den! Schon bei der vorjährigen Haushaltplanberatung war ein dies, bezüglicher Antrag angenommen worden. Stadtrat Dr. Krum btegel »nd Oberbürgermeister Dr. Blüh er wiesen darauf hin, baß mit dem protestantischen Landcskonststorium Verhandlungen ge pflogen werden dahingehend, daß künftighin die persönlichen Aus gaben von rund 30 000 Mark von der Kirche übernommen und nur di« sachlichen Aufwendungen von rund 3000 Mark weiterhin von der Stadt getragen werden sollen. Noch längerer Debatte wurde der sozialistische Antrag auf Streichung der Mittel für die Seelsorge mtt 35 Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten gegen 34 Stim men der übrigen Parteien angenommen. Ausführlich nahm Stadtrat Kirchhof zu den Vorwürfen gegen das Ortsamt für Kriegerfürsorge Stellung, di« von den Kommunisten in der letzten Sitzung erhoben worden waren. Er bestritt, daß man den Kriegsopfern städtischerseits nicht aus reichend helfe. Es seien nur verhältnismäßig wenig Rentenempfän. ger, die einer ergänzenden Fürsorge bedürfen. Von diesen aber sei der größte Teil über die erhöhten Bedarfssähe hinaus unterstützt worden. Es erregte einige Aufmerksamkeit, als Stadtrat Kirchhof erklärte, einer der Kriegsbeschädigten, dir in der letzten Sitzung am lautesten von der Tribüne aus in die Verhandlungen eingegrisfen l. Kraftwagenlinie Wrißenberg—Niesky. Ein Privatunter nehmer beabsichtigt ab 1. Juli von Weißenberg nach Niesky eine Kraftwagenverbindung einzurichten. Die Strecke soll zweimal hin und zurück befahren werden. Die behördliche Genehmigung ist be reits erteilt. üemrincke- unrl V«reinLV«en Priesterexerzitien werden im kath. Studentenheinre in Egrr vom 9. bis 13, Juli durch P. S u p. La n g e r O. M. I., Breslau, abgehalten. Anfang Montag abend 630 Uhr. Anmeldung bei dem Rektor des kath. Studentenheimes. § Bezirk Dresden der katholischen Iungfrauenvereinigun- ge». Am 1. Juli wollen wir uns wieder zu einem Bezirkstag zusammenfinden, und zwar diesmal in Kreischa am Fuße des waldreichen Wilisch im Gasthof Hoinka. Wir treffen uns alle früh 8 Uhr am Bahnhof Niedersedlitz, Haltestelle der Lockwitz talbahn. (Linie 12 oder IS bis Straßenbahnhof Leubcn, zu Fuß bis Bahnhof Niedersedlitz.) Gemeinsam fahren wir dann durch Len schönen Lockwitzgrund bis Kreischa. Dort ist etwa 9.15 Uhr im kleinen Saal des Gasthofes Hoinka Gottesdienst mit gemeinschaftlicher hl. Kommunion. (Missa recitata, Laudare mitbringen!) Frühstück, Mittagessen usw. können wir billig und bequem gemeinsam im großen Saale einnehmen. Ernste Be ratungen und heitere Darbietungen werden uns die Zeit an genehm verkürzen. Gegen 6 Uhr (18 Uhr) treten wir den Rückweg an, zu Fuß bis Niedersedlitz, etwa 2 Stunden. Dann mit der Elektrischen (12, 19) bis Dresden. Das wird wieder einmal ein recht schöner Tag werden. Darum meldet euch alle sofort bei eurem Vorstand zur Teilnahme an. Wir erwarten die Teilnahme aller zum Bezirk gehörigen Gruppen. Bis da hin ist das Wetter auch sommerlich geworden. Bringt Lauten und Gitarren mit und «in Herz voll schwesterlicher Liebe, voll Freude und Sonne. Die Unkosten werden etwa 2 Mark betragen. (Fahrt und Mahlzeiten.) Also am 1. Juli: „Auf nach Kreischa!" hätten, Hab« kn den letzten 22 Monaten 269 Mark monatlich erhalten! Das seien monatlich 100 Mark mehr, als er in seinem Berus« verdienen würde! — Eine ziemlich erregte Aussprache über dieses Thema Kriegerfürsorge war dl« Folge. Selbst die Sozial- demokraten mußten zugeben, daß das Ortsamt für Kriegerfürsorge im Nahmen der Position 39 (Wohlfahrtsamt) durchaus nicht schlecht abschneide. Der Stv. Freund (Soz.) wartet den Kommunisten mit sehr unangenehmem. Material über skandalöse Zustände in Er holungsheimen der Sowjetunion auf, in denen weder Bäder noch Spucknäpfe und Wasserflaschen vorhanden seien. Für die Kommunisten war das natürlich nur „Schwindel". Die Tribüne versucht auch heute wieder mehrmals mitzuspielen, und zwingt den Vorsteher zu Ermahnungen. Nach langen Auseinandersetzungen wird endlich diese viel kritisierte „Wohlfahrt" verabschiedet. Man ivandte sich einem niA weniger undankbaren Thema zu: Die Zuschläge zur Grund- und Gewerbe st euer. Sie sollen wieder auf 150 Prozent festgesetzt werden. Dieser Vorschlag des Rates löste aber eine scharfe Kritik aus. Stv. Paul (Dnat.) bean tragt 125 Prozent. Nur für die Sozialdemokraten sind diese Steuern tragbar, da für sie anscheinend jeder Hausbesitzer alz „Kriegsgewinnler" gilt. Auch die Demokraten betonten, eine Herab» sehung des Zuschlages auf 125 Prozent würde ein glattes Geschenk an Hausbesitzer und Gewerbe sein! Bisher liegen die Dinge so, daß der Rat die Zuschläge während des letzten Etatjahres von 125 aus 150 Prozent heraufgeseht hatte. Die Kreishauptmannschast als Ver waltungsgericht aber hat diese Heraussetzung vorläufig für rechts- unwirksam erklärt. Well die Kommunisten ln diesen Steuern nicht ganz zu Unrecht eine Belastung der breiten Massen sehen und sie demgemäß ablehnten, fiel diesmal die Ratsvorlage. 3g Stimmen der Deutschnationalen, der Deutschen Volkspartei, der Wirtschastsgrupp« und der Kommunisten waren gegen die 150 Prozent, nur 29 Stim men dafür. Da auch ein deutschnationaler Antrag, 125 Prozent Zu schlag zu erheben, gefallen war, ist vorläufig überhaupt keine städ tische Grund- und Gewerbesteuer beschlossen! Glück- liches Dresden! — — biö, ja biS daS Einigungöverfahren dem Traum der Strnerlossgkeit ein Ende macht. Schließlich wurde di« Sitzung gegen 1 Uhr nachts vertagt, nachdem noch ein sozialistischer Antrag gegen die vierteljährliche Vor- auszählung des Schulgeldes an den höheren städtischen Lehranstalten angenommen worden war- Dresden-Cotta. Sonntag, 24. Juni: 7.30 Uhr Hk. Mess« mit gemeinsamer Kommunion des Frauen- und Müttervcrcins. 9 Uhr Hochamt mit Predigt. Leipzig-Reudnitz (St. Laurentius-Pfarrkirche, Friedrich-Wil helmstraße 20). Sonntag, 24. Juni: Von stütz 6 Uhr an Beicht gelegenheit, 7 Uhr Frühgottesdienst, 9 Uhr Predigt, Hochamt und Segen. Nachm. 3 Uhr Segensandacht. Wochentags hl. Messe früh 7 Uhr. Freitag, 29. Juni (Festtag Peter und Paul): von früh 6 Uhr an Beichtgclegenbeit, 9 Uhr Predigt, Hochamt und Segen, abends 7.30 Uhr Segensandacht. Dresdner Lichtspiele Die führenden Dresdner Lichtspieltheater iveisen nach stehende Hauptfilme ans: Ca p i t o l: „Herbstzeit am Rhein". — Prinzeß-Theater: „Frauenarzt Dr. Schäfer". — U.-T- Lichtspiele: „Dr. Moimier und die Frauen". — Ufa- Palast: „Die Frau im Hermelin". — Zentrum-Licht spiele: „Die Durchgängerin". — Kammer-Lichtspiele: „Die Leibeigenen". — M. -S. -Lichtspiele: „Eheketten". — F ü r st e n h o f - L i ch t s p i e l e : Vom 22. bis 25. Juni „Die Sandgräfin"; vom 26. bis 28. Juni „Frau Sorge". Maschine 2 Wetterbericht ber Dresdner Wetterwarte Witteruugsaussichten. Zeitweise etwas auffrischende Winde aus westlichen Richtungen. Veränderliche Bewölkung, Tempera- turverhälinisse wenig geändert, Gewitterneigung. Im übrigen höchstens vorübergehend leichte Niederschläge. Kirchennachrichten Nachtrag zum St. Benno-Blatt. Die Lifenmünner Roman. Bon Stefan Rudolf Utsch. (45. Fortsetzung) Als er am Hause des Schulzen vorbeischritt, kam ihm dessen Haushälterin entgegen. „Du sollst mal zum Schulzen kommen, Franz!" Ohne weiteres folgte er der alten Bediensteten ins Innere des Hauses. Sie führte ihn die schwere Eichen treppe hinauf bis zu der Tür, die zum Schlafzimmer des Schulzen führte. . Hier begegnete er der Hilde. Sie kam jeden Tag vom Forsthaus herüber und pflegte den Schulzen. Kaum hör bar grüßend, schritt sie an dem Köhler vorbei. Leise klopfte Franz an die Tür. Auf ein schwaches . Herein" öffnete er langsam und trat zögernd an das Bett des Schwerverwundeten. Bleich und abgemagert lag dieser in den weißen Leinenkissen. „Guten Tag. Schulze!" „Guten Tag, lieber Franz! Komm, setz dich dort auf den Stuhl da. — Ich muß einige« mit dir besprechen. Ter Köhler ließ sich auf einen Stuhl nieder und fragte dann freundlich: „Wie geht es dir. Schulze?" „Gut — sehr gut, Franz. Die Kugel ist ja raus, die Wunde schmerzt nicht viel und nach Aussagen des Doktors heilt sie auch gut." „Das freut mich sehr . . Friedrich strich sich mit der Hand Ubers Gesicht, dann fragte er. ohne den Köhler anzusehen. „Bist freigesprochen?" „Natürlich. Keinen Tag Strafe ... Ts freut mich riesig, daß ich nicht zu sitzen brauche. Die Untersuchungs haft ist doch keine Strafe. . ." „Wie wars denn? , . . „Wie es war? — Nun, er hat mich überfallen — hat mich töten wollen, das steht fest. Mit einem Karst hat er auf mich geschlagen. Wäre ich nicht beiseitegesprungen, so lebt« ich jetzt nicht mehr. Der Ueberfall war klar, denn Ranzoni hatte doch eine Stunde vor mir das Wirtshaus verlassen. Dann war Ranzonis Heimweg doch nicht der meinige. Weshalb war er noch unten an der Sieg? — Nee. als die Richter alle Zeugen vernommen hatten, sprachen sie mich glatt frei — glatt, sage ich. Schulze! Sie wußten Bescheid — wußten sofort, daß ich ein Kerl bin — ein ehrlicher und offener Mann!" „Es ist trotzdem eine böse Sache, Franz!" „Wieso?" „Ich meine, wenn so jemand tot bleibt — sofort tot, ohne auch nur noch eine Minute zu leben. Und dann in einer solchen Verfassung wie der Ranzoni. Ohne Vor bereitung — ohne Religion — ohne einen Geistlichen so fort in die Ewigkeit. Das ist schrecklich, Franz!" „Der Deuwel wird ihn geholt haben, das ist klar. Ich konnte es nicht ändern — mußte mich wehren, sonst war ich selbst dran." „Das stimmt! Ich will dir auch keinen Vorwurf machen — du konntest nicht anders handeln, aber eine schlimme Sache bleibt's trotzdem!" „Es ist net meine Ansicht. Schulze. Der Ranzoni hat sich die Hölle verdient — denke ich. — wenn er jetzt drin brät, so geschieht ihm recht. Auch für seine Frau und die Kinder ist es besser, daß er nicht mehr da ist. Jetzt kann er st« nicht mehr quälen und kujonnieren." „Stimmt auch, Franz! Aber wer soll sie jetzt er nähren? — Das älteste Mädchen ist erst vierzehn — und der Bub erst zwölf Jahre alt, dann folgen noch jüngere .." „Schon überlegt! — Ich Hab' ihren Vater totgemacht. Strafe steht mir dafür keine zu — nein, gar keine! Was ich tat. hätte jeder getan, denn wenn es um das Leben geht, wehrt sich jedermann bis auf den letzten Knochen, net? — Aber trotzdem werde ich — so lange mich Gott gesund hält — die Familie Ranzoni unterstützen. Jeden Monat bekommt sie die Hälfte meines Lohnes!" „Du bist eine gute Seele, Franz, aber so kannste das nicht machen. Du weißt nicht, ob die Frau das Geld von dir annimmt, — ob sie sich überhaupt unterstützen läßt, ist eine Frage, denn sie ist sehr stolz!" „Vielleicht hast du recht. Schulze." Franz mach!« ein enttäuschtes Gesicht. „Sie ist stolz, das weiß ich." „Doch ich weiß Rat, Franz, ich habe mir di« Sach« überlegt. Der Köhler schob seinen Oberkörper etwas nach vorn' und sah den Schulzen gespannt an. „Der Ranzoni hat ja zwei Pferde . . ." „Noch lange nicht, Schulze, denn das eine gehört noch dem Juden, mit dem er immer handelte. Dann sitzt der Ranzoni bei den Wirten im Dorf tief in der Kreide, — auch sonst hat er noch Schulden, das weißt du auch!" „Sicher weiß ich es. Aber wenn die Schulden alle be zahlt wären, von denen die Frau meistlich noch keine Ahnung hat, so . . ." So viel Geld Hab' ich net! — Habe in meinem Leben noch nicht ans Sparen gedacht . . ." „Nun, du nicht — aber ich!" „Du — du — wolltest?" «Ich gebe dir das Geld, Franz. Es sind ja nur einig« hundert Taler." Der Köhler riß die Augen weit auf. „Ich muß schon etwas tun, Franz, denn der Streit zwischen dir und Ranzoni kam doch nur meinetwegen — ich weiß es." „Nee, Schulze!" „Hat des Ranzoni Frau keine Schulden mehr und kann sie die Pferde behalten, jo kommt st« nicht in Not. Einen Knecht muß sie anstellen, und das Fuhrgeschäft kann weiter gehen wie zuvor. Sie würde sich besser stehen, wie zu Leb zeiten ihres Mannes, denn der trug manchen Taler ins Wirtshaus." Der Köhler sah lange schweigend zu Boden, dann stand er plötzlich auf, ergriff Friedrichs Hände und drückte sie fest. „Schulze, du bist der Lest« Mann unter der Sonne! -- Wenn dich noch mal einer schlecht machen will, geht es ihm noch schlechter wie dem Ranzoni ..." Der Schulze wehrte schwach ab. „Laß das, Franz! — Di« Leute sprechen immer. Man kann es ihnen nicht allen recht machen — man läßt sie reden. — Dort in der Schublade ist das Geld, — es sind 450 Taler — vielleicht auch etwas mehr . . ." „Aber wenn sie mich fragen, woher ich das Geld hätte?" „Dann sagst du, du hättest es dir gespart!" „Aber das ist gelogen. Schulze! Das kann ich nicht!*. (Fortsetzung folgt)