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M Eine Ursache -er heutigen Not Zu den vornehmsten Pflichten, ine die neugewählten Parla- menle aus innenpolitischem Gebiet in den nächsten Sitzungs- abschnitten zu erfüllen haben, gehört zweifellos eine energischere und zielbewusstere Inangriffnahme des Wohnungs. Problems. Es braucht hier nicht gesagt zu werden, wie enise'zlich die Zustände auf dem heutigen Wohnungsmavkt viel fach noch sind und wir relativ wenig der Staat, trotz aller Be mühungen. oisher gerade für die Wohnungsbeschasfung der armen Volksschichten hat tun können. Nun wäre es aller dings unrichtig, zu glauben, die Wohnungsnot sei eine spezielle Erscheinung der Nachkriegszeit. Auch vor dem Kriege har es eine Wohnungsnot gegeben, die zu kennen unseren jetzigen Zustand erst recht verstehen läßt und die kri tisch zu würdigen für unsere jetztige Aufbauarbeit nur nützlich sein kann. Wenn damals auch im allgemeinen jene 2 bis 3 Pro zent a» Leerwohnungen vorhanden waren, die einen einiger maßen reibungslosen Ausgleich zwischen Angebot und Nach frage auf dem Wohnungsmarkte verbürgen, so fehlten doch in ausgesprochenem Maße Klein- und Kleinstivohnungen in einer solchen Preislage, daß die Mieten gerade auch von den armen und ärmsten Schichte» aufgebracht werden konnten. Besonders schlimm sah es in einigen Großstädten aus, wie z. B. in Ham burg und Breslau. Geradezu unerträglich war die Lage auch in Berlin. Gab es dort doch im Jahre 1910, um nur einige Zahlen zu nennen, rund 9950 Wohnungen, die kein heizbares Zimmer hatte», sondern nur aus einer Kammer ohne Ofen und einer Küche bestanden. Wohnungen mit nur einem heizbaren Zimmer, die im Durchschnitt von 5, in manchen Fällen sogar von 13 Personen bewohnt waren, wurden 1910 in Berlin nicht weniger als rund 42 000 gezählt. Insgesamt lebten damals etwa 1.5 Millionen Berliner in Wohnungen ohne oder mit nur einem Heizbaren Zimmer. bezw. Vorbereitung günstigen Schnellverkehrs auch in die weiter enisernt gelegenen Vororte eine unerläßliche Voraussetzung für eine gesunde Wohnungspolitik der Städte. In dieser Hinsicht ist schon in der Vorkriegszeit derart unzulänglich gearbeitet worden, daß jene wenigen Kommunen, in denen man dieses Problem energisch anpackte, geradezu angestaunt wurden. Auf diesem Gebiete hat auch die allgemeine Gesetzgebung damals ver sagt Außer dem im Bürgerlichen Gesetzbuch vorgesehenen Erb baurecht ist so gut wie nichts geschehen. Insbesondere hat man es unterlassen, geeignete, unter Umständen scharfe Maßnahmen zur Bekämpfung der Bodenspekulation (Aenderung der hypothe karischen Bestimmungen des B. G. B. im Sinne einer Trennung von Boden und Bau: geeignete steuerliche Maßnahmen usw.) zu ergreifen. Gegen ein Zusammenkäufen von Baugelände, um es durch sog. Ausschließung sAnlage von Wegen. Kanalisation, usw.) bebauungsreif zu machen, mag man an sich nichts ein wenden. Dagegen ist es volkswirtschaftlich und staatspolitisch unerträglich, wenn diese an sich begrüßenswerte Tätigkeit von Terraingesellschaften oder auch Einzelnen dazu mißbraucht wird, um sich ein Bodcnmonopol zu verschaffen, und dann die Bodcn- preise beliebig in die Höhe zu treiben. Anstatt hier rücksichtslos durchzugreisen, führte man mit allem Rüstzeug der Wissenschift ausgestattet, eine spitzfindige Diskussion darüber, ob die hohen Mieten, selbst eine Folge der Die hochwllrdlgen Pfarrämter, dl« bl» zum W. Juni dl« CarUas-Festschristen nicht zurklckgesandt haben, werden um baldige Einzahlung der entsprechenden Beträge aus mein Post, scheckkonto Dresden 31 390 gebeten. Pfarrer Werner. Caritasdirektor. Bevölkerungsvermehrung, den hohen Bodenpreis verursachn, oder ob es umgekehrt ist. oder ob vielleicht sonst irgend ein« geheimnisvolle Beziehung zwischen diesen drei Faktoren bestehe. Und doch mußte jedem Einsichtigen klar sein, daß bei einem gleichzeitigen Bestehen einer starken Bevölkerungs zunahme, eines Bodenmonopols und einer unge nügenden Verkehrspolitik jene beiden Faktoren sich mindestens gegenseitig bedingen, so daß also ein Eingriff an der Stelle, wo es möglich ist, nämlich bei den Bodenpreisen und der Verkehrspolitik unbedingt eine Entspannung bringen mußte. Dabei hätten staatliche oder kommunale Maßnahmen zur Ver- billigung der Bodenpreise und damit des Bauens überhaupt da- mals schon umso eher erfolgen müssen, als sich dos Kapital in zunehmendem Umfange rentableren Verwendungsarten zu- wondte. Bei gleichbleibender Miere hätte «ine Verbilligung des Baues eine höhere Rendite des Wohnungsbesitzers zur Folge gehabt und dadurch dem Baumarkte neues Kapital zugeführt, bis eine hinreichende Wohnungsproduktion dann allmählich auch eine Senkung der Mieten ermöglicht hätte. Die Wohnungsnot, die wir gegenwärtig zu beklagen haben, insbesondere auch die menschenunwürdige Wohnkultur der breiten Masse des Volkes ist in ihrem Ausmaß erst verständlich, rvenn man die Verhältnisse und Zustände der Vorkriegs, zeit sich vergegenwärtigt. Es wird dadurch zugleich möglich, gewisse große Gesichtspunkte zu gewinnen, die bei der heutigen Wohnungspolitik Berücksichtigung erheischen. Das ganze Sachsen Diese Berliner Zustände waren leider nicht nur für zahl reiche Großstädte typisch, deren zwei schon genannt wurden. Auch in manchen Indu st riegebieten und in vielen Kloin- und Mittelstädten, wie auch vielerorts auf dem Lande, standen die Wohnungsverhältnisse und speziell die Wohnkultur im schroffen Widerspruch zu dem sonst allgemein erreichten und viel fach mit Stolz hervorgehobenen vergleichweise hohen kulturellen und zivilisatorischen Niveau auch der breiten Masse des Volkes. Ein erschreckender Tiefstand der sog. Wohnkultur namentlich der armen Schichten in Verbindung mit einem empfind! chen Mangel an billigen Kleinwohnungen charakterisiert den Woh nungsmarkt der Vorkriegszeit. Es ist hier nicht Raum und Zeit, die Gründe für diese Zu stände ini einzelnen darzutun. Nur auf einige markante Tat sachen sei hingewiesen. Das rapide Wachsen der Industrie seit den 70er Jahren hat zunächst garnicht. späterhin nur ungenü gend auf eine gleichzeitige menschenwürdige Unterbringung der herangczogenen Arbeltermassen Bedacht genommen. Don eini gen Großunternehmen und vereinzelten Stadtverwaltungen ab gesehen. ist in dieser Hinsicht damals fast nichts geschehen. Daß die Schaffung von Wohnraum der freien Initiative überlassen wurde, war an sich richtig. Dagegen fehlt es an geeigneten Maßnahmen, Bestimmungen und Einrichtungen, die eine höhere Wo h n Kultur und die hinreichende Schaffung von billigen Kleinwohnungen hinreichend gefördert hätten. Die wirtschaftliche Expansion der Vorkriegszeit wäre nickt zum Schaden der innerwirtschaftliclren und außenpolitischen Lage Deutschlands, ein wenig verlangsamt worden, wenn die Industrie gezwungen gewesen wäre die betriebliche Ausiveitung und die Schaffung von mensckienwürdigem Wohnraum für die neu herausgezogenen Arbeitnehmer in ein bestimmtes Verhält nis zueinander zu bringen. Dann hätte es, um nur zwei Bei spiele zu nennen, im Waldenburgcr Bergbaurevier und in ein zelnen Teilen des mitteldeutschen Braunkohlengebietes hinsichc- kich der Wohnungsverhültnisse der Arbeitnehmer schon vor dem Kriege besser ausgesehen. Des weiteren hat es in der Vorkriegszeit an einer klug vorausschanenden Boden- und Bcrkehrspolitik der Städte, speziell der meisten Großstädte gefehlt. Und doch ist die Nereithaltung billigen Grund und Bodens und die Schaffung Zur Frag« der Neugliederung des Reiche- gehen uns die folgenden beachtenswerten Ausführungen zu, die wir gern zum Abdruck bringen, wenn wir uns auch nicht init jeder der darin aufgestellten Behaupt»»- gen identifizieren möchten. . D. Red. Daß das Elend, in dem das deutsche Volk heute schmachtet, kein ganz unverschuldetes ist, wird ein jeder zugebcn, der die Ent wicklung in den letzten sechzig Jahren mit offenem Auge verfolgt hat. Es war gerade jene Politik, die Deutschland so unendlich hoch cmporgehoben haben sollte, die es an den Abgrund führte und end lich zum Versinken brachte. — Freilich wäre diese mit 1866 ein setzende Entwicklung nicht möglich gewesen, wenn nicht seit langem die zersetzende Arbeit des undeutschen Liberalismus vorgear beitet hätte. Jenes Liberalismus, dem die aus Frankreich einge- sührten Grundrechte viel wichtiger waren als der deutsche Bo den, auf dem der deutsche Mensch auch ohne jene papierenen Ver. sprechungen leben konnte und ohne den es auch keine freien Deut, sehen geben kann. Der Boden ist die Zukunft, sagt der denkende Deutsche, weil er die Voraussetzung aller Völkergröße ist. Der Boden belastet uns nur, dachte und denkt der undeutsche Liberale, laßt uns in den Wolken leben und dort ein freies Deutschland bauen, einen aller partikularistischen Selbstsucht entrückten deut schen Einheitsstaat, mag auch darüber das deutsche Volk zugrunde gehen! Während also diese liberale kleindeutsche Politik ihre Auf gabe erkannte in der Verstümmelung Deutschlands, in der Ein schränkung des deutschen Einflusses, in der Verkleinerung der deut schen Macht und in der Verwälschung des deutschen staatlichen Lebens, war sie ihr entgegengesetzte rein deutsche (unrichtig groß deutsch genannte) Richtung immer bemüht, die vorhandene deutsche Einheit nicht zu lösen, sondern weiter und in schöpferischer Weise auszubauen. Daß in dieser Richtung neben Oesterreich gerade Sachsen in hervorragender Weise tätig war, hat ihm und seinem leitenden Minister Neust den Haß der Schleppenträger der undeutschen Politik Preußens zugezogen. Der große staatsmännische Zug, der in der sächsischen Politik lag, wurde als Ausfluß eines „lächerlichen Grö ßenwahns" geschmäht und trug seinen Trägern nach dem Sieg Preußens den Vorwurf ein, „daß er Sachsen ins Unglück gestürzt* habe. Die Sache liegt aber so, daß. wenn den leitenden Kreisen in Sachse» ein Vorwurf zu machen ist, es nur der ist, daß sie nach der unglücklichen Entscheidung von 1866 die Richtung ihrer großen deut schen Politik verlassen und sich alle willig der zersetzenden undeut schen Politik Preußens eingefügt haben. Diese Fehler sind gemacht und liegen in ihren Folgen für uns und das ganze deutsche Volk in den traurigen Zuständen von heute offen da, aber für Männer, die unentwegt den großen deutschen Zielen zustreben, kann das Ergebnis einer falschen Politik nur der Anstoß sein zu einem Zurücklenken in die richtigen Bahnen, auf denen vor allem unserem Sachsen große Ausgaben gestellt sind. Da gilt es nun zu allererst, dem Kleinmut zu begegnen, der sich unserer sächsischen Landsleute in den letzten sechzig Jahren bemächtigt Hai, der Meinung entgegenzutreten, als ob wir viel zu unbedeutend wären, um nur überhaupt an selbständige durch uns getragene Maßnahmen einer großen Politik denken zu. können. Eine dankbare Aufgabe ist es, dem sächsischen Volke bewußt zu mache», daß es dem weiteren deutschen Vaterlands am allerwenigste» dient, wenn es sein Sachsen- tum verrät. Wahres Deutschtum vermag nur zu gedeihen auf Grund lage eines ausgeprägten Stammestums. Die sächsische Geschichte ist e>n Stück Weltgeschichte, und wenn man auch nicht der Meinung zu sei» braucht, daß Niedersachsen und Obcrsachsen ein Gleicharti ges sind, den Namen Sachsen führen sie beide, und schließlich ist die älteste obersächfische Geschichte so eng mit der niedersächsischen verflochten, daß man beide als auch innerlich zusammengehörig be trachten muß. War es den Niedersachsen beschicken, die christlich germanische Gesittung über einen großen Teil der überseeischen Welt auszubreiten, und erfüllen noch in der Gegenwart die niedersächsi schen Hansastädte die Ausgabe, die Verbindung Mitteleuropas mit dieser überseeischen Welt aufrecht zu erhalten, so lagen und liegen die Aufgaben der Obersachsen vorwiegend im Osten und Südosten. Und wenn ihr Weg in der späteren Zeit auch nicht mehr jene kräfti gen Spuren gezogen hat, wie der der Nicdersachsen, so weisen doch die Namen der Siebenbürger und der Zipser Sachsen noch heute aus ihre erfolgreiche Siedelungstätigkeit hin. Und noch in der Gegen wart ist der sächsische Berg- und Hüttenmann, der Forstmann und Techniker der Bahnbrecher auf so vielen wichtigen Gebieten. Daß Die deutschen und weltpolitischen Aufgaben -es Sachsenkums Sommerhossnungen Im Rosenmonat nimmt kalendervorschriftsmäßig der Sommer seinen Anfang. Mit dem Wort verbindet sich unwillkürlich alles das, was man im Winter entbehren mußte, in reichster ErsüllungS- möglichkeit. Sommer ist jauchzendes Leben, ist Höhepunkt eines ge heimnisvollen Geschehens, dessen Anblick dazu zwingt, ein vernunft gemäßes Walten von Kräften als ein Erlebnis zu spüren, das mehr ist als es aller materielle Erfolg je zu sein vermag. Der Sommer als straffste und gestraffteste Lebensenergie ist die Krönung alles Entwicklungsfähigen und strahlt neue Schaffensfreude aus. Gewohnheitsmäßig und nebensächlich, wie der Mensch von heute alles abtut. was jenseits von Muskeln und Bilanz liegt, nimmt man seinen, für den Sommer traditionell gewordenen Urlaub. Urlaub sagt man sich, flüchtet mit Koffern und Kösfcrcken, glaubt sich von Bindendem zu lösen, reist in unbekannte Gegenden, will end lich einmal Zwiesprache mit sich selbst halten können, hofft, Haut und Hirn stärken zu können und macht die Wahrnehmung, daß überall, wo Men'chen sind, sich sofort das Aflzumenschliche in den Vorder grund drängt. Man knüpft „neue Beziehungen" an, man unterhält sich „blendend" über Gesprächsstoffe, die höchstens mundartlich sich von den Themen unterscheiden, die man täglich im Klub- oder auf dem Bureauscssel breitzuwalzcn gewohnt ist. Man soll von allem nicht mehr erwarten, als man selbst hincin- zulcgen imstande ist. Schwirrende Falter, summende Bienen und zirpende Grillen sind nur Begleiterscheinungen, sind Umschreibungen dcS Lcitmotivcs von „der Gewalt, die in Sternennäbe thronet". In dem Sommer wird das Verlangen am drängendsten, mit irgend welchen Mitteln sein sonst meist vernachlässigtes Ich zum Mittel punkt der eigenen Personalpolitik zu machen. Wenn es sach- und vernunftgemäß geschieht, ist die schönste Hoffnung erfüllt, die man an den Sommer stellen kau». Naturtheater Heidepark (Haltestelle Saloppe). „Das Fest der Handwerker" das kürzlich unter Leitung von Aenne Schön- stedc im Naturtheater zur Aufführung gelangte, soll am kommen den Sonntag um 3 30 Uhr wiederholt werden. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Ernst Schicketanz. Die äußerst niedrigen Eintrittspreise (Mitglieder 50. Nichtmitgl. 75. Kinder 80 Pfg.) sollen weitesten Kreisen den Besuch ermöglichen. Der letzte Schleier (A lbe rt t h ea t e r.) Die Hochflut der Detektiv- und Kriminalkomödien scheint sich zu wiederholen. Genau wie vor etwa 20 Jahren. Damals gerb Conan Doyle de» Anlaß, den in Deutschland Bozenhard und — mit weniger Glück — Ferdinand Bonn ausschlachtecen. Jetzt haken wir in einer Saison schon 3 Stücke dieser Art- Hexer — Geisterzug — Letzter Schleier. Die Betrachtungen, die man eventuell darüber anstelle» könnte, sind nicht ermu tigend. Zumal anzunehmen ist. daß wir noch im Anfang dieser „Hochflut" stehen. Jede Zeit hat eben ihr Theater und das Abcnteuer-Slück ist im Grunde immer noch anständiger als die Pariser Sudeleien, die den anderen Teil des neuen Theater programms bestreiten. Man hat dennoch begründete moralisch« Bedenken gegen diese Detektiv-Komödie vorgebracht, hat beson ders den verderblichen Einfluß auf die Phantasie Jugendlicher betont. Aber wie beim Hexer und Geisterzug kann man auch diesmal diese Bedenken zurücktreten lassen. Auch „Der letzte Schleier" ist absolut stubenrein, wenn auch von einem Totschlag geredec wird. Unter diesem Gesichtspunkt (und mit der stillen Hoffnung des Theaterfreunds, die Flut möge zum Heile wirklicher Kunst recht bald wieder abebben!) lrann man allerhand Günstiges von der neue» Delektiokomödie berichten. Sie ist nämlich ganz außerordentlich geschickt gemacht. Während es den Nachsich tern Doyles auf der Bühne nur darauf ankam, Effekte auf Effekte zu Hausen und die „Handlung" in lächerlicher Weise verkümmern zu lasten, legen jetzt die Wallace und Ridley, zu denen sich nun noch der Engländer G. W. Wheacley gesellt, es darauf o». auch ihre Fabeln und deren Durchführung etwas glaubhafter zu gestalten und im „Letzten Schleier" geschieht das in E. am besten. Natürlich wird auch hier nicht auf Effekte ver zichtet. wo bliebe denn sonst die Sensation, mit der allein man das Theater füllen könnte! Aber das Streben nach größerer Vollkommenheit ist immerhin etwas, das auch die nicht ganz Naiven »ncerhält. Fehler und Schwächen gibt es zwar manche. Sie aufzu decken. hieß« den Inhalt verraten und das darf man eben nicht. Soviel jedoch: Die Mordgeschichte brauchte nicht effektuiert zu werden. Denn dann hätte es besserer Beweismittel für die seelische Begründung -er Verfassung der „Mörderin" bedurft, als es die flüchtige Erzählung vermag. Die Hauptfigur ist ein fabelhqfter Kerl, ein Anwall, der — vornehmer Kavalier und Hirnkanone in einem — einfach alles herauskriegt und am Schluß mit einem Trick aufwartet, der vom Alp befreit. Die Handlung verbindet Detektiv- mit Kriminalstück, bringt die restlose Lösung eines äußerst schwierigen Falls und endet im Gerichtssaal. Keinen Moment läßt die Spannung nach. Für ihre potenzierte Wirksamkeil sorgt Oberspielleiter Bernstei » . der sich ausgezeichnet auf so etwas versteht. Man war geneigt, dem Film mit seinen unbegrenzten Möglichkeiten in Detektivstücken eine Vorrangstellung einzu- räumen. Gefehlt! Das Wort spielt eine überragende Rolle dabei. Und wenn es einer so beherrscht wie der Wiener Gast Robert Bald erg als Rechtsanwalt Morrison, dann begreift man erst die Tllbsicht dieser Hirn-Komödien. Valberg erinnert an Bassermann im Aeußeren und hat auch etwas von dessen Technik. Olga Fuchs stand neben ihm mit Gleichberechtigung. Becker, Nagl, Anni Wilke, Feist, Willi. Iähnig, und wie sie alle heißen, typisierten trefflich. Am glücklickfften aber Verhoeven, der einen Verbrechertyp mit beinahe literarischen Qualitäten zeichnece. Das Publikum verhält sich in seiner Spannung so still, daß man eine Stecknadel fallen hören konnte. Es geht also auch ohne Hustenkanonaden. Zck. Festspiele kn der Staatsoper. In der „Macht des Schicksals" hörte man nochmals Karl Hauß vom Staats theater in Hannover. Schon kürzlich konnte man an dem Künstler besondere Qualitäten feststellen, obwohl er damals durch Indisposition gehemmt war. Diesmal konnte man jedoch eine ganze Reihe besonderer Vorzüge buchen. Wertvoll ist die leichte und lockere Tongebung, die durch die Wärme der Klang färbung in ein besonders günstiges Licht gerückt wird. Mühe- los gehorcht ihm die Höhe, die sich durch angenehme Weichheit auszeichnet. Hier und da zeigt sich wohl eine etwas offene Behandlung gewisser Vokale. Das sind aber Kleinigkeiten, die der sehr talentvolle Tenorist sicher beseitigen kann. Auch die deutliche Textaussprache muß hervorgehoben werden. Die dra matische Belebung der Partie erhöhte das Interesse, das man diesem geschmackvoll und vornehm gestaltenden Sänger enc- gegenbrachte. Neben den bewährten Hauptdarstellern des Ber- disckeii Werkes fand auch Karl Hauß reichen »nd wohloerdien- ten Beifall. — —Ist—