Volltext Seite (XML)
Freitag, den 30. Januar U»2b. Rr. 24. Leite S Tagesneuigketten > Kommunislenprozesse Lc'pzig. 29. Januar. In dem Prozeß gegen die Sleger- tänd e r Komninniste» vor dem 4. Strafsenat des Reichsgerichts wurde gestern nachmittag das Urteil verkiindet. Ter Haupt angeklagte Jungst erhielt 4 Jahre Gefängnis und lOOO Mari theidstrase, der Ungetilgte Schramm 2 Jahre 6 Monate Ge fängnis „nd 500 Mark Geldstrafe, der Angeklagte Krämer 3 Jahre l> Monate Gefängnis und 600 Mark Geldstrafe, der Angeklagte Becker 2 Jahre 6 Monate Gefängnis und 500 Mart Geld strafe, d>e übrigen Angeklagten Gcsängnisstrajen von ein b'-s zwei Jahren und entlprechendc Geldstrafen. Tie Verurteilung erfolgte wegen Verbrechens gegen das Gesetz zum Schuh der Repu blik in Tateinheit mit der Vorbereitung eines hochvecräteriichm Unter,ichmens, bei einigen Angetlagte» in Tateinheit mit einem Verbrechen gegen das Srcngstvssgeseh, sowie wegen schweren Diebstahls. Im Hochverratsprozeß gegen drei wü rtte inbergl > che Kommunisten verurteilte der süddeutsche Senat des SkaatSg-richts- Hofes den Hilfsarbeiter Willi Schinid zu 2 Jahren Z-uchthanS und 200 Mark Geldstrafe. Der Hilfsredakteur Podubecky erhielt 1 Jahr und 6 Monate Gefängnis und 150 Mark Geldstrafe, der Bandagist Walter Häbich l Jahr Gefängnis und t50 Mark Geldstrafe. Geldstrafen sowie bei Schinid und Podubecky 10, bei Häbich 2 Monate der Freiheitsstrafe wurden als durch o>e Untersuchungshaft verbüßt erklärt. Kirchberg, 28. Januar. (Wieder einer). Der Stadtver ordnete Becher, Letter des Wohnungsamtes und stellvertre tender Bürgermeister der Stadt Kirchberg, hat seinen Austritt aus der Kommunistischen Partei erklärt uiid sein Atandat nieder- grlegt. 1' Ein Schuß auf den Salonwagen HorthhS. Aus einer Station in der Nähe von Budapest wurde am Dienstagabend um 730 Uhr aus der Dunkelheit ein Schuß auf den Salon wagen, in dem sich der nngartsche ReichSveriveser Horthy l>c- fand, abgegeben. Ter Täter konnte hislier nicht ergriffen werden. t- Be'.sctzung der Opfer von Hannibal. Unter großer Beteili gung der Bochnmer Bevölkerung und unter Anweienheir der städtiichen Behörden wurden am Mittwochnachmtttag die Opfer des Grubenunglücks auf der Zeche Hann>bal bestattet. -s- Bon e ncr Sprengpatrone zerrissen. In der Nähe von Linden bei Mannheim ereignete sich ein schwerer Unglücksfall. Arbeiter der Uebcrlandzentrale Pfalzwerke mußten bei den Fun- bamentierungsarbeiten für einen Leitungsmast Sprengungen vor nehmen Infolge zu späten Explobierens einer Sprengkapsel wurde dem Elektriker Boßle ans Wesenberg d«r Kovs und der rechte Arm abgerissen und der Bauch völlig aufgeschlitzt Ter Monteur Maus ans Mannheim, dem ebenfalls der Kopf abge rissen wurde, wurde etwa 10 Meter weit geschlendert. Beide Hintersassen Frau und unmündige Kinder. -st Internationale panamentarische HandelSkonfrre«;. Dir 11. Internationale parlamentarische Handelskonferenz findet vom 16. bis 18. April in Rom statt. Hierzu werden 300 Abge ordnete von -10 Parlamenten erwartet. Ter italienische Dele gierte wird über internationale Etsenbahnabkommen ,,»d inter nationale Bestimmungen für den Lufthandelsverkelir berichie,, f „Angenehme" Verhältnisse in Hinterpommern. In dem Prozeh gegeii di« Mörder des Oberlandsägers Wolfs vor dem Stettiner Schwurgericht war die Aussage des Berliner Kriminal kommissars Gennath von besonderer Wichtigkeit. Der Zeuge gab eine Schilderung der Verhältnisse im Landkreise Kammin. Es war dort so schlimm, dah Aerzte nur noch über Land fuhren, wenn ihnen vorn auf dem Bock ein Mann init einem Gewehr mitgegeben wurde. Die Verhältnisse in Kammin liehen sich mit Berlin gar nicht vergleichen Mancher spielte am Tage den ehrsamen Bürger und ging nachts auf Raub aus. Vernehmun gen führten zu nichts, da die einzelne» Banden einen gut funk tionierenden Nachrichtendienst eingerichtet hatten. Bei Verneh mungen sagten alle dasselbe ans. Entgegen seiner eigentlichen Ausgabe enischloh sich der Zeuge, wie er bekundete, deslmlb eine durchgreifende Säuberung des Kreises von Verbrechern vorzu- nehmen st Vom E.lzug überfahren. Auf der Strecke Renth- Sch önberg i. V. wurde der 25 Jahre alte verheiratete Streckenarbeiter Wein reich, Vater von drei Kindern, von einem Eilzua llbcrfalireii und getötet. st Tödlicher Iagdunsall. Ein schweres Iagdnngliick trug sich in dem Jagdviertel unweit des Ortes Moosbach zu. Der Gastwirt Sabel, Inhaber eines Eisenacher Ballhauses, wollte dort aus die Fuchsjagd gehen. Beim Herunterklettern von einem Hochstamm entlud sich sein mit einer abgeplatteten Blei kugel geladenes Gewehr: die Kugel drang ihm in den Kops und wirkte sofort tödlich -I- Festnahme eines Raubmörders. Ter Krimiiialvolizei in Arbeiterschaft und «eichsregierung Vom Abgeordneten Die deutsche Arbeiterschaft hatte zum Kabinett M a r x weit gehend Vertrauen. Die Regierung Dr. Luther muh sich dieses Vertrauen erst noch erwerben. Ein Aktivposten ist auch in dieser Regierung vorhanden, und das ist der viel angefochtene und um strittene Reichsarbeitsminister Dr. Brauns. Kein Kenner der einschlägigen Verhältnisse kann dem Reichsarbeitsminister ein gehende Aich- und Sachkenntnisse abstreiten: ebenso wird und muh bei ihm der Wille zu praktischer Arbeit und gestaltender Tat anerkannt werden. Unter Dr. Brauns wird die Sozialpolitik auch im neuen Kabinett eine entschiedene und sachliche Förderung erfahren. Voraussetzung dabei ist allerdings, dah der Reichstag und die von ihm eingesetzten Ausschüsse sich als arbeitsfähig er weisen. Von der Frage, ob die Sozialdemokratie in der Negierung vertreten ist oder nicht, kann, darf und wird die Fort führung der Sozialpolitik nicht abhängen. Von entscheidender Bedeutung ist vielmehr, ob und wie sich unsere deutsche Wirt schaft gestalten und entwickeln wird. In manä>e» Kreisen der deutschen Industrie sind ohne Zweifel starke, reaktionäre Ten denzen vorl-anden. Der Geist des Manchesterliberalis- in u s wirb als der Retter ans der Rot der Zeit gepriesen. Frei heit für die Wirtschaft wirb geforbert — aber nur der Arbeiter schaft gegenüber: beileibe aber keine Befreiung von de» Trusts, Syndikaten und Kartellen! Die Reichsregierung wird gut tun, ans derartige Sirenengesänge nicht zu höre», sondern den Weg der von sittlichen Ideen getragenen Hilfsbereitschaft und Pflicht, erfiillung zu gehen. Die Z e n t r u m s f r a k t i o n des Reichstages hat eine ganze Reihe wichtiger sozialpolitischer Anträge im Reichstage ein gebracht. Es handelt sich hierbei nicht um Agitationsanträg« irgendwelcher Art. sondern um Forderungen an die Gesetzgebung, die als reif für die gesetzliche Regelung angesehen werden müssen. Ein Teil der Anträge besaht sich mit den Verhältnissen auf dem sozialen Versicherungsgebiet. Die Inflations zeit hat weitgehend die finanziellen Grundlagen der sozialen Der- sicherungsträger zerstört, die aufgesparten Milliarden Goldmark gingen verloren. Bei der allgemeinen Verarmung der breitesten Volksschichten durch Krieg und Inflation ist heut« die Sozial versicherung von noch gröherer Bedeutung wie in der Vor kriegszeit. Deshalb gilt es, die F r i e d e n s l e i st u n g e n der sozialen Versicherungstrüger nicht nur wiederherzustellen, son dern auch den Kreis der von der Sozialversicherung erfahren Personen zu erweitern und einzelne Leistungen für besonders schwer geschädigte Volk-Kreise über die Friedensbezüge hinaus zu erhöhen. Diesem Zweck dienen die Anträge der Zentrnmssrak- tion in Sachen der Kranken Unfals Invaliden« Knappschafts- und Angestelltenversicherung. Die Reichsregierung wird eine soziale Tat vollbringen, wmn sie bei der Einbringung der in der Vorbereitung sich befindlichen Gesetzentwürfe sich ans den Boden der vom Zentrum ringer-ich- ten Anträge stellt. In Sachen der Erwerbslosensürsorge wü-'^>t die Zentrumsfraktion die Beseitigung einiger Ungleichheiten nid Harte», die Verbesserung der Unterstützungssätze — der Soziale Ausschuh »ahm diesbezüalich einen Antrag Andre-Teusch e a Januar an — und die Schaffung einer A rb e i ts l o s e n - A er st ch e r n n g. Soll die letztere Zustandekommen, so wirb ein Zn- siwmenarbeiten der bürgerlichen Parteien notwendig sein. Die Kommunisten lehnen die Schaffung einer selbständigen Ar beitslosenversicherung ab und bei den Sozialdemokraten sind nicht alle Abgeordneten besondere Freunde einer solchen. Je eher wir aber auf diesem wie auf dem ganzen sozialen Nersicheriingsgcbict ans der Verordnungsgesetzgebung herauskommen, desto besser ist es. Der heutige Zustand ist um deswillen ein so unbefriedigender, weil durch die Fülle von Verordnungen kein klares, übersichtliches Neckt mehr vorhanden ist: hierunter leiden die Verwaltungsorgane ebenso wie die versicherten Volkskreise. Inzwischen hat der Soziale Ausschuh des Reichstaacs sich mit den derreitiaen Bezügen aus der Erwerbslosenfürsorae besaht und unter Mlehnung aller von anderen Parteien gestellten An träge dem Antrag der Zentrum sab geordneten Andre- Tousch nwestnmnt. der dahin lautet: A nd re-Stuttgart. Der Reichstag wolle beschliehe»: 1. die Unterstützungssätze der Erwerbslosensürsorge werden spätestens mit Wirkung vom 8. Februar ab im Sinne des Gutachtens des Verwaltnngsrats des Neichsaints für Arbeitsvermittlung erhöht, jedoch mit der Maßgabe, dah die Spanne der Unterstützungssätze zwischen männlichen und iveiblichen Erwerbslosen sowohl in den Einzelbe zügen wie in den Höchstsätze» der ledigen Männer be seitigt wird: 2. die Neichsregierung zu ersuchen, die Fürsorge sür er werbslose Seeleute auch aus die in der Hochseefischerei, soweit sie nicht offenbar als Saisonarbeit zu betrach ten ist, beschäftigten Seeleute schleunigst auszndehne». Nach diesem Antrag werden die derzeitige» unbefriedigende» Unterstützungssätze um zirka 25 Prozent erhöht. Im Plenum des Reichstages erhob der deutschvolksparteitiche Abge ordnete MoldenlMier Einspruch gegen die sofortige Behandlung dieses Antrages. Nachdem durch mich im Plenum des Reichs tages hiergegen energisch Widerspruch erhoben morde» war, zog Moldenhauer seinen Einspruch zurück und es nahm der Reichs tag den vorstehenden Antrag beinahe einstimmig an. Auf dem Gebiet des Arbeiters chutzes kommt es dar auf an, ein einheitliches Zusammenwirken der Gewerbeaufsicht mit den Aussichtsorganen der Berufsgenossenschasten und der Be triebsräte zu ermöglichen und für besonders gefährdete Berufe besondere Schutzbestimmungen zu schassen. Je mehr Leben und Gesundheit der arbeitenden Bevölkerung durch ein sich gegen seitig ergänzendes Zusammenarbeiten geschützt wird, desto gerin ger wird die Beitragsbelastnng zu den Berufsgenossenschasten und Krankenkassen und umsomehr bleibt die Arbeitskraft als bedeutsamste Kraftquelle für unsere Wirtschaft erhalten. Di« neue Regierung kann sich unbeschadet aller Widerstände auf die sen Boden stellen: er ist der einzig richtige und der tatsächlichen Lage gerecht werdende. Auf dem Gebiet des Arbeiter- und Angestellten« rechts besteht unter den bürgerlichen Parteien daübec Ueber- einstimmung, dah der Entwurf eines Arbeitsgerichtsgesetzes bal digst dem Reichstag zugeht und dort seine Erledigung findet. Die Gewerbe- und Kansmannsgerichte gewährleisteten seither eine schnelle, billige, sach- »nd fachgemäße Rechtsprechung. Bei dem Arbeitsgerichtsgesetz handelt es sich vor allein darum, diese Vor teil« der Gesamtarbeiterschaft zuzuführen und weiterhin das Be- rufsrichtertum wieder mehr den praktischen Fragen des Wirt schaftslebens näher zu bringen. Der Ausbau des Reichs wirtschaftsrates und sei ner Organe, die de» Wahlkörper fiir denselben abgeben sollen, steht ebenfalls bevor. Die Arbeiter- und Angestelltenschaft wird daher gut tun, abznwarten, wie sich die neue Negierung zu den wichtigen Fragen der Sozialpolitik verhält. Die Sozialdemokraten und die Kommunisten werden im Reichstage ihre Agitationsaiiträge stellen: Aufgabe der Zentrumsfraktion wird es insbesondere sein müssen, die Spreu vom Weizen zu trennen und dein sachlich Notwendigen zum Durchbruch zu verhelfen. Die soziale Versicherungsgesehgebung ist seinerzeit weitgehend im Kamps ge gen die Sozialdemokratie geschaffen worden. Es ist nicht alles unsozial oder schlecht, was die letztere ablehnt und nicht alles gut und durchführbar, was sie beantragt. Auch darf die christliche Ar beiterschast nicht ver gessen, dah die christlich-nationale Arbeiter-, Gcwerkschafts- und Beamtenbeweguna im Kampf gegen die Sozialdemokratie und die freien Gewerkschaften entstanden ist. Deshalb empfehle ich den nicht-sozialdemokratischen Arbeilerkreisen besonders in diesen Tagen, weniger auf die Aenherungen der Linkspresse und deren Redner zu hören, als vielmehr abzuwarten, wie die Verhältnisse auf dem Gebiet der sozialen Gesetzgebung praktisch sich gestalten. Die Zentrumsfraktion ist gewillt, entsprechend ihrer so-ia.goli« tischen Vergangenheit dem werktätigen Volk eine Sffitze im Kampfe um eine verbesserte Lebenshaltung zu sein: sie wird auch der neuen Regierung gegenüber an ihrer alten grohen sozialpoli tischen Tradition festhalten. Berlin ist es gelungen, den Raubmörder, der seinerzeit den 21 Jahre alten, ans Testa» gebürtigen Konditor Pen necke bei Lennewitz ermordet hat, in einem Dorfe zu verhafte». ES ist der 37 Jabre alte, ans Le lpzig gebürtige Arbeiter Otsto Kranie, der sich auf Grund falscher Papiere den Namen Kurt O t t bcigelcgt hatte. Ter Täter, der, wie sich herausgestellt bat. »u vorigen Jahre auch einen Lustmord a» einem 15 Jahre alten Mädchen in Leipzig begangen hat, hat bei seiner Verhaftung den ihm zur Last gelegten Raubmord sofort gestanden. f Streik in den Lonaoner Ministerien. Gestern ist e»l Streit des technischen Personals in de» Londoner Ministerien und de» Staatsämtern anSgebroche». Ter Grund des Streiks ist die Nichtentlastung eines GewertichastSnittgliedes, das Kine Mff- glicdsbeiträgs an die Gewerkschaft nicht gezahlt hatte. TaS Ar beitsamt hatte gch geweigert, diesem Wunsche nachzutomnien. Auch das königliche Schloß ist durch den Streik in Mitleidenschaft gezogen. T>e Fahrstühle und Zentralheizungen sind außer Betrieb. Die Soldaten der Kaiserin Roman von Juliana von Stock Hausen , (Nachdruck verboten^ (1. Fortsetzung.) „Und ihr Gatte, Franz Stefan?" fragte der andere. Der Lhorherr schnupfte wieder. „Rien du tout"I Ich versichere Sie, mei.il Freund, der Üroßherzog ist unbedeutend, einfach unbedeutend. Nicht zu reden: »müsant, ehrenwert, elegant — jawohl. Aber sonst?" Er schnippte mtl den Fingern. „Sie ist schon anders: viel eher „mulier brtis" als „oniina dilectissima". Tie Frage ist nur. ob sie itark genug ist, dem Sturm standznhalten, der sie umbraiisen wird. Hält sie stand, ah, „mon eher", dann ist sie glorios: vann allerdings wäre es gut in den Zeiten der Not zu ihr z» halte», und sehr übel wäre es, mit ihr gespielt zu haben." „Und Sie raten?" Medisant die Augenbrauen hochzirhcnd, antwortete der Cc.vr- lierr: „Es gibt Dinge, die nennt man Wetterfahne», — ge scheite Tinge; der Ausdruck nur ist impertinent, die Tätigkeit intelligent! Kapiert!?" Sie lächelten beide. — — — „Blond und trauernd wie der Genius der Liebe — ist sie nicht wunderbar?", schwärmte ein junger Dichter und spähte zum Chor. „Wohl ist sie wunderbar," meinte ein knabenhafter Of fizier. „aber nicht trauernd, sondern frohlockend, nicht l-eb-nd sondern kainpfentbraiiiit gegen viele Feinde. Sie wird „ns zu Siegen und zum Ruhme führen. Um den Eugcnschen Lege» Wird sie neuen Lorbeer winden." „Krieg! Krieg!" zuckte der junge Baumeister die Achseln. „Sagt Kunst, die unter ihrer Huld zu blühen beginnt! Schwel lende Formung, üppige BogenI Schmerz zur Wollust gesteigert! Liebe, göttlicher Triumph des EroS! Farben, sanft gebrochen wie die Seufzer liebender Frauen, Tust und Ahnung pon Wonne „nd Schmerz! Form! Form! Auflösung jeder Festes, Triumph der Seele, die die Materie schmolzt — Sagt all dies, und Theresia wird unsterblich sein, da :hr Zepter befruchtendes Naß ans dürrem Felten schlug." „Schwärmer," wehrte müde ein anderer, „sie wird nicht mehr, nicht weniger tun als alle. Sie wird die Künste zur Er hebung ihres Lebens machen, aber nicht sie zum Lebe» über haupt gestalten." „Seht, ich habe einen Auftrag vom Grafe» Althan, Elfen bein, buntes Holz und Gold für sie zu verarbeite»/' rannte «lo Möbelschuiher. „Welche Gnade, io viel Schönheit sür sie zu ivrmenl Wenn ich's ineinaiidersüge, denk' ich mir: hiev wird die weiße Hand der Königin ruhen, ihr Auge wird' ansleuchten, seht, und ich Hab ihrer Hrnd dies zierliche Sp'ielzeug schassen dürfen. Ist das nicht ein Band, bas die Majestät mit mir, dein armen Manne verbindet — Schönheit?" „FirlefanzI" wehrte der Offizier. „Schleif lieber Degen! Schmiede Messer! Gieße Kugel»! lind deine Königin wird'» dir bald mehr danken als sür dein Spiel mit eingelegten Hölzern." „Tie Königin ist Liebe, nicht TodI Sie ist ein lichter Ge nius, dessen Fackel sich nicht senkt, nein, auswärtSlodertl" ries der junge Lichter. „Ein Stern geht strahlend vurch die dunkle Burg und überstellt die Zettl" „Bst, pstl Still! Still!" Ein Hartschler nahte »nd wehrte mit dem Stock dem Mur meln des Bolkcs „Mein Herr ist z»r Huldigung da, freilich, Madame auch. Aber wer weiß, oh w>r's Schloß nit bayrisch finden, bis wir wieder daheim sind?" meinte bedenklich et» Bedienter. „Feine Herren, noble Herren", berichtete ein Schneider, „und Damen!" Ec küßte seine Fingerspitzen: „Dis Gräfin Ma- tnschka hat eine Robe bei mir bestellt, kanariengelb m'-t Hasel nuß brau» — ab!" „Das tan -. Er sicher sein, daß Seines Herrn Schloß stay- rilch wird!" wüste ein Händler. „Ich will nix gesagt haben, aber m L"<z und Sankt Pölten habsn's das Silber vergraben, und ein Wehgeschrei ist gewesen donauauf und donauab ob des hochseligen Herrn Kaisers Tod!" „Meiner Seel," stichelte bo-Shaft der Schneider, „daS alte Regiment war ei» gar schlechter und schadhafter Rock geworden! Lenkt an den Frieden mit den Türken! Großer Gott, das >var ei» Jammerfctzen!" „Mit dem Enge»ins >e»icm Abschejden ist es halt auSge- iveien mit all unserer Bravour!" klagte ein Invalide. „So," raunzte der Bediente, „glaubt Er etwa, die neu« Herrschaft wird ine alte Glorie neu aufgolden? He?" „Nix über die Frau Königin, zum Teusell Tie Frau Königin hat etwas»» Blick -- das blitzt wie ernst das Auge unseres seligen Generalissimus Eugen!" „Ich will ja »ix gewußt haben," knurrte der Händler, „aber, in Linz und Sankt Pölten sagen« sie, der bayerische Löw tat dem unsrlgen Adler wohl eine Feder ausrupfen oder zweit" „Bst, pst!" inahnt« der ivandernde Hartschier. Ter Gelang erstarb In den braunen, dämmernden Wöl bungen »erzitterten letzte Geigenllänge. Ter Erzbischof sprengte das Weihwasser ans. Weihrauch wirbelte in goldenen Schalen. Grau, rosig nud violett webte er empor. Schwach glomm des Licht durch die bunte» Fenster. Die Kerze» knisterte», Zum letzten Male hob das Singen der Kapelle an. Wun derbar traurig schwebten die Stimmen durch die ragende Wöl bung. Fast war'S, als spiele der Wind t» einsamen Wäldern sei,, seltsames „nd trauriges Lied. Tie Königin stand auf. E»l schwaches Atmen ging durch das Volk. Tie Königin wandte sich. Groß stand sie in ihren wallen den Schleier». Tie Königin schlug den Schleier von ihrem Antlitz zurück. Im Volke rauschte es stärker. Langsam schritt die Königin durch den Choc. Ar Geslchl war bleich, aber wnnberhar schön. Ihre großen blauen Augen strahlten durch den Schleier des Schmerzes von Jugend »nd Liebe. Eine dunkle Welle, rauschte der Hof ihr nach. Schweigend, nur leise brandend, staute das Volk im Tom. W>e ein feiner Nebel schwang es von den Mensche» z„r Köni gin: Liebe, Hoffnung, Treue, noch schwach, noch zart, aber dach schon süstlbar, umwehte eS die junge Majestät. Ein sanftes Lächeln Maria Theresias. Sie neigte grüßend bas blonde Haupt. Am Portale drängte eine junge Magd ip den Kordon der Offiziere, und da die Königin vorbejschritt, streute das Mädchen einen Arm voll Rosen vor die Iüß« Theresias. Tie Königin blieb stehen; der Kämmerer hob von ihre« Schleppe eine Knospe: die Königin nahm sie und steckte sie an den Busen. Ihre klare Stimme schwang über die Menge: Den Gruß meines Volkes will ich am Herzen berge»!" „Vivat Maria Theresia! Vivat!" brauste cs um das Por tal, das erhobenen Hauptes die Königin durchschritt. Ein schlanker Page in schwarze», AtlaS kniete a», Kamin und schürte die müde Glut. Ein zweiter stand am Mannortisck)- ckaen und ordnete in einer flachen, weißgolde,,e» Porrellan- schale zartfarbige, gelbliche Astern. „Guck," lachte er kokett „wie süp-rb die Blume» zu», Ichwarzen AtlaS passen! Ueberhaupt, so erbärmlich der Kämmere« «n seinem Trauergewanb ausschant, uns flattiert die tote Ma jestät." Ter am Kamm bog sich ein wenig: „Sch. sch! Willst dir'» Maul verbrennen?" „Pah," lachte der Knabe, „ich sag' dir, Bruderherz. 'S ist genug Trübsal geblasen seit dem Passarowitzer Friede» Te« m Gott hochselige kaiserliche Herr hat statt Blut Gallen m den Adern gehabt, mit Verlaub, und eine GrieSgräinerej »st da« schon gewesen! Zum Erbarmen! Heilige Muttert" „Alsdann wa« versprichst dir jetzt?" lockte der and?,-? fAortsetzung folgt.)