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Sächsische Volkszeitung : 30.01.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192501302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250130
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-01
- Tag 1925-01-30
-
Monat
1925-01
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 30.01.1925
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Kkr'ttag. den V. Iauuac 1925 Nr. 24. Leite 4 1° Unter dem Verdacht des Gattenmordes. Gestern früh erschien bei der Polizei in Stettin der Fleischergesell« Frank Stolzenberg und meldete, daß seine Frau in der Nacht Selbst mord begangen habe. Als die Polizei in der Wohnung Giese- brcchtstraße 13 erschien, sand sie die Frau erhängt auf, die Bein« waren zusammengebunLkn. Die Mordkommission wurde benach richtigt, die den Ehemann unter dem Verdacht, die Frau er mordet zu haben, veriiastete. . . MllWk AM Weimar. 28. Januar 1925. Ein typisches Bild drutscher Uneinigkeit rollte die gestrige Laiidlagssitzung gelegentlich der ersten Beratung des Antrages der Nationalsozialistischen Frciheitspartci über die verzögerte Räumung der Kölner Zone Nach einer Erklärung des Staatsministers Leutheußer, die in einen Protest gegen den Acriragsbrnch durch den Fcindbund ausklang, legte der Abg. Fröhlich den Standpunkt der V. S, P. D. dar. Er wies daraus hin, dass Deutschland keine Machtmittel besitze, den Feindbund zur Erfüllung seiner Bcrtragspflichten zu zwingen. Lediglich dadurch, das; Deutschland seinerseits einwandfrei den Beweis erbringe, den Bestimmungen des Friedensvertrages entsprechend abgerüstet zu haben, könne für den Gegner eine moralische Ver pflichtung begründet werden. Es sei jedoch unmöglich zu prüfen, ob dieser Beweis sowie der Beweis dafür erbracht sei, daß bei Ausbruch des Krieges alle Mittel, die Katastrophe zu verhindern, ausgcnutzt worden seien. Der Entschlictzung könne er in der beantragten Form nicht zustimmcn. Für die Kommunisten er klärte der Abg. Tenner. die Anschuldigungen der Militärkontroll kommission seien zwar erstunken und erlogen, den nationalisti schen „Entrüstungsrnmme!" könne er jedoch nicht mitmachen. Nach ungefähr dreistündiger lebhafter Debatte, i» der auch von den Demokraten versucht wurde, eine einheitliche Kundgebung der Rechtsparteien und der V S. N.D. zu erreichen, wurde der Vcrhandlunosoegenstand dem Ausschuß überwiesen. Fm Anschluß daran verhandelte das Haus über die An träge der K, P D. und des Landbundes, die eine finanzielle Hilfsaktion des Staates zugunsten der im vergangenen Fahre teilweise erheblich geschädigten landwirtschaft lichen Betriebe bezwecken. Die Anträge der Kommunisten aus Abgabe eines zinslosen 4 Millionenkredites an die Organi sationen der Kleinbauern und Landarbeiter wurde abgelehnt, während der Antrag des Lnudsbundes ans Bereitstellung 4pro- zcniger Kredite bis zu 2 Millionen Mark zur Abgabe an not- leidende landwirtschaftliche Betriebe aller Betriebsgrößen mit den Stimmen der Rechten angenommen wurde. Die Einführung -es neuen Grostpönkleriiiars (Von unserem römischen Berichterstatter.» Nom, 26. Januar 1927, Gestern nachmittag haben das Tomkonitel und die Beicht- Väter von St. Peter in feierlichem Aufzuge den Kardinal Früh« wirth empfangen, der ,,-ch Verlesung einer Päpstlichen Bulle durch einen päpstlichen Protonotar von seinem neuen Amte als Grosipönitentiar Besitz ergriff. Ter imvos.inten Feier wohnte ein großer Teil der deutschen katholischen Kolonie bei. — Tieien Morgen hat der Heilige Vater Prinz Johann Georg nitt Gemahlin in längerer Privataudicnz empfangen. Eine Erklärung -er Bischöfe -er Tschechofsvwakei Ter Hirtenbrief der Bischöfe in der Tschechosiowafe' und in Karpatho-Nnßland, der, wie bereits gemeldet, der Konfis kation verfiel, Hot zu einer Kundgebung des Episkopats 'n Böhmen und Mahren Vcraiisalnmg gegeben, die jetzt un aus führlichen Wortlaute vorliegt. Sir verweist einleitend auf die grundintzlichcn Rechte und Pflichten der Bischöfe in Beziehung aus Bewahrung der christlichen Glaubens- und Sittenlehre, auf verschiedene inhaltlich gleichlautende päpstliche Enzykliken. Diese Enzykliken, so wird weiter dargelegt, lenken die Aufmerksamkeit aller gläubigen Seelen auf die Gefahren, die sich aus dem Vorhanden,.>» sozialistischer und kommunistischer Vereine ergeben, ohne das; indessen die reformistischen Bestrebungen zur Hebung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der Arbeiter seitens der Kirche dabei « ^ dem Auge verloren würden. Tiefe Gedanke.» bringe, so heißt r' sodann, der slowenische Hirtenbrief genau zum Aus druck, der t. dem pflichtmästtgen Ermessen der kirchlichen Ober- Hirten jene rechtliche Stütze finde. Tie gleiche Pflichtersülkung Kälten auch die slowakischen Seelsorger bekundet, als sie den Brief ihren Gläubigen verlasen. Zum Schlüsse heißt es: „Niemand sollte gezwungen wer den, katholisch z„ werden. Wenn aber jemand als Katholik der sakramentalen Heiligniigsmittel der katholischen Kirche teil haftig werde» will, muß er den antichristlichen Grundlätzen ent sagen und den Glaubensvorschriften sich füge». Wenn daher in dieler Ausübung des pflichtmäßige» Lehr- und Hlrtenamtcs der slowakischen Bischöfe irgendeine Verschuldung erblickt und die Bischöfe m ihrem Rechte beeinträchtjgt werde» sollten, würden wir, als ihre bischöflichen AmtSbrnder, hierin das Ge bot der Zeit erkennen, „ns mit ihnen solidarisch zu erklären. Das wollen wir aber entschieden nicht glauben; im Gegenteil, wir Am schwarzen Sootz Die Geschichte einer Keimkehr s2. Fortsetzung.) Sie stürzte am liebsten vor. Um Gvtteswilten, wirxm gibt ihr Mann dem Jürgen so viel Schnaps, der sah doch icho» io iäittmerlich ans. Wie kam er nur dazu, so tief zu sinken! Und dock, wenn ne ihn mit ihrem Mann vergleicht... Weiß Gott, könnte sic Jürgen errette», sie würde mit ihm entfliehe» und alles hier im Stich lassen. Wie hat sie hier gelitten von da mals an, als sie auf Drängen der Eltern den Marx nahm, der ihr i»i Grunde gleichgültig war und der ihr immer mehr zuwider geworden ist mit seinem kalten, herzlosen Wejen und seiner ekelhaften Schlauheit. Es jagt in ihren, H'rn. Warum wollte er sic jetzt nicht zu Jürgen lassen? Er hat ihn ja doch früher nie gesehen. Jürgen war ja schon weg, als Marx ihr üch näherte. WaS hat er gegen den armen Mensche,»? ES ist klar, ec haßt !h», er möchte ihn verderben. Was er ihr hnndertmal gesagt hat: „Siehst du, wie gut es ist, daß du mich gcuomme» hast und nicht den Jürgen", das klang heute voll Schärfe und Hohn gegen den armen Verkommenen. Es ekel ste, wie sie jetzt ihren Mann lauter denn sonst nntlärmen hört. Jetzt wieder ein Anklingc» i»it de» Schnapsgläsern, drauf e'n paar Geigcntöne, abgebrochen und angstvoll, als schrien sie um Barmherzigkeit, und dann ein ichwcrer Fall. Sie muß m'.t eigenen Augen sehen, sie stürmt ins Hans und durch den Flur zu dem Fenster in der Wand, durch vas sie die Stube überblicken kann. Jürgen liegt am Boden, der Nriiintwcin träufelt von der T>>ckplntte auf sein Gesicht und ans seinen schäb'gen Rock, dis Geige liegt mit klaffendem Riß neben 'hm. Marx aber, in mitten der zechende» und paffenden Bauern, sitzt vorgebe,ugt da und stiert mit triumphierendem Lächeln auf den Mann am Boden, lind Marx selbst ist nicht mehr nüchtern. Kathrine übe,läuft cs kalt bei seinem Blick. Sie w'll hineinstürzen, doch nein, lieber hier noch lauschen, jetzt ist Marx sorglos, v el- leicht verrät er sich. Und dem Trunkenen am Boden kann sic jetzt doch nicht helfen, der ist ohne Bewußtsein. ES summt ihr in den Ohren, sic muß sich an der Wand festhalten und die Zähne zusanimenbeisicn, um nicht loszuschreien, aber sie bleibt und schiebt leise das Fenster ei» wen'.g auf. Sie sieht, wie Marx sich wieder cm großes Glas voll Branntwein elnschenkt und auf einen Zug leert. Endlich hebt Feddersen mitleidig die Geige ans, kneift in die Saite» „nd legt sie auf den Tisch. „TS ls »ich mehr to make»," meint «r trocken zu seinem Nachbar. Der generöse „Sachbearbeiier" Wie Barmal seine Kredite bekam Berlin, 29. Januar. Der Untersuchungsausschuß des preu ßischen Landtages für die Kutisker-Barmat-Asfäre wandte sich gestern der Untersuchung der Geschäfte der Gebrüder Bar mat zu. Die Einreise der Gebrüder Barmat In Deutschland ist von Holland aus erfolgt und zwar sind sämtliche Angehörigen der Familie mit Ausnahme von Isaak Barmat ausgerüstet init ordnungsgeniähen Pässen >n Deutschland eingereist. Isaak Bar mat ist nachträglich Ausenthaltsgenehmigung erteilt worden. Merkwürdig mutet es an, daß die Einreise aus Grund einer Empfehlung des ehemaligen Reichskanzlers Bauer (Soz.) im November 1929 erfolgte, während bereits am 9. Oktober der deutsche Generalkonsul in Holland das Auswärtige Amt direkt vor den Barmats gewarnt hatte. Schon damals war Barmat in dem Schreiben des Generalkonsuls nicht nur als reeller Ge schäftsmann. sondern als „Lump und Betrüger erster Klasse" bezeichnet worden. Ebenso seltsam ist, daß alle Reichsbehörden annahmen, Barmat sei holländischer Staatsangehöriger, während er in Wahrheit Ukrainer ist. Die Geschäftsverbindung der preußischen Staatsbank mit Barmat, wurde im Mai 1923 ausgenommen. Es lagen Empfeh lungsschreiben des ehemaligen Reichskanzlers Bauer und des sächsischen Gesandten Dr. Gradnauer vor. Nach diesen Empfehlungsschreiben hielt die Staatsbank iveitere Erkun digungen nicht für notwendig fl). Im Oktober 1923 betrug der Kredit etwas über 40 099 Goldmark: stieg aber bereits im Dezem ber auf 149 099 Goldmark. Ende Januar gab Finanzrat Hell- w i g von der zur Decknug dieses Betrages bei der preußischen Staatsbank hinterlegten Papiere gerade die amtlich notierten Werte heraus. Dadurch wurde die Deckung völlig unzureichend. Im Innuar stieg die Schuld Barmats auf über 3 Millionen; am 31. März kam eine Vereinbarung zustande, der zufolge 5.1 Mil lionen der Vorinatgesellschaft bis zum 14, Juli belassen werden sollten. Ob diese Vereinbarung mit Zustimmung der General direktion der Staatsbank getroffen wurden, ist nicht bekannt <!). Sacki-earbelter für den Fall mar in der Staatsbank Obcrfinanz- rat Dr. Hellmig. Er hat dieses Amt bis zum 15. September ansgeiibt, am 1. Oktober ist er bereits in die Dienste Barmats iibergetreten. Diese Tatsache erklärt mahl z»m Teil die sehr seltsame Kreditpolitik, die Barmat gegenüber im Jahre 1924 ge trieben worden ist. Ueber die 5 Millionen vom 31. März wurden den Barmats bereits im April 2 neue Millionen bewilligt, ei« dritter Kredit von 259999 Mark konnte bis zum Betrage von 2 Millionen realisiert werden. Ultimo Mai belief sich die Schuld auf 10 Millionen Mark. Nach dem Ausscheiden Hellwigs oer» langte die Staatsbank von Barmat eine erheblich größere Sicher» heit, als sie bis dahin hinterlegte. Die Verhandlungen konnten nicht weitergeführt werden, da sämtliche Barmats inzwischen verhaftet worden waren. , Im Verlaufe der Verhandlungen stellte der jetzige Präsident der Staatsbank Schröder fest, daß auch der letzte preußische Finanzminister v. Richter (Deutsche Volksparte» eine Empfeh lung für Barmat geschrieben hat. doch habe er, Schröder, sich weder durch diese noch durch andere Empfehlungen beeinflussen lassen. Es folgte dann die Vernehmung des preußischen Hun- delsministers Siering. Siering erklärte, er habe sich niemals irgend für den Barmat-Konzern verwandt. Die Affäre Michael wurde in geheimer Sitzung erledigt. Auf die Anfrage, ob es denn bei der preußischen Staatsbank für die Auszahlung auk Konten, die auf eine gewisse Summe beschränkt war. keine Kontrolle gab, die daraus achtet, daß die Grenzen nicht überschritten wurden, erfolgte die Antwort, eine solche Kontrolle bestand, fand ihr Ziel aber beim Sachbear beiter, der im Falle Barmat Herr Hellmig war. Dessen Kassenanweisungen wurden befolgt. Die Verhandlungen des Ausschusses sollen heute fortgesetzt werden. Ein zweiter Dank'kandai in Preußen V risi». 29. Januar. Ter Direktor der L a n d e s p s a i: d- bricfan stakt in Berlin Geh. Negiernngsrat Nehring ist linier Verzicht auf Pension und alle sonstigen ihm als prenünchen Be amten zustehrnden Rechte ans feinem Amte ausgeschieden. yheh- r»ig ;oll unter Ueberschreitung seiner Befugnisse Gejchäit' ge wacht haben, die mit den eigentlichen Aufgaben der Landespsand- briesanstilt, nämlich der Hcrgabe von Geldern gegen ertlalsige hypoihekanjche Unterlage», nichts zu tun gcbabt habe» und mit lehr großen Verlusten abschlojsen, Tie Summen, um die die Anstalt geschädigt worden sei, soll sich auf 3 biS b Millionen Marl belaufen. vertrauen auf die weile Einsicht der Regierung, daß der Schutz des christliche» Glaubens zugleich der Schutz der Grundlagen des Staates ist." — Unterzeichnet ist die Erklärung von Erz bischof Kordatsch von Prag, Erzbischof Pretschan von Olmütz, B'lchof Groß von Leitmeritz, Bischof Klei» von Brünn, Bischof Kaschpaar von Kociilggraetz, Bischof Barta von Budlveiß. X 75-Fahrfeirr des Liidgrrianuws I» Münster. Das Bi schöfliche Collegium Ludgcriannm i» Münster beging ain 18 Januar sein 75jähriges Bestehen. Herr Bischof Dr. Poggen burg, der lelber früher die Anstalt sechs Jahre geleitet hat, las am Morgen des Tages eine Pontifikalmessei. Znm Festakt, zu dem wegen der beschränkten Räumlichkeiten nur ein kleiner Kreis von Gästen g r'aden werden konnte, erschien u. a. der Bi schof und das Doinkapiiel, darunter Domprovst Mausbach und Staatssekretär a, D. W ikd er in a n n, oer als .früherer Präsett eigens von Berlin zur Feier herübergekommen war. Von den Glückwünsche», die zur Feier einliefen, seien erwähnt ein sehr herzlich gehaltenes, längeres Schreiben deS Präsidenten der Görresgesellschaft, Professor Tr. theol. h. 'c., Dr. phik. Finke (Frcibnrg), der von 1871—1876 dem Kolleg angehörte, ferner die Glückwünsche der ältesten noch lebende,» Altlndgerianer: des 83jährige» Pfarrers Depenbrock in Alverskirchen, des im Ruhestände lebende» 86jährigen Prof. Tr. Rohling, früher Prag, jetzt Salzburg, und des Jubilarpriesters Pfarrer Dr. theol. L'esen in Mehr, Kreis Rees, der als ehemaliger Kaplan des Bischofs Will). Emmanuel v. Ketteler und späterer Regens des Konvikts m Emmerich weiten Kreisen bekannt ist. — Im Laufe des Jahres soll ei» Verzeichnis aller früheren Alumnen er scheinen: alle Herren, Priester wie Laien, i»'e> ehedem das Kol leg besucht haben, werde» gebeten, ihre genaue Adresse an den Präses der Anstalt einzusenden, sofern sie nicht Priester dex Tözese Münster sind. X Der neue Fuldaer Domdechant. Als Nachfolger des ver storbenen Prälaten Herdener wählte das Fuldaer Domkapitel den Herrn Domkapitular Msgr. Prof. Dr. Karl Leimbach znm Doindechant an der Kathedrale. Eines Deutschen Abenteuer un- Fluchl aus Marokko Rom, 26. Januar 1925. Der 22jährige Theodor Schüdde (Schütte?) aus Olden burg befindet sich seit einigen Tagen im Hospital der Incurvbili in Neapel, um von einer Stichwunde zu genesen, die er sich Ende Dezember zuzog, als er als Freiwilliger in der Fremdenlegion gegen die Marokkaner focht. Nachdem er an 14 Kämpfen teil- genommen hatte, ist er zum Infanterie-Unteroffizier befördert worden, aber im letzten Scharmützel zu Zacoo-Arba wurde er bei einem Bajonettangriff schwer am rechten Schulterblatt ver wundet. Obwohl vom Blutverlust geschwächt, gelang es Schüdde zu fliehen und das benachbarte spanische Feldlazarett zu er reichen. wo er Ausnahme fand. Aber gegen 6 Uhr abends ver breitete sich plötzlich Las große Bestürzung hervorrusende Ge rücht, der Feind sei im Anmarsch. Tatsächlich langten sie Ma rokkaner bald darauf an. Diese Wilden »eimen keine Zivil» gesetze noch Kriegsrcchte sie metzeln auch Verwundete und Ge fangene nieder. Die Verwundeten, sie enMeher konnten, mach ten sich aus dem Staube, andere suchten sich to gut es ging zu verstecken. Theodor Schande wandert« drei Tage umher in un wirtlichen Gegenden und von Marokkanern verfolgt, bis er end lich Tetuan erreichte. Dort wurde er in ein Krankenhaus ans» genommen, erfuhr aber am anderen Tage, daß auch dieser Ort ernstlich vom Feinde bedroht, ja schon teilweise in dessen Hände gefallen sei. Schüdde entwarf einen Fluchtplan, den er auch aus« führte. Vor Jahresfrist war er nach Afrika voll großer Hoffnun gen gezogen, d!« sich aber sämtlich als trügerisch erwiesen. D!S Soldaten der Fremdenlegion waren schlecht bezahlt und empfin gen schmale Kost, zudem erwiesen sich die Marokkaner den Ge fangenen gegenüber als wilde, grausame Gegner. Boni Lazarett von Tetuan in 'das von Centa übersiedelnd und fast genesen' lernte Schüdde einen amerikanischen Matrosen kennen, der sich auf einem Frachtdampfer einschiffte, und ihm den Vorschlag machte, die Fahrt als blinder Passagier mitzumachcn. Gesagt, getan, und als dos Schiff von Eenta in die See stach, verbarg sich Schüdde im Kohlenraum und trotz genauester Nachforschung seitens der spanischen Hafenpolizei gelang es ihm ungesehen nach Europa zu entkommen, und als der Dampfer in Neapel vor An ker ging, dort auszusteigen. Auf dem gleichen Schiffe hatten sich mit ihm andere französische Deserteure versteckt. Einer derselben stieg in Malta, ein anderer in Neai>el aus. Schüdde begab sich sofort zum deutschen Generalkonsulat in Neapel, wo er seine Papiere vorwies. Dort erhielt er eine Empfehlung für das Spi tal der Incuräbili. Sobald Schüdde wiederhcrgestellt sein wird, kehrt er nach Oldenburg zurück, wo er bereits seine Mutter und seine Braut benachrichtigt hat. „Ne," jagt Reimers, „da käst d» recht, Feddersen, un mit den Kerl duert et ock nicht lang. Möt mal 'nen ganz »ettien Jung wejc» sie», wat?" „Ja wall, Lwer verbragcu kann he »ich peel, lät fick von sief, söß GlaS Schnaps umsmicten. — He, Marx, noch en lütten!" „He möt veel drunten häbben sin Lewdag," meint Fedder- len mit wichtiger Miene, dann zu dem Daliege,iden gewendet: .,Na, »»» Jung, snarchst all?" Jürgen wälzt sich und liegt dann in betäubendem Schlaf. Das Ge;präch kommt aufs Trinken. Rieper erzählt von einem, der a,si einem Bein siebend zwölf Schnäpse herunter- gießcn konnte, Feddersen von seines Onkels Schwager, der in enicm Jahr eine große Erblchaft durch die Kehle gejagt hat. Marx trinkt dabei fortwährend, er ist seiner nicht wehr mächtig, trommelt auf den Tisch und will augenscheinlich lelbst etwas lagen. Er, der sonst nie ein Getränk anrührt, >che„tt sich wieder ein großes Glas Schnaps ein, leert es m einem Zug »nd blickt dabei höhnisch »ach Jürgen. „Na, i>nn hört mich mal, Leute." Langlam zieht sich bei ihm dir listige Falte vom Auge zur Schläfe hi», und alle sind still. „Ja, Leute, mit so »er Erbschaft — da fällt mir 'ne seine Geschichte ei». Ich kannte einen, der mochte eine» andere,, nicht leiden und wollt ihm was antii». Und der andere — der hatte so 'ne Neigung zum Großlpnrigsein nnd zum GcldauSgcbcn, er hatte aber nur wenig Geld. Na, dacht' der eine, wenn der so wirtschaftet, wird er sich schon selbst ruinieren. Aber ich will doch lieber »achhelfeiw Und da hat er ihm durch eine Mittelsperson immer Geld pumpen lossen, Hai es beileibe nicht merken lassen, daß er e§ war, lsi h>, und zuletzt, als das Sümmchen hübsch groß war — na, ihr könnt's euch ja denkeil! Und da ist dann der andere ein Lump geworden »nd weiß noch nicht mal, durch wen, ja er kennt ihn gar nicht." Er schüttelt sich vor Lachen und blickt siegreich durch's ganze Zimmer, auch nach dem kleinen Fenster hinaus, und da ist's seinen durch de» Schnaps getrübten Augen fast, als wenn ein Antlitz da plötzlich verschwände. Die Bauern sitzen einen Augenblick erstaunt da, dann schallt es: „Wo is denn de Arwichop, Marx?" Und von anderer Sette: „Wo is denn dat passiert, Marx? Is dat wirkli,ch niemals rutlamen?" „Ne, Leute," sagt Marx, ruhig und geht herablassend so gar in die Bruernsprache über, „ne, darto was de een' denn doch to stau." „Tat möt' so »neu raffinierten Hund wesen si», ad du een düs, Marx." lacht Feddersen breit heraus. „Meinst du, Hein? Na, denn prost!" —> Lachen und Schreien wogt weiter über dir Tische und übertöilt das Schnarchen des Besinnungslose,, am Boden. o Kathrine ist zur Hintertür hinanSgestürzt. Zuerst wollte, sie hitteiiistürincn in das Gastzimmer, doch halb besinnungslos hat sie sich gesagt, cs würde ja nichts nützen, Jürgen ist ja be täubt vom Branntwein, sie wurde jetzt doch nicht mit ihm reden können, sie muß warte», warten. Aber heute abend muß sie ihn sprechen, sie wird ihn nussuchcn, und wenn sich die ganze Welt dazwischen wirst. Wie >m Traum eilt sie m de» Garten, ans dem Garten aus den Weg, weiter, nur weiter. Doch bald macht sie halt, sie setzt sich unter eine Birke am Rand des schwarzen Grabens. Von hier kann sie das Haus im Auge behalte», damit niemand den Jürgen hinansjagt, ohne daß sie es bemerkt. Was Marx da drinnen soeben den Bauern erzählt hat, schießt ihr durch de» Kopf, »nd sie kann es doch, nicht bewältigen. Hat er von Jürgen geredet? Aber den hat er doch früher nicht gekannt, sie hat ihm doch heute erst den Jürgen gezeigt. Viel früher, ehe sie den Jürgen selbst kannte, damals; als sie »och in der Stadt beim Oheim war, da hat Marx sich ihr nnfgedrängt, sie auf Schritt und Tritt verfolgt, und auch der Ohm hat süc ihn gebrochen: „In dem Marx steckt was; der bringt's zu was, das sollst du schenl" Sie aber mochte je'« Gesicht und sein Wesen nicht und gab ihm das auch ganz deut« lich zu verstehen. Ta blieb er ganz ruhig, nur um lein« Augen zuckte es, und er jagte bloß: „Ich kann warten." Wäh rend er aber wartete, das merkte sie, ließ ex sie nicht aus de« Auge», kein anderer zollte sich ihr näher». Das wurde ihr lästigt, und so ging sie wieder zu 'hrcn Eltern auss Torf; lind da, da erst lernte sie den Jürgen kennen. Der war snt sie bestimmt, das wußte sie sogleich. , Er war flott „nd gewandt und immer lebenslustig. Eli durfte ihr Klavicrst'inde geben und sie mit der Geige begleiten; mit der Geige, die da heute zerbrochen und besude.lt tm Branntt wem lag. Und wenn getanzt wurde, hielten sie sich gern« ein bißchen abseits von den -anderen, und die letzten Kre.ischtone hörten sie nur ganz von fern, während sie Arm in Arm -alleiin durchs wogende Korn spazieren gingen. Neider hatte er ge« nug der Jürgen, der die anderen Burschyn, alle auSstach durch leine feineren Manieren und seinen lockeren Geld Geldbeutel. WaS drängte er ihr dainals für Gescheute aufs Wenn er aber ein paar GlaS getrunken hatte, wurde er wild nnd übermütig. Nur sie konnte ihn bändigen. Vis er dann Plötzlich verschwand, als hätte ihn das Moor verschlungen. (Fortsetzung folgt.)
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