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Sadhu Surrdar Singh Ein Apostel des Ostens und Westens Wik in ZW« gkwiihlt wird In vieler Hinsicht spielen sich überall die gleichen Bilder ab, aber das Reich des Mikado unterscheidet sich doch in manchen Dingen. Sv ist es z. B. verboten» Plakate an die Mauern zu heften, weil sie als „Verkehrshindernis" aufgefaßt wer den Wahlberechtigt ist >n Japan jeder männliche Untertan, der 25 Jahre ist, wenigstens 3 Pen, etwa 6 Mark, jährlich Stenern zahlt und sich mindestens 6 Monate an dem Ort anfhält, an dem er wühlen will. 464 Abgeordnete werden in das Parlament geschickt. Davon kommen aus Städte, die mehr als 36 006 Ein wohner haben, je einer. Die grasten Städte wählen einen Ab geordneten sür je 136 066 Mensel)«,,, und ebenso die Landbezirke. Wahlversammlungen in den Strassen sind verboten: sie dürfen Lim Feien nur in den boffentlichcn Parks abgehalten werden. Handzettel werden zn Millionen verteilt, und die Zeitungen sind voll von witzige» Zeichnungen. Am Vorabend der Wahl er hält jeder Wähler eine Eintrittskarte, die -ihm den Zutritt znm Wahllokal gestattet. Hat er sich damit Eintritt verschafft, dann erhält er einen Stimmzettel, ei» viereckiges Stück Papier von besonderer Dicke und Undurchsichtigkeit: darauf schreibt er mit eine,» in schwarze Tinte getauchten Pinsel den Namen seines Kandidaten; darauf faltet er das Papier zusammen und steckt es in eine 'Büchse. Das Papier must so stark sein, damit man die dicken Pinselstriche nicht von der Rückseite sehen kann. Es gibt zwar in Japan weniger Analphaten als in irgendeinem anderen Lande, aber manchmal will doch einer wählen, der nicht schreiben kann. Er must dann viele Stunden vorher damit verbringe», sich Schriftzüge eines Kandidaten-Namens einzuprägen, und er wird am beste» einen Mähen, dessen Namen sich leichter behalten lässt. Bei einer früheren Wahl kam ein des Schreibens unkundiger Wähler auf den schlauen Einfall, daß er sich den Name» feines Kandidaten in Spiegelschrift mit schwarzer Tinte auf den Hand teller schreiben liest und dann die Hand auf dem Stimmzettel abdrückte. Ter Humor kommt bei der japanischen Wahl auch zu seinem Recht, und besonders schreiben witzige Leute die Namen von bereits Verstorbenen auf oder von Verbrechern. Diese Zettel sind natürlich ungültig. Das „S ch l c p p e r s y st e n," ist sehr ansgebildet, aber Krastnmgen dürfen dabei nicht benutzt werden und ebensolvenig bei Umzügen, denn es flieht ein Jahr Ge fängnis oder eine Geldstrafe von LOOPc» darauf, wenn Kandidaten zum Zweck der Wahlpropaganda Schiffe, Pferde oder irgendwelche Fahrzeuge benutzen. Vermischtes Hermann Krctzschmar f. In Berlin starb der große deut sche Musikgelehrte Professor Dr. Hermann Krelzschmar im 77. Lebensjahre. Krehschmar stammte aus Olbcrnhau im Erzgebirge, wo er als Sohn eines Kantors am 19. Januar 1848 geboren war. Als Schüler der Kreuzschule zu Dresden genoß er den Unterricht Julius Ottos, des Sängervaters. Zu Leipzig erwarb Krehschmar die Doktorwürde mit einer lateinisch ge schriebenen Dissertation über die Anfänge der Notenschrift. In Leipzig betätigte er sich als ausübender Musiker durch Direktion von geistlichen und weltlichen Choriverken und nahm auch eine Zeitlang Stellung mn Theater. Noch vor Vollendung des 36. Lebensjahres ward er Universitätsmusikdirektor in Rostock, nach 10 Jahren rief ihn die Leipziger Universität zurück als Dozenten der Musikgeschichte. 1904 trat er seine Professur an der Ber liner Universität an und amtierte dort bis zu seinem Ruhestände. Als Lehrer genoß er hohes Anselieu, nicht bloß wegen seines großen Wissens, fanden auch wegen seiner vorzüglichen, durch große Lebendigkeit unterstützten Vortragsweise und Lehrkunst. Sein berühmtestes Werk ist der „Führer durch den Konzert saal". Weit verbreitet ist auch das kleine, aber hochinteressante Buck „Musikalische Zeitfragen". Für die musikalische Kritik ist Krehschmar vorläufig immer noch der nichtüberlrofscne Mei ster der musikalischen Aesthelik, der Typ eines nimmermüden, gründlichen Gelehrten. —r. -f Die Biola Beethovens. Franz Ries, einer der ältesten und angesehensten deutschen Musikverlegcr Berlins, hat dem Bonner Beethoven-Haus ein von seiner Familie seit Genera tionen gehegtes Kleinod, Beethovens Bia1scl>e. zum Geschenk ge macht. Das Instrument stammt aus der Zeit, in der Beethoven als Bratschist der kurfürstlichen Hoskapelle bei seinem Lehrer- Franz Rieß spielte. Beethoven verließ 1793 Bonn. Seine Brat sche erhielt damals Franz Rieß, der der Familie Beethovens als freundschaftlicher Berater oft helfend zur Seite gestanden hatte. Das freundschaftliche Verhältnis dauerte auch später noch an s Der Erfinder der Kunstseide gestorben. Graf Hilaire de Chardonnet, der Erfinder der künstlichen Seide, ist vor kurzem in Paris gestorben. Wie in einem Nachruf mitgeteilt wird, wur de er durch die Pasteurschen Arbeiten über den Seidenmurm ganz zufällig dazu angeregt, sich ebenfalls mit diesem Tier vom biolo gischen Standpunkt aus zu beschäftigen, und dieses Studium brachte ihn dann auf den Gedanken, die Arbeit des Seidenwur mes durch künstliche Herstellung zu ersehen. Die wesentlichsten Punkte seiner Erfindung wurden von ihm in einer Beschrei bung niedergelegt, die er 1884 der Pariser Akademie der Wis- Etne Bruckner-Weis' Von OttoSeifert, Hainitz. Der letzte Sonnenstrahl verglimmt im fernen Westen, und purpurne Röte ergießt sich übers weite Himmelszelt. Ihr Wider schein beleuchtet Berg und Tal, durchflutet auch der kleinen Kapelle geheiligten Raum und grüßt den stillen Einsiedler im Tabernakel drin, taucht auch des trauten Stübchens Wand in rosige Farbenpracht und läßt die Bilder deutlicher als sonst geheime Zwiesprach' mit uns halten. Zu stiller Andacht stimmt Bracks „Adagio". Doch lieber noch ist mir das niedliche Böhlersche Schattenbild „Bruckner im Himmel". Ganz von Abendsonnenglut übergossen, scheint es, als ob es Leben bekäme, als ob die Ge stalten heranSträten aus dem schwarzen Nahmen. Freude herrscht im ganzen Himmelreich, besonders unter jenen seligen Meistern, deren Himmelsweisc» noch heut auf Erden jedes fühIcnM Menschcnherz in süßen Wonneschauern erbeben lassen. In festlicher Prozession wallen der Tonkunst Lieblinge einem entgegen, der, von HimmelSglanz umflossen, nur zögernd in des heil'ge» Gottes Räume rinzutreten wagt. Demütig- bescheiden, so wie er auf Erden stets gewandelt, steht er an der Himmelstür, blickt staunend ringsum auf all die himmlische Herr lichkeit, auf den ihm entgegcvwalsenden festlichen Zug. Aber nicht an der Himmelspforte darf Bruckners Platz sein. DaS Englcin weiß es bester. Würde eS ibn sonst an feinem weite» Festtags rocke ziehen? Und da tritt ihn schon der liebe, gütige Abbe Franz Liszt entgegen, mit beiden Händen seinen großen Glaubens genossen empfangend, Hinter ihm schreitet majestätisch der Meister von Bayreuth einher, und tiefer neigt sich Bruckners Gestalt, in stummer Unterwürfigkeit seinen über alles verehrten Freund zu begrüßen. Es folgen die Meister der romantischen Schule: der melodienfrcudige Franz Schubert, der ernste, sinnige Robert Schumann und neben ihm der Sänger deS deutschen WaldeS, der dramatische K. M. v. Weber. Weiter oben auf deS Himmelreichs Stufen schreiten die Klassiker, voran der Meister des Rokoko, W. A. Mozart, hinter ihm die trotzige Litanengestalt Beethovens, dann Gluck und Haydn. Auch der majestätische Händel darf nicht fehlen. An der Orgel aber sitzt der Meister der Fuge, I. S. Bach. Seine festlichsten Weisen hat er angestimmt, den großen himmlischen Konzertsaal mit brausendem Jubelklang erfüllend. Und ringsumher musiziert das ganze EngelSvrchester. Will doch auch teilnehmen an dem gewaltigen Sinfoniekonzert zu Ehren des ne» angekommen«« Gaste». Die Violinen spielen Von Uttiv.-Pcof. Dr. G. (Nachdruck verboten.) Die europäische Kultur mußte sich in deu letzte,» Jahre,, nicht selten von Völker», deren geistiger Stand ihr weit unter legen schien, einen Spiegel Vorhalte,, lasse,,. Nicht bläst durch den unseligen Weltkrieg hatte sie dieses Schicksal verdient, ihre eigene, so hoch gepriesene Bildung zeigte sich oft nur von außen als in glänzendem Gewände, innen waren Nninen, Staub nnd Moder, denen, die von ferne herkamen, sie zn beivnndern, wurde sie ein. Gegenstand deS Ekels ob ihres gleisnerisckM Scheines. Sie suchten wahres geistiges Leben in diesen halbtoten Körper zu hauchen. Männer wie Rabindranath Tagore meinte» durch indischen Geist „»d durch indische Besinnlichkeit der euro päische» Kultur aushclfen zu können: und Strömungen wie die Theesophie und die Anthroposophie wollen noch heute indisches Wissen znin Angelpunkt abendländischen Lebens machen. N„» kommt ein Indier, der in seiner heimatliche» Religion nnd Philosophie keine Befriedigung erlangte, aber als echter Indier Christus „erlebte", n,„ das alte Evangclinn, in neuer Kraft z» predigen. Ter Sadhu Sun dar Singh, über den Friedrich Heiler ein interessantes Buch (bei Ernst Reinhardt München 1921) veröffentlichte, wird dadurch tatsächlich z» einem Apostel des Ostens und Westens. Ter Eindruck, de» Sunbar Singh vom europäischen Christen tum (genau gesagt, vom europäische» Protestantismus) empfing, enttäuschte ihn schtvcr. Er sprach dies in einem schönen Gleicli- nis aus: „Eines Tages saß ich... am Ufer eines Flusses: ich zog ans de», Wasser eine» schönen, runde» und harten Stet» unb zerschlug ihn. Das Innere war ganz trocken. Dieser war lange Zeit im Wasser gelegen, aber daS Wasser war nicht in den Stein eingedrungen. Ebenso ist es mit den Menschen hier in Europa; Jahrhundertelang sind sie vom Christentum umslutet, sind ganz nnd gar eingetnucht in seine Segnungen, aber das Christentum ist nicht in sie eingedr,ingen und lebt nicht in ibnen. Die Schuld liegt nicht am Christentum, sondern an der Härte der Herzen. Materialismus und Intellektualismus haben die Herzen hart gemacht. So wundere ich mich nicht darüber, daß viele Mensche» hierzulande nicht verstehen könne», was Christus ist." Snndar Singh durste, wie er selbst in schlichter, tiefer Begeiste rung erzählt, Christum „erfahren". Als ernster Knabe ausgewachsen, Vvn einer sinnigen Mutter zur Liebe heiliger Dinge erzogen, konnte er weder in der väter lichen Sikhrcligion, noch in indischer^ Spekulation den Frieden des Herzens finden. Ter christlichen Predigt widerstand er; sein Haß trieb ihn bis zur Vernichtung des Evangelienbnchlcins. Ta wurde ihm, einem zweiten Saulus, die Gnade der Bekehrung zuteil; er „schaute" Christus, und von jetzt an lebte er für ihn. Die beschwerlichsten Missionsreisen in seiner indischen Heimat und namentlich in dem unwirtlichen, kaum zugänglichen Tibet scnschaften versiegelt zur Aufbewahrung»; übergab. Im Jahre 1889 führte er dann sein Verfahren auf der Pariser Ausstellung vor und es erfolgte die Gründung einer Gesellschaft, die die industrielle Ausnützung der Erfindung in die Hand nahm. ck Frauen als Erfinder. Die Frauen, die sich in früheren Jahrhunderten verhältnismäßig selten als Erfinder hervorgetan haben, werden auch auf diesem Gebiete immer rühriger und schöpferischer. Nach einein Bericht des Londoner Patentamtes sind in der allerletzten Zeit vierhundert Erfindungen von Frauen patentiert worden, und wenn auch immer den Tausenden von Erfindern nur Hunderte von Erfinderinnen gegcnübcrstehen, so wächst doch die Zahl der Frauen beständig, die neue Apparate oder originelle Einfälle beim Patentamt anmelden. Wir finden, daß die Frauen eine besonders furchtbare Einbildungskraft auf allen Gebieten des häuslichen Lebens entsalten, erklärt der Lei ter des Patentamtes. „Frauen sind m ihren Erfindungen, die sich auf die Häuslichkeit beziehen, sehr viel praktischer als die Männer und finden für sie auch raschen Absatz." Unter den neuesten Patenten von Frauen besinden sich unter anderen fol gende: Verbesserte Kartoffelschälmaschinen, Abwaschtische, die die Arbeit sehr erleichtern, Verbesserungen an Ocfen, Behälter zum Tragen von Speisen, Sportanzüge für Kinder, Korsetts ohne Fischbein, zusammenklappbare Tische und Stühle, Schuhein lagen, Apparate zum Trocknen und Färben der Haare, Kindcr- spielzeug usw. ihre süßesten Melodien, der gewaltige Kontrabaß, von drei Him- melökiiiderii bedient, brummt energisch dazwischen, festlich schmettert die Trompete, blasen Posaunen und Baßtnba drein, Pauke und Triangel geben den Rhythmus an, und hoch droben auf der Orgel mischt sich der Harfe rauschender Klang in der Töne wogendes Meer. Ist das ein Singen und Jubiliere», daß man schier sterben möcht vor Wonne, wenn man nicht — ja, wenn man nicht schon im Himmel war'. Schier könnt' nian erraten, was da zu Meister „Antons" Ehr gespielt wird. Wenn'? nicht der gewaltige Schlußchoral der 5. ist, so mein ich, wird'S vielleicht sein Tedcum oder das Gloria aus der F-Moll-Messe sein. Oder daS göttlich schöne Adagio seiner 8.? Ganz in Verzückung steht er da: Bruckner, der „klingende Christ," Bruckner, der „österreichische Psalmist". Bruckner, als Priester, auS eigenen Weihen geweiht". Und dann faßt ihn ein Seraph und geleitet ihn an der Meister langer Reihe dahin, empor zur Königin der Jisitrumentc. Der greise Thomastantor aber macht ihm Platz. Und dann versinkt alle Himmelsseligkeit um ihn. Eine erdenferne Stunde taucht vor seinen wcune- trunkenen Blicken auf, eine Stunde drunten in St. Florians Stift, und „Wände grauen, ans gleitendem Dunkel steigen Gewölbe und Bögen — das Münster dämmert. Da bricht Klang in die Halle, eS birst das Schweigen, Jubel hämmert An Stein und Portal, Einzulassen das Licht, — ^ Hoch an der Orgel sitzt Meister Bruckner und spielt Choral." (T. Liffauer.) Bruckner, der gläubige Katholik spielt, spielt „sehr langsam und feierlich" sein Misterioso der 9. Sinfonie, daß des heil'gen Geistes Kraft bald mit Donnergebraus, bald wie geisthaft fernes Säuseln ans die andächtig Betenden niederströmt. In tiefste Kontemplation versunken, als tönender Mystiker, „Meister Heili ger", halt er Zwiesprache mit dem Ewigen. Ja, diese Bruckner- Weis, ist sie nicht „wie ein Gebet im Gestühl eines DomeS: Die anderen Menschen stören ihn nicht, aber die steinerne Wölbung umgibt ihn, umgibt sein Gefühl, ohne daß er st« mit den bedeck ten Augen steht, als ein Abbbild des Unsichtbaren." — Und als die letzten Tonfluten sich in da« dämmerige Heiligtum ergossen, da tun sich die buntbemalten Lhorfcnster weit- weit auf. Von HimmelSglanz umflossen, schwebt im Kreise heiliger Seraphinen St. Cacilia herein und naht sich dem in Weltfernen weilenden Wu nderle-Würzburg. gaben ihm Gelegenheit, in unermüdlicher Belehrung, in zahl losen Leioen und Prüfungen für Christus Zeugnis abzulegen. Die Taufe spendete er mir un Notfälle. Seine Absicht ging einst darauf aus, Anhänger sür irgendeine kirchlich« Gemcinschast zu werben: er bezeugte sich damit, durch sei,» „Zeugnis" Begeisterung für Christus zu erregen und seine eigenen Erfahrungen nach Mög lichkeit M andere» zu wecken. Selbst schloß er sich keiner Kirche an; nicht einmal die freieste Gemeinschaft innerhalb des Pro testantismus war ihm ungebunden genug, um ganz seinem eigen sten persönlichen Verkehr init Christus zu leben. Auch leine Mis- sionsredcn vor europäische» (protestantische») Theologen waren bloß „Zengnisse". Man muß Snndar Singh, der sich dadurch gewiß Savhu, d. h. als wandernder Heiliger bewährte, nachsagen, daß oie Ehrlichkeit seiner Ueberzengnng, die Schlichtheit seines ganze» Wesens zn gewinnen verinag. Dazu kommt die Weise seines Predige,>s, die so ganz indisch ist mit ihren tiefe» Gleichnissen nnd Veranschaulichungen. Aber man darf über seinem guten Glauben doch die Tatsachen nicht übersehen, die mit dem Geiste des echten Christentums in scharfem Widerspruche stehen. Fr. Heiler hebt von seinem protestantischen Standpunkte aus manches der Kritik Bedürftige hervor: er findet beispielsiveise einen Man gel an Demut darin, daß sich der Sadhu keiner kirchliche» Ge sellschaft einfüge. Damit ist allerdings noch nicht das Wichtigste über die kirchen- und überliefernngslose Lehrweise des indischen Apostels gesagt. So sehr an der Gottheit Christi festgcyalten wird, alles steht und fällt beim Sadhu doch mit oer rein persönlichen Christus- und Heilsersahrung. Darin offenbart sich der echt protestantische Zug in der gesamten Persönlichkeit des Sadhu. Ueberall verweist er zur Bürgschaft sür seine Predigt aus die Erfahrung, die ihm der Heiland geschenkt habe. Sein (tzebetöleben ist eine Entstellung jenes innigen Verkehrs mit Christus, der fast in leibhaftiger Anschaulichkeit geschildert wird. Wer von seinen Hörern oder Lesern wird es leichthin bezivcifeln wollen, daß darin tatsächliche Wahrheit stecke? Wer wird aber auch ohne weiteres die Ueberzengnng von der objektiven Rich tigkeit der ganzen Gebets- nnd Wunderdarstellung zu verteidigen wageil? Ter Sadhu hat sich allzu sehr außerhalb aller christ lichen Gemeinschaft und damit doch auch außerhalb der notwen digen Kontrolle gestellt. Freilich, der Geist Gottes weht, wo er will; aber wenn sein Wirken durch einen Mittler hindurch für andere dauernd fruchtbar werden soll, dann muß es fester denn auf bloß subjektives Erleben gegründet sein. Immerhin: Uns europäische Christen (auch uns Katholiten) will sein Ruf nach Innerlichkeit nützen: in seinem Heimatlands Indien vielleicht soll der Sadhu eine» Teil der herrlichen Auf gabe mit erfülle», die Formen des indischen Geistesleben? dem Christentum dienstbar zu machen. f Wie lange wächst der Mensch? Im allgemeinen wird angenommen, daß der Mensch bis zum 24. Lebensjahre sein Wachstum vollendet hat. Wie jedoch Messungen an norwegischen Soldaten ergeben hoben, sind von diesen immer noch 83 Prozent im Alter von 22 bis 28 Jahren durchschnittlich um 1,6 Zentime ter gewachsen. Auf Grund weiterer Untersnchnngen wurde iest- gestellt. daß der Mensch manchmal sogar sein Längenwachstum bis zum 30. Lebensjahr sortsetzt. Von 5. bis zum 19. Jahr be trägt die Zunahme des Wachstums gleichmäßig etwa 5 Zenti- nieier jährlich, dann verlangsamt sie sich. 6 Proz. der Gensise- nen wurde vom 22. Jahr an kleiner. Die Abnahme betrug einen halben bis einen Zentimeter. Bei den meisten der zu den Ver suchen Herangezogenen wurde im 22. Jahre ein Stehenbleibcn des Wachstums ermittelt. Verantwortlich sür den redaktionellen Teil: Dr. Josef Albert, Dresden. — Für den Inseratenteil: Josef Fohmann Dresden. VliLringsr Vslck! 8onnig;s8 Lsiin, Vsrsnllon, Hallcons, Qartcm mit IVisrv, sobr rubiA« I-aAv, vnks am XVHclo, biatot nnAovobmon Sonnmev-Kutontkslt i, o Meister. Die klingendcw'Pfcifen versinken und „auS des soprani» scheu Cherubs Kehle stieg empor die kristallische Seele", empor wieder ins ewige Reich der heiligsten Dreifaltigkeit Vor Gottes Thron, den Segen des Künstlers empfangend. Bruckners Weis' ist Hiinmelswcis'. ES dürfte wohl seilen eine Musik geben, die so „gebetet" war wie diese, v»d bine dürste auch darum die Herzen der Gläubigen so zn Gott erheben wie sie. Klingt schon aus des Meister? Sinfonie seine ganze tiefe Religiosität, wieviel mehr aus seiner .großen" Kirchen musik. Ich meine da vor allem die 3 Messen jD-Moll, E Moll nnd F-Moll), da? Tedenm, den 1l4. und 150. Psalm. Seine kleineren A-Capclla-Ehöre, insbesondere die 5 Tallinn» ergo, zeigen noch nicht wesentlich Brucknersche Eigenarten, dagegen ist das 7stimmige Ave Maria schon echt Brucknerisch. Daß die großen christlichen Chorwerke nur auserlesene, leistnngsiälsige Chöre bewältigen können, dürste niemang, der Bruckners Musik kennt, bezweifeln. Andrerseits ist aber nicht z» leugnen, daß eS auch in Sachsen einige hervorragende Kirchcnchöre gibt, die alle Schwierigkeiten glücklich zu überwinden imstande wären. In den weltbekannten Aufführungen der Dresdner Hof- (Propstei- kirche fehlt Bruckner noch ganz, und doch stehen diesem Chore alle Kräfte zur Verfügung, die ein Brucknersches Werk verlangt. Wichtig ist die Feststellung, daß die kirchlichen Koinpositioncn des großen vberösterreichischen Sinfonikers trotz ihres kontcapunktisch, wie gesangStechnisch komplizierten Stile? durchaus liturgisch ein wandfrei sind. Jedenfalls sollte das BrucknerjubiläumSiahr 1924 nicht vorübcrgehen, ohne daß dem Meister auch als hervorragen. dem Kirchenkomponisten die Ehre zuteil würde, die ihm gebührt. Vielleicht wird auch noch mehr Brncknermusik aus den Archive« gegraben. Wenn Bruckners Musik, auch seine heilige Kirchenmusik, himmlische Offenbarung ist, Gebet eines „sternenthronciide» Musikers", dann verstehen wir jenen Linzer Bischof, der Bruck, ner versicherte, er könne nicht beten, wenn der Meister seine Himmelsweisen erklingen lasse. Das ist der Geist der Liebe, de» auch in Tönen predigt, ein göttlicher Geist, heilige Adagiowoiiiie, von der der Dichter singt: .Weltlüfte ersingen — Gelöst in Laut ist alle Zeit — Fern über eine Ewigkeit UrleiS ein raumhell zartvevdämpftcS Klingen — Die Engel fteh'n mit sanft geschloss'nen Schwingen — Es tönt die heilige Dreifaltigkeit,"