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Von -er Zeillupe un- -em Jeilrasser Wohl am trefslichsten ist es heute der Filmtechnik gelungen, Herrschaft über unsere allmächtig« Zeit zu gewinnen. Gemeint sei jetzt aber nicht, daß wir im Film während einer Stunde „Ten Flug um den Erdball" erleben, oder die Schicksale ganzer Geschlechter in ergreifenden Szenen vor unseren staunenden Augen vorüberziehen sehen. Das hat uns die Bühnenkunst schon längst geboten, wenn auch nicht immer die Illusionen hier von der gleichen Stärke und Eefühlsbetonung waren. Unsere Filmkunst leistet bedeutend mehr; denn ihr stehen im Kampfe mit der Zeit zwei überragende Waffen zur Verfügung: die Zeitlupe und der Zeitraffer. Mit beider Hilf« kann tat sächlich die Zeit gezwungen werden, den ewigen Lauf zu ver langsamen, oder gar noch ins rasende zu steigern. Die Zeitlupenaufnahme an und für sich war den Kino besuchern schon lange bekannt. In den amerikanischen Film grotesken fehlte fie selten. Die Meister und Helden dieser Filme, Charly Chaplin, Harald Lloyd, Fatty Arbuckle und Duster Keaton hatten den Wert dieser Erfindung früh erkannt. Ihnen lag jedoch weniger daran, ästhetische, als vielmehr ur komische Wirkungen mit der Zeitlupe zu erreichen. Sie sollte ihnen helfen, die Wirklichkeit auf den Kops zu stellen, sie wollten aber auch die schaulustige Menge von dem Drucke des lastenden Alltags befreien und sie dem öden Gleichmaß der Tage entreißen. Die ersten Versuche mit Zeitlupe und Zeit raffer zielten darauf hin, außergewöhnliche, sinnwidrige, bem Publikum unfaßbare Vorgänge auf die Leinwand zu zau bern. Mehr als auch die besten Tricks, die tollkühnsten Wag nisse der Groteskdarsteller vermag da die Zeitlupe und ihr Kollege, der Zeitraffer, zu leisten. So läßt z. B. die Zeit lupe in wenigen Sekunden, in denen der „nervöse" Held durch die gefährlichsten Situationen stürzt, zu langen, bangen Mi nuten auswachsen. Minuten, die den Zuschauer mit Grauen und Entsetzen erfüllen, die er in fieberhafter Spannung durchlebt, als schwebe er selbst in dieser verzweifelten, teuflischen Lage. Der Zeitraffer wiederum ermöglicht es uns, das Wachstum der Pflanzen, die Entwicklung der Lebewesen und unzählige andere wundersame Zeit beanspruchende Dinge im schnellen Geschehen zu erschauen. In Deutschland wurden die beiden Nufnahmevcrfahren zunächst nur rein wissenschaftlichen Zwecken dienstbar geinacht. Vorgänge, die infolge ihres blitzschnellen Ablaufs dem Auge nicht inehr faßbar sind, lassen in der Zeitlupenaufnahme alle Phasen des Geschehens erkennen, und der wissenschaftliche Beob achter kann verweilend jede Elnzelhekt betrachten und werten. Hauptsächlich waren es sportliche Filme, die von diesem Vorteil der Zeitlupenaufnahme ausgiebig Gebrauch machten. Anfangs trug diese Gattung der Kulturfilme ausgesprochen lehrhaftes Gepräge. Die fernere Entwicklung der Filmkunst hat jedoch allmählich dazu geführt, daß die Grenzen zwischen Kunst- und Kulturfilm immer fließender wurden, so daß heute jeder Kulturfilm auch ein Kunstfilm sein muß. Damit fand dann auch die Zeitlupenaufnahme die hohe ästhetische Wirkung, die wohl jedem von den modernen Filmen her bekannt ist. Der Zeitraffer hat jedoch mehr seine» Wirkungskreis in burlesken und grotesken Filmen. In diesen sieht man unsinnig jagende Menschen, sieht Bäume aus der Erde wachsen und die Entwicklungsgeschichte kleiner Lebewesen. Jedoch in dem Film der I. E. Farbenindustrie „Das Blumenwunder" wurde zum ersten Male die Technik des Zeitraffers für den wissen schaftlichen oder belebrcnden Film propagiert. Jahrelange Aufnahmen rollten hier in 6V Minuten ab und zeigten in wundersamen Bildern das Entstehen, Leben und Sterben unserer großen botanischen Welt. Erwähnt fei nun vor allen Dingen aber auch die technische Seite von Zeitlupen- und Rafferaufnahmen. Bekanntlich unter scheidet man beim Filmen zwei Arten von Ausnahmeverfahren: das natürliche und das künstliche. Das natürliche besteht in einem einfachen Kurbeln der gestellten Szene. Im Zeit raum von einer Sekunde vermag die Lupe des Ausnahme apparates 16 kleine Bilder zu verschlucken. Diese, im gleichen Zeitraum dem menschlichen Auge vorgeführt, täuschen den Ein druck hervor, als ob das Bild Leben besäße, da wir nicht im stande sind, 16 Bilder in einer Sekunde mit dem Auge zu er fassen. Die künstliche, wie die Zeitlupenaufnahme, macht es nun möglich, 260 bis 486 Bilder in einer Sekunde zu photo graphieren. Werden diese Bilder im normalen Tempo vor geführt, so muß die Bewegung den Zuschauern 36fach verlang samt erscheinen, da ja die 486 Bilder nicht in einer, sondern in 36 Sekunden am Auge vorüberhuschen. Dem Beschauer bleibt also dreißigmal so viel Zeit, die Bewegung zu studieren, ihre Schönheit restlos zu genießen. So gewinnt das Goethe wort: „Nur allein der Mensch vermag das Unmögliche, er unterscheidet, wählet und richtet, er kann dem Augenblick Dauer verleihen", im Lichte der Filmtechnik eine neue eigen artige Bedeutung. Der Raffer, ein äußerst komplizierter Apparat, kann ganz nach mechanischer Einstellung jede Stunde, jeden Tag, und jede weiterliegcnde Zeit nur eine Aufnahme machen. Filme, wie „Die Biene Maja", enthalten in ihren Hauptszenen derartig« Rafseraufnahmen, während der schon erwähnte Farbensilm .Das Blumanwunder" direkt ein Zeitrafferkunstwerk ist. Be merkenswert tst, daß die Ausnah,ncapparate der hier g«- schilderten Techniken ziemlich ungeheure Monstrums sind un- natiirlich auch viele Kilo wiegen. Bekannte Firmen wie Lrne- mann, Teax, Eillon, Pathü und die Freiburger Apparatebau- gesellschaft konstruieren sie und bringen sie mit steten Ver besserungen auf den Markt. Im Rahme» der Zeitlupenausfiihrungen muß noch betont werden, daß nicht jeder Vorgang für sie empfänglich ist. Einen fahrenden Dampfer zu drehen, wäre z. B. ein unnötiger Negativverbrauch,' denn er kann ja auch langsam fahren. Ebenso ist es nicht nötig, einen Radfahrer mittels Zeitlupe aufzunehmen,' denn derselbe kann unbedingt den Gang seines Fahrzeuges so weit mäßigen, daß die Bewegung auch normal wie eine Zeitlupenaufnahme aussehen würde. Springende Pferde, Hunde, sportliche und artistische Leistungen sind dagegen immer geeignete Objekte. Am Schlüsse dieser Ausführungen muß noch betont sein, daß der verstorbene Leiter der Kultursilmabtcilung der Ufa, Georg Schade, einer der erfolgreichsten Vorkämpfer der tech nischen Erfindungen, Zeitlupe und Raffer war. und daß nament lich ihm nur das Verdienst des Aufwärtstendiercns unserer filmischen Kunst anzurechnen ist. Die Schwierigkeiten beider Aufnahmeverfahren jedoch find immer noch recht erheblich, und nur eine engelsgleiche Geduld kann zum Ziel führen. Ganz be sonders stark wird das „Erlebenwollen" der filmhungrigen Menschheit durch die Wirkung von Zeitlupen- und Raffer aufnahmen gehoben und befruchtet. Beide technische Errungen schaften erobern dem Film einen neuen Vorsprung im Wett streit mit den anderen Künsten. Oerdarck Lctirva.i-r. * Ein Brief de« sterbenden Hauff. In dem „Den Freunden des Verlages F. A, Blockhaus" gewidmeten Almanach 1927/28 veröffentlicht Dr Hermann Michel aus dem Berlags- archio einen bisher unbekannten, menschlich und zeitgeschichtlich wertvollen Brief Wilhelm Hauffs an Heinrich Brockhaus, mit dem der Dichter im Jahr vorher in Verbindung getreten war. Das Schreiben ist von Anfang November 1827 datiert und durch eine Mahnung des Verlegers veranlaßt, dem Hauff ein« Novelle für die „Urania" und Buchbesprechungen zugesagt hatte. Der Dichter macht Mitteilungen über seine Krankheit („gänz lich haben sie mir die Galle ausgeleert: die wächst aber wieder, solange Deutschland Deutschland ist"), nennt die Bedin gungen für seine novellistische Mitarbeit und bittet Brockhaus, sein im „Damentaschenbuch" erschienenes „Bild des Kaisers von keinem Preußen rezensieren zu lassen, da er darin die Preußen schwer beleidigt habe und ihnen mit der Sonde bis aufs Mark gedrungen sei. Hauff, der sich in dem Brief „bei nahe wiederhergcstcllt" nennt, muß in einem Postskriptum Mit teilen, daß er seit zwei Tagen wieder das Bett hüte. Er starb kurz darauf, am 18. November. kb Freitag eien 28. Oktober: Oer spannencke, unter IViitwikkunZ bervorrsxencker >Viener kAmcksr- steller entstsnckene Luniks Lilm nsck ckem Lübnenvverk „Oie Strecke" v. Osk. kenckiner kk-mptcksrst. - bta-z- Oelsebakt, Larmen Lartellierl, änton Lcktlioler, Onterklrckner, Kisrr, L. blsutelck, kl. Tbimix. XLIEKMlllMll Einig« rsgs v»e>Sng«rli M, Allsärultar 8>raS« ist umgsbaut, »dar »i» «sokall inkolßv cker tllglicben llsiterkeiisstürme über unä pstsoßon sIs WlionÄre Lin fsioktislligvZ !u8tigsr 8vipsori»-smm! UM" für luzsnck loda erlaubt. Lilr Kincker unter 14 isbren in cken dlackmlttaxs-Vorstellungen sut sUen sip lrvn lislds Lreissl ^Verklag»: 4, V<7, V,9 / 3onntsr,s V?3. U?7. V,9 Llnesener LtrsLe 32 — Lernrut: 36o>5 LlralZenbasinlinien: 2,8. >0, 17. ly. 20, 22 Haltestelle, Lvr-ckenplstr Orcliesterlsitunx: Kapellmeister- Ulkig kl» mit kNontaq. cken 31. Oletobee 1927: »torms l^slmscis« in vis Ksmslisnrism« Vom 1. di» mit 3. biovembep 1927; DM" 14 u r ckreisiage -W> „vis ttore" Lksnckai in e uer kleinen lkesickenr i ^»cneuiaas: b». ^ „9 Odr /tzo> 0<7 u.O.aQi,, 0r«»«l»nA. N»eI1»,Irnl!ls 10 biun noeli dl» INonkag: vis von c>er LlrsKe leben Dienstag-: vis Vorbestraften Dieser Lilm ist «ln »elgnl»! Leeinn: Verklag» 4, '/<7, >/,9. 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