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Freilog. den 4. März 1927 Nr. 8S' Sette 4 Dauernregeln für den Mürz Nlärzenschiiee tut den Saale» weh. — Nasser Marz ist für keines Bauern Herz, der der Sonne ivehrt, wird wenig begehrt. — Ist's im März feucht, wird's Brot im Sommer leicht. — Ist Kunsgunde s3.) tränenschwer, dann bleibt gar oft die Scyeune leer. — Märzregen bringt keinen Segen. — Feuchter März, des Bauern Schmerz. — Isi s Mariä (25.) schön und he», gibts viel Obs! auf alle Fäll'. — Märzenbliite ist ohne Güte — Fm Märzen kalt und Sonnenschein, wird eine gute Ernte sein. — Wenn im Mürz viel Winde weh», wird's im Maien warm und schön. — Soviel im März die Nebel steigen, soviel im Sommer sich Wet ter zeigen. — Trockener März und seuchter April tttt's dem Landmann nach seinem Will'. — Was der März nicht will, das holt der April, was der April nicht mag. das steckt Ser Mai in den Sack. — Ein schöner Fosephlag (10.) das ganze Jahr gut wer den mag. — Märzenstaub ist's Pfund einen Taler ivert. — Trockner März, April nah. Niai luftig, von beiden was, bringt Korn in den Sack und Wein in das Fast. — Fst's Marien l25.) schön und rein, wird das Fahr sehr fruchtbar sein. — Joseph klar, gibt ein gutes Bienenjahr. — Aus Mürzcndonner folgt ein fruchtbar Fahr, viel Frost und Regen bringt Gefahr. — Trockne Fasten, gutes Fahr. — Mariechen (25.) pustet das Licht aus und Michael <29. September) steckt's wieder an. — Zu frühes Säen ist nicht gut. zu spätes Säe» auch übel lut. -- Auf Märzenregen folgt kein Sommersegen. — Wie die 40 Ritter (10.) das Wetter gestalten, so wird es noch 40 Tage anhaltcn. — Märzgcwitter zeigen a», daß graste Winde zielzen heran. Dresden Aus -er Skadlverwaltung Dresden, den 3. Mürz. Um auch aus diese Weise zur Verminderung der Arbeits losigkeit beizutragen, !)at Ser Rat in seiner letzten Sitzung die im .Haushaltplan 1027 als austerordentlichcr Bauaufwand für Hochbau- und betriebsamIliche Vorrichtungs- und Erncuerungs- arbeiien an städtische» Dienstgebäuden, Schulen und Anstalten vorgesehenen Beträge von zusammen rund 2 100 000 RM. zur Verausgabung vor Verabschiedung des Honshaltplanes be willigt. Den abweichenden Beschlüssen der Stadtverordneten zur veränderte» Fassung des 2. Nachtrages zum Ortsgesetz über dir Entwässerung der Grundstücke <Herabsetzung des Höchstbetrages der Untersuchungsgebühr von Enttvässerungsanlagen von 25 M. auf 10 M.j, der Polizeiverordnung für das Barbier-, Friseur- und .Haarsorincrgewerbe zur Bcrlstilung der Verbreitung an steckender Krankhoiten, der Richtlinien siir die Bemessung des Erbbauzinses bei Vergebung städtischen Grundbesitzes in Erb baurecht zu Kleinivohnungsboiiten ist der Rat beigetreten. Fm Vorjahre holten die Stadtverordneten den Rot ersucht, mit allen Mitteln aus Beschaffung neuer Spiel- und Sportplätze bedacht zu sein. Man beschlieht, den Stadt verordneten eine vergleichende Übersicht über die seitdem ein getretenen Veränderungen in Zahl und Grundfläche der Dresd ner Grost-, Spiel- und Sporlplätze mituuteilen. Danach beträgt nach -dem Stande vom 31. Dezember 1026 die Fläche der öffent lichen städtischen Spielplätze im Dresdner Stadtgebiet rund 733 000 Quadratmeter, die der Polizei- und Rcichswehrplatze 128 000 Quadratmeter, die der Vercinsplätze rund 783 000 Qua dratmeter und die Fläche Dresdner Spiel- und Sportanlagen austerhalb der Stadtgrenze rund 160 000 Quadratmeter. Seit Ende 102.', ist ein Zuwachs von 116 300 Quadrat meter Piatzslächc eingetrelen. Am Schlnst der Sitzung verabschiedete Oberbürgermeister Dr. Bücher die infolge der Neu »mH! ausscheidenden ehrenamt liche» Ratsmitgliedcr Sladlrüle Dr. Hops. Enger, Funckersdorf, Nathansoh», A hl he Im und Schnei der in anerkennender Würdigung ihrer Betätigung zum Wohsc des städtischen Gemeinwesens. Stadlral Tr. Hops dankte im Namen der Ausscheide »den. SchulunlrSwoche -es Welkffu-enrenwerks Dresden, 3, März. Vom 6. bis 15. Juli wird in Dresden, dem Sitz der Wirtsä)oftshilse der Deutschen Studentenschaft, die bereits seit längerer Zeit angekündigte Schulnngswoche des W e l I st ud e » kc n w e r k cs <I. SS.) für studentische Selbst- hilscsragen slattsiiiden. Als leitender Grundgedanke für die Dresdner Beratungen ist das Thema gewählt worden: Stel lung und Aufgaben der jungen Akademiker in der Gegenwart. Fm übrigen ist beabsichtigt, die Tagung !m Rahmen einer reinen Schulnngswoche zur Durchführung zu bringen und da- lwi die ausländischen Gäste an Hand der Einrichtungen der Wirtschaftshilfe der Dcuischen Studentenschaft in die prak tische Methode der Selbslhüselätigkeit einzusühreii, Anster- >>alb des eigentlichen Tagungsprogramms sind ferner eine Reihe kürzerer Vorträge von Mitgliedern des Vorstandes und an deren Amlsträgern der Deutschen Diudenlenschast geplant, die einen Ueberblick vermitteln sollen über die Organisation und die verschiedenen Ausgabengebielc der studentischen Selbstver waltung in Deutschland. Schließlich sek noch erwähnt, daß der deutsche Uiilcijicnerolsckretär im Völkerbund Dufeur-Ferouce als Erösfiiuntzsredner für die Dresdner Tagung gewonnen ist. Deutsche und auslön-ifche Ptakalwerbung Dresden, 8. März. Der Dresdner Verkehrsverein hat sich die Mül)« gemacht, im Rahmen einer im Lichthose des Neuen Rat hauses uiilergebrachlen Ausstellung zu zeigen, was die einzelnen Länder, Staaten und Landschaften alles ausüieten, u n für sich Propaganda zu machen. Daneben aber hat die Ausstellung sicherlich noch den Zweck, dazunm, dast die dem Dresdner Ber- kchrsverein zur Verfügung stehenden Mitte' für Propaganda- Zwecke aus -die Dauer unzureichend sind. Mit Untei-stiitzung des Bundes deutscher Vcrkehrsvereine in Magüebur,, und der Reichs- zentrale für deutsche Berkchrswerbung in Berlin ist eine an sich zwar kleine aber immerhin recht interessante Schau zu- sammeugetrageii worden. Die Reichs?,enttale, die im Auslände für Deutschland wirbt, bedient sich hierbei guter photographischer Aufnahmen und Reproduktionen origineller künstlerischer Schöp fungen, bei deren Ausführung man sich auf die in Amerika üb liche Einstellung des Publikums dieser Art von Werdipig gegen über stützt. Wenn sich die öentiche Berkchrswerbung, in Ser .Hauptsache von der künstlerischen Qualität in ihrem Propaganda- material leiten läßt, so ist eine Neigung zum schematischen ebenso offensichtlich: die sich sowohl in den Plakaten als auch in den Prospekten und dem übrigen Propagandamaterial kundgibl. Demgegenüber kann man ieststellen, — und die klein« Ausstel lung zeigt das in leicht erkennbarer Weise, dast das Ausland sehr de weg lick) ist, sich nicht an ein Format bindet, aber immer wirkungsvoll bleibt, wenn dies auch auf Kosten der künst lerischen Qualität gehen sollte. Tie Schweiz, sic die Sujets für ihre grandiosen Plakate gleichsam auf der Strahe findet, nähert sich noch am ehesten der deutschen Werbung. Die eng lischen Bilder sind überaus sarbenprächUg, sie sind völlig aus den Bolkscharakter eingestellt und stellen häusig Golf- und Pferde sport in den Mittelpunkt der Plakate. Dis französischen Pla kate tragen im allgemeinen einen süßlichen und nichtssagenden Charakter, wenn man nicht sogar häufig von Kitsch reden will. Eine ganz eigenartige Prägung zeigen die nordischen Län der in ihrer Plakativerbung. lichiovll und stark im Ausdruck. Ganz im alten stecken geblieben ist die tschechische Plakatkunst. Die kleine Schau bietet dem Besucher sicherlich anregende Mo mente. : Ehrung des Rates der Stadt Dresden. Fn Anerkennung besonderer Verdienste um die „Graste Polizei-Ausstellung Ber lin 1026" ist dem Rate der Stadt Dresden eine Ehrenurkunde der Preußischen Slaatsregiernng verliehen worden. Der Rat Halle insbesondere Uebersichtstaseln und zahlreiche Anschaiiungs- stücke aus dem Gebiete der städtischen Wohlfahrtsvolizei ausge stellt, die allseits Anerkennung gesunden haben. Die Aus stellungsstücke sind der im Entstehen begriffenen Lehrmittel- Sammlung der städtischen Wohlsahrtspolizei ziigesührt worden. : Billiger Sonderzug 4. Klasse zur Leipziger Mess«. Ans Anlatz der Leipziger Messe verkehrt am Mittwoch, den 0. März 1027, ein Sonoerziig 4. Klasse zu ermäßigten Preisen von Dresden Hbf, nach Leipzig Hbf. und zurück. Ab Dresden Hbf. 8.05. ab Dresden Wettinerstiaste 8.11, ab Dresden-Neustadt 8,17, ab Riesa 0,11 vormittags. Ankunft Leipzig Hbf. 10.27. Rückfahrt ab Leipzig Hbf.8.20 abends. Der ermäßigte Fahrpreis für die Hin- und Rückfahrt betrügt ab Dresden 5,20 Mark, ab Riesa 3,00 Mark. Mit den Sondsrzugkanen können Vorzngskorten siir den Eintritt in alle Mcsthäiiser <1,50 Mark) usw. entnommen werden. Lehrerschaft und Pfiichtstundenzahl. Der Dresdner Lehrerverein Hot folgende Entschließung gesatzl: Am 31. März 1027 tritt dos Beamtenabbaugesetz außer Kraft, Die Lehrerschaft hat bei der Einführung des Abbaues als einzige Beamtengaltung eine Erhöhung ihrer Pfiichtstundenzahl auf sich genommen, nach dem versichert worden war, daß diese Erhöhung nur eine vor übergehende Maßnahme sei. Nach einer Erklärung oes Volks- bildungsministeriünis im Landtage muß die Lehrerschaft leider aniiehmen, daß das Ministerium nicht gewillt ist, aus die Wieder herstellung des Schiilbedarfs-gesetzes am 1. April zu dringen. Der Dresdner Lehrerverein erhebt Einspruch dagegen, daß der gesetz- lici>e Zustano der Lehrerschaft voreuthal teii, du st die Lehrer schaft nach der Aushebung des Beamlenabbaugesetzes weiter unter ein Abbangesetz gestellt werden soll. Die Lehrerschasi erwartet von Regierung und Landtag, daß sie auch für die Lehrerschcist das Abbaugesetz ausheben und den gesetzlichen Zustand des Schul- bedarssgesetzes wieder Herstellen. : Feslgenommene Ladendiebin. Bei Ausführung eines Ladendiebstah's in einer Verkaufsstelle des Konsumvereins Vor wärts wurde eine 50 Fohre alte Arbeitersehefrau von hier von dem Aufsichtspersonal abgefaßt und der Polizei übergeben. Es handelt sich um eine wegen derartiger Diebereien bereits erheb lich vorbestrafte Person. Eine Durchsuchung ihrer Wohnung för derte ein größeres Lager Diebesgut zutage. Unter anderem wurde vorgefunden: ein größerer Posten neuer Damen-, Herren- und Kinoerstrümpfe, Wollsachen. Fiimper, Strickivesten, Schals, ein Pullover usw., vier Damen- und Herrenschirme und zahlreiche Taschentücher, lieber die Herkunft der gestohlenen Gegenstände verweigert die Diebin jede Auskunft. Da von den Gegenständen die Warenzeichen entfernt sind, kann auch nicht festgesiellt wer den, wo sie herrühren. Bestohlene Geschäftsinhaber können die beschlagnahmten Sachen im Polizeipräsidium. Cchießgasse 7, Zimmer 71a, wo sie zur Ansicht ausliegen, werktags von 8 bis 2 Uhr besichtigen. ? Nicht lange seiner Freiheit erfreut hat sich der Einbrecher Albert Steiizel. »er, wie bekannt, am 24. Februar 1027 währen» eines Spazierganges auf dem Gefängnishof der hiesigen Ge» sangeiiciianstail auf dreiste Weise ent>viclp.'n war. Er hatte sich in der Lüttichaustraße unter salägnii Namen cingemistet und wurde dort von der Polizei sestgenonimen. Inzwischen hatte sich Sten- zel bereits wieder seiner allen Tätigkeit zugewaiidt und am 27. Februar 1027 das Klubhaus eines Sportplatzes erbrochen. Das Diebesgut — Lebensmittel, Rauchwaren usw. — wurde zum größten Teil i» seiner Wohnung vorgefunden und konnte dem Geschädigten wieder ausgehündigt werden. : Erweiterung des Eisent'ahnsnl»rp>an?s. Der Veo- kehrsaussthuß des Dresdner Berkel,rsveieins weist darauf hin, daß mit Monat März bereits die erste» Erweiterungen des Eiieiibahnfahrplans einlretcn. Ter bekannte Sonn,- lagözua Dresden—Bodenbach, ab Dresden Hauptbnhnhof früh 7.10, verkehrt wieder, wird also erstmalig am 6, März abgelassen. Er führt bis Pirna durch und hält dann an allen Stationen bis Bodenbach, mit Ausnahme vou Obcrvogelegejang (wo er aber voraussichtlich vom 15. Mai an halten wird) und von Nicdergrund. In ningetehvten Richtung verkehrt vom gleichen Tage an der Sonntags-- zng 454 Bodenbach—Dresden, ab Bodenbach abends 7,57 in Dresden .Hauptbahnhof 9,46. Dieser Zug hält überall, außer sn Nievergrnnd und zwischen Pirna und Dresden, er hält also schon jetzt in Obervogelgesaiig. : Hygiene-Akademie Dresden. Der nächste Kursus über Säug lingspflege und Gesiindheltspslege der 'Frau (verbunden mit praktischen Uebungen) beginnt am Montag, den 14, Mürz nach mittags 4)4 Uhr. Der Kursus ist auf achtmal zwei Stunden berechnet. Die Teilnehmergebühr beträgt 10 RM. Anmeldun gen an das Sekretariat der Hygiene-Akademie, Zirkusstr. 38. Ferner beginnt am Dienstag, den 15. März, ein neuer Kursus für junge Müller zur Erlernung des Säulingsturnens nach Neumann-Nenrode. Der Lehrgang umfaßt sechs Stunden und findet Dienstags und Freitags, nachmittags 2)<- bis 3)4 Uhr, in der HiMene-Akademie, Dresden, Zirkusstraße 38, statt. Teil nehmergebühr 10 NM. Anfragen und Anmeldungen ebenfalls an das Sekretariat der Hygiene-Akademie. : Der Ausstellungssaal des Münzkabinetts ist infolge Re paraturarbeiten am Fußboden zunächst bis zum 12. Mürz für den Besuch nicht zugänglich. Wifsensämftliche Auskünfte werden aber wie immer, wochentags zwischen 10 bis 1 Uhr, im Studier» zimmcr erteilt. Leipzig „Karl-Marx-Platz" Ein merkwürdiger Beschluß der Leipziger Stadtverordneten. Leipzig, 3. Mürz. Die Stadtverordnetenversammlung lehnte in ihrer gestrigen Sitzung entsprechend den, Ausschutz- antrag die Rntsvorlagc über die Ausgestaltung deS A » g u stnsp latzes ab. Angenommen wurde ein Antrag, wonach der Rat Vorschläge zu einem Ortsgesetz machen soll, das den gegenwärtigen Verhältnissen Rechnung trägt, jedoch nicht auf den Angustusplatz beschränkt, sondern auf das ganze Ringgebiet estiichliehlich des Bahnhossvorplatzes amsgedchut werden soll. Für den Fall, daß eine Be bauung von Teilen dieses Gebietes in Frage kommt, sollen dem Stcrdtverordnetenkollegium hierüber Vorschläge gemacht werden. Jedoch hat die Fläche des Platzes selbst völlig unbe baut zu bleiben. Weiter soll der Rat Vorschläge über eine gleichmäßige Banmbepslauzung der Längsseiten und über ose Beseitigung der Baumrcihen im Zuge der Grimmaischcn Straße machen. Im Anschluß hieran wurde ein sozial demokratischer Antrag aus Umbenennung des Augu- stusplatzes in Platz der Republik gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt. Ein konimunistischer Antrag auf Umbenennung in Karl-Marx-Platz wurde mit de» Stimmen der Kommunisten und Sozialdemokraten ange nommen. Das Einiguiigsverfabren wegen Wiederholung der Natural-(Weihnachts-)Beihilse für die Erwerbslosen im Mo nat Januar, die oer Rat der Stadt abgelehnt hatte, verlief in einer gemeiusamen Sitzung des Rates und der Stadtver ordneten ergebnislos. Einstimmig angenommen wurde ein Antrag, das Reich zu veranlassen, die Unterstützungssätze süv die Erwerbslosen zu erhöhen, um dadurch ihre Notlage zu verringern. Der Ruhm Berlins har Leipzig nicht schlafen lassen. Aber wenn zweifellos gute Gründe dafür vorhanden sind, daß man den „Königsplatz" der Reichshauptstadt in „Platz der Republik" umtaust — für die Aenderung „Augustsplatz" in „Karl-Marx-PIatz" sind vernünftige Gründe nicht anzu führen. Der Name Äugnstns-Platz weist auf die histo rische Bergangenhejt Leipzigs hin und aus die Verdienste, die Fürsten ans dem Hause Wettin zweifellos um die Stadt gehabt haben. Welche Verdienste um Leipzig aber hat sich Karl Marx erworben? ) Ans dem Fenster gestürzt. Fn Leipzig-Anger stürzt« ge stern nachmittag das 3jährige Töchterchen eines Maschinenbau- tcchnikers aus einem Fenster der im 4. Stockwerk gelegenen Wohnung auf die Straße. Dos Kind ist mittlerweile im Kran kenhaus« seinen schweren Verletzungen erlegen. Theater und Musik Leipzig. Dos ». Philharinonische Konzert brachte eine ge schlossene wirkungsvoll« Vartragssolge. Verdis Ballett-Musik zu OliMo, geschrieben 1887, interessierte durch die scharfe Ge gensätzlichkeit ihrer Tanzrhythmen bei stark modern anklingen der, aber geistig durchtränkter Instrumentation. Der geivandle Meister auf dom Cello — Fritz Scherlei — hauchte dem etwas matten Konzert von Bocherini, gest. 1805 in Madrid, blühendes Leben ein. Fn Streich- und Grifftechnik scheint es siir diesen sich bescheiden gebenden Künstler schlechthin keine Grenzen zu geben. Die von ihm geschriebenen Kadenzen interessierten durch ihr« gelungene thematische Einstellung auf das Werk. Er verdiente Sen lebhaften Beifall. Die jugendliche Pianistin Gerda Nette aus Leipzig darf mit dem starken, warmen Bestall der gut besetzten Alberthalle vollauf zufrieden sein. Sie hatte Glück mit der Wahl des sel tener gehörten Klavierkonzertes van dem Russen S. Roch- maninow. geb. 1873. Das war doch noch Musik bei aller moder nen Einstellung. Wenn naturgemäß der noch nicht Zwanzig jährigen die Muskelkraft hie und da noch fehlte. Sen großen Blüthner ganz zu bewältigen, so wußte andererseits die Künst lerin ihr Spiel einheitlich zu gestalten. Bedeutende Technik, geistige Durcharbeitung des umfangreichen Werkes, sinniges Ver weilen bei den romantisch gehaltenen einschlägigen Teilen und Gängen, sowie scharfkantige Rhythmik, wo es sein muß. zeich. neten ihr Spiel aus. Hoffentlich begegnen wir ihr einmal in einem Sonatenabend. Den Schluß bildete B«etl,ove»s C-Moll-Syinphonie (die ..Fünfte"). Sie ist mit das bedeutendste Werk dieses Meisters, dessen 100. Todestag die gesamte Kulturiveit der Erde am 2«. März zu feiern gedenkt, lieber keine ist wohl mehr geschrie ben, mehr philosophiert worden, als über diese ältere Schivesler seiner .Neunlen". Man könnte sie als die „Schicl^allymphonie" Kiieder verbunden und gemeint würde. Gewiß — es bleibt ein merkwürdiges Verhängnis, daß der größte Symphoniker, den bis jetzt die Erde getrogen, seine größten, erliabcnsten, unsterb lichen Werke mit seinen leiblichen Ohren nickt mehr hören sollte. Mer, wer sich Sen Glauben an die göttliche Vorsehung zu erhalten wußte, weih, daß es ein „Schicksal" im Sinne von „eisernen, unabwendbaren, ewigen Gesetzen", also, daß es ein „Fatum" im Sinne des Mohammedaners für den Christen nicht g'bt. Daran lassen wir nun einmal nicht rütt ln — und wenn cs Tausende sagen und ebensoviel in der Verschwommenheit ihrer Weltanschauung nachschreiben. Um in Anlehnung an Fahse! zu sprechen, muß man sagen, wem das Leben im Diesseits alles ist, der mag von „Schicksal" sprechen. Wer aber daran glaubt, daß die Haiiptstürke des Menschen — und erst recht des Künstlers — in dem G. Istigen liegt, dos «ttt im Jenseits zur vollen Herrschaft, zur ungehemm ten Ausstrahlung gelangt, der wird sich sagen müssen, daß auch diese furchtbare .Heimsuchung Ser zuletzt völligen Taubheit Beethovens für Siefen Riesengeist eine Witterung und Ziel setzung brachte, die seinem Lebenswerke den Geist des höchsten Adels einhauchte, die ihm den Stempel des gottgeweihten Genies gel>eimniis<voll ausdrückte. so daß uns Beethoven zu eimm Führer in eine Welt geworden ist, zu der nur die den Zugang finden, „die unbefleckt sich vor der Welt bewahrt haben." Diesen Abend gestaltete der herzlich begrüßte Dirigent Pros. Heinr. Lader aus Gera zu einem gehaltvollen Vorabend der großen kommenden Bccthovenfeste, die ihm begeisterten, nicht endenwollcnden Beifall eintrug, zu dem wir ihm ohne Vorbehalt aufrichtig beglückwünschen. Dr. Hugo Löbmann. Bon Sen sächsischen Hochschulen. Der ordentliche Professor an der Universität Jena, Dr. Kehler, ist vom 1. April 1027 ad znm ordentlichen Professor an der ^Nationalökonomie an der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt wor den. — Dr. Theodor Litt, der ordentliche Professor der Päda- ist noch unentschieden. ---Die Akademie der bildenden Künste zu Dresden Hot den Münchener Maler T h. Heine anläßlich seines 60. Geburtstages zu ihrem Ehrenmitglied ernannt. Dres-ner Lichtspiele U.T. Blutsbruderschaft." „Der Film von der Fremdenlegion" — damit ist -er Wert des Films umschrieben. Gegen die Fremdenlegion, wäre besser gesagt. Denn di« Schilderung der Strapazen in der Wüste, der Unmenschlichkeiten von Vorgesetzten in dieser S'ol- datentruppe sind höcljst geeignet, der Werbung siir diese „Legion", wo sie m Deutschland noch auftritt. entgegenzuwirkcn. Der Film ist übrigens amerikanisches Erzeugnis, diese warnende Wirkung ist also nur ein Nebenerfolg, oer sich ans dem Schema vieler amerikanischer Filme ergibt, in denen die anständigen Menschen Engländer und Amerikaner, die Schurken ober Aus länder, in diesem Falle. Franzosen sind. Von der Handlung laßt uns schweigen. Der Titel „Bluts bruderschaft" ist irreführend: nicht die bekannte arabiscl>e Sitte ist gemeint, sondern es handelt sich um drei leibliche Brüder, die durch merkwürdige Schicksale in die Fremdenlegion kommen und von denen nur einer zurückkshrt. Als Vorteil des Films konnte man ansühren, daß von Liebe darin fast überhaupt nicht die Red« ist. Dafür aber gibt es Abenteuer. So squstdick, daß man nur oen Kopf schütteln kann. — Das Publikum der Erst ausführung war freilich von dieser Kaskade des Grauens sicht lich ergriffen und sah lautlos den fabelhaften Ereignissen auf der Leinwand zu. Alles in allem: Wenn die Vorführung dieses Films in deutschen Städten die IuMNd vor der Fremdenlegion warnt, dann ist mit einem schlechten Mittel ein guter Zweck erreicht worden. Spielplanänderung. Opernhaus. Am Sonnabend, den er ^ nn -..e.-..