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Die Organifattonen der freien Wohlfahrlspslege Was ist freie Wohlfahrtspflege? Es ist die Hilfe, die der wirtschaftlich oder moralisch gesunde Teil des Volkes dem wirt schaftlich oder moralisch kranken Bolksteil zu bringen sucht. Früher nannte man dies« Tätigkeit „freie Liebestätigkeit", oder „christliche Liebestätigkeit", oder „Wohltätigkeit". In der heu tigen Zeit der Massennodstände tut zwar der Staat viel zur Linderung der Not. Es ist jeder Gemeinde und jedem Fürsorge verband vorgeschrieben. unter welchen Voraussetzungen, in wel chem Umfang und in welcher Art und Weise die behördliche Für sorgetätigkeit für die Hilfsbedürftigen einzulreten hat. Die be hördliche Fürsorge kann manche leibliche Not lindern, aber die geistige Not. die oft neben der leiblichen vorhanden ist, zu lin dern oder gar zu beseitigen, das kann die behördliche Fürsorge nicht. Neben der behördlichen Fürsorge besteht in Deutschland die freie Wohlfahrtspflege, die viele Vereine, Organisa tionen. bezahlte und freiwillige Mitarbeiter besitzt. Die meisten Zenlralorganisationen der freien Wohlfahrtspflege haben sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, die sich „Deut sche Liga für freie Wohlfahrtspflege" nennt. Alle grotzen Verbände der freien Wohlfahrtspflege, mit Ausnahme des Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt (sozialistische Wohl fahrtspflege), gehören ihr an. Die „Deutsche Liga für freie Wohlfahrtspflege" will die Wohlfahrtspflege planmäßig fördern und vertiefen. Sie will weiter insbesondere durch Austausch von Erfahrungen eine zweckmäßige Zusammenarbeit und gegen seitige Unterstützung der Mitglieder vermitteln und zur wissen schaftlichen Erforschung der Notstände, ihrer Ursachen und der Mittel zu ihrer Abhilfe beitragen. Auch will sie an der Gesetz gebung, soweit die Wohlfahrtspflege in 'Betracht kommt, Mit arbeiten. den Kampf gegen Mißbrauch von Formen und Namen der freien Wohlfahrtspflege zu eigennützigen Zwecken unter stützen sowie die Stellung der freien Wohlfahrtspflege im öffent lichen Leben wahren. Als Mitglieder der „Deutschen Liga der freien Wohlfahrts pflege" kommen in Betracht: 1. Der Zentralverband für Innere Mission. Das ist die Organisation der evangelischen Kirche in Deutsch land. Es sind 33 Landes- und Provinzialvercine und in 24 Großstädten Stadtmissionen. Die männlichen Diakone, über 3l-t! Tausend, iverden in 21 Vriiderl)äusern ausgebildet. Dazu kommen 60V Tl)eologen. Die weibliche Diakonie zählt 106 Schwesternschaften mit rund 40 000 Schwostern. Dazu kommen noch etwa 10 000 Berufsarbeiterinnen, die auf verschiedenen Ge bieten tätig sind. Die Bereinigung der evangelischen Frauen verbände zählt über 2 Millionen Mitglieder. Für die Gesundheitsfürsorge stehen 362 Krankenanstalten, für Anormale und Gebrechliche 102 Anstalten, für Erholungs fürsorge usw. stehen 14-»8 Heime und für die Erziehungsfür sorge Krippen, Horte und Erziehungsanstalten, zusammen etwa 3400, zur Verfügung. Die Bettenzahl dürfte zirka 120 000 be tragen. Weiter ist zu nennen die Wirtschastsfürsorge für die wandernde und reisend« Bevölkerung. 2. Die zweite große Organisation ist der „Deutsche Karitasverb an d", die Zentralvereinigung der Liebestätig keit der katholiscl>en Kirche. Dieser Verband besaßt sich u. a. mit folgenden Fürforgesragen: Kinder-, Jugend-, Kranken- und Gebrechlichenfürsorge, Hausarmen- und Familienfürsorge, Mäd chenschutz. Katholischer Bahnhofsdienst Deutschlands, Krlegsfol- gcn- und Auslandshilse. Dorfkaritas. Karitashilse in der Seel sorge. Statistik und Presse Gesundhs'ts- und Trinkerfürsorge. Jedes Bistum hat einen selbständigen Diözcsanvcrband. Es gibt demzufolge 27 Diözesan-Karitasverbände in Deutsch land. Für die geschlossene Fürsorge stehen 3382 Anstalten mit 210 7 6 9 Betten und 31616 Pslegckräftc zur Ver fügung. Dazu kommen noch 2802 halboffene Einrichtungen sSäuglingskrippen, Kindergärten und Kinderhorte) und 3068 ambulante Pslegestaiicn.'n. 12 620 Pslegekräfte der katholischen Karitas sind in zahlreichen Anstalten der öffentlichen und inter konfessionellen Wohlfahrtsz.f'cge tätig mit insgesamt 84 066 Bet ten. Bei 1279 Einrichtungen der Fürsorge wirken 2231 haupt amtliche Kräfte mit. Der Wert der Beihilfen und Unterstützungen, die auf ver schiedenste Weise durch die katholische Karitas den Notleidenden zukommen, ist auf 40 Millionen Goldmvrk pro Jahr zu schätzen. 3. Als dritte große Organisation ist zu nennen das „D e u t- sche Rote Kreu z". Es arbeitet nach dem Grundprinzip der Neutralität der Krankenpflege. Gegenüber den Verwundeten und Kranken hört der Begriff „Freund cder Feind" auf. Das „Rote Kreuz" will alle Kräfte zu gemeinsamer Wohlsahrtsarbeit zusammenfassen und alle deutschen Männer und Frauen ohne Unterschied des Standes, des religiösen Bekenntnisses und der politischen Gesinnung sollen sich als Mitarbeiter beteiligen. Die Zahl der Zweigvereine beträgt 6600. Die Zmeigvereine schlie ßen sich zu Bezirks- und die Bezirksvereine zu Provinzial- oder Landesverbänden zusammen. Ueber 2000 Sanitätskolonne» und rund 80 000 ausgebildet« freiwillige Hilfskräfte stehen zur Ver fügung. Die 66 Schwesternschaften, die nach dem Grundsatz des Mutterhauses aufgebaut sind, zählen rund 7200 Schwestern. In der Zeit vom Jahre 1864 bis 1918 trat das Rote Kreuz anläßlich von 13 Feldzügen eigener und fremder Nationen in Tätigkeit. 4. Auch die Juden haben ihre Zentralorgani sation auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege mit 40 Wohlfahrtszentralen in den verschiedensten Teilen des Reichs. Die Zahl der Anstalten beträgt 250. 6. Der fünfte W o Hs fa h r ts v e rba nd ist eine Zen tralorganisation der freien, privaten und gemeinnützigen Wohl fahrtseinrichtungen Deutschlands, mit dem Ziel, Gesundheit«;-, Erziehungs- und Wirtschaftsfürsorge zu betreiben. Er umfaßt etiva 167 Kranken- und Pflegcanstalten mit 17 251 Betten. 6. Der „Z e n t ra I w o h l fa h r t sa u s j ch u ß der ch r i st- lichen Arbeiterschaft". In ihm sind zurzeit vereinigt: Der Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften, die Ver bände der katholischen Arbeitervereine Westdeutschlands und Südüeutschlands, der Verband der katholischen Arbeitervereine, Sitz Berlin, der Verband der katholischen Gesellenvereine und die Gesamtverbände der evangelischen Arbeiter- und Arbeiterin nenoereine. Die christliche Arbeiterschaft will auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege Mitarbeiten; sie will nickst nur der emp fangende Teil sein. Die christliche Arbeiterschaft will insbeson dere Liebesdienst tun an den eigenen Standesangehörigen. * Abseits von der „Liga" steht der „Ha u p ia u s s ch u ß für A r b e i t e r w o h l fa h r t". Die sozialdemokratisch organisierte Arbeiterschaft hat, um sich die positive Mitarbeit auf dem Ge biet der Wohlfahrtspflege zu sichern, den Hauptausschuß ge gründet. Hinter ihm stehen 33 Bezirksausschüsse mit über 1200 Ortsgruppen. Die Ausschüsse haben die Aufgabe, die Auffas sung der Sozialdemokratie auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege zur Geltung zu bringen sowie aus den Kreisen der Arbeiter- sck>ast geeignete Kräfte für die berufliche und ehrenamtliche Ar beit in der Wohlfahrtspflege zu gewinnen und sie zu schulen. Das Hauptaugenmerk der Tätigkeit legl die sozialdemokratische Wohlsahrtsorganisation auf die Förderung der öffentlichen Wohl fahrt, welche „mit dem Geist sozialistischer Gemeinschaft" zu er füllen sei. Der „Deutschen „Liga" gehört, wie schon erwähnt, der „Hauptausschuß für Arbcitcrwohlsahrt" noch nicht an. Die deutsche freie Wohlfahrtspflege besitzt 7791 Anstalten, in denen im ganzen zirka 6VV OVO Personen untergebracht werden können. Wenn alle Anstalten beieinander mären, gäbe es eine Stadt größer wie Stuttgart. Die Wirischaftshilse -er -euifchen Studenten Die Geschäftsberichte der Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft für 1026/26 sind jetzt im Verlag von Quelle u. Meyer, Leipzig, erschienen. Das Buch stellt inhaltlich eine Fort setzung des im vorigen Jahr im gleichen Verlag erschienenen Buches „Die Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft 1023—1026" dar. Es ist zu begrüßen, daß die Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft, in der die gesamte studentische Selbsthilfe- und Fürsorgcarbeit aller deutschen Universitäten und Hochschulen zusammengesaßt ist sder Wirtschaftshilfe sind an geschlossen 61 örtliche Wirtschaftsorganisationen, die 66 deutsche .b"'.case>Nl!en nnck« i ' ck '-'r.-n: k->tck-ön -l. ihrem engeren Mitgliederkreis über ihre Arbeit zu berichten, sondern daß sie in diesem Buche dem ganzen Volke Rechenschaft gibt über die Wege und die Erfolge iHwer Arbeit. Denn dieses Werk ist mehr als trockener, zahlenmäßiger Bericht über geleistete ma terielle Hilfsarbeit für unbemittelte Stundenten: es ist ein star kes, lebendiges Zeugnis von jugendlichem Lebenswillen, selbst loser Dienstbereitschaft und sachlicher Arbeitsleistung. Ein wert volles Stück deutscher Wiederaufbauarbeit: wertvoll vor allem deshalb, weil politische und weltanschauliche Neutralität die Grundlage ist, aus der Studenten und Professoren, Staat und Wirtschaft sich zu gemeinsamer Arbeit für die notleidende studen tische Jugend zusammengeschlossen haben. Wenn das Buch mit der Feststellung beginnt, daß nach Ueberwindung der akuten Not der Inflationszeit die wirtschaft liche und soziale Lage der Studentenschaft bzw. der mit ihr ver bundenen Volksschichten eine ständige, ernste Gefahr für die Ent wicklung der akademischen Wissenschaften bedeutet, gegen die systematische Abwehr durch eine für die Dauer leistungsfähige, studentische Selbsthilscarbeit notwendig sei, so zeigen die nachsol- genden Berichte über die Arbeit der örtlichen Wirtschaftskörper und die zentralen Aufgabengebiete — Krankensürsorge. Stu- diensliftung des Deutschen Volkes. Amerika-Werkstudsnten- Dienst — immer wieder in überzeugender Weise die Nichtigkeit dieser Feststellung und Forderung. Dies gilt besonders auch für die Da r l eh n s ka ss e der Deutschen Studentensckiaft, die, eank der Hilfe des Reiches und der Länder und dank der Zweck mäßigkeit in ihrem Aufbau und in ihrer Verwaltung, schon über 13 800 Studierenden den sorglosen Abschluß ihres Studiums er möglichen konnte. Zahlreiche Tafeln und Bilder vertiefen den Eindruck der gesamten Darstellung, die durch Beifügung mannigfachen sta tistischen Materials wissenschaftlichen und historischen Wert er hält. Man kann im Interesse eines hochstehenden, gesunden akademischen Nachwuchses nur wünschen, daß der studentischen Wirtschaftshilfe, örtlich und zentral, neue Freunde durch dieses Buch gewonnen werden. Ein Unterschied Bon Adalbert Czech. (Nachdruck verboten.) Ist ein Jndustriehof mitten in der Stadt. Durch laufend Tage und Nächte klirrt der hämmernde Rhythmus der Arbeit, schwillt der Menschenstrom und verebbt. Liegt eine ungelöste Starrheit über den Menschen; klingt eine Symphonie von Stahl und Eilen. Maschinen schlagen den Takt. Lastwagen schlittern und dröhnen. Lasten schtvebcn kn der Luft, von zyklopengleichen Eilenarmen der Riejen- krähne getragen. Stimmen schwimmen bunt und wirr. Elegante Direktionsautos surren zielsicher durch das Ge wirr. Aber all das tönende Leben ist starr und wie ein Körper ohne Blut. --- -e.r WM, Doch Mittag um Mittag, wenn die dunklen Bässe der Fabriksirenen das Surren und Schirren überdröhnen, schlep pen zwei muntere, kleine Pferdchen auf einem Plattenwagen ihre Lasten auf den .Hof. Sie stehen im Mittagsbrand. Der schwarze zaust dem braunen Bruder mutwillig die Mähne. Die Nüstern leuchten rot und frisch. Sie werfen die Köpfe hoch und wiehern in die große Stille des Mittags. Aber seit gestern steht ein zweiter Wagen ihnen gegen über. Ein schwerer Brauner schleppt hinter sich die dop pelte Last wie die beiden Kleinen. Doch seine Krippe steht Mittag um Mittag lehr auf dem Wag n. Die Zähne der munteren Kleinen mahlen geruhig den Hafer in der Krippe. Befriedigte Sattheit spannt sich in ihren Muskeln. Der große sieht die gefüllte Krippe und die mahlenden Kiefer der beiden. Hoch wirft er den Kopf. Die Mähno flattert und leuchtet im Mittagsglanz. Aber seine Krippe bleibt leer. Die Hufe scharren den Bode,.. Einen zag haften Schritt wagt er vorwärts, noch einen nnd noch einen. Nun steht er dicht vor der Krippe der beiden Kleinen. Die blinke» die Zähne und trompeten ihn feindlich an. Die Nüstern der Tiere berühren sich. Da ist es, als gehe ein verbindender Strom von Kreatur zu Kreatur. Ganz friedlich neigen sie beide di>e Köpfe zur Seite in die Krippe. Ein breiter Raum ist in der Mitte. Schimmernd türmt sich ein goldener Berg Hafer. Der ungeladene Gast nktnmt teil an ihrem Mahl. Vier Tage geht das gleiche Spiel. Am fünften ent deckt der Kutscher der Kleinen den unerwünschten Fres- tkr. Roh packt er ihn am Zügel, daß schäumender Spei chel dem Tiermaul entquillt. Nun steht der Große wie der Mittag für Mittag drei Meter vor dem goldenen Hafer- Hügel. Die Hufe scharren. Die Mähne gleißt im Mittags glanz. Aber seine Krippe bleibt leer. Er wagt keinen Stoß mehr zum lockenden Haferbcrg. Drohende Faust und Zügeldruck eines Menschen sperrten ihm den Weg zum Berg seiner Hoffnung. v „Verschwundenes Land" G.K. Wir leben in einem Ordnungsstaat, wenn auch Manches vorhanden ist, was mit Ordnung in krassem Widerspruch steht. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Deshalb leben wir eben doch im Ordnungsstaat. Im Deutschen Reich und den Ländern hat man von jeher cklles mögliche statistisch zu erfassen versucht. Leicht wird den zuständigen Stellen das Geschäft nicht immer gemacht, denn die, die Auskünfte und Unterlagen zu geben Habens, sind meist mißtrauisch und wittern darin d:-e Vorarbeit für neue Steuern. Es ist bezeichnend, daß bei Durchführung des „General-Hufe-Schosses'' in Ostpreußen — das ist 200 Jahre her — festgestellt wurde, daß der Großgrund besitz, „nur" 34 640 .Hufe vergessen hatte, anzugeben. Solch „Vergessen" hat sich im Laufe von zwei ahrhunderte noch öfter ereignet. Besonders während der ahre des Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren. So waren die Aufnahmen über die Nutzung des Bodens in Preußen bis zum Jahre 1013 so ziemlich zuvcrlä'sig. Im Kriege begnügte man sich mit der Nachfrage nach „landwirt schaftlich genutzter Fläche". Die Folge davon war, das 1920 über 900 000 Hektar landwirtschaftlich genutz ter Fläche spurlos verschwunden waren für das gleiche Staatsgebiet wie 1913. ^ Das Preußische Statistische Landesamt hat bei der Auf nahme im Jahre 1925 sich oes alten, bewährten Systems erinnert und dieses wieder eingeführt. Es wurde nicht nur nach der „genutzten" Fläche gefragt, sondern nach allen Nutzungsarten und der Fragebogen enthielt auch gleich die Angabe der amtlich festgclegten Gesamtfläche, so daß die Orts- und Gutvorsteher die Richtigkeit gleich nachprüfen konnten. Aber trotz dieser Vorsorge waren zahlreiche Rückfragen notwendig, denn die angegebenen landwirtschaftlich genutz ten Flächen stimmten in der Endsumme mit den amtlich an gegebenen Zahlen meist nicht überein. Man glaubte mit der erläuternden Auskunft: Die fehlende Fläche ist an die Nachbargemeinde verlaust, verpachtet oder für Siedlungs- zwecke verwendet worden, allen etwaigen unbequemen Fragen vorgcbeugt zu haben. Doch hatten s:ch die fraglichen Orts- oder Gutsgewal- tkgen schwer getäuscht. Da v:e Nachbargemeinden die feh lende Fläche auch „vergessen" hatten anzugeben, sah sich das Landesamt zu Rückfragen genötigt, zu den die Orts und Guts-Vorsteher sich nicht gut taub stellen konnten. Auf diese Weise gelang cs, die „Vergeßlichkeit", die auch mit auf die Besitzer zurückzusühren ist, zu beheben und nicht weniger als 172 790 Hektar, also „nur" rund 691 184 preußische Morgen, darunter allein 254 426 Morgen verschwundenes Ackerland wieder an die Oberfläche zu ziehen. Die „Ver- gcßlichkeft" der Landbesitzer wie auch der Orts- und Guts vorsteher verursachte dem Statistischen Landesamt „nur" 1825 Rückfragen; rechnet man auch die Zeit, die für diese und jene Beantwortung, towie das Papier, Porto usw. dazu, dann kann man sich ungefähr ausrcchnen, wie kost bar diese Vergeßlichkeit dem Staat zu stehen kommt. Damit dieses „verloren gegangene" Land für die Welt nicht wieder durch die Vergeßlichkeit der Orts- und Gc- meindegewaltigen, wie auch der Be-itzer abhanden kommt, wäre cs sicher zweckmäßig, dieses für Siedln,,gszwccke zu verwenden. Die damit beglückten neuen Besitzer werden sicher an Vergeßlichkeit nicht leiden. oen. Sozialer Unterricht. Der Erzbischof von Toulonw hat für das Studienjahr 1926/27 sozialwirtschaftliche Studien als Unterrichtsfach :n das Programm der kath. Schule auf- zunehmcn angeordnet, da die große Masse jener, d e Schulen und Anstalten verlassen, um als Handwerker oder Ange stellte ins Leben zu treten, keinerlei soziale Vorbildung haben. An Hand der päpstlichen Weisungen soll aber die soziale Lehre der Kirche, die Geschichte der Arbeit nnd der Arbeiter und Arbeitsgesetzgebung in entsprechender Form in den Volks-, Mittel- und Hoch-chulen gelehrt werben. Zn- bedenken bleibt aber immer noch, daß es nicht die Kenntnis der Lehre macht, sondern das Leben der Lehre, nfto der ganze soz.ale Men, ch! Eisenbahn ,,„d Wohnungsfrage. Die Deutsche Reichs bahn bescht heute schon über 113 000 bezogene und 45 000 vertraglich sichergcstcllte Mahnungen, für ihre Bedienstete». Darunter gibt es förml che Eftenbahneraemeinden mit eige nen Schulen und Kirchen. Für nächstes Jähr hat die Reichs bahn wieder 20 Millionen Mark zur Verfügung gestellt. Ohne d:ese Wobnungspolitik der Reichsbahn wäre die Ord nung unseres Verkehrs auch wvhl stark in Frage gestellt. Verkehrsnnfälle i» Amerika. In den Bereinigten Staa ten wurden 1923 durch das Bundes-Nn'allamt 22 621 Tote, 618 000 Schwcrvcr: tue und 660 Millionen Mark Zach- ichadcn durch Vcrkehrsurfälle gezählt. Gegenüber >922 be deutet dies eine Zunahme um 3418 Todesfälle. Für >925 rechnet man mit rund 100 tätlichen Unfällen pro Tag. —