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Ungarn und Frankreich (Von unserem Korrespondenten.) 6.1. Wien. 14. Oktober. «Venn ein Stein ins Wasser fällt, so zieht er seine Kreise. So geht es auch mit den Enthüllungen des „M a. gyarsag" über französisch-ungarische Verhandlungen im Frühjahr 1920, die bisher unter dem Namen „Paleo logue - N o t e" zusammengefaßt wurden. Es besteht kein Zweifel, daß diese Enthüllungen dem französischen Außen. Ministerium alles eher denn genehm waren: die Reise des Herrn Berthelot nach Masaryks Schloß Topolczany und Prag, sowie ein Brief Paleologues an den rumänischen Ge sandten in Paris, Herrn Diamandi, beweisen dies. Was zwischen Verthelot und den führenden Staatsmännern der Tschechoslowakei gesprochen wurde, kennzeichnet ein einziger Satz aus dem Trinkspruch, den dieser französische Vorkämp fer für die Entstehung des tschechoslowakischen Staates und des tschecho-sranzösischen Bündnisses wie folgt prägte: „Frankreich würde morgen wieder wie gestern an der Seite der Tschechoslowa kei stehen!" Durch dies« Versicherung, unter allen Um ständen für di« Tschechoslowakei einzutreten, sollte das Mißbehagen, welches die Veröffentlichungen des „Magyar sag" in der Tschechoslowakei erregt hatten, abgeriegelt und verwischt werden. Demselben Zweck diente der Brief Paleologues an Diamandi, in welchem die mit seinem Namen verbun dene sogenannte „Note" als Fälschung bezeichnet wurde. Daß «s sich in diesem Schriftstück um ein« Herrn Paleologue übergebene, ungarische Zusammenfassung der franko-unga- rischen Besprechungen handelt — sonach nicht um eine Note Paleologues an Ungarn — wurde bereits festgenagelt. In sofern ist der Ausdruck „Fälschung" gerechtfertigt. Aber nur formell, nicht virtuell! Tenn wenn auch eine von Paleologue gezeichnete Note nicht besteht — die Verhand lungen haben bestanden. Hier hakte nun die ungarische Ne gierung ein: Paleologue hatte in seinem Schreiben an Diamandi von „bizarren Verhandlungen" gesprochen, di« nie stattgefunden hätten. Demgegenüber stellt die unga rische Regierung fest, daß diese Behauptung Paleologues >en Tatsachen zuwrderläuft und erhärtet dies« Behauptung durch die Publikation d«r Note, welche der damalige fran zösische Oberkommissär in Ungarn. Herr Fouchet, im Auftraa der iraiuMcken Reaieruna am 24- ^uui 1920 an dis unnarische Regierung gerichtet hat. Die E,.^>cit die er ungarisch-amtlichen Publikation ist nicht in Frage zu zie hen: sie enthält das Angebot Frankreichs, Ungarn die guten Dienste zur Verfügung zu stellen, um „einesteils ge wisse wirtschaftliche und ethnographische Unge rechtigkeiten gutzumachen, andersteils die zur Siche rung des Schutzes der (ungarischen) Minderlxiten bereits geschaffenen Bestimmungen zu ergänzen". Weiters ver spricht die Note Fonchets, Mischen Ungarn einerseits und den Staaten der Kleinen Entente andererseits" jede Ver handlung zu erleichtern, di« ein verständnisvolles Verhält nis und ein Zusammenwirken" dieser Staaten als Grund lage der künftigen Beziehungen ausstcllt. Die Note schließt mit dom bemerkenswerten Satz: „Diese Erklärung tritt mit dem Tag« in Wirkungskraft, da die mit der franzö sischen Gruppe geschaffenen Abmachungen der unga rischen Gesetzgebung entsprechend voll und und ganz Gel tung erlangt haben." Welche Themen diese Abmachungen betrafen, war be reits festgehalten.' Verpachtung der Staatsbaihnen, Kon trolle über Li« ungarisch« Schwerindustrie, Ausbau des Donauhafens Tsexel durch di« Franzosen. Wenn sich sonach Jouchets Note auf „Abmachuiigen" berief, so müssen Ver handlungen vorausgegangen sein. Dies waren aber jene, welche „Magyarsag" als „Paleologu«»Note", Paleologue als „nie stattgefunden" bezeichnet«. Durch das Kreuz und Quer der Dementis ist nunmehr die Sache einwandfrei geklärt: Di« Verhandlungen haben stattgefunden! Und noch was scheint resttos geklärt: Als das oppositionelle Blatt oes Legitimisten Andrassy u,rd des Raffenschühlers Tibor Eckkärdt die ersten Enthüllungen oornahm, wurde vielfach behauptet, daß die ungarische Re- lieruna diesen Enthüllungen fernste!«, ja sogar, daß der 1920 gewesene Pressechef km Ministerium des Deußern den Zeitpunkt jetzt für gekommen erachtet, dem Ministerium zu schaden. Indem di« ungarisch« Regierung di« Enthüllungen des „Magyarsag" durch eine amtliche PuUikation ergänzt, scheint klargestellt, daß sie sich nicht nur nicht betroffen, son dern den Intentionen der amtlichen ungarischen Politik gemäß behandelt fühlt. Der historisch« Zusammenhang ist restlos geklärt. Auch politische Klärungen, weshalb dies« historischen Enthüllun gen überhaupt und gerade jetzt oorgenommen wurden, wer den nicht allzu lang« auf sich warten lassen. Bemerkenswert in diesem historischen Zusammenhang bleibt lediglich di« Beantwortung der Frage, wozu Frankreich im ersten Halbjahr 1920 An lehn ungan Ungarn sucht«. Daß der russisch- polnische Krieg e i n Anlaß war, scheint logisch und zwangs läufig bereits gekennzeichnet zu sein, weil es Frankreich nicht gleichgültig sein konnte, daß der polnische Pivotpunkt französischer Ostpolitik durch die Rmssen-Offensive über- vannt und zerbrochen werde; so aber war die Lage des ersten Halbjahres 1920 bis zum Weichselwunder. Den zweiten Grund formulierte Paul Sandor in seiner Par lamentsrede vom 15. April 1924, welcher laut stenogra phischem Protokoll der ungarischen Nationalversammlung diesbezüglich folgendes wörtlich ausführte: „In Frank reich war (im Jahr 1919) die Mentalität vorherrschend, daß Ungarn unmöglich gemacht werden muß, weil Deutschland in Stücke zerrissen würde. Darauf zählten (1919) die Fran zosen, doch haben sie darin geirrt. Daraus folgte dann ihre ganze spätere Politik. Da sie in der Folge sahen, daß Deutschland beisammen bleibt, war es ein vitales Interesse Frankreichs, daß eine große Donaumacht entstehe, wie es einst Oesterreich-Ungarn war. Und auch heute noch (also am Tag der Rede Sandors, 15. April 1924) ist es das politische Streben Frankreichs, daß eine solche Donaumacht entstehe, sei es im Wege einer Donauföderation, sei es durch eine Restauration der Habsburger. Nur in einer Hinsicht schivankte Frankreich noch, wie die Donaumonarchie wieder aufgerichtet werden soll: Ueber die Tschechoslowakei oder über Ungarn. Mittlerweile hat sich jedoch die Lage derart gestaltet, daß man in Paris eher im Weg« der Tschecho slowakei das Königtum in Ungarn wieder Herstellen will." Diesen Darlegungen des angesehenen Politikers Paul Sandor über Ziel und Zweck der französischen Politik in Budapest und Prag, ist historisch nichts hinzuzufügen. Po litisch — also auf Heuttag zugeschnitten — kann man wohl fcststellen, daß alle Donaiiföderationsplän« einer zwar nicht fernen aber gänzlich versunkenen und verklungenen Ver gangenheit angehören sowohl die le-gitimistisch-exzen- trisch wirkenden, deren Ausstrohlungspunkt Budapest hätte sein sollen, als die wirtschaftlich-konzentrischen, welche in Prag ihren Sitz hatten. MW Zahre Sal;kgm«,erß«kbahn (Von unserem Korrespondenten.) 6. ,l Mien, 16. Oktober Am 26. Oktober jährt sich zum 56. Male der Tag der Be- triebserössnung der Sa l z k a m m« r g u tb a h n. Die Kron- prinz-Nudols-Dahn hat für den Bau bproz. Eoldprioritäten im Betrage von nom. 25 206 060 Gulden am 1. Juli 1875 aus- gegeben. Di« Ausführung des Baues wurde dem Unternehmer Karl Freiherrn v. Schwarz übertragen, der sich zur Her stellung der Bahn und deren Ausrüstung um den Betrag von 385 606 Gulden pro Meile verpflichtete. Ungeachtet der Schwie rigkeiten, die beim Bau wegen der oftigen Ueberbrückung der Flußläuse, Herstellung von Tunnels, Ueberwindung der Höhen unterschied« (Kiachau 833 Meter, Schärding 314 Meter Meeres- höhe) austraten, wurde di« 17g,5 Kilometer lang« Streck« von Stainach — Zrdning —Aussee — Hallstatt —Ischl — Gmunden— Attnang—Duchheim—Ried—Schärding mehr als »in Jahr vor dem in der Konzession festgesetzten Bollendungstermin fertig««- stellt und am 23. Oktober 1877 dem Betriebe übergeben. Die Msle Kirche vdrröft-neichs (Von unserem Korrespondenten.) 6. ck. Wien, 16. Oktober. Zn der Kirche von Traunkircheu am Traunfee müssen infolge erheblicher Schäden am Mauerwerk gründliche Restsu- rlerungsarbeiten oorgenommen werden Diese Kirche ist «ine der ältesten Kirchen Oberösterreichs. Sie dürste eine der «rstge- gegriindeten Kirchen des christianisierten Oberöslerreichs sein. Ursprünglich ist sie mit dem alten Nonnenkloster Traunkirchrn identisch, das der Abtei Traunsee gehörte. Nachdem st« von den Hunnen zerstört worden war, wurde sie im Jahre 1666 zum zweiten Male ausgcbaut, als Bayern unter dem Geschlecht« der Igilolfingcr von der Gegend Besitz »ahm. In diese Zeit fällt ihre Christianisierung. Nach Jahrhunderten lösten Jesuiten di« Nonnen ab. Als an ihre Stelle Weltpriester traten, wurde das Gebäude zur Pfarrkirche erhoben. Eine Sehenswürdigkeit ist die Kanzel, ein herrliches Barockkunstwerk. Der rlollsenlscheid über Aörfle«e«Mg»vllg Im Reichstag trat gestern das Wahl-Prüfungs- ericht zusammen, um unter dem Vorsitz des Abgeordneten chu lte- Breslau (Ztr.) die am 18. Januar dieses Jahres begonnene Prüfung des Albstcmmungsergebnisies über den Volksentscheid vom 26. Juni 1926 betreffend Ent eignung der Fürstenoer möge» sortzusctze». In zwischen haben die verschiedenen amtlichen Stellen di« Be schwerden über amtliche Beeinflussung des Abstimmungsergeb nisses geprüft. Den Beschwerden des „Vorwärt s" und der „Roten Fahne" konnte man im allgemeinen nicht nach- gehcn, weil sic zu allgemein gehalten waren. In den Fällen, wo Beeinflussung durch Beamte, namentlich Amtsvor steher auf dem Lande, fcstgestellt wurde, werden die Vorgesetzten Dienstbehörden auf dem Disziplinarwegr eingreisen. In anderen Fällen konnten Unregelmäßigkeiten nicht sestgestellt werden: zum Teil schweben die Ermittlungen noch. Nach Entgegennahme dieses Berichtes zog sich das Gericht zur Beratung zurück. Nach mehrstündiger Beratung fasste das Gericht in der Frage der Gültigkeit des Volksentscheides „Enteignung der Fürstenvermöaen" folgenden Beschluss: Die Abstimmung bei dem Volksentscheid vom 26. Juni 19S6 ist gü ltig. An der Ab stimmung hat sich nicht di« Mehrzahl der Stimmberechtioten beteiliat. Mhsre AuszahkvvA Ser MkMreklen Der Zcntralverband deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegshinterbliebener Berlin, teilt mit: Die für den Monat November fälligen Militärrenten werden nach einer Verord nung des Äcjchsarbeitsministeriuins ausnahmsweise bereits v ! m 2 7. O kt ob er an durch die Post nusgezahlt. Elceichzeitig gelangen hierbei dieNorschüsseaufdiezuerwartende R « n t e n e r h ö h u n g für die Monate Oktober-November »ur Auszahlung. Li« «eistgekavften «Icher. Nach dem »ervnv oer mm ov» englischen und amerikanilchen Buchhändlerorgaiiisationen in regelmässigen Abständen verMentlichlen „Best-seller - L, st e n will die „Literarische Welt" von jetzt an ,eden Monat auf Grund der Angabe« einer Reihe leitender deutscher Sortl- menter di« meistgekausten Bücher verzeichnen. Für September find es die folgenden: Hess«. Der Steppenwolf. Alfred Neu- s-">v V —-- --- nung „lleat-ssUen" ausgekelit. MilMlilNW Ist nur möglich mit leistungsfähigem Personal. Der Arbeitsnachweis hat stets solches zur Verfügung. Anruf: 2S881 «. 24831. Der elnkame Lekss. Roman von Josef «ußerhofer. <33. Fortsetzung.) pl hast doch nichts Dagegen?" wenoer er sich an oen Professor, „weißt, das ist die Partie, für welche dein Kollege Schranz, der Innsbrucker, so begeistert war, die er aber wegen eines Gewitters abgebrochen hat. Und Sie werden wohl auch damit einverstanden sein. Herr Wirt, nicht wahr?" .... „Wir brauchen aber zwei volle Tage," wendet der Wirt ein. — Es ist ihm Angst, es könnte während seiner Abwesen heit etwas passieren. „Selbstverständlich," sagt der Professor. „Auf der Hallerangeralpe werden wir sicher ein Nachtquartier be kommen." c, Unverzüglich gehen sie an die Vorbereitungen. Am folgenden Tage ziehen die drei talein. Die strah lende Morgensonne leuchtet ihnen zur fröhlichen Bergfahrt. Die andern vier wollen auch eine kleine Partie unter nehmen. Die Regina rät ihnen, sie sollen eine Rundtour machen: Auf den Ummelberg, nach Maria Laach, Terfens und über Schwaz ins Vomperloch zurück. Ausführlich muß sie den Herrschaften den Weg beschreiben. „Fragen können Sie auch," sagt sie schließlich, „es sind überall Bauern häuser" So bleibt die Regina allein. Erst gegen Abend kommt der Rat mit Frau, Nichte und Neffe zurück. Eie bringen einen Mordshunger mit und sind auch ordentlich müde. Nach dem Essen legen sie sich daher gleich schlafen. Die Nichte denkt in wachen Träumen noch an den Baumeister Konrad, der sich ein klein wenig in ihr Herzchen gestohlen hat. Wo wird er jetzt etwa sein? überlegt fie. Wahrschein, »ich auf der Alm, wo er im Heu schlafen muß, der Arme! Bald schlummert st« selbst ein Cie hat noch gar Nicht lang« geschlafen, kommt es ihr vor. Daß es nun schon Tag ist? So unempfindlich ihr Ge- hör ist, so empfindlich ßnd ihre Augen. Sie schielt mit ; einem Auge durch', Fenster — was sie aber steht, das macht für «omente dom Blut erstarren. Da» ikt i- der hell«. lohende Schein einer Feuersbrunst! Ein schriller Schrei ent fährt ihren Lippen. Aber nur für einen Augenblick ist fie bis in den Tod erschrocken. Dann hebt es sie aus dem Bett. Die Tür reißt sie auf und schreit durchs Haus: „Feuer, Feuer, Feuer!" An jede Tür klopft sie mit kräftigen Schlä gen und jagt alles aus dem Schlafe. Die Regina kommt notdürftig angekleidct aus ihrem Zimmer, der Rat brüllt: „Wo brennt's?" und die Rätin rennt wie besessen im Zim mer hin und her, indem sie alles zusammenrafft, was ihr in die Hände kommt. Der Neffe aber ist der erste, der über die Stiege hinunterfüllt und durch die Tür das Freie ge winnt.^ „Das Hammerwerk brennt!" ruft er in das Haus zurück. An ihm vorüber aber stürzt die Regina, läuft so schnell sie kann, auf das nächste Haus zu, das beim Ein- kemmer, dem Müller, ist. Die Leute schreit sie dort aus dem Schlafe auf: „Helft'«, mir, brennen tut's, Feuer, Feuer!" An das groß« Einfahrtstor pocht sie mit der Kraft der Ver zweiflung. Der Mütter öffnet das Tor. Er hat zwei Eimer in den Händen. Hinter, ihm kömmt der Knecht mit einer langen Stange. Die Regina aber lövli zum nächsten Haus, um auch dort die Leute zu wecken Ein Glück ist'», das flinke Hände helfend eingreisen. Denn schon fängt das Dach des Wohnhauses zu brennen an. Doch Wasser ist ja unmittelbar nahe. Der Brand kann auf das Hammerwerk lokalisiert werde». Das brennt denn auch bis auf die Grundmauern nieder. Der Einkemmer bleibt mit seinem Knecht als Feuerwache zurück. Die Sommer frischler haben sich in die Gaststube geflüchtet und sitzen dort eng beisammen. Die Regina aber raüert ln der Küche und das Schluch zen schüttelt ihren Körper. Ei« weiß, daß jetzt alles aus ist. 17. Der Tag bricht an. Schön, jung ist er, voll Licht und Sonne. Hinter der Pfannenschmiede aber liegen schwarze, rauchende Trümmer und Asche. Die Sommerfrischler packen eilfertig ihre Sachen zu sammen. Auch di« der beiden abwesenden Herren. Sie wollen heut« noch nach Vomp ziehen. Keine Stunde länger will die Frau Nat bleiben. Auch di« andern sind für den raschesten Abzug. Gegen Mittag ziehen sie fort. Ein Bauernbursche hat sich bereit erklärt, das Gepäck nach Bomp «t führen. Den Pfannenschmiev hoffen st« in Bo«» »» An». fen, wenn er von der Partie zurückkommt. Dort wollen sie auch ihre Schuld begleichen. Von der Regina aber möchten fie noch Abschied nehmen. Cie finden sie in der Küche. Gleich notdürftig angekleidet ist sie wie in der Nacht. Am Tisch sitzt sie, hat die ausgestreckten Arme aus der Tischplatte liegen und rührt sich nicht. Cie hat keine Tränen mehr und schaut nicht auf. da di« Tür geht. „Frau Wirtin, spricht fie der Rat an, „wir müssen leider Abschied nehmen..." Doch sie nimmt keine Notiz davon. Ihr starrer Blick ist auf den Boden geheftet, das Gesicht ist bloch und die schwarzen Haare hängen ihr wirr über die Stirn herein. „Sie ist irrsinnig geworden!" flüstert die Rätin ibrem Mann ins Ohr. Eeh'n wir schnell!" Und sie gehen. Spät am Abend kommt der Pfannenschmied schleppenden Ganges auf sein Haus zugcschritten. In Vomp hat er alles erfahren. Das Geld, das ihm die Sommer frischler gegeben, hat er mechanisch eingesteckt und hat sich auf den Weg gemacht. Je näher er dem Haus kommt, desto schwerer werden seine Schritte. Am Hauseingang wankt er vorbei. Er will gleich das verwüstete Hammerwerk sehen. Zu Boden wirft es den starken Mann und die Hände graben sich in die Asche, di« noch warm ist. So hockt er lange. Hockt noch dort, als bereits die Sterne hoch hereinleuchten. Die Wucht des Un glückes droht seine stolze Seele zu zermalmen. Di« Gestalt sinkt tiefer und tiefer zu Boden. Und da muß der Psannen- schmied Plötzlich an sein Weib denken und an das Kind, das nun bald in die Welt kommen soll. Aufreißt cs ihn mit einem Ruck. Aufrecht steht er nun, sein Antlitz hebt er gegen Himmel und di« Fäuste ballen sich ingrimmig. Dann geht er sein armes Weib suchen. Die Haustür steht offen, im ganzen Haus ist es finster. Zn der Gaststube findet er Lampe und Feuerzeug. Mit dem Licht durchwandert er die Ntiume des Hauses. Im Schlafzimmer findet er end lich die Regina. Sie liegt im Bett und hat die dunklen Augen weit offen. Eine Weil« starrt sie auf den Mann, als sei er eine fremde Erscheinung. Plötzlich aber fängt sie hastig zu atmen an, di« Starrheit ihres Wesens löst sich und sie beginnt heftig zu schluchzen. Der Mann läßt st« ge währen. stellt die Lampe auf den Tisch und legt sich zu Bett.