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»«««er LZ5 Sächsische Dolkszetlung ». o.Iober I«, Dresden» die Keimal der modernen Volkshygiene — Ein wichliger Abschnitt in -er EnlwiMung -es Erbes Karl August Lingners Der Auflakl der Feier Dresden, 8. Oktober. In einer gemeinsamen Sitzung des Vorstandes, des Vor- slandsratcs und des Wissenschaftlichen Beirates des Deutschen Hy giene-Museums. unter dem Vorsitz von Geheimen Medizinalrat Professor Dr. Sud hoff, die im Sitzungszimmer des Deutschen Hygiene-Museums stattfand, berichtete der geschüftsführende Direk tor des Deutschen Hygiene-Museums, Rcgierungsrat Seiring, über „Die Entwicklung des Deutschen Hygiene- Museums", wobei er unter anderem ausführte: Der Gedanke, in Dresden ein Museum zu errichten, ist nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, erst Im Jahr« 1911 nach der glänzend gelungenen Internationalen Hygiene-Ausstellung entstan den, sondern geht in seinen Anfängen bereits auf das Jahr 1903 zurück, als Lingner sich auf der „Deutschen Städte- ansstellung" mit einer Sondcrsäxni „V ol ks kr a n kl, e i t e n und ihre Bekämpfung" starkes Interesse erweckte. Nachdem in den Jahren 1905 bis 1907 ähnliche Ausstellungen in München, Frankfurt am Main und Kiel stattgefunden hatten, gab die zunächst für 1909 geplante, dann aber auf 1911 verschobene Internationale Hygiene-Ausstellung den erneuten Anstoß zur Errichtung eines Hygiene-Museums. Abgesehen von einem prachtvollen Material und einem baren Ueberschuß von rund 1000000 Mark war so der Grundstock für ein Hygiene-Museum geschaffen, zumal auch noch Staat und Stadt die erbetenen Mittel bewilligt hatten. Lingner wollte so in Dresden ein Museum errichten, von dem erwartet wurde, daß es sehr viele Menschen nach Dresden ziehe, um die neuartige und einzigartige Darstellungsart und die Lehnnetho den kennen zu lernen. An eine Tätigkeit außerhalb Dresdens war zunächst nicht gedacht. Erst durch die allgemeine Aenderung der Finanzlage wurde, um das Unternehmen nicht vollständig stillcgen zu müssen, das technische Personal in eine Lehrmittelwerkstatt zu- sammengeschloss«», Duplikate von Schaustücken zum Verkauf her- gestellt, und versucht, besonders das Ausland für den Verkauf zu interessieren. Konnte man 1918 noch als Zuschüsse insgesamt 85 000 Mark in Goldwert buchen, so standen diesen Eingängen 1923 ganze 7,33 Mark in Goldwert gegenüber. Diese Umstellung war natürlich nur möglich, weil die Museumsleitung frei von bureaukratischem Zwange arbeiten konnte und bei ihren Plänen die Förderung des Museumsvorstandes fand; insbesondere bei ihrem Vorstand, dem Oberbürgermeister Dr. Bl ü her, der die Pläne unterstützte, auch wenn sie von der bei Behörden sonst üblichen Form und Art abweicheu. Die Uebergangszeit zur Goldwährung im Jahve 1921 hat dem Museum das RcichSministcrium des Innern erleichtert, als es eine zu dieser Zeit noch unerhört große Summe von 10 000 Mark als UuterhaltungSbeitrag zur Verfügung stellte. Reich, Staat und Stadt leisteten wieder feste Beiträge, die zusammengercchnet den Fricdcnsbetrag nicht im entferntesten erreichten, aber doch eine ge ordnete Etatrechnung gestatteten. Aus einem, nur in Dresden ge planten, Hygiene-Museum ist so das Z c n t r a l i u st i t u t für Volksgesundheitspflegc entstanden, dessen Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Die Krönung des Muscumsgcdaukens soll aber die Tätigkeit der Hygiene-Akademie werden, die die Auswertung der Schau- sammlungcn durchführen soll. Diese Tätigkeit wird allerdings in dem gewünschten Ausmaß erst dann möglich sein, wenn der Mu se u m s b a u vollendet ist. Nachdem dann Professor Dr. Kreis an Hand von Licht bildern über die Einzelheiten des Museums-Neubaucs unterrichtet hatte, sprach der Wissenschaftliche Direktor des Deutschen Hygiene- Museums, Dr. Vogel, über die Gliederung der Sch au samm ln »gen im Museums-Neubau. Auch er betonte, daß das Bild des Deutschen Hygiene-Museums in wesentlichen Zügen von dem verschieden sei, was Lingner und seinem Mitarbeiter anfangs vor- geschwcbt habe. In seiner Denkschrift ging Lingner von der An nahme aus, daß ein Gebäude von mindestens 6000 Quadratmeter Grundfläche mit 3 Stockwerken errichtet werden sollte, also zusam men 18000 Quadratmeter, von denen die Sammlungen 12 000 einnehmen sollten. Der jetzige Bau sieht 6000 Quadratmeter Sammlungssläche vor, wovon 1000 Quadratmeter für wechselnde Sonderausstellungen vorgesehen sind. Auch inhaltlich ist eine Wandlung eingetrcten. Gros;« Tatsachengebiet« sind neu hinzuge kommen, erinnert sei nur an den Anfang der Mteilung „Soziale Fürsorge" auf der Gesolei, die 1911 kaum andeutungsweise vor handen war. Von dem Vorsitzenden des Vorstandes des Deutschen Hygiene-Museums, Oberbürgermeister Dr. Blüher wurde mit den Worten des herzlichsten Dankez Regierungsrat Seiring eine Dankadresse überreicht. An die Vorträge schloß sich eine Besichtigung der Werkstätten an und durch die neugeschaffene Abteilung „Körperpflege — Leibesübungen", wobei der Leiter dieser Abteilung, Herr Dr. Neubert daran erinnerte, daß sie der persönlichen Initia tive von Regierungsrat Sei ring ihr Bestehen verdanke. Die Gruppe zeigt besonders die gesundheitliche Bedeutung der Leibes übungen, zugleich aber auch, wie Leibesübungen betrieben werden müssen» damit ihr voller Gesundheitswert für die Uebenden in Er scheinung tritt. Der Vorabend Die Festsitzung Am Vortage der Grundsteinlegung hatte die sächsische Negie rung zu einem Begrüßungsabend im Belvedere einge laden. Der Einladung waren u. a. sämtliche Minister des Frei staates Sachsen, Geheimrat Hamel, der Präsident des Reichsge sundheitsamtes, Prälat Prof. Dr. Schreiber als Vertreter des Reichstages, der sächsische Gesandt« in Berlin Dr. Gradnauer, sowie Vertreter sämtlicher Staats- und städtischer Behörden, Reichs wehr, Landtagsabgeordn«te, Vertreter der Industrie, des Handels und der Aerzteschast gefolgt. In angeregter Unterhaltung saß man lange beisammen. Dresden hatte allen Grund, sich in Festesschmuck zu kleiden, Denn der Tag der Grundsteinlegung, der 8. Oktober 1927, bedeutet für unsere Landeshauptstadt die Erfüllung eines lange gehegten Pla nes, des Werkes eines seiner bedeutendsten Bürger. Lingner. Wenn trotzdem die Teilnahme der Bevölkerung äußerlich nur in geringem Maß« zum Ausdruck kam, im stillen wird es wohl nieman den gegeben haben, der ganz teilnahmslos an diesem bedeutenden Ereignis vorübergegangen wäre. Die Grundsteinlegung des Deut schen Hygiene-Museums ist nicht nur «in Ereignis für Dresden und Sachsen, sondern ein« Angelegenheit des gesamten deutschen Volkes. Der Entwurf von Prof. Kreis, der mit dieser Grundsteinlegung in Angriff genommen werden soll, ist ja durch Abbildungen (auch in unserer illustrierten Wochenbeilage) schon allerseits bekannt ge worden. Wenn auch aller Prunk vermieden werden soll, so wird doch auch der geplante Zweckbau mit seiner idealen Umwelt unserer Stadt zur höchsten Zierde gereichen. Die Festlichkeiten am heutigen Sonnabend begannen mit einer Festsitzung im Neuen Rathause. Der große Festsaal >»ar mit einer Büste Karl August Lingners, des Begründers d«8 Deutschen Hygiene-Museums geschmückt. Nach Darbietung der Leonoren-Ouvertüre 1 von Beethoven durch das Orchester des Mo zart-Vereins hieß Oberbürgermeister Dr. Blüher im Nomen des Verein? für das Deutsche Hygiene-Museum dke Fest- gäste herzlich willkommen. Der Oberbürgermeister stattete allen Freunden und Gönnern des Museums für ihr« Mitarbeit den Dank des Vereines ab und brachte dann folgendes Telegramm des Reichs präsidenten zur Verlesung: „Am Tage der Grundsteinlegung zum MusrumS-Neubau gedenke ich mit Dank und Anerkennung der segensreichen Tätigkeit, die daö Deutsche Hygiene-Museum für dir gesundheit liche Aufklärung und Belehrung des deutschen Bottes geleistet hat. Mit den besten Wünschen für die writrre Entwicklung deS Museums an der neuen Wirkungsstätte entbiete ich Ihnen und allen Mitarbeitern herzlichen Gruß. v. Hindenburg, Reichspräsident." Weiter kam ein Telegramm des Staatsoberhauptes unseres deutsch-österreichischen Bruderlandes zur Verlesung. Alsdann gab der Redner einen Ueberblick über die Geschichte des Deutschen Hy giene-Museums bis auf den heutigen Tag und gedachte dabei in be sonderer Weise Karl Augusts Lingners, des genialen Schöpfers der internationalen Hygiene-Ausstellung, des geistigen Vaters des Museums. Lingners großer Gedanke sei es gewesen, sederman«» diese Kenntnis zu ermöglichen, um auf ihr die Pflege der eigenen Gesundheit aufzubauen und so die gesamte Menschheit zu befähigen, an der Förderung der Volksgcsundheit selbst tätig mitzuarbeiten. Dieses hohe Ziel Lingners sei auch heute noch unser Ziel. Man wolle kein Haus bauen für ein Museum im herkömmlichen Sinne, in dem nur die interessantesten Schaustücke von staunenden Besuchern be- wundert werden, sondern in de mvornehmlich eine lebendige Werkstatt betrieben wird, um die gesicherten Ergebnisse der stetig fortschreitenden Wissenschaft vom menschlichen Körper und seinen Funktionen in gemeinverständliche Formen zu bringen, und dies« Formen als Wanderausstellungen, als Lehrmittel für Schulen usw. hinauszusenden in alle Welt. Man wolle ein Heim bauen, von dem aus volkstümlich« Schriften von anerkannten Fachleuten verbreitet werden und in dem alle mit der Gesundheitspflege befaßten Kreise durch Vorträge und Anschauung belehrt und für ihren Beruf ertüch tigt werden. Alles In allem, wir wollen bau«n das Heim des ZcntralinstituteS für die Pflege der BottSgesundheit. Zu diesem Werke erbitten wir meine Damen und Herren auch wei terhin Ihr Interesse und Ihre Unterstützung. D«r Dank der Menschheit werde uns dafür Lohn sein. Al» zweiter Redner ergriff der sächsisch« Innenminister Dr. Apelt das Wort. Er wünschte dem Museum im Namen der Staat»- regierung eine weitere gedeihliche Entwicklung. Auch er ge dachte des Testamentes Karl August Lingners, das von einer großartigen sozialen Gesinnung zeuge, Reich und Staat haben heute ihre Hilfe geliehen, daß durch Krieg und Inflation ge hemmte Werk in die Tat umzufehen. Die Volksgesundheit sei stets dl« Voraussetzung für die Volkskraft gewesen, für die Haltung nach außen und für die gedeihliche Fortentwicklung unseres Volkes im Inneren. Er schloß mit dem Wunsche, daß das Werk mithelsen möge am Wähle des Volkes, dem zu dienen unser aller heiligstes Ziel ist. Reichsinnenminister o. Keudell Überfracht« die Grüße der Reichsregierung, insbesondere de» Reichskanzlers Dr. Marx, der es bedauere, an den Feierlich keiten persönlich nicht teilnehmen zu können. Die gesamte Reichsregierung begrüße es auf das wärmste, daß es gelungen ist, durch die Initiative ideal gerichteter Männer die mannig fachen Schmierigkeiten zu überwinden, und das Werk -es Deut- scheu Hygiene-Museums bis zur Grundsteinlegung eines eigenen Heimes zu fördern. Dieses Werk zeig«, daß das deutsche Volk unbeschadet der Not der Gegenwart weiterschreite aus den ihm geschichtlich vorgezeichneten Wege, die Probleme der gesamten Menschheit mit lösen zu helfen. Das Hygiene-Museum bedeute für das ganze Reich eine wesentliche Bereicherung an Auf gaben. Möchte der Segen für unsere Heimat und der gesamten Menschheit nicht ausbleiben. Für den Reichsrat sprach Ministerialdirektor Dr. Brecht die Glückwünsche und Grüße aus. Er betonte, daß Geist und Seele den Gedanken des Hygiene-Museums geschaffen haben. Wenn jeder deutsche Bildungstrieb einem hohen Ziele gedient Hobe, so in diesem Falle. Ueber das neue Heim, dessen Grund stein heute gelegt werde, könne man die Worte schreiben: Dem Geiste und der Seele. Denn niemand werde dieses Haus ver lassen, ohne dem Körper mehr Achtung zuzuwenden als vor- her. Niemand werde es aber auch verlassen, ohne im tiefsten aufgerührt sich höheren Dingen zuzuwenden. — Der Reichstag hatte als Vertreter ein prominentes Mitglied derZentrum»- Partei, den Reichstagsabgeordneten Prälat Dr. Schreiber entsandt. Dieser wies in glänzenden Ausführungen auf dt« Weltbedeutung des Deutschen Hygiene-Mu seums hin. Das Deutsche Hygiene-Museum sei ein« hervor ragende Verkörperung der Idee des Dienstes am deutschen Volke. Unser Volk gehe ernster seinen Weg durch die Welt geschichte als viele andere Völker. Es gebe kaum ein andere» Volk mit so starken sozialen und weltanschaulichen Spannungen und wenn irgend etwas diesem Volke notwendig ist. so sei e» j eine Klammer von sozialer Bindegewalt. Auf sozialem Gebiet Das -eukfche Kygiene-Museum in Dresden „Das Hygiene-Museum soll eine Stätte der Belehrung sein für die ganze Bevölkerung, in der jedermann sich durch Anschau ung Keiintnissc erwerben kann, die ihn zu einer vernünftige» und gesundheitsfördernden Lebensführung befähigen." Diese Worte auS dem Vermächtnis des unvergeßlichen Dr. K. A. Lingner. des genialen Schöpfers der Internationalen Hygiene-Ausstellung Dres den 1911, dürften als oberster Leitsatz dieser einzigartigen Bildungs stätte des deutsche» Volkes angcsprochen werden. Wir sind ja heute schon gewohnt, die Volksgesundheitspflege als etlvas ganz und gar Selbstverständliches hinzunehmcn und vergessen astzn leicht, daß auch diese sozusagen organisierte Volksgesundheilsbelehrung erst neueren Dalums ist. Lingner zeigte auf jener Ausstellung erstmalig den richtigen Weg zur Gesunderhaltung des menschlichen Körpers, und bewies vor allen, durch die Gruppe „Der Mensch", daß nur der jenige vcrnunftgcmäßc Pflege treiben kan», der auch über seinen eigenen Körper, die eigenen Organe und deren Tätigkeit unterrichtet ist. Das seinerzeit aus der gesamten internationalen Welt zusam- mcngctragcne Material sollte nun nach Lingners Absichten zusam- mcngehaltcn und zu einer Art Museum ausgebaut werden, einer Art Akademie, in der jedermann sich durch Anschauung und eigenartigen Selbstunterricht Kenntnisse über die Gesundheitspflege erwerben fasst«, kn der eben auch scdcm Fachmann durch systeinatische Kurse die Möglichkeit geboten sein sollten, sein Wissen auf den verschieden artigsten Gebieten der Hygiene zu erweitern. Der Krieg, Lingners plötzlicher Tod im Jahre 1916, Jnfla- tion, wirtschaftlicher Niedergang, drohten dem großen Unternehmen ein frühzeitiges Ende zu bereiten. Da war cs der langjährige Mit arbeiter, der Gcfchäftsführende Direktor des Deutschen Hygiene-Mu seums, Regierungsrat Seiring, der Mittel und Weg« fand, die Aufgaben dD Hygiene-Museums auf vielfache Weise umzuschaltcn, um dennoch nicht das große Ziel» Zentralinstitut für Volksgesundheitspflege zu werden, aus dem Auge zu verlieren. Zu diesem Zweck wurden zpmal die Werkstätten und Ateliers, zwei der wichtigsten Bestandteile des Museums, weiter auSgebaut. Nach dem Verfahren von Professor Spalteholz, menschliche und tie rische Gewebe und Knochen durchsichtig zu machen, wurde das Rönt genbild zugunsten des Originals cingetauscht. Die Werkstätten der völkerkundliche» und geschichtlichen Abteilung fertigten in einer eige nen Lehrmitielabteilung Duplikate aus den reichen Beständen deS Museums als vorbildliches Anschauungsmaterial besonders auf dem Gebiete der Biologie und Volksgesundheitspflege- an. Eigen« Aus- stellungsgruppcn wie „DerMensch in gesunden und kran ken Tagen" oder eine andere Sondergruppe „Der durchsich tig c M c» s ch" wanderten als Sonderausstellungen durch zahlreiche Städte Deuischlands, darüber h'.imnS aber auch ins Ausland. Nicht ohne Bedenken war das Museum diesem Plan der Veranstaltung von Wanderausstellungen nahegetreten. Besonders in Aerztckreisen wurde anfangs daraus hingewicsen, daß eine zuweitgehende Beleh rung des Laien auf dein Gebiete der Gesundheitspflege die Kur pfuscherei fördere oder eine Irreleitung des Laien durch falschver- itandene Belehrung zur Folge haben könne. Diese Befürchtungen erwiesen sich in der Praxis als unbegründet, und gerade die Acrzte erkannten in diesen Schaustellungen ein wertvolles Ausklärungsmit- tel gegen Unvernunft und Aberglaube. Dazu kam eine eigene Li ch t- bildverleih stelle, die in großem Umfange allen Stellen, die sich mit Gesundheitspflege im >veitesten Sinne befassen, Lichtbilder zur Verfügung stellten. Der Fundus dieser Stelle besteht heute be reits ans 280 Lichtbilderreihen mit ungefähr 15 400 Lichtbildern. Natürlicherweise wurden nun die Wanderausstellungen auch auf je weilig aktuelle Teilgebiete der Hygiene eingestellt, und konnten bis her einzelne Gebiete wie Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, Bekämpfung der Tuberkulose, Säuglingspflege, Vererbungs- und Rassen-Hygiene ausführlich behandeln. Bis Mite dieses JähreS haben allein ln Deutschland in über 400 Städten rund 4X Millionen Besucher die Wanderausstellungen des Deutschen Hygiene-Museums besichtigt, wobei dir Besucherzahl der „Gesolei" Düsseldorf 1926, an der das Museum führend betei ligt war, noch unberücksichtigt ist. Allein 47 000 Personen »ahmen an mit Ausstellungen für Säuglingspflege verbundenen Kursen teil. Di« Ausstellungen in der Schweiz, in Rom. Amsterdam, Riga, Ko penhagen, Prag, Siockbolm, Oslo, Budapest waren so bedeutsam, daß auch die ausländische Presse sie als ein ungewöhnliches Ereig nis anerkannt haben. Diese erweiierie MuscumStätigkcit hat das Institut zu einer r e i ch s w ich t i g e n Angelegenheit erhoben, zu einer Angelegenheit des gesamten deutschen Polkes. Als Hauptgrundsatz des Lingnerschcn Gedankens gilt für da» Deutsche Hvgiene-Museum das Ziel, weiteste Kreise der Bevölkerung für eine planmäßige und nachhaltige Pflege der Gesundheit zu ge- »linnen, wobei in erster Linie auch z» selbständigem hygienischen Denken angcleitet werden soll. Durch die Bewilligung von Reichs- »nd Staatsmitteln konnte nun nach Ucbcrwindung unendlicher Schwierigkeiten der Grundstein zum eigentlichen Deutschen Hygiene- Museum in Dresden gelegt werden. Professor Dr. Kreis, den sich Dresden zu diesem Zwecke aus Düsseldorf zu verschreiben wußte, sieht in seiner Planung zum Deutschen Hygieue-Muscum nicht einen unzeitgemäßen Lurusbau vor, sonder» vielmehr einen würdigen Zweckbau, der besonders auch für die Arbeit?- und Werkstätten ausreichende llntcrkunftsmöglickkciten bietet. Der Gedanke, in einem Schauraum alle Schätze des Museums dauernd auszustcllen, ist fallen gelassen worden, man will vielmehr durch eine geschickte Auswahl lediglich einen Gesamtüberblick über die GesuudbeiiSpflcge an erster Steile auch über das Wunderwerk des menschlichen Körpers geben» und will dann in einzelnen SonderauSstelliingc» alle Wissens gebiete eingehender behandeln, tunlichst in Verbindung mit Kon gressen und Vortragskursen, für die im Bauplan besonder« Hörsäk« vorgesehen sind. „Der Mensch" imrd also auch im neuen Musen« einen Mittelpunkt des Ganzen bilden, ihm sollen sich unmittelbar im Erdgeschoß dir Abteilung, die cs mit der Pflege und Entwich, lung des menschlichen Körpers zu tun hat. Der weitere Kreis des sen, was zur Hygiene gehört, wird dann !m Obergeschoß seine» Platz finden, also Arbeits- und Gewerbe-Hygiene, Wohnung und! Siedlung, Gesundheit und Krankheit. Ein ähnliches Institut dieser Art gibt es bisher in der ganze« Welt nicht. Es blieb dein deutschen Volke Vorbehalten, dies« Ei»,' richtung zuerst zu schassen. H. Zerkaulen. j