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«ummer 22v — 2«. Jahrgang »rjcheinl «mal wöchentlich mit de» Mnltrlerten «raltdbetlagen .Die Welt' und .Für unsere »einen Leute-, sowie den Lev- betlagen .Lnlerhaitung und Wissen-, »Kirche und Welt-, »Die Welt der Frau-, »Aerztlicher Ratgeber-, »Literarische Beilage-, »Filmrundschau-. Monatlicher Bezugspreis 3- Mk, einscht. BesteNgeid. Einzelnummer 1» 4. Sonnlagnummer »U 4. Hauptschristletter- De. <S. TeSczhk. Dresden. SachMe Donnersrag» 22.Vepremveri«2? Anzrtgenprets«, Die tgespaltene Petttzetl» N» 4, sZamUien- anzeigen und Stellengesuche tkv 4. Die PetitreNamezeile. 8« Millimeter brelt. l .« Lfferiengebühr iiv 4- bei Ueder» sendung durch die Post außerdem Porto,uschlag. Im Fall« höherer Gewalt erlischt jede Pcrpflichlung auf Lieferung sowie Crsüllung v, Slnzeigen-iluslriigen u. Leiltnng v Schadenersatz. SieschSstlicher Leit: Artur Lenz, Dresden. Geschäftsstelle, DruckiiBerlag - Germania,«..«, sür Verlag und Druckerei, Filiale Dresden, Dresden.«, l. Poliersiraße >7. gemr„j2I0I2. Postschecktonto Dresden 27(13. Bankkonto 1 Stadtbank Dresden Nr. SI7I» Für chriskttche PvliNK und Kultur Redaktion der Sächstkchen Bolkszeitung DreSde»>«Itstadl l. Polieistraße 17. Fernruf 2(7711 und rioir. Nach Finnlands Wahl in den Ral (Von unserem Korrespondenten) Helsingfors, 16. September. Noch am gestrigen Tage veröffentlichte „Hufvudstads- bladet" Meldungen seines Genfer Korrespondenten, dis insbesondere die voraussichtliche Stimmenverteilung für und gegen Finnlands Wahl zum Gegenstände hatten. Mit Deutschland wurden England, Italien und Belgien in dieser Meldung als Wahlgegner, Frankreich, Polen, die baltischen Staaten, Rumänien und andere als Wähler Finnlands gruppiert. Deutschlands Gegnerschaft gegen Finnlands Wahl in den Völkerbundsrat ist von dem größ- ten Teile der Helsingforser Presse als eine absolut sichere und unumstößliche Tatsache hingestellt worden und ist dem entsprechend in letzter Zeit auch eine scharf antideutsche Tendenz in dieser Presse entwickelt worden. Eine wohl tuende Sachlichkeit bewahrte dagegen die der Negierung nahestehende Presse, wie die Regierung auch die Gelegen heit eines Interviews des nach Genf abreisenden Außen ministers wahrnahm, um sich genügend deutlich gegen die laute Ueberheblichkeit in der Presse auszusprechen und sach liche Feststellungen zu treffen, die glatt eine Zurückweisung dieser Art Pressebetätigung bedeutete. Wenn die offizielle Anmeldung der Kandidatur in Genf spät, aber doch erfolgt ist, so sicher auch wegen des starken Druckes der finnischen Nationalisten, die in dieser Frage auch die an sich zurückhaltendere Unterstützung der Schwedischen Volkspartei hatten. Allein programmatisch ist für die sozialistische finnische Negierung der Völkerbund nur eine sehr mangelhafte Vertretung seiner Idee, woraus sich der abweichende Standpunkt der finnischen Sozialisten in der Frage der Ratswahl ergeben hat. In den ersten Nachtstunden des gestrigen Tages ist die erfolgte Wahl Finnlands in den Dölkerbundsrat in Helsingfors bekannt geworden,- zu spät, als daß die Be kanntgabe dieses finnischen Erfolges sich als Stimmungs ausdruck in der Oeffentlichkeit hätte bemerkbar machen können. Erst mit der heutigen Frühpresse ist eine umfang reiche und schon in Leitartikeln kommentierte Genfer Be richterstattung über alle Einzelheiten des Wahlvorganges in die breite Oeffentlichkeit gedrungen. „Hufvudstads- bladet" orientiert seine Leserschaft z. B. mit 15 Telegram men, die genaue Details der Wahl — mit Personen benennungen und Zeitangaben — beschreiben. Besonders hervorgehoben ist, daß die Wahl Finnlands mit nur einer Stimme Mehrheit erfolgte. Interessant ist, aus den Leitartikeln festzustellen, daß der nun errungene Ratssitz auf die Pressegemüter allgemein beruhigend gewirkt hat. Der sehr lauten Ueberheblichkeit ist eine stille Einsicht gefolgt, die nach dem Vorhergegange ne nicht zu erwarten war und so besonders und ohne alle Nachträglichkeiten zu begrüßen ist! „Helsingin Sonomat" kommentiert die Wahl in dem ersten Teile seines Leitartikels mit einem ausführlicheren Hinweise auf die Bedeutung des Völkerbundsrates unter Betonung der Wichtigkeit der Zugehörigkeit der kleinen Staaten zu diesem erlesenen Gremium. „Finnlands Wahl zu diesem ehrenvollen und verantwortungsvollen Posten ist zu betrachten als internationale Anerkennung dafür, daß der junge finnische Staat es während der kurzen Zeit seiner nationalen Selbständigkeit verstanden hat sowohl die inneren Verhältnisse als auch seine außenpolitische Lage zu stabilisieren und er so für würdig und verdient erachtet worden ist, den Ratssitz zu erhalten. Hoffentlich wird der finnische Vertreter in Genf nun auch so handeln, daß wir uns dieses Vertrauens würdig zeigen. In allen vorkom menden Fragen und Entscheidungen muß er seine Ueber- zeugung nach Recht und Gerechtigkeit zur Geltung bringen." An dem sehr allgemein gehaltenen Kommetar des „Hufvud- stadsbladet" ist nur ein Hinweis auf die von der Wahl un berührte und weiterhin freundschaftliche Einstellung Finn land« zu Sowjetrnßland von Bedeutung: „Aus den reichs- schwedlschen Zeitungen geht hervor, daß die Wahl Finn lands in den Völkerbundsrat als eine deutliche Ab schwenkung Finnlands von Rußland gedeutet werden könnte. Von Finnland kann man mit dem besten Gewissen der Welt betonen, daß es solchen Absichten völlig fremd gegenübersteht. Von solchen Gesichtspunkten aus betrachtet ist es besonders glücklich, daß die Wahl in Genf unter einer sozialistischen Regierung vorbereitet wurde und stattfand, deren Friedenswillen kein vernünftiger Mensch anzweifeln kann, deren Abscheu gegen jeden Krieg eine Herzenssache und programmatische Angelegenheit ist und deren Geneigt heit. mit Rußland auf gutem Fuße zu stehen, mehrmals dokumentiert worden ist." Bezeigen diese Kommentare den guten Willen Finn lands, im Völkerbundsrat nun auch mitzuarbeiten für di« innige Ausgestaltung des Weltfriedens, so müssen dies« Di« heutige Nummer enthält die Beilao« -Unterkal- luna und Wiklen* Die Beratung -es neuen Skrafgesetzenkwurfes im Naiionairal — Reichsjustizminlsler Kergl in Wien Wien, 21. September. Der österreichische Nationalrat berät gegenwärtig den neuen Strafgesetz entwurf, der im wesentliä>en gleichlaufend ist mit dem deutschen Entwurf, der dein Reichs tag vorliegt. In seinem Bericht über die Abweichungen der beiden Entwürfe hob Iustizminister Dinghofer gestern im Nationalist die Bestimmungen über die Todesstrafe besonders heraus. Während der deutsche Entwurf an der Todesstrafe für ein einziges Verbrechen noch festhalten zu müssen glaube, sei sie in Oesterreich durch das Bundesverfassungsgesetz sür das ordentliche Verfahren abgescljafft worden. Hinsichtlich der praktischen Bedeutung der Nechtsein heit zwischen Deutschland und Oe st erreich führte der Minister aus: Haben wir das gleiche Recht, dann trägt jede wissen schaftliche Bearbeitung des deutschen Gesetzes auch für uns wertvolle Früchte. Deutsche Logik und Gründlichkeit wird sich mit der vielfach freieren und manchmal vielleicht gegen über den Forderungen des Rechtsgefühles nackMebigeren österreichischen Nechtsauffassung paaren, und aus den gleichen Gesetzen wird allmählich ein gleiches Recht wachsen zum Segen der beiden Staaten und des gesamten deutschen Volkes. So soll ein nationales Denkmal errichtet werben, das dem deut schen Namen zur Ehre gereicht. Möge der große Augenblick nicht um kleinlichen Haders willen ungenützt vorübergehenl (Lebhafter Be i full und Händeklatschen.) Reichsminister Dr. He-'gt, der gegenwärtig auf Ein- ladnng des österreichischen Iustizministcrs zu Besprechungen über die deutsch-österreichische Rechtsangleichung in Wien weilt, wohnte in der Diplomatenloge den Verhandlungen bei. Die Abrüstungs-Debatte Angleichung der deutschen und französischen Vorschläge. Genf, 21. September. In der vertraulichen Sitzung des Unterausschusses der Abriistungskmnmissio» kam es gestern nachmittags, nacijdem Paul-Boncour und Gras Bernstorsf nochmals ihre Anträge vertreten hatten, zur Bildung eines sechsgliedrigen Redak tionskomitees. Dieses Komitee, dem Graf Bernstorsf und Paul-Boncour, ferner u. a. der Vorsitzende des Ausschusses Benesch angehören, hat den Auftrag, die beiden Vorschläge, wenn möglich, aus eine gemeinsame Formel zu bringen. Dabei soll der dem deutschen Standpunkt wider sprechende Teil des französischen Antrages beseitigt und der deutsche Standpunkt, wonach der Vorbereitende Abrüstung«^ ausschuß keinesfalls mit politischen Fragen belastet werdey soll, vollkommen ausrechterhalten werden. In seinen gestrigen Beratungen hat nun der Redaktions, ausschuß versucht, einen Einheitstext auszustelien, der als Grundlage für die Fortführung der Arbeiten in Frage kommt. In dem bisher skizzierten Entwurf sind drei wesentlich« Punkte enthalten: 1. Ausdehnung des Schiedsver fahrens, damit das Vertrauen geschaffen wird, das den Erfolg der Abrüstungskonferenz sicherstellt, 2. gemäß dem Antrag Graf Bernstorsf, das Ersuchen an den Rat, die Vor» bereitende Abrüstungskonferenz zur Beschleunigung ihrer Arbeiten ansznfordern, damit die endgültige Abrüstungs konferenz möglichst bald stattsinden kann, 3. Schaffung eines besonderen Komitees durch den Vorbereitenden Ab rüstungsausschuß, dem alle Bölkerbundsniitglieder dieses Aus schusses augehären, um die Fragen der Schiedsgerichtsbarkeit und der Sicherheit weiter zu fördern. Auf deutscher Seite steht man zu diesem dritten Punkte auf dem Standpunkte, daß eine vollkommene Loslösung dieses besonderen Komitees von dem Vorbereitenden Ab rüstungsausschuß nötig sei. Die Verhandlungen werden heute fortgesetzt, naclidem deutscherseits eine eigene Formulierung zu diesem Plan ausgestellt sein wird Die Krise in Poien Vertagung des Sejm um einen Monat. Warschau. 21. September Der polnische Sejm (Landtag) wurde gestern nachmittag unmittelbar nach Beginn der Sitzung durch ein Dekret des polnischen Staatspräsidenten aus 30 Tage vertagt. Kurz vor her hatte eine Konferenz zwischen dem Staatspräsidenten, Marschall Pilsndski und dem stellvertretenden Ministerpräsi denten Bartel im Schloß stattgesnnden. Nachdem die Regie rung seit langem ostentativ allen Sitzungen serngeblieben war, waren zu der heutigen Sitzung säst sämtjiche Minister er- schienen. Sofort nach Eröffnung der Sitzung verlas Bize- premier Bartel das Vertagungsdekret des Staatspräsidenten, das vom Plenum mit Lärm und dem Rns: „Feiglinge, Ihr fürchtet euch!" ausgenommen wurde. Die Vertagung des Sejm Kain insofern überraschend, als man bei allen Parteien mit einer Auflösung des Par- laments gerechnet k>atte. Durch die Vertagung ist die Anbe raumung von Neuwahlen für einige Zeit unmöglich gemacht. Unter den Sejm-Abgeordneten hat die Maßnahme der Regie- rung große Erregung hervorgerufen ersten, vielleicht unter dem Rausch des Erfolges gegebenen Versprechungen unbedingt begleitet sein von entsprechenden Taten, sollen die Versprechungen mehr als genug schon ge hörte und im allgemeinen sehr schiiell vergessene leere Worte sein. Allein schon mit der Personenauswahl für diese weltpolitisch so bedeutungsvollen Posten wird Finn land eine erste Gelegenheit bekommen zu zeigen, ob es sich zu den ehrlichen Friedensstiftern gesellen will. Eine weitere notwendige Konsequenz der Natswahl ist für Finnland, seine politischen Beziehungen mit einzelnen Randstaaten — Lettland und Litauen — und mit Polen endlich in Ordnung zu bringen, soll der finnischen Arbeit in Genf auch wirklicher Erfolg befchieden sein. Denn gerade in diesem Weltwinkel dürfte das so sehr ersehnte- und nun errungene Betätigungsfeld einer finnischen Mitarbeit am Ausbau des Weltfriedens naturgemäß zu suchen seilb ,— E- üöunelke mm Werslllg Mattel Köln, 20. September. Der Flieger Könnecke, Gras Solms und der Funker Herrmann find mit der „Germania" aus dem Flugplatz Butzweilerhos um 11 Uhr 22 Min. zum Ostaliens lug ge startet. Dir „Germania* brauchte etwa 30 Sekunden, um fich nach einem Anlauf von 180 Metern von der Erd« abzuheben. Koennecke hofft, Konstantinopel über Wien- Budapest beim Morgengrauen zu erreichen, um dann in den Vormittagsstunden in Angora die erste Zwischen landung vorzunehmen. Wie sich der Flug von dort aus voll ziehen wird, darüber war sich Koennecke im Augenblick des Ab fluges noch nicht im klaren. Falls die Wetterlage über dem Balkan ungünstig sein sollte, werden die Flieger entweder die Donau oder die Schwarze-Meer-Kiiste entlang fliegen. Die „Germania" hat für den jetzigen Flug ein Gesamt gewicht von rund 3300 Kilimramm, darunter 1280 Kilogramm Benzin und 150 Kilogramm Oel. Auf dem Flugplatz waren zur Verabschiedung Ober bürgermeister Dr. Adenauer und mehrere Beigeordnete an- vrelend. Angesicht» .des vlöklichen. überraschend anaelebten Starts war fast kein Publikum anwefcnd. Ober bürgermeister Dr. Adenauer sowie die übrigen Herren der Siadt, der Lufthansa und der Flugvolizei richteten herzliche Ab schi e d s w o r t c an die Flieger. Nach -späteren Meldungen ist die „Germania" um 3.48 Uhr nachmittags über Frankfurt, um 4.50 Uhr-über Nürnberg und 7.15 über Wien gesichtet worden. Könnecke plant, Amerika auf dem Ostwege zu erreichen. Er wäre, wenn der Versuch gelingt, der erste deutsche Pilot, der aus rein sportliche Art einen Langstreckenflug nach dem Fernen Osten unter nimmt, nachdem bekanntlich die Deutsche Lufthansa im ver gangenen Jahre einen solchen Flug auf rein verkehrstech nischer Grundlage ausgesührt Halle. Könnecke hat vor seiner Abreise geäußert, San Franziska bei günstigen Verhält nissen in etwa 14 Tagen erreichen zu können. Die Strecke von Köln nach Tokio hat eine Länge von etwa lOOOO Kilometer. Fast ebenso lang ist die Strecke non Tokio nach San Franziska. Sollte es Könnecke gelingen, bis San Fran- zisko zu gelangen, dann will er versuchen, von dort aus zu nächst nach Nenyork weiter zu fliegen und dann den Ozean von Westen nach Osten nach dem Muster der amerikanischen Ozeanflicgcr zu überqueren und so seinen Welt fing bis zu dem A u s ga n g s s l ug h a s e n Köln auszuiübien SkZ Slmidenlilomeler!m Mmi-Sydroiiliiii London, 20. September In Anwesenheit einiger hoher Persönlichkeiten der britishen und italienischen Marine starteten die für das Schneider- Pokal-Nennen am Sonntag in Venedig gemcldeien engli schen Wasserflugzeuge zu einem Trainingsslug, der cinen sen sationellen Verlaus nahm. Die von Lt. Kinkead und L t. S. N. Webster geführten Renn-Hqdroplane „Lloster Rapier IV* and „Supermarine Napicr* erreichten während einer Flugdaue, von 88 Miaute« bi« phantastilck« DurchsLnitls- «eschwtndiakeil Sr 3 Kilometer