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Der falsche Prinz vor Gericht Sieben Nennte SesSnssir tbr Domela. «öl». 11. Juli. (T. U.) Im Domela-Prozeh wurde heut« nach dreiviertelstündiger Beratung um 18.30 Uhr folgendes Urteil verkündet: Der An« geklagte Harry Domela wird unter Freisprechung in den übrigen Fällen wegen Betruges im Rückfälle in vier Betrugs^ fällen zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt. Die Untersuchungshaft wird voll angerechnet. Die Kosten trägt, so weit Freisprechung erfolgt ist, die Staatskasse, im übrigen der Angeklagte. — Der Staatsanwalt hatte neun Monate Gefäng nis beantragt Den Verlaus des Prozesses gibt im einzelnen fol gender Bericht wieder: Bor dem erweiterten Schöffengericht begann heute unter starkem Andrang von Publikum und Presse der Prozeß gegen den falschen Hohenzollernprinzen Harry Domela. Den Vor sitz führte Landgerichtsrat Neuwinger. Die Anklage wird von Staatsanwalt Hoppe vertreten. Domela begrüßte beim Eintritt des Verteidigers diesen mit lächelnder Miene Der Vorsitzende teilt mit, daß das Zeichnen im Saale verboten sei. Als Zeuge wird geladen der Spediteur Kreibich aus Köln und der Polizeirat Putzig. Gegen die Vernehmung des letzteren protestiert der Verteidiger, da die Ladung dieses Zeu gen der Verteidigung nicht mitgeteilt worden sei. Es kommt darüber zu einer Kontraverse zwischen dem Vorsitzenden und der Verteidigung, die dadurch beendet wird, daß der Staatsanwalt auf die Vernehmung des Zeugen Putzig verzichtet. Die Eröffnungsbesch Nisse beziehen sich auf sechs Betrugsfällc. In Köln fühlt sich ein Spediteur geschädigt, oon dem der Angeklagte unter falschen Vortziiegelungen 30 M. geborgt hat. Dann kommt der gegen den Besitzer des Schloß- Hotels in Gotha verübte Betrug, ferner Betrügereien gegen Heidelberger Korpsstudenten. Schließlich stehen zur Anklage Be- trugsfälle in Berliner und Dresdner Hotels. Der Angeklagte schildert auf Fragen des Vorsitzenden seinen Lebenslauf. Er ist 1901 als Sohn eines Gutsbesitzers deutscher Abstam- mung in Lettland geboren. Während des Krieges wurde er in ein russisches Kinderheim in Riga gebracht. Er besuchte dann die Schule der deutsche» Okkupationsverwaltung und beteiligte sich schließlich als lüjährigcr an der A b w ehr o r g a n i » sation, die zur Vertreibung der Bolschewisten führte. Mit lg Jahren kam er mit den Baltikumern nach Deutsch land. Domela schildert weiter, daß es ihm in einem Flllchtlings- lüger sehr schlecht gegangen sei. Auch als Pag« einer Baronin v. Hochberg fei er schlecht behandelt worden. Er habe etwa drei bis vier Mark im Monat bei freier Station erhalten. Da er zum Servieren nicht geeignet war, fei er entlassen worden. Kurz vor seiner Entlastung habe er rin paar Löffel gestohlen, weshalb die Baronin Strafantrag gegen ihn gestellt habe. Da nach fei er zweieinhalb Jahre auf dem Lande und in Fabriken tätig gewesen. Schließlich sei er nach Berlin gekommen, wo es ihm sehr schlecht gegangen sei. Eine Stellung bei einem Schrift steller habe er bald wieder aufgegeben, da er sich schon an das Vagabundenleben gewöhnt hatte. Auf die Frage des Vor sitzenden, ob er sich zu Höherem geboren fühle, erwiderte Domela, daß er einen ihm an Bildung weit überlegenen Menschen kennengclernt habe, der einen sehr großen Einfluß aus ihn ausübte. Bet der weiteren Schilderung sctnes Lebens laufs erklärte Domela, daß er aus der Tatsache, daß ein bal tischer Baron überall Hilfe und Unterstützung gefunden habe, während der Bürgerliche überall aus Ablehnung gestoßen sei, seine Lehren gezogen habe. Er habe in Restaurants ein paar Marl mit dem Zeichnen von Porträts der Gäste verdient und dann später «inen Herrn von Vahlsieck kennenaelernt. der ein« schwindelhafte Sammlung für «Mit FlügspörloerLand unirr. nommen hatte und mit einigen Listen Geld gesammelt, dabei Hab« er sich Graf Pah len genannt. Der Angeklagte schil derte dann fein« Frankfurter Erlebniste und erklärte, er habe sich in Frankfurt bei dem baltischen Vertrauensmann als Baron von^Buxhöscn vorgrftellt. Von einigen Frank furter Herren/ denen gegenüber er den Grafen Pahlen als sei nen Onkel ausgegebcn habe, habe er Geld erhalten: das Geld fei ihm jedoch ausgedrängt worden mit dem ausdrücklichen Be merken. daß? Rückzahlung nicht erforderlich sei. Das Geld sei inzwischen"aber'zurückgczablt worden, da er durch seine Me- moieren Gelds verdient habe, das sein Verteidiger zur Rückzah lung verwandt.habe. Der Angeklagte erzählte dann pvi« er in Potsdam-als Zigarettenreisendcr sein Geld zu verdiene» suchte. Da lias Geschäft jedoch schleckst ging, sei er zu einem alten Mittel «zurückgelommen und habe sich von der Stecke genaant. Davauf «i er überall in Potsdam mit offenen Armen empfangen wforden. Besonders Hab« sich seiner der Präsident von Merz vom Reichsarchiv angenommen. Dieser habe ihm auch der Gattin des Berliner Oberbürgermeisters empfohlen und ihm fünf Mhrk für die Fahrt nach Berlin gegeben. Frau Ober bürgermeister Böß habe ihn darauf sehr freundlich empfangen und ihm einen guten Mantel gegeben sowie weitere Hilfe zu gesagt. Als in Potsdam Stadtgespräch geworden ist, daß der arme Eraf^von der Recke als Zigareftenhändler sein Leben fristen miM, Hab« er viele Einladungen zum Mittagesten emp fangen, dessen'er gefolgt sei. Präsident von Merz Hab« ihn dann gefragt, obler"adlig lei. Domela erklärte, er Hab« das bejahrt und von Merz habe chm daraus drei Mark gegeben, von Merz habe ihnUpäier als erster angezelgt, und zwar wegen Bein», ges unssach! Mark. Weiterhin erzählte der Angeklagte, wie er in Heidel berg M den Eajo-Borüsfen als Prinz Liven mit offenen Armen ausgenommen worden fei. Hierauf schildert« Domela feinen Aufenthalt im Hotel Kostenhaschen in Erfurt, wo er sich als Baron von Korss ausgegeben hat. Es fei ihm heute noch unverständlich, wie man ihn für den ältesten Sohn des früheren Kronprinzen Hab« halten können, der mindestens einen Kopf größer fei als er. Domela erklärt«, daß man chm im Hotel Kostenhajchen außerordentlich düenstbeslisten entgegen« gekommen fei; wenn er sich ein, Zigarette habe anzünden wol len, fei ihm das ganz« Personal, vom Direktor bi» zum Lift boy. fast zu Füßen gestürzt. Als fein Geld zur Neige gegangen fei, fei er nach Berlin gefahren, wo man Ihn in einem Hotel tbenfalls für den Prinzen von Preußen gehalten habe. Die» sei ihm fchließlch einigermaßen tn den Kopf gestiegen. Da er sich aber gesagt habe, daß er tn Berlin dies« Rolle nicht lang« werde spielen können, sei er nach Erfurt zurückgefahren, wo er sich trotz seines Sträuben» auf Aufforderung des Hotel- direktors in das Goldene Buch des Hotels habe eintragen müssen. Von diesem Tag« an sei er Prinz Wilhelm ge wesen. In dieser Zeit sei er auch wiedrr einmal in Berlin ge. wesen, wo ihm am Anhalte» Bahnhof ein feier licher Empfang bereitet worden ei. Als er wieder nach Erfurt zurücktehrte, sei chm auf dem Bahnhof Kommerzienrat Kossenhaschen vorgestellt worden. Domela erklärte, daß er da- mals schon große Lust gehabt habe, feine Rolle nicht weiter zu spielen. Domela schilderte dann seinen Besuch in Gotha, wo'«» Ihm nach einer Darstellung einfach unmöglich gewesen sei. mit feiner Sache Schluß zu machen. Der Direktor des Gothaer Schloßhotels ei dauernd um ihn wir ein Oberzerementenmeister gewesen. In der Oper fei chm vom Intendanten sofort di« Hosloge zur Verfügung gestellt worden. Er habe sich auch der Einladung nicht entziehen können, dem Feste des vortigen Deutschen Bundes als kaiserliche Hoheit beizuwohnen. Domela erklärte weiter, daß er auch d«n Minister von Bastewitz und den Gothaer Oberbürgermeister lennengelernt habe. Der Angeklagte wiederholte dann seine schon früher bekanntgewor denen Behauptungen über feinen Besuch bei dem Kommandeur der Reichswehr. Oberst von Bafsewitz, der zu seinem Emp fang sämtliche Orden angelegt und ihm zugesichert Hab«, er werde der Presse „verbieten", sich mit ihm zu beschäftigen. Me Wirlschaftsverhanolungen in Paris ^ S Pari», 10. Juli. Trotzdem dt« beiden Handelsdelegationen in »<>, letzten Tagen unter Zuhilfenahme von Tag- und Nacht sitzungen verhandelt haben, steht es heute morgen noch keines wegs fest, ob es gelingen wird, in den nächsten acht Tagen ein Abkommen zu erzielen. Der Handelsminister Bokanowski hat heute Vormittag den Ministerpräsidenten über den Stand der Verhandlungen unterrichtet. In dem hierüber ausgegebenen französischen Kom munique wurden die Vcrhandlugn mit Deutschland als außerordcntllich schwierig hingestcllt. Von Beginn der Besprechungen an habe Frankreich alle seine Karten aufge deckt und in sehr eindeutiger Weis« zu verstehen gegeben, was cs fordern müsse und zu geben habe. Diese sich hieraus er gebenden leichte» Verhandluiigsmöglichkciten hätten Lei der deutschen Delegation nicht Vorgelege». Fast stündlich hätten die Mitglieder der deutschen Delegation neue Instruktionen aus Berlin erhalten und sich in der Verpflichtung befunden, lausend der deutschen Regierung in Berlin zu berichten, welche ihrerseits wieder Sachverständige zu Rate gezogen hätte. Hier durch seien die Verhandlungen erschwert worden. Wenn es Frankreich nicht gelinge, fo schließt das Kommunique, vor dem Auscinandergehen der Parlamentarier zu einem Abkommen I» gelangen, so hätte sich di« französisch« Delegation keinerlei Vorwürfe zu machen. Diese Art der Kritisieruug der deutschen Verhandlungs- Methoden in einem offiziellen französischen Kommunique ist zu mindest«» eine ungewöhnlich« Erscheinung. Wie weit di« französischen Vorwürfe gerechtfertigt sind, kann hier nicht beurteilt werden. Tatsache jedoch ist, daß in den letzten Tagen der Zustrom von Sachverständigen und Vertretern der Länderregierungen zu den jetzigen Verhandlungen tn Paris auf deutscher Seil« ungewöhnlich groß war und kaum dazu beigetragen haben dürfte, die Entschlußkraft der deutschen Delegation zu erhöhen. Dem französischen Kommunique ging wenige Stunden vorher ein anderes voraus, welches einige Einzelheiten über das jetzt zur Diskussion stehende neue Ab kommen enthält. Darnach wird über «in neues ergänzendes Provisorium verhandelt, rvelchce für die Dauer von drei Monaten berechnet ist. Von Tarifsätzen seien über 200 Positionen fest verhandelt worden. Diese Sätze liegen über dem heute gel tenden französischen Minimalzoll. Deutschland dagegen habe Ab striche von dem Generaltaris gemacht, welcher sonst angesichts des seit 30. Juni vertragslosrn Zustandes für di« Einfuhr sran- zöstscher War-« nack, D<»,tlchland anzuwendeu gewesen wäre. Wie wir hören, glaubt man auch hier an zuständiger Stelle keinen Grund für besonders großen O pt i m i sm u c in der Frage der deutsch-französischen Handelsvertragsver handlungen zu haben. Die Verhandlungen befinden sich jetzt in sein entscheidenden letzten Stadium, in dem es sich binnen kurzer Zeit Herausstellen muß, ob eine Einigung zu erzielen ist oder ob es bei dem am 1. Juli eingetretenen vertragslosen Zustand bleibt. Morgen abend, spätestens übermorgen, wird voraussichtlich das Ergebnis bekannt sein. Unser Pariser Korrespondent erwähnt die Anwesen heit von Vertretern der deutschen Länder unter den zahlreichen deutschen Delegierten. Die Beteiligung von Länderabgeordneten bei Handelsvertragsverhandlungen hängt mit unserer föderalistischen Verfassung zusammen. Schon seit den Zeiten des alten deutschen Zollvereins haben z. B. Bayern und Sachsen das Recht, bei Verhand lungen mit einem an Bayern oder Sachsen angrenzenden fremden Staat einen eigenen Vertreter zu entsenden. Die geschichtliche Pietät und di« föderalistische Verfassung irr allen Ehren I Weniger als irgend jemand, denken wir daran, die föderalistische Grundlage unseres Reiches anzu- tasten. Aber wir geben zur Erwägung, ob es nicht andere Möglichkeiten gibt, um die Wahrung der Interessen der einzelnen Länder bei Handelsvertragsverhandlungen sicher zu stellen, als die Beteiligung zahlreicher Delegierter der einzelnen Glieder des Deutschen Reiches bei schwierigen Verhandlungen im Auslande. Alle Kenner stimmen dar über überein, daß infolge des Mitwirkens von zu vielen Faktoren die Händelsvertragsverhandlungen für die be teiligten deutschen Stellen zu einer wahren Tortur ge worden sind und daß die legitimen Interessen der in erster Linie interessierten Wirtschaftskreise viel mehr Nachteile als Vorteile von dem komplizierten heutigen Zustande haben. Die so oft erwähnte Verwaltungsvereinfachung sollte auch an diesen Dingen nicht achtlos vorübergehcn, Volk ohne Golk Von Ella Mensch. t2t. Fortsetzung.) Indessen sagte er nur sachlich-trocken: ,Jm allgemeinen ja. Besonders wenn sie auf der Höhe stehen von dieser Senta Stahl." Nun wollte der Amerikaner wissen, ob die Künstlerin verlobt sei oder gewesen. „Meines Wissens weder das eine noch das andere," lautete die Antwort. „Eine so schöne Frau! Lady vom Kopf bis zum Fuß!" „Jawohl. Deshalb wird sie wohl sehr wählerisch sein. Wahrscheinlich will sie überhaupt nicht heiraten, sich aus schließlich ihrer Kunst widmen." „Das könnte sie ja trotzdem," meinte der Amerikaner und verstummte ganz plötzlich. Kalisch überließ ihn seinen Gedanken. Die unverhohlene Bewunderung der Vorzüge Sentas hatten ihm geschmeichelt. Er empfand eine gewisse Genugtuung in dem Bewußt sein, daß er bis heute der einzige geblieben war, dem diese stolze Menschenblüte sich erschlossen hatte. Ein gewisses Zärtlichkeitsgefühl wallte in ihm auf. Doch es hatte nichts mehr an sich von der heißen, verzehrenden Glut, in die er im Frühjahr seine Werbung getaucht hatte. Schade! Schade! sagte er sich. Allein Sentimentalität ist hier nicht am Platz. Eine arme Frau kann ich mir nicht leisten. Die Malerin befand sich in einer recht gehobenen Stim mung, als die beiden Herren sie verlassen hatten. Die Ehr erbietung, die sichtbare Bewunderung, die der Begleiter ihres Freundes ihr gezollt, hatten ihr Selbstvertrauen ge wirkt. Und daß sie nach langer Zeit wieder einmal vor Bert glänzen durfte als schöne und geistvolle Frau, hatte ihrer Weiblichkeit wohlgetan. Ihrer Beobachtung konnte es nicht entgehen, daß Berts Liebe zu ihr, wofc n sie noch bestand, durch di« Anerkennuna Dritter neue Nahrung erhielt. Mister Ebers war sehr zufrieden mit der Auskunft, die Dr. Kalisch ihm erteilt hatte. Auch ohne dessen Begleitung würde er demnächst Fräu lein Stahl seine Aufwartung machen. Es gab ja noch eini ges wegen des Bildertransports zu besprechen. Und dann plauderte es sich so wundervoll mit dieser Frau, die mit sicherem Auftreten so viel zarte weibliche An mut verband. Sie war auch eine Berufsfrau, aber von ganz anderem Schlage, als die Spezis, mit der Ebers all die Jahre hin durch in Berührung gekommen war. Einerseits war der amerikanische Mann stolz auf die große Selbständigkeit und Bewegungsfreiheit, die er den Fxauen eingeräumt hatte, andererseits befiel ihn eine gewisse Beklemmung beim An blick der Ausmaße, zu denen diese Rechte und Vorrechte ge führt batten. Bei sich zu Hause, und auf dem Kontinent aalt die Amerikanerin als der Typ der fortschrittlichen Frau an sich. Was sie wollte, geschah, was sie tadelte, war dem Untergange geweiht. Siegreich drang sie in alle Berufe ein, gleichviel, ob diese dem weiblichen Organismus zu sagten oder nicht. Mister Ebers hütete sich wohl, bei seinen Landsleuten ein Wort der Mißbilligung über diese Zu stände zu äußern. Aber er empfand es für seine Person als Wohltat, mit einer Frau zusammen zu sein, die keine Nei gung bezeigte, sich als Seeoffizier oder Kampfflieger aus zubilden, und bei der man auch sicher war, daß sie einen nicht von ihren Erfolgen im Weitsprung oder Weitschwim men unterhielt. Auf die Dauer verträgt der Mann diese Karrikatur seiner selbst schlecht. Allenfalls auf der Bühne, nicht im wirklichen Leben. Von den weiblichen Sporthelden wurde, soviel stand fest, die Grenzlinie zwischen den Geschlechtern, die der gute Geschmack von selbst herausfindet, nicht mehr genügend be achtet. Schade, daß der anglo-amerikanische Unfug auch auf Deutschland überzugreifen begann!. Dieses „Schade" würde Ebers noch vor wenigen Wochen niemandem, nicht einmal sich selbst, zugestanden haben. Er, «in Mann, der immer gewöhnt war, mit Tatsachen zu rechnen, und sich wenig um das Warum zu kümmern, hatte sich bei den bestehenden Verhältnissen weder schleckt noch wohl gefühlt. Sie gingen ihn persönlich insofern nichts an, als er gar keine Lust spürte, eine Frau zu nehmen. Die Untersuchung des Umstandes, daß die unverheiratete Amc- rikanerin meist ein frischer, prächtiger Kamerad, die ver heiratete dagegen meist ein sehr anspruchsvolles Geschöpf ist, hatte ihn nicht weiter beschäftigt. Erst seit der kurzen Bekanntschaft mit Senta Stahl ging ihm das Verständnis dafür auf, daß die Frau ihre größte Anziehungskraft bewahrt, wenn sie nicht in allem Imitation anstrebt. Wer wird träumen wollen von einer Frau, die sich wochenlang trainiert um den Kanal zu durchschwimmen oder als Lokomotivführer einen Schnellzug zu fahren?! Aber von der w.eichen hinneigenden Senta ließ sich im Wachen träumen. Der praktische Amerikaner ertappte sich jetzt öfters dabei, daß seine Gedanken von seinen weit ver zweigten geschäftlichen Unternehmungen abglitten und bei der Malerin verweilten. Das Wohlgefallen, das er an ihrer Person nahm, ver dichtete und steigerte sich bald zu unverkennbarem Liebes- gefühl. Zwar lag ejn solches Gefühl gar nicht im Programm der Geschäftsreise. Nmi es aber einmal da war, sah John Ebers nicht die Notwendigkeit ein, es zu verscheuchen oder dagegen anzukämpfen. Hatte er nicht ebensogut wie andere Anrecht auf ein bißcken Liebesglück! Daß dieses sich nicht bei günstiger Kon- junkturausnuhung einstellte, daß es jenseits der Zahlen, gewinnste lag, war ihm überraschend schnell klar geworden! Die Malerin war frei. Das hatte er durch Kalisch er fahren. Aber sie war vermutlich gebunden durch ihre Kunst. Die große Frage war nun, die, ob er, Mister John Ebers, dies Hindernis würde nehmen können. San t ein kaltblütiger Draufgänger, verfiel er in Zag« haftigkei , als es darauf ankam, der Künstlerin seine Her- zcnswün che zu erklären. Zwar war er Mannes genug, Bert Ka isch nickt um seine Vermittlung zu bitten. Als er seine Absicht anoeutete, hatte dieser nur gai» kurz hing^ warfen: ..Versuchen Sie doch Ihr Glück!" IFortsetzuna solo»