Volltext Seite (XML)
l-riprig uns Umgebung Deutsche Zerttralbücherei für Blinde Leipzig. 13. Juli. Der Verein zur Förderung der Deutschen Zentval- büchevei für Blinde zu Leipzig. Rotzplatz 11 (KrsÄhanpt- mannschast), hielt vor kurzem seine diesjährige Mitglieder versammlung ab. Di«e Benutzung der auf 16 000 Bände angewachsenen Zentralbttcherei ist auch im Jahre 1926 weiter gestiegen. Nicht weniger als über 3500 Blinde aus allen Teilen Deutschlands entleihen regelmäßig bei ihr Blindenschriften, und zwar entleiht im Durchschnitt jährlich ieder Leser nicht weniger als 15 Bände. Die Verleihung er folgt kostenlos und portofvei. Auch di« Zahl der Plarten- losen Druckgeräte d«r Bücherei, di« mit einer technisch be sonders k'istungsfährigen Blindendruckerei verbunden ist, konnte n.merdingS vermehrt werden. Zun eh inend fetzt sich auch die neue Leipziger Notenschrift für Blinde durch, die ein; Verbillignng der Herstellung der Noten für Blinde auf ein Siebentel der bisherigen Kosten gestattet. Di / Ein nahme' des Vereins haben sich 1926 »Hoben. Die Erfül lung aller berechtigten Wünsche der Blindenwelt erfordert aber den Beitritt aller am Blindenwesen Interessierten, insbesondere der zahlreichen Städte und Kreise, aus denen regelmäßig Blind« die Leipziger Zentralbüchersi benutzen, ohne dah dafür der Zentralbücherei irgendeine, wenigstens anteilig; Vergütung, zuteil würde. Vorsitzender des Ver eins i-st Kveishauptmann Marcus (Leipzig), stellvertreten der Vorsitzender Bürgermeister Kubitz (ve'pzig). ) Tödliche Gasvergiftung. Am Sonntagnachmittag wurde eine 25 Jahre alte Frau von ihrem Ehemann in der Küche ihrer Wohnung in der Bayerischen Strasse durch Leuchtgas vergiftet aufgefunden. Die Verunglückte litt öfters an Ohnmachls- ansüllen. Es ist anzunehmen, dah sie vor dem Gaskocher stehend von einem solchen Anfall überrascht worden ist. ) Feuer auf dem Bahngelände. In einen? auf dem zum Hauptbahnhof gehörigen Bahngelände am Plöhner Weg ge legenen Arbeiteraufenthaltsraum brach am 10. d. M. gegen 8 Uhr nachmittags Feuer aus. Vermutlich Ist es durch das Herausfallen von Kohlen aus dem Ofen entstanden. Der Raum ist vollständig ausgebrannt. Die Feuerivehr war etwa 2 Stun den mit Lösch- und Aufräumungsarbeiten beschäftigt. ) Fahrstuhlunglück. In einem Grundstück der Peters- strahe ereignete sich am Montag gegen 10 Uhr ein Fahrstuhl unglück. Der Fahrstuhlführer war im Begriff, den Fahrstuhl vom Erdgeschoß nach den oberen Geschossen zu fahren. Er öffnete die Außentür des- Stuhls im Erdgeschoß in der An nahme, daß der Fahrstuhl im gleichen Stockwerk stehe, griff nach dem Lichtschalter, um das elektrische Licht einzuschalten und stürzte auf den oberen Teil des im Kellergeschoß stehenden Fahrstuhls. Er erlitt Kopfverletzungen und eine Kniever- itauchung und wurde nach seiner Wohnung gebracht. ) Blitzschläge. Von deni Gewitter am Sonabend ist Leip zig durch einige Blitzschläge heimgcsucht worden. Am Nach mittag schlug ein Blitz in einen vor der früheren Heilanstalt Thonberg stehenden Baum: ein Blitz traf das Maschinenhaus der Wollkämmerei von Stöhr und Eo.; ein Maschinist wurdtz an beiden Armen verbrannt. Am Sonnabend früh schlug in einen Schornstein des Grundstücks Blumenstraße 12 der Blitz ein. Die Esse wurde zertrümmert. ) Von der Landesunlversität. Eine öffentliche Probevor lesung über das Thema „Die Blutgruppendiagnose als Beweis mittel in Vaterschaftsprozessen" wird der Assistent am Institut für gerichtliche Medizin der Universität Leipzig, Dr. med. Gott fried Raestrup, Freitag, den 15. Juli 1814 Uhr im Prüfungs- soale der medizinischen Fakultät Leipzig, Augusteum, zweiter Stock, abhalteu. — Der sächsische Minister für Volksbildung, Dr. Kaiser, weilte gestern in Begleitung des Ministerialdirek- tors Dr. Wölker und des Oberregierungsrates Dr. Uhlich ln Leipzig, in der Universität einen Besuch abzustatten. Nach dem Empfang durch den Rektor nahm der Minister an den Vor lesungen der Professoren Dr. phil. Everth (für Zeitungskunde) und Dr. phil. Keßler (Nationalökonomie) und Dr. med. vet. Nieberle (allg. Pathologie lind pathologische Anatomie der Tiere) teil. Die Rückreise nach Dresden erfolgte in den Nach- mitiagsstunden. Hi«mnitr, Lvicstsu, sftsuen Ueberslüssige Demonstrationen Plauen. 12. Juli. Am Sonnabend und Sonntag hielt der Rotsront- kLmpferbund in Plauen «in Gautveffen ab, zu dem sich mehrere tausend Teilnehmer, insbesondere aus Sachsen, Thüringen und Bayern, eingefunden hatten. Auch aus Ber lin war eine Gruppe Jugendlicher eingetroffen. Zu ernsteren Zwischenfällen ist es nicht gekommen, jedoch kam es an beiden Tagen zu Reibereien zwischen den Teilnehmern des Treffens und meist jugendlichen Andersdenkenden. Ins besondere die Berliner wurden beschuldigt, Passanten, die sich durch Worte oder Gebärden mißfällig über den Demon strationszug äußerten, vom Bürgersteig heruntergestoßen und verprügelt zu haben. Infolgedessen ordnete abends um 6 Uhr der Polizei di vektor Thoering die Zwangsgestellung der Berliner Teilnehmer durch die städtische Polizei an. Diese Verhaftung erregte großes Aufsehen. Hunderte von Kommuntster sammelten sich vor der Hanptwache an, um, allerdings vergeblich, die Freilassung der Berliner Roifront- kämvfer zu verlangen. Nach Feststellung ihrer Personalien wurden diese so rechtzeitig entlassen, daß sie rechtzeitig In ihre Heimat zurückfahren konnten. tz. Unwetterschäden. Den Blättern zufolge hat das Unwet ter am Sonnabenönachmittag auch das westliche Erzge birge schwer heimgesucht. In Mittweida wurden durch den Hagel zahlreicl>e Fensterscheiben und Schuppendücher zerschlagen. Es waren Eisstiicke in Größe eines Hühnereies zahlreich zu finden. Die ganze Ernte ist an vielen Stellen völlig vernichtet worden. Durch das Hochwasser der Zwickauer Mulde stand in Woikenburg und Hermsdors das Wasser in den Häusern bis zum ersten Stockwerk. Die Eisenbahnstrecke Penig—Waldenburg mußte vorübergehend gesperrt werden. Das Thierbacher Wehr ist durchbrochen worden. Auch in Mittelfrohna hat das Un weiter verheerend gewirkt. tz Ofenbauer-Tagung. Am Sonntag hielt der Verband der Arbeitgeber für das Osenbaugewerbe in C H e m n i tz seine 23. Haupt versammlung ab. 5lu§ 6er l-surilr l. Ein sozialdemokratischer Verstoß im ZIttaurr Stadt« Parlament. In d«r letzten Stadtperordnetensitzung richtete im Anschluß an das frevspvechende Urteil im bekannten Hokz- hofprozetz gegen den Holzhofinspektor Bogt der sozialdemo- kratische Stadtverordnete Schöning heftige Angriffe gegen den städtischen Rat und insbesondere gegen Oberbürger meister Zwiizgenberger. Seine Vorwürfe bezichtigten die verantwortlichen Behörden der ungenügenden Ueberwachnng ihrer Betriebe, die infolgedessen Unterschlagungen und ähn liche Verfehlungen leichter möglich machten, und warfen der Verwaltung eine verkehrte und falsche Personalpvlttik vor. Bürgermeister Kolzenbnrg und Oberbürgermeister Zwingenberger wiesen in längeren Ausführungen den sozial demokratischen Angriff zurück, ohne daß man zu einem Ergebnis gelangt wäre. Es ist vielmehr anzunehmen, daß di« Angelegenheit noch weitere Kreise ziehen wird. l Motorraduiifall. Der NcdnkiionSbote Albert Tkierack aus Dresden unternahm mit seiner Frau am Sonntag eine Fahrt mit dem Motorrad von Dresden nach Oybin. Bei der Einfahrt in das Banhncr Stadtgebiet wurden die Fahrer von einem,» in ra sender Geschwindigkeit nach dem Bahnhose eilenden Personenauto ge streift. Beide stürzten. Thierack wurde besinnungslos mit schweren Arm- und Bcinvcrlehnngen aufgehoben, seine Frau kam mit weni ger schweren Verletzungen davon. Beide wurden nach einer Dresd ner Klinik nbergefnhrt. Die Schuld an den, Unfall soll allein de» Kraftwagcnfübrer treffe». l. Theaterdirektor Karl Greiner gestorben. Im Alter von 68 Jahren verstarb in Zittauer StadtkrankenlMis infolge eines Schlaganfalles der Theaterdirektor i. N. Karl Greiner. Er l>ai von 1914 bis 1922 das Zittauer Stattheater geleitet und war erfolgreich als Direktor, Regisseur, Dramaturg und Schau spieler tätig gewesen. Unwetterschüden auch in Nor-böhmen Warnsdorf, 12. Juli. Das Unwetter vom Sonabend hat auch, wie teilweise be richtet, „n nördlichen Böhmen viel Feld- und Flurschaden angerichtet. In Warnsdorf schlug der Blitz sechsmal ein. Alle Exerzmen Josephinrnftist Dresden Im Josephinenstift, Dresden, Große Plauen,w« Straße iS, finde» im Juli und August folgende Exerzitien statt: Exerzitien für Pfarrwirtschasterlnnen 18. bt» 22. Juli; ebenda für Jungfrauen 23. bis 27. Juli; ebenda für Krauen 27. bi» 31. Juli; ebenda für Lehrerinnen 9. bis 13. August. Man bittet um zahlreiche Beteiligung. Anmeldungen obiger Adresse. Hoheneiche« Exerzitien für Priester in Hoheneichen Post Pillnitz 25. bis 29. Juli, : für Herren 1. bis 5. August. Um zahlreiche Beteiligung bittet der Vorstand des Exerzitien- hanses. Kloster Grüfsan Vom 4. bis 8. August finden im Kloster Grüssan reli giös-philosophische Vorträge für Gebildete statt. Programm: Einleitungsvortrag: 4. August, abends 8 Uhr. 5., 6., 7. August Vorträge: 8, 10,30, 3,15, 5.30 Uhr; abend» 8 Uhr: Aussprache. 8. August: früh 8 Uhr: Schlußvortrag. Thema: „Die Seele." Zweck: Vertiefung in den letzten Fragen. Teilnehmer und Teilnehmerinnen: Alle, denen es um eine tiefere Lebensauffassung zu tun ist. — Ort der Vorträge: Kapitel« saal des Klosters. — Honorar: Ein Beitrag »ach Belieben zur Wie derherstellung des Klosters. Vortragender: P. Prior JustinnS Al« brechi O. S. B. Anmeldungen: Kloster Grüssan, mit Angabe, ob das Kloster auch für Wohnung und Verpflegung sorgen soll. Schlüge ivaren aber kalt und verursachten nur Schaden ourch entstandene Löcher in Giebel, Dach und Wände, sowie Zerstö« rung der Lichtleitung. In Seifhennersdorf i. Sa. trat die Mandau aus und nahm viel Heu mit. Die Anschwellung war die Folge eines Wolkenbruches im Rumburg-Ehrenbergev Gebiet. Dort wurde viel Feldschaden angerichtet. Der Hagel zerschlug viele Fensterscheiben und richtete großen Schaden an Obstbäumen an, hatte er doch die Größe von Kirschen und Nüssen. Von vielen Bäumen wurden ganze Aeste abgeschlagen. In Zeidler und Ehrenberg drang das Wasser des Wolken, bruches in die Häuser und Stallungen. Das Vieh mußte aus den Ställen geführt werden. A» der Mündung der kleinen Eulan in die Elbe ist der große Damm. 60 Meter lang in die Fahrrinne gespült, so laß die Schiffahrt stark behindert wurde. Zentnerschwere Blöcke liegen im ganzen Tale. Das alte Bett ist verschwemmt. Eemrinetr- un«> VereinLv««i s Pfarrerciiiweisung in Mittweida. Am Sonniag, den 3. Juli wurde der neue Seelcnhirt der Gemeinde Mittweida, Pfarrer I. Harimann, durch Erzpriester Neugebauer (Chemnitz) in feier licher Weise Angeführt. Das Gotteshaus prangte ln festlichem Blu menschmuck, ln dem sich die zahlreiche Gemeinde und die katholischen Verbindungen „Burgundia" und „Arminia" zur Teilnahme an der Feier eingefnnde» hatten. Vor der Einführung wurde dem neuen Pfarrer im Konferenzsaal mit Blumen und Worten das Vertrauen und die Freude der Gemeinde zum Ausdruck gebracht. Kleine Blu- menstreukinder, lilientragende Mädchen und vier junge weißgekleidete Mädchen, die auf weißen Seidenkissen die Kirchenschlüssel »nd Sym bole des Priesters trugen, begleiteten den neuen Pfarrer zum Altar. Erzpriester Neugebauer richtete nun herzliche Worte der Begrüßung an den Pfarrer und ermahnte zugleich die Gemeinde, durch Ver trauen zu einem harmonischen Gcmcindelcbcn beizutrage». — Der neue Seelenhirt von Mitiweida dankte in seiner kurzen Ansprache für den guten Empfang und in herzlichen Worten des geschiedenen Herrn Pfarrers. Für die Gemeinde sprach Herr Direktor Stein egger zum Schluß der schönen Feier nochmals dem neuen Pfarrer da» Vertrauen der Gemeinde ans und gab dem Wunsche Ausdruck, daß er recht viele Jahre segensreich in der Gemeinde Mitiweida wirke» möge. Wetterbericht -er Dresdner Wetterwarte Witterungsaussichten. Warm. Wolkig bis zeitweise ziem lich heiter. Neigung zu ürtlick,«» Gewittern. Vorivieaenh schwache Luftbewegung. Garlen der Kindheit. Von Friedrich Schnack. Der Garten der Kindheit ist «in verschollener Garten, hinter ei,r-ai alten kühlen Haus mit grünen Läden. Sein eisernes Törchen schwärzte der Rost langer Jahrzehnte, die steinernen Stufen, von Gras und Löwenzahn überwachsen, wurden von zahllosen Sohlen ausgetreten. Brennesselbüsche, auf denen im Somnier die schwärzlichen Raupen der Tagpfauenaugen kriechen, umgiirten den Zaun und stehn mit ihrem grünen Feuer wie schlichte, aber grimmige Wächter vor den Pfosten der Tür. Wer geht da ein und aus, in diesem Augenblick? Welcher Mensch, welches Kind? Es ist lange her, seitdem wir das Törchen öffneten und untertauchten in dem grünen und blumenbelenchtenden Zauber- gehcge, Blüten unsere Wangen streiften und Blätter über unse rem Scheitel wehten, von Aesten, die noch immer ihre süßen Fruchte tragen, von Bäumen, immer noch schattend und geheim nisvoll in der brütenden Stunde des hohen Miu„,>s. Das Erinnerungsbild dieses alten Kindhcitsganens ist aus einem Glanz gewoben, als wäre der Garten ein Traum ge wesen, eine Ahnung, oder eine Wildnis auf einem Stern, den wir vor unserer Geburt durchzogen. In diese,» Bild leuchtet ein unvergängliches Grün, ein himmlisches Rot, ein äthergleiches Blau.. Durcheinandcrlodernd schimmern »nd träumen diese Farben, als wären sie nicht von dieser sterblichen Erde. Leicht und beseelt sind sie, wie der Farbenduft der Schmetterlings flügel, die an einem Maienmorgen aus dem Herzen einer tau feuchten Blume aufflattern, und am Abend schon ihren zartesten Schmelz verloren haben. Denn flüchtig sind di« Tag« ^es Kind heitsgartens, unwirklich fast, märchengleich. In der Frühe flammte darin di« Sonne mit einem hei ligen Osterfeuer. Alle Büsche tönten von den Klängen der Zaubervögel. Mittags erstarrte in ihnen das Schwelgen, von blauen und grünen Fabelfliegen durchsurrt, abends hing ein runder großer Mond darüber, golden wie ein Kürbis oder wie ein« Kinder!«lerne von gelbem Papier. Welcher Engel trrrg sic tzurch dl« Finsternis der Bäume, aus den«" di« reiten Früchte dumpf In den Rasen schlugen? Nachts funkelte er blau, stein schwarz, kristallen. Wasser gingen und redeten endlos, und ihr Plaudern floß tief in den Kinderschlaf und wandelte sich im Traum zu einer schönen, klaren Stimme, wie sie die Mutier hatte. Das Wasser ist verrauscht, die Rede ist verronnen und viele Mütter sind tot! Ausgeträumt ist die Kindheit, aus Kindern wurden Leute: sie sitze» in Geschäftshäusern', machen Abschlüsse, schreiben Rechnungen, halten Reden in Dersamm- lungssälen, steuern Maschinen — und haben ihren Garten vergessen. Sie haben das Bild verloren und das Wesen. Die Kindheit ist von ihnen abgefallen, wie ein verbrauchtes Kleid, wie ein Zustand, den sie nach Jahren nicht mehr begreifen. Und war doch ein Leben! Sie sind gestorben, wiewohl sie weiterleben. Wärest' sie es einmal, die durch die Somincrlauben liefen, von Lichiflnmmen umhuscht, von Blättern gestreichelt, von Blumen geliebkost? Neigten sie ihr Gesicht über den duftenden Kelch der Lilie, deren Blutenstaub ihnen die schmale Lippe gclb tupfte? Haben sie von den Aepfeln des reichsten Baumes geschmaust?. Vorbei! Aber der alte tiefe Karte» lebt noch. Noch immer rauscht sciu Wipfelreich, grünt sein Gras, blüht seine Wunderblume. Das Törchen kreischt noch in den Angeln, wenn cs eine kleine Hand öffnet, die später einmal in Versammlungssälen heftige Gesten macht, Rechnungen schreibt, Abschlüsse tätigt, Maschinen steuert — noch immer schießen die Vreimesjeln auf, Wächter au verwitterten Pfosten und Nahrung für künftige Tagpfauenaugen und Füchse, noch murmeln die Wasser und klingen über in die Seele eines Kindes, das friedlich entschlummern kann, wie ein Blatt des wilden Weins am Zaun, wenn die Nacht herausstcigt und der Garten zu einem Geheimnis wird, mondfahl und kristallen, übersprüht von Millionen Sternen. Am Morgen erwacht das Kind und stürzt mit einem Jubel laut hinein in die dampfenden Gewächse, zu Vergißmeinnicht und Silbererzen, zu Farn und Pfingstrose», zu allen blühenden Wesen, die aus ihren unterirdischen Wurzeln heraufwnchseu. Tag um Tag, Jahr um Jahr Ihm, dem unbekannten Kind, dessen Sühlen Uber das Gras huschen und dessen Ohren auf die Lockrufe der Vögel lauschen, ist der Garten noch lebendige Wirklichkeit. Mitten in seinem Paradies lebt es mit Blumen und Faltern, Spielen und Ge fährten. Uns aber, die den Garten verlassen, aoer mcyr vergehn haben, ist er ein tiefes Zeichen, er ist das Gleichnis unserer eigenen Jugend, di« unser« spät« Sehnsucht, bitter und süß, heraufbeschwört, und doch nichts anderes erweckt als «inen un» fc-ßbaren Schimmer, einen unschmeckbaren Duft. Pläne zur Thüringischen Geschichtsforschung. Auf der kürz lich in Paulinzella abgehaltenen Hauptversammlung des Thürirz« gischen Geschichte- und Altertumsvoreins wurde das wissenschaft liche Programm bekannt gegeben. Es umfaßt «in Urkundenbuch der deutscheu Ordensballelen in Thüringen, ein historisches Orts- lexikon, eine Landesbibliographie und eine Geschichte der Landes- untversität. Eine Arbeit des verstorbenen Prof. Hembach- Weimar über die Thüringischen Schloßbauten des 17. Jahr hunderts soll mit Unterstützung der Notgemeinschaft für dis deutsche Wissenschaft erscheinen. Das Thüringische Wörterbuch, das in der letzten Zeit nicht weiter geführt worden ist, würde, in fünf Jahren fertiggestellt werden können, wenn ein ent», sprechender wissenschaftlicher Mitarbeiterstab zur Beifügung stände. Eine neue wissenschaftliche Zeitschrift in LHIna. Trotz der politischen Wirren hat vor kurzem in China eine neue wissen schastliche Zeitschrift erscheinen können. Sie wird von der chine sischen Gesellschaft unter der Redaktion chinesischer und englischer Gelehrter in Peking und Hongkong herausgegeben und soll vierteljährlich erscheinen. Die Artikel des ersten Heftes, das vor« . liegt, sind durchweg englisch, doch sollen auch solche in deutscher und französischer Sprache veröffentlicht werden: jedem wird ei» chinesischer Auszug beigesügt. Ein Kongreß der lateinischen Preß«. Gin fünftägiger Kon greß der lateinischen Presse findet jetzt in Madrid statt. Dk» Sitzungen werdon in dem alten Senatspalast abgehaften, der lange außer Gebrauch war, aber aus diesem Anlaß wieder ge öffnet wurde. 60 Vertreter der verschiedenen lateinischen Län der sind anwesend, darunter Angehörige der Press« Frankreichs Italiens, Belgiens, Portugals und der Mittel- und DUdameri- kanischen Staaten. Man will eine geistige Gemeinschaft zwischen der Presse von Paris, Madrid u,id Ron» begründen und den Zeitungen des spanischen Amerika in ihrem Kampf gegen de» Nordamerika»iKben EiiNlnki anaedeihen lallen.