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Freltvg, den 2«. April 1S2- Nr. ov; Seite 4 Kulkurpolikik und Zentrum Abschluß -es Schulungskurses -er Zeukrumsorlsgruppe Dres-eu Der letzte Abend des diesjährigen Staaispolitischen Kursus der Dresdner Zeulrunisortsgruppe war außerordentlich gut be such!. Apotheker Tränk» er. der den Vorsitz führte, wies in seiner Begrüßungsansprache daraus hin. das, auch in diesem Jahre der Besuch der Kursusabende ständig gewachsen sei. Die Einrichtung der Unterrichtskurse Hab« sich also vollauf bewährt Pfarrer Dr. Iakubasch erhielt dann das Wort zu seinem Referat über „Kulturpoli tik und Z e n t r u m s pa r t e i". „Dieses Thema", so führte er aus, „ist wohl das wichtigste unserer Vortragsreihe, die nacl>- einandcr Außenpolitik, Wirtschaftspolitik und Sozialpolitik der Zentrumspanci dargestellt hat. Die Kulturpolitik l)«t von An fang an im Mittelpunkte des Wirkens der Zentrumspartei ge standen. Die Zentrumspartei t>at durch ihre Tätigkeit aus die sem Gebiete dem deutschen Volke reiche Kulturwerte gerettet, Sie im Sumpfe des Materialismus zu versinken drohten. Schon der Ausruf des katholischen Wahlvereins von 1848 enthalt ein kulturpolitisches Programm: Freiheit des Gewissens und der Kulte, Unabhängigkeit jeder Kirche vom Staate! Schon dieses Programm aber tritt nicht etwa einseitig für die katho lische Kirche ein, sondern für die Freiheit und Rechte aller Kirchen. Dieser Grundsatz hat die Haltung der katholischen Fraktion im preußischen Landtage seit 1861 und dann seit 1871 die der Zenlrumssraktion im Reichstag bestimmt. Wenn die Zentrumssraktion sich In dem ersten Jahrzehnt des Reiches schützend gerade vor die katholische Kirche stellen mutzte, dann lag das lediglich daran, daß eben diese Kirche einem einseitigen Angriff des Staates ausgcsetzt ivar. Der Kulturkampf mar eine politische Katastrophe ersten Ranges. Er stellte den Versuch Bismarcks dar, auch die Kirchen dem System seines kleindeutschen Einheitsstaates anzu passen. Bekannt ist der Ausspruch Bismarcks: Wenn die katho lische Kirche altkatholisch geworden sei, dann würden die pro testantischen Kirchen auch altkatholisch werden können. Der Versuch, die Kirche und ihre Gläubigen unter die Gewalt des Staates zu bringen, »ahm immer schärfere Formen an. Die (öewaltaktion begann mit der Beseitigung der katholischen Ab teilung iin preußischen Kultusministerium, dem Erlatz des Kanzelparagraphen und die Durchführung der staatlichen Schul aufsicht. Es folgte das „Iesuitengesetz" und die „Maigesetze", die durch Vorschriften über den Bildungsgang der Geistlichen alle „ultramontanen" Einflüsse auszuschalten versuchten. Entziehung der Bezüge, Haft und Landesverweisung wurde gegen alle Geist lichen durchgesührt, die sich diesen Vorschriften wiüersetzten. — Seit 1878 aber flaute der Kulturkampf ab, Bismarck hatte die Nutzlosigkeit seines Beginnens eingesehen. Der Staat nahm seine schärfsten Kampfmatznahmen zurück, 1882 wurden die Be ziehungen zwischen Preußen und dem Vatikan wieder hergestellt. Der Haltung des Zentrums, das mit unerschütterlicher Beson nenheit den Rechtsgedanken vertrat, ist es in erster Linie zu verdanken, daß dieser schwere Kamps durchgehalten werden konnte. Die Erlebnisse des Kulturkampfes aber haben nachgeivirkt bis aus de» heutigen Tag. Die Schlagworte voin „Ultramonta nismus" und von der „Reichsfeindschaft" der Katholiken sind heute noch lebendig. Sie haben im Kaiserreich sich auch nach den schweren 70er Jahren bemerkbar gemacht — wo es nur anging, versuchte man, das Zentrum, bis 1912 die stärkste Partei des Reichstages, auszuschalten — und sie bestimmen noch heute die feindselige Haltung namentlich der liberalen Kreise gegenüber jeder katholischen Initiative auf kulturpolitischem Gebiet. Dies ist auch der Grund, weshalb zwei kulturpolitische Fragen, das Reichsschulgesetz und das Konkordat, in der Oefsentlichkeit eine so heftige Debatte hcrvorgerusen haben. In der Frage des R e i ch s sch ul g e s e tz e s ist die Hal tung des Zentrums klar. Alle Parteien sind sich wohl dariLer einig, daß ivir leistungsfähige Selzulen brauchen. Die Schule kann kein Staatsmonopol sein, die Unterrichtssreihcit ist die Voraussetzung der Leistungsfähigkeit. Nach diesem Grundsatz fordert die katholische Elternschaft sür ihre Kinder die Be kenntnisschule. In dieser Schule sollen katholische, bekenntnis treue Lehrer die Kinder im Geiste der katholischen Weltanschau ung erziehen. Die anderen Schularten: die Gemeinschaftsschule, die der Auslassung des Liberalismus, und die weltliche Schule, die der Auffassung des Sozialismus entspricht, sollen daneben als gleichberechtigte Schulformen existieren. — Die bisherigen Entwürfe zum Reichsschulgesetz <der des Demokraten Koch, des Dcutschnationalen Schiele und des Demokraten Külz) konnten bei den bestehenden politischen Spannungen nicht zur Annahme gelangen. Um den Entwurf des neuen Innenministers v. Keu- dell sind schon jetzt, ehe der Inhalt des Entwurfes bekannt ge worden ist, die heftigsten Kämpfe entbrannt. Konkordat nennt man eine Vereinbarung zivischen dem apostolischen Stuhle und den einzelnen Staaten. Eine solche Vereinbarung stellt einen Vertrag dar, in dem die Fragen ge regelt werden, bei denen sich die Interessen von Kirche und Staat berühren. Eine solche Regelung ist ebensosehr zum Vor teile des Staates wie zum Vorteile der Kirche. Es ist bezeich nend. daß selbst der Führer einer liberalen Partei wie Dr. Stresemann sich s ü r ein Reichskonkordat ausgesprochen Hot. Die Debatte über Schulgesetz und Konkordat beweist, daß uns heftige kulturpolitisch« Auseinandersetzungen bevorstehen. Es wäre aber falsch, onzunehmen, daß in solchen Fragen sich die kulturpolitische Arbeit der Zentrumspartei erschöpft. Ebensosehr wie sür die Kirchen hat sich das Zentrum für Kunst und W i s se nscha fl eingesetzt, ganz besonders in den schweren Jahren nach dem Kriege. Freilich kennt das Zentrum auch in dieser Richtung kein Abweichen von seiner Weltanschauung: dos hat zum Beispiel die Debatte über das Iugendschutzgesetz mit aller Deutlichkeit gezeigt." Dr. Jakubasch schloß mit einem Appell au die Zuhörer, gerade der Kulturpolitik ihre Aufmerksamkeit zu widmen und die Zentrumsportei in ihrem Kampfe um eine christliche Kulturpolitik zu unterstützen. An das Referat schloß sich eine lebhafte Aussprache an. Herr Vogt führte mit ausgezeichneter Sachkenntnis iveitere Momente aus dem Kampfe an, der.»» 19. Jahrhundert gegen die katholische Kirche geführt worden ist. Wenn man heule von „In feriorität" der Katholiken rede, dann dürfe man nicht vergessen, daß die katholische Bevölkerung sich den Weg nach auswärts erst wieder habe erkämpfen müssen. Vor dein Reichsdeputationsaus schuh bestanden 16 katholische Universitäten in Deutschland, nach her keine einzig« mehr'Die Säkularisation habe die katholische Bevölkerung auf Jahrzehnte hinaus des größten Teiles ihrer Bildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten beraubt. Dr. Dom sch Ke machte aus eine Anfrage aus der Ver sammlung hin gründliche Ausführungen über die Frage des Konkordats. Muster weiterer Konkordatsabschlüsse werde für andere Staaten jedenfalls das bayrische Konkordat abgeben. In diesem Konkordat seien geregelt einmal ideelle Fragen, näm lich die Einflußnahine des Staates bei der Besetzung von Bischofsstühlen feine Regelung also, an der in erster Linie der Staat interessiert ist) und die Besetzung gewisser Lehrstühle an den Universitäten. Daneben aber auch materielle Fragen, vor allem die Ablösung der Verpflichtungen des Staates gegenüber der Kirche. Für Preußen und das Reich werde daneben auch die Regelung der kirchliclzeii Verhältnisse in den abgetretenen Gebieten eine Rolle spielen. Es sei töricht, zu sagen, daß dos Konkordat die Souveränität des Staates einschrünke, die Ein wirkung auf die Staalssouveränitüt sei in diesem Falle nicht größer als bei irgeneincm andere» Vertrage mit einer aus wärtige» Macht. Dr. Desczyk ivies daraus hin, wie falsch es sei, dem Zenlrum vorzuwerfen, cs lrcie ans kulturpolitischem Gebiete einseitig sür die katholische» Interessen ei». Das Zentrum be trachte die deutsche Kultur als eine Einheit, die aus jedem Ge biet zum lebendigen Ausdruck gebracht werden müsse. Für Kunst und Wissenschaft, sür die Pflege der kulturpolitischen Be ziehungen zum Auslaudsdeutschiuin, für einen unserer Kultur würdigen Lebens- und Bildungsstand der breiten Massen habe keine andere Partei in stiller Arbeit soviel getan wie das Zen trum. Die Tatsache aber, daß katholische Woltansclmuung und katholische Bevölkerung in Deutschland lange als zweitklassig gegolten hätten und für verbohrte Menschen heute noch gälten, 'ei eine kulturpolitische Schande sür Deutschland. Wen» das Zentrum gegen dieses schwerste Hemmnis sür die Fortentwick- ung eines gemeindeutschen kulturellen Lebens angekämpst habe, habe es nicht nur der katholischen Bevölkerung, sondern in erster Linie der deutschen Kultur einen Dienst erwiesen. Erzpricster Boden bürg mahnte zum Schluß in temperamentvollen Worten an die Lehre, die der Kulturkampf der katholischen Bevölkerung Deutschlands gegeben habe. Diese Lehre dürfe niemals vergesse» werden. Mit eiserner Energie müsse sestgehalten werden an der Bekenntnisschule, die die Grundlage des katholischen Lebens überhaupt sei. Die Stärke der Kulturpolitik des Zentrums sei ihre Logik, und die Logik werde sich durchsetzen. Der Vorsitzende Tränkner dankte dem Referenten und den Debatterednern mit herzlichen Worten und bat die Teil nehmer, die Früchte des Kursus in der politischen Kleinarbeit ouszutverlen. Eine geistig geschulte und politisch durchgebildele Wählerschaft sei das Fundament, aus dem über den Wechsel der Tagesereignisse hinweg das Zentrum seinen Gegnern standhalten werde. y-— Hops und Schwerl krstaufsichrui^ im Alberttheater Gutzlrows svülzer einmal berühmtes Lustspiel „Zopf u n d Sä) wert" gehört nach beinahe allen Literarhistorikern zu jene» Stücken des Dichters, die sich „bis aus den heutigen Tag" jung gehalten haben. Mir scheint das eine ziemlich gedanken lose Phrase zu sein. Dazu gehört m. E., daß man es auch spielt. In Dresden ist cs mindestens 30 Jahre nicht gewesen und auch ausivärts habe ich seit undenklichen Zeiten nichts von einer Ausführung ge!>örl. Demnach ist es ganz interessant, ein altes Stück wieder mal sehen und beurteilen zu können, ob sich der „Geist der Zeit" mit unserem Geschmack noch versteht. Das Thema — historische Episodik — macht dos leichter. Aber von der Fabel iveiß der Durchschnitts-Theaterbesucher doch schon gar nichts mehr. Das Thema ist der Sridatenkönig Friedrich Wilhelm I. Der junge Fritz hat den Erbprinzen von Bayreuth, seinen Freund, nach Berlin geschickt, um seiner Schwe ster Wilhelmine eine bessere geistige Ausbildung, als sie unter der Knute des Königs möglich ist, zu vermitteln. Aber Friedrich Wilhelm widersetzt sich dem Pione seines Sohnes. Jedoch der Erbprinz hat dabei Wilhelmine kennen und lieben gelernt. Da von würde nun der König erst recht nichts wissen wollen. Er Hot seine Pläne mit der Tochter — Oesterreich — und auch die Königin hat die ihrigen — England —. Das ist ein verjweisel- 1er Gegenmall. Aber der englische Gesandte Hotham wird des Erbprinzen Freund und besorgt ihm die Braut. Beim Tabaks- Kollegium kriegt man dcn Monarchen herum. Dieser wird frei lich kaum so darpestellt, wie wir ihn aus den inzwischen über ihn erschienenen Büchern kennen. Immerhin ist aber der Wider spruch zwischen dem Spietzerlich-Kleinlichen und dem Majestä tisch-Großen dieses seltsamen Monarch:n sehr gut gelungen. Die übrigen Figuren sind daneben ziemlich mäßig bedacht, auch se hen wir heute allerhand Langen in dem — schon z. T. verstaub ten — Stück. Und die konnte eigentlich die Regie fNeitz) teils mit Rotstift, teils mit Tempo beseitige«. Beides geschah leider nicht. Aber ein vergnügter nnd sympathischer: Theater abend blieb dennoch. Hanns Fischer als König fand die richtige Mischung aus Philistertum und Majestät. Er betonte lustspielmäßig das Kleinliche dieser Figur und hatte einen starken Er folg. Lotte Klein gab das verschüchterte Prinzcßchen, das kaum zu atme» wagt, wenn der Tyrann in der Nähe ist, sehr anmutig. Mar tens ivar der draufgängerische Erbprinz mit sehr schönen Mo menten in den Königsszencn, namentlich im Tabakskollcgium. De Königin Elisabeth Huchs ivar eine feine Eliarakter- studie. Den intrigierenden Hotham spielte KI inkowström Mit britisch-männlicher Ueberlegenhcft. Als Kammerdiener Evcrsmann zeigte Walüow wieder eine seiner trefflichen Stu dien. Schade, daß wir den Künstler bald verliere» sollen. In Episoden bleiben noch zu nennen Albert Willi, BendSy, vir hübsclp: Hcfdame des Frl. Meinz, Helene San er, Folk mar. Hermann Alberti hatte einige sehr gefällige DühncnbUlder den van „L-uise" nach vorhandenen hiwuigesügt. All« Faktoren vereinigt.'» sich also zu löblichem Tun. Aber ivic gesagt, an einem litt der Abend: Tempo, Tempo! Zck. MmsWe »es Leivzim seniim .7.60-4: Deutsche Welle Berlin 1900: Einheitsfurzschrift. 4.30-6: Konzert. 6.06-6.30: Bücherstunde. — 6.30-6.66: Deutsche Welle Berlin 1300: Englisch. - 7-7.30: A HLs- selbarth-Lhemnitz: Das Leben im Ackerboden und Boden- denkultur. -- 7.45—7.66: Rundfunkwettschrciben des Deut schen Stcnrar.rphenbun'i'es. iUe. von der Deutschen Welle Berlin 1300). — 8.15: Militärkonzert. — 10.15: Tanz musik. Berliner Senver 3.30: Frauenfragen und Frauensorgen: Hauswirtschaftliche Studienreise nach London, Paris, Brüssel. — 4: Ludwig Spitzer: Zimmerstraßc 00, Momentbilder eines Journa listen vom Berliner Kaufmannsgericht. — 4.30—6: Ber liner Funkkapclle. Anschl.: Ratschlage zürs Haus — Theater- und Filmdienst. — 6.20: Konstantin Jelitto: Der moderne Steingarten. — 6.50: Zoltan Glas): Die Bildberichterstat tung der heutigen Presse. — 7.15: Dr. Ludwig Eber- maher, Leipzig: Das künftige deutsche Strafgesetzbuch. — Rnndfunkfernwettschreiben des Deutschen Stenographen- bundes. — 8.10: Li-Tai-P«. Oper in drei Teilen von Rudolph Lothar. Musik von Clemens von Franckenstein. Leitung: Corneli» BronSgeest. Dirigent: Der Komponist. Der gestirnte Kimmel im Monat Mal Am 1. Mai abend 10 Uhr, am 16. Mai abends 0 Uhr und am 31. Mai abends 8 Uhr finden wir von dcn Zir- kuinpolarsteriicn Kapella im Fuhrmann in Nordwesten herabsteigend „nd das W der Kassiapcia in seinem tiefsten Stand über dem Nordhorizvnt. Im Nordosten erscheinen unter Wega sin der Leier) der Schwan (mit Düieb) und Atair (im Adler), während der Gr oste Bär nahezu im Zenit steht. Wenn wir den Schwanz des Großen Bären verlängern, treffen wir auf dcn rötlich- gelben Arktur, den hellsten Stern des Bvvies, und wenn wir den Bogen weiter führen ans SPica. Unterhalb der Jungfrau, gerade im Meridian, finden wir Vas kleine Sternbild des Naben, das nur im Frühjahr in den Abend stunden sichtbar ist. Am westlichen Horizont sind Stier, Zwillinge (Kastor und Pollux bilde» mit Mars ein Dreieck) nnd kleiner Hund im Verschwinden. Venns, die an der Wcstgrenze der Zwillinge mächtig strahlt, ergänzt die prachtvolle Sternverjammluiig. Die PIan « ten. Merkur ist für das bloße Auge unsichtbar. Venus erreicht im ersten Drittel des Monats ihre längste Sichtbarkcitsdancr. In Hellem Glanz (30mal Heller als Wega unser hellster Fixstern, strahlt sie bis gegen 11.30 abends am westlichen Himmel. Der Abstand zwischen Venus nnd Erde verringert sich im Laufe des Monats von 177 Millionen Kilometer auf 144 Millionen Kilometer. Ihr scheinbarer Durchmesser wächst von 14 aus 17 Sekunden an. Mars nähert sich der Venns. Ende Mai bilde» die beiden Planeten zusammen mit Kastor und Pollux eine prächtige Gruppe Heller Sterne über dem Westhorizont. Ende Mai geht Mars schon gegen 11.30 unter. Jupiter ist in der Stunde vor der Morgendämme rung tiies am Osthinnnel zu finden. Saturn geht anfangs um 9.30 zuletzt bald nach 7 Uhr abend auf und bleibt bis zum Morgen sichtbar. M o n d g«e st a l te n. Neumond am 1. nachm. 1.37, Erstes Viertel 8. Mai nachm. 4.27. Vollmond 16. Mai abends 8. Letztes Vistel 24. Mai vorm. 6.-33. Wolfgang Kleist. Hiermit sei aus die, jeden Donnerstag abends 8 Uhr bei klarem Himmel stattfindenden öffentlichen Beobachtungen am Fernrohr der Sternwarte Frantz, Dresden, Hofmannistr. 11, hiiigewiesen. Eintritt für Erwachsene 30 Psg. Schüler 16 Pfg- Dresden Keine Krast-roschken ab Freitag mehr Dresden, 28. April. Die Interessengemeinschaft der Kraft- öroschkenbesitzer teilt uns folgendes mit: Da eine Entschließung der Behörden, insbesondere des Arbeitsministeriums, auf den bereits ani 9. April 1927 gestellten Antrag auf VerbindliciKeits- erklärung des in der Streitsache des Kraftdroschkengewerbes er gangenen Schiedsspruchs immer noch nicht erfolgt ist, IgU am Dienstagabend die stark besuchte Versammlung der Kraftdrosch, keiibcsitzer einstimmig beschlossen, ab Freitag, den 29. d. Nt. die Fahr t« n der bisher noch laufen den Kraftdroschke» e i n z u st e l i e n. Dieser Beschluß ist auch deshalb mit gefaßt worden, weil auf verschiedenen Droschkenstandplätzen Nägel und Zivecken gestreut worden sind, um die Gummibereifung der Kraftdroschken zu beschädigen. Die in den Flugblättern der Arbeitnehmer und in der Dresdner Volkszeitung aufgestellten Behauptung, die Arbeitgeber hätten die Vermittlungsvorschläge des Arbeitsministeriums und der Un» parteiischen abgelehnt, entspricht nicht den Tatsachen. Diese Vor- chläge sind vielmehr von den Arbeitnehmern abgelehnt worden. Aus -er Ska-kverwattu K Tvesven, 28. April In seiner letzten Sitzung beschloß der Rat mehrere tncmzi'ftle Bewilligungen. So 66000 M. Stadt- anteile für dcn Ban einer Vorftutschleuse im Kaitzbachtal als Noistandsarbl.'it, 44 610 M. für den Umbau der Haus- 'ernsprechanlage im Krankenhaus Johannstadt, 12 000 M. Beitrag an den Zoologischen Garten für Besuch durch Vvlks- und Hilfsschulen u. a. Ferner wurde einem Beschlüsse der Stadtverordneten über erweiterte Gewährung von Stra- fenbahiifreikarten für Kriegsbeschädigte beiaetretc». Von der Staatlichen Wasserbauverwaltung ist eine Ncnderung der Hochwasserlinie der Elbe in den Fluren Dresden und Wachwitz erwirkt worden. Der Rat hat von einer Verord nung des Finanzministeriums hierüber Kenntnis genommen, die insbesondere eine Verdrückung der Hochwasserlinie ent lang der Hochuscrstraßc im Stadtteil Blascivitz und ebenso „Mensch unter Menschen" EapIIol Es gibt heute fast keine Film-Neuerscheinu»g mehr, die nicht als Weltereignis, als Höchstleistung angepriesen würde. Darunter leiden natürlich die wirklich guten Filme, zu denen unbedingt „Mensch unter Menschen" ge hört. „Nur" ein verfilmter Roman. Aber schon Viktor Hugo genießt durch ihn unter dem Titel „Les Miserables" Weltruf. Der Filmtitel „Mensch unter Menschen" ist sehr tvefsend gewählt. Ein Zuchthäusler, der zwanzig Jahre gesessen hat, kommt in die Welt zurück. Die Welt stößt ihn zurück. An all-m Türen wird er seiner Vergangenheit, wegen abgewiescn. Nur der ehrwürdige Bischof von Digne sieht in ihm den Menschen, den Bruder, speist ihn, beherbergt ihn, und als der dunkle Trieb den Unglücklichen doch ver leitet, den Bischof zu bestehlen, und als er daraufhin erneut von der Polizei ergriffen wird, bewirkt der Bischof seine Befreiung. Er habe ihm das alles geschenkt. Dieser Bischof vermag den Funken der Menschenwürde in dem Zuchthäusler zu entfachen. Seelenwandlung! Keine Sach« für >einen Film, wird mancher denken. Aber darin liegt das Große, die Eindringlichkeit und der ethische Wert dieses Fil mes, daß er mit diesen seelischen Problemen in bewunderns werter Weise fertig wird. Di« Handlung, die wir nur an gedeutet haben (der einstige Zuchthäusler wird dann Bür germeister von Montreuil, aber seine Vergangenheit kann ihm die Umwelt nicht verzeihen) reißt in allen ihren Tei len fort. Das Milieu der französischen Biedermeierzeit ist hervorragend getroffen und klassisch schön sind die land schaftlichen Aufnahmen dieses Filmes. Gemeistert aber haben die Probleme di« mitwirkenden Künstler, meist uns unbekannte Namen, aber Leistungen, die in jeder Hinsicht Anerkennung verdienen. Es tut so wohl, nach dem ewigen Verweilen deSFilin.es> in Palästen und Bars, beim Tanz und im Tingeltangel oder auch im Glanze militärischer Uni formen einmal in dieser ernsten Weis« in die Schattentrüfte des Lebens geleitet zu werden, zu den Bedauernswerten, die die Welt so oft nur mit Füßen tritt, die aber doch auch Menschen sind und nur an der Unmenrchlichkeit ihrer Mit menschen völlig zugrunde gehen. Dem zweiten Teil die. ses Filmes, der hervorragend geeignet erscheint, soziales und memchlichcs Verstehen zu fördern, sehen wir mit dem größten Interesse entgegen. —o—