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Deutsche Auswanderung nach Canada MöglichkeNen und Unmöglichketten ir. Winnipeg, Ende August. Wenn in Deutschland von offiziellen oder Regierungs- rrelsen zuweile» vor den Gefahren der Auswanderung gewarnt wird, so finden solche Aeutzerungen wenig Beach tung, ja man begegnet ihnen meist in den Kreisen der Aus wanderungslustigen mit unverhohlenem Mißtrauen. Hinter den erwähnten Mahnungen glaubt man sofort irgendwelche selbstische staatspolitische Interessen suchen zu müssen. Und doch wird der Deutsche im Ausland die Erfahrung machen, daß die amtlichen Aeutzerungen über die Auswanderung zumeist nicht ohne gewichtige Unterlagen erfolgen. So falsch gehandelt es nun aber auch ist, wenn man die amtlichen Verlautbarungen zur Auswanderungs frage leichthin in den Wind schlägt, so verkehrt ist es auf der anderen Seite, den prädestinierten Schwarzsehern Ge hör zu schenken, die von Menschenhändlern und Sklaverei rm Ausland flunkern. Wahrheit ist vielmehr, daß der deut- che Auswanderer weder den Himmel noch die Hölle in einer neuen Heimat finden wird, sondern daß er rechtschaf fen auf dieser unserer Mutter Erde im Schweiße seines An gesichtes sich sein Brot mehr oder weniger sauer wird ver dienen müssen. Was nun im besonderen die Verhältnisse in dem briti schen Dominion Lanada angeht, so werden darüber nicht minder widerspruchsvolle Lesarten verbreitet wie über andere Auswanderungsgebiete. Es liegt im Interesse unseres Volkes in der alten Heimat wie im Interesse unse rer Regierungs- und Auswanderungsstellen und schließlich nicht minder auch im Interesse der kanadischen Regierungs und Einwanderungsbehörden, über die kanadischen Sied« lungsbedingungen und -Möglichkeiten einen wirklich objek tiven Bericht zu geben. Lanada hat nach Ueberwindung der Folgen der kriti schen Kriegsjahre einen bedeutenden wirtschaftlichen und industriellen Aufschwung zu verzeichnen. Vermöge seiner schier unendlichen Flächen siedlungsfähigen Landes sind die landwirtschaftlichen Möglichkeiten noch zu einem guten Teil ungenutzt und unerschöpft. Was dem Lande fehlt, sind Menschen, die den Boden urbar machen. Aber nicht jede Sorte von Menschen ist dazu geeig net und fähig. Man braucht arbeitsame, zähe, ausdauernde Leute, die in der Lage sind, sich rasch zu akklimati sieren» sich auch neuen und ungewohnten Verhältnissen anzupassen. Die Organisationen der Regierung und die Eisenbahn-Kolonisation arbeiten deshalb mit Erfolg daran, hochwertiges Arbeitsmaterial in Gestalt von Farmern und Farmgehilfen ins Land zu bringen, und sie haben, um sich qualitätvolle Arbeiter zu sichern, eine Liste der „prekerrecl couvtrie 8", der bevorzugten Länder, aufgestellt. Auf dieser Liste befindet sich seit einiger Zeit auch Deutschland. Wie gesagt, waren die Bemühungen der kanadischen Einwanderungsorganisationen von Erfolg begleitet, von solchem Erfolg, daß ängstliche Gemüter bereits eine Zurück, drängung des englischen Elein ttes in Canada durch die Ueberflutung mit Einwanderern aus den europäischen Zentralstaaten befürchtet haben. Das ist natürlich Unsinn, ganz abgesehen davon, daß erfahrungsgemäß der kanadische Einwanderer infolge der weitherzigen und wahrhaft demo kratischen Gesetzgebung des Landes sich in verhältnismäßig kurzer Zeit als loyaler Canadier erweist, ohne deshalb im geringsten seine Sprache, Nation oder kulturelle Tradition verleugnen zu müssen. Immerhin genießen seit längerer Zeit die einwandernden Engländer aus dem „olcl country" weitgehende Vergünstigungen in Bezug auf Fahrpreise und Landerwerb. Als Haupteinwanderungsgebiet für Deutsche kommt fast ausschließlich der kanadische Westen in Frage, alio das Gebiet dsr drei Vrärievrovinzen Manitoba. Saskatchewan und Mberta. Bon diesen wiederum weist Saskatchewan die stärksten deutschen Siedlungen auf, und in der Hauptstadt Regina spielt das Deutschtum heute be reits auch kulturell eine bedeutsame Rolle. Die östlichste der drei Prärieprovinzen ist Manitoba mit der Hauptstadt Winnipeg, dem Eingangstor zum kanadischen Westen, der drittgrößten Stadt Canadas. In Winnipeg strömt das Heer der Auswanderer aus den verschiedenen Ländern zu sammen, hier befinden sich die Einwanderungs-Zentralen, von hier aus erfolgt die Bodenverteilung. Negierung und Eisenbahnkolonisation sind bestrebt, die Einwanderer mög lichst nach Sprache und Religion zusammenzuhalten, da man auf Grund solcher kulturellen und sittlichen Bindungen gute Erfahrungen gemacht hat. Darum sind gewisse Unter organisationen nach konfessionellen Gruppen gegliedert, wir haben die sogenannten „Boards", die gewöhnlich von einem Geistlichen der betreffenden Denomination geleitet werden. Die Hauptgruppen sind der mennonitische, der katholische und der lutherische „Board". Seit zwei Jahren existiert die „Canadian Colonisation Association", der die „Boards" angegliedert sind. Diese Gesellschaft hat in der kurzen Zeit ihres Bestehens über 2000 Familien auf west- canadischen Farmen untergebracht. Damit ist eine Land strecke von ca. 488 000 Morgen unter Kultur gebracht, ein Repräsentationswert von 3 000 000 Dollar pro Jahr für Westcanada. Diesen Kolonisten wurden übertragen: ver besserte Grundstücke im beiläufigen Werte von 20 000 000 Dollar, bewegliche Habe für etwa 3 000 000 Dollar, Land werte für etwa 16 000 000 Dollar und Gebäude für etwa 1 000 000 Dollar. In den ersten fünf Monaten des Jahres 1927 wurden von derselben Gesellschaft 321 Kolonisten familien angesiedelt und zwar auf ca. 85 000 Morgen Prioatland der Prärieprovinzen, gleich verteilt in Mani toba, Saskatchewan und Alberta. Nach Ausweis ihrer Bücher besitzt die Canadian Colonisation Association noch Siedlungsmöglichkeiten für 1032 Familien auf 250 271 Morgen Land. Die angeführten Tatsachen mögen ein« Auswanderung in das Riesenterritorium Canadas ziemlich aussichtsreich erscheinen lassen, aber ein Erfolg oder auch nur eine be friedigend« Tätigkeit wird sich kaum einstell«n, wenn nicht gewiss« Faktoren berücksichtigt werden, die eine ganz entscheidende Rolle spielen. Es kommt alles darauf an, daß man einen „richtigen Start" macht, wie man sich hier zulande ausdrückt. Ein falscher Start ist später sehr schwierig zu korrigieren und hat schon manchen, der mit den lautersten Absichten herüberkam auf eine schiefe Ebene ge bracht. Welches ist nun aber der „richtige Start"2 Der deutsche Einwanderer findet sich zunächst in Canada völlig anderen landwirtschaftlichen Verhältnissen und Bedingungen gegenüber als er sie von zu Hause gewohnt ist. Beherrscht er nicht wenig stens einigermaßen di« englische Sprache, so sind seine Möglichkeiten von vornherein enger umgrenzt. Ist er mit viel Geld gekommen, so wird er oftmals erst klug, nachdem er es teilweise oder ganz verloren hat. Fährt man durch das kanadische Weizenland, so sieht man zahlreich« Farmen, auf denen landwirtschaftliche Geräte und Maschinen verstreut liegen, verwahrloste Ueberreste von Enttäuschten, die den Mut verloren und ihr« Felder im Stich gelassen haben. Ist ein Landkauf ohne ge- naue Kenntnisse der Bodenverhältnisse, der Ver kehrswege und Umsatzbedingungen oder mit zu hoher An zahlung usw. erfolgt, so wird di« Enttäuschung gewiß nicht ausbleiben, aber es ist dann ungerecht, allerlei andere Umstände oder gar Personen und Organisationen für den Schaden verantwortlich machen zu wollen, nur nicht die eigene Unkenntnis der Verhältnisse. Wie also sokk man es anfimgen, um aks Farmer rn Tanada einigermaßen auf Erfolg rechnen zu können? Man soll vor allem ohne Illusionen und ohne Vor urteile herüberkommen, vielmehr mit dem Willen, unter den gegebenen, landesüblichen Arbeits- und Lebens bedingungen seine ganze Kraft einzusetzen. Das ist di« Grundvoraussetzung. Weiterhin soll der Einwanderei zunächst auf eigenen Landerwerb verzich- t e n u.id sich bemühen, an Ort und Stelle Erfahrungen zu sammeln, die ihm als Farmer zugute kommen. Er soll darum ein bis zwei Jahre als F a r m a r b e i te r sich ver dingen und soll dis schwere, aber gut bezahlte Arbeit nicht scheuen. Nach Ablauf dieser „Lehrzeit" mag er auf Grund seiner Erfahrungen einen eigenen Grundbesitz er werben. den er gegen geringe Anzahlung und zu günstigen Abzahlungsbedingungen leicht haben kann. Er soll sick zuvor über die Qualität des Bodens Gewißheil verschaffen, damit nicht eines schönen Tages sein« Aussaai durch die gefürchtete Saudistel verunkrautet ist. Er soll schließlich darauf sehen, in jedem Falle sein« wirtschaft liche Unabhängigkeit und Freizügigkeit zu bewahren. Er wurden in letzter Zeit einige bestgemeinte Versuche ge nossenschaftlicher Siedlungen gemacht. Sie haben sich nicht bewährt. So lobenswert der Versuch ist und so bestechend eine solche Siedlungsform sich, theoretisch betrachtet, am sieht, so sehr widerspricht ihre Verwirklichung den Gesetz mäßigkeiten und Notwendigkeiten des wirtschaftlichen Lebens. Das erstrebenswerte Ziel wird immer die Ein zelsiedlung bleiben, auf welcher der Farmer Her« seiner Arbeit und seines Verdienstes ist. Wir hatten Ge legenheit, Vergleiche zu ziehen, und wir werden nie ver gessen, welchen Aufschwung an Vitalität es für einig« schwarzwälder Bauern bedeutete, als sie nach ihrem Aus scheiden aus einer Eenossenschaftssiedlung sich mi tbeschei- oenen Mitteln ihre wirtschaftliche Freizügigkeit und Selb ständigkeit auf eigenem Grund und Boden wieder erwor ben hatten. Die Uebertragung industrieller Praktiken auf landwirtschaftliche Betriebe hat sich hier wie in anderen Beziehungen als ein Fehlgriff erwiesen. So mag nun der einzelne Auswanderungslustige selbst das Für und Wider erwägen. Wenn er kommt, so möge er «s tun mit möglichst viel Nüchternheit, ohne phantastisch« Hoffnungen und Erwartungen, aber mit dem festen Willen, 'einen Mann zu stellen und wenn nicht für sich elbst. so doch für seine Kinder einen gesicherten "ohlstand auf eigener Scholle in neuer Heimat zu bereit«». Der Mao«, der fel«en Hak verlieren wollte (Von unserer Pariser Vertretung.) Paris, 10. September Eine traurige, aber wahre Geschichte. Ein amerikanischer Reporter kabelte sie in diesen Tagen nach Paris. Mr. Murray, ein friedlicher Bewohner Lhikagos, wour« seinen alten Strohhut loswerden. Er ging in ein Hutgeschäft, kauft« sich einen neuen, bestieg frölich ein Taxi und warf seinen alten Hut durch das Fenster auf di« Straße. Er hatte aber nicht mit der Bereitwilligkeit der Straßenpassanten gerechnet, Mitmenschen einen Gefallen zu tun. Der Schutzmann ließ den Verkehr halten, und ein kleiner Junge bracht« freundlich den Strohhut seinem Besitzer zurück. Mr. Murray gab ober seine Pläne nicht auf. Am nächsten Morgen warf er entschlossen den Strohhut in den Fluß. Er kam vergnügt nach Haus« und glaubt« sich endlich von einem langjährigen Gefährten befreit. Aber welche lleberraschung! Kaum über die Schwelle seines Hauser getreten, fand er seine Frau in Tränen aufgelöst, und die Polizei stand vor seiner Tür. Die Stromwächter hatten den schwimmenden Hut aufgefischt und ihn seiner Frau überbracht, die nun nichts anderes glaubte, als daß ihr Mann Selbstmord begangen Hab«. Aber auch dies ging vorüber, und Mr. Murray versuchte zum dritten Male seinen Hut loszuwerden. Er warf ihn vom obersten Stock seines Hauses aus dem Fenster, aber der Wind erhaschte den Hut und trug ihn in da» ossen« Fenster Ler Markt von Athen Zu den neuesten Ausgrabungen. VIe Vereinbarung zwischen der griechischen Regierung unv oen amerikanischen Archäologen ii>der die Ausgrabung des Marktes bei der Akropolis von Athen ist nach langen Verhand lungen glücklich zustande gekommen, und diese umfassenden Arbeiten, die der Welt eine neue Offenbarung klassischen Lebens erschließen sollen, werden demnächst begonnen werden. Heber di« Aussichten dieser großartigen Unternehmung äußert sich nun ein hervorragender Fachmann, der Direktor der Grabungen der Akropolis, der griechische Archäologe Alexander Phila- delpheus, in einem Aufsatz der „Camoedia". „Ein großer Traum wird jetzt in Athen zur Wirklichreit", schreibt er, „man wird den berühmten „Kerameikos" ans Licht heben, den Mittel punkt, in dem sich das ganze öffentliche Leben dieser unsterblichen Stadt einst versammelte. Der Kerameikos war ein ausgedehnter Bezirk des alten Athen, der seinen Namen von den „Kera mikern" hatte, den Töpfern, die hier ihr Gewerbe ausübten. Bis in unsere Tag« hat sich diese Ueberlisferung erhalten, und noch heute findet man an dem Wege nach Eleusis entlang, an dem alten „Heiligen Wege", zahlreiche Töpfereien. Aber dieser berühmt« Bezirk war mitten durchgeschnitten durch die Stadt mauer, di« in aller Eil« von Themistokles erbaut, dann ver schiedene Male ausgebesscrt und schließlich im zweiten Jahr hundert vor unserer Zeitrechnung zerstört wurde. Seit dieser traurigen Zeit hat der Kerameikos keine glück lichen Tage mehr gesehen. Er wurde vielmehr begraben mit all seinen reichen und kostbaren Denkmälern unter einem Haufen von Schutt und Erde. Wie das römische Forum, das im Mittel aller und sogar bis zum Anfang des vorigen Jahrhunderts eine Weide war, aus der die Kühe sich nährten, so war auch der Kerameikos von Athen vollständig verschwunden unter einer Erdschicht, die bis zu sieben und acht Metern unter das Niveau der gegenwärtigen Stadt hcrabreicht. Man begreift, mit welchen Schwierigkeiten und Kosten die Aufdeckung der gegen,anhAschf Schwierigkeiten und Kosten die Aufdeckung eines so gewaltigen Raumes verknüpft ist. Di« archäologische Gesellschaft von Athen hatte seit 1862 einen großen Teil dieses Bezirkes ausgegraben, aber nur den „äußeren" Kerameikos" der außerhalb der Mauern lag. Dieser Teil war von den Athenern seit uralten Zeiten als Friedhof benutzt worden, denn man begrub svine Toten außerhalb der ^ .Stadtmauer. Aber den Kerameikos „innerhalb der Llaurrn", de« das eigentliche Zentrum d«r alten Stadt und den Markt von Athen bildete, hat man niemals systematisch durchforscht ai» war seit der byzan tischen Zeit «in dicht bewohnte» Viertel Philadelpheus erörtert dann die Schwierigkeiten, die sick) der Freilegung dieses Bezirks entgcgenstellten und die nun über wunden werden sollen. Es handelt sich um besonders bevölkerte Häuserviertel, die sich an den Abhang der Akropolis anschmieaen und deren Bewohnerzahl in den letzten Jahren durch den Zu strom der griechischen Flüchtling« aus Klein-Asien noch beträcht lich gesteigert worden ist. Damit wuchs zugleich der Preis der Häuser und der Wert des Bodens, die heute etwa zwanzig mal so hoch sind wie vor dem Krieg«. Die Amerikaner müssen also tief in di« Tasche greisen, um di« Besitzer zu entschädigen, und sie haben es zugleich übernommen, für neue Wohnungen der Entkigneten zu sorgen. Der Plan zur Ausgrabung dieses Be zirks bestand schon lange bei den griechischen Kennern, und Philadelpheus hat 1921 einen genauen Plan ausgearbeitet, der bei den Grabungen benutzt werden wird. Aber die griechisch« Regierung sah sich außer Stande, die Mittel aufzubringvn, und so mußte sie das amerikanische Anerbieten annrhmcn. ,D>i« Ausgrabungen", sagt der Verfasser, .werden den ältesten Markt der Athener umfassen, auf dem sich das Pryia- neion, die Tholos, das Bulentorion und ander« groszartig« öffent liche Gebäude befanden, die Plutarch eingehend beschrieben hat. Außer diesen Gebäuden aber wird man einen ganzen Wald von Statuen, Wcihgeschenken, Altären und anderen kostbaren Gegen ständen finden. Die Ernte wird sehr beträchtlich sein trotz der vielfachen Verwüstungen, Katastrophen und Räubereien, die Aihen und besonders dieses Viertel zu erdulden hatten. Der beste Beweis dafür ist die Probe, die wir bei früheren teilweisen Grabungen gemacht haben und hauptsächlich bei den gelegent lichen Ausschachtungen für Neubauten. Ganz in der Näh« dieser Gegend hat man vor 3» Jahren zwei neue Torbogen ans Licht gebracht, den des Attalus und den der Niesen, sowie später ein« Säulenhalle aus der römischen Zeit. Dabei hat man Hunderte von Statuen, von Skulpturen aller Art. von Inschriften und anderen Dingen gefunden. Vor kaum fünf Jahren entdeckten wir ganz in der Nähe der Thoseion einen Teil der Mauer des Themistokles, in di« zwei wundervolle Reliefs eingelassen waren, die heute der Stolz des Athenischen Nationalmuseums sind. Nach der Freilggjung wird die Akropolis noch «inen viel großartigeren Anblick daroieten. Wir dürfen aber auch nicht der niedrigen Häuser vergessen, di« jetzt der Spitzhacke verfallen und von denen manche geschichtlichen Wert und künstlerisch« Eigenart besitzen, denn in ihnen war der malerische Typus der byzantinischen und orientalischen Häuser erhalten, der von einer langen Periode der Geschichte Athens Kund« gab. Hier hatte man noch gang den Eindruck einer mittelalterlichen, fast orien talischen Stadt, utzd besonders entzückend sind di« kleinen byzan- tinrfchcn Kapellen, di« sich wie Schmuckstück« an den Fel» der Akropolis schmiegten. Aus diesen Stuft»«« wird letzt »on ««««» ein altes Leben emportteigen, das uns heute allerdings unendlich viel kostbarer sstl" Kongreß skr VererbungswWnschal» Berlin, 12. September. Im Langenheck-Virchowhaus wurde heute vormittag der vom 11. bis 18. September dauernde fünft« internationale Kon greß für Vererbungswissenschaft tu Gegenwart des Reichsinnen- minifters Dr. v. Keudell, des preußischen Landwirtschafts- Ministers Dr. Steiger sowie von Vertretern von Magistrat und Universität und in Anwesenheit zahlreicher Delegierter aus allen Teilen Deutschlands und des Auslandes feierlich eröffnet. In seiner Begrüßungsansprache führte der Vorsitzende Profes sor Erwin Baur aus, daß in den 16 Jahren, die seit dem letzten Kongreß in Paris verflossen find, die Genetik eine Ent wicklung durchlaufen Hab«, die wohl nur wenige vorausgeahnt hätten. Heute sei die Genetik ein« der wichtigsten biologischen Disziplinen geworden und habe größere und schnellere' Fort schritte zu verzeichnen als irgendein anderes Teilgebiet der Naturwissenschaften. Heute erscheinen in zwei Monaten mehr wissenschaftlich« Publikationen als es in der ganze» Zeit ogn 1906 bis 1911 gab. Die Fortschritte der theoretischen Genetik hätteno on Jahr zu Jahr mehr an Bedeutung für die Praxis gewonnen, und schon heute liefere sie die wichtigsten Grundlagen für ein zielbewusstes Vorgehen in Vevölkerungspolitik und Eugenik, und auf anderen Gebieten der Medizinischen Emission beruhe jeder Fortschritt in der Pflanzen- und Tier,zü<btung aus schließlich auf experimenteller gcnetikalischer Arbeit. Der großen volkswirtschaftlichen Bedeutung der Genetik entspreä^e nicht ganz, wenigstens in Europa, di« Stellung der Genetik als Lehr fach an den Universitäten und Hochschulen. Es fehle noch über all sehr an brauchbaren Forschungsstätten. Dankbar anerkannt wird aber, daß bei uns in Deutschland die maßgebenden Stellen volles Vertrauen zur Bererbungswissenschaft haben. Der Redner gedenkt dann weiter der verhinderten führenden Männer auf diesem Gebiet Conen», Johannsen und Dr. Hugo de Vries, an die Begrüßungstelegramme gesandt wurden, und ferner der durch den Tod entrissenen hervorragenden Genetiker, Mit dem Wunsche, daß den Arbeiten vollster Erfolg -«schie den sein möge, erklärte Professor Baur den Kongreß darauf für eröffnet. Reichsinnennnnistcr Dr. v. Keudell hieß sodann die Kongreßteilnehmer im Namen der Reichsregievung herzlich willkommen und Landwtrtischaftsminifter Dr. Steiger namens der preußischen Staatsregtrvung. Etadtmedlzinalrat Dr. v. Drigalski übevbracht« die Grütze der Stadt und. bemüßte dj« Teilnehmer al» Träaer de»