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stehen. Die Dame, die die geraubte Summe sortschaffte. ist auch verhaftet. Sie ist eine Jüdin. Türke,. — Nach einer Reuter-Meldung aus Lahor« sind unter der persischen Bevölkerung von Kerbet« bei Bagdad infolge türkischen Steuerplackereien Unruhen ausgebrochen. Ein persifcher Händler, der wegen Verweigerung der Steuer zahlung verhaftet und vom Kadi angespukt worden war, zog mit einer 2000 Mann starken erregten Menge zum englischen Vizekonsul, wo er Schutz suchte. Es ist amtlich nach Konstantinopel Bericht erstattet worden, worauf die Steuereintreibung vorläufig inhibiert wurde. Marott». — Die Angeras haben die alte Residenz Raisulis, Ai- nats, angegriffen und nach zweistündigem Gefecht viel Vieh wcggetrieben. Sie benutzten seine Abwesenheit in Arzila, um den Angriff zu machen. Raisnli hat sich selbst zum Statthalter von Arzila eingesetzt. Amerika. — Nach Meldungen ans Washington sieht die Regie rung den Konflikt mit Japan sehr ernst an. Man glaubt nicht, dah Mittel vorhanden seien, den Staat Kalifornien zum Nachgeben zu zwingen und daß er freiwillig Zugeständ nisse inacht, scheint ausgeschlossen zu sein. Nach den Draht meldungen der Morning-Post aus Washington antwortete Japan vor einigen Monaten auf die in milder Form ge machten Vorstellungen der amerikanipn Negierung gegen das Unterbleiben der Oeffnung der Mandschurei für den ausländischeil Handel in einer Weise, aus der zu entnehmen war, daß Japan, ohne gerade einen Bruch mit Amerika her- beiführen zu wollen, doch vor einem ernsten Zerwürfnisse mit der Union nicht zurückschrecke. — Nach dein offiziellen Berichte des Gouverneurs Ma- gooiii beträgt das kubanische Defizit bereits 4 000 000 Dollar. Ta hierbei ilidessen die Kosten der Revolution nur auf 5 300 000 Dollar veranschlagt sind, dürfte der Fehlbetrag noch erheblich höher ansfallen und damit die Rekonstruktion einer unabhängigen Republik geradezu ver eitelt sein. Die militärische Okkupation durch die Union ist jedenfalls bis nach dem Ende der Wahlen notwendig, der Wahltermin aber wird ivahrscheinlich erst Mitte nächsten Jahres stattfinden. — Der venezolanische Finanzagent in Pons erhielt, wie die „Franks. Zeitg." meldet, die Nachricht, daß Präsi dent Castro von Venezuela nach seiner völligen Wiederher stellung die Leitung der Geschäfte wieder übernommen habe. Dagegen veröffentlicht die Tribüne eine Meldung aus Philadelphia, die besagt, daß nach Depeschen aus Caracas Präsident Castro teilweise gelähmt sei, nicht sprechen und seinen Wünschen nur schriftlich Ausdruck geben könne. Castro geht damit um, Gomez zu bestimmen, auf seine Stellung als Vizepräsident zu Gunsten Alcantaras zu ver zichten, den Castro am liebsten als Nachfolger in der Dikta tur sehen würde. Alcantara liege mit einigen hundert Mann Truppen vor Caracas, und Gomez werde es auf einen Kampf ankommen lassen müssen, um sich des Amtes des Präsidenten zu sichern. Aus Stadt »nd Land. Dresden, den 30. Oktober 1S0S. Tageskalender für den 8l. Oktober. 1905. Manifest des Zaren betr. eine Verfassung. — 1902. f Dr. I. Lingens in Nacken, ehem Reichstags-Abgeordneter und Geheimkämmerer des Papstes. — 1857. Molrke wird Chef des preußischen Generalstabes. — 1848. General Windischgrätz und Banns Jellacic machen in Wien der Revolution ein blutiges Ende. 1. November. 1877. -f Generalfeldmarschall Friedrich Graf Wrangel zu Berlin — 1804. * Prinzeß Elisabeth von Hessen. Gemahlin des Großfürsten Sergius Alexandrolvilsch von Rußland. 1828 * Friedrich Haale zu Berlin, hervorragender Schauspieler der Gegenwart. — 1755. Furchtbares Erdbeben zu Lissabon. — S55. f Heinrich I, Herzog von Bayern zu Regensvurg. 2. November. l»89. Besuch des deutsche» Kaisers in Konstantinopel (2.— 0. Nov.) 1840. * Bischof Korum von Trier zu Wickerschweier, Elsaß. — 1810. Edikt betr. die Gewerbefreiheit. — 1766. * Feldmarschall Radetzky zu Trzebnitz in Böhmen. — 1755. * Marie Nntoniette, Königin von Frankreich. Tochter der Kafferin Maria Theresia. — 1739. * Karl DirterS von Dittersdorf zu Wien, trefflicher und fruchtbarer Komponist. —* Wetterprognose des König!. Sächs. meteoro logischen Instituts zu Dresden für den 3 l. Oktober: Wind und Bewölkung: starke östliche Winde, teilweise beiter. Nieder schlag und Temperatur: trocken, etwas kühler.—Witterungsübersicht in Sachsen: In Sachsen herrschen südliche bis östliche Winde und heiteres, kühles WNter. Unter östlichen Winden Fortdauer bei weiterer Abkühlung wahrscheinlich. —* Zu Ehren des Tages der in Cannes stattgefun- denen Vermählung Sr. König!. Hoheit des Prinzen Johann Georg mit Ihrer König!. Hoheit der Prinzessin Maria Immakulata von Bourbon-Sizilien vereint sich der König!, große Dienst heute abend 6 Uhr im Residenz- schloß zu einer Marschallstafel. —* Das Pfarramt der kath. Hofkirche teilt mit, daß am Allerseelentage die Amtshandlungen von 12 bis 2 Uhr sind, und am Sonnabend nur die dringlichsten Sachen und auch diese nur in der Sakristei erledigt werden können. —* Die deutschen Naturforscher und Aerzte halten im nächsten Jahre in Dresden ihre Hauptversammlung ab. Man rechnet auf die Teilnahme von gegen 3000 Herren aus allen Teilen Deutschlands. Ein vorarbeitender Aus- schuß ist bereits jetzt mit den umfangreichsten Vorarbeiten beschäftigt. —* Bevor die Eröffnung der Galerie Ernst Arnold ftattfindet, wird der alte Arnoldsche Kunstsalon in der Löwenapotheke noch eine bedeutende Ausstellung auf nehmen. Die hervorragendsten Vertreter der jüngeren impressionistischen Schule Frankreichs und Belgiens werden mit sorgfältig ausgewählten Werken einen Ueberblick über ihr Schaffen geben, daS sich trotz anfänglicher Anfeindung die Sympathie immer weiterer Kreise erobert hat. Da dieses Mal nicht weniger denn 134 Bilder u. s. w. gezeigt werden, so dürfte diese Ausstellung einen würdigen Ab schluß der langen Reihe bedeutender Veranstaltungen bilden, die in den letzten 15 Jahren an gleicher Stelle stattgefunden haben. —* In Altötling wurden kürzlich unter reger, andachts voller Teilnahme besonders der studierenden Jugend Standes- exerzitien abgehalten. Die „Leipziger Neuesten Nach- richten", die nicht leben können, ohne gegen die katholische Kirche zu Hetzen, knüpfen hieran folgende blöde Bemerkung: „Ein herrliches Bild für Gegenwart und Zukunft, das noch instruktiver wird durch die wunderbare soziale Ab- stufung, mit der die hochsoziale, den Kastengeist verabscheuende heilige Mutter Kirche die Gebets übung, den Andachtsdrill, unter ihren Gläubigen vornimmt; und ganz charakteristisch ist ferner die Willig- keit, mit der Schüler der Mittel- und Hochschulen sich anno domini 1906 wieder zur Gebetsmühle treiben lassen." — Natürlich ist es nicht Kastengeist, der die Leiter der Exerzitien bewogen hat, die Teilnehmer nach Ständen zu gruppieren, sondern lediglich die höchst einfache Erwägung, daß man jedem Stande etwas Besonderes und in einer für ihn verständlichen Form zu sagen hat. Das einzu sehen, geht über den geistigen Horizont der „Leipziger Neuesten Nachrichten" und ihres „fein gebildeten" Mit- arbeiterS, der durch die Wahl seiner Ausdrücke eine lach hafte Unwissenheit und einem Anstand dokumentiert, der sich in nichts von dem „Leipziger Volkszeitungston" unter scheidet. Pirna, 28. Oktober. Bei dem Bahnbau Weißig— Dürrröhrsdorf befindet sich zur Zeit eine große gewölbte Brücke ans Zementstampfbeton. die das Wesenitztal mit drei Oeffnungen überspannt, in der Ausführung. Die Brücke wird in bedenteirder Höhe über das Tal hinweg geleitet. Scbnitz, 29. Oktober. Tie SiaatsaMvaltschast zu Bautzen gibt bekannt, daß das Verfahren gegen den aus Hertigswalde gebürtigen Chauffeur Hermann Anrolf Michel, der den Hoclchnschwirt Külbel hier ermordet hat, er ledigt ist. Michel hat sich selbst entleibt und ist mit dem Selbstmörder identisch, der sich von der Elbbrücke in Schon darr hinabstnrzte, bei Zschieren als Leiche gelandet und auf dem Friedhofe in Kleinzschachwitz beerdigt wurde. Neustadt, 29. Oktober. Tie von rmserer sächsischen Landesversicherungsarrstalt er-baute Heilstätte für Lungen kranke inr Hohwalde bei Neustadt (Sachsen) wurde auf Ein ladung des Vorstandes der Versicherungsanstalt am vorigen Sonnabend von deir Mitgliedern des neu getvählten Aus schusses besichtigt. Ter Besichtigung wohnte bei als Ver treter des Königlichen Ministeriums des Innern und des Königlichen Landesversicherungsamtes Geheimer Regie rungsrat Dr. Lkrische. Leipzig-Plagwitz. Auf dem letzten Gemeindeabend er mahnte Herr Superior Schmittmann mit warmen, Väter lichen Worten die zahlreich erschienenen Pfarrkinder von Leipzig-West, das von den Vätern Ererbte heilig zu halten, zumal das schönste Vermächtnis, den Glauben Jesu Christi, den sichersten Trost in den Stunden der Trübsal. Die mit großem Beifall aufgenommene Rede wird in Ver bindnng mit den vielen anderen lehr- und genußreichen Darbietungen diesen Abend in guter Erinnerung halten. Eine zum Bau unserer Kirche, zu dem wahrscheinlich am Dreifaltigkeitsseste 1907 der Grundstein gelegt werden kann, vorgenommene Sammlung, hat den erfreulichen Be trag von 26 Mk. ergeben. Reichcnberg. In der Nacht zum Sonntag wurden in Pankraz die Privatverkänferin Liebig und zwei ihrer Kin der ermordet. Die bisher noch nnermittelten Täter raubten einen Betrag von 30 Kronen. Reichcnberg. In der Nacht zum Sonnabend brachen bisher nicht ermittelte Diebe in die Kirche in Christofs- grund ein und raubten daraus alles Wertvolle. Das Taber nakel und die Opfeistöcke wurden erbrochen, der Hauptaltar teilweise zertrümmert. (Weiteres .Aus Stadt und Land" in der Beilage.) BereinSnachrichten. § Leipzig. (Kath. Arbeiter-Verein.) Mitglieder unseres Vereins, die arbeitslos geworden sind, finden im Arbeitsnachweis des katholischen Arbeiter-Vereins, Lin- denau, Hebelstraße 26, p. r. schnelle Hilfe. (Weitere „Vereinsnachrichten" in der Beilage.) Vermischtes. V O r i e n t fa h r t c n 1907. Den bisherigen 18 Fahrten nach Aegypten—Palästina werden 4 weitere folgen. Die beiden nächsten beginnen am 6. Januar bezw. 17. März (Ostern in Jerusalem) in Genna, führen über Neapel, Athen, Smyrna, Beirut, Baalbek, Damaskus, mit der Met'kabahn über den Hanran und durch das Jarmnktal nach dem See Generzareth, Liberias, Kana, Nazareth, Haifa, Jaffa, Jerusalem usw. nach Unter- und Ober-Aegypten und werden mit den Dampfern „Therapia", „Kaiser Wil helm der Große" und „Hohenzollern" ansgeführt. Die 19 tägige Sonderfahrt nach Unter- und Ober-Aegypten zum Minimalpreise von 400 Mark beginnt am 10. Juli in Mar seille und die letzte Fahrt am 8. August in Konstantinopel. Alles Nähere ist ans dem Prospekt ersichtlich, der kostenfrei von dem Veranstalter der Fahrten, Herrn Jul. Volthausen in Solingen, zngesandt wird. Ne«e- »,m Tage. Berlin, 29. Oktober. Kassenränber Wilhelm Voigt wurde noch einem tveiteren Verhör unterzogen, in dem er über die Ausführung seines Köpenicker Nanbzuges ver schiedene neue Angaben machte. Zwei Tage vor der Tat war er in Nauen, um noch einige Offiziersstudien zu machen. Er traf dort 50 Stabsoffiziere, die die Fnnkcnstation b,- sichtigten, und es gelang ihm, als Zivilisten, mit hinein- zukommen. Nach der Besichtigung fuhr er nach.Hanse, nin sich dort ansznruhen und für den geplanten Stretch zu stärken. Am 16. Oktober, dem Tage des Handstreiches, stand er früh 3 Uhr ans und holte sich die Unisormstücke, die er in einem Paket ans einem Bahnhof zur Aufbewahrung ge geben lxitto, und ging damit nach der Jungfernheide, wo er sich die Unisormstücke im Freien anzog. Er sagte weiter, daß er später über die ganze Geschichte habe lachen müssen. Rechtsanwalt Dr. Schwindt wird die Verteidigung über nehmen. Infolge einer unvorsichtigen Aeußerung Voigts bei seiner Vernehmung fanden noch n>eitere Hanssuchnngen statt. Dabei wurde in einem Versteck noch ein größerer Geldbetrag gefunden, so daß die Stadt Köpenick noch nicht 400 Mark verliert. Gleiwitz, 29. Oktober. Airs dem Bahnhof m Zabrze wurde ein Waggon gepachteter russischer Schweme polizei lich beschlagnahmt. Er nx»r als Speck deklariert und nach Erfurt bestimmt. Als Absender ist der Großschlächter Groß in Zabrze, Obermeister der dortigen Fleiprinnnng, be zeichnet, der Mitglied der Verteilnngskommission ist. Die Bahnbücher tveisen nach, daß sck>o>r fünf derartige Waggons nach dem Innern Deutschlands gesclxffft worden sind. Ein Verfahren ivcgeir Betrugs wurde bereits envgeleitet. Hohensalza, 29. Oktober. In Lajewo hat ein Attentat ans den dortigen katholischen Lehrer Duczmol stattgefunden. Inr Hanse des Lehrers wurden nachts mit großen Steinen sämtliche Fensterscheiben zertrümmert, zu gleich wurde aber auch von der Hofseite ein scharfer Schuß in die Schlafstube des Lehrers abgegeben. Für die persön liche Sicherheit des Lehrers hat jetzt die Gemeinde Lajewo zwei besoldete Wächter anstelten müssen. Dabei gilt Dncz- mal als ein gesetzter ruhiger Mann, der sich bisher in sei nem Kreise der größten Beliebtheit erfreute. Frankfurt a. M., 30. Oktober. Nach einer Mel dung der „Franks. Zeitg." ans Newyork sind bei dein Eisen bahnunglück bei Pteasantville von 91 Reisenden, die sich in dem Zuge befanden, nur 25 Personen gerettet tvorden. Es sollen ganze Familien dabei umgekoimnen sein. Unter den Verunglückten werden auch folgende Deutsche genannt: Dr. Pank Felsberg und Frau, John Zinnnermann, Marta Heisch, Albert Kessel, Ella Nittenhofer und Tochter. Offenbacha. M., 29. Oktober. Nach dr „Offenb. Zeitg." ist der Lolmkampf in der Metallindustrie, bei dem 2000 Arbeiter teils die Arbeit niedergelegt hatten, teils ausgesperrt worden waren, heute ans grund beiderseitigen Entgegenkommens beendet toordcn. Feryville, 29. Oktober. Heute vormittag sind ailch die letzten Leichen in dem Unterseeboote „Lutin" auf- gefnndcn worden. Morgen vormittag wird eine Leichen feier für die Verunglückten stattfinden. Amsterdam, 29. Oktober. Nach einer Depesche des Telegraaf ans Batavia ist in Varnpn ans Celebes der Häuptling Pnangtika mit 900 Anhängern gefangen genom men worden. Dabei ist viel Beute in die Hände der Trup pen gefallen. Ka scharr, 29. Oktober. Die sterblichen Ueberreste Franz Rakoczis und seiner Erilgcnossen trafen in früher Morgenstunde unter dem Geläute sämtlicher Glocken und dem Salut von 24 Kanonenschüssen von Budapest kommend hier ein. Sie wurden nach dem Dome überführt und dort feierlich anfgebahrt. Die feierliche Beisetzung der sterb lichen Uebckrreste Rakoczis und seiner Erilgeiwsscn fand nachmittags statt. Abends war die Stadt festlich beleuchtet. Paris, 29. Oktober. Heute nachmittag wurde eill Miliisterrat abgehalten, auch die Unterstaatssetretäre beiwohnten. Minister Pichon leglc Etand der Dinge in Marokko dar. In Arzila scheine sich eine Neg^chg der Verhältnisse anznbahnen. Der Minister unterbreitete dann dem Ministerrat die Instruktionen, die er dem General Leantey durch den Generalgonverneur Jonnart zuznstellen Vorschläge bezüglich der Maßnahmen für die Sicherung der französischen Posten und zur Beruhigung der südalgerischen Stämme. Die Instruktionen wurden einstimmig gebilligt. Der Ministcrrat einigte sich sodann über die Maßnahmen zur Sicherung der Durchführung des Trennnngsgesetzcs, Kriegsmiuister Picgnart teilte mit, er habe die Grnndzüge eines Gesetzentwurfes zur Reform der Kriegsgerichte fest- gestellt. Ter Jnstizminister machte davon Mitteilung, daß er die GeneralstaatsaiNvälte angewiesen habe, energisch gegen die Lebensinittelfälschnngen, besonders auch gegen die Weinsälschnng vorzngehcn. London, 30. Oktober. Der „Times" wird ans Tanger gemeldet: An der Nachricht, dein Sultan sei von deutscher Seite j/in Darlehn bewilligt worden, ist kein wah res Wort. Tie deutsche Gesandtsclxift teilte den Behörden mit, daß sie bereit sei, in unverzügliche Beratung der ans dem Algecirasprotokoll sich ergebenden Einzelheiten cin- zutreten. Petersburg, 30. Oktober. Der erwartete Mas betreffend die Glaubensfreiheit der Sektierer ist heute ver öffentlicht worden. Er gestattet den Altgläubigen und an deren Sekten der orthodoxen Kirche, sofern ihre Lehren nicht gegen das Strafgesetz verstoßen, die Bildung von Kir chengemeinden, den Ban von Kirchen und die Wahl von Geistlichen. Washington, 29. Oktober. Wie nunmehr bekannt wird, werden nicht zwei, sondern vier Sachverständige zur Prüfung der Frage der Abänderung der von deutschen Exporteuren beanstandeten amerikanischen Zollvorschriften nach Deutschland entsendet werden. Ihre Abreise ist auf den 6. November festgesetzt. Kunst, Wissenschaft und Literatur. I Reich an schönen Darstellungen der Mutter gottes ist die Dresdner Gemäldegalerie. Die berühmtesten Meister des gläubigen Mittelalters oder auch der späteren Malerschnlen stellten ihr Genie in den Dienst der erhabensten Frau aller Zeiten. Ihre begeisterte Ver ehrung führte ihren Pinsel und schuf Meisterwerke. Unter den vielen Gemälden, die wir in der Galerie bewundern, nimmt das des italienischen Meisters Sassoferrato (Nr. 430 des Katalogs) einen hervorragenden Platz ein. Es stellt Maria mit dem Kinde in der Engelsglorie dar. Das prachtvolle Werk zeichnet sich durch eine tiefernste und doch minniglich-frohe Auffassung aus. Seliges Mutterglück liegt in dem Antlitz, das da das in ihrem Schoße schlafende Jesulein liebevoll betrachtet. Es liegt zugleich beilige Bewunderung und Anbetung darin ausgeprägt. Und die reizenden Engelköpschen betrachten das entzückende Schauspiel wie ihr Herr und Gott in der Gestalt eines hilflosen Kindes die Mutterliebe und die Liebe des reinsten Geschöpfes zu ihrem Schöpfer in einer Person genießt. Der Meister des Bildes heißt mit seinem Familiennamen eigentlich Salvi, wurde 1605 in Sassoferrato geboren und später nach seiner Vaterstadt also genannt. Er bildete sich in Rom und 'Neapel, namentlich 'nach Raffael. Domeni- chino, Reni und Albani aus und malte mit besonderer