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wiesen. die das Reich den Gemeinden gewiesen habe. Da» Reich habe in der richtigen Erkenntnis der Steigerung der Wohl, tohrtslasten für die Gemeinden die Erhöhung der Bier. Neuer. Erhebung der Getränke st euer und der Bür» gersteucr vorgesehen. Dies seien alles Steuern, die nicht populär seien Ausgabe des Rates sei es ober dasür zu sorgen, daß die Erwerbslosen nicht verhungern. Aufgabe des Rates sei es auch, sür Ordnung zu sorgen und dazu gehöre, daß die Ver sorgung der Erwerbslosen wenigstens mit dem Notwendigsten sichelgestellt werde. Dadurch sei der Rat. nachdem die Stadt verordneten die Steuer cbgelehnt hatten, zur Anrufung der Gemeindekammcr gekommen, die die Einführung der Getränke- stcuer angeorönet habe. Siadtrat Dr. Redde r wies als Leiter des Steueramtes noch darauf hin. das; er bereits im August und auch in der Folgezeit versucht habe, mit dem Verein der Dresdner Gast wirte in Verbindung zu treten und Verhandlungen zu führen, wie die Getränkesteuer am besten durchführbar gemacht werden könne. Mehrfache Einladungen habe aber der Verein abgelehnt. Es sei deshalb unberechtigt zu behaupten, dass di« Einführung der Getränkesteuer durch den Rat für die Gastwirte innerhalb zwei Tagen ganz überraschend gekommen wäre. Er wies weiter darauf hin. daß in der Stadt Köln bereits seit 1. August die Gemeindepetränkesteuer durchresührt werde, ohne das; sich irgend welche Anstände bei den Gastwirten oder beim Publikum er geben hätten. Der Rat würde alles tun, um Schwierigkeiten bei der Durchführung der Steuer zu vermeiden. Auf ihrer Ein führung und Durchführung müsse jedoch bestanden werden. Kommunisten. Sozialisten und Nationalsozialisten aus parteiepoistische» Gründen polemisieren in endlosen Ausführun gen gegen die Darlegungen des Staütrates. Die Sozialdemo kraten könnten sich garnicht genug darin tun. zu behaupten, daß sie diese Steuer als K u l t u r s k a n da l ansehen und da her ablehnen. Dabei ist es sehr interssant. daß der kommunal politische Beirat der Sozialdemokratischen Partei in Sachsen erst Anfang Oktober ausdrücklich betont hat. das man im Interesse der Wohlfahrtscrwerbslosen selbst an der Gsmeindegetränke- stener nicht vorbeikoinmen könne! Hier gilt es aber um die Gunst der Massen zu buhlen und deshalb kann man ruhig aqi. totorische Reden halten. In diesem Punkte sind sich Sozial demokraten. Nationalsozialisten und Kommunisten durchaus einip! Diese Beobacktunpcn können bei fast allen Vorlagen bch Kollegiums gemacht werden. Der Antrag der Nationalsozialisten wurde nach Schluß der Debatte anaenommcn. Die Gemeindekammer und das Mi nisterium des Innern wird sich wahrscheinlich nicht viel aus dmsem Beschlüsse der Stadtverordneten machen, der — wie der Oberbürgermeister Vlüher mit Recht ausführte — von keinem sehr großen Verantwortnngsbcwußtsein zeugt. Observ. vrerrlen unä Umgebung Ermätzigker Drokpreis für Erwerbslose Dresden, 11. November. In einer von etwa 700 Dresdner Bäckermeistern besuchten Versliminsung wurde gestern abend beschlossen, ab 17. November das Zweikilobrot an Erwerbslose für den verbilligten Preis von KV Pfennig abzugeben. Im Verlauf der Beratungen wurde betont, daß Dresden von allen 90 Großstädten im ganzen Reiche den niedrig st en Drotpreis hat. Er beträgt 61 Pf. für das Zweikilobrot (68 Pf. abzüglich 6 v. H. Rabatt). Auch nach der Senkung der Brotpreise in anderen Stadien, wie z. B. in Berlin, bleibt der Brotprcis in Dresden noch am billigsten. Bekanntlich ist vor nicht ganz zwei Wochen der Dresdner Brotprcis um 2 Pf. für das Zweikilo grammbrot gesenkt worden. Preissenkungen in den anderen Großstädten bedeuten also erst eine allmähliche Annähe rung an den niedrigen Stand des Brotpreises in Dresden. Es ist allgemein bekannt, daß auch die Spanne zwischen dein Mehl- und Brotpreis in Dresden am niedrigsten im Ver gleich zu den anderen Großstädten ist. Gursbrand bei Dresden Am Mo»!anabend kurz nach Einbruch der Dunkelheit färbte sich der Himmel südwestlich Dresdens glutrot. Der in- tensio« Feuerschein und vereinzelt sichtbar werdende «mpor- schlagende Flammen, ließen einen größeren Gutsbrand nahe oer Possendorfer Eisciibahnstrecke in der Gegend der Schächte rermuten. Das Schadenfeuer war kurz »ach 17.30 Uhr in der Scheune des Ob er na undorf er Freigutes ausgebro chen und hatte diese bald ganz im Flammen gehüllt. Als die Feuerwehr eintrai bildeten bereits Scheune und angrenzender Stall ein einziges Flammenmeer, so daß sich die Wehren zum größten Teil auf den Schuß des Wohnhauses und des Seitengebäudes beschränken mußten. Gegen 21 Uhr, nachdem die betroffenen Gutstcile Christliche Arbeiter un- Wirlschastsnol Lohnabbau — Preisabbau Dresden, 11. November. Der Landesausschuß der christlichen Gewerkschaften Ost sachsens hatte am Sonntag, den 9. November, die Vertreter und Ortsgruppenvorstände der verschiedenen Berufsverbände der christlichen Gewerkschaften des ostsächsischen Bezirks zu einer Bertretertagung eingeladen. Der Schriftleiter der christlichen Textilarbeiterzeitung, Herr Maier (Düsseldorf), erörterte in seinem grundlegenden Referate die Ursachen und die Entwick lung der deutschen Wirtschaftskrise. Seine Darlegungen zeigten insbesondere die Zusammenhänge der weltwirtschaftlichen Kri senentwicklung seit der Nachkriegszeit und die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaftslage von der weltwirtschaftlichen Konjunk tur- und Strukturentwicklung. Bei den notwendigen Maßnah men zur Behebung der deutschen Wirtschasisnot kann es sich deshalb nur um die Ueberwindung besonderer Sonderbelastungeiz und Schwierigkeiten der deutschen Wirtschaft handeln. Im Vor dergründe steht die ungerechte Reparationsbelastung des deut schen Volkes, die im nationalen ebenso wie im internationalen Interesse fallen muß. Der Redner ging sodann aus die inner wirtschaftlichen Schwierigkeiten Deutsch'ands ein und setzte sich mit den verschiedenen Fragen der Finanzpolitik und Sozial politik auseinander. Unter lebhafter Zustimmung der Bersamm- lung begründete er die Stellungnahme der anwesenden Ver- bandsvertreter zu den im Vordergründe der öffentlichen Dis kussion stehenden Fragen Lohnabbau — Preisabbau: Solange nicht eine fühlbare und der Senkung der Rohstoff- und Erzeuger preise entsprechende allgemeine Senkung der Kleinhandelspreise eingetreten ist, mutz eine Reduzierung der Löhne eine erneute Verminderung der allgemeinen Kaufkraft und damit eine Ver schlechterung der Wirtschaftslage mit sich bringen. Scharf wen dete sich der Redner in diesem Zusammenhang gegen die künst liche Hochhaltung der Preise durch Kartelle und Handel und ver langte ein entschiedenes Eingreifen der Neichsregierung in der Frage der Preissenkung. Seine Ausführungen klangen aus in der Forderung, das ganze deutsche Volk, alle Stände und Volks schichten in gerechter Weise zur Tragung und Ueberwindung der gegenwärtigen Wirtschaftsnot heranzuziehen. Mit lebhaftem Beifall stimmten die anwesenden Vertreter der christlichen Gewerkschaftsgruppen der Stellungnahme des Redners zu. Frl. Anna Fischer (Dresden) ging daraufhin in ihrem anschließenden Referat auf die soziale Lage der erwerbstätigen Frau ein. Ausgehend von der geschicht lichen Entwicklung der industriellen Frauenarbeit zeichnete die Nednerin ein Bild der heutigen Lage der erwerbstätigen Frau. Rund eine halbe Million erwerbstätige verheiratete Frauen sind in der gesamten sächsischen Industrie tätig. Die schädlichen Aus- Wirkungen der Fabrikarbeit der verheirateten Frau fanden in den Ausführungen der Referentin eingehende Würdigung Di, christlichen Gewerkschaften fordern und erstreben die Beseitigung der Fabrikarbeit der verheirateten Frau durch ausreichende Männerlöhne, die es dem verheirateten Arbeiter gestalten, seine 1 Familie selbst zu ernähren. — Nach dem Schlußwort des ersten Referenten über das kulturelle Streben der christlichen Geive.,1,. schäften wurde die Konferenz vom Versammlungsleiter ge schlossen. Die Gesundung der Reichsfinanzen In der Reihe der von der Reichszentrale sür Heimatdienst veranstalteten Bortragsreihe, i» der bekannt, lieh Prof. Dr. Dessauer am ersten Abend die Ursachen der Krise! im deutschen Wirtschaftsleben aufgezeigt hatte, sprach gesieui abend der bekannte Wissenschaftler Prof. Dr. Raab, Dies-! den, über die Gesundung der Reichssinanzen. In den Vordergrund seiner bedeutsamen Ausführungen stellte der Redner drei Grundfragen der Finanzpolitik: Sicherung des Haushalts g I e i chg e w i ch t s, lieber, c i » st i m in u n g der öffentlichen Ausgaben mit der Wirt, ichaftskraft und gerechte Verteilung der Belastung. Im einzelnen wurde dann der ordentliche Neichshaiishal! seit 1924 geschildert und im weiteren dargelegt, wie die vcrschie. denen Ausgabegruppen dauernd angestiegen sind. Mil! einer bloßen Verwaltungsreform sei dem Problem der Finanz, gesundung nicht gedient. Es komme vielmehr daraus an. d„ ^ Steuergesetzgebung so einzurichten, daß die Kapital bil- dung gefördert wird und der Sparer nicht sch lech, ter gestellt wird als der Verschwender wie gegenwärtig. Dos Ziel könne aber nur durch A u s ga b e n s e n k u u g er. recht werde». Allein könne ober das Reich nicht sparen. Des. halb müsse eine gemeinsame Verteilung der Einsparungen ans Länder und Gemeinden vorgenommen werden. In diesen Rahmen falle auch die Verminderung der persönlichen Vs> zöge und die Vereinfachung der Finanzverwaltung. Eine wesent liche Erleichterung der Wirtschaft bedeute eine angemessene B e st e u e r u n g. Zum Schluß ging der Redner aus das Finan.zprogramm der Rechsregierung ein. das er zur Sicherung des Haushaltes be- grüßte. Es müsse aber gefordert werden, daß die Ausgabe. Posten zum Teil elastisch gestaltet würden, wie beispielsweise auch in Sachsen, FMistelliing kleinerer Vermögen und Ent. lastung der produktiven Wirtschaft. — Der Vortrag wurde mit lebhaftem Beifall ausgenommen. vollkommen niedergebrannt waren, konnte das Feuer gelöscht werden. Da man bereits bei Ausbruch des Brandes in der Scheune, die im Stall befindlichen Tiere zu retten begann, sind keine Verluste an Vieh zu beklagen. Die Ermittelungen der Entstehungsursache wurden sofort ausgenom men. führten aber noch zu keinem abschließenden Ergebnis. Es wird Brandstiftung oder unvorsichtiges Um gehen mit Feuer vermutet. — An der Brandstelle waren die Feuerwehren von Freital, Rabenau, Freiberg und Coschütz tätig. : Todesfall. Geheimer Iustizrat Moritz Oskar Prölß ist, 67 Jahre alt, gestorben. Er war lange im juristischen Staats dienst tätig, von 1919 bis 1923 war er Vortragender Rat im Justizministerium. : Für Wohnungsbau in Niedersedlitz. Der Bezirksausschuß der Amtshauptniannschaft Dresden beschloß in seiner am Mon tag abgehaltenen Sitzung, daß der Bezirksverband die Bürg schaft für ein Darlehen in Höhe von IIS 900 RM., das der Ge meinde Niedersedlitz zum Bau von 30 Wohnungen ge nehmigt worden ist, übernimmt. — In anschließender nicht öffentlicher Sitzung behandelte der Bezirksausschuß zahlreiche Gesuche van Gemeinden um Bewilligung von Beihilfen zur Be schäftigung von Wohlfahrtserwerbslosen. d. In den Schrammsteinen abgestllrzt. Am Sonntagnach- miitag ist. wie aus Bad Schandau gemeldet wird, der Ämts- gcrichtsdirektar Ludwig Fuhrmann aus Leipzig beim Klet tern in den Schranimsteinen tödlich abgestürzt. Fuhrmann hatte eine Partie nach der Schrammstcinaussicht unternommen, von wo er aus etwa 40 Meter Höhe abstiirzte und mit zerschmetter tem Schädel tot liegen blieb. Es ist anzunehmen, daß der Ver unglückte infolge seiner Kurzsichtigkeit auf brüchiges Gestein getreten ist. Die Bergungsarbeiten, die sofort ausgenommen wurden, gestalteten sich überaus schwierig und konnten erst am Montag beendet werden. Wertvolle Neueinrichkungen -er B^rromäus-Bücherei Borromäusbücherei der Hof- und Propsteikirche, Dresden. Die Zentrale des Borromäusvereins in Bonn, Wittelsbnchoi- ring 9, hat in ihrer Standbücherei zwei wertvolle Neueinrichtun gen geschaffen: eine fremdsprachliche Bücherei und eine Blinden- bibliothek. Die fremdsprachliche Bleicherei, angegliedert an die Zentralstelle, bietet in über 2000 Bänden eine feine Auswahl der besten Werke französischer und englischer Literatur: auch dis neuesten Erscheinungen stehen zur Verfügung. Abonnements kön nen zu jeder Zeit begonnen werden. Da es von der Zentrale ausdrücklich erwünscht ist, beim erstmaligen Entleihen eins Empfehlung vom zuständigen Leiter des örtlichen Borromäus- vereins beizufügen oder die Bestellung von der Ortsbücherei aus vornehmen zu lassen, so sei hier nur ganz allgemein gesagt: Dis Leihgebühr wird errichtet in Form eines Abonnements. Ein: solche Abonnementkarte berechtigt zum Entleihen von vier Büchern: für die Dauer eines Vierteljahres beträgt die Gebühr 4 M., eines halben Jahres 7 M., eines ganzen Jahres 10 M. Tis Leihfrist eines einzelnen Buches ist 4 Wochen. Die Blindenbibliothek, etwa 1700 Werke umfas send. stellt einen großen Wert dar: sie ist angescrtigt von Dame», welche.sich selbstlos in karitativer Weise dieser überaus müde- vollen Arbeit unterzogen haben: karitativ wie ihre Mitarbeite rinnen will sie auch den armen Menschen dienen. Sie ist voll kommen leihgebührenfrei für unsere Blinden: selbst den Bücher transport von der Zentrale zum Entleiher trägt die Zentrale: der Entleiher braucht nur den Rücktransport der Bücher zu tragen: von Fall zu Fall trägt auch diese unsere Bücherei. Alles Nähere ist stets Donnerstags abends in der Zeit der Bücher- ausleihestundcn von 7 bis 8 Uhr zu erfahren. Schloßstrahe 32. 1 Dresdner Kunstausstellungen Die Galerie Arnold stellt zum ersten Male eine grö ßere Sammlung von Gemälden Xaver Fuhrs aus. Dieser modernste Maler des Städtebilds hat seinen eigenen eindring lichen Stil, der äußerlich mit Utrillo verwandt scheißt. Die Farbe ist mit Zurückhaltung und delikatem Raffinement gebraucht. Seine Gestaltung der Plätze, Straßen, Kirchen, Brücken zeigt einen großen Reichtum an temperamentvollen Zusammenhängen und individuellen Ausdeutungen. Die Bilder werden nur noch kurze Zeit zu sehen sein. — Neu ausgestellt sind Landschaften von Ludwig von Hofmann und ein ..Weibliches Bildnis" von Anson Grass. Zu den im Graphischen Kabinett ge zeigten Aquarellen ist eine Anzahl Aquarelle von HansMeid hinzugekommen. Sinz auf der Prager Straße zeigt eine außerordentlich interessante Kollektion Aquarelle und Zeichnungen von Max Psch stein. In der Hauptsache sind es nördliche Landschaften, voll Farbenfreude und herbem Leben. Klar ruhen die Boote mit ihren braunroten Segeln auf dem Wasser, schwer hängen die Herbstwolken über dem weiten Land. Prachtvoll die Zeichnun gen. meist wird hier mit wenigen Strichen eine starke Charak terisierung erzielt. — Auch Willy Iaeckel stellt hier eine Reihe von Bildern aus. Rotgelbe Tulpen und leuchtenden Mohn. Figu ren und Landschaften, Halbakte in warm schimmernden Tönen. Galerie Junge Kunst, Lüttichaustrahe 21. eröffnet am Dienstag, den 11. November, 12 Uhr mittag, eine Ausstellung von Gemälden und Graphik des in Ulm schaffenden katholischen Malers Wilhelm Geyer. Aus des Künstlers Zyklus „Die Pas sion" werden als Hauptwerk 11 Blätter zu sehen sein. Einfüh rende Worte zu dem Werk Wilhelm Geyers werden von dem Dresdner Maler Franz Frank gesprochen werden. In der Galerie Neue Kunst Fides. Struvestraße, spricht Freitag, den 14. November, abends 8 Uhr, Theodor Däubler Lb«r: Dl« visionär-philosophische Ide« de» „Nordlicht". M.R.W. M. R. W. Konzerte und Dorlräge Musik auf alten Instrumenten. Schon im vorigen Winter fand das Konzertieren auf alten Instrumenten durch Lotte Erden-Groll, Oskar Geier und Alwin Starke vielsei tigen Anklang. Es ist daher sehr zu begrüßen, daß diese drei ausgezeichneten Künstler auch in diesem Winter einen Abend mit Werken von Bach, Stamitz. Telemann und anderen boten. Unseren durch den Lärm und das Geräusch der „Neuen Musik" schwer gepeinigten Gehörsnerven bringt der liebliche und an mutige Klang des Cembalos, der Viola d'amour und der Gam- ben-Viola eine wohltuende Erholung. Man empfindet den Reiz eines Musizierens in der Zeit unserer Vorfahren mit besonderem Behagen und ist den Künstlern für den hochwertigen Genuß zu großem Danke verpflichtet. —n. Palmengarten. Walter Bachmann und Francis Koene sind wohl Künstler, denen virtuose Technik und bravouröser Glanz gewissermaßen zur zweiten Natur geworden sind. Für be sondere kompositorische Spezialitäten ist im Konzertsaale damit natürlich leicht Begeisterung zu erwecken. Aber diese beiden Musiker besitzen Eigenschaften, die viel höher an Wert sind. Sie schürfen in die Tiefe, um den tondichterischen Charakter und den geistigen Gehalt in voller Erfüllung auszudeuten. Eine hoch musikalische Intelligenz und ein feinfühliges Empfinden schaffen ein Erleben der Interpretationen. Und so verwuchsen sich in den Sonaten von Brahms, Beethoven und Franck jene musikalischen Werte, die nur individuelle Persönlichkeiten in die Waagschale werfen können. Es war ein ideales Genießen edelster Kunst —ei— „Vaganten. Schelm«, Toll« Kerl«" nannte Ludwig Hardt seinen Abend im Künstlerhaus. Er fand als Sondevveranstal- tung der Volksbühne statt und war vollkommen aiisvcrkauü. Der bekannte Vortragsmeister hatte es unter dieser Devise nicht schwer, ein buntes Programm zu sprechen und doch in liümi> lerischer Hinsicht keine Entgleisungen wogen zu brauchen. Einige gehaltvolle Sachen von Liliencron — vom „Steinkreuz" bis zur „Ballade in U-Dur" leiteten zu den geistreichen Sächel chen Peter Altenbergs über und dann erschien der Bann völlig gebrochen. Ringelnotz, Gottfried Keller. Rob. Walser, Anek doten aus Bürgers Münchhausen-Dichtung und von Heinrich von Kleist folgten. Fast am Schluß sagar Rilke und einige Exoien, wiewohl sie vom Programm nicht ganz gedeckt wurden. Hardt spricht so etwas über alle Maßen „gekonnt", er macht aus allem und jeden die wirksamsten dramatischen Erlebnisse, im heiter- sten Sinn« und hatte einen riesenhaften Beifall. Nicht gle ch wirksam erschien Wedekind mit Albumblatt und zwei Bruch stücken aus Nicolo und Franziska. Zch. valeska Gert, die Grotesktänzerin, ist «Ine bedeuicndc Künstlerin. Das wird auch der anerkennen müssen, der des „Häßliche" In ihren Schöpfungen nicht übersehen zu können glaubt. Es sind durchaus nicht Zugeständnisse an den Geschmack des Publikums unserer Tape, die sie machen will, sondern es ist das Heute, die heutige Welt von der Kehrseite, di« ihren aufs Feinste durchdachten und in ihrer grotesken oder paw- distischen Aufmachung genial gestalteten Tanzdichtungen zu grunde liegen. Und sogar Witze liegen der Gert! Von denen der nicht der schlechtest« ist, daß sie manche ihrer Grotesken so gestaltet, daß man st« je noch der persönlichen Einstellung des Zuschauers pro oder contra nehmen kann. . . . Nicht so stark die „Schlafwondlerin", wenn auch als Eharakterstudi« von Reiz. Poesivoll trotz allem die „persische Blume". Di« Gert kann, man sollt'» nicht glauben, auch di« Parodie noch parodieren, wie sie mit dem „Dirnenlied" aus der „Drelgroschenoper" br> wiesen hat. Den meisten Beifall hatten ober die älteren, schon bekannten Sachen, so vor allen „Elown" und „Koloratur sängerin". Hier ist schon die Imitation einer gequetschten Fistelstimme etwas Ueoerwältigende». DI« Veranstaltung ging im Rahmen einer Nachtvorstellung der Komödie vor sich uni hatte ein recht ansehnliche» Publikum ongelockt. Der verstäub- nlsinnlgen Begleiterin der Gert. Maria Kalamkaria», sei schließlich noch lobend gedacht. Zch.